Das
Bernsteinzimmer
war ein Prunkraum, dessen Wande mit
Bernstein
-, Gold- und Spiegelelementen verkleidet sind. Es wurde im Auftrag des
preußischen Konigs
Friedrich I.
nach Planen des
barocken
Baumeisters
Johann Friedrich Eosander
ab 1701 geschaffen und bis 1712 im
Berliner Schloss
eingebaut. Bereits 1716 tauschte der wenig kunstinteressierte Konig
Friedrich Wilhelm I.
das Bernsteinzimmer beim russischen Zaren
Peter I.
gegen groß gewachsene Soldaten. Erst Zarin
Elisabeth
ließ es 1741 erweitern und im
Winterpalast
in
Sankt Petersburg
und schließlich 1755 im
Katharinenpalast
in
Zarskoje Selo
einbauen. Dort blieb es fast zwei Jahrhunderte. Im
Zweiten Weltkrieg
wurde das Bernsteinzimmer 1941 von der
Wehrmacht
erbeutet und anschließend im
Konigsberger Schloss
eingebaut. Beim Vormarsch der
Roten Armee
wurde es 1944 ausgelagert und ist seitdem verschollen. Eine detailgetreue
Rekonstruktion
des als ?Achtes Weltwunder“ geltenden Prunkraums befindet sich seit 2003 wieder im Katharinenpalast.
Das Bernsteinzimmer war ursprunglich fur einen Raum im
Schloss Charlottenburg
vorgesehen, die heutige Rote Damastkammer, doch wegen geanderter Plane kam es nicht zum Einbau. Entworfen wurde der spater auch als ?Achtes Weltwunder“ bezeichnete Prunkraum mit Wandvertafelungen aus
Bernstein
von dem Barockbaumeister
Johann Friedrich Eosander
.
[1]
Mit der Ausfuhrung wurde zunachst der danische
Bernsteindreher
Gottfried Wolffram beauftragt, der sich aufgrund einer Empfehlung
Friedrichs IV. von Danemark
wohl seit 1701 in Diensten
Friedrichs I. von Preußen
in
Konigsberg
befand. Im Jahr 1707 wurde die Ausfuhrung den
Danziger
Bernsteinmeistern Ernst Schacht und Gottfried Turau ubertragen, da Wolfframs Arbeiten als zu langsam und zu teuer empfunden wurden. Ende 1711 wird das Werk noch erwahnt, ist dann aber erst nach dem Tode Friedrichs I. teilweise in ein Kabinett im nordwestlichen Eckraum des 2. Obergeschosses des
Berliner Schlosses
eingebaut worden. Dieser Raum wurde spater dem Weißen Saal zugeschlagen.
Der russische
Zar
Peter der Große bewunderte das Zimmer bei seinem Besuch in der preußischen Residenz des ?Soldatenkonigs“, der im Gegensatz zu seinem Vorganger fur Kunst wenig ubrig hatte, dafur aber ?
Lange Kerls
“ fur seine Leibgarde suchte. So kam es mit Zar Peter 1716 zum Austausch von Geschenken zur Besiegelung einer Allianz gegen Schweden, und das Zimmer wurde zusammen mit einer
Jacht
gegen Soldaten mit Gardemaß getauscht. Das wertvolle Geschenk an den russischen Monarchen verursachte bereits damals Schlagzeilen in deutschen Zeitschriften, so z. B. im Journal
Remarquable Curiosa
.
[2]
In einem zeitgenossischen Bericht hieß es, ?daß der Konig dem Czaar zwey kostbahre praesente gethan hat, namlich das prachtige, schone Jagtschiff, dan ein pratieuses Bernstein-Getaffel zu einer vollenkommenen Bekleidung eines Cabinets [...] Der Czaar hat mit großer Verbindlichkeit zu erkennen gegeben, daß er auf ein Gegenprasent starck wurde bedacht seyn.“
[3]
Die auf Peter I. folgenden Regenten (
Katharina I.
,
Peter II.
,
Anna
und der Kindkaiser
Iwan VI.
) hatten fur das Bernsteinzimmer jedoch keine Verwendung.
Erst die Tochter Peters I. und Katharinas I., Zarin
Elisabeth
, ließ das Zimmer unter maßgeblicher Beteiligung des am Zarenhof tatigen italienischen Restaurators und Stuckateurmeisters Alexander Martelli umgestalten und in
Sankt Petersburg
zunachst im
Winterpalast
installieren, spater im
Katharinenpalast
in
Zarskoje Selo
.
[4]
Um das Bernsteinzimmer in den etwa sechsmal so großen Saal im Katharinenpalast einbauen zu konnen, musste der im Dienste des russischen Hofes stehende italienische Architekt
Bartolomeo Francesco Rastrelli
es mit Gold- und Spiegelelementen vergroßern. Konig
Friedrich II.
schenkte der Zarin dazu weitere Bernsteinelemente, die beim fruheren Einbau im Berliner Schloss nicht verwendet worden waren. Als Zeichen des Dankes und der Bewunderung fur den preußischen Konig wurde im 19. Jahrhundert im Bernsteinzimmer eine Silberminiatur des Berliner
Reiterstandbildes Friedrichs des Großen
aufgestellt.
[5]
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Im September 1941 wurde der Katharinenpalast von der
Wehrmacht
als Wohnunterkunft beschlagnahmt. Der sowjetischen Verwaltung war es nicht gelungen, die Wandtafeln abzutransportieren, sie wurden durch Pappe notdurftig gegen Splitter gesichert. Ab dem 14. Oktober 1941 wurde das Bernsteinzimmer im Auftrag des
Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg
unter Aufsicht des Rittmeisters
Ernstotto zu Solms-Laubach
und des Hauptmanns
Georg Poensgen
innerhalb von 36 Stunden demontiert, in 28 Kisten verpackt und nach Konigsberg abtransportiert, wo sich die
Prussia-Sammlung
befand. Am 13. November 1941 berichtete die
Konigsberger Allgemeine Zeitung
ausfuhrlich uber eine Ausstellung von Teilen des Bernsteinzimmers im Sudflugel des
Konigsberger Schlosses
. Ebenso erschien ein Artikel in der Zeitschrift
Pantheon
, dessen Fotomaterial offenbarte, dass ein
florentinisches Mosaik
fehlte.
Als Konigsberg in die Reichweite der alliierten Bomberflotten geriet, wurde im Marz 1944 das Bernsteinzimmer erneut in 28 Kisten eingelagert. Im August richteten britische Bomber bei ihren
Luftangriffen auf Konigsberg
weitreichende Zerstorungen in der Stadt an. Seitdem verliert sich seine Spur.
[6]
Seit 1945 ist das Bernsteinzimmer verschollen. Uber seinen Verbleib gab es seither eine Vielzahl an Behauptungen, Vermutungen und Spekulationen, zahlreiche Medienberichte belegen die Popularitat der Frage nach dem Verbleib des Zimmers. Es wurden mehrere hundert Orte benannt, wo es verborgen sein soll. Zahlreiche in- und auslandische Forscher suchten vergeblich nach dem Bernsteinzimmer. Sogar das
Ministerium fur Staatssicherheit
der DDR suchte eine Zeit lang mit hohem Aufwand und teilweise geheimdienstlichen Methoden danach.
Fest steht lediglich, dass es letztmals in Konigsberg gesehen wurde. Das Konigsberger Schloss, in dem sich das Bernsteinzimmer befand, wurde 1945 stark beschadigt und die Ruine 1968 auf Befehl von
Leonid Breschnew
gesprengt, um dort das
Haus der Sowjets
zu errichten. Aufgrund von Statikproblemen wurde dieses Hochhaus nicht fertiggestellt; im November 2020 kundigte
Anton Alichanow
, der Gouverneur der Oblast Kaliningrad, den Abriss der Ruine an.
Wahrend des Krieges ist es unter ungeklarten Umstanden zu Diebstahlen von einzelnen Ausstattungsstucken des Bernsteinzimmers gekommen. Darauf lasst die Tatsache schließen, dass eine Kommode und ein Steinmosaik, das angeblich bereits 1941 vor der Ankunft in Konigsberg gestohlen wurde, Ende der 1990er Jahre in Deutschland aufgefunden wurden. Das Mosaik tauchte 1997 in Norddeutschland auf und wurde auf dem
grauen Kunstmarkt
fur 2,5 Millionen US-Dollar angeboten.
Bevor es jedoch zu einem Verkauf kam, wurde das Objekt von der Polizei in
Bremen
beschlagnahmt.
[7]
Einige Zeit nach diesem spektakularen Fund meldete sich aufgrund von Presseberichten die Besitzerin der Kommode in Berlin, sie hatte das Stuck im DDR-Antiquitatenhandel erworben, ohne dessen Bedeutung und Herkunft zu kennen.
[8]
Diese beiden Teile des Bernsteinzimmers wurden von der Bundesregierung an Russland zuruckgegeben.
In ihrem 2004 erschienenen Buch
[9]
berichten die beiden britischen Journalisten Adrian Levy und Catherine Scott-Clark, das Bernsteinzimmer sei bei einem von sowjetischen Soldaten gelegten Brand des Konigsberger Schlosses im Jahr 1946 vollstandig vernichtet worden.
[10]
Dabei berufen sich die beiden auf Archivdokumente aus dem Nachlass des sowjetischen Bernsteinzimmer-Beauftragten Anatoli Kutschumow.
Die aufwandigen Ermittlungen von sowjetischer Seite seien laut ihnen nur ein Tauschungsmanover gewesen, um zu verbergen, dass das Bernsteinzimmer durch einen eigenen Fehler vernichtet worden sei. Außerdem konnte der vermeintliche Diebstahl des Zimmers wahrend des Kalten Krieges propagandistisch genutzt werden.
[11]
2020 berichteten Medien daruber, dass das
Wrack
des Frachtschiffs
Karlsruhe
von polnischen
Tauchern
entdeckt und in Augenschein genommen wurde. Das Wrack liegt 88 Meter tief auf dem Grund der
Ostsee
, mehrere dutzend Kilometer nordlich von
Ustka
, das 130 km westlich von
Danzig
liegt.
[12]
Im Wrack befinden sich Militarfahrzeuge, Porzellan aus der
Koniglichen Porzellan-Manufaktur Berlin
und Kisten unbekannten Inhalts.
[12]
Das Taucherteam, welches die
Karlsruhe
fand, außerte die Vermutung, dass das Bernsteinzimmer in den Kisten verpackt an Bord sei.
[13]
Im
Katharinenpalast
wurde ab 1976 an der
Rekonstruktion
des Bernsteinzimmers gearbeitet, die sich hauptsachlich auf Schwarz-Weiß-Fotos des Originals sowie auf das einzige vorhandene Farbfoto stutzte. Nach einer Unterbrechung aufgrund von Finanzierungsproblemen konnten die Arbeiten durch eine Spende der deutschen
Ruhrgas AG
von 3,5 Millionen Dollar abgeschlossen werden.
[14]
[15]
[16]
[17]
Im Rahmen des 300-jahrigen Stadtjubilaums von
Sankt Petersburg
wurde das teilweise rekonstruierte Bernsteinzimmer am 31. Mai 2003 in einem feierlichen Akt durch den damaligen deutschen
Bundeskanzler
Gerhard Schroder
und den
russischen Prasidenten
Wladimir Putin
der Offentlichkeit ubergeben und kann seitdem im Katharinenpalast besichtigt werden.
-
Deckengemalde
-
Seitenwand
-
Turwand
-
Bilderrahmen aus Bernstein
-
Gold- und Spiegelelemente
-
Preußenadler aus Bernstein
Der letztendlich ungeklarte Verbleib des Bernsteinzimmers ist auch des Ofteren das Motiv fur Romane und Verfilmungen, beispielsweise der Abenteuerfilm
Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer
aus dem Jahre 2012 oder der Kriminalroman
Der Konigsberg-Plan
von
Alexander Weiss
aus dem Jahre 2013 (
ISBN 978-3863270353
).
- Peter Bruhn
:
Das Bernsteinzimmer in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg. Bibliographie mit uber 3.800 Literaturnachweisen aus den Jahren 1790 bis 2003. Von der Schenkung des Bernsteinzimmers durch den Konig von Preußen an den Zar, uber das ungeklarte Verschwinden des Bernsteinzimmers im Zweiten Weltkrieg, bis zur Vollendung der Rekonstruktion des Bernsteinzimmers im Jahre 2003.
=
Bibliographie Bernsteinzimmer.
2. sehr vermehrte und erweiterte Auflage. Bock & Kubler, Berlin 2004,
ISBN 3-86155-109-8
(
Literaturhinweise zu aktuellen Russland-Themen
5).
- Paul Enke:
Bernsteinzimmer Report. Raub, Verschleppung und Suche eines weltbekannten Kunstwerkes.
Verlag Die Wirtschaft, Berlin (DDR) 1986,
ISBN 3-349-00108-4
.
- Forderverein Berliner Schloss (Hrsg.):
Das Beste vom Berliner Extrablatt (1998?2011).
Berlin 2012, S. 22.
- Herbert Gold:
Das Bernsteinzimmer. Geheimtransport in den Pinzgau. Von Berlin nach St. Petersburg, vom Katharinenpalast nach Konigsberg. Die Ermittlungen und Beweise, dass es zu einem Schloss im Pinzgau transportiert wurde.
Selbstverlag, Niedernsill 2004,
ISBN 3-200-00114-3
.
- Guido Hinterkeuser:
Ehrenpforten, Glaserspind und Bernsteinzimmer. Neue und wieder gelesene Quellen zur Baugeschichte von Schloss Charlottenburg (1694?1711).
In: Stiftung Preußische Schlosser und Garten Berlin-Brandenburg (Hrsg.):
Jahrbuch 3 (1999/2000).
Akademie-Verlag, Berlin 2002,
ISBN 3-05-003716-4
, S. 89 ff.
(online)
.
- Juri Iwanow:
Von Kaliningrad nach Konigsberg. Auf der Suche nach verlorenen Schatzen.
Rautenberg, Leer 1991,
ISBN 3-7921-0477-6
.
- Manfred John, Gabi Liebegall:
Gebunkerte Geheimnisse. Auf den Spuren des Bernsteinzimmers in Sachsen.
Tauchaer Verlag, Taucha 2008,
ISBN 978-3-89772-140-1
.
- Guido Knopp
:
Das Bernsteinzimmer. Dem Mythos auf der Spur. Das Buch zur großen Serie im ZDF.
Hoffmann & Campe, Hamburg 2003,
ISBN 3-455-09396-5
.
- Margarete Kuhn
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- Goerd Peschken
:
Bernsteinkabinett und Rote Kammer.
In: Waldemar Strempler (Hrsg.):
Aspekte der Kunst und Architektur in Berlin um 1700.
Herausgegeben von der Generaldirektorin der Stiftung Preußische Schlosser und Garten Berlin-Brandenburg. Bearbeitet von Guido Hinterkeuser und Jorg Meiner. Stiftung Preußische Schlosser und Garten Berlin-Brandenburg, Potsdam 2002, S. 48?57.
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ISBN 3-471-78579-5
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Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH, Zella-Mehlis 2014,
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:
Die neue Spur des Bernsteinzimmers. Tagebuch einer Kunstfahndung.
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Das Geheimnis des Bernsteinzimmers. Das Ende der Legenden um den in Konigsberg verschollenen Zarenschatz
. Paul Pietsch Verlag, Stuttgart 2002,
ISBN 3-613-50401-4
- Martin Stade
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Vom Bernsteinzimmer in Thuringen. Berichte uber die Tatigkeit des SD 1942?1945.
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Die Bernsteinzimmer-Saga. Spuren, Hypothesen, Ratsel.
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Kunstverlag Iwan Fjodorow, Sankt Petersburg 2004,
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Das Beste vom Berliner Extrablatt (1998?2011), S. 22.
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Wolfgang Beyer:
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(englisch).
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In:
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Das sagenumwobene Bernsteinzimmer.
In:
history.de.
Abgerufen am 30. Juni 2023
.
- ↑
a
b
Katarzyna Tuszy?ska:
Taucher melden Sensationsfund: Bernsteinzimmer am Ostseegrund?
In:
mdr.de.
4. Oktober 2020,
abgerufen am 5. Oktober 2020
.
- ↑
Taucher finden Schiffswrack ? Spur zum Bernsteinzimmer?
In:
t-online.de.
30. September 2020,
abgerufen am 2. Oktober 2020
.
- ↑
Wiedergeburt eines Wunders
,
Focus
vom 24. Marz 2003
- ↑
Bernsteinzimmer wiederhergestellt
,
Deutsche Welle
vom 19. Mai 2003
- ↑
In Freundschaft zuruckgegeben
,
Damals
vom 28. Mai 2003
- ↑
"Eine Geste guten Willens"
,
Die Welt
vom 18. Mai 2003