Doktor Faustus

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Erstausgabe in Europa 1947

Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkuhn, erzahlt von einem Freunde ist der Titel eines 1947 [1] publizierten Romans von Thomas Mann . Der Altphilologe Zeitblom verfasst 1943?1945 die Biographie seines hochbegabten, existenziell gefahrdeten Freundes Leverkuhn: Seine Schul- und Studienzeit um die Jahrhundertwende , sein Wechsel von der Theologie zur Musik und seine Versuche, durch damonische Infizierung seine Kreativitat zu steigern und unharmonische Kompositionsverfahren als Ausdruck der neuen Zeit zu erfinden, den Wesenskern des Menschen zu erfassen und zu gestalten, bis seine Krankheit 1940 zu seinem Tod fuhrt.

Thomas Manns vielschichtiges Werk ist vordergrundig ein an den, von Goethe exemplarisch gepragten, Faust-Mythos anknupfender Kunstlerroman , aber zugleich ein Roman uber das Medium der Musik [A 1] und ein kunsttheoretischer Essay . [2] V. a. ist es ein Zeit- bzw. Epochen-Roman , [3] ein Munchener Gesellschaftsroman [4] und eine Lebensbeichte. [5] In Verbindung dieser Aspekte gestaltete der Autor sein Hauptthema: den ?katastrophale[n] Ruckfall des hoch- und uberentwickelten Geistes in archaische Primitivitat“ als individueller und gleichzeitig uberpersonlicher, historisch-politischer Prozess, [6] der zur Zeit des Nationalsozialismus eskalierte.

Inhalt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Leben des Komponisten Adrian Leverkuhn wird aus der ruckblickenden Perspektive seines zwei Jahre alteren Freundes Serenus Zeitblom erzahlt, der sich die Begleitung des von ihm bewunderten Musikers und nach dessen Tod die Bewahrung seines Erbes zur Lebensaufgabe gemacht hat. Beide sind sehr unterschiedliche Charaktere, gemeinsam ist ihnen eine elitare Kunstauffassung. Zeitblom sieht darin eine Fuhrungsaufgabe. Auch fur Adrian ist Kunst verbunden mit Geist, sie brauche sich jedoch nicht der Gemeinschaft verpflichtet zu fuhlen, ?um seiner Freiheit, seines Adels willen“ (Kap. 31). Die beiden kennen sich seit ihrer Kindheit von Sonntagsausflugen der Zeitbloms bei der befreundeten Bauernfamilie Leverkuhn und treffen, mit Unterbrechungen, immer wieder an verschiedenen Orten zusammen: zuerst wahrend der Gymnasialzeit in der fiktiven Stadt Kaisersaschern an der Saale und wahrend ihrer Studien in Halle und Leipzig , 1912 bei einem Ferienaufenthalt in den Sabiner Bergen und von 1913 bis 1930 in Oberbayern. In der Zwischenzeit stehen sie miteinander im Briefkontakt. Wahrend Zeitblom das Studium fur sein Militardienstjahr unterbricht und als Dr. phil. abschließt, um dann als Gymnasiallehrer ein burgerliches Leben mit Familie zu fuhren, zieht sich Leverkuhn weitgehend aus der Gesellschaft zuruck und konzentriert sich ganz auf seine neuartigen Kompositionen.

Zeitblom beginnt mit seinen Aufzeichnungen uber Leverkuhns Lebensweg, die sich auch auf dessen ihm hinterlassene geheime Aufzeichnungen stutzen, und uber seine musikalischen Produktionen am 27. Mai 1943, [A 2] zwei Jahre nach dem Tod des Freundes. In Erweiterung der Biographie portratiert er immer wieder die Gesellschaft von der Jahrhundertwende an bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs und kommentiert die politischen Ereignisse vor und wahrend der beiden Kriege. [A 3]

Adrian Leverkuhns Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Elternhaus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Adrian wird 1885 auf dem Bauernhof Buchel in Oberweiler bei Weißenfels geboren. Er hat zwei Geschwister, Georg und Ursula, mit denen er in freundschaftlichem, aber distanziertem Verhaltnis steht. Seine Mutter Elsbeth Leverkuhn ist eine anspruchslose Frau. Trotz ihrer reizvollen, auffallend ?warmen Mezzosopran-Stimme“ und ihrer ?latenten inneren Musikalitat“ und obwohl sie als einfache Bauerin hin und wieder zu einer alten Gitarre greift, ein paar Akkorde zupft und kleine Melodien dazu summt, ?lasst sie sich aufs eigentliche Singen nie ein“. So macht Adrian, zusammen mit seinem Bruder und seinem Freund Serenus, seine fruhesten musikalischen Erfahrungen erst bei der Stallmagd Hanne, welche die drei zum gemeinsamen Kanonsingen anleitet (Kap. 4). Leverkuhns Vater Jonathan, der sich in seiner Freizeit naturwissenschaftlichen, biologischen und chemisch-physikalischen Experimenten widmet, lasst seine beiden Sohne anfangs durch einen Hauslehrer unterrichten (Kap. 4). Dieser empfiehlt fur den begabten Bauernsohn eine gymnasiale Ausbildung.

Gymnasium in Kaisersaschern [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Adrian besucht von 1895 an zusammen mit dem zwei Jahre alteren Serenus das Gymnasium im nahe bei Merseburg und Naumburg gelegenen Kaisersaschern. Er wohnt bei seinem Onkel Nikolaus, einem weit uber die Stadt hinaus bekannten Geigenbauer und Musikalienhandler, in dessen umfangreichem Magazin er viele Musikinstrumente kennenlernt. (Kap. 7). Der Onkel erkennt seine Begabung und lasst ihn vom Dom-Organisten und Komponisten Wendell Kretzschmar im Orgelspiel und in der Kompositionslehre unterrichten (Kap. 8 und 9). Kretzschmar ist ein kompetenter Musikexperte und halt trotz seiner kuriosen Rhetorik mit haufigen Stotter-Hemmnissen Vortrage uber musikalische Themen. Er wird fortan Leverkuhns Mentor: Hat Adrian bisher die ?Kuhwarme“ der Volksmusik in der familiaren Gemeinschaft kennengelernt, so wird diese jetzt von der Abstraktion der mathematischen Strenge uberlagert und er entdeckt die geheimnisvolle Vieldeutigkeit der Musik als ?Zweideutigkeit der Systeme“ (Kap. 10).

Theologiestudium in Halle [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Abschluss des Gymnasiums studiert Leverkuhn jedoch nicht, wie allgemein erwartet, Musik, sondern Theologie an der Universitat Halle (Kap. 11?15). Er hort Vorlesungen bei Professor Ehrenfried Kumpf (Kap. 12), einem Vertreter des ?Vermittlungskonservatismus mit kritisch-liberalen Einschlagen“ und bei dem Privatdozenten Eberward Schleppfuß (Kap. 13), der uber die psychologische Illuminierung seiner ?damonische[n] Welt- und Gottesauffassung“ spricht und betont, das ?Verruchte“ sei ?ein notwendiges und mitgeborenes Korrelat des Heiligen“. Gottes Dilemma sei der freie Wille einerseits und das Verbot zu sundigen andererseits. Die Inquisition stelle schließlich das Einvernehmen zwischen dem Richter und dem Delinquenten her. Das Bose trage zur Vollkommenheit des Universums bei durch ?wechselseitige Existenzverstarkung“. Als Mitglied der christlichen Verbindung ?Winfried“ (Kap. 14) diskutiert Adrian mit seinen Kommilitonen u. a. uber die Themen Jugend als Motor der Gesellschaft, Individuum und Gemeinschaft, Kirche und Christentum. Er sieht die Kirche als Ordnungsmacht gegenuber dem zum Wahn tendierenden Religiosen und betont die Nutzlichkeitsfunktionen als Begrundung des Staates. Doch ihn langweilen die theologischen Vorlesungen und Burschenschaftsveranstaltungen. So bricht er das Studium bereits nach dem 4. Semester ab und erklart, er habe sich nicht aus Frommigkeit oder Berufung der Theologie ?unterstellt“, sondern weil er sich ?demutigen“, ?beugen“, ?disziplinieren“, ?den Dunkel [s]einer Kalte bestrafen wollte, kurz aus contritio [Buße]“ (Kap. 15).

Musikstudium in Leipzig [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Adrian wechselt mit dem Wintersemester 1905 nach Leipzig, wohin inzwischen Kretzschmar zum Dozenten berufen worden ist (Kap. 16), um ?sich ganz der Musik in die Arme zu werfen“, weil sie ihm als eine ?magische Verbindung aus Theologie und der so unterhaltenden Mathematik“ erscheint: ?[S]ie hat so viel von dem Laborieren und insistenten Betreiben der Alchimisten und Schwarzkunstler“ und zugleich ?Abtrunnigkeit, nicht vom Glauben […] sondern im Glauben […] alles ist und geschieht in Gott, besonders auch der Abfall von ihm“. Er strebt nicht die Laufbahn eines konzertierenden Kunstlers oder Dirigenten an, sondern das ?hermetische Laboratorium, die Goldkuche, die Komposition“, die ?theoretische Geheimlehre“. Denn dies entspricht seiner Personlichkeit und seinem Interessensgebiet: ?Die Kuhle, die ?rasch gesattigte Intelligenz?, der Sinn fur das Abgeschmackte, der Ermudbarkeit, die Neigung zum Uberdruss, die Fahigkeit zum Ekel“ sieht er zusammen mit seiner ?Begabung“ als ?Berufung“ an, weil es nicht nur der ?privaten Personlichkeit“ angehore, sondern auch Teil ?uberindividueller Natur und Ausdruck […] eines kollektiven Gefuhls fur die historische Verbrauchtheit und Ausgeschopftheit der Kunstmittel, der Langeweile daran und des Trachtens nach neuen Wegen“ sei, ein ?vitales Bedurfnis der Kunst nach evolutionarem Fortschritt“ (Kap. 15). Parallel zum Studium der traditionellen Musik experimentiert Leverkuhn mit neuen Ausdrucksformen (Kap. 18). Auf der suche nach einem neuen Klangkorper interessiert er sich fur das Skalensystem des Mathematikers Claudius Ptolemaus und die Verwandtschaft von Musik und Himmelskunde. Neben dem Musikstudium belegt er philosophische Vorlesungen, verkehrt in einem Kreis junger Intellektueller, einer ?Art von Boheme-Club“ im ?Cafe Central“ und befreundet sich mit dem Dichter und Ubersetzer Rudiger Schildknapp (Kap. 20).

Esmeralda [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gleichzeitig mit dieser geistig-kunstlerischen Entwicklung durchlauft Leverkuhn wahrend des Leipzig-Aufenthalts auch eine innere seelische Entwicklung. Das kurze, fur sein bisheriges Asketentum noch folgenlose Zusammentreffen mit der Prostituierten ?Esmeralda“ (Kap. 16) sieht er ? wie es seine geheimen Aufzeichnungen offenbaren ?, spater als Einschnitt in seinem Leben, als Verfuhrung durch den Teufel an. Um musikalische Genialitat zu erlangen und im Rauschzustand neuartige, die alte klassische Harmonie sprengende Musikwerke schreiben zu konnen, folgt er 1906 Esmeraldas Spur nach Preßburg und infiziert sich bei ihr, trotz deren Warnung, bewusst mit Syphilis . Nachdem der erste ihn behandelnde Arzt plotzlich gestorben und der zweite uberraschend verhaftet worden ist, sucht er keine weitere medizinische Beratung und sieht die Erkrankung als schicksalshaft an. Der Ruf ?hetaera esmeralda“, den Leverkuhn als Tonfolge ?h-e-a-e-es“ motivisch wiederkehrend in seine Werke einbaut, wird zum Ausdruck jener Verlockung (Kap. 19).

Neue Musikkonzeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach diesem einmaligen sexuellen Kontakt fuhrt Adrian wieder in ?Keuschheit und Enthaltsamkeit“ das ?Leben eines Heiligen“, das allerdings nicht mehr ?dem Ethos der Reinheit, sondern dem Pathos der Unreinheit entsprang“ (Kap. 24). Der ?Konservatismus seiner Lebensweise“ kontrastiert mit seiner Kritik an der Vorspiegelung der Kunst, harte Arbeit und ein geschlossenes Kunstgebilde als spontan entsprungen erscheinen zu lassen. Ein solcher schoner Schein widerspreche unserem ?Wahrheitssinn“, d. h., er stehe in keiner ?legitimen Relation“ zu der ?volligen Unsicherheit, Problematik und Harmonielosigkeit unserer gesellschaftlichen Zustande“ und sei ?zur Luge geworden“. ?Echt und ernst [sei] allein das ganz Kurze, der hochst konsistente Augenblick“ (Kap. 21). Er verfolgt die Idee der Vereinigung des Alten mit dem Neuen, der Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft, der individuellen Freiheit mit der Unterordnung, der Spontaneitat in der Gebundenheit in Gesetz, Regel, Zwang, System. Er sucht ?die vollstandige Integration aller musikalischen Dimensionen, ihre Indifferenz gegeneinander kraft vollkommener Organisation“ und ?das magische Wesen der Musik in menschliche Vernunft aufzulosen“ (Kap. 22).

Munchen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seine Leipziger Zeit endet nach viereinhalb Jahren im September 1910 mit dem Abschluss seines Philosophiestudiums. Als Doktor phil. zieht Adrian nach Munchen um, wohnt fur neun Monate bei der Bremer Senatorwitwe Rodde, trifft den ebenfalls in die bayrische Residenz umgesiedelten Rudiger Schildknapp und lernt durch ihn in den Salons die Kunstler-Szene kennen (Kap. 23). Auch nach seinem Ruckzug aus der Großstadt besucht Adrian weiterhin die intellektuellen und kunstlerischen Zirkel bei Roddes oder im Schlaginhaufen’schen Salon und hort den kulturkritischen Gesprachen zu. Wahrend seiner Krankheitsphasen informiert ihn Zeitblom uber die zunehmend nationale Stimmung im Sixtus Kridwiß-Kreis. Ausfuhrlich erzahlt ihm der Freund die tragischen Geschichten der beiden Rodde-Tochter, der untreuen Professorengattin Ines Institoris, die Jahre spater ihren Liebhaber ermordet, und der 1922 durch Suizid gestorbenen Schauspielerin Clarissa. In den ersten Fall wird Leverkuhn in den 1920er Jahren durch seine Freundschaft mit dem Geiger Rudolf Schwerdtfeger verwickelt (Kap. 29, 32, 35).

Teufelsgesprach [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Leverkuhn sucht nach einem Ort, wo er sich ?recht vor der Welt vergraben und ungestort mit [s]einem Leben, [s]einem Schicksal Zwiesprache halten konnte“ und verbringt mit Rudiger fast zwei Jahre in Rom und Palestrina . Hier hat er eine, in seinen hinterlassenen Aufzeichnungen beschriebene Teufels -Erscheinung ? ob es, wie er annimmt, eine Fieberphantasie mit einem Selbstgesprach bzw. eine Wahnvorstellung ist oder eine reale Begegnung, bleibt offen. [A 4]

Der Besucher mit rotlichem Haar und der Artikulation eines Schauspielers stellt sich ihm als der Verfuhrer vor, der ihm in Leipzig Esmeralda gezeigt und ihn damit in Preßburg zur Syphilis-Infizierung verleitet hat, die durch die abgebrochenen arztlichen Behandlungen zur Gehirnentzundung fuhren wird. Bis dahin will er ihm 24 Jahre Zeit und eine ungeahnte Steigerung seiner Kreativitat verkaufen. ?[S]chopferische, Genie spendende Krankheit […], die hoch zu Ross die Hindernisse nimmt, in kuhnem Rausch“ sei ?tausendmal dem Leben lieber […] als die zu Fuße latschende Gesundheit“. Der Gast transformiert sich vom ? Ludewig und Mannsluder “ zunehmend zum ?Intelligenzler, der uber Kunst, uber Musik, fur die gemeinen Zeitungen schreibt“, einem ?Theoretiker und Kritiker, der selbst komponiert“, und uberzeugt Adrian, dass ?ein Ingenium […] mit der Holle zu tun hat.“ Der Kunstler sei ?der Bruder des Verbrechers und des Verruckten“. Er bietet ihm einen Pakt an. ?Aufschwunge liefern wir und Erleuchtungen, Erfahrungen von Enthobenheit und Entfesselung, von Freiheit, Sicherheit, Leichtigkeit, Macht- und Triumphgefuhl, dass unser Mann seinen Sinnen nicht traut, - eingerechnet noch obendrein die kolossale Bewunderung fur das Gemachte […] die Schauer der Selbstverehrung, ja des kostlichen Grauens vor sich selbst, unter denen er sich wie ein begnadetes Mundstuck, wie ein gottliches Untier erscheint. Und entsprechend tief, ehrenvoll tief, geht’s zwischendurch auch hinab, nicht nur in Leere und Ode und unvermogende Traurigkeit, sondern auch in Schmerzen und Ubelkeiten“. Diese ?Holle im voraus“ benotige er, wenn er die verbrauchten traditionellen kompositorisch geschlossenen Kunstwerke mit ihrem ?selbstgenugsamen Schein“ durch kuhne neue Tonkombinationen ersetzen wolle. Zulassig sei heute nur noch ?der nicht fiktive, der nicht verspielte, der unverstellte und unverklarte Ausdruck des Leids in seinem realen Augenblick“. Als Gegenleistung musse Adrian ein kaltes Leben fuhren und auf warmende menschliche Liebe verzichten. Nach seinem Tod setze sich sein ?extravagantes Dasein[-]“ im Reich des Teufels als die Steigerung seiner irdischen Freuden und Qualen ewig fort, aber wegen seiner Unfahigkeit zur ?Zerknirschung uber die Sunde“ und zur inneren religiosen Umkehr und seines Stolzes sei ihm die himmlische Sphare sowieso verschlossen.

Pfeiffering [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach der Ruckkehr aus Italien, im Herbst 1912, verlegt Adrian fur den Rest seines kunstlerischen Lebens seinen Wohnsitz in eine an seine Kindheit erinnernde Landschaft: auf den einsam gelegenen Bauernhof von Max und Else Schweigestill [7] im fiktiven Pfeiffering bei Waldshut sudlich von Munchen. Hier arbeitet er nach ? Love’s Labour’s Lost “ weitere Kompositionen: Brentano-Gesange , Klopstocks Ode ?Die Fruhlingsfeier“ und kosmische Musik, eine dramatische Groteske auf Basis der ? Gesta Romanorum “. Erschwert wird seine Arbeit, als Folge der Syphilis-Infizierung, durch haufige Kopfschmerzen und Migrane-Anfalle.

Adrian zieht sich allerdings nicht vollig auf das Land zuruck, sondern nimmt die Verbindung zu seinen Bekannten aus der Munchener Zeit wieder auf (Kap. 26). Besuch empfangt er von zwei Malern, der Schriftstellerin Jeannette Scheurl, dem Geiger Rudolf Schwerdtfeger, seinem Reisefreund Rudiger Schildknapp und, nach seiner Anstellung am Freisinger Gymnasium 1913, von Zeitblom, mit dem er uber die Wunder der Meerestiefe, die Planetensysteme und die Krise der Kultur diskutiert. Er selbst nimmt an Konzertveranstaltungen und den Treffen bei Roddes oder im Schlaginhaufen’schen Salon teil, interessiert sich aber nach wie vor nicht fur die politische Lage und bleibt von den Ereignissen personlich unberuhrt, wahrend die Anwesenden kulturpolitische Gesprachen zu fuhren (Kap. 28): z. B. uber neuzeitlich-umsturzlerische und traditionelle Tendenzen, kulturelle Zerfallserscheinungen, Wagners Opern im Hoftheater, Musik-Erfindungen ?fortschrittlicher Barbarei“ usw. Bei Kriegsbeginn bezieht Leverkuhn allerdings im Gesprach mit Zeitblom Position. Er, der alles Patriotisch-Nationale ironisiert und die kulturelle Tradition als erschopft ansieht, widerspricht seinem Freund, der sich vom deutschen Sieg eine Befreiung aus der Umzingelung durch die Großmachte und eine geistige Erweiterung in die Welt hinaus verspricht: durch den Kriegsverlauf sei gerade das Gegenteil der Fall. Es gebe nur ein Problem in der Welt, die Frage, wie man durchbreche und ins Freie gelange (Kap. 30). Trotz der beim Publikum erfolglosen ?Verlorene-Liebesmuh“-Auffuhrung in Lubeck wird sein Name ?in den inneren Cirkeln der Kunst“ bekannt und seine Werke finden Beachtung. Uber Auffuhrungen in Zurich, Weimar und Prag wird heftig gestritten. Man beurteilt sie als ?Widerspiel zur nationalistisch-wagnerisch-romantischen Reaktion“, wirft ihm ?Kunstverhohnung“, ?Nihilismus“, ?musikalisches Verbrechertum“ und ?Kultur-Bolschewismus“ vor. Aber er hat auch Anhanger, intelligente Fursprecher, machtige Verteidiger und in der reichen ungarischen Frau von Tolna eine geheime ?Schutzgottin“, die fur positive Rezensionen in der Musikzeitschrift ?Der Aufbruch“ sorgt. 1923 versucht der franzosische ?Musik-Gewerbmann“ Saul Fitelberg, in einem satirisch uberzeichneten Auftritt in Pfeiffering, vergeblich, fur ihn Konzerte zu veranstalten und ihn dem Publikum als deutsches Genie zu prasentieren (Kap. 37).

Rudolf Schwerdtfeger [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gegen Ende des Ersten Weltkriegs verschlechtert sich Leverkuhns Gesundheitszustand: zu den Kopfschmerzen kommen Magenbeschwerden und tiefe Ermattung hinzu und der Arzt Kurbis vermutet eine vom Gehirn ausgehende Zentralwirkung. Zeitblom vermutet, in seiner Neigung nach ?symbolhafter Parallele“ einen Zusammenhang mit dem ?vaterlandischen Ungluck“. Auch verandert sich Adrians Verhalten weg von der im Teufelsgesprach geforderten Distanz und Kalte zu einer Sehnsucht nach menschlicher Nahe. Zwischen seinen im abgedunkelten Zimmer kurierten Migraneanfallen arbeitet er an den ?Gesta-Spielen“ und konzipiert bereits die ?Apocalipsis cum figuris“, spielt seinen Freunden bei ihren Besuchen ?neu Geschriebenes aus seinen wunderlichen Partituren vor“ und tragt ihnen seine Kunstauffassung, die ?Lauterung des Komplizierten zum Einfachen […] die Wiedergewinnung des Vitalen und der Gefuhlskraft“, vor und seinen Wunsch des Durchbruchs ?aus geistiger Kalte in eine Wagniswelt neuen Gefuhls“. Wem dies gelange, den musste man ?den Erloser der Kunst“ nennen (Kap. 31).

In dieser Phase der Schwache entwickelt sich im Januar 1919 eine, an der fur Adrian seltenen Duzfreundschaft erkennbare, Zuneigung zum Violinisten Rudolf Schwerdtfeger, dem Ersten Geiger im Munchener ?Zapfenstoßer-Orchester“, den Zeitblom als prazisen und sauberen Spieler, wenn auch mit ?kleinem Ton“ beschreibt. In Gesellschaften imponiert er mit der erstaunlichen Fertigkeit, virtuos die schwierigsten Melodien pfeifen zu konnen. Schwerdtfeger nahert sich, in ?seiner Flirt-Natur“ fursorglich dem Kranken im wegen der Migrane und Lichtempfindlichkeit abgedunkelten Schlafzimmer, nutzt dessen ?hilflosen Zustand“ aus, um dessen ?Sprodigkeit, Kuhle, ironische Abweisung zu uberwinden“. Auch offenbart er ihm seine stadtbekannte Affare mit der Munchener Rodde-Tochter Ines Institoris [A 5] und stellt sich als Opfer der ihn leidenschaftlich begehrenden und als Alleinbesitz beanspruchenden Professorengattin und Mutter dreier Kinder dar, von der sich befreien musse.

Zugleich macht er einen ?Anschlag der Zutraulichkeit auf die Einsamkeit“ Adrians und bittet ihn in einer Mischung aus ?koboldhafte[r] Damonie“ und ?kindische[r]“ Naivitat um eine Komposition fur sein Violinkonzert: ?Einverleiben“ wolle er es sich, dass er es im Schlafe spielen konne, ?und es hegen und pflegen in jeder Note wie eine Mutter, denn Mutter war’ ich ihm und Sie waren der Vater, ? es ware zwischen uns wie ein Kind, ein platonisches Kind.“ (Kap. 33).

Zeitblom interpretiert, auf der Grundlage eines Briefes Leverkuhns an Schwerdtfeger, die sich entwickelnde Liebesbeziehung als ?damonisch umwitterte Abwandlung, die jene an und fur sich halb wunderbare, der Abgeschlossenheit des Einzelwesens widersprechende Erscheinung hier erfuhr.“ Eine ?unermudliche, durch nichts abzuschreckende Zutraulichkeit“ habe trotz der ?polaren Verschiedenheit der Partner“ uber ?sprodeste Einsamkeit schließlich den Sieg davongetragen“. Der ?Eroberte“ bemerke nicht, dass er ?behext und verfuhrt worden“ sei und sich selbst die Initiative zugeschrieben habe. So sei er erstaunt gewesen ?uber ein freimutig nichtachtendes Eingehen und Entgegenkommen“. Zwar spricht Zeitblom dem Werber edle Motive wie die zur Erganzung seiner Natur notwendige Freundschaft nicht ab, allerdings passe dazu nicht, zur Eroberung koboldhaft die ?angeborenen Mittel des Flirts spielen zu lassen, - und sich dann gekrankt zu fuhlen, wenn die schwermutige Neigung, die er erregte, die Merkmale erotischer Ironie nicht verleugnete“ (Kap. 38).

?Wie durch ein Wunder“ fallt daraufhin der Krankheitsdruck von Adrian ab und die depressive Stimmung wandelt sich in eine gehobene, produktive. Auch tritt er bei einer Abendveranstaltung in der Wohnung des Munchener Fabrikanten Bullinger auf. Nachdem Schwerdtfeger eine ?reizende Ball-Musik“ von Berlioz gepfiffen hat und man den anwesenden ?großen Komponisten“ nach seinem Urteil uber dieses ?leichtfertige Zeug“ befragt, antwortet er selbstbewusst arrogant, dass ?man sehr sattelfest sein muss im Schweren und Guten, um es so mit dem Leichten aufzunehmen“, und gibt damit zu verstehen, ?dass er ganz allein das Recht habe, sich an den dargebotenen Gefalligkeiten [Schwerdtfegers] zu freuen“ (Kap. 38). Er schreibt fur den neuen Freund das erbetene Violinkonzert und begleitet den Geiger im Fruhjahr 1924 zur Urauffuhrung nach Wien. Anschließend verbringen die beiden, die sich nun Adri und Rudi nennen, einen zwolftagigen Urlaub auf Schloss Tolna, dem Landsitz einer ungarischen Anhangerin und Unterstutzerin des Komponisten (Kap. 36).

Auf diese kurze Zeit der Nahe folgt der von Zeitblom vorausgesehene Ruckzug Leverkuhns aus der Beziehung: ?Armer Rudi! Kurz war der Triumph […] Unseliges ?Du?!“. Seine kindische Damonie habe sich in dem ?Kraftfeld einer tieferen, verhangnisstarkeren verfangen, die sie schleunigst brach, verzehrte, zunichte machte“. Leverkuhn racht sich ?unwillkurlich, prompt, kaltblickend und geheimnisvoll“ fur die ?begluckende Erniedrigung, die ihm […] geschehen war“. (Kap. 39).

Zu einer neuen Entwicklung kommt es Ende 1924 und Anfang 1925 (Kap. 39). Auf ausdrucklichen Wunsch Schwerdtfegers begleitet Leverkuhn den Freund zu Wiederholungskonzerten in Bern und Zurich und ist sogar mit dem erneuten personlichen ?Sichpreisgeben der Einsamkeit vor der Menge“ einverstanden. Zum Abschluss ladt sie der Zuricher Mazen Reiff zu einem Souper im kleinen Kreis ein. Dort macht Leverkuhn die Bekanntschaft der franzosisch-schweizerischen Kostum- und Buhnenbildnerin Marie Godeau, einer ?sympathischen“, grazilen ?noch junge[n]“ Frau von ?naturlich-sachliche[r] Annehmlichkeit“, deren Stimme ihn an die seiner Mutter erinnert. Er mochte nun sein Leben auf eine neue Ebene stellen, sich aus der ? elbischen Bindung“ an den Geiger losen, die Einsamkeit mit einer festen Gefahrtin vertauschen und Marie heiraten. Als sie mit ihrer Tante einige Wochen spater Munchen zu einem Arbeitsauftrag am Schauspielhaus besucht, nutzt Leverkuhn diese Gelegenheit. Er trifft sie an einem Abend bei Schlaginhaufens und lasst die Damen durch Zeitblom, der eine Heirat des Freundes unterstutzt, zu einem Schlittenausflug nach Oberammergau , Schloss Linderhof und Kloster Ettal einladen (Kap. 40). Zwei Tage spater bittet Leverkuhn Schwerdtfeger, fur ihn bei Marie als sein Brautwerber vorzusprechen, weil er zu unbeholfen sei, dem Madchen seine Wunsche und Gefuhle personlich auszudrucken. Ihn verlange nach ?milderer, menschlicher Lebensluft“. Sein Freund habe in der ?Einubung des Menschlichen“ die Vorarbeit geleistet und ihn dafur frei gemacht. Als Leverkuhn merkt, dass Schwerdtfeger uber seine Zweitrangigkeit in ihrer Freundschaft verstimmt und zudem ebenfalls in Marie verliebt ist, bittet er ihn, ihm dieses Opfer ?im Geist der Rolle“, die er in seinem Leben spiele, zu bringen (Kap. 41). Zehn Tage spater teilt Schwerdtfeger seinem Auftraggeber in einem Brief mit, Marie habe die Werbung abgelehnt. Stattdessen werde er sie heiraten und mit ihr nach Paris ziehen und dort im ?Orchestre Symphonique“ Geige spielen.

Zeitblom analysiert die ?ratselhafte Absurditat“ der Methode, einen attraktiven unterhaltsamen Verliebten als Fursprecher fur seinen beziehungsscheuen intellektuellen Rivalen zu wahlen. Bereits zuvor, als Leverkuhn ihm seine Heiratsidee mitteilte, hat er daran gezweifelt, ?ob dieser Mann geschaffen sei, Frauenliebe auf sich zu ziehen“, und spekuliert, ob er Marie nur ?aus seiner Oratorienwelt heraus von musikalischer Theologie und mathematischem Zahlenzauber“ liebt. Denn der Komponist war offenbar im naiven Glauben des Weltfremden befangen, die Verwirklichung seiner Idee hange allein von seinem Willen ab und die Zustimmung des Madchens sei auch ohne personliche Umwerbung gewiss. Nun argwohnt Zeitblom, Leverkuhn habe sich selbst geopfert, um in der ihm im Teufelsgesprach auferlegten Einsamkeit zu bleiben. Er hatte das Scheitern, und damit den Verlust des Freundes und der Geliebten, voraussehen mussen und habe es willentlich provoziert. [A 6] Schwerdtfeger dagegen sei gekrankt gewesen, nur Werkzeug eines Genies zu sein, und habe sich nicht gebunden gefuhlt, Untreue mit Treue zu erwidern. Doch seine Liebesgeschichte endet schicksalshaft tragisch: Nach seiner letzten Mitwirkung beim Zapfenstoßer-Konzert wird er auf dem Heimweg in der Straßenbahn von der geistig verwirrten Ines Institoris aus Rache fur ihre Demutigung erschossen (Kap. 42).

Apocalypsis [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Leverkuhns Freundschaft mit Schwerdtfeger hatte zu einem Umschwung in seiner Depression gefuhrt und Zeitblom gezeigt, dass Krankheit und Gesundheit nicht scharf voneinander getrennt sind und dass Genie ?eine in der Krankheit tief erfahrene, aus ihr schopfende und durch sie schopferische Form der Lebenskraft“ ist (Kap. 34). In viereinhalb Monaten verfasst er nach Vorlagen der Johannes-Apokalypse , der Klagelieder Jeremias , des Psalters ?Denn meine Seele ist voll Jammers und mein Leben nahe bei der Holle“, der Hollenfahrt Dantes und v. a. der Illustrationen Durers sein Chorwerk ? Apocalipsis cum figuris “ (Kap. 33 und 34). In einem anonymen Brief erklart Adrian sein ?bedrohliche[s] Werk in seinem Drange, das Verborgenste musikalisch zu enthullen, das Tier im Menschen wie seine sublimsten Regungen“ und nimmt Stellung zum Vorwurf, es sei ?blutige[r] Barbarismus“ sowohl wie ?blutlose[-] Intellektualitat“: ?[S]eine Idee, gewissermaßen die Lebensgeschichte der Musik, von ihren vor-musikalischen, magisch-rhythmischen Elementar-Zustanden bis zu ihrer kompliziertesten Vollendung in sich aufzunehmen“, stelle es ?als Ganzes jenem Vorwurf bloß“ (Kap. 34 Schluss). Nach der Ermordung des Freundes fallt er jedoch in seinen fruheren Zustand zuruck, er muss seine Arbeit wegen Ideenlosigkeit und Ratlosigkeit fur ein Jahr unterbrechen und kann nicht an der wegen der großen Anforderung an die Sanger und Musiker schwierigen Einstudierung und der bisher einzigen Auffuhrung im Februar 1926 in Frankfurt teilnehmen. Ende des Jahres bessert sich sein Gesundheitszustand wieder und 1927 wird ?zum Jahr des kammermusikalischen Hoch- und Wunderertrages“. Er komponiert eine Ensemblemusik, ein esoterisches Streichquartett, eine Faust-Kantate und beginnt mit der Konzeption von ?Doctor Fausti Weheklag“ (Kap. 43).

Nepomuk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Aufnahme seines funfjahrigen Neffen Nepomuk (Nepo, Echo) im Juni 1928 bedeutet fur Leverkuhn eine kurze Phase des Glucks vor seinem endgultigen Absturz (Kap. 44 und 45). Der engelsgleiche schone Junge soll sich in der oberbayerischen Landluft von einer Masernerkrankung erholen. Mit seinen altklugen Reden im schweizerischen Tonfall seines Vaters wirkt er wie ein ?Gesandte[r] aus Kinder- und Elfenland“ und bringt ?etwas wie Gluckseligkeit, eine bestandige und zartliche Erwarmung der Herzen“ nicht nur auf den Bauernhof Schweigestill, sondern ins ganze Dorf Pfeiffering. Es ist die ?seltsame In-sich-Geschlossenheit, ihre Gultigkeit als Erscheinung des Kindes auf Erden, das Gefuhl von Herabgestiegensein und […] lieblichem Botentum“, das den Onkel entzuckt. Mitte August endet jah diese paradiesische Zeit mit einer Gehirnhautentzundung des Kindes als Spatfolge seiner Masern und es stirbt innerhalb von zwei Wochen. Unter diesem Eindruck, nach dem Scheitern des Ehe-Plans und dem Verlust des Freundes, stehen die letzten beiden kreativen Jahre, 1929 und 1930, des gesunden Kunstlers vor seinem geistigen Verfall.

Dr. Fausti Weheklag [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Tod Nepomuks verandert Leverkuhn durch Bartwuchs und Verfremdung seiner Gesichtszuge, die seinem Antlitz ?etwas Vergeistigt-Leidendes, ja Christushaftes“ verleihen, sein Aussehen. Er wird noch einmal in einer Art Taumel von einer ?dahinreißenden schopferischen Aktivitat“ erfasst als, wie es Zeitblom vorkommt, Ausgleich fur den Entzug an Lebensgluck und Liebeserlaubnis, und schreibt die symphonische Kantate ?Dr. Fausti Weheklag“. Es ist eine ?furchtbare Menschen- und Gottesklage“, worin Faust den Gedanken der Rettung als Versuchung zuruckweist, weil er ?die Positivitat der Welt, zu der man ihn retten mochte, die Luge ihrer Gottseligkeit, von ganzer Seele verachtet“, wahrend Gott uber ?das Verlorengehen seiner Welt“ kummervoll klagt: ?Ich habe es nicht gewollt“ (Kap. 48).

Im Mai 1930 ladt Leverkuhn seine Freunde und Bekannte zu sich nach Pfeiffering ein und legt vor ihnen am Rande des Wahnsinns eine an Faust orientierte Lebensbeichte ab (Kap. 47): Er ist von Geburt an zum Teufelsbund vorbestimmt gewesen und seit seinem 21. Lebensjahr aus ?wohlbedachtem Mut, Stolz und Verwegenheit, weil [er] in dieser Welt einen Ruhm erlangen“ wollte, durch die Verfuhrung Esmeraldas ?mit dem Satan verheiratet“. Nur so gelang ihm der ?Durchbruch“ und er konnte Kunstwerke mit tiefem Einblick in das Wesen der Menschen und der Welt schaffen. [A 7] Die inspirierende Infizierung musste er, wie seine Schwester und Braut, die kleine Marchen-Seejungfrau Hyphialta, die ihren Schwanz mit Beinen vertauschte, mit Messerschmerzen bezahlen. Hyphialta gebar ihm ein Sohnchen von Fleisch und Blut, das er liebte und das deshalb vom magisterulus umgebracht wurde. Seinem Freund Rudolf gewahrte er, ?des Teufels Monch“, eine Liebe ?in Fleisch und Blut, was nicht weiblich war“, und dies verstieß gegen die Paktbedingungen, ebenso sein Wunsch zu heiraten. ?Darum musst [er] ihn toten und schickte ihn in den Tod nach Zwang und Weisung“. Oft waren bei ihm im Zimmer auch hubsche Kinder, die zu ihren Liedern sonderbar und verschmitzt lachelten und aus deren Nasenlochern sich gelbe Wurmchen zur Brust hinab ringelten. Unter Mord und Unzucht hat er also 24 Jahre lang sein Werk vollendet und ?vielleicht kann gut sein aus Gnade, was in Schlechtigkeit geschaffen wurde“. Denn er hat einen ?verruchten Wettstreit“ mit ?der Gute droben“ getrieben, ?was unausschopflich“ ist. Nachdem die meisten Gaste wahrend der als wirr und blasphemisch empfundenen Rede den Raum verlassen haben, schlagt Leverkuhn auf dem Klavier einen dissonanten Akkord an, stoßt einen Klagelaut aus und bricht zusammen. In einer Nervenheilanstalt diagnostiziert man seine geistige Erkrankung, eine ?Demenz“ bzw. ?Selbstentfremdung“. Vorubergehend wird er von der Familie Schweigestill in Pfeffering gepflegt. Als er zu seiner Mutter nach Oberweiler gebracht werden soll, versucht er sich in einem Teich zu ertranken. Aber er beruhigt sich wieder und lebt in kindlicher Einfalt ohne Erinnerungen bis zu seinem Tod im August 1940 auf dem Buchelhof.

Serenus Zeitblom [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Serenus Zeitblom ist zum einen der Biograph seines zuruckgezogen lebenden und auf die Kunst konzentrierten Freundes Leverkuhn, zum anderen berichtet er als Beteiligter uber die gesellschaftliche und politische Entwicklung von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges und kommentiert und analysiert ruckblickend wahrend der Niederschrift seiner Erinnerungen, 1943 bis 1945, die Entwicklung zur Niederlage Deutschlands. In seinem burgerlichen Lebenslauf und in seinem die Damonie des Lebens kontrollierenden aufgeklarten Humanismus ist Zeitblom, trotz ahnlichen Beurteilungen der kulturellen Situation, eine Gegenfigur zum Kunstler: Der 1883 geborene Apothekersohn wachst mit vier Geschwistern in einer Atmosphare der ?maßigen Hohe eines halbgelehrten Mittelstandes“ im mittelalterlichen Stadtbild Kaisersascherns auf, studiert alte Philologie, leistet seinen Militardienst ab, tritt als Gymnasialprofessor in den Schuldienst ein und fuhrt mit seiner Frau Helene, geb. Olhafen, und den Sohnen, die, im Gegensatz zu ihm, der NS-Herrschaft dienen, ein burgerliches Leben. Unterbrochen wird diese Tatigkeit durch seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg, den 1915 eine Typhuserkrankung beendet. Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten scheidet er aus seinem Lehramt aus. [A 8] In seiner ?Nachschrift“ denkt der 62-Jahrige, nach 11-jahriger Pause, uber den Wiedereinstieg in seinen Beruf nach, er ist jedoch unsicher, ob seine klassische Bildung noch die Nachkriegsgeneration erreicht, auch ist ihm das ?unselige“ Deutschland fremd geworden.

Untergrundige Damonie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Von seinen Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus aus betrachtet, beschreibt Zeitblom im Ruckblick auf seine Jugendzeit die untergrundige Damonie am Beispiel Kaisersascherns: In der Luft sei atmospharisch etwas hangen geblieben von der ?Hysterie des ausgehenden Mittelalters“, von ?Sankt Veits-Tanz“, ?visionar-kommunistische[n] Predigen irgendeines ?Hanselein? mit Scheiterhaufen der Weltlichkeit“. Anzeichen der ?altertumlich-neurotischen Unterteuftheit und seelischen Geheim-Disposition“ seien die vielen ??Originale?, Sonderlinge und harmlos Halb-Geisteskranken“ in den Mauern der Stadt, die von den Kindern verspottet wurden (Kap. 6). Er sieht die Gefahr des Ruckfalls in jene Epochen. Die Stadt ?wiederholt mit Enthusiasmus symbolische Handlungen, die etwas Finsteres und dem Geiste der Neuzeit ins Gesicht Schlagendes an sich haben, wie Bucherverbrennungen und anderes, woran ich lieber mit Worten nicht ruhren will.“ Die altertumlich-volkstumliche Schicht gebe es nicht nur im sogenannten ?Volk“, sondern ?in uns allen […] allein die Literatur, die humanistische Wissenschaft, das Ideal des freien und schonen Menschen“ konne sie ?unter sicherem Verschluss“ halten. (Kap. 6) Er kritisiert, in der aufgeklarten Theologie fehle die ?Einsicht in den damonischen Charakter der menschlichen Existenz“ und die ?Tragik des Lebens“. Liberale Theologie setze ?das Religiose zur Funktion der menschlichen Humanitat herab und verwasser[e] das Ekstatische und Paradoxe, das dem religiosen Genius wesentlich [sei]“ (Kap. 11).

Diese Erkenntnis widerspricht allerdings z. T. seiner eigenen Lebensfuhrung, denn seine ?Heißblutigkeit“, seine ?Neugier, Eitelkeit“ versteckt er oft hinter einer auf die Antike zuruckreichenden Bildungstradition, womit er auch die wegen des unterschiedlichen Niveaus (der ?Bildungstiefstand des Dings […] ennuyierte“ ihn) mit einer Abfindung beendete Studentenbeziehung zu einer Kuferstochter und damit sein elitares Menschenbild begrundet: Der ?Wunsch, den antikischen Freimut im Verhalten zum Geschlechtlichen, der zu [s]einen theoretischen Uberzeugungen gehorte, in die Praxis zu ubersetzen, [hatten ihn] vermocht, diese Bindung einzugehen“ (Kap. 17). An diesem Beispiel wird auch deutlich, dass Zeitbloms betulich-feierlicher Stil, wie er selbst weiß, dem Gegenstand unangemessen ist. [A 9]

Humanismus und Patriotismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weltanschaulich ist Zeitblom einmal am Humanismus , der sich auf die Antike bezieht, und zum anderen am deutschen Geist-Patriotismus orientiert und dies fuhrt ihn in Konfliktsituationen. Bis zum Ersten Weltkrieg versucht er beide Aspekte seines Denkens miteinander zu verbinden und raumt dem Deutsch-Nationalen den Vorrang ein. Wie viele Burger ist auch er, wenn auch weniger enthusiastisch und mit der Sorge um ein ?Durchgehen zugelunwilliger Triebe“, vom Krieg mit einem ?volkstumlichen Hochgefuhl“ ergriffen und sieht ihn als schicksalshaft an: Deutschland war im 19. Jh. eine europaische Großmacht geworden und konkurrierte mit den Kolonialmachten um die Vorherrschaft in der Welt. Die Patrioten sind davon uberzeugt, dass Deutschland nach Spanien, Frankreich, England an der Reihe sei, ?der Welt unseren Stempel“ aufzudrucken und sie zu fuhren und die Welt im ?Zeichen eines nicht ganz zu Ende definierten militaristischen Sozialismus […] zu erneuern habe“. Verbunden ist diese Idee mit der ?Furcht, von allen Seiten uberflutet zu werden“ und zur Verteidigung mit ?Opfer- und Todesbereitschaft“ einen Angriffskrieg fuhren zu mussen. Das Gefuhl des ?Opferganges“ setzt bei vielen jungen Kriegsfreiwilligen ?ein neues, hoheres Leben“ frei, und sie erleben dann eine ?blutige Welt-Katastrophe“. Zeitblom will die Weltherrschaft nicht machtpolitisch, sondern geistig, seelisch oder auch wirtschaftlich verstanden wissen, als ?Durchbruch zur Welt“ aus der Einsamkeit heraus, als ?Durst nach Vereinigung“. Leverkuhn, der alles Patriotisch-Nationale ablehnt und die kulturelle Tradition als erschopft ansieht, widerspricht ihm: durch den Kriegsverlauf sei gerade das Gegenteil der Fall. Es gebe nur ein Problem in der Welt, die Frage, wie man durchbreche und ins Freie gelange (Kap. 30).

Wie viele Intellektuelle wird auch Zeitblom vom Zeitgeist der Nachkriegszeit erfasst, der nach dem ?Zusammenbruch des deutschen Autoritatsstaates“ das Ende der ?Epoche des burgerlichen Humanismus, seine bisherige geistige Heimat“, proklamiert und ?die Welt in ein neues, noch namenloses Sternenzeichen“ eintreten sieht (Kap. 34). Er sucht Orientierung bei den Diskussionsabenden in der Wohnung des Grafikers Sixtus Kridwiß in Schabingen (Kap. 34). Man spricht uber den ?Werteverlust“ und die den Deutschen durch die Niederlage ?zuteilgewordene“ demokratische Republik und furchtet, unter Berufung auf Alexis de Tocqueville , dass alles auf ?Diktatur und Gewalt“ und eine ?heraufziehende Barbarei“ hinauslaufe. In diesem Zusammenhang beruft man sich auf Sorels 1908 erschienenes Werk ?Reflexions sur la violence“ und seine Vorhersage von ?Krieg und Anarchie“ im ?Zeitalter der Massen“: Die Massen wurden anstelle mit der Wahrheit mit ?mythischen Fiktionen“ versorgt, mit primitiven Schlachtrufen, um politische Energien zu entfesseln. Zeitblom registriert entsetzt, wie die anwesenden Intellektuellen [A 10] den Gedanken, man musse der aus dem Kulturzerfall entstehenden Barbarei mit Gewalt begegnen, fur die gegenwartige Entwicklung als feststehend ansehen und sich uber das vergebliche, ohnmachtige Anrennen der liberalen Vernunft und Kritik dagegen amusieren. Die traditionellen individuellen Werte sehen sie eingelagert in ?weit hohere Instanzen der Gewalt, der Autoritat, der Glaubensdiktatur,“ der Gemeinschaft. Ruckschritt und Fortschritt, das Alte und Neue, das politische Rechts und Links fallen zusammen, alle humane Verweichlichung wird ausgeschlossen (Kap. 34 Fortsetzung). Diese Redereien [A 11] kommen Zeitblom wie ein ?kaltschneuzig-intellektuelle[r] Kommentar“ zum Kunstwerk Leverkuhns vor: Kritik der Tradition, Zerstorung von Lebenswerten und herkommlichen Kunstformen, die bisher zum burgerlichen Lebenskreis gehort hatten (Kap. 43 Schluss).

Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die nationalsozialistische Umformung Deutschlands und der Zweite Weltkrieg fuhren Zeitblom in einen Loyalitatskonflikt, der sich in seiner Sprache abbildet. So ringt der Altphilologe sich in komplizierten gewundenen Formulierungen, in einer Scham, es klar auszusprechen, schließlich dazu durch, zu bekennen, dass, ?einige von uns in Augenblicken, die ihnen selbst als verbrecherisch erscheinen, aber andere frank und permanent, mehr furchten als die deutsche Niederlage, und das ist der deutsche Sieg. Wenn er als besonderes Motiv "[s]eines Verbrechertums“ angibt, im Falle eines Sieges das Verbot des Werkes seines Freundes zu furchten, so spricht er schließlich, in einer Trennung des Volkes von der Fuhrung, von einer ?nie dagewesenen Tragik“, um der ?eigenen und der allgemeinen Zukunft willen die Niederlage ihres Staates zu wunschen“. Er konne sich ?tiefen Ingrimms nicht erwehren gegen diejenigen, die ein gutes Volk in eine seelische Lage brachten, die ihm meiner Uberzeugung nach schwerer fallt als jedem andern, und es sich selber entfremdet.“ (Kap. 5). Im Falle einer Bombardierung deutscher Stadte teile er ?die Empfindung, dass wir nur empfangen, was wir ausgeteilt haben“ (Kap. 6).

Zeitbloms Reaktionen auf den Kriegsverlauf im 21. Kapitel sind zweigeteilt. Bei den Erfolgsmeldungen des U-Bootkrieges durch einen neu entwickelten Torpedo spurt er eine ?[g]ewisse Genugtuung […] uber unseren regen Erfindungsgeist, die durch noch so viele Ruckschlage nicht zu beugende nationale Tuchtigkeit, welche immer noch voll und ganz dem Regime zur Verfugung steht, das uns in diesen Krieg gefuhrt hat und uns tatsachlich den Kontinent zu Fußen gelegt, den Intellektuellentraum von einem europaischen Deutschland durch die allerdings beangstigende, etwas bruchige und, wie es scheint, der Welt unertragliche Wirklichkeit eines deutschen Europa ersetzt hat“. Eingeschrankt werden diese nationalbewussten Gedanken durch die Gefahr ?falscher Hoffnungen […] und einen Krieg zu verlangern, der nach Einsicht der Verstandigen nicht mehr gewonnen werden kann.“ Die ?Zerstorung unserer wurdigen Stadte aus der Luft“ wurde ?zum Himmel schreien […], wenn nicht wir Schuldbeladenen es waren, die sie erleiden“. Zeitblom raumt zwar wiederholt die ?von uns heraufbeschworenen Ruchlosigkeiten“ ein, erlebt aber auch mit einer ?Art Hoffnung und Stolz, die deutsche Kraftentfaltung uns erregt, den Anbruch eines neuen Sturmes unserer Wehrmacht gegen die russischen Horden“. In seinen Betrachtungen der Zeitgeschichte ubernimmt er haufig typische Formulierungen aus der deutschen Propaganda: ?in unserer zukunftigen Kornkammer, der Ukraine“, ?unser Fuhrer [gebot] dem Ruckzug ein machtiges Halt“. Wir verteidigen ?mit desto zaherer Kraft unseren europaischen Lebensraum gegen die westlichen Todfeinde deutscher Ordnung“. In diesem Zusammenhang greift er auf den Mythos der ?tragisch-heroische[n] Seelenlage“ zuruck und spricht von unserem ?dem Nuchtern-Ublichen widersprechende[n] Volk von machtiger tragischer Seele“ bzw. ?unsere[r] Liebe“, die ?dem Schicksal [gehort], jedem Schicksal, wenn es nur eines ist, sei es auch der den Himmel mit Gotterdammerungsrote entzundende Untergang!“ Der verlorene Krieg bedeute, ?dass ?wir‘ verloren sind, verloren unsere Sache und Seele, unser Glaube und unsere Geschichte. Es ist aus mit Deutschland […] ein unnennbarer Zusammenbruch, okonomisch, politisch, moralisch und geistig, kurz allumfassend“. Zeitblom resumiert, er wolle es ?nicht gewunscht haben ? und hab‘ es doch wunschen mussen“: ?aus Hass auf die frevlerische Vernunftverachtung, die sundhafte Renitenz gegen die Wahrheit, den ordinar schwelgerischen Hintertreppenmythos […] den schmierenhaften Missbrauch und elenden Ausverkauf des Alt- und Echten, des Treulich-Traulichen, des Ur-Deutschen […] Der Riesenrausch, den wir immer Rauschlusternen uns daran tranken, und in dem wir durch Jahre trugerischen Hochlebens ein Ubermaß des Schmahlichen verubten […] er muss bezahlt sein“. Als die Niederlage Deutschlands immer offenkundiger wird, analysiert Zeitblom die Sprache der Propaganda (Kap. 33): Der ?heilige deutsche Boden“ sei durch ein ?Unmaß von Rechtsbeleidigung langst uber und uber entweiht“ worden. Uber ein solches Regime sei ?der Stab gebrochen“ worden und es habe zu verschwinden: ?beladen mit Fluch ? selbst unertraglich der Welt ? uns, Deutschland, das Reich ? ich gehe weiter und sage: das Deutschtum, alles Deutsche ? der Welt unertraglich gemacht zu haben.“ Zeitblom betrachtet jetzt die Geschichte anders als zur Zeit des Ersten Weltkrieges, als er die ?burgerliche Demokratie“ eine ?Herrschaft des Abschaums“ nannte und die ?Auflosung eines so lange disziplinar gebundenen Staatsgefuges in debattierende Haufen herrenlos gewordener Untertanen“ furchtete. Er gibt, mit Einschrankungen, zu, dass die ?Demokratie der Westlander, bei aller Uberholtheit ihrer Institutionen durch die Zeit, aller Verstocktheit ihres Freiheitsbegriffes gegen das Neue und Notwendige, wesentlich doch auf der Linie des menschlichen Fortschritts, des guten Willens zur Vollkommenheit der Gesellschaft liegt und der Erneuerung, Ausbesserung, Verjungung, der Uberfuhrung in lebensgerechtere Zustande ihrer Natur nach fahig ist“ (Kap. 33).

Entstehungsgeschichte und autobiographische Bezuge [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Uber die Entstehung des Doktor Faustus hat der Autor auf der Grundlage von Tagebuchaufzeichnungen das 1949 veroffentlichte Buch Die Entstehung des Doktor Faustus geschrieben, das Autobiographisches und Selbstkommentare zum Roman enthalt. Weil er annahm, Doktor Faustus sei sein letztes Werk, [A 12] wollte er sich vor der Nachwelt rechtfertigen. Dabei beruft er sich im Motto der ?Entstehung“ auf eine Passage aus Goethes Dichtung und Wahrheit : Um manchen Werken einen ?historischen Wert“ zu verschaffen, sei es wichtig, dass ?man sich uber ihre Entstehung mit wohlwollenden Kennern unterhalt“.

Schon als junger Mann hatte Thomas Mann den Plan gefasst, einen Faust-Roman zu schreiben. Jedoch setzte er diesen Plan erst nach Beendigung seiner ?Joseph“-Tetralogie (1943) um . Mann berichtet uber die besondere innere Leere, die in ihm nach Abschluss seines Joseph-Romans und ihres Nachspiels Das Gesetz entstanden sei, und darauf uber die ersten Plane, seine Vorstudien ? u. a. die Lekture der Briefe Hugo Wolfs ?, die literarischen Bezuge (insbesondere zu Shakespeare [8] ) und immer wieder uber die autobiographischen Umstande, insbesondere daruber, welche politischen und essayistischen Schriften die Arbeit am Roman zwischen dem 23. Mai 1943 und dem 29. Januar 1947 in Pacific Palisades unterbrachen. Er nannte das Buch seine ?Lebensbeichte“ [9] und schrieb am 21. Oktober 1948 an Paul Amann: ?Zeitblom ist eine Parodie meiner selbst. In Adrians Lebensstimmung ist mehr von meiner eigenen, als man glauben sollte ? und glauben soll.“ [10]

Neben dem Faust-Stoff gehorten auch Dokumentarisches und Historiographisches aus der Lutherzeit und dem Dreißigjahrigen Krieg zur Vorbereitung des Romans ebenso wie Grimmelshausen und Sprichwortersammlungen des Mittelalters. In Manns Die Entstehung des Doktor Faustus ist dem Kapitel X zu entnehmen, dass er sich auch mit den Graueln in den Konzentrationslagern des Dritten Reichs auseinandersetzte und diesbezuglich mit Heinrich Eduard Jacob in Kontakt stand.

So entstand innerhalb von dreieinhalb Jahren ein ?Zeit- bzw. Epochen-Roman“ uber die ?deutsche Tragodie“, in dem den kulturhistorischen und geistesgeschichtlichen Wurzeln des Nationalsozialismus nachgespurt wird: Immer wieder wird das romantisch-irrationale Denken dargestellt, das nach Thomas Manns Ansicht letztlich zum Nationalsozialismus gefuhrt hat: In den von ? Wandervogel “-Romantik gepragten Gesprachen des Studenten Adrian Leverkuhn mit seinen Kommilitonen, in den reaktionaren, anti-humanen und zivilisationsfeindlichen Reden des Dr. Chaim Breisacher und in den ?erzfaschistischen“ (so Thomas Mann) Gesprachsrunden bei Dr. Sixtus Kridwiß. Vor diesem Hintergrund wird das Lebensschicksal des hochbegabten, aber menschlich kalten Adrian Leverkuhn geschildert. [A 13] Der Autor setzt Leverkuhns personliche Tragodie in Beziehung zu der Tragodie des deutschen Volkes, der Pakt mit seinem inneren Teufel wird parallelisiert mit dem Bundnis des Bosen, das Deutschland eingegangen ist ? wobei offenbleibt, was Thomas Mann mit diesem Bosen meint: Adolf Hitler personlich, den Nationalsozialismus im Allgemeinen oder, noch umfassender, jegliches menschen- und zivilisationsfeindliche Denken uberhaupt.

Hintergrunde [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sowohl die Ortlichkeiten, an denen das Romangeschehen stattfindet, als auch die Personen haben reale Urbilder (Thomas Mann ging sogar so weit, die Nummer der Trambahn, in der Schwerdtfeger erschossen wird, von 1 in 10 zu andern, nachdem ihn nach einer Lesung eine Munchnerin auf den Fehler aufmerksam gemacht hatte).

Zu den Personen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Paul Tillich , Bronze von James Rosati (1967)
  • ?Mit Adrian Leverkuhn ist gar niemand gemeint. Er hat keine Ahnlichkeit mit irgend einem lebenden oder verstorbenen Komponisten, und wie seine Person, so sind auch seine Werke frei erfunden“, so Thomas Mann in einem Brief vom 19. Februar 1949 an Fritz Weil. Im Vergleich zum ubrigen Roman-Personal etwas blass, hat Leverkuhn allerdings gemeinsame Zuge mit seinem Autor: die strenge Arbeitsdisziplin, den Willen zum Erfolg, den Mangel an naturlicher Ungezwungenheit, die sprode Steifheit im zwischenmenschlichen Umgang, aber auch die Lachlust, die ihn aufopferungsvoll umsorgenden Frauen (Meta Nackeday und Kunigunde Rosenstiel, mit der Ida Herz portratiert ist), die Zuneigung zu einem Lieblingskind (Nepomuk hat sein Vorbild in Thomas Manns Enkel Frido Mann ) und die lebenslange Pragung durch die Stadt, in der man die Jugendjahre verbracht hat (?Wo wir sind, ist Kaisersaschern“/?Lubeck als geistige Lebensform“) . ? Leverkuhns geistige Genialitat ahnelt der von Ludwig Wittgenstein , [11] seine Biografie in vielen Zugen der von Friedrich Nietzsche , auf dessen in Also sprach Zarathustra gepredigte Forderung nach einem kuhnen Leben schon der Nachname Leverkuhn hinweisen soll. [12] Die beabsichtigte Parallelitat geht so weit, dass Thomas Mann den Bericht, den der junge Theologiestudent Adrian uber seinen Besuch im Bordell abgibt, fast wortlich Paul Deussens Erinnerungen an Nietzsche (1901) entnommen hat.
  • Adrian Leverkuhns Theologie- und Philosophiestudium in Halle und seine Teilnahme an der ?theologischen Verbindung Winfried“ ist eine Reverenz an Paul Tillich , dem Thomas Mann seit dem Exil in den USA verbunden war; auch Tillich studierte Theologie und Philosophie in Halle und erzahlte Thomas Mann begeistert von den Diskussionsrunden und den Wanderungen seiner christlichen Verbindung ? Wingolf “.
Hermann Kretzschmar - Vorbild fur Thomas Manns Dr. Wendell Kretzschmar?
  • Dr. Wendell Kretzschmar ist bei Thomas Mann der Musiklehrer Adrian Leverkuhns. Der Name erinnert an den Universitatsmusikdirektor Hermann Kretzschmar , der an der Universitat Leipzig von 1887 bis 1890 dirigierte. Ab 1871 war er als Lehrer fur Musiktheorie , Komposition, Klavier und Orgel am Konservatorium Leipzig tatig. [13]
  • Leverkuhns Erstlingswerk ?Meeresrauschen“, dem musikalischen Impressionismus verpflichtet und von Leverkuhn selbst als ?Wurzelbehandlung“ an etwas bereits Uberlebtem ironisiert, ist moglicherweise in Parallele gesetzt zu Arnold Schonbergs Streichsextett Opus 4 Verklarte Nacht , das Mann im Tagebuch am 26. Juni 1946 und 21. Januar 1947 entsprechend als ?klangschon“, aber ?zu substanzlos“ charakterisiert. [14]
  • Dr. August Anton Leverkuhn war (neben den testamentarisch eingesetzten Krafft Tesdorpf und Konrad Hermann Wilhelm Fehling ) amtlicher Vormund Thomas Manns nach dem Tod des Vaters. [15]
  • Thomas Manns eigene Mutter und seine beiden Schwestern Julia und Carla sind Vorbilder fur die nach Munchen gezogene Bremer Senatorenwitwe Rodde und ihre tragisch mit Suizid und Wahnsinnstat endenden Tochter Ines (so hieß auch Heinrich Manns Verlobte) und Clarissa .
  • Hinter der Figur des Rudolf Schwerdtfeger verbirgt sich der Dresdner Maler und Violinist Paul Ehrenberg , zu dem Thomas Mann zwischen 1899 und 1904, vor seiner Bekanntschaft mit Katia Pringsheim , eine heftige Zuneigung gefasst hatte.
  • In Jeanette Scheurl , der Dichterin mit dem mondanen Schafsgesicht, kann man Annette Kolb erkennen.
  • Die Figur des ?erzfaschistischen“ Dr. Chaim Breisacher wurde Oskar Goldberg nachempfunden, einem judischen Religionsphilosophen, der mit seiner These vom empirisch erfahrbaren JHWH und seiner Kritik am allmachtigen Gott in judischen Kreisen in Berlin fur Aufmerksamkeit sorgte. Ein (ehemals) judischer Faschist tritt bereits im Zauberberg (erschienen 1924) in der Figur des Jesuiten Leo Naphta auf.

Zu den Orten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Der Schauplatz der Ereignisse im fiktiven Pfeiffering bei Waldshut ist das oberbayerische Polling (bei Weilheim) . Der in Polling 2007 errichtete ?Doktor-Faustus-Weg“ beruhrt alle im Roman erwahnten Ortlichkeiten.
  • Die fiktive Stadt Kaisersaschern , deren mittelalterliche Pragung auf Adrian Leverkuhn ein Leben lang nachwirkt, tragt viele Zuge von Thomas Manns Heimatstadt Lubeck . Der geographischen Lage nach entspricht Kaisersaschern allerdings Naumburg (Saale) und ist in einigen Details der Beschreibung auch erkennbar auf diese Stadt bezogen. In seinem Briefwechsel hatte Thomas Mann wiederholt von der Erregung berichtet, mit der er an dem Roman geschrieben habe. Das durfte mit der deutschen Atmosphare zusammenhangen, die er schriftstellerisch evoziert und hinter der sich moglicherweise Heimweh verbirgt. Der Roman endet mit den Worten ?mein Vaterland“. Thomas Mann sah in der Arbeit an dem Alters-Roman eine Art biographischer Rundung. Diese erreicht er auch dadurch, dass er mit Kaisersaschern erneut Lubeck schildert (ohne es explizit zu nennen), wie er das schon im Jugendwerk Buddenbrooks getan hatte. ?Wo wir sind, ist Kaisersaschern“, meint Leverkuhn gegenuber seinem Jugendfreund Zeitblom, als beide die Heimatstadt langst hinter sich gelassen haben. Als prominentester Vertreter der Emigration hatte Thomas Mann bei der Ankunft im amerikanischen Exil der Welt mitgeteilt: ?Wo ich bin, ist Deutschland“. Kaisersaschern symbolisiert Deutschland mehr als Leverkuhn.
  • 1899 verbrachte Thomas Mann zusammen mit seinem Bruder Heinrich einen Ferienaufenthalt in Palestrina.

Zum Faust -Stoff [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mann hat die gesamte literarische Tradition des Faust-Stoffes, vom Volksbuch von 1587 an, dichterisch zeitgemaß verarbeitet: ?Thomas Mann bringt diese reprasentative Symbolfigur nicht nur des deutschen, sondern des abendlandischen Menschen auf den heutigen Stand. […] er sakularisiert sie mitsamt ihrem zugehorigen Damon“ [16] Uberwiegend hat sich der Autor an das Volksbuch gehalten. Die These allerdings, Goethes Werk Faust sei nicht von ausschlaggebender Bedeutung fur Thomas Manns Roman gewesen, [17] ist umstritten. [18]

Inkarnationen des Teufels

Faust und Mephisto (Bronzeplastik von Mathieu Molitor . 1913) in Leipzig, wo Adrian Leverkuhn von einem Fremdenfuhrer, ?teuflisch redend“, in ein Bordel zu Esmeralda gefuhrt wird.

In Kapitel XXV erscheint der Teufel Leverkuhn personlich oder als Halluzination bzw. Projektion seiner Psyche. Zuvor und auch danach sind damonische Krafte prasent. Thomas Mann lasst ihn, einem mythologischen Topos der griechischen Antike folgend, [A 14] sich die außere Gestalt mehrerer Randfiguren des Romans ausborgen. Inkarnationen des Teufels sind

  • der Stotterer Wendell Kretzschmar als Verfuhrer zur Musik;
  • der Grunder der Sekte Ephrata Cloister Beißel als ein Proselytenmacher mit Hilfe der Musik. Sein Chor im Betsaal habe zarte Instrumentalmusik nachgeahmt. Es sei im Falsett gesungen worden, wobei die Sanger kaum die Munder geoffnet, noch die Lippen bewegt hatten. Etwas wie unwiderstehlicher Sirenengesang sei es gewesen, der ≪engelhaft uber den Kopfen der Versammelten geschwebt≫ habe, ≪unahnlich allem menschlich Gewohnten, unahnlich jedenfalls jedem bekannten Kirchengesang≫. Wer ihn einmal gehort habe, konne sich ihm fortan nicht mehr entziehen und wolle ihn immer wieder horen;
  • der Theologie-Professor Kumpf in Halle, der uberdies zur Lutherparodie wird, als er mit der Semmel nach dem Teufel wirft, den er in der Zimmerecke zu sehen meint;
  • der Privatdozent Schleppfuß mit seinen Vorlesungen, in denen er das Geschlechtliche verteufelt;
  • der hinkende Dienstmann in Leipzig, der den ahnungslosen, noch stadtfremden Leverkuhn in ein Bordell fuhrt;
  • die Prostituierte im ≪spanischen Jackchen≫, bei der sich Leverkuhn wissentlich mit Syphilis infiziert;
  • der intellektuelle Quertreiber Chaim Breisacher, ein ideologischer Wegbereiter des Faschismus; [19]
  • der amerikanische Gelehrte Mr. Capercailzie (engl. Auerhahn; eine Anspielung auf ≪Anderer Teil D. Johann Fausti Historien≫ von 1593, in der der Teufel sich ?Auerhahn“ nennt). Capercailzie unternimmt mit Leverkuhn eine Tiefseefahrt in einer Tauchkugel und klart ihn spater uber die monstrosen Dimensionen des Alls auf (Kap. XXVII). Offen bleibt dabei, ob Leverkuhns Erzahlung willentliche Flunkerei ist, oder ob er amusiert uber zuruckliegende Halluzinationen berichtet;
  • der internationale Musikagent Saul Fitelberg (Kap. XXXVII), der Leverkuhn in einem heiteren Intermezzo aus seiner selbst gewahlten Abgeschiedenheit zu Konzertauftritten in der großen Welt, beginnend in Paris, uberreden will. Dort entstehe musikalischer Ruhm durch den Skandal, oder er werde in drei, vier Salons gemacht, in denen sich Leverkuhn allerdings zeigen musse. Fur den Aufbruch bietet Fitelberg, scherzhaft auf Goethes Mephistopheles anspielend an, seinen ≪Zaubermantel≫ auszubreiten. Leverkuhn lehnt ab, und der Teufel zieht diesmal unverrichteter Dinge wieder ab.

Dem Teufelsgesprach liegt eine Vision zu Grunde, die Thomas Mann in seiner Jugend wahrend eines Italien-Aufenthaltes hatte und die bereits in Buddenbrooks und im Zauberberg verarbeitet ist. Als weitere Inspirationsquelle gab Thomas Mann die Teufelsbegegnung von Dostojewskis Iwan Karamasow in Die Bruder Karamasow an. Das Teufelsgesprach im 25. Kapitel des Doktor Faustus liegt in der Mitte des Romans (Der Roman hat zwar nur 47 Kapitel, doch kommt eine Nachschrift hinzu, weiter besteht das 34. Kapitel aus drei Teilen, sodass sich 49 Kapitel mit dem 25. im Zentrum ergeben) und ist von zentraler Bedeutung: Es ist Kunstgesprach und Paktszene in einem.

Mit den zahlreichen Zitaten und ?Plagiaten“ (Goethe, Nietzsche, Dostojewski, Brecht, Schonberg, Adorno usw.), deren sich Thomas Mann im Doktor Faustus bedient, will er nicht zuletzt auch den Erschopfungszustand der Kunst und die Uberholtheit der Erfindungsgabe demonstrieren , ein Manko, das die Arbeit des modernen Kunstlers so unsaglich erschwere, dass sie ubermenschliche Krafte verlange und fur Leverkuhn eben nur noch mit Hilfe des Teufels uberwunden werden konne. [20]

Syphilis

Das Damonisch-sexuelle Motiv der Faustsage aktualisiert Thomas Mann. Anstelle der Unterzeichnung des Teufelspaktes mit dem eigenen Blut tritt die willentliche Ansteckung mit einer Geschlechtskrankheit; die Zeit bis zur zerebralen Zersetzung ist die gesetzte Frist: ?Das alte kosmische Spiel zwischen Himmel und Holle ist hereingeholt in die menschliche Person … Der theologische Konflikt ist sakularisiert, Gott und der Teufel sind sakularisiert, ja sie sind in einen einzigen Leib gebunden.“ [21]

Thomas Manns medizinischer Berater war der Mediziner und Schriftsteller Martin Gumpert , [22] der seine Dissertation uber die Syphilis-Erkrankung geschrieben hat. Bis zur Entdeckung des Penicillins war Syphilis eine verbreitete Seuche, die durch Geschlechtsverkehr ubertragen wurde. Sie manifestiert sich in verschiedenen Organsystemen, vor allem aber im zentralen Nervensystem. ?Genialisierung durch Krankheit“ ist ein literarisches Motiv des Fin de siecle und der in dieser Epoche aufgetretenen Kulturstromung Dekadenz , lasst sich aber naturwissenschaftlich nicht verifizieren. Friedrich Nietzsche war an Syphilis erkrankt, im Spatstadium der Seuche in geistige Umnachtung gefallen und nach langem Siechtum gestorben. Nietzsches Lebenslauf hat Thomas Mann als Vorlage fur seine Kunstfigur Adrian Leverkuhn gedient.

Zur Musiktheorie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Arnold Schonberg in Los Angeles, etwa 1948

Obwohl der Roman sich mit dem Niedergang Deutschlands in der Zeit des Zweiten Weltkriegs , in der er geschrieben wurde, beschaftigt und wesentliche Kriegsepisoden explizit angesprochen werden (z. B. die Invasion 1944, nicht aber Auschwitz [23] ), spielt vor allem die Musik eine zentrale Rolle, insbesondere die Zwolftonmusik , die Adrian Leverkuhn begrundet haben soll (siehe unten). Musik ist hier, den Selbstkommentaren Thomas Manns zufolge, ein Paradigma fur die Kunst uberhaupt. Von Kritikern wird jedoch eingewandt, dass die Zwolftontechnik im Roman eine damonische Bedeutung erhalt, die sie in Wirklichkeit nicht besitzt. [24]

Fur das Romanprojekt studierte Mann musikwissenschaftliche Lehrbucher sowie Biographien, darunter solche zu Mozart , Beethoven , Hector Berlioz , Hugo Wolf und Alban Berg . Seine musikalischen Erfahrungen hatten aber mehr mit dem Horen seiner Lieblinge Wagner und Brahms zu tun, es fehlte ihm an Expertise, vor allem der zeitgenossischen Musik. Deshalb nahm er Kontakt mit Komponisten wie Igor Strawinsky , Arnold Schonberg und Hanns Eisler auf, um sich in Sachen Komposition unterweisen zu lassen.

Angeregt und illuminiert durch das Initialstadium der entzundlichen Gehirnzerstorung erfindet Leverkuhn die ?Zwolftonmusik“, auf eigene Hand und ohne von Arnold Schonberg zu wissen. In seinen Selbstkommentaren nennt Thomas Mann die Reihentechnik Teufelswerk und befurchtet amusiert: ≪Schonberg wird mir die Freundschaft kundigen≫. [25] Tatsachlich fuhrte der Roman zum Zerwurfnis zwischen Thomas Mann und Arnold Schonberg. Dieser fuhlte sich verletzt, ausspioniert und hintergangen und setzte sich offentlich zur Wehr. Dass ausgerechnet Thomas Mann mit T. W. Adorno zusammengearbeitet hatte, machte die Sache nur schlimmer, weil Schonberg immer schon eine Abneigung gegen seinen großten Apologeten hegte. Die ab der zweiten Auflage von Thomas Mann hinzugefugte Anmerkung auf der letzten Seite, in der Schonberg die Prioritat an der ?Zwolftonmusik“ ausdrucklich eingeraumt wird, konnte das einmal belastete Verhaltnis nicht wirklich bessern.

Theodor W. Adorno

Der wichtigste Berater fur Thomas Mann war jedoch der Musiker, Komponist, Musiksoziologe und Philosoph Theodor W. Adorno . Die musiktheoretischen Außerungen des Teufels im Teufelskapitel stammen nahezu wortlich aus Adornos Philosophie der neuen Musik , mit dessen Erlaubnis. Auch sonst ließ sich Thomas Mann von handschriftlichen Entwurfen Adornos leiten. Er anderte viele Stellen des Romans nach ausgiebigen Diskussionen mit seinem Helfer. Thomas Mann nannte Adorno ?seinen wirklichen geheimen Rat“. Die musikalischen Defizite Manns werden an einigen Fehlern im Roman deutlich. Weil er z. B. in Adornos Handschrift das Wort ?Eigengewicht“ nicht entziffern konnte, gelangte die Formulierung vom ?Fugengewicht der Akkorde“ in den Roman. [26] In der neuen kritischen Ausgabe ist der Lapsus korrigiert. Weiter wurden Eigenmachtigkeiten der Sekretarinnen und Setzer korrigiert, die ihnen unverstandliche Worte oft einfach durch andere ersetzt hatten. Nach der ersten Ausgabe nahm Thomas Mann in Zusammenarbeit mit Erika Mann Textkurzungen vor, da er befurchtete, dass die musiktheoretischen Anteile den Lesern zu lang wurden. Dabei entstanden eine Reihe von Anschlussfehlern, weil Bezuge zu den Auslassungen nicht mitverandert wurden. Diese Fehler werden auch in der neuen Ausgabe nicht korrigiert. [27]

Peter Benary fand folgenden Interpretationsfehler: ?Auch die einfuhlsamen Außerungen Thomas Manns“ (und Adornos) ?in seinem ≫Doktor Faustus≪ verkennen im Grunde das Thema ≫in seiner idyllischen Unschuld≪“ (Arietta-Thema in Beethovens letzter Klaviersonate ), ?wenn er das Hauptmotiv mit ≫Himmelsblau≪, ≫Liebesleid≪ und ≫Wiesengrund≪ skandiert, denn [die Tonfolge]   ist nicht daktylisch ( ? ? ? ), sondern anapastisch   ( ? ?? ) [wie ?Sinfonie‘] zu skandieren.“ [28]

Der musikalisch-philosophische Teil des Romans muss als Koproduktion Manns und Adornos angesehen werden. Dies fuhrte nach dem Tode Manns zu Konflikten mit Erika Mann, die durch selektive Veroffentlichung von Tagebuchauszugen oder Briefen alles daran setzte, den Anteil Adornos am Werk zu negieren, da diese Zusammenarbeit aus ihrer Sicht an den Nimbus des ?Zauberers“ ruhrte. Dies hat Adorno zutiefst getroffen. Thomas Mann hatte das vorhergesehen, er notierte, dass es zwar ihm nichts ausmache, dass Adornos Anteil bekannt wurde, dass es aber schon jetzt ?Arger mit den Frauen“ deswegen gebe (gemeint sind Katja und Erika Mann). Die Entstehung des Doktor Faustus war auch dahingehend motiviert, Adornos Anteil ins rechte Licht zu rucken, was aber nicht half, die Angelegenheit endgultig zu klaren. Erst durch den veroffentlichten Briefwechsel Adorno-Mann wurde der Anteil Adornos zweifelsfrei belegt.

Adaptionen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eine Anknupfung an Stoff und Motive findet sich in Hans Wollschlagers Roman Herzgewachse (1982) und in Tobias Schwartz ’ Roman Morpho peleides (2021).

Musik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In Hans Werner Henzes 1997 geschriebenem 3. Violinkonzert findet sich eine explizite Bezugnahme in den drei Satztiteln:

  • Esmeralda. nicht eilen, tanzerisch gemutvoll
  • Das Kind Echo: Adagio ? Tempo giusto
  • Rudolf S.: Andante ? Piu mosso

1952 publizierte Hanns Eisler das Libretto seiner Oper Johann Faustus . Diese Oper basiert auf dem Puppenspiel, wurde aber auch durch Gesprache mit Thomas Mann wahrend dessen Niederschrift des Doktor Faustus beeinflusst. Nach heftigen politischen Auseinandersetzungen beim Formalismusstreit in der DDR blieb Eislers Oper ein Fragment.

Film [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Roman wurde 1981/82 Vorlage des gleichnamigen Films von Franz Seitz (Produktion, Drehbuch, Regie). Jon Finch spielte Adrian Leverkuhn, Hanns Zischler war der Darsteller des Serenus Zeitblom und Andre Heller spielte den Satan. In weiteren Rollen wirkten mit: Margot Hielscher , Hans Korte , Herbert Gronemeyer , Marie-Helene Breillat und Lothar-Gunther Buchheim ; Christoph Schlingensief war Kamera-Assistent. [29]

Horspiel [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe im folgenden Abschnitt #Textausgaben und -versionen unter Horbucher .

Textausgaben und -versionen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bibliophiler Erstdruck, erschienen in den USA: 50 nummer. und sign. Expl plus 8 nummer. und sign. Expl. A -H.
  • Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkuhn, erzahlt von einem Freunde (Stockholmer Ges.-Ausg.), Bermann-Fischer, Stockholm 1947 (772 S.).
  • Doktor Faustus . Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkuhn erzahlt von einem Freunde. 1.?7. Tsd. Suhrkamp, Berlin/ Frankfurt am Main 1947 (806 S.).
  • Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkuhn, erzahlt von einem Freunde (Große kommentierte Frankfurter Ausgabe. Werke, Briefe, Tagebucher. Band 10/1 und 2).
    • Teilband 10/1. [Textband]. Hrsg. u. textkritisch durchges. von Ruprecht Wimmer. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007 (741 S.).
    • Teilband 10/2: Kommentar von Ruprecht Wimmer. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007 (1266 S.).

Horbucher:

Sekundarliteratur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Thomas Mann: Die Entstehung des Doktor Faustus . Roman eines Romans. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-596-29427-4 .
  • Hannelore Mundt: ?Doktor Faustus“ und die Folgen. Kunstkritik als Gesellschaftskritik im deutschen Roman sei 1947 . Bouvier, Bonn 1989, ISBN 3-416-02159-2 .
  • Erich Heller : Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-518-36743-9 .
  • Hubert Orłowski : Pradestination des Damonischen. Zur Frage des burgerlichen Humanismus in Thomas Manns ?Doktor Faustus“ . Wydawnictwo Naukowe UAM, Pozna? 1969.
  • Jochen Schmidt : Thomas Mann: Dekadenz und Genie. In: Jochen Schmidt: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, Philosophie und Politik 1750?1945 . Band 2, Darmstadt 1985, S. 238?277.
  • Hans Wißkirchen , Thomas Sprecher (Hrsg.): ?und was werden die Deutschen sagen??“. Thomas Manns Roman Doktor Faustus . Drager, Lubeck 1997, ISBN 3-925402-75-6 .
  • Hans Hilgers : Serenus Zeitblom. Der Erzahler als Romanfigur in Thomas Manns ?Doktor Faustus“. 2. Auflage. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1997, ISBN 3-631-31966-5 .
  • Christian Albrecht : Protestantismusdeutung und protestantisches Erbe in Thomas Manns Roman ?Doktor Faustus“. In: Zeitschrift fur Theologie und Kirche. Band 95, 1998, S. 410?428.
  • Andreas Urs Sommer : Der mythoskritische ?Erasmusblick“. Doktor Faustus, Nietzsche und die Theologen. In: Eckhard Heftrich , Thomas Sprecher (Hrsg.): Thomas Mann Jahrbuch. Band 11. 1998, S. 61?71.
  • Jurgen Joachimsthaler: Politisierter Asthetizismus. Zu Th. Manns ?Mario und der Zauberer“ und ?Doktor Faustus“. In: Edward Białek, Manfred Durzak , Marek Zybura (Hrsg.): Literatur im Zeugenstand. Beitrage zur deutschsprachigen Literatur- und Kulturgeschichte. Festschrift zum 65. Geburtstag von Hubert Orłowski. Frankfurt u. a. 2002, S. 303?332.
  • Eva Schmidt-Schutz: ?Doktor Faustus“ zwischen Tradition und Moderne. Eine quellenkritische und rezeptionsgeschichtliche Untersuchung zu Thomas Manns literarischem Selbstbild . Klostermann, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-465-03212-8 .
  • Christoph Godde, Thomas Sprecher (Hrsg.): Thomas Mann ? Theodor W. Adorno . Briefwechsel 1943?1955. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-15839-7 . [30]
  • Werner Rocke (Hrsg.): Thomas Mann ? Doktor Faustus 1947?1997. Bern u. a. 2004, ISBN 3-03910-471-3 .
  • Hans Rudolf Vaget : Seelenzauber. Thomas Mann und die Musik . Fischer, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-10-087003-4 .
  • Heinrich Detering , Friedhelm Marx , Thomas Sprecher (Hrsg.): Thomas Manns ?Doktor Faustus“ ? neue Ansichten, neue Einsichten . Klostermann, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-465-03813-9 .
  • Maurice Blanchot : Thomas Mann. Begegnungen mit dem Damon . Herausgegeben und aus dem Franzosischen ubersetzt von Marco Gutjahr. Turia+Kant, Wien/Berlin 2017, ISBN 978-3-85132-839-4 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. genauer: zur Rolle der Musik bzw. der dichterische Versuch, Musik mit Sprache wiederzugeben (Am 14. Juli 1948 an Friedrich Sell)
  2. Nach dem Text der ?Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe“ (GKFA). In anderen Ausgaben wird der 23. Mai als Termin genannt. An diesem Tag begann der Autor mit seiner Arbeit am Roman.
  3. Mit diesem Kunstgriff, eine fiktive Biografie und Zeitgeschichtliches in Beziehung zu setzen, parallelisiert Thomas Mann die Schicksale Leverkuhns und Zeitbloms mit dem Deutschlands.
  4. Das Teufelsgesprach im 25. Kapitel des Romans gilt als zentrale Episode des Romans Begegnung der Hauptfigur mit dem Teufel. Der Autor erzahlte 1953 dem Maler Fabius von Gugel von einer Vision, die er 1895 im steinernen Saal in Palestrina gehabt habe, als er plotzlich mit einer Teufelserscheinung konfrontiert wurde. Nach Gugels Worten schilderte Mann, dass ?…er in der Nachmittagshitze, urplotzlich, auf dem schwarzen Sofa sitzend, einen Fremdling erblickt, von dem er gewußt habe, daß er kein anderer als der Teufel gewesen sei“. (Zit. nach Peter de Mendelssohn : Der Zauberer . Frankfurt am Main 1975, S. 293).
  5. Zeitblom erzahlt ausfuhrlich die Geschichte der Senatorin Rodde und ihrer Tochter Ines und Clarissa in Kap. 29, 32, 35. s. auch: ?Hintergrunde: Zu den Personen“
  6. ?Was er an Rudi verubt, ist ein prameditierter, vom Teufel verlangter Mord“ schreibt Thomas Mann daruber in der ?Entstehung des Doktor Faustus“ im Abschnitt IV.
  7. Notiz von Thomas Mann (1905): Figur des syphilitischen Kunstlers: Als Dr. Faust und dem Teufel Verschriebener. Das Gift wirkt als Rausch, Stimulans, Inspiration: er darf in entzuckter Begeisterung wunderbare Werke schaffen, der Teufel fuhrt ihm die Hand. Schließlich aber holt ihn der Teufel: Paralyse
  8. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes war der Begriff inneren Emigration zur Rechtfertigung von ?Ofenhockerei“ geworden. (Thomas Mann im Tagebuch am 20. September 1945)
  9. Zeitbloms auf antiker Bildung basierender Humanismus wirkt oft theoretisch akademisch und im Einzelfall wenig empathisch. Sein ?parodistisch verwendete[s] Humanistendeutsch“ dient dem Autor zur Darstellung seiner seelisch und geistigen Verfassung ( Kindlers Literaturlexikon im dtv . Deutscher Taschenbuchverlag Munchen, 1974, Bd. 7, S. 2794.). Er selbst bekennt: ?Ach, ich schreibe schlecht! Die Begierde, alles auf einmal zu sagen, laßt meine Satze uberfluten, treibt sie ab von dem Gedanken, zu dessen Notierung sie ansetzten, und bewirkt, daß sie ihn weitschweifend aus den Augen zu verlieren scheinen. Ich tue gut, die Kritik dem Leser vom Munde zu nehmen. Es kommt aber dieses sich Ubersturzen und Sichverlieren meiner Ideen von der Erregung, in welche die Erinnerung an die Zeit versetzt, von der ich handle“ (Kap. 34). Nach Heller wird daran deutlich, ?dass der Gegenstand ? und also die Zeit, der er angehort ? dem uberlieferten Geist der Erzahlung uber den Kopf gewachsen ist“ und dass Doktor Faustus ?die Abdankungsurkunde des Romaneschreibers und Serenus Zeitblom das Pseudonym des Schweigens“ ist. (Erich Heller: ?Thomas Mann. Der ironische Deutsche.“ Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 322 f.
  10. Alle Teilnehmer der Abenddiskussion haben Vorbilder im intellektuellen Munchen der Vor- und Nachkriegszeit (vgl. Bergsten S. 33 ff.). Literaturlexikon online: Lexikon (uni-saarland.de)
  11. Am verhasstesten unter den Gasten ist Zeitblom der Dichter Daniel Zur Hohe. Thomas Mann hatte das Modell ? Ludwig Derleth ? schon in der fruhen Erzahlung Beim Propheten als Angehorigen des George -Kreises karikiert; vgl. Bergsten S. 37 f. Literaturlexikon online: http://literaturlexikon.uni-saarland.de/index.php?id=3367 im Portal http://literaturlexikon.uni-saarland.de/index.php?id=1 Literaturlexikon online)
  12. Die Entstehung des Doktor Faustus, Abschnitt III: ?weil ich es immer als ?mein letztes‘ betrachtet habe“.
  13. Das Motiv der ?Kalte“ ist eines der zentralen Motive im Doktor Faustus .
  14. Allerdings waren es dort Gottheiten, die in Gestalt eines Mitmenschen mit Sterblichen Umgang hatten oder ihnen Weisung erteilten (z. B. Zeus in Erscheinung des Amphitryon mit dessen Gemahlin; Athene in Gestalt von Mentor zu Telemachos).

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. bei Bermann-Fischer, Stockholm, und Suhrkamp, Berlin/ Frankfurt am Main
  2. wobei sich die Bemerkungen und Sentenzen uber das gesamte Buch verteilen. H.-P.Haack: Zweideutigkeit als System - Thomas Manns Forderung an die Kunst
  3. 15. Dezember 1947 an Erich von Kahler
  4. Am 11. Oktober 1944 an Agnes Meyer
  5. Thomas Mann am 25. Juni 1948 an Peter Suhrkamp
  6. Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche . Suhrkamp, Frankfurt am Main 1959 (1975). Zitiert in Kindlers Literaturlexikon im dtv. Deutscher Taschenbuchverlag, Munchen 1974, Bd. 7, S. 2793.
  7. Veit Neumann: Ausflug aus dem Kernland der Reformation zu Pfeifferings ?Pieta“. In: Forum Katholische Theologie. Band 29, 2013, S. 52?67.
  8. vgl. Entstehung Abschnitt IV
  9. Am 25. Juni 1948 an Peter Suhrkamp
  10. Zitiert nach Mateotti, ISBN 978-3-638-74442-3 , S. 11, und nach Hubert Mainzer: Thomas Manns ?Doktor Faustus“ ? ein Nietzsche-Roman? In: Wirkendes Wort . Band 21, 1971, S. 28.
  11. Vgl. hierzu Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 327.
  12. Vgl. hierzu und zum folgenden Beispiel Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 312.
  13. Homepage der Mahlerfoundation , abgerufen am 31. August 2022.
  14. Eva Schmitz-Schutz S. 196. in der Google-Buchsuche
  15. Heinz J. Armbrust, Gert Heine: Wer ist wer im Leben von Thomas Mann?: ein Personenlexikon. Verlag Vittorio Klostermann, 2008, ISBN 978-3-465-03558-9 , S. 279.
  16. Erich von Kahler: Die Sakularisierung des Teufels. Thomas Manns Faust. In: Neue Rundschau. Nr. 58, 1948, S. 185?202. Zitiert in Kindlers Literaturlexikon im dtv. Deutscher Taschenbuchverlag Munchen, 1974, Bd. 7, S. 2793.
  17. vgl. z. B. Helmut Koopmann: Teufelspakt und Hollenfahrt. Thomas Manns Doktor Faustus und das damonische Gebiet der Musik im Gegenlicht der deutschen Klassik . Goethe-Gesellschaft Munchen 2009.
  18. vgl. z. B. Eva Bauer Lucca: ?Kommt alte Lieb’ und Freundschaft mit herauf“. Goethe’s Spuren in Thomas Mann’s Doktor Faustus ( Memento vom 19. September 2011 im Internet Archive ) (PDF; 147 kB). 5. Marz 2005.
  19. Siehe dazu unten das Kapitel Hintergrunde .
  20. Vgl. hierzu Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 315.
  21. Erich von Kahler: Die Sakularisierung des Teufels. Thomas Manns Faust. In: Neue Rundschau. Nr. 58, 1948, S. 185?202. Zitiert in Kindlers Literaturlexikon im dtv. Deutscher Taschenbuchverlag Munchen, 1974, Bd. 7, S. 2794.
  22. Christoph Luthy: Bohren am Zahn der Zeit. (Sachbuch-Rezension in der FAZ vom 15. Januar 2001, abgerufen im Sept. 2015)
  23. In Kapitel XLVI wird zwar von einem Konzentrationslager in der Nahe von Weimar, außerdem auch vom ?Geruch verbrannten Menschenfleisches“ gesprochen, doch wird auch damit noch der Holocaust ubergangen.
  24. Fritz Kaufmann: Thomas Mann: The World as Will and Representation . Boston 1957. zitiert in: Kindlers Literaturlexikon im dtv . Deutscher Taschenbuchverlag Munchen, 1974, Bd. 7, S. 2793.
  25. Am 28. September 1944 an Agnes E. Meyer
  26. Trotz des Lesefehlers kann man aber der von Thomas Mann gewahlten Formulierung durchaus eine gewisse Authentizitat zusprechen. Man vergleiche dazu die Ausfuhrungen von Dieter Borchmeyer in der Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen vom 17. Oktober 2009, S. Z3.
  27. DiePresse.com, Artikel vom 30. November 2007
  28. Peter Benary , Rhythmik und Metrik
  29. Daten-Eintrag bei Filmportal.de
  30. Der Briefwechsel gibt wichtige Aufschlusse uber die Mitwirkung Adornos an der Konzeption des fiktiven musikalischen Werks Adrian Leverkuhns sowie uber Thomas Manns poetologische Ansatze.