Alexine Tinne

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Alexine Tinne (1835?1869)

Alexandrine ?Alexine“ Pieternella Francoise Tinne (* 17. Oktober 1835 in Den Haag ; † 1. August 1869 in der libyschen Sahara ) war eine niederlandische Abenteurerin , Afrikaforscherin und Fotografin .

Kindheit und Jugend [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Alexine Tinne war die Tochter von Philippe Frederic Tinne (1772?1844), einem hollandischen Kaufmann, der wahrend der napoleonischen Kriege in England lebte und spater in sein Heimatland zuruckkehrte, und der Baroness Harriet van Steengracht-Capellen (1796?1863). Harriet, die Tochter eines bekannten hollandischen Vizeadmirals, war Philips zweite Frau. Alexine wurde geboren, als er 63 Jahre alt war.

Die junge Alexine wurde zu Hause unterrichtet und zeigte Begabung fur das Klavierspielen. Außerdem war sie eine ausgezeichnete Fotografin in den ersten Jahren der Glasplatten fotografie . Sie war zehn Jahre alt, als ihr wohlhabender Vater starb, und galt als eine der reichsten Erbinnen in den Niederlanden.

Reisen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Reise zum Oberlauf des Nil [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Alexine Tinne, 1869

Bereits Alexines Mutter fuhrte ein unstetes Leben und war mit ihrer kleinen Tochter alljahrlich mehrere Monate auf Reisen. Alexine traumte davon, die Quellen des Nils zu entdecken. Sie lernte Arabisch und machte sich 1861 allen Warnungen zum Trotz uber Syrien und Palastina auf nach Kairo , wohin sie ganz ubersiedelte und von wo aus sie sich im Januar 1862 auf den Weg nach Suden machte. Begleitet wurde sie von ihrer Mutter, ihrer Tante und einigen Naturwissenschaftlern. Die mit allem europaischen Luxus ausgestattete Expedition sollte nilaufwarts auf John Hanning Speke treffen und sich dann gemeinsam auf den Weg zu den Nilquellen machen. Als Speke nicht am vereinbarten Treffpunkt eintraf, machte sich Alexine Tinne mit ihren Leuten alleine auf den Weg. Auf dem Landweg stieß sie in die damals kaum erforschten Regionen in der heutigen Republik Kongo und im Nordwesten der heutigen Demokratischen Republik Kongo vor. Sie gelangte am 30. September nach Gondokoro . Der Expedition fehlte es jedoch an Tragern und Lebensmitteln und nach mehreren Malariaanfallen brach Tinne die Reise ab und machte sich bald auf den Ruckweg nach Kairo. Auf dieser Reise, wie auch in Kairo, begegnete sie erstmals unmittelbar Sklaven-Karawanen, dokumentierte dies, schreckte auch nicht davor zuruck, sich mit den Sklavenhandlern anzulegen und kaufte etliche Menschen frei, denen sie anbot, sich ihrem Gefolge anzuschließen. [1]

Gleich nach ihrer Ruckkehr begann Tinne die Erforschung des Gazellenflusses zu planen. Begleitet von dem deutschen Forscher Baron Theodor von Heuglin , dem Botaniker und Arzt Hermann Steudner , 65 Leibwachtern und 40 Maultieren, beladen mit Geschenken fur die Einheimischen (Glasperlen, Spielzeug und Kleidung), machte sie sich bereits am 2. Februar 1863 auf den Weg. Gemeinsam mit ihrer Mutter und Tante beobachtete sie die Natur und schrieb ihre Beobachtungen nieder. Pflanzen wurden gesammelt und gezeichnet und in Herbarien abgelegt. Auch auf dieser Reise kaufte sie Menschen aus der Sklaverei frei. Als ihre Mutter und Steudner an einem plotzlichen Fieber verstarben, brach Alexine auch diese Forschungsreise ab und gelangte am 29. Marz 1864 nach Khartum zuruck.

Die Sahara-Expedition [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Danach bereiste Alexine Tinne das Mittelmeer mit einem Schiff, konnte sich jedoch lange nicht zu einer neuen Expedition uberwinden. Sie machte sich selbst verantwortlich fur den Tod ihrer Mutter. 1867 verlegte sie ihren Wohnsitz von Kairo nach Algier .

Erst im Jahr 1869 stellte sie eine neue Expedition zusammen, um als erste Europaerin die Sahara zu durchqueren. Von Tripolis aus drang sie mit ihrem Gefolge tief in die libysche Sahara ein. In Murzuk traf sie mit dem deutschen Arzt und Forschungsreisenden Gustav Nachtigal zusammen. Dieser uberredete Alexine, den von zu Hause ausgerissenen sachsischen Gymnasiasten Gottlob Adolf Krause (1850?1938), zu spaterer Zeit ein geachteter Experte fur Westafrikanische Sprachforschung, der sich der Expedition angeschlossen hatte, nach Tripolis zuruckzuschicken. Die Tuareg sicherten ihr Unterstutzung und Geleitschutz fur die weitere Reise zu. Unterwegs kaufte sie unter anderem Frauen von Sklavenhandlern frei, die fur Harems bestimmt waren. [1] Als in der Nahe von Murzuk unter ihren Treibern Streit ausbrach, versuchte sie zu schlichten und wurde dabei von einem Targi todlich verletzt. Erst nach einigen Tagen wurde sie von herbeigerufenen Soldaten gefunden und in der Wuste begraben. Die Motive der Morder seien Christenhass und Raubgier gewesen, denn in den großen Wasserkanistern hatten die Tuareg Gold vermutet. Soweit die allgemein in der Literatur zu findende Darstellung.

Der Afrikaforscher Erwin von Bary und der aus Murzuk zuruckgeschickte Gottlob Adolf Krause stellten spater genauere Untersuchungen an. Die beiden Reisenden fanden dabei heraus, dass die Forscherin und ihre europaischen Begleiter Opfer einer politischen Intrige geworden waren: Alexine Tinne reiste unter dem Schutz des alten Anfuhrers der nordlichen Tuareg ( Kel Ajjer ), Ikhenukhen, dessen Ansehen aber stark angeschlagen war. Jungere Stammesfuhrer versuchten ihn zu verdrangen, indem sie ihn einerseits als Marionette der Europaer hinstellten, andererseits als greisen Schwachling diffamierten. Um zu beweisen, dass er nicht einmal mehr in der Lage sei, seine Schutzbefohlenen sicher durch das Ajjer-Land zu geleiten, planten sie den Uberfall auf die hollandische Expedition, den sie spater damit zu rechtfertigen versuchten, dass sie Alexine Tinne und ihre Begleiter als christliche Spione ansahen. Ihr politisches Ziel erreichten die Morder jedoch nicht, denn der Mord an einer Frau, die unter dem Schutz der Stammesgemeinschaft reiste, war ein unverzeihliches Vergehen gegen den Ehrenkodex der Tuareg. [2]

Film [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Literatur von und uber Alexine Tinne im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Friedrich Ratzel Tinne, Alexandrine . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 359 f.
  • Clara Eggink: De merkwaardige reizen van Henriette en Alexandrine Tinne. Den Haag 1960 (2. Aufl. 1976).
  • Penelope Gladstone: Travels of Alexine. London 1970.
  • Martin Theodor von Heuglin: Die Tinne'sche Expedition im westlichen Nil-Quellgebiet 1863 und 1864, Perthes, Gotha, 1865.
  • Jan G. Kikkert: Hoe ver we zullen komen, weet ik niet : Het avontuurlijke leven van Alexandrine Tinne (1835?1869). Bussem 1980.
  • Jan G. Kikkert: Een Haagse dame in de Sahara; het avontuurlijke leven van Alexandrine Tinne (1835?1869). Amsterdam 2005 (erw. Ausgabe des vorigen Buches).
  • Antje Kohlerschmidt: Alexandrine Tinne (1835?1869) ? Afrikareisende des 19. Jahrhunderts. Zur Geschichte des Reisens. Magdeburg 1994 (phil. Diss.)
  • Peter Kremer: Die Erforschung der Sahara. in (Heinrich-Barth-Gesellschaft), Tuareg ? Herren der Sahara. Dusseldorf 1988.
  • Christel Mouchard: Alexandrine Tinne . In: dies.: Es drangte sie, die Welt zu sehen. Unentwegte Reisende des 19. Jahrhunderts. Hannover 1990 (zuerst u. d. T. Aventurieres en crinoline. Paris 1987), S. 151?219.
  • Willem Sutherland: Alexandrine Tinne . Van Soest, Amsterdam 1935.
  • Wilfried Westphal: Tochter des Sultans. Die Reisen der Alexandrine Tinne . Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2002. ISBN 3-7995-0105-3
  • Robert Joost Willink: The Fateful Journey. The Expedition of Alexine Tinne and Theodor von Heuglin in Sudan (1863?1864). A Study of Their Travel Accounts and Ethnographic Collections . Amsterdam University Press, Amsterdam 2011. ISBN 978-90-8964-352-0
  • Theodor von Heuglin : Die Tinne’sche Expedition im westlichen Nil-Quellgebiet 1863 und 1864 Digitalisat .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Alexine Tinne  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Alexine Tinne  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b Spuren in der Sahara , Dokumentarfilm von Dietrich Schubert, 2005.
  2. Kremer: Erforschung , S. 38.
    Zu einem ahnlichen Ergebnis kommt auch Kohlerschmidt: Alexandrine Tinne , S. 50 ff.