Eduscho
ist heute in Deutschland ein
Markenname
der
Tchibo
GmbH
fur das gleichnamige
Kaffeemischprodukt
, bis 2022 bekannt als
Gala
. In
Osterreich
vertreibt die
Tchibo GmbH
zusammen mit der
EDUSCHO (Austria) GmbH
zwei
Marken
: Eduscho und Tchibo.
[1]
Vor der Ubernahme durch Tchibo 1997 war Eduscho in
Bremen
eine der großten deutschen
Kaffeerostereien
. Sie wurde 1924 von
Eduard Schopf
gegrundet, aus dessen Namen sich auch der Unternehmensname (Firma) herleitet (ursprunglich
eduScho
).
Eduard Schopf produzierte seit den 1920er Jahren
Rostkaffee
, der ausschließlich per Post direkt an die Endkunden verschickt wurde. Nach seinem Tod ubertrug seine Witwe Friedel Schopf 1935 die Generalvollmacht uber die Eduscho Kaffeerosterei und die Vormundschaft uber den damals sechsjahrigen Firmenerben Rolf Schopf auf seinen Geschaftspartner
Bernhard Rothfos
.
[2]
Kurz nach dem
Zweiten Weltkrieg
erfolgte die Neugrundung und die Fortsetzung der Direktbelieferung. In den 1950er Jahren ubernahm Sohn Rolf das Unternehmen.
Noch in den 1980er und 1990er Jahren war Eduscho einer der fuhrenden Kaffeeanbieter im Kooperationssektor mit kleinen, ortsansassigen Backereien. Diese als
Depots
bezeichneten
Laden im Laden
(
Shop-in-Shop
-Prinzip) bekamen im Zuge der Kooperation ein Kaffeeregal, regelmaßig auszutauschende Schaufensterdekorationen fur Aktionsware (?
Non-Food
-Artikel“, zumeist Bekleidung, Elektroartikel und Haushaltswaren) sowie eine beleuchtete Eduscho-
Außenwerbung
. So konnten die Kunden der Backerei gleichzeitig Backwaren und Kaffee kaufen.
Ein weiterer
Vertriebsweg
entstand durch den Betrieb eigener
Filialen
mit integriertem Kaffee- und Kakaoausschank an
Stehtischen
. Dort wurden durch eigenes Personal ausschließlich Eduscho-Produkte (neben Kaffee und Non-Food-Ware auch
Schokolade
,
Pralinen
und
Tee
) verkauft; ab 1969 auch in Osterreich.
In den erfolgreichsten Jahren des Unternehmens (1970er/1980er Jahre) verkaufte Eduscho in großem Stil und zu sehr gunstigen Preisen Guter des taglichen Bedarfs, die normalerweise im entsprechenden Fachhandel vertrieben wurden. Diese neuartige Vermarktung von zum Beispiel
Fahrradern
oder
Buchern
sorgte fur deutliche Proteste der etablierten
Fachhandelsverbande
; so verkauften Fahrradhandler fur kurze Zeit Kaffeepakete zum Einkaufspreis. Im April 1977 verkaufte Eduscho in einer gedruckten Auflage von 200.000 Stuck das bereits sehr erfolgreiche Buch
Der geschenkte Gaul
von
Hildegard Knef
zu einem ausgesprochen gunstigen Preis (7,95
DM
fur die gebundene Ausgabe).
[3]
In der Folge kopierten weitere Branchen dieses Vertriebsmodell.
Der Kaffeefachhandel dieser Zeit vertrieb noch keine
Fair-Trade
- oder
Bio
-Ware. Der Markt war unter den großen Rostereien aus Hamburg und Bremen aufgeteilt. Neben Eduscho gehorten die Kaffeesorten von
Tchibo
,
Jacobs Kaffee
und die Eigenmarken der
ALDI
-Handelskette zu den marktbeherrschenden Markenkaffees.
In den 1980er und 1990er Jahren war der Kaffeemarkt in Deutschland heftig umkampft. Beispielhaft die Zahlen aus Oktober 1996 fur den Marktanteil an Rostkaffee nach Umsatz:
[4]
- Jacobs
mit Onko und
Hag
30,1 %
- Tchibo
18,1 %
- Melitta
11,1 %
- Eduscho 10,6 %
- Aldi 10,2 %
- Dallmayr
7,4 %
- Darboven
2,8 %
- Sonstige 9,7 %
Da Eduscho immer weniger Umsatz und Gewinn mit dem Verkauf von Kaffee erwirtschaftete, setzte es zunehmend auf Non-Food-Artikel. Den Preiskampf in der Branche konnte Tchibo besser bestehen, weil das Unternehmen zunehmend mit den Lebensmittelmarkten zusammenarbeitete, ein Segment, das Eduscho nicht belieferte. Der Preisdruck ging vor allem von den Eigenmarken der
ALDI
-Kette aus. Ihre
Mischkalkulation
erlaubte es, mit niedrigen Kaffeepreisen Anreize zum Einkauf in ihren Filialen zu setzen.
[5]
Dass Eduscho als eigenstandiges Unternehmen aufgegeben wurde, verursachten letztlich die hohen Verluste insbesondere in den Jahren 1995 und 1996. Die Preise von Eduscho waren zu hoch und die Sortimente zu wenig attraktiv, außerdem fehlten die Mittel fur intensives Marketing.
[6]
Mit Wirkung zum 1. Januar 1997 verkaufte Rolf Schopf, der Sohn des Firmengrunders, Eduscho an seinen Hamburger Hauptwettbewerber Tchibo. Der Immobilienbesitz der
Eduscho GmbH & Co. KG
ging an die Immobilienholding der Schopf-Familie, die
H. Siedentopf GmbH & Co. KG
. Tchibo strukturierte Eduscho tiefgreifend um und gab unter anderem Teile des Sortiments auf (Schokolade, Pralinen, Tee, Konfiture). Ende 1997 gab die
Tchibo Holding AG
(heute:
Maxingvest
AG
) den Ubergang des Wareneinkaufs fur Non-Food-Artikel von Eduscho auf Tchibo bekannt. Des Weiteren wurde ein gemeinsamer Versandhandel angekundigt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Eduscho noch etwa 17.000 eigene Verkaufspunkte (?Depots“).
[7]
Im Laufe der 2000er Jahre wurde dann Eduscho als eigenstandige Marke aufgegeben. Alle eigenen Verkaufsstellen in Deutschland wurden auf das Tchibo-Design umgestellt, doppelte Standorte geschlossen.
In Osterreich haben die Marke und das Unternehmen Eduscho eine eigene Unternehmenshistorie und nahmen eine ganzlich andere Entwicklung als in Deutschland. Die
Eduscho (Austria) GmbH
vertreibt die beiden Marken Tchibo und Eduscho. Als etablierte Marke ist Eduscho mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kaffeesorten und Kaffee-Mischgetranken auf dem Markt und pflegt ein eigenes Marken-
Image
auch im
Non-Food
-Bereich wie
Tchibo Mobil Osterreich
. Tchibo/Eduscho bezeichnet sich als osterreichischer Marktfuhrer im Bereich des Rostkaffees. Die Auslandsniederlassung fur
Slowenien
wird von dort gesteuert.
Die ehemalige Kaffeegroßrosterei und vormalige Gummisiederei H. Siedentopf ist seit 1928 im Besitz der Eduscho-Grunderfamile Schopf. Das Geschaft wandelte sich unter der Fuhrung von Rolf Schopf zur Immobilienholding. 2002 ubernahm dessen Sohn Bernd Schopf samtliche Geschaftsanteile.
[8]
Der Immobilienbesitz von Eduscho am Europahafen in Bremen wird nach dem Verkauf des restlichen Unternehmens unter dem Namen
Siedentopf
weitergefuhrt. Im Zuge der Entwicklung der Hafengebiete hin zur
Uberseestadt
wurde der Besitz neu gestaltet. Die erhaltenen Unternehmensgebaude in der Lloydstraße bezeichnet das Unternehmen jetzt als
Kaffee Quartier
.
[9]
Das
Hochregallager
an der
Oldenburger Bahnstrecke
wird heute fur Tchibo von der
BLG Logistics Group
betrieben. Auf der Brachflache des fruheren Weserbahnhofs wurde mit dem vom Architekten
Helmut Jahn
entworfenen
Weser Tower
ein Burohochhaus errichtet.
- Eduscho’s illustrierte Monatsschrift
, hrsg. von der
Eduscho Kaffee-Großrosterei
, ab Nr. 1/1933
[10]
- Illustrierte Monatsschrift
, hrsg. von der
Eduscho Kaffee-Großrosterei
. Stalling, Oldenburg
[10]
- Eduscho-Mitteilungen
, hrsg. von
Eduscho-Kaffee-Tee-Kakao-Import
, Bremen; Zeitschrift nachgewiesen bis zur Ausgabe 25.1957
[10]
- ↑
Homepage von Tchibo
(
Memento
des
Originals
vom 5. Juli 2013 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.tchibo.com
- ↑
Erfolg macht trage
. In:
Der Spiegel
.
Nr.
10
, 1986 (
online
).
- ↑
Aus der Knef-Vita
- ↑
Fusionen: Hoch die Tasse
. In:
Der Spiegel
.
Nr.
51
, 1996 (
online
–
GfK
-Haushaltspanel).
- ↑
Fusionen: Hoch die Tasse
. In:
Der Spiegel
.
Nr.
51
, 1996 (
online
).
- ↑
Hanseatische Melange
.
In:
Die Zeit
, Nr. 52/1996
- ↑
Tchibo-Eduscho:
Historie.
Abgerufen am 12. Marz 2020
.
- ↑
Historie der H. Siedentopf
auf siedentopf.de
- ↑
Homepage von Siedentopf
, abgerufen am 17. Mai 2012
- ↑
a
b
c
Vergleiche die Angaben unter der
GND-Nummer
der
Deutschen Nationalbibliothek