Wasserstraße

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Mitteleuropaische Wasserstraßen

Als Wasserstraßen werden im Verkehrswesen die schiffbaren Binnengewasser und die Seewege auf dem Meer zusammengefasst.

Allgemeines [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wasserstraßen bilden die wichtigste Verkehrsinfrastruktur im Wasserverkehr und sind die Transport- und Verkehrswege fur den Schiffsverkehr . [1] Sie dienen sowohl dem Personentransport ( Passagierschifffahrt ) als auch dem Gutertransport ( Frachtschifffahrt ). Zudem findet auf ihnen Wassersport statt. Zusammen mit dem Straßen- und Schienennetz sowie den Luftstraßen bilden Wasserstraßen das gesamte Verkehrsnetz eines Landes. Auch die Kanale in Venedig (wie die Hauptwasserstraße Canal Grande ) sind Wasserstraßen, die hier als Ersatz fur echte Straßen dienen.

Arten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Generell wird unterschieden zwischen Binnengewassern ( Binnenwasserstraßen ) und Meeren: [2]

Meerengen sind schmale Wasserstraßen zwischen zwei Landmassen . [3] Durch Flussmundungen sind die Binnenwasserstraßen mit dem Meer verbunden, Kanale konnen wiederum Meere miteinander verbinden ( Panamakanal ).

Kombinierter Verkehr [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Typische Umschlagplatze fur den kombinierten Verkehr sind Binnen- und Seehafen . Hier konnen Passagiere und/oder Frachtgut vom Schiff auf den Straßen- oder Schienenverkehr umgeschlagen werden. Meist dient der Schiffverkehr als Hauptlauf , wahrend die anderen Verkehrstrager als Vor- oder Nachlauf fungieren.

Funktion [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Hauptfunktion von Wasserstraßen ist der Guter- und Personentransport als Verkehrsfunktion. Daneben stehen die Funktionen des Wasserabflusses, der Trinkwasserversorgung , der Be- und Entwasserung, der Energieversorgung (durch Wasserkraftwerke und in Kuhlfunktion fur gangige Warmekraftwerke ) sowie die Freizeitfunktion und der Erholung und schließlich der Fischerei als Sicherung der Nahrungsgrundlage. Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Wasserstraßen ist daher groß.

Eigentum und Verwaltung in Deutschland [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Landeswasserstraße (in Zehdenick )

Die verkehrlich bedeutenden Wasserstraßen in Deutschland stehen uberwiegend als Bundeswasserstraßen im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland und unter der Verwaltung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), einer zum Geschaftsbereich des Bundesministeriums fur Verkehr und digitale Infrastruktur gehorenden Verwaltung. Die Verwaltung einer Bundeswasserstraße kann auch an ein Bundesland delegiert werden (sog. ?Delegationsstrecken“, beispielsweise die Elbe oberhalb Tinsdal bis Oortkaten , das Hamburger Hafengebiet, an die Freie und Hansestadt Hamburg ) und umgekehrt. Weitere Wasserstraßen unterliegen als Landeswasserstraßen der Verwaltung der Bundeslander.

Hinsichtlich der wegerechtlichen Stellung (Bau und Unterhaltung) unterscheidet man beim Bund zwischen Seewasserstraßen und Binnenwasserstraßen. Nach dem geltenden Schifffahrtsrecht wird in Seeschifffahrtsstraßen und Binnenschifffahrtsstraßen unterschieden. Auf Seeschifffahrtsstraßen gilt die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung bzw. die internationale Schifffahrtsordnung Emsmundung , auf Binnenschifffahrtsstraßen die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung bzw. fur grenzuberschreitende Wasserstraßen entsprechende international vereinbarte Regelungen (Rhein-, Donau-, Moselschifffahrtspolizeiverordnung).

Das Binnenwasserstraßennetz des Bundes betragt derzeit etwa 7.290 km (sowie 23.000 km² Seewasserstraßenflachen) ? etwa 6.550 km sind davon Binnenschifffahrtsstraßen, etwa 690 km Seeschifffahrtsstraßen und etwa 50 km Delegationsstrecken. [4]

Bundeswasserstraßen (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die langsten Flusse Deutschlands (uber 200 km) sind: [4]

Fluss Flusslange
(km)
Elbe 730 (mit Delegationsstrecke)
Rhein 695 (mit Alt- und Wehrarmen )
Weser 430
Main 387
Mosel 242
Havel 227
Elde 208
Donau 203
Neckar 203

Die Moselkanalisierung fand zwischen 1958 und 1964 statt. Der Neckar wurde im Wesentlichen von 1921 bis 1968 zur Großschifffahrtsstraße ausgebaut.

Die langsten Kanale Deutschlands (uber 100 km) sind: [4]

Kanal Lange
(km)
Mittellandkanal 392 (einschließlich Stich- und Verbindungskanalen)
Dortmund-Ems-Kanal 223 (einschließlich 62 km staugeregelte und freie Mittelems )
Main-Donau-Kanal 171 (einschließlich 50 km staugeregelte Regnitz und Altmuhl ) [5]
Elbe-Seitenkanal 115
Nord-Ostsee-Kanal 98

Klassifizierung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Binnenwasserstraßen werden aufgrund einer Mitte der 1970er Jahre erlassenen europaischen Konvention in sieben Klassen eingeordnet, die mit den romischen Zahlen von ?I“ (nur kleine Schiffe) bis ?VII“ (großte Klasse) gekennzeichnet sind.

International [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Osterreich [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wasserstraßen in Osterreich sind:

  • Donau im gesamten Verlauf einschließlich Wiener Donaukanal (außer bestimmte Altarme sowie die Neue Donau ) ? etwa 300 km, wobei der Fluss sowohl im Westen als auch im Osten ein Stuck mit der Grenze zu Deutschland (linksufrig auf 20 km) bzw. zur Slowakei (rechts 8 km) zusammenfallt.
  • Traun bis km 1,80 (Einfahrt in den Schwerlasthafen der VOEST )
  • Enns bis km 2,70 ( Ennshafen )
  • March bis km 6,00.

Europa [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In ihrem Weißbuch uber Binnenschifffahrt listet die Wirtschaftskommission fur Europa der Vereinten Nationen (UNECE) folgende Wasserstraßen in Europa auf: [6]

  • E01 bis E05 Binnenwasserstraßen Benelux
  • E10 Nordsee ? Mittelmeer
  • E13 Ems
  • E14 Weser
  • E20 Nordsee ? Donau
  • E30 Ostsee ? Donau
  • E40 Ostsee ? Schwarzes Meer
  • E41 Memel
  • E50 Ostsee ? Kaspisee
  • E60 Weißes Meer ? Ostsee ? Nordsee ? Atlantik ? Straße von Gibraltar
  • E70 Nordsee ? Binnenwasserstraßen ? Ostsee
  • E71 Teltowkanal ? Oder
  • E80 Armelkanal ? Schwarzes Meer
  • E81 Waag
  • E90 Straße von Gibraltar ? Mittelmeer ? Schwarzes Meer ? Kaspisee
  • E91 Adria ? Norditalien.

Kleine Stichstrecken sind hier nicht dargestellt. Diese erkennt man an einem Bindestrich, z. B. E60-01.

Wasserstraßennetz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Wasserstraßennetz ist ein Netzwerk von Wasserstraßen. Flusse stellen einerseits Verbindung zur See und damit zu den Seewegen her und sind andererseits miteinander durch Flussmundungen verbunden (etwa der Main mit dem Rhein ). Kanale verlaufen insbesondere dort, wo Flusse fehlen, aber ein Wassertransport erforderlich ist ( Mittellandkanal ). Kanale verbinden Flusse ( Main-Donau-Kanal ) oder Meere ( Nord-Ostsee-Kanal ) miteinander.

Aus dem vorhandenen Wasserstraßennetz innerhalb eines Staates kann die Netzdichte errechnet werden, die sich aus der Lange der Wasserstraßen im Verhaltnis zur Staatsflache ergibt.

Staat Netzlange
(km)
Staatsflache
(km²)
Netzdichte
(m/km²)
Belgien   Belgien 1.500 30.528 49,1
Deutschland   Deutschland 7.467 357.092 20,9
Frankreich   Frankreich 8.500 543.965 15,6
China Volksrepublik   Volksrepublik China 123.964 9.597.995 12,9
Niederlande   Niederlande 5.046 41.528 121,5
Osterreich   Osterreich 358 83.871 4,3
Russland Russland 102.000 17.075.400 6,0
Schweiz   Schweiz 1.292 41.285 31,3
Vereinigte Staaten   Vereinigte Staaten 41.009 9.525.067 4,3

Die Netzdichte wird in Meter (m) pro Quadratkilometer (km²) Staatsflache angegeben. Die Niederlande verfugen mit Abstand uber die hochste Netzdichte aller in der Tabelle aufgefuhrten Staaten, gefolgt von Belgien.

Die von der Europaischen Verkehrsministerkonferenz (CEMT) erarbeitete ?Wasserstraßenklassifikation“ beinhaltet strukturierte Informationen uber den Zusammenhang zwischen den Abmessungen auf Wasserstraßen und der Große der Binnenschiffe. [7] Lediglich funf EU-Mitgliedstaaten verfugen uber ein zusammenhangendes Wasserstraßennetz. [8]

Wirtschaftliche Aspekte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Volkswirtschaftslehre wird diskutiert, dass es bei Allmendegutern wie Straßen , Waldern und Gewassern zur Ubernutzung ( Verkehrsinfarkt im Straßennetz , Uberweidung von Agrarflachen , Uberfischung der Weltmeere , Uberjagung der Tierwelt ) kommen kann, weil fur deren Nutzung keine oder zu geringe Marktpreise verlangt werden ( Tragik der Allmende ). Im Verkehrsstau ist eine Ubernutzung der Verkehrsnetze zu sehen. [9] Das ? ursprunglich ? offentliche Gut Straße wird beim Verkehrsstau zum Allmendegut und zu einem Klubgut dann, wenn sie verkehrsarm ist und der Verkehrsteilnehmer eine Maut entrichten muss. [10] Schließlich wird sie bei Verkehrsstau und Mautgebuhr sogar zu einem privaten Gut . [11] Das gilt auch fur Wasserstraßen.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Allgemein
Deutschland

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wiktionary: Wasserstraße  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), Gabler Wirtschafts-Lexikon , Band 6, 1984, Sp. 2159 f.
  2. Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), Gabler Wirtschafts-Lexikon , Band 6, 1984, Sp. 2159
  3. Weldon Owen Pty Ltd. (Hrsg.), Der große illustrierte Atlas Erde & Weltraum , 2006, S. 123
  4. a b c Langen der Hauptschifffahrtswege der Binnenwasserstraßen des Bundes ( Memento des Originals vom 21. Januar 2016 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.wsv.de , Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  5. und dem mit 406 m u. NN hochsten Wasserstraßenpunkt Europas
  6. UNECE: White Paper on the Progress, Accomplishment and Future of Sustainable Inland Water Transport 2020 , Figure III
  7. Peter Klaus/Winfried Krieger (Hrsg.), Gabler Lexikon Logistik , 2004, S. 74
  8. Peter Klaus/Winfried Krieger (Hrsg.), Gabler Lexikon Logistik , 2004, S. 323
  9. Bodo Sturm/Carla Vogt, Umweltokonomik: Eine anwendungsorientierte Einfuhrung , 2018, S. 37
  10. Philipp Alexander Munch, Die Ordnungsethik der globalen Finanzkrise , 2015, S. 75
  11. Elmar Altvater , Was passiert, wenn offentliche Guter privatisiert werden? , in: Peripherie 23 (90/91), 2003, S. 174 f.