Daten
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Titel:
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Woyzeck
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Gattung:
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Soziales Drama
Tragodie
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Originalsprache:
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Deutsch
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Autor:
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Georg Buchner
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Erscheinungsjahr:
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1879
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Urauffuhrung:
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8. November 1913
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Ort der Urauffuhrung:
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Residenztheater
Munchen
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Regisseur der Urauffuhrung
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Eugen Kilian
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Personen
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- Franz Woyzeck
- Marie
- Christian, ihr Kind, etwa einjahrig
- Hauptmann
- Doktor
- Tambourmajor
- Unteroffizier
- Andres
- Margreth
- Marktschreier, Ausrufer einer Bude
- Alter Mann
- Tanzendes Kind
- Erster Handwerksbursch
- Zweiter Handwerksbursch
- Narr Karl
- Der Jude
- Großmutter
- Erstes Kind
- Zweites Kind
- Erste Person
- Zweite Person
- Wirt
- Kathe
- Gerichtsdiener
- Barbier
- Arzt
- Richter
- Polizeidiener
- Soldaten, Handwerksburschen, Leute, Madchen und Kinder
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Woyzeck
ist ein
Dramenfragment
des deutschen
Dramatikers
und
Dichters
Georg Buchner
, der mit der Niederschrift vermutlich zwischen etwa Ende Juli und Anfang Oktober 1836 begann. Bei seinem fruhen Tod im Februar 1837 blieb das Werk als
Fragment
zuruck. Das Manuskript ist in mehreren Entwurfsstufen uberliefert. Im Druck erschien
Woyzeck
erstmals 1879 in der stark uberarbeiteten und vom Herausgeber veranderten Fassung von
Karl Emil Franzos
. Erst am 8. November 1913 wurde
Woyzeck
im
Residenztheater
Munchen
uraufgefuhrt. Seitdem ist es in zahlreiche Sprachen ubersetzt und viele Male neu interpretiert worden. Es verkorpert, vor allem seiner lockeren Episoden-Folge wegen, den Typus des
offenen Dramas
, auch wenn man in neuerer Zeit eher von dieser Interpretation abkommt und eine Zuordnung zum offenen Drama nur aufgrund der Fragmenthaftigkeit des Stuckes angenommen wird.
Woyzeck
gehort heute zu den meistgespielten und einflussreichsten Dramen der deutschen Literatur und inspirierte zahlreiche Kunstler zu eigenen Werken.
Buchners Woyzeck-Manuskript mit Skizze des Arztes und des Hauptmanns
1. Seite der ?Vorlaufigen Reinschrift“
Historisches Vorbild fur den Buchnerschen
Woyzeck
ist der am 3. Januar 1780 in
Leipzig
als Sohn eines Peruckenmachers geborene
Johann Christian Woyzeck
.
[1]
Aus Eifersucht erstach er am 2. Juni 1821 die 46-jahrige Witwe Johanna Christiane Woost in einem Hausflur in der Leipziger Sandgasse im
Seeburgviertel
. Im Prozess erstellte der Medizinprofessor
Johann Christian August Clarus
zwei Gutachten uber die Zurechnungsfahigkeit des Angeklagten.
[2]
Woyzeck wurde nach einem langen Verfahren, in dem sich sogar der sachsische Thronfolger mit einem Gutachten fur ihn einsetzte, verurteilt und am 27. August 1824 auf dem
Marktplatz
in Leipzig offentlich hingerichtet. Diese historische Vorlage ist in jungerer Zeit editorisch umfangreich bearbeitet worden.
[3]
So sind heute alle den historischen Woyzeck betreffenden Urteile und Gutachten im Volltext zuganglich und sowohl rechts- als auch psychiatriehistorisch ausgewertet.
Clarus’ Gutachten mit dem Titel
Die Zurechnungsfahigkeit des Morders J. C. Woyzeck, nach Grundsatzen der Staatsarzneikunde aktenmaßig erwiesen
erschien in dem Fachblatt
Henkes Zeitschrift fur die Staatsarzneikunde
. Buchners Vater hatte die Zeitschrift abonniert und veroffentlichte darin selbst Falle aus seiner Praxis als Arzt.
Aus dieser Zeitschrift hat Georg Buchner wahrscheinlich auch Informationen uber den Tabakspinnergesellen Daniel Schmolling, der am 25. September 1817 seine Geliebte Henriette Lehne in der
Hasenheide
bei Berlin umbrachte, und uber den Leinenwebergesellen Johann Dieß, der am 15. August 1830 seine Geliebte Elisabeth Reuter in der Nahe von
Darmstadt
erstach.
Eine neuere Quelle
[4]
weist auf eine weitere Vorlage hin: Am 15. April 1816 ermordete der Schustergeselle Johann Philipp Schneider, weil er seine Schulden nicht bezahlen konnte, den Druckereigesellen Bernhard Lebrecht vor dem Rheintor in Darmstadt. Anschließend reinigte er Hande und Gesicht am Bessunger Tor in Darmstadt und wusch seine Kleider im
Großen Woog
, einem am Rand der Innenstadt von Darmstadt gelegenen See. Nach der Tat erholte sich Schneider in einem Wirtshaus. Ein Barbier fand Lebrechts Leiche und verstandigte die Polizei. Schneider wurde anhand der Mordwaffe uberfuhrt, verurteilt und hingerichtet. Parallelen zu Buchners Drama sind offensichtlich. Als Separatdruck wurde dieser Fall 1816 vom Stabs-Auditeur Friedrich Schenk veroffentlicht und vom Darmstadter Hofgerichts-Advokat Philipp Bopp 1834 in einen Sammelband ausgewahlter Falle aufgenommen. Es lasst sich nicht nachweisen, dass Buchner die Veroffentlichung kannte, doch konnte er Bopp uber gemeinsame Bekannte aus dem Kreis radikaler Demokraten in Darmstadt begegnet sein.
Eine weitere historische Begebenheit wurde mit den ?Erbsbrei-Experimenten“ des Gießener Wissenschaftlers
Justus von Liebig
in das Drama eingearbeitet. Um herauszufinden, ob man Militar und Proletariat nicht mit eiweißreichen Hulsenfruchten gunstiger verkostigen konne, mussten Soldaten bei diesen
Menschenversuchen
drei Monate lang ausschließlich
Erbsbrei
essen. Die
Probanden
litten bald unter
Halluzinationen
, verloren die Kontrolle uber ihre Muskeln einschließlich des
Schließmuskels
und des
Harndrangs
. Die
neurologischen
Krankheitssymptome, die Woyzeck beim einseitigen Erbsenessen entwickelte, sind dabei tatsachlich die Folgen einer
Vergiftung
mit einem Ubermaß an
nichtproteinogenen Aminosauren
. In Anbaulandern wie Bangladesch oder Athiopien kommt es noch heute zu solchen Vergiftungserscheinungen bei armen Leuten, die sich nur einseitige Kost leisten konnen.
[5]
Georg Buchner begann im Verlauf des Jahres 1836 in
Straßburg
mit der Arbeit an
Woyzeck
. Fertigstellen konnte Buchner das Drama wegen seines fruhen Todes nicht.
Insgesamt liegen dem Drama ? Streichungen und verworfene Passagen nicht eingerechnet ? 31 Szenen aus der Hand Buchners zugrunde, die wahrscheinlich vier Entwicklungsstadien zugeordnet werden konnen. Es ist nicht erkennbar, wie Buchner diese Szenen anordnen wollte. Die Manuskriptseiten haben keine Seitenzahlen, die Szenen des nicht in Akte gegliederten Stucks sind nicht nummeriert. Viele Szenen sind sehr kurz und trotzdem eigenstandig. Die Tinte des Manuskripts ist so stark verblasst, dass Buchners Bruder Schwierigkeiten hatte, das Werk zu entziffern; auch deshalb nahm er es nicht in die erste Gesamtausgabe von 1850 auf.
Das Woyzeck-Fragment liegt handschriftlich in mehreren Entwurfsfassungen vor, die heute im
Weimarer
Goethe- und Schiller-Archiv aufbewahrt werden. Eine
Faksimileausgabe
der Handschriften veroffentlichte 1981 Gerhard Schmid (s.
Literatur
).
Das Manuskript ist folgendermaßen uberliefert:
- funf Blatter im
Kanzleiformat
, gefaltet zu Doppelblattern im
Folioformat
mit zwei Szenengruppen zu 21 (heute als Entwurfsstufe H1 bezeichnet) und 9 Szenen (Gruppe H2).
- ein Einzelblatt im
Quartformat
mit zwei einzelnen Szenen.
- sechs Blatter im Folioformat, gefaltet zu sechs Doppelblattern im Quartformat (letzte Entwurfsstufe H4). Diese ?vorlaufige Reinschrift“ des Dramas ist als am weitesten fortgeschrittener Entwurf die Grundlage heutiger Lese- und Buhnenfassungen.
Der fragmentarische Charakter des Stucks hatte fur seine Veroffentlichung ? wie auch fur die Inszenierungen ? weitreichende Folgen. Die Handschriften mussten wieder lesbar gemacht,
transkribiert
, die Szenenfolge fur die Auffuhrung auf der Buhne festgelegt werden. Fur die Interpreten des
Woyzeck
wie auch fur die Buchner-Gelehrten bot sich reichlich Gelegenheit zu Diskussionen.
Vierzehn Jahre nach Georg Buchners Tod brachte sein Bruder
Ludwig
1850 die
Nachgelassenen Schriften
heraus.
Woyzeck
wurde nicht aufgenommen, da das Manuskript stark verblasst und weitgehend unleserlich war. Der osterreichische Schriftsteller
Karl Emil Franzos
konnte das Manuskript mit chemischer Behandlung wieder lesbar machen (s.
Franzos’ Textkritik
). Er publizierte 1879 das Fragment in einer stark uberarbeiteten Fassung in
Georg Buchner: Sammtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß
(
s. Weblinks
). Die Hauptperson heißt nach Franzos’ Lesart
Wozzeck
. An den Anfang des Stuckes hat Franzos nicht die Szene auf dem freien Feld vor der Stadt, sondern die
Rasierszene
gesetzt (
s. Szenenfolge
: 5. Szene). Entscheidungen, die bis heute nachwirken:
Werner Herzogs
Woyzeck-Film beispielsweise beginnt mit der
Rasierszene
, genau so, wie die im
Projekt Gutenberg
veroffentlichte Fassung.
[6]
Diese Reihenfolge wird u. a. auch vom Oldenbourg-Verlag verwendet.
Auf die von Franzos herausgegebene Fassung bezog sich
Paul Landau
, der 1909 in
Georg Buchners gesammelte Schriften
eine weitere Fassung herausgab, die sich lediglich in der Szenenanordnung von Franzos’ Ausgabe unterschied. Diese Version benutzte
Alban Berg
als Grundlage fur seine Oper ?
Wozzeck
“.
Die Entzifferung des Namens der Hauptfigur als ?Woyzeck“ und die Rekonstruktion des Zusammenhangs mit dem Leipziger Kriminalfall gelang erst Georg Witkowski (1920). Fritz Bergemann gab 1922
Samtliche Werke und Briefe
heraus; diese Ausgabe wurde bis in die 1970er Jahre vielfach nachgedruckt. Die nicht abgeschlossene
Kritisch-historische Ausgabe
von
Werner R. Lehmann
(zuerst 1967) war auch die Grundlage der
Munchner Ausgabe
im Carl Hanser Verlag im Jahr 1980.
Samtliche Werke, Briefe und Dokumente in zwei Banden
, herausgegeben von Henri Poschmann (Textband zuerst 1992), ist die jungste Edition von Buchners Gesamtwerk (seit 2002 als Taschenbuch im Insel-Verlag). Burghard Dedner ist zusammen mit Thomas Michael Mayer verantwortlich fur die
Studienausgabe
bei Reclam (
s. Literatur
).
2001 erschien im K.G.Saur Verlag, Munchen,
Georg Buchner: Woyzeck. Faksimile, Transkription, Emendation und Lesetext ? Buch- und CD-Rom Ausgabe
, herausgegeben von Enrico De Angelis.
[7]
Im Januar 2006 ist als aktuelle Edition der
Woyzeck
als Band 7 der
Historisch-kritische(n) Ausgabe der Samtlichen Werke und Schriften Georg Buchners
, der
Marburger Ausgabe
, erschienen. Der Textband (Band 7.1) wurde von Burghard Dedner und Gerald Funk herausgegeben, der Erlauterungsband (Band 7.2) von Burghard Dedner. Die
Marburger Ausgabe
ist seit September 2013 abgeschlossen.
Der einfache Soldat Franz Woyzeck, der seine Freundin Marie und das gemeinsame uneheliche Kind finanziell zu unterstutzen versucht, arbeitet als Diener fur seinen Hauptmann. Um sich einen zusatzlichen Verdienst zu seinem mageren
Sold
, den er restlos an Marie abgibt, zu sichern, lasst er sich von einem skrupellosen Arzt zu Versuchszwecken auf Erbsendiat setzen. Hauptmann und Arzt nutzen Woyzeck nicht nur physisch und psychisch aus, sondern demutigen ihn obendrein in aller Offentlichkeit.
Als Marie heimlich eine Affare mit einem
Tambourmajor
beginnt und Woyzecks aufkeimender Verdacht sich bestatigt, nachdem er Marie im Wirtshaus beim Tanz mit dem Nebenbuhler beobachtet hat, glaubt er, innere Stimmen zu horen, die ihm befehlen, die treulose Marie umzubringen. Weil sein Geld fur den Kauf einer Pistole nicht ausreicht, besorgt er sich ein Messer, fuhrt Marie auf einem abendlichen Spaziergang in den nahegelegenen Wald und ersticht sie dort am Ufer eines Sees.
Friedrich Johann Franz Woyzeck, genannt Franz, ist ein 30 Jahre alter Mann, dessen Hauptberuf Wehrmann ist. Er hat ein uneheliches Kind mit Marie. Da Woyzeck nur einen kargen Soldatensold bekommt und fur Marie und ihr Kind Christian Unterhalt bezahlen muss, versucht er sich mit Nebenberufen uber Wasser zu halten. So arbeitet er als personlicher Assistent fur den Hauptmann und als Proband fur den Dorfarzt. Er leidet an Schizophrenie und ist psychisch labil. Maries Beziehung zum Tambourmajor, welche sie zu verheimlichen versucht, macht ihn eifersuchtig und misstrauisch.
Marie ist die Geliebte von Woyzeck und die Mutter des gemeinsamen unehelichen Kindes. Sie wird als sehr attraktiv beschrieben. Sie lasst sich auf eine Affare mit dem Tambourmajor ein, wodurch sich ihr anfangs vertrautes Verhaltnis zu Woyzeck zunehmend verschlechtert. Letztlich fuhrt das gestorte Verhaltnis dazu, dass Woyzeck sie eines Abends am Teich ermordet. Marie erscheint untreu, da sie sich dem Tambourmajor hingibt, wenn auch erst widerwillig. Sie lasst sich durch die Verlockung materiellen Besitzes und Geschenke beeinflussen. Des Weiteren strebt sie einen gesellschaftlichen Aufstieg durch die Liaison mit dem Tambourmajor an. Trotz ihrer Untreue ist sie jedoch nicht gewissenlos, da sie den vermeintlichen Ehebruch spater sehr bereut und Hilfe in der Bibel sucht.
Der Hauptmann gehort zur hoheren Gesellschaftsschicht. Woyzeck dient ihm als personlicher Assistent, der ihm den Bart rasiert und kleinere Besorgungen erledigt. Der Doktor beschreibt ihn als aufgedunsen und mit fettem Hals (vgl. ?Straße“). Seine Abneigung gegen Moralverstoße, wie es ein uneheliches Kind fur ihn beispielsweise darstellt, sowie die fur ihn große Wichtigkeit des kirchlichen Segens zeigen, dass er allgemein kirchlich-konservativ eingestellt ist (vgl. ?Beim Hauptmann“). Zudem vermitteln seine herablassenden Aussagen gegenuber Woyzeck bzw. das Sich-lustig-Machen uber ihn eine gewisse Arroganz (vgl. ?Beim Hauptmann“). Auch seine pfiffige Sprechweise, um Klugheit zu beweisen, zeugt davon. Des Weiteren ist er nach eigener Aussage ein schwermutiger bzw. schwarmerischer Mensch (vgl. ?Straße“) und nicht zuletzt mit seinen mundlichen Uberlegungen zur Ewigkeit sehr philosophisch (vgl. ?Beim Hauptmann“). Sein offensichtlichstes Merkmal stellt jedoch seine enorme Abneigung gegen Hetzerei und Eile dar. So passt allein das Rennen nicht in sein Bild eines guten Menschen, denn Eile grundet seiner Meinung nach auf einem schlechten Gewissen.
Der Doktor ist Teil der gebildeten Schicht und tritt im Buch nicht als Privatperson, sondern nur als Wissenschaftler und Forscher auf. Er ist hochst interessiert an naturwissenschaftlichen Phanomenen. Aus diesem Grund fuhrt er diverse Experimente durch. So testet er an Woyzeck, wie sich das dauerhafte und ausschließliche Essen von Erbsen auf den Korper auswirkt. Bei diesem Experiment wird auch die skrupellose Natur des Doktors deutlich, da er Woyzeck nicht als Menschen betrachtet, sondern als Versuchsobjekt, und ihm die negativen Auswirkungen auf Woyzeck egal sind. Er ist leicht reizbar und findet Gefallen daran, anderen Leuten mit einer Diagnose des medizinischen Zustandes einen Schrecken einzujagen. Auch er schikaniert Woyzeck mehrmals offentlich, erhoht jedoch bei jeder Verschlechterung seines korperlichen und psychischen Zustands dessen Sold.
Der Tambourmajor fuhrt die Militarkapelle an. Er wird als starker und selbstbewusster, wenn nicht eingebildeter Mann beschrieben. Marie und ihre Nachbarin Margreth vergleichen ihn mit einem Baum und einem Lowen (vgl. ?Die Stadt“). Maries Anblick erfullt ihn mit großer Lust und sexuellem Verlangen, weshalb er versucht, sie sich zu eigen zu machen (vgl. ?Buden. Lichter. Volk“). Er uberredet Marie in der Szene ?Mariens Kammer“ dazu, mit ihm intim zu werden. Marie wehrt sich zunachst, macht sich ihm aber auf erneutes Drangen fast schon gleichgultig gefugig. Der Tambourmajor legt großen Wert auf seine außerliche Erscheinung. Er tragt seine Uniform sowie seine weißen Handschuhe und einen prachtigen Federbusch mit Uberzeugung. (vgl. ?Mariens Zimmer“). Er kann Marie teure Geschenke machen, beispielsweise goldene Ohrringe (vgl. ?Mariens Zimmer“), da er keine Familie zu ernahren hat. In seinem letzten Auftritt verhalt sich der Tambourmajor sehr aggressiv und ringt Woyzeck zu Boden (vgl. ?Wirtshaus“). Insgesamt kann er als Gegenspieler zur Figur des Woyzeck gesehen werden.
Andres und Woyzeck sind Zimmergenossen und uben beide den Beruf des Soldaten aus. Er singt gerne und viel, was darauf hindeutet, dass er ein frohlicher und positiver Mensch ist. Er steht zu seinen Gefuhlen und Angsten. Sowohl in der Szene ?Die Wachtstube“ als auch in ?Ein Zimmer in der Kaserne“ versucht Woyzeck Andres seine innerlichen Unruhen mitzuteilen, jedoch nimmt dieser ihn und seine Sorgen nicht ernst bzw. ist uberfordert mit dessen psychischen Erkrankungen. Dadurch wirkt er desinteressiert. Beide sind Kollegen und Woyzeck hat zu ihm vergleichsweise viel Vertrauen, da er, abgesehen von Marie, die einzige Person ist, die Woyzeck auf Augenhohe begegnet. Andres’ Loyalitat gegenuber Woyzeck wird in der Szene ?Kasernenhof“ ersichtlich: Er zitiert die Aussage des Tambourmajors uber Marie. Andres’ Vertrauenswurdigkeit wird zudem deutlich, als ihm Woyzeck in der Szene ?Kaserne“ sein Erbe und seine Identitat anvertraut.
Es gibt bis heute mehrere Lese- und Buhnenfassungen von
Woyzeck
.
Werner R. Lehmann
(
s. Literatur
) hat folgende Szenenfolge auf der Grundlage von Buchners Handschriften konstruiert:
- 1. Szene: Freies Feld, die Stadt in der Ferne
- Woyzeck, der mit seinem Kameraden Andres Weidenstocke schneidet, fuhlt sich von ubernaturlichen Machten bedroht:
Es geht hinter mir, unter mir ? hohl, horst du? Alles hohl da unten. Die
Freimaurer
!
? Andres versucht seine durch Woyzecks Halluzinationen ausgeloste Angst mit dem Volkslied von den ?zwei Hasen“ zu verdrangen.
Randzeichnung aus Buchners Manuskript zur Straßenszene ? Ausschnitt
- Die Militarkapelle marschiert auf der Straße vorbei. Die Nachbarin Margreth bekommt das mit. Woyzeck besucht seine Geliebte und das Kind. Er spricht geheimnisvoll. Marie zeigt kein Verstandnis.
- 3. Szene: Buden, Lichter, Volk
- Alter Mann singt zum Leierkasten. Marie und Woyzeck horen einem Ausrufer zu, der Kuriositaten prasentiert. Unteroffizier und Tambourmajor schwarmen von Marie.
- Marie betrachtet sich im Spiegel. Der Tambourmajor hat ihr Ohrringe geschenkt. Woyzeck uberrascht sie und gibt ihr Geld. Eilt wieder davon.
- Woyzeck rasiert den Hauptmann. Der verhohnt ihn. Als der Hauptmann auf Woyzecks Moral und dessen uneheliches Kind, das
ohne den Segen der Kirche
geboren sei, zu sprechen kommt, gibt Woyzeck seine Wortkargheit auf und erwidert:
Herr Hauptmann, der liebe Gott wird den armen Wurm nicht drum ansehen, ob das Amen druber gesagt ist, eh er gemacht wurde.
Mit dieser Antwort macht er den Hauptmann
ganz konfus.
Ferner klagt er uber die Ungerechtigkeit der Welt:
Ich glaub’, wenn wir [arme Leute] in den Himmel kamen, mussten wir donnern helfen!
- Der Tambourmajor macht Marie Avancen. Sie weist ihn erst zuruck, gibt dann jedoch nach.
- Woyzeck hat eine Ahnung, dass Marie ihm untreu ist. Er will seine Vermutung von der Untreue Maries bestatigt wissen.
- Woyzeck hat sich dem Doktor fur Versuche zur Verfugung gestellt, um Geld zu verdienen. Der Doktor verabreicht ihm die tagliche Erbsenration. Woyzeck spricht uber seine Visionen. Fur den Doktor ist Woyzeck
ein interessanter casus
.
- Der Hauptmann belastigt den Doktor mit seinen Ansichten. Der sagt dem Hauptmann einen Schlaganfall voraus. Als Woyzeck ihren Weg kreuzt, lassen beide ihre Aggressionen an ihm aus und deuten eine Affare zwischen Marie und dem Tambourmajor an. Woyzeck ist getroffen.
- 10. Szene: Die Wachtstube
- Woyzeck teilt Andres seine innere Unruhe mit.
- Handwerksburschen vergnugen sich, Soldaten und junge Frauen tanzen. Unter ihnen auch Marie und der Tambourmajor. Woyzeck sieht das Paar, kann es nicht fassen.
- Woyzeck hort Stimmen, die ihm auftragen, Marie zu toten:
?… stich die Zickwolfin [Marie] tot.“
- In der Nacht versucht sich Woyzeck Andres mitzuteilen und spricht von den Stimmen, die ihm befehlen zu toten, doch Andres will nur schlafen.
- Woyzeck und der Tambourmajor treffen aufeinander. Im Zweikampf unterliegt der physisch schwachere Woyzeck.
- Woyzeck besorgt sich im Laden eines Juden ein Messer.
- Marie empfindet Reue und sucht in der Bibel Trost.
- Woyzeck teilt Andres mit, wer seine Habseligkeiten nach seinem Tod bekommen soll, dieser erkennt seine psychische Lage nicht und geht von einer simplen Fiebererkrankung aus, die mit Medizin geheilt werden kann:
Franz, du kommst ins Lazarett. Armer, du musst Schnaps trinken und Pulver drin, das tot’ das Fieber.
- 18. Szene: Der Hof des Doktors
- Studenten nehmen an einer Vorlesung teil. Woyzeck wird vom Doktor als Versuchsobjekt vorgefuhrt und gedemutigt.
- 19. Szene: Marie mit dem Madchen vor der Haustur/Straße
- Marie sitzt mit mehreren kleinen Madchen und der Großmutter vor dem Haus. Die Großmutter erzahlt das Marchen vom
Sterntaler
in abgewandelter Form als
Anti-Marchen
mit bosem Ende. Woyzeck kommt hinzu und fordert Marie auf, ihm zu folgen.
Marie wir wolln geh’n. ’s ist Zeit.
- 20. Szene: Abend. Die Stadt in der Ferne
- Woyzeck und Marie sind vor der Stadt. Marie folgt ihm unwillig und versucht der Situation zu entkommen.
Ich muss fort, das Nachtessen richten.
Anstatt sie gehen zu lassen, sticht Woyzeck plotzlich in einem Blutrausch auf Marie ein:
Nimm das und das! Kannst du nicht sterben? So! so! Ha sie zuckt noch, noch nicht, noch nicht? Immer noch? (Stoßt zu.) Bist du tot? Tot! Tot!
- 21. Szene: Es kommen Leute
- Zwei Personen horen aus der Ferne, was passiert und suchen den Tatort auf.
- Woyzeck sucht ein Wirtshaus auf, um sich auszuruhen. Eine Frau im Wirtshaus namens Kathe erkennt Blutspuren an Woyzeck, woraufhin dieser die Flucht ergreift.
- 23. Szene: Abend. Die Stadt in der Ferne
- Woyzeck sucht das Messer am Tatort in der Nahe eines Teiches, um die Indizien fur den Mord zu vernichten.
- 24. Szene: Woyzeck an einem Teich
- Woyzeck versenkt das Messer im Teich und wascht sich das Blut ab.
- Kinder teilen einander mit, dass vor der Stadt eine Leiche gefunden wurde.
- 26. Szene: Gerichtsdiener, Arzt und Richter
- Die gefundene Leiche wird als spektakular angesehen ? Gerichtsdiener:
Ein guter Mord, ein echter Mord, ein schoner Mord, so schon als man ihn nur verlangen kann, wir haben schon lange so kein gehabt.
- 27. Szene: Karl (Idiot), Woyzeck und das Kind
- Karl halt Maries Kind auf dem Schoß. Woyzeck verspricht ihm ein Geback (Reuter). Karl lauft mit dem Kind weg.
Im Gegensatz zur Sprache des
klassischen Dramas
herrscht im
Woyzeck
die Umgangssprache vor:
?WOYZECK: Aber mit der Natur ist’s was anders, sehn Sie; mit der Natur, das ist so was, wie soll ich doch sagen, zum Beispiel …“
? Durch bewusst eingebaute Satzbruche,
Ellipsen
und
Interjektionen
vermittelt Buchner Authentizitat. Gleichzeitig dient diese Form der Umgangssprache als Spannung steigerndes Mittel. Das Aneinandervorbeireden der Menschen versinnbildlicht die Einsamkeit Woyzecks und seine zerbrechende Beziehung zu Marie. Daruber hinaus gelingt es Buchner, durch verschiedene Sprachebenen den gesellschaftlichen Rang der Sprecher anzudeuten. Der Doktor spricht hochsprachlich, wahrend die Sprache Woyzecks und Maries, die den untersten Gesellschaftsschichten angehoren, dialektgefarbt und fehlerhaft ist.
Die sozial Hoherstehenden sprechen zwar meistens grammatikalisch korrekter, ergehen sich aber haufig in hohlen Phrasen (z. B. der Doktor:
… der Mensch ist frei, in dem Menschen verklart sich die Individualitat zur Freiheit
, 8. Szene) oder formulieren vage und unprazise in Form von
Tautologien
(z. B. der Hauptmann:
Er hat keine Moral! Moral, das ist, wenn man moralisch ist, versteht Er!
5. Szene).
Woyzeck dagegen außert sich, wenn er einmal den Mut fasst und aus sich herausgeht, sehr konkret und anschaulich. Durch zahlreiche Metaphern entsteht der Eindruck, dass er nicht in logischen Begriffen, sondern ausschließlich in Bildern denkt (z. B.
Uber der Stadt is alles Glut! Ein Feuer fahrt um den Himmel und ein Getos herunter wie Posaunen
, 1. Szene;
… der liebe Gott wird den armen Wurm nicht drum ansehen, ob das Amen druber gesagt ist, eh er gemacht wurde
, 5. Szene;
… so ein schoner, fester, grauer Himmel; man konnte Lust bekommen, ein’ Kloben hineinzuschlagen und sich daran zu hangen
, 9. Szene;
Wenn man kalt is, so friert man nicht mehr. Du wirst vom Morgentau nicht frieren
, 20. Szene;
Nein, keine Schuh, man kann auch ohne Schuh in die Holl gehn
, 22. Szene). Und das uberaus anschauliche, poetisch anmutende ?Marchen“ (19. Szene) wird von der Großmutter erzahlt, die ebenfalls der Unterschicht angehort.
Auch die Bezeichnungen der Rollen sind aussagekraftig: Viele Personen, die der unteren Gesellschaftsschicht entstammen (
Woyzeck
, sein Stubenkamerad
Andres
,
Marie
, das Madchen
Kathe
, Maries Nachbarin
Margreth
und der Narr
Karl
) wurden vom Autor mit Namen versehen und erscheinen, obwohl nur skizzenhaft gezeichnet, als Charaktere, zum Teil sogar als Identifikationsfiguren. Die meisten ubrigen Rollen dagegen sind lediglich nach ihren beruflichen bzw. sozialen Funktionen benannt:
?Tambourmajor“
,
?Hauptmann“
,
?Doktor“
, aber auch
?Großmutter“
,
?Budenbesitzer“
,
?Jude“
u. a. Ihre Rollen sind oft flacher und eindimensionaler, sie scheinen daher eher Typen als Charaktere zu sein.
Auffallend und oft ratselhaft sind die literarischen Bezuge des Dramenfragments: die zahlreichen Anspielungen auf die Bibel, auf Goethes
Faust
(19. Szene, Entwurfsstufe 1, Louis:
Was hast du eine rote Schnur um den Hals
), auf Shakespeares
Hamlet
(1. Szene: der rollende Kopf, der Igel und der hohle Boden unter den Fußen verweisen auf die Friedhofs- und die Geistszene) und nicht zuletzt auf Buchners eigene Werke (
Dantons Tod
und
Lenz
).
[8]
Buchner beschreibt hier die Deformation eines Menschen zum animalischen Wesen, weil ihm Besitz, soziale Anerkennung und lebensnotwendiges Geld fehlen. Der Tambourmajor hat ihn aus dem einzigen noch vorhandenen Umfeld, in dem er noch Mensch sein konnte, verdrangt. ?Viehische Vernunft, wildes Tier, der Affe als Soldat, das pissende Pferd, ein thierischer Mensch“ spiegeln all diese Deformationen wider.
[9]
Bemerkenswert ist, dass das Drama verschiedene Mordmotive Woyzecks anbietet, die je nach Ausgabe und Abfolge der Szenen unterschiedlich gewichtet werden:
- Das Eifersuchtsmotiv
: Das offensichtlichste Mordmotiv ist die Eifersucht auf den Tambourmajor, da Marie mit ihm ein Verhaltnis eingeht, obwohl Woyzeck sich fur sie und das gemeinsame Kind gleichsam aufopfert. Woyzeck ist dem Major in physischer, gesellschaftlicher und sexueller Hinsicht unterlegen (besonders deutlich in der Szene, in der die beiden kampfen) und lenkt seine Aggression deswegen auf Marie.
- Die psychische Storung
: Woyzeck hort immer wieder
Stimmen
, ein Symptom fur
Schizophrenie
. Hervorgerufen oder verschlimmert wird seine Krankheit durch den Vertrag mit dem Arzt. Anstatt Woyzeck zu heilen, benutzt er ihn als Versuchskaninchen und ermahnt ihn, eine extrem einseitige Ernahrung (Erbsen-Diat) beizubehalten, und verstarkt so Woyzecks Mangelerscheinungen noch. Seine Symptome weisen auf eine Vergiftung durch die einseitige Ernahrung mit Erbsenbrei hin. Das egoistische Motiv des Doktors ist allein der Ehrgeiz, seine pseudo-wissenschaftlichen Experimente voranzubringen. Somit erscheint der Mord zum Teil auch als Folge der durch Fehlernahrung begunstigten psychischen Instabilitat Woyzecks, die sich schon zu Beginn des Dramas abzeichnet.
- Die Befreiung von der Gesellschaft
: Woyzeck wird von der Gesellschaft, reprasentiert von Hauptmann, Doktor und Tambourmajor, ausgenutzt und gedemutigt. Sein Mord an Marie ist somit auch eine Form des Protests gegen die bestehenden Verhaltnisse, der Ausbruch seiner aufgestauten Aggression gegen die etablierte Klasse, der er ausgeliefert ist.
- Das finanzielle Motiv
: Durch Woyzecks niedrige gesellschaftliche Stellung ist er finanziell schlecht aufgestellt. Er ist zu arm, um zu leben, selbst die Mordwaffe kann er sich kaum leisten (vgl. ?Im Kramladen“). Der Tod ist die Erlosung von all seinen finanziellen Problemen.
Um den Kernpunkt des Dramas
Woyzeck
zu erfassen, ist es wichtig, auf das Mordmotiv einzugehen.
[10]
Es genugt jedoch nicht, sich auf Woyzecks Eifersucht gegenuber dem Tambourmajor zu beschranken. Eine große Rolle spielen auch die gesellschaftlichen Hintergrunde, ganz besonders die
standische
Gliederung der Gesellschaft. Deutlich wird dies vor allem mit einem Blick auf die Personenkonstellation und die Sprache von Buchners Figuren.
Woyzeck wird in dieser Gesellschaft unterdruckt und gedemutigt, was sich in den Beziehungen zu dem Hauptmann, dem Doktor, aber auch dem Tambourmajor widerspiegelt: zum Hauptmann, der Woyzeck aufgrund seiner armlichen Herkunft und seines unehelichen Kindes mit Marie als ?unmoralisch“ bezeichnet; zum Doktor, der ihn als Versuchsobjekt ansieht und zur gesundheitsschadigenden Ernahrung zwingt, dessen Experimenten sich Woyzeck jedoch nicht entziehen kann, da er auf diesen Nebenverdienst angewiesen ist, um seine Familie zu ernahren; zum Tambourmajor, der Woyzeck gegenuber keinen Respekt erweist und ihn sowohl offentlich als auch privat lacherlich macht.
Woyzeck ist zudem nicht nur physisch, sondern auch psychisch labil. Das hat zur Folge, dass er sich der Willkur anderer Menschen unterordnet, obwohl deren Unterdruckung in ihm Wut und Verzweiflung auslosen. Allein die Beziehung zu Marie gibt ihm Halt und vermittelt ihm das Gefuhl, ein wertvoller Mensch zu sein. Maries Untreue ist demnach als Anlass fur den Mord zu betrachten, nicht aber als
Ursache
: Durch den Verlust ihrer Treue kann Woyzeck dem gesellschaftlichen Druck, der auf ihm lastet, nicht langer standhalten. Der Mord an Marie kann als ein Akt der Selbstzerstorung Woyzecks und als eine Befreiung von der Gesellschaft interpretiert werden.
Auf Kunstler, Regisseure, Maler, Musiker und Filmemacher in der ganzen Welt hatte
Woyzeck
erheblichen Einfluss.
?… der Woyzeck Georg Buchners … Eine ungeheure Sache, vor mehr als achtzig Jahren geschrieben … nichts als das Schicksal eines gemeinen Soldaten (um 1848 etwa), der seine ungetreue Geliebte ersticht, aber gewaltig darstellend, wie um die mindeste Existenz, fur die selbst die Uniform eines gewohnlichen Infanteristen zu weit und zu betont erscheint, wie selbst um den Rekruten Woyzeck, alle Große des Daseins steht, wie er’s nicht hindern kann, dass bald da, bald dort, vor, hinter, zu Seiten seiner dumpfen Seele die Horizonte ins Gewaltige, ins Ungeheure, ins Unendliche aufreißen, ein Schauspiel ohnegleichen, wie dieser missbrauchte Mensch in seiner Stalljacke im Weltall steht, malgre lui, im unendlichen Bezug der Sterne. Das ist Theater, so konnte Theater sein.“
?Woyzeck ist der Mensch, auf dem alle rumtrampeln. Somit ein Behandelter, nicht ein Handelnder. Somit ein Kreisel nicht eine Peitsche. Somit ein Opfer nicht ein Tater. Dramengestalt wird sozusagen die Mitwelt ? nicht Woyzeck. Kernpunkt wird sozusagen die qualende Menschheit ? nicht ihr gequalter Mensch. Bei alle dem bleibt wahr, dass Woyzeck durch seine Machtlosigkeit justament furchtbarsten Einspruch erhebt. Dass er am tiefsten angreift ? weil er halt nicht angreifen kann.“
?Letztlich ? und das ist das Entscheidende ? geht es im ?Woyzeck“ wie zuvor im ?
Landboten
“ und im ?
Danton
“ um die stets gleiche Frage: um die Abhangigkeit menschlicher Existenz von Umstanden, die ?außer uns liegen‘. Den
?grasslichen Fatalismus der Geschichte“
und seine
?zernichtende“
Gewalt hatte Buchner schon in seiner fruhesten Gießener Zeit empfunden. Das Studium der Geschichte, vor allem der großen politischen Umwalzungen, hatte ihm die Frage gestellt, die er als Schicksalsfrage menschlicher Existenz empfand:
?Was ist das, was in uns lugt, mordet, stiehlt?“
. Das aber war nichts anderes als die Frage nach den bestimmenden und verursachenden Faktoren des menschlichen Schicksals; es war die Frage nach Freiheit oder Vorherbestimmtheit menschlicher Willensentscheidungen, nach der Moglichkeit oder auch nur Sinnhaftigkeit, durch Handeln und Planen in den Geschichtsverlauf und den Verlauf des Einzellebens eingreifen zu konnen.“
?Ein vielmal vom Theater geschundener Text, der einem Dreiundzwanzigjahrigen passiert ist, dem die
Parzen
bei der Geburt die Augenlider weggeschnitten haben, vom Fieber zersprengt bis in die Orthografie, eine Struktur, wie sie beim Bleigießen entstehen mag, wenn die Hand mit dem Loffel vor dem Blick in die Zukunft zittert, blockiert als schlafloser Engel den Eingang zum Paradies, in dem die Unschuld des Stuckeschreibers zu Hause war. Wie harmlos der Pillenknick der neueren Dramatik,
Becketts
Warten auf Godot
, vor diesem schnellen Gewitter, das mit der Geschwindigkeit einer anderen Zeit kommt,
Lenz
im Gepack, den erloschenen Blitz aus
Livland
, Zeit
Georg Heyms
im utopielosen Raum unter dem Eis der Havel,
Konrad Bayers
im ausgeweiteten Schadel des
Vitus Bering
,
Rolf Dieter Brinkmanns
im Rechtsverkehr vor SHAKESPEARES PUB, wie schamlos die Luge vom POSTHISTOIRE der barbarischen Wirklichkeit unserer Vorgeschichte.“
?Woyzeck hat mehrere Teilzeitjobs, das geht letzten Endes nicht gut, weil er uber die dafur notwendigen ubermenschenlichen Krafte nie und nimmer verfugen kann. Die Gerichtsbarkeit der Buhne fangt dort an, wo das Gebiet der weltlichen Gesetze endet.“
Der Regisseur der Urauffuhrung des
Woyzeck
(unter diesem von
Karl Emil Franzos
so eingefuhrten Titel), am Munchner Residenztheater (8. November 1913), die auf beharrliche Anregung
Hugo von Hofmannsthals
zustande kam, war
Eugen Kilian
. Die Buhnenbilder und die Kostume schuf
Alfred Roller
. Den Woyzeck spielte
Albert Steinruck
. Die Inszenierung brachte es auf 20 nachweisbare Vorstellungen.
Derniere
war am 21. August 1919. Bis zum Juni 1915 erschien es in vier Inszenierungen. In dreien von ihnen spielte Albert Steinruck den Woyzeck, außer in der Urauffuhrung in Munchen, in Berlin am
Lessingtheater
und in Wien an der Residenzbuhne (Premiere am 5. Mai 1914).
Nach dem
Ersten Weltkrieg
wurde das Stuck zu einem vielbeachteten, geradezu modisch sensationellen Spieltext fur die deutschsprachigen Theater, mit dem man sich vielfach an ein speziell literatur- und theaterinteressiertes Publikum wandte und der in den
Feuilletons
im Pro und Contra eine wahre Buchnereuphorie weckte.
Den eigentlichen Durchbruch als Buhnentext brachte dem Werk dessen 14. Inszenierung, die
Max Reinhardt
am
Deutschen Theater in Berlin
(Premiere am 5. April 1921) mit
Eugen Klopfer
als Woyzeck herausbrachte.
In der dichten Folge der
Woyzeck
-Inszenierungen wahrend der 1920er Jahre schalten sich als Regiekonzeptionen vier szenische
Lesarten
heraus:
- Der Woyzeck als Gleichnis fur ein unerklarliches, unausweichlich und schicksalhaft uber den Menschen auf Erden verhangtes Leiden.
- Der Woyzeck als soziales Drama, als Proletariertragodie. Woyzeck wird durch gesellschaftliche Gegebenheiten und Zwange zum Morder und Selbstmorder. Hier wird das Werk zum politischen Kampftheater im Klassenkampf.
- Der Woyzeck als Reprasentant jener hochsensiblen, intensiv fuhlenden Menschen, die in eine triebbestimmte, gefuhllos kalte Welt gestellt sind. Woyzeck halt die Spannung zwischen seinem inneren Leben und einer rohen Umwelt nicht aus, er fallt in Wahnsinn, wird zum Morder und Selbstmorder. Er erleidet das immer wiederkehrende Schicksal der Menschen mit den ?empfindlicheren Nervensystemen“ (
Franz Theodor Csokor
, der Verfasser des ?Versuchs einer Vollendung“ des
Woyzeck
, der 1928 am
Raimundtheater
in Wien uraufgefuhrt wurde.) in ihrem Kampf mit den stumpfen Empfindungslosen.
- Der Woyzeck als Eifersuchtsdrama, als Moritat und szenische Volksballade in der Tradition der deutschen Volksdichtung, der Volksballade und des Volksliedes.
So begeistert der
Woyzeck
von der Theaterpublizistik bejubelt wurde, ein Publikumserfolg wurden die Inszenierungen der Zwischenkriegszeit nur selten, und wenn, dann lediglich als ein Erfolg fur die Schauspieler als Trager ergiebiger Rollen. Hingegen gab es oft massive, teils turbulente Proteste im Publikum.
Die dichte Folge der Woyzeck-Inszenierungen in den 1920er Jahren wurde nicht, wie vielfach angenommen, durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten gewaltsam beendet, sondern sie endete bereits drei Jahre zuvor mit einer Premiere am 21. Marz 1930 in
Erfurt
. Das war die 63. Inszenierung, die dem Stuck zwischen 1918 und 1930 zuteilwurde. Ihr folgte am 15. Oktober 1932 noch eine einzige Vorstellung an einem
Studio 33
in Berlin. In den weitaus meisten Stadten, deren Theater sich das nach ihrer Struktur und nach ihrem Publikumsumfeld erlauben konnten, hatte man das Stuck gesehen. Dort galt es als
abgespielt
. Zudem konnten sich die Theater in wirtschaftlich katastrophalen Krisenzeiten kein Stuck mehr leisten, das nach aller Erfahrung als Publikumsrisiko gelten musste.
Das haufig erwahnte Verbot des Stuckes durch die Nationalsozialisten hat es nicht gegeben. Es erschien vor dem
Zweiten Weltkrieg
im Reichsgebiet nochmals an zwei
Gauhauptstadten
, in
Frankfurt am Main
zum 100. Todestag Buchners (1937) und in
Hannover
(1939).
Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien der
Woyzeck
sehr bald wieder auf den Spielplanen deutscher Theater. So schon am 27. September 1945 in einem Nottheater im
Weißen Saal
des Zoos in
Leipzig
unter der Regie von
Hans Schuler
mit
Peter Luhr
als Woyzeck und am 6. Oktober 1945 unter
Fred Schroer
an den Kammerspielen des Neuen Theaters in Stuttgart mit
Kunibert Gensichen
als Woyzeck.
In den folgenden Jahren wurde der
Woyzeck
zu einer beliebten Spielvorlage des autonomen Regietheaters. (Pragnante Beispiele: Die Inszenierung einer eigenen
Kroetz’schen Fassung
durch
Franz Xaver Kroetz
in Hamburg am Schauspielhaus 1996 und die
Michael Thalheimers
in
Salzburg
2003.) Alle Theater, die ihn bis dahin gespielt hatten, brachten ? teils mehrfach ? Neuinszenierungen. Auch in kleineren Theaterstadten, an den gastierenden Landesbuhnen, auf Freilichtbuhnen inszenierte man das Stuck und mit Vorliebe an den Studentenbuhnen und an den Buhnen der vielschichtigen alternativen Szene (Pragnantes Beispiel: Das Obdachlosentheater
Ratten 07
in der Volksbuhne,
Berlin
1995). Das im Lauf seines inzwischen uber 30-jahrigen Bestehens bundesweit bekannt gewordene regionale
Theater Lindenhof
aus der etwa 1000 Einwohner zahlenden Ortschaft
Melchingen
erhielt 1992 fur seine schwabische Interpretation des
Woyzeck
den
Theaterpreis der Stuttgarter Zeitung
.
[14]
Der
Woyzeck
, der seine Buhnenlaufbahn als Text fur ein Elitepublikum begonnen hatte, gehorte nun zum Standardrepertoire.
Bis zum Ende der Spielzeit 1999/2000 sind 420 Inszenierungen nachweisbar.
Ein Meilenstein in der Auseinandersetzung mit Buchners Fragment war
Alban Bergs
1921 vollendete Oper
Wozzeck
. Eine Auffuhrung dreier Ausschnitte im Jahr 1924 brachte Berg den ersten offentlichen Erfolg. Doch erst
Erich Kleiber
, Generalmusikdirektor der
Berliner Staatsoper
, erkannte die Genialitat der
Partitur
und brachte den
Wozzeck
am 14. Dezember 1925 zur Urauffuhrung. Eine
weitere Opernfassung
unter demselben Titel schuf
Manfred Gurlitt
. Sie wurde 1926 in Bremen uraufgefuhrt.
[15]
Die Band
Subway to Sally
hat Woyzecks Mord an Marie in dem Lied
Element des Verbrechens
aus dem Album
Bannkreis
thematisiert.
Im November 2000 brachte
Robert Wilson
das Stuck am Betty Nansen Theater in
Kopenhagen
mit Musik von
Tom Waits
auf die Buhne.
Blood Money
heißt das Album mit den Songs aus dieser Inszenierung.
Im Jahre 2003 veroffentlichte die italienische
Neofolk
-Band
Rose Rovine e Amanti
ein
Woyzeck
betiteltes Album, dessen Titelsong auf dem Buchner’schen Drama basiert.
Im September 2023 veroffentlichte der deutsche Pop-Kunstler
Tristan Brusch
ein Konzeptalbum mit dem Namen
Woyzeck
, welches im Rahmen einer Theaterinszenierung des Dramas uraufgefuhrt wurde.
1996 Premiere von ?Franz Woyzeck“ an der
Komischen Oper Berlin
. Abendfullendes Handlungsballett in 16 Szenen (Akt I, Akt II). Choreografie:
Birgit Scherzer
. Musik: Heiner Grenzland. Libretto: Birgit Scherzer und
Matthias Kaiser
. Buhnenbild:
Reinhart Zimmermann
. Titelrolle:
Gregor Seyffert
. Dirigent:
Vladimir Jurowski
. Ballett und Orchester der Komischen Oper Berlin.
Am 24. September 2011 wurde das Ballett
Woyzeck
von Choreograf
Christian Spuck
an
Den Norske Opera & Ballett
in Oslo uraufgefuhrt. Die Musik stammt von Martin Donner,
Philip Glass
,
Gyorgy Kurtag
und
Alfred Schnittke
, Buhne und Kostume von
Emma Ryott
. Im Oktober 2013
[16]
wurde das Werk ans
Zurcher Ballett
ubernommen. Dort tanzten Jan Casier den Woyzeck,
Katja Wunsche
die Marie und William Moore den Tambourmajor.
Georg Klaren
war der erste Filmregisseur, der ?Woyzeck“ in die Kinos brachte (Titel:
Wozzeck
). Klaren hatte schon 1930 die Idee fur den Film, konnte sie aber erst in der Nachkriegszeit umsetzen. Die Rahmenhandlung spielt in einem Anatomiesaal einer deutschen Universitat. Dort ist der Korper des Fusiliers Woyzeck aufgebahrt, der gehenkt wurde. Dem Professor gilt er als Morder, der Student Buchner antwortet: ?… den wir ermordet haben“. Im weiteren Verlauf der Handlung erzahlt er dann seinen Kommilitonen die Geschichte, die dem Drama zu Grunde liegt.
Kurt Meisel
spielte den Woyzeck,
Paul Henckels
den Doktor und
Helga Zulch
die Marie. In weiteren Rollen:
Max Eckard
,
Karl Hellmer
,
Rotraut Richter
und
Willi Rose
.
?Bei dieser Arbeit“, so Klaren in einem Gesprach mit der
Berliner Zeitung
am 18. Mai 1947, ?sehe ich wiederum meine Auffassung uber die Verfilmung literarischer Themen bestatigt: Fragmente wie Woyzeck oder Novellen eignen sich viel besser fur die Verfilmung als Theaterstucke oder Romane. Fragmente deshalb, weil sie der optischen Phantasie jeden Spielraum lassen, weil ihre Zuspitzung auf eine einzige Pointe der Wesensform des Films ganz besonders entspricht.“
Nach der Fertigstellung galt der Film als kunstlerisch sehr beachtenswert, da er ein an den
Expressionismus
angelegtes Filmwerk darstellt. Doch er wurde wegen Bedenken an der
marxistischen
Grundhaltung bald nach der Premiere zuruckgezogen und kam erst Ende 1958
[17]
in die bundesrepublikanischen Lichtspieltheater. Dort hieß er
Der Fall Wozzeck.
Seit Klarens Woyzeck haben eine Reihe von Regisseuren das Fragment verfilmt. Die bekannteste Adaption ist
Werner Herzogs
Woyzeck
aus dem Jahr 1979, in der
Klaus Kinski
die Titelrolle ubernahm. 1983/84 folgte
Oliver Herbrichs
Filmadaption
Wodzeck
, die im Ruhrgebiet der 1980er Jahre angesiedelt ist. Detlef Kugow erhielt fur seine Darstellung des Akkordarbeiters Franz Wodzeck den Darstellerpreis auf dem
Internationalen Filmfestival Moskau
.
[18]
1994 legte der ungarische Regisseur
Janos Szasz
seine
Woyzeck
-Verfilmung vor, die vor allem durch ihre expressionistische Schwarz-weiß-Kamerafuhrung bestach. In einem vom
Bundesverband Deutscher Film-Autoren
gekronten expressiven Kurzfilm
Woyzeck ? The Film
werden die Originaldialoge dem experimentell dargestellten Handlungsablauf in kurzen Filmepisoden gegenubergestellt. Regie fuhrten Minona von Vietinghoff und Max Michael Rohland 2012.
[19]
2013 wurde eine moderne
Woyzeck
-Adaption unter Regie von
Nuran David Calis
als Fernsehspiel veroffentlicht, die die Handlung in einen Berliner
Kiez
in der Gegenwart verlagert.
[20]
Graphic Novel ?Woyzeck“
Im Wuppertaler Verlag
Edition 52
erschien 2019 die Graphic-Novel-Adaption des Zeichners
Andreas Eikenroth
.
Buchners Woyzeck hat sich einen festen Platz im Kanon schulischer Lekturen gesichert: Im
Schoningh-Verlag
gibt es das von
Norbert Schlabitz
besorgte Unterrichtsmodell
Georg Buchner: Woyzeck
fur die gymnasiale Oberstufe in der von Johannes Diekhans herausgegebenen Reihe
EinFach Deutsch
,
[21]
im Abitur ist es immer mal wieder als Pflichtlekture im Fach Deutsch vorgesehen, so etwa in
Nordrhein-Westfalen
wieder fur die Jahre 2024
[22]
und 2025
[23]
, und bei Lehrerinnen und Lehrern werden die Vorzuge des kleinen Textes durchaus wahrgenommen. 1993 benannte Victoria M. Stiles funf Grunde fur die unterrichtliche Behandlung des Textes und zwar ?(1) Die Sprache ist relativ einfach; (2) das Drama ist kurz; (3) der Handlungsverlauf ist fesselnd; (4) es gibt Woyzeck-Bearbeitungen in Oper und Film, die sich sehr gut als Unterrichtshilfe eignen; und (5) die Themen sind zeitlos“.
[24]
Die Theatergruppe ?PENG! Palast“ erstellte auf Basis des Woyzecks eine ganz neue Fassung des Fragments und nannte diese ?Woyzeckmaschine“. Zentrales Buhnen- und Spielelement bot dabei ein Kasten, der als eigenlebige Maschine die vier Figuren-Interpretationen aus ?Woyzeck“, ?Marie“, dem ?Tambourmajor“ und dem ?Arzt“ in nicht festgelegten Improvisationsfragmenten gegeneinander ausspielt. Spielanlage war dabei die Uberlegung, dass die vier Figuren die letzten vier Menschen auf der Erde sind. Die Gruppe erhielt mit dem Stuck den Hauptpreis des Schweizerischen Nachwuchspreis fur Theater und Tanz PREMIO, der mit 22000,? Franken dotiert war.
[25]
Der gehorlose Schauspieler
Werner Mossler
ubersetzte 2007 die Fassung des bosnischen Dichters
D?evad Karahasan
in die
osterreichische Gebardensprache
.
2023 ubersetzte die Hamburger Abiturientin Asin Andkohiy
Woyzeck
in die
Jugendsprache
. Diese neue Version wurde vom
Reclam-Verlag
veroffentlicht.
[26]
- Georg Buchner: Werke und Briefe ? Nach der historisch-kritischen Ausgabe von
Werner R. Lehmann
.
Hanser Verlag, Munchen 1980,
ISBN 3-446-12883-2
.
- Georg Buchner: Woyzeck. Faksimileausgabe der Handschriften.
Bearbeitet von Gerhard Schmidt. Leipzig, 1981.
- Georg Buchner:
Dichtungen.
(= Georg Buchner:
Samtl. Werke. Briefe u. Dokumente.
Band 1). Hrsg. v.
Henri Poschmann
unter Mitarb. v. Rosemarie Poschmann. Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1992,
ISBN 3-618-60090-9
, S. 145?219.
- Georg Buchner: Woyzeck. Studienausgabe.
Reclam, Stuttgart 1999,
ISBN 3-15-018007-4
.
- Georg Buchner: Woyzeck. Leonce und Lena.
Reclam (Nr. 18420), Stuttgart 2005,
ISBN 3-15-018420-7
.
- Georg Buchner: Woyzeck. Leonce und Lena.
In:
Hamburger Lesehefte.
Nr. 148, Husum/Nordsee,
ISBN 978-3-87291-147-6
.
- Georg Buchner: Samtliche Werke und Schriften.
(Marburger Ausgabe), Band 7:
Woyzeck.
Teilband 1:
Text.
hrsg. von Burghard Dedner und Gerald Funk unter Mitarb. von Per Rocken, Teilband 2:
Text, Editionsbericht, Dokumente und Erlauterungen.
hrsg. von Burghard Dedner unter Mitarb. von Arnd Beise, Ingrid Rehme, Eva-Maria Vering und Manfred Wenzel. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006,
ISBN 3-534-15603-X
.
- ↑
Zur literaturwissenschaftlichen Debatte um die Fallbehandlung vgl.
Rudiger Campe
: Johann Franz Woyzeck. Der Fall im Drama. In: Unzurechnungsfahigkeiten. Diskursivierungen unfreier Bewußtseinszustande seit dem 18. Jahrhundert. Hrsg. von Rudiger Campe und
Michael Niehaus
. Frankfurt am Main 1998, S. 209?236, und neuerdings Johannes F. Lehmann: Erfinden, was der Fall ist. Fallgeschichte und Rahmen bei Schiller, Buchner und Musil. In:
Zeitschrift fur Germanistik
, Neue Folge 19 (2009), Heft 2, S. 361?380.
- ↑
Vgl.
Holger Steinberg
und
Sebastian Schmideler
: Eine wiederentdeckte Quelle zu Buchners Vorlage zum Woyzeck. Das Gutachten der Medizinischen Fakultat der Universitat Leipzig. In:
Zeitschrift fur Germanistik
, Neue Folge 16 (2006), Heft 2, S. 339?366.
- ↑
Holger Steinberg, Adrian Schmidt-Recla,
Sebastian Schmideler
:
Forensic Psychiatry in Nineteenth-Century Saxony. The Case of Woyzeck..
In:
Harvard Review of Psychiatry.
15, 2007, S. 169?180; Adrian Schmidt-Recla:
Daß ein solcher Zustand jede Zurechnung ausschließe, ist an sich klar … Ein Beitrag zur Monomanielehre und eine Quellenlese zu Georg Buchners Fragment ?Woyzeck“.
in Michael Kilian (Hrsg.): Jenseits von Bologna ? Jurisprudentia literarisch, Berlin 2006, S. 305?357; Holger Steinberg, Sebastian Schmideler:
Die Todesurteile des Leipziger Schoppenstuhls im Fall Woyzeck: Zwei bedeutende gerichtspsychiatrische Quellen erstmals vorgestellt.
in Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie 74 (2006), S. 575?581; Holger Steinberg, Sebastian Schmideler:
Nach 180 Jahren wieder entdeckt: Das Gutachten der Medizinischen Fakultat der Universitat Leipzig zum Fall Woyzeck.
In:
Der Nervenarzt.
76, 2005, S. 626?632.
- ↑
Burghard Dedner, Eva-Maria Vering:
Es geschah in Darmstadt.
In:
Frankfurter Allgemeine Zeitung.
23. Dezember 2005, Nr. 299, S. 35.
- ↑
Udo Pollmer
:
Im Erbsenwahn. Ein fragwurdiges Ernahrungsexperiment im 19. Jahrhundert.
(mit weiteren Nachweisen)
In:
Deutschlandradio Kultur
.
26. Oktober 2013, abgerufen am 29. Oktober 2013.
- ↑
Georg Buchner:
Woyzeck
im
Projekt Gutenberg-DE
- ↑
Enrico De Angelis (Hrsg.):
Georg Buchner: Woyzeck. Faksimile, Transkription, Emendation und Lesetext ? Buch- und CD-Rom Ausgabe.
K.G.Saur Verlag, Munchen 2001,
ISBN 3-598-11457-5
.
- ↑
In diesem Zusammenhang ist auch auf die 1969 von
Volker Klotz
beschriebenen Bild- und Metaphernketten hinzuweisen, die samtliche Szenen durchziehen (
heiß
?
kalt
?
Sonne
,
Messer
?
stechen
,
Auge
?
Fenster
und die Tiermetaphorik und -motivik).
- ↑
Bernhardt, Rudiger: Konigs Erlauterungen Georg Buchner Woyzeck, Bange Verlag, Hollfeld, 2011, S. 53; S. 86
- ↑
Boris Duru:
Buchners Woyzeck - eine Beschreibung des Taters und der tatbegleitenden Umstande
. In:
ZJS 2012
.
S.
739
ff
.
- ↑
Hans Mayer:
Georg Buchner und seine Zeit.
9. Auflage. Suhrkamp, 1972,
ISBN 3-518-36558-4
.
- ↑
Heiner Muller:
Die Wunde Woyzeck.
1985.
- ↑
D?evad Karahasan:
Meine Sicht auf Woyzeck.
ARBOS ? Gesellschaft fur Musik und Theater
, 2007.
- ↑
vgl.
Chronik des Theaters Lindenhof
unter 1992.
- ↑
Heinz Wagner,
Das große Handbuch der Oper.
2. (Lizenz)-Auflage. Verlag Florian Noetzel, Wilhelmshaven, Hamburg 1995, S. 276.
- ↑
Besetzung vom 12. Oktober 2013
aus dem Archiv der Oper Zurich, abgerufen am 3. Oktober 2023
- ↑
Der Othello von Leipzig.
Filmrezension. In:
Der Spiegel.
Nr. 52, 1958, S. 62.
- ↑
?Wodzeck“
, Informationen zum Film auf filmportal.de (abgerufen am 22. Marz 2019).
- ↑
Woyzeck
bei
IMDb
- ↑
arte.tv:
Woyzeck.
(
Memento
vom 14. Oktober 2013 im
Internet Archive
) abgerufen am 14. Oktober 2013.
- ↑
Information zum Unterrichtsmodell beim Westermann-Verlag
(zuletzt abgerufen am 25. September 2022).
- ↑
Vgl. die
Unterrichtsvorgaben ?Zentralabitur 2024 ? Deutsch“ fur Grundkurs und Leistungskurs im Abitur im Fach Deutsch in Nordrhein-Westfalen fur das Jahr 2024
, zuletzt abgerufen am 26. September 2022.
- ↑
Vgl. die
Unterrichtsvorgaben ?Zentralabitur 2025 ? Deutsch“ fur Grundkurs und Leistungskurs im Abitur im Fach Deutsch in Nordrhein-Westfalen fur das Jahr 2025
, zuletzt abgerufen am 26. September 2022.
- ↑
Vgl. Victoria M. Stiles: ?Woyzeck“ im Unterricht. In: Die Unterrichtspraxis/Teaching German 26 (1993), Heft 1, S. 62?66, hier S. 62.
- ↑
PREMIO: 8. Nachwuchspreis fur Theater und Tanz PENG! Palast: Mut zum Sieg.
Migros-Genossenschafts-Bund Direktion Kultur und Soziales, 26. Mai 2009,
abgerufen am 10. April 2015
.
- ↑
Ole Wackermann:
Hamburger Abiturientin ubersetzt "Woyzeck" in Jugendsprache.
In:
tagesschau.de
.
12. Oktober 2023,
abgerufen am 15. Oktober 2023
.