DVB-T2

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Logo des DVB-T2-Standards
DVB-T2-Modulator, von der BBC entwickelt. Versuch anlasslich der IBC 2008 in Amsterdam

DVB-T2 (Abkurzung fur englisch ? D igital V ideo B roadcasting ? T errestrial, 2 nd generation“ ; deutsch etwa ?Digitale Videoubertragung ? erdgebundenes Antennenfernsehen , zweite Generation“) ist der Nachfolgestandard von DVB-T . Er bezeichnet die Verbreitung digitaler Radio-, Fernseh- und Datensignale mittels terrestrischer Ubertragung . [1] DVB-T2 zeichnet sich gegenuber seinem Vorganger durch eine hohere spektrale Effizienz aus. Diese ermoglicht, eine hohere Zahl von Programmen zu ubertragen, die auch noch eine hohere technische Qualitat haben. DVB-T2 ist zu DVB-T nicht kompatibel .

Merkmale von DVB-T2 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Blockdiagramm eines DVB-T2-Modulators. Links oben werden n verschiedene digitale Fernsehprogramme zugefuhrt, links unten das DVB-T2-Signal in Basisbandlage ausgegeben.

Auszug aus den Systemanforderungen des DVB-Konsortiums: [2] [3]

  • Fokus auf stationaren Empfang, wobei jedoch mobiler und portabler Empfang moglich sein sollen.
  • Verbesserung der Robustheit des Signals (pro Dienst unterschiedlich konfigurierbar).
  • Erhohung der Große von Gleichwellennetzen um mindestens 30 Prozent.
  • Steigerung der Benutzerfreundlichkeit durch kurzere Umschaltzeiten.
  • Kostengunstigere Verbreitung durch effizientere Frequenzbandnutzung. Das heißt, bei gleichem Bandbreitenbedarf konnen mehr Programme mit gleichzeitig besserer Qualitat, inklusive HDTV gesendet werden.
  • Sende-Diversitat (bessere Versorgung durch zwei Sendeantennen ? Multiple-Input-Multiple-Output -Konzept).
  • Verschiedene Bandbreiten definiert.
  • Steilerer Abfall der Spektrumsflanken.

Betrieb [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Spezifische Punkte zu der Einfuhrung und dem Betrieb von DVB-T2 in verschiedenen Landern sind in einer eigenen Liste zusammengefasst. Der DVB-T2-Betrieb und dessen marktpolitische Implikationen in Deutschland sind im Artikel DVB-T2 HD , dem in Deutschland eingefuhrten Marketingbegriff, zusammengestellt. Hingegen wurde DVB-T am 3. Juni 2019 in der Schweiz ersatzlos eingestellt , DVB-T2 kam dort nicht zum Zuge.

Technik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Spektrum eines DVB-T2-Signals
Datenstruktur bei DVB-T2

Im Oktober 2009 wurde die DVB-T2-Norm vom Europaischen Institut fur Telekommunikationsnormen (ETSI) unter EN 302 755 V.1.1.1 veroffentlicht. [4]

  • Nutzung von COFDM als Modulationsverfahren: Neben den von DVB-T bekannten 2K- und 8K-Modi kann auch ein 16K- oder ein 32K-Modus verwendet werden, der großere Gleichwellennetze erlaubt. Zudem ermoglicht der 16K- und 32K- FFT -Modus bei gleicher Große des Gleichwellennetzes ein relativ gesehen kurzeres Guard Intervall , was zu einer gesteigerten Nutzdatenrate fuhrt.
  • Nutzung von 256- QAM : Bei DVB-T wurden QPSK , 16-QAM und 64-QAM verwendet. Diese ermoglichen die Ubertragung von 2, 4 bzw. 6 Bits je Symbol . DVB-T2 wird jedoch zusatzlich die Option fur 256-QAM beinhalten, was eine Ubertragung von 8 Bits je Symbol ermoglicht. Die dafur benotigte hohere Signalfeldstarke wird teilweise durch die neue Vorwartsfehlerkorrektur kompensiert.
  • Neue Vorwartsfehlerkorrektur : Durch Verwendung neuer Fehlerkorrekturmechanismen lasst sich die benotigte Signalfeldstarke fur fehlerfreien Empfang ein wenig reduzieren. Die Wahl fiel auf einen Code der Gruppe der LDPC-Codes ( Low-Density-Parity-Check-Code ).
  • Nutzung der MISO-Technik: MISO (Multiple Input ? Single Output) verwendet mehrere Sendeantennen. Durch Ausnutzung spezieller Kanaleigenschaften lasst sich die Robustheit des Signals erheblich steigern.

Am 3. Juni 2008 ist ein Datenblatt der DVB-Gruppe erschienen. [5] Der Standard wurde im Juni 2008 vom Lenkungsausschuss ratifiziert. [6] In folgender Tabelle sind die wesentlichen technischen Unterschiede zwischen DVB-T und DVB-T2 zusammengefasst, in Fett die zusatzlichen Optionen bei DVB-T2:

DVB-T DVB-T2
Vorwartsfehlerkorrektur (FEC) Faltungscode + RS-Code
1/2, 2/3, 3/4, 5/6, 7/8
LDPC + BCH-Code
1/2, 3/5, 2/3, 3/4, 4/5, 5/6
Modulation QPSK , 16- QAM , 64-QAM QPSK, 16-QAM, 64-QAM, 256-QAM
Guard Intervall 1/4, 1/8, 1/16, 1/32 1/4, 19/128, 1/8, 19/256, 1/16, 1/32, 1/128
Diskrete Fourier-Transformation (DFT)
Blocklange
2k, 8k 1k, 2k, 4k, 8k, 16k, 32k
Verteilte Pilotsignale gesamt: 8 % gesamt: 1 %, 2 %, 4 %, 8 %
Kontinuierliche Pilotsignale gesamt: 2,6 % gesamt: 0,35 %

Abwartskompatibilitat zu DVB-T [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eine Abwartskompatibilitat zu DVB-T ist fur den Nachfolger DVB-T2 nicht gegeben, da die Datenubertragungsverfahren auf der Funkschnittstelle inkompatibel zueinander sind. Nur wenn zusatzlich ein DVB-T-Empfanger verbaut ist, konnen DVB-T2-Gerate auch DVB-T empfangen. Solche Gerate konnen bei der Umstellung des Verbreitungsstandards weitergenutzt werden.

Einsatz neuer Bildkompressionsverfahren [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Rahmen von DVB-T2 konnen verschiedene Videokompressionsverfahren eingesetzt werden wie z. B. MPEG-4 AVC (H.264) oder High Efficiency Video Coding (H.265). Das eingesetzte Videokompressionsverfahren ( Videocodec ) ist zwar fur den konkreten Fernsehempfang und Bilddarstellung wesentlich, ist aber kein Teil des DVB-T2-Standards, da der DVB-T2-Standard nur die physische Schicht der Ubertragung definiert.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Ulrich Reimers: DVB (Digital Video Broadcasting). 2. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-540-43545-X
  • Thomas Riegler: DVB-T. Vth 2004, ISBN 3-88180-802-7
  • Peter Dehn: Fernsehen uberall ganz einfach, Der Praxis-Ratgeber zum Digitalfernsehen per Antenne. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1163-5
  • Manfred Braun u. a.: Netzplanung und Kosten von DVB-T. Vitas 1999, ISBN 3-89158-244-7
  • Eric Karstens: Fernsehen digital. Eine Einfuhrung. VS-Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14864-8

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : DVB-T2  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Seite des DVB-Projektes zu DVB-T2 (englisch)
  • Modellversuch DVB-T2. Archiviert vom Original am 8. Februar 2014 ; abgerufen am 27. September 2014 .
  • DVB-T2 wurde ratifiziert. heise.de

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Implementation guidelines for a second generation digital terrestrial television broadcasting system (DVB-T2). etsi.org, August 2012, abgerufen am 20. April 2024 (englisch).
  2. Selbstdarstellung des DVB-Konsortiums ( Memento vom 21. November 2010 im Internet Archive )
  3. DVB-T2 Call for Technologies ( Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive ) Kommerzielle Anforderungen an DVB-T2, siehe Anhang ?commercial requirements“
  4. Final draft ETSI EN 302 755 V1.2.1 (2010-10). European Standard (Telecommunications series)
  5. 2nd Generation T Generation Terrestrial ( Memento vom 6. Februar 2009 im Internet Archive )
  6. Pressemitteilung auf dvb.org vom 30. Juni 2008 ( Memento vom 22. September 2010 im Internet Archive ) (PDF; 28 kB)