Ernesto de Fiori

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Ernesto de Fiori (* 12. Dezember 1884 in Rom , Italien ; † 24. April 1945 in Sao Paulo , Brasilien ) war ein osterreichischer Bildhauer , Maler und Zeichner. [1]

1904
Rom (1907)
Meldebogen 1911 in Munchen mit leicht abweichenden Lebensdaten
Im Jahr 1917
Schreitender im Saal der Freien Secession bei der Großen Berliner Kunstausstellung 1921
Saudacao Hitler (1942)

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ernesto de Fiori war ein Sohn des aus Gorz stammenden osterreichischen Journalisten Robert de Fiori und der Deutsch-Osterreicherin Maria Unger. Er studierte von 1903 bis 1905 Malerei an der Akademie der Bildenden Kunste in Munchen bei Gabriel von Hackl . Nach seiner Ruckkehr nach Rom im Jahr 1905 ubte er seine Malerei und Lithographie , inspiriert vom Werk des deutschen Kunstlers Otto Greiner , aus. 1907 hatte er in der Villa Strohl-Fern ein Studio. Zu diesem Zeitpunkt malte er noch, erst im Sommer 1911 in Paris kam er zur Bildhauerei, fur die er bekannt wurde. Eine pragende und daher erwahnenswerte jahrelange Freundschaft entstand 1909 in Munchen zu Carl und Thea Sternheim .

Jungling (Nijinski) , 1914

In den Jahren von 1911 bis 1914 lebte und arbeitete de Fiori in Paris und verkehrte im Kreis der dort lebenden Schweizer und deutschen Kunstler und Intellektuellen. Er traf sich regelmaßig im Cafe du Dome mit Hermann Haller , Karl Hofer , Wilhelm Lehmbruck , Heinrich Ehmsen und anderen Kunstlern. In Paris entstanden auch seine ersten plastischen Arbeiten, welche er 1912 auf der ?Internationale Kunstausstellung des Sonderbundes “ in Koln zeigte. [2] Im Jahr 1914 nahm er teil am Salon des Independants und im April in Rom an der internationalen Futuristenausstellung in der Galleria Sprovieri.

Wahrend des Ersten Weltkriegs wurde er der Spionage fur Deutschland verdachtigt und 1915 in Frankreich kurzfristig inhaftiert. 1915 kehrte er nach Deutschland zuruck, nahm die deutsche Staatsangehorigkeit an und war bis 1917 Soldat.

De Fiori zog im Jahr 1917 nach Zurich und lebte dort bis 1921. Wahrend seiner Zeit in der Schweiz setzte er sich mit dem Dadaismus auseinander. Im Jahr 1921 zog er nach Berlin , hier wurde seine Kunst von der Neuen Sachlichkeit inspiriert; er schloss sich dort der ?Freien Secession“ an. Er betatigte sich als Feuilletonschreiber fur Tageszeitungen. Kunstlerisch hatte er Verbindungen nach Italien zum ? Novecento “.

Buste Louise Dumont , Theatermuseum Dusseldorf , 1927

In dieser Zeit, Mitte der 1920er bis Anfang der 1930er Jahre war Ernesto de Fiori in Berlin ein gefragter Portratist, leistete sich einen Essex . [3] Auf Vermittlung des Kunsthandlers Alfred Flechtheim , den er in Paris kennengelernt hatte, fuhrte er Auftrage fur Personlichkeiten des offentlichen Lebens aus Kultur, Sport und Politik aus. So waren seine Busten der Filmdiva Marlene Dietrich oder des Boxidols Jack Dempsey wegen ihrer ?spontanen Portratauffassung“ hochgeachtet. Aus dieser Zeit stammt auch die Bronzebuste von Louise Dumont , die 1955 in Dusseldorf ins Zentrum des Louise-Dumont-Gedenksteins gesetzt wurde. [4] Uber Flechtheim gelangte Fioris Selbstbildnis in Bronze von 1923 durch Ankauf von Karl Koetschau im Jahr 1924 in das Museum Kunstpalast . [5]

O brasileiro , Museu de Arte de Sao Paulo , 1938

Im Jahr 1936 reiste er aus familiaren Grunden nach Brasilien und ließ sich in Sao Paulo nieder, wo er Artikel fur italienische und deutsche Emigranten-Zeitschriften schrieb. 1937 wurde in der Nazi-Aktion ? Entartete Kunst “ mehrere Plastiken und Grafiken de Fioris aus der Nationalgalerie Berlin ( Kronprinzen-Palais ), der Skulpturensammlung Dresden , dem Museum fur Kunst und Heimatgeschichte Erfurt , der Stadtischen Kunstsammlung Gelsenkirchen , der Kunsthalle Hamburg und dem Museum der bildenden Kunste Leipzig und der Stadtischen Kunsthalle Mannheim beschlagnahmt, um sie anschließend, u. a. uber den Kunsthandler Bernhard A. Bohmer , auf dem internationalen Kunstmarkt zu verwerten. Einige der Werke konnten nach dem Ende des Nazi-Regimes sichergestellt und an die Museen zuruckgegeben werden. [6]

Im Jahr 1938 realisierte de Fiori eine Reihe von Plastiken, die er teilweise im offentlichen Auftrag erstellte. In Brasilien malte er in erster Linie und schuf nur noch wenige Plastiken (vor allem Portrats), teilweise wiederholte er alte Motive. Er lebte und arbeitete in Sao Paulo bis zu seinem Tod am 24. April 1945.

Seine Werke sind international bekannt; sie wurden zum Beispiel postum auf der documenta 1 im Jahr 1955 in Kassel gezeigt.

Zeichnungen und Aquarelle des Kunstlers wurden im Teilnachlass seiner zweiten Ehefrau, der Bildhauerin Marta Junghann [7] , mehr als 60 Jahre nach seinem Tod auf dem Dachboden eines bayerischen Gasthofes entdeckt. Werke daraus kamen im Dezember 2014 zur Auktion. [8]

Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Plastiken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1937 als ?entartet“ beschlagnahmte Werke de Fioris [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Plastiken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Weiblicher Halbakt (wieder im Museum der bildenden Kunste Leipzig)
  • Bildnis Marlene Dietrich (Gips bemalt 1931; WV Vierneisel 135; wieder in der Neuen Nationalgalerie Berlin)
  • Kniende (Stucco 1922; WV Vierneisel 31; beide Exemplare wieder in der Skulpturensammlung Dresden und im Museum der bildenden Kunste Leipzig)
  • Mann (Bronze 1918; WV Vierneisel 13; wieder in der Hamburger Kunsthalle)
  • Jungling (Bronze 1911, WV Vierneisel 4; wieder in der Kunsthalle Mannheim)

Druckgrafik und Zeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Schreitender nackter Mann (Radierung, 46,5 × 32 cm) [19]
  • Nackter Mann (Lithografie, 38,5 × 18,5 cm)
  • Schreitender (Lithografie, 41 × 30 cm)
  • Weiblicher Akt (Zeichnung)

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Emilio Szittya (1927)
  • Beatrice Vierneisel: Ernesto de Fiori. Das plastische Werk 1911?1936. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-496-01091-6 (Kunstlermonografie mit Werkverzeichnis der Skulpturen, erschienen anlasslich einer Werkschau im Georg-Kolbe-Museum , Berlin)
  • Pietro Maria Bardi : Ernesto de Fiori. Ulrico Hoepli editore, Milano 1950 (Katalog in italienischer Sprache, erschienen anlasslich der ersten posthumen Werkschau in Europa).
  • Ernesto de Fiori. Uma Retrospectiva: pintura, desenho e escultura. Curadoria Mayra Laudanna. Sao Paulo: Pinacoteca do Estado 1997 (Katalog in portugiesischer Sprache mit Schwerpunkt auf de Fiori's malerischem Schaffen im brasilianischen Exil 1936?1945)
  • Waldemar Grzimek : Deutsche Bildhauer des Zwanzigsten Jahrhunderts. Leben, Schulen, Wirkungen. R.-Lowit-Verlag, Wiesbaden, 1969 (Kapitel uber de Fiori, S. 135?142)
  • Alfred Kuhn : Die neuere Plastik. Von 1800 bis zur Gegenwart. Delphin-Verlag, Munchen 1922 (Kapitel uber Aristide Maillol, Ernesto de Fiori und Hermann Haller, S. 89?105)
  • Fiori, Ernesto de , in: Werner Roder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933?1945 . Band 2,1. Munchen : Saur, 1983, ISBN 3-598-10089-2 , S. 297
  • Annateresa Fabris: DE FIORI, Ernesto , in: Dizionario biografico degli italiani , vol. 33, 1987
  • Emil Szittya : Ernesto de Fiori . Mailand, 1927
  • Nicola Corradini: De Fiori, Ernesto . In: Allgemeines Kunstlerlexikon . Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker (AKL). Band 25, Saur, Munchen u. a. 2000, ISBN 3-598-22765-5 , S. 185 f.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Ernesto de Fiori  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Nach seiner Biographin Beatrice Vierneisel war Ernesto de Fiori trotz des italienisch klingenden Namens osterreichischer Abstammung.
  2. Katalog: Internationale Kunstausstellung des Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde und Kunstler zu Coln, 1912, S. 75
  3. In Dietzlers Auto-Adressbuch fur Gross-Berlin, Ausgabe 1934 , S. 364 ( Digitalisat )
  4. Bild: Louise Dumont Bronzebuste von Ernesto de Fiori, Kulturamt Dusseldorf (KA Kunst im offentlichen Raum)
  5. Buste Ernesto de Fiori Selbstbildnis 1923 , auf alfredflechtheim.com, abgerufen am 28. Juli 2017
  6. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  7. Junghann M., Bildhauerin (1909?1911) im Das Atelierhaus in Siegmunds Hof 11 ( Ausstellung “Zwischen Emanzipation und Assimilation, judische Kunstlerinnen und Kunstler in Tiergarten” )
  8. Newsletter Nr. 12, Juli 2014, S. 5 eines Munchener Auktionshauses ( Memento vom 9. August 2014 im Internet Archive )
  9. Stale Session. Abgerufen am 16. Marz 2022 .
  10. Stale Session. Abgerufen am 16. Marz 2022 .
  11. SKD | Online Collection. Abgerufen am 16. Marz 2022 .
  12. SKD | Online Collection. Abgerufen am 16. Marz 2022 .
  13. SKD | Online Collection. Abgerufen am 16. Marz 2022 .
  14. SKD | Online Collection. Abgerufen am 16. Marz 2022 .
  15. SKD | Online Collection. Abgerufen am 16. Marz 2022 .
  16. In Berliner Adreßbuch, Ausgabe 1931 , S. 188 ( Anhang Bildwerke )
  17. In Vorlagen fur die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin , Nr. 38, Ausgabe vom 28. November 1930 ( Digitalisat )
  18. Stale Session. Abgerufen am 16. Marz 2022 .
  19. Stale Session. Abgerufen am 16. Marz 2022 .