Zingulum

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Standardknoten fur das einfache Zingulum zur Albe

Das Zingulum oder Cingulum (von lateinisch cingulum ‚Gurtel‘ , Plural Zingula ) ist der Gurtel, mit dem die Albe geschurzt wird, welche die katholischen Kleriker als liturgisches Untergewand beim Gottesdienst tragen. Ordensleute tragen außerdem ein Zingulum um ihren Habit und Kleriker um ihre Soutane . Das Zingulum ist vom romischen Cingulum abgeleitet. [1]

Das Zingulum zum Gurten der Albe beim Gottesdienst besteht aus Leinen oder Hanf, fruher gelegentlich auch aus Seide oder Wolle; es kann nach Art eines Stricks, als gewebtes oder zusammengenahtes Stoffband gestaltet sein und ist meist weiß, kann aber auch mit der liturgischen Farbe der ubrigen Paramente ubereinstimmen. An den Enden befanden sich haufig Fransen oder Troddeln . [2] Das Zingulum der Ordensleute kann ein einfacher Strick oder ein Ledergurtel oder als Stoffband mit dem Skapulier verbunden sein. Bei der Soutane der Kleriker ist es ein breites Band aus edlem Stoff in den Wurdefarben. [3] So tragt ein Priester ein schwarzes, ein Bischof ein violettes, ein Kardinal ein scharlachrotes und der Papst ein weißes Zingulum.

Fur die Deutung des Zingulums in der Liturgie wurde auf die biblische Symbolik des Sich-Gurtens zuruckgegriffen: Der Gurtel ist eine von Gott kommende Kraft, vgl. Ps 18,33  EU : ?Gott hat mich mit Kraft umgurtet, er fuhrte mich auf einen Weg ohne Hindernis.“ Das Umgurten druckt ferner Bereitschaft aus, siehe Ex 12,11  EU : ?So aber sollt ihr es essen: eure Huften gegurtet, Schuhe an den Fußen, den Stab in der Hand. Esst es hastig! Es ist die Paschafeier fur den Herrn“, Eph 6,14  EU : ?Gurtet euch mit Wahrheit“ und Lk 12,35-36  EU : ?Legt euren Gurtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Ruckkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm offnen, sobald er kommt und anklopft“. Das Zingulum kann Demut gegenuber dem sich aufblahenden Gewand bedeuten (vgl. Seckauer Missale , 12. Jh.) oder, da es die Albe als Sinnbild der Taufe zusammenhalt, eine Bitte um Bewahrung der Taufgnade ausdrucken. Im Mittelalter trat daneben auch die Bitte um Beherrschung der Triebe, etwa im Sakramentar von Tours, 9./10. Jahrhundert. [4]

Wahrend des Anlegens des Zingulums spricht der Kleriker das folgende Ankleidegebet :

? Præcinge me, Domine, cingulo puritatis et exstingue in lumbis meis humorem libidinis: ut maneat in me virtus continentiæ et castitatis.

?Umgurte mich, Herr, mit dem Gurtel der Reinheit und losche in meinen Lenden die (Feuchtigkeit der) Begierde, damit in mir bleibe die Tugend der Beherrschtheit und Keuschheit.“

  • Joseph Braun : Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit. Ein Handbuch der Paramentik. 2., verbesserte Auflage. Herder, Freiburg (Breisgau) 1924 (Reprographischer Nachdruck. Verlag Nova und Vetera, Bonn 2005, ISBN 3-936741-07-7 ), S. 81?85.

Einzelnachweise

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  1. Georg Schwaiger (Hrsg.): Monchtum, Orden, Kloster . Verlag C.H. Beck, Munchen 2001, S. 146.
  2. Joseph Braun: Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit. 2., verbesserte Aufl. Freiburg (Breisgau) 1924, S. 81ff.
  3. Instruktion Ut sive sollicite in Dokumente zur Erneuerung der Liturgie , Bd. 1, Heinrich Rennings und Martin Klockener (Hrsg.), Butzon & Bercker, 1335, S. 639 ff.
  4. Josef Andreas Jungmann : Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklarung der Romischen Messe. Band 1: Messe im Wandel der Jahrhunderte, Messe und kirchliche Gemeinschaft, Vormesse. 3., verbesserte Auflage. Herder, Freiburg (Breisgau) u. a. 1952, S. 368 f.