Zeche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Ausdruck Zeche (mittelhochdeutsch: Ordnung, Reihe) bezeichnete ursprunglich den Zusammenschluss mehrerer Personen, [1] u. a. zum Betreiben eines Bergwerks . Mit ihrer Einlage in die bergrechtliche Gewerkschaft bezahlten die Beteiligten die Zeche, was heute noch als umgangssprachlicher Ausdruck fur das Bezahlen einer Rechnung verwendet wird. Der Begriff ?Zeche“ wird vor allem fur die Steinkohlebergwerke im Ruhrgebiet synonym zu ?Bergwerk“ benutzt, wo dem Namen des Bergwerkes das Wort ?Zeche“ vorangestellt wird. Im Freiberger Revier , wo Erze gefordert wurden, existiert im obigen Sinne das Lehr- und Forschungsbergwerk ?Reiche Zeche“ und ?Alte Elisabeth“ . [2]

Zu unterscheiden ist die Zeche im ehemaligen sachsisch - thuringischen Uranbergbau der SAG Wismut , wo sie eine Anlage bezeichnet, in der Erze zerkleinert, radiologisch beprobt, sortiert und lieferfertig verpackt wurden.

Betriebsablauf (als Beispiel im Steinkohlebergbau) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Unter Tage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ein Walzenschramlader im Einsatz

Das Bergwerkseigentum berechtigt zum Abbau von Steinkohle in einem bestimmten Gebiet. Das Grubenfeld ist unterirdisch durch Strecken (auch Stollen ) auf verschiedenen Sohlen (Ebenen) erschlossen, die durch Schachte und Blindschachte verbunden sind. Der Abbau der Lagerstatte erfolgt zumeist im Strebbau , wobei der mit Ausbauschilden gestutzte Streb dem Floz folgt. Fruher wurde das Gestein mit Schlagel und Eisen , spater mit dem Presslufthammer gewonnen; heutige Abbaumethoden sind vollmechanisiert, gangige Maschinen sind der schreitende Schildausbau , Kohlenhobel , die dunne Gesteinsschichten ?abschalen“ und Walzenschramlader , die dickere Schichten schneidend abtragen. Die in den Abbaubetrieben gewonnenen Berge werden uber Forderbander oder mit schienengebundenen Forderwagen bis zum Fullort am Forderschacht transportiert. Die Kohle wird dort in ein Fordergefaß (Skip) umgefullt und dieses an einem Forderseil zu Tage gefordert.

Uber Tage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Tagesanlagen, Bergwerk Furst Leopold

Die oberirdisch sichtbaren Teile der Zeche sind die Tagesanlagen : Uber dem Schacht steht ein Fordergerust , das eine Seilscheibe tragt, die das aus dem Schacht fuhrende Forderseil zu der Fordermaschine im Maschinenhaus umlenkt. Die benotigte Energie stammt aus Dampferzeugern im Kesselhaus , die mit minderwertiger Kohle beheizt werden. Die geforderte Rohkohle wird an der Hangebank in Guterloren umgefullt und in speziellen Anlagen vom tauben Gestein getrennt (gewaschen), aufbereitet und veredelt. Der Abraum wird zum Teil wieder als Versatz unter Tage verfullt und als Baumaterial verkauft, heute aber zum großten Teil auf Bergehalden dauerhaft abgeladen, wahrend die Kohle auf Halden zwischengelagert wird. Die Kohle wird in Guterloren fur die Eisenbahn, Binnenschiffe und selten Lastkraftwagen verladen und versendet, in manchen Fallen schließt sich auch direkt ein komplettes Kohlekraftwerk oder eine Kokerei mit Anlagen zur Gewinnung von Nebenprodukten an, fruher auch haufig eine Brikettfabrik zur Produktion von Hausbrand . Meist gehoren mehrere Schachte zu einer Zeche, die einzelne oder mehrere Aufgaben wie die Forderung, die Seilfahrt , die Bewetterung und Wasserhaltung ubernehmen, sie werden dann haufig nach ihrer Funktion benannt (?Wetterschacht“, ?Hauptforderschacht“), haufig aber aufsteigend nach ihrer Erstellung nummeriert (Schacht 1, Schacht 2) oder auch seltener nach Personen benannt. Zu den Tagesanlagen gehoren weiter Werkstatten, Lagerplatze fur den Grubenausbau , Klaranlagen und Schonungsteiche fur das geforderte Grubenwasser , Gebaude fur die Verwaltung, eine Kaue und weitere Sozialgebaude fur die Bergleute.

Zechensterben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anzahl der fordernden Steinkohlenzechen in Deutschland 1946 bis 2012
Zeche Zollverein , Essen ? 23. Dezember 1986: Letzter Arbeitstag

Nach dem Zweiten Weltkrieg drangten neue Energietrager wie Erdol und Erdgas sowie gunstigere Importkohle auf den deutschen Markt, so dass es ab 1957/58 zur Kohlekrise kam: etwa die Halfte der Zechen musste in den folgenden zehn Jahren geschlossen werden (?Zechensterben“). Um die andauernde Kohlekrise abzumildern, brachten die Montankonzerne ihre Bergwerke 1968 in die Ruhrkohle AG (RAG) ein. Die RAG konnte die Verringerung der Forderkapazitat mit Verbundbergwerken , Fruhrente und Ubernahme der Beschaftigten aus geschlossenen Zechen in andere Betriebe ohne weitere Massenentlassungen organisieren. Nach und nach wurden bis Ende der 1990er Jahre auch die verbliebenen selbstandigen Steinkohlebergwerke auf die RAG ubertragen.

Zuletzt betrieb die RAG -Tochter Deutsche Steinkohle AG (DSK) die letzten Steinkohle fordernden Zechen in Deutschland:

Nordrhein-Westfalen

Bergwerk Ibbenburen (Zeche Anthrazit) in Ibbenburen, am 4. Dezember 2018 geschlossen
Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop, am 31. Dezember 2018 geschlossen

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Joachim Huske : Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfangen bis 2005 . Deutsches Bergbau-Museum, Bochum, 3., uberarbeitete Auflage 2006, ISBN 3-937203-24-9 .
  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlusseltechnologie. Mit einem Katalog der ?Lebensgeschichten“ von 477 Zechen (Reihe Die Blauen Bucher ). Verlag Langewiesche Nachfolger, Konigstein im Taunus, 6., um einen Exkurs nach S. 216 erweiterte und in energiepolitischen Teilen aktualisierte Auflage 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9 (mit ?Schnitt durch ein Steinkohlenbergwerk“ sowie einem ?Lageplan der Grubenfelder und Schachtanlagen“ von 1922 und einer Standortkarte der 128 im Jahre 1958 fordernden Zechen).

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Zeche, f. . In: Jacob Grimm , Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Worterbuch . 16 Bande in 32 Teilbanden, 1854?1960. S. Hirzel, Leipzig ( woerterbuchnetz.de ).
  2. Otfried Wagenbreth , Eberhard Wachtler : Der Freiberger Bergbau. Technische Denkmale und Geschichte. Verlag fur Grundstoffindustrie, Leipzig 1986.