BLKO:Sulzer, Salomon

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sulzer, Julius
Band: 40 (1880), ab Seite: 311. ( Quelle )
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Sulzer, Salomon ( Cantor der israelitischen Cultusgemeinde in Wien, geb. zu Hohenems in Vorarlberg am 30. Marz 1804). Er stammt aus einer alten Judenfamilie, welche zu Sulz im Wurttembergischen ansassig war. Nach der Vertreibung der Juden aus dieser Stadt wanderte sein Urgroßvater Josel Levy nach Hohenems, wo die Familie zum Andenken an den Ort, aus welchem sie sich gefluchtet hatte, im Jahre 1809 den Namen Sulzer annahm. Salomons Eltern, anfangs entschlossen, den Sohn fur den Handelsstand zu erziehen, fuhlten sich durch den glucklichen Ausgang eines Unfalles, von welchem derselbe betroffen wurde, zum Aufgeben dieser Berufswahl bewogen. Im Jahre 1811 fand namlich in Hohenems eine außerordentliche Anschwellung des Baches statt. Der Knabe, der unvorsichtiger Weise sich zu weit vorwarts gewagt hatte, fiel hinein, und die treibende Fluth riß ihn mit sich fort. Aber der bereits hoffnungslos Aufgegebene wurde gerettet. Da gelobten die Eltern, den Sohn dem heiligen Dienste zu widmen, und leiteten nach dieser Richtung hin auch fortan seine Erziehung. Eigenthumlicherweise zeigte sich auch im Knaben schon die Richtung, die er als Mann mit so entschiedenem Erfolge einschlug. Denn wenn der kleine Salomon mit seinen Genossen spielte, so bildete er mit denselben immer eine kleine Gemeinde, in welcher er sich selbst zum Vorsteher und zugleich zum Vorbeter ernannte. 1817 war die Stelle des israelitischen Cantors in Hohenems erledigt. Obwohl der Sohn erst 13 Jahre zahlte, drang die fromme Mutter nichtsdestoweniger [ 312 ] allen Ernstes darauf, daß er sich um den Posten bewerbe. Der wiederholte Einwand, daß der Sohn noch zu jung sei, war vergeblich; sie bestand auf der Bewerbung, und dies um so mehr, als sie auf das zuruckgelegte dreizehnte Lebensjahr hinwies und geltend machte, der judische Jungling werde in diesem Jahre reif erklart und als Mann in die Gemeinde aufgenommen. Ungeachtet dessen stellte sich doch dieser Bewerbung ein Theil der Gemeinde entgegen, so daß die Besetzung der Cantorstelle nicht vom Vorstande erledigt werden konnte, sondern die Verhandlungen uber diese Angelegenheit nach Wien zur Entscheidung geschickt werden mußten. Und da ein gesetzliches Hinderniß sich nicht erbringen ließ, wurde der 13jahrige Salomon Sulzer von Kaiser Franz als Cantor der Gemeinde Hohenems bestatigt, ihm jedoch zugleich ein Zeitraum von drei Jahren gegonnt, in welchen er sich fur das ihm verliehene Amt ausbilden sollte. In dieser Zeit widmete der mit musikalischem Talente reichbegabte Jungling der Musik sein ganzes Sinnen und Streben. Er ging zu diesem Zwecke 1817 zunachst in die Schweiz, wo er bei Lippmann , einem der beruhmtesten Cantoren jener [WS 1] Zeit, Unterricht nahm. Nach einjahrigem Studium machte er mit seinem Lehrer eine Reise durch einen großen Theil von Frankreich, und zwar zog der vierzehnjahrige Salomon mit seinem Meister gleichsam als fahrender Schuler daselbst von Ort zu Ort, uberall Gesangsproductionen gebend, und er hatte dabei Gelegenheit, die Improvisation seines Gesangstalentes auszubilden, welches allerdings auf diesen Fahrten und in den Vorstellungen, welche sein Lehrer gab, eine ganz eigenthumliche Verwendung fand. Aus Frankreich heimgekehrt, trat er noch immer nicht seine Stelle an. Selbst fuhlend, wie so Manches fur seinen Beruf ihm noch mangle, verließ er wieder das Elternhaus und begab sich nach Karlsruhe, wo er ein ganzes Jahr mit allem Eifer seinen Musikstudien oblag. Endlich von Grund aus geschult und seinem Dienste vollig gewachsen, ubernahm der 16jahrige Kunstler das Hohenemser Cantoramt und verwaltete es durch funf Jahre, selbst kleine Opfer nicht scheuend, zur vollen Zufriedenheit der Gemeinde. Er organisirte alsbald einen gut geschulten Chor, sowie ein kleines Orchester fur Streichinstrumente, in welchem alle Mitglieder Israeliten waren. Da sein Gehalt nur 100 fl. Reichswahrung betrug, er uberdies einen Bassisten aus eigener Tasche zahlte und den Sopranisten in ganzliche Verpflegung nahm, so konnen wir uns diese sonst unbegreiflichen Dinge nur durch den Umstand erklaren, daß er bei seinen vermogenden Eltern eine ausgiebige Unterstutzung fand. Sein Ruf als Cantor ging bald uber die Grenzen seines Geburtsortes hinaus, und schon 1825 erhielt Salomon eine Einladung nach Wien, wo ihn auch sofort die israelitische Cultusgemeinde als Cantor anstellte. Diese Gemeinde war eben im Begriffe, sich recht zu entfalten, sie hatte einen stattlichen Tempel erbaut, in Mannheimer einen geistvollen und trefflichen Redner gewonnen und nun zu diesem den unvergleichlichen Sanger gesellt, der dem Gottesdienste eine neue Weihe verleihen sollte. Die Aufgabe aber, welche Salomon ubernommen hatte, war keine geringe. Es mußte mit dem fest eingerosteten Schlendrian gebrochen werden. Dies aber konnte nur allmalig geschehen. Es galt, an die Stelle des seelenlosen [ 313 ] Singsanges einen asthetisch erhebenden Gesang zu setzen. Es fehlte aber an allen Elementen dazu. Wahrend er nun mit seiner eigenen Fortbildung sich emsig befaßte und bei Ritter von Seyfried Unterricht in der Composition nahm, componirte er vorlaufig selbst die nothwendigsten Chorale fur den Tempel. Aber wollte er nicht immer dasselbe bringen, so mußte er die Zahl der Chorale vermehren, und diese alle selbst in Musik zu setzen, dazu hatte er nicht die nothige Zeit. Er sah sich also nach entsprechenden Kraften um. Und waren auch diese gefunden, so galt es wieder einen anderen Kampf zu bestehen. Es gab eine machtige Partei, welche starr am Alten hing und allen Neuerungen theils aus Orthodoxie, theils aus Vorliebe fur den altgewohnten Schlendrian principiell entgegenstand. Diese nach und nach fur seine reformatorischen Tendenzen zu gewinnen, war seine nachste Aufgabe. Ging er auch in den Reformen nicht so weit, wie mehrere judische Gemeinden in Deutschland, welche die hebraische Sprache in den Gesangen durch die deutsche ersetzten, so stellte sich ihm durch Beibehalt des Hebraischen doch ein nicht geringes Hinderniß in der durch die Musik erforderlich gewordenen veranderten Betonung der hebraischen Worter entgegen. Es ist nicht unsere Aufgabe, in diesen rein theoretischen Vorgang, wobei Sulzer zunachst darauf Bedacht nehmen mußte, dem Wohllaute Rechnung zu tragen, des Naheren einzugehen. Wir mussen uns mit der Andeutung der Thatsache begnugen. Ferner war es eine nicht minder wichtige Aufgabe fur ihn, seine neuen Chorale den vorhandenen alten Synagogenmelodien anzupassen, da er sonst uberhaupt nicht daran denken durfte, zu reformiren. Er mußte daher diese alten mit den Gebeten sozusagen verwachsenen Melodien kunstlerisch behandeln, d. h. rhythmisiren und endlich noch harmonisiren . Nur der des judischen Cultus und der Musik Kundige kann sich eine Vorstellung von der Aufgabe machen, welche zu bewaltigen Sulzer auf sich genommen. Erst nach funfzehnjahriger angestrengter Thatigkeit gelang es ihm, aus seinen Choralen ein Ganzes zusammenzustellen, welches die Grundlage zunachst des judischen Gottesdienstes in Wien bildete, bald aber so praktisch sich erwies, daß es in allen Synagogen ? nur wenige sehr orthodoxe ausgenommen ? Eingang fand. (Merkwurdigerweise soll sich gegen diese Sulzer ’sche Richtung in neuester Zeit eine nicht unerhebliche Gegenstromung zeigen.) Im Vorangehenden wurde die Entstehung des in der judischen Musikliteratur Epoche machenden ?Schir Zion“ geschildert. Dies ist namlich der Titel der von S. zusammengestellten Chorale zum Gebrauch beim judischen Gottesdienste. Lange nicht konnte er sich fur die Herausgabe dieses so wohl erwogenen und unter Besiegung nicht geringer Schwierigkeiten vollendeten Werkes entscheiden, und die Partitur blieb nur handschriftlich und ausschließlich in Wien im Gebrauche. Nachdem aber die Reformen des judischen Gottesdienstes in Wien sich durchgerungen und auch Mitglieder anderer Cultusgemeinden dieselben allmalig kennen gelernt hatten, verlangten die namhaftesten Gemeinden des In- und Auslandes, wie jene von Pesth, Kanizsa, Venedig, Munchen, Frankfurt a. M., Berlin, ja selbst solche in Amerika die Partitur, und da denn ein Werk, wie das verlangte, noch nicht vorhanden war, entschloß Sulzer sich endlich zum Druck seiner [ 314 ] Sammlung. Im Jahre 1838 veranstaltete er denselben, und der Erfolg war ein solcher, daß schon 1842 eine zweite Auflage nothig wurde. Durch einen 1865 erschienenen zweiten Band ? der ubrigens ein fur sich selbstandiges Werk bildet ? hat Sulzer seine Arbeit erganzt, indem darin auch die israelitischen Chorale fur alle religiosen Vorkommnisse und fur die geistlichen Functionen des ganzen Jahres enthalten sind. Und so gilt er denn als der Schopfer der israelitischen Cultusmusik, dem von den bedeutendsten Sachkennern, wir nennen nur beispielsweise seinen eigenen Lehrer in der Composition Ritter von Seyfried , dann Ritter von Liszt , Robert Schumann , Ed. Hanslick , volle Anerkennung gezollt wird. Dabei kam das, was er als Sanger leistet, bisher gar nicht in Betracht. Ein Seite 316 mitgetheilter Ausspruch des damaligen Feuilletonisten Friedrich Uhl erkennt auch Sulzer ’s vollendete Meisterschaft im Gesange an. Aber nicht blos auf das Gotteshaus beschranken sich seine Verdienste, auch außerhalb desselben strebte er manche zeitgemaße asthetische Reform an, so bei freudigen sowohl als traurigen Familienereignissen, bei Trauungen, Leichenfeierlichkeiten, Trauergottesdiensten u. d. m. Auch wurde er von vielen auswartigen Gemeinden zur Einweihung von Tempeln und Synagogen, zu Installirungen von Rabbinern u. s. w. berufen. Ungetrubt und mit ungeschwachter Kraft waltete er 40 Jahre hindurch seines Amtes, als ein Zwischenfall eintrat, welcher fur des verdienten Cantors fernere Wirksamkeit verhangnisvoll zu werden drohte. In einer im Tempel aus der Seilerstatte in Wien gehaltenen Rede des Dr. Jellinek , in welcher dieser beruhmte Redner die Wirksamkeit des verstorbenen Mannheimer feierte, glaubte er ein Uebersehen seiner eigenen verdienstlichen Thatigkeit zu finden. Daruber gerieth er mit einem Male in furchtbare Aufregung, trat vor und ergriff mitten in der Feier mit bewegter und zitternder Stimme das Wort. Zeit und Umstande in seinem erregten Zustande ganz vergessend, wahnte er auch an seine Verdienste um die Ordnung und Hebung der Feier des judischen Gottesdienstes erinnern und fur die Wahrung derselben in diesem Augenblicke sprechen zu mussen. Die ganze Versammlung war uber diesen Vorgang besturzt. Dr. Jellinek selbst fuhlte sich durch denselben in einen Zustand versetzt, daß er seine unterbrochene Rede nicht wieder aufnahm, sondern sofort das Gotteshaus verließ. Die Sache machte großes und gerechtes Aufsehen und hatte die Suspension Sulzer ’s vom Dienste fur die Dauer von drei Monaten zur Folge. Aber bald gelangte an die Vertreter der Gemeinde eine Petition, die Suspension des alten ehrenfesten Cantors aufzuheben, was denn auch unverweilt geschah, worauf er wieder sein Amt ubernahm. Diesem Zwischenfalle aber folgte schon im nachsten Jahre eine erhebende Feier, namlich die seines vierzigjahrigen Wirkens als Componist, Lehrer und Sanger, an welcher, wenn auch vorzugsweise seine Glaubensgenossen, so doch gleichfalls viele andere Kunstler theilnahmen, durch ihre Mitwirkung zur Verherrlichung des Festes beitragend. Die Zeitungen jener Tage (?Wanderer“, 1866 Nr. 81, 82, ?Fremdenblatt“, 1866 Nr. 77, 80, 81, 82, ?Neue Freie Presse“, 1866 Nr. 533 und 563) brachten Berichte uber diese Feier, bei welcher zu der von Dr. Ludwig August Frankl verfaßten und von einer [ 315 ] bedeutenden Ehrengabe begleiteten Adresse der Wiener Cultusgemeinde sich Adressen und Ehrengaben kostbarster Art von Privaten und Cultusgemeinden der Monarchie und des Auslandes in Hulle und Fulle gesellten. Alle diese Ehrengaben gipfelten in der sinnigsten, in einem silbernen Lorbeerkranze mit der Inschrift: ? Dem Kunstler Sulzer von den Kunstlern Wiens “. Zur Vervollstandigung der bisherigen Angaben fugen wir noch bei, daß Sulzer durch vier Jahre (1844?1847) die Professur des Gesanges am Wiener Conservatorium der Musik inne hatte, und daß er außer seinem ?Schir Zion“ noch manches Andere componirt hat, worunter nebst mehreren kleineren nur in Handschrift vorhandenen Liedern seines Werkes ?Dudaim“, einer Sammlung von Gesangen fur Haus und Schule, Psalmen und weltliche Lieder, nicht vergessen werden darf. Außer obigen bei der Jubelfeier des beruhmten Obercantors der israelitischen Cultusgemeinde stattgehabten Kundgebungen der Theilnahme hat es demselben an Ehren und Auszeichnungen mannigfacher Art nie gefehlt: so wurde ihm von Seiner Majestat dem Kaiser im Jahre 1868 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, fruher schon fur das ?Schir Zion“ einmal die goldene Medaille fur Wissenschaft und Kunst, das andere Mal ein kostbarer Brillantring verliehen; die Reichshauptstadt nahm ihn unter ihre Ehrenburger auf; goldene Medaillen fur Kunst und Wissenschaft erhielt er von Rußland, Baden u. s. w. Ueber seine Familie , seine Bildnisse, die Sulzer-Stiftung, seinen Gesang u. s. w. vergleiche S. 316 die Quellen.

I. Quellen zur Biographie. Illustrirte Monatshefte fur die gesammten Interessen des Judenthums (Wien, schm. 4°.) 1866, Bd. II, S. 348: ?Salomon Sulzer“. Eine biographische Skizze von Ed. Kulke . ? Graffer (Franz) , Judischer Plutarch oder biographisches Lexikon der markantesten Manner und Frauen judischer Abkunft [aller Stande, Zeiten und Lander, mit besonderer Rucksicht auf das osterreichische Kaiserthum] (Wien 1848, Ulrich Klopf sen. und Alex. Eurich, 8°.). Zweites Alphabet, S. 234. ? Neue Freie Presse 1866, Nr. 551, im Feuilleton: ?Salomon Sulzer“. Von Ed.(uard) H.( anslick ). ? Dieselbe , Nr. 563, im Feuilleton: ?Wiener Chronik“. Von Uhl . ? Illustrirter israelitischer Volkskalender fur das Jahr der Welt 5627 (1866). Gesammelt und herausgegeben von Jacob W. Pascheles (Prag 1866/67, 32°.) Seite 175. ? Hanslick (Eduard), Aus dem Concertsaal. Kritiken und Schilderungen aus den letzten zwanzig Jahren des Wiener Musiklebens (Wien 1870, Braumuller , gr. 8°.) S. 400: ?Salomon Sulzer“, ? Gaßner (F. S. Dr. ), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Kohler, Lex.-8°.) S. 810. ? Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Fur Kunstler, Kunstfreunde und alle Gebildeten. Angefangen von Dr. Julius Schladebach , fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Offenbach 1861, Joh. Andre, gr. 8°.) Bd. III, S. 677. ? Professor Salomon Sulzer ’s vierzigjahriges Amtsjubilaum (Wien 1866, Herzfeld, 4°.).
II. Portrate. 1) Unterschrift: ?Salomon Sulzer“. Eduard Kaiser (lith.) 1848. Gedruckt bei J. Hofelich (Wien, 8°.). Zeigt den beruhmten Cantor in den vollen Mannesjahren. Ist wohl das alteste Bildniß desselben ? 2) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges ?Sulzer“. Trefflicher, sehr ahnlicher Holzschnitt, ohne Angabe des Zeichners und Xylographen, aus den ?Illustrirten Monatsheften“, 1866. ? 3) Unterschrift: ?S. Sulzer, Ober-Cantor und Professor am Conservatorium zu Wien“. Lithographie aus einem großen Gruppenbilde judischer Rabbiner und Vorstande. ? 4) Mit hebraischer Unterschrift, daneben das Facsimile seines Namenszuges ?Sulzer“. Eduard Kaiser lith. Druck von Reiffenstein und Rosch in Wien. Im Ornat. Kniebild (Fol.). ? 5) Ueberschrift: ?Professor Salomon Sulzer“. Dombi (lith.). In der illustrirten Beilage [ 316 ] des ?Floh“, 28. Marz 1874, Nr. 13 (Fol.). ? 6) Ueberschrift: ?Obercantor Sulzer“ (zum siebenzigjahrigen Jubilaum). Unterschrift: zwei vierzeilige Liedstrophen ?Es ist so manches schone Lied u. s. w.“, Kli? (gez.), 1874, C. Angerer sc. [sehr ahnliches Bildniß]. In den ?Humoristischen Blattern“ von K. Kli? , 1874, Nr. 55 (Fol.) ? 7) Ueberschrift: ?Professor Sulzer“. H. G. Stroehl (gez.) 74, C. Angerer sc. In der ?Bombe“, 22. Marz 1874, Nr. 12 (Fol). ? 8) Zusammen mit seiner Frau. Eduard Kaiser (lith), 1857. Gedruckt bei Jos. Stoufs in Wien. ? 9) Unterschrift: ?Salomon Sulzer“. Lith. von Ig. Eigner . Im ?Musiker-Courier“. II. Jahrg., 1879 [WS 2] , Nr. 39.
III. Sulzer’s Buste. In Sulzer ’s Geburtshause in Hohenems wurde gelegentlich seiner vierzigjahrigen Jubelfeier seine Buste in einer Nische aufgestellt und feierlich enthullt.
IV. Sulzer-Stiftung. Die Direction der Gesellschaft der Musikfreunde des osterreichischen Kaiserstaates hat die aus dem Ertragnisse der anlaßlich der Jubelfeier Sulzer ’s am 22. Marz 1866 veranstalteten Akademie angekauften Werthpapiere ? 1300 fl. in 5 1 / 2 percentigen Pfandbriefen der ungar. Bodencreditanstalt ? zur Aufbewahrung und Verwaltung ubernommen und sich verpflichtet, die jahrlich entfallenden Zinsen als ein Stipendium an einen armen, fleißigen, talentvollen Zogling des Conservatoriums, ohne Rucksicht auf das Religionsbekenntniß, zu verleihen, wobei jedoch mannliche Zoglinge den Vorzug vor den weiblichen haben sollen.
V. Friedrich Uhl uber Salomon Sulzer. Zu bezeichnend fur die Herrlichkeit der Stimme Sulzer ’s, wie denn auch ein treffendes Bild des Cantors mit Worten malend, ist das, was Friedrich Uhl uber Sulzer schreibt: ?Wenn wir“, sagt er, ?duldsam bruderlich geworden sind in Wien, so gebuhrt ein großer Theil dieses Verdienstes außer den Worten von Lessing ’s Nathan den Liedern Sulzer ’s, diesen gesungenen Bitten um Emancipation. Sulzer machte Proselyten fur die Lehre der Humanitat, welche keinen Religionsunterschied im Staate, in der Gesellschaft kennt, und so hat denn wieder die Kunst geeint, ?was die Mode streng getheilt“. Sulzer war vor Jahren, als wir ihn kennen gelernt, jung und schon! Schon nicht durch Regelmaßigkeit der Zuge; diese waren stark ausgebreitet, die Nase kraftig und breit, der Mund groß, so breit, daß die machtige Stimme nicht hatte austonen konnen, wenn die Flugel des Thores, aus welchem der suße Schall, dieser Strom von Wohllaut, diese Orgelkraft des Tones, ja dieses ganze Orgelregister drang, sich weniger weit geoffnet hatten. Sulzer besitzt den großen Mund großer Sanger. Die Machtigkeit der Tone in Sulzer ’s bester Zeit war so gewaltig, daß, wenn man sich nahe im Bereiche des Stromes derselben befand, man auch ihre physische Wirkung fuhlte. Und diese Wirkung der sußen Gewalt, die Einem angethan wurde, riß formlich fort. Man schwamm in Seligkeit auf diesen Wogen, man wurde gehoben und getragen, man zitterte, und Thranen wurden dem Auge entpreßt. Wer nicht von Sulzer Schubert ’s ?Allmacht“ gehort, oder vielmehr empfunden, kennt kaum die Macht der Tone. Wir sagten, Sulzer sei trotz der Kraft seiner Zuge schon gewesen. Es wird uns Jeder beistimmen, der den Mann in seiner Bluthe im Tempel vor den durch schweren Sammt den Blicken entzogenen Gebetrollen gesehen. Vom Haupte fielen dem Sanger schwarzblaue Locken in einer fast weiblichen Fulle und Lange um das große dunkle Auge; schlug er sie uber dasselbe empor, so sah man es bei aufsteigender Tonsaule von Lichtern erleuchtet, welche das Angesicht formlich verklarten. Wenn dann Sulzer seine Klaggesange anstimmte, welche herzzerreißend machtig anschwollen, um sich in eine Art von leisem unterdruckten Schluchzen zu verlieren oder wie ein krauselndes Wolkchen zum Himmel emporzusteigen und sich dem Blicke zu entziehen, die Coloratur des gesungenen Seufzers, ein atherisches Mauscheln, so blieb kein Auge trocken. In solchen Momenten wurde der Sanger mit dem glanzend schwarzen Haare das sich von dem weißen Schultertuche abhob, fast idealschon, und das Buch der Bucher wurde in uns lebendig.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage : ener.
  2. Vorlage : 1889.