Friedrich Emil Rittershaus
, Pseudonym
Friedrich Emil Viggo
(*
3. April
1834
in
Barmen
(heute zu
Wuppertal
); †
8. Marz
1897
ebenda), war ein deutscher
Kaufmann
und
Dichter
. Er verfasste zahlreiche Erzahlungen, Gedichte und Romane. Bis heute bekannt ist er vor allem als Verfasser des
Westfalenliedes
. In den
Barmer Anlagen
, einem alten Park in Wuppertal-Barmen, steht ein lebensgroßes Rittershaus-Denkmal. Ein weiteres Denkmal steht in
Menden
an der Stadtgrenze zu
Iserlohn
an der Stelle, wo Rittershaus zu dem Text des Westfalenliedes inspiriert worden sein soll. Des Weiteren sind in etlichen Orten Straßen und Platze nach ihm benannt.
Emil Rittershaus war Sohn des im
Bergischen Land
zu burgerlichem Wohlstand gekommenen, evangelischen Bandfabrikanten Friedrich Rittershaus (1803?1885) und dessen Ehefrau Caroline, geborene Graan (1809?1840). Verheiratet war er mit Julie Hedwig Rittershaus, geborene Lucas (1834?1895), Tochter des Inhabers einer Zinn- und Metallgießerei in der
Mirke
zu
Elberfeld
. Mit ihr hatte er sieben gemeinsame Kinder: Anna (* 27. Januar 1858), Walther Adolf (* 4. August 1859), Helene Hedwig (* 12. November 1860), Alfred Emil (* 13. Februar 1863), Adele Lina (* 24. Dezember 1864), Hugo Julius (* 8. Mai 1866) und Adeline (* 29. Juli 1867).
[1]
Helene heiratete spater den Bildhauer
Fritz Schaper
,
Adeline
wurde als
Skandinavistin
und Vorkampferin fur das
Frauenstudium
bekannt.
1848 trat Rittershaus eine Lehre im vaterlichen Betrieb an. 1856 ubernahm er die Metallwarenfabrik seines Schwiegervaters Lucas und baute sie aus. Spater grundete und leitete er in Elberfeld (heute zu
Wuppertal
) seine eigene Firma
E. Rittershaus u. Cie.
, ein
Engroshandelsgeschaft fur Metallwaren aller Art
, als Handelsagentur mit regem Exportgeschaft in die Nachbarlander. Des Weiteren beteiligte er sich an einem Fabrikgeschaft in Barmen, was ihn um sein Vermogen brachte. Nachfolgend ubernahm er unter anderem mehrere Generalvertretungen von Versicherungsgesellschaften. 1871 wurde er Mitglied des Verwaltungsrates des
Bochumer Vereins
.
[2]
Obwohl er vor allem im Rahmen seiner kaufmannischen Tatigkeiten viel
reiste
, unter anderem durch die
Niederlande
, die
Schweiz
und
Deutschland
, blieb Emil Rittershaus zeitlebens sehr seiner
Heimatregion
verbunden. Mehrfach hat er zudem erklart, dass ihm die ?schongeistige Arbeit“ bedeutend wichtiger sei als der ?schnode Broterwerb“. Viele seiner Werke widmen sich dem Bergischen Land und dem
Rheinland
, aber auch
Westfalen
, insbesondere dem
Sauerland
. Daher wird er haufig als ?Heimatdichter“ bezeichnet. So verfasste er beispielsweise 1868 (vermutlich bei einem Besuch in
Iserlohn
) das
Westfalenlied
und am 6. Oktober 1872 zur Einweihung der Rudolfshalle am Hestenberg den Text des im Sauerland bis heute bekannten
Plettenberg
-Liedes
Plettenberg, Dir Lob und Preis
.
Unter anderem war Rittershaus mit
Ferdinand Freiligrath
und
Emanuel Geibel
befreundet, auch fuhrte er einen langeren Briefwechsel mit
Hoffmann von Fallersleben
. Um 1875 engagierte er sich fur den Bau eines Denkmals zu Ehren von
Annette von Droste-Hulshoff
in
Munster
.
Rittershaus verfasste fur verschiedene
Zeitschriften
Theater-, Kunst- und Ausstellungsberichte, Gedichte und sonstige Texte und trat als Rezitator auf. Er schrieb fur das Unterhaltungsblatt
Uber Land und Meer
und war uber mehrere Jahre hinweg Hauptautor der damals sehr popularen Wochenzeitschrift
Die Gartenlaube
. Dem Erfolg, insbesondere seiner Gartenlaube-Beitrage, verdankte er einen Großteil seiner Bekanntheit im ganzen
deutschsprachigen
Raum. Als Mitglied des
Deutschen Schriftstellerverbandes
setzte er sich ab 1894 offentlichkeitswirksam fur eine breite Volks
bildung
ein, damals eine noch ungewohnliche Forderung.
Nach seinem Tod erschienen Anfang des 20. Jahrhunderts schließlich einige seiner kritischen gesellschaftspolitischen Texte in der
Wiener
Zeitschrift
Blatter fur moderne Weltanschauung. Organ des Vereins ?Freier Gedanke“
.
Emil Rittershaus war
Freimaurer
-Bruder der Schwelmer Johannisloge
Zum Westfalischen Lowen
, der er u. a. ein eigenes Lied widmete; zudem hatte er enge Beziehungen zur
Bochumer
Loge. Belegt ist, dass er am 1. Juli 1877 die neuen Raume der Loge
Zur Deutschen Redlichkeit
in
Iserlohn
einweihte. Fur die Freimaurer verfasste er
Einer wehrt sich
, ein ?flammendes Gedicht“ gegen den
Bannfluch
des Papstes
Pius IX.
Dieser hatte 1864 einen Fluch gegen die Vertreter von
Gewissens-
und
Glaubensfreiheit
sowie gegen die Gegner der kirchlichen Gewaltausubung formuliert (Enzyklika
Quanta cura
und ihr Anhang
Syllabus errorum
vom 8. Dezember 1864). Bereits 1738 hatte der Papst
Clemens XII.
einen Bannfluch gegen die Freimaurerei erlassen, der von Pius IX. erneuert wurde.
Anlasslich des 200. Grundungstages der
Provinz Westfalen
erhielt das Theater
Freuynde + Gaesdte
den
Auftrag
, fur das
Museum fur Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund
ein ?Westfalenstuck“ zu entwickeln. Bei der
Recherche
zum Thema entdeckte der Theaterleiter
Zeha Schroder
, dass er selbst ein naher Verwandter des Schopfers des Westfalenliedes ist. Aus dem ursprunglich geplanten Regionaltheaterstuck wurde daraufhin eine sehr personliche Auseinandersetzung des Autors und Schauspielers mit seiner eigenen Identitat als Westfale und
Nachfahre
.
[3]
- Gedichte
. Trewendt, Breslau 1856 (
Digitalisat der 2., stark vermehrten Aufl. 1858
).
- Freimaurerische Dichtungen
. Findel, Leipzig 1870 (
Digitalisat
).
- Neue Gedichte
. Keil, Leipzig 1871 (
Digitalisat
).
- Zur Sedanfeier
. Taddel, Barmen 1875.
- Carl Siebel
:
Dichtungen. Gesammelt von seinen Freunden
. Herausgegeben von Emil Rittershaus, Grote, Berlin 1877 (Grote’sche Sammlung von Werken zeitgenossischer Schriftsteller, Band 8).
- Fur Oberschlesien
. Taddel, Barmen 1880.
- Am Rhein und beim Wein.
Gedichte. Keil, Leipzig 1883.
- Aus den Sommertagen
. Gedichte. Schulze, Oldenburg 1886.
- Buch der Leidenschaft
. Schulze, Oldenburg 1886.
- Theodor Mintrop
:
Konig Heinzelmann’s Liebe. Ein Marchen in 70 Bildern.
Poetisch eingeleitet von Emil Rittershaus, Reinhardt, Dresden 1875 (
Digitalisierte Ausgabe
der
Universitats- und Landesbibliothek Dusseldorf
).
- ↑
Nachrichtenblatt des Familienverbandes der Rittershaus, Nr. 6/7, Mai 1934
- ↑
Marco Rudzinski:
Ein Huttenwerk in der Gartenlaube. Adolf Eltzners Ansicht der Bochumer Gussstahlfabrik von 1875
. In: Ingrid Wolk (Hrsg.):
Hundert sieben Sachen - Bochumer Geschichte in Objekten und Archivalien
. 1. Auflage. Klartext, Essen 2017,
ISBN 978-3-8375-1869-6
,
S.
191
.
- ↑
Freuynde + Gaesdte > Opa Emil.
Abgerufen am 23. Januar 2023
.