Die
Universitat Warschau
(
polnisch
Uniwersytet Warszawski
,
lateinisch
Universitas Varsoviensis
) ist eine staatliche
Universitat
in der
polnischen
Hauptstadt
Warschau
und mit knapp 50.000 Studenten
[1]
die großte
Hochschule in Polen
.
Am 19. November 1816 grundete der
russische Zar
und
polnische Konig
Alexander Romanow
auf Initiative von
Stanisław Kostka Potocki
und
Stanisław Staszic
die Universitat als
Konigliche Warschauer Universitat
[2]
mit
Fakultaten
fur Recht und Verwaltung, Medizin, Philosophie, Theologie sowie Musik (letztere war 1826 bis 1829 Studienort fur
Fryderyk Chopin
). Vorausgegangen war die Zusammenlegung der Warschauer Rechtsschule mit der Warschauer Medizinschule. Die Universitatsgebaude wurden auf dem Gelande der fruheren
Ritterakademie
und dem Schlossplatz des Kazimierz-Palastes errichtet.
1831 wurde die Universitat nach dem Scheitern des
Novemberaufstandes
geschlossen, 1857 unter dem Namen
Medizinisch-Chirurgische Akademie
teilweise wiedereroffnet. 1862 wurden schließlich neue Fakultaten fur Recht und Verwaltung, Philosophie und Geschichte sowie Mathematik und Physik eroffnet. Nach der Erweiterung um jene Fakultaten erhielt die Akademie den Namen
Szkoła Głowna
(
dt.
Hauptschule
), Rektor der Hochschule wurde
Jozef Mianowski
. 1863 wurde die Hochschule erneut geschlossen, nachdem der
Januaraufstand
gescheitert war. Die Wiedereroffnung der Hochschule erfolgte 1870 als
Kaiserliche Universitat Warschau
mit
Russisch
als Unterrichtssprache.
1915 erfolgte wahrend des
Ersten Weltkrieges
die erneute Wiedergrundung unter deutscher Militarverwaltung und Leitung von Gouverneur
Hans von Beseler
als
Universitat Warschau
mit
Polnisch
als Unterrichtssprache. 1935 bis 1939 trug die Hochschule den Namen
Jozef-Piłsudski-Universitat Warschau
(poln.
Uniwersytet Jozefa Piłsudskiego w Warszawie
) im Gedenken an den
polnischen Marschall
Jozef Piłsudski
. 1939 bis 1944, wahrend der
deutschen Besetzung Polens
im
Zweiten Weltkrieg
, nannte sich die nun im
polnischen Untergrundstaat
agierende Hochschule
Geheime Universitat Warschau
(poln.
Tajny Uniwersytet Warszawski
).
[3]
1945 erhielt die Hochschule ihren heutigen Namen
Universitat Warschau
(poln.
Uniwersytet Warszawski
, wortl.
Warschauer Universitat
) zuruck. 1968 kam es an der Universitat zu Studentenprotesten, auf die im ganzen Land die
Marzunruhen
folgten. 1980 bis 1989 waren Studentenbewegungen an der Universitat ein wesentlicher Faktor der
politischen Veranderungen
im Polen der Vorwendezeit.
Die Universitat Warschau ist eine klassische
Campusuniversitat
und erstreckt sich uber mehrere Stadtblocke entlang des
Warschauer Konigsweges
. Hauptgebaude ist der barocke
Kazimierz-Palast
, in dem sich das Rektorat der Universitat befindet. Auf dem gesamten Universitatsgelande stehen mehrere klassizistische Baudenkmaler.
Das Gebaude des Instituts fur Polonistik sudlich des Kazimierz-Palastes wurde im klassizistischen Stil 1820 errichtet, 1862 von
Antoni Sulimowski
im Stil der Neorenaissance umgebaut und nach den Zerstorungen des Zweiten Weltkrieges 1952 wiederaufgebaut. Hier befanden sich
Auditorien
, chemische Laboratorien und ein
Mineralogiekabinett
. Seit dem 21. Jahrhundert gibt es auch eine Universitatsmensa. Das Informationszentrum ist spiegelbildlich zum Polonistikgebaude angelegt und wurde bereits 1860 von Sulimowski umgebaut. In ihm befinden sich Laboratorien und zwei Gymnasien.
Das Gebaude des Historischen Instituts und dessen
Spiegelbild
entstanden 1818 bis 1820 nach Planen von
Michał Kado
im Stil des strengen
Klassizismus
. Im Inneren befindet sich ein Saulensaal mit Gipskopien bekannter Plastiken. Lange Zeit beherbergte dieses Bauwerk das Universitatsmuseum sowie das Malerei- und Bildhauereiinstitut. Das Gebaude der Zentralschule wurde 1840 und 1841 von
Antonio Corazzi
fur das Realgymnasium errichtet und spater als Sitz des Prorektors genutzt. 1860 umgebaut, befanden sich hier Auditorien, der akademische Sitzungssaal, Buros und die Professorenbibliothek.
Das
Auditorium maximum
geht auf Entwurfe von
Franciszek Eychorn
zuruck und ist im Stil des Neoklassizismus gehalten. Nach der Zerstorung im Zweiten Weltkrieg wurde es von 1951 bis 1955 von
Wojciech Onitzch
,
Marian Sulikowski
und
Andrzej Uniejewski
im ursprunglichen Stil wiederaufgebaut.
Das Sankt-Roch-Krankenhaus wurde 1707 von dem Priester der Heilig-Kreuz-Kirche
Bartłomiej Terle
fur die Bruderschaft des St. Roch bei der Heilig-Kreuz-Kirche errichtet. 1749 wurde das Spital von
Jakub Fontana
erweitert, der den Innenhof umbaute und die Kapelle errichtete. Spater wurde der Komplex im Stil der Neorenaissance umgebaut. Von der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg zerstort, wurde es von 1947 bis 1949 rekonstruiert.
Das Haus der Tekla Rapacka wurde vor 1850 gebaut. Das
gusseiserne
Tor mit dem Wappen der Universitat, das dem Wappen
Kongresspolens
nachgebildet ist, wurde 1910 von
Stefan Szyller
entworfen. Das Tor ist gleichzeitig der Haupteingang auf den Universitatscampus.
Das Gebaude der alten Universitatsbibliothek wurde Ende des 19. Jahrhunderts von
Antoni Jabło?ski-Jasie?czyk
und Stefan Szyller auf dem Schlossplatz des Kazimierz-Palastes im Stil der Neorenaissance errichtet.
Hipolit Marczewski
schuf die Skulpturengruppe auf dem Gebaude. 1894 zog hier die sich seit 1817 im Kazimierz-Palast befindende Bibliothek ein. Bereits 1831 nach dem
Novemberaufstand
wurde die Bibliothek von den russischen Soldaten geplundert und zirka 90.000 Werke nach
Sankt Petersburg
gebracht. Bei der Evakuierung Warschaus durch die russische Armee 1915 nahm diese einen großen Teil des Inventars, des Archivs und des Bucherbestandes mit.
1939 plunderte die deutsche Wehrmacht das Zeichnungskabinett und verbrannte 1944 rund 4.000 Handschriften aus acht Jahrhunderten. Wahrend der deutschen Besatzung nahm die Bibliothek am verbotenen ?fliegenden“ Untergrunduniversitatsbetrieb teil.
1999 zog die Bibliothek in das moderne Gebaude der
Neuen Universitatsbibliothek
im Stadtteil
Powi?le
um, die wieder uber mehr als vier Millionen Bande verfugt. Das alte Universitatsgebaude wurde bis 2006 restauriert. Auf dem Dach des neuen Gebaudes befindet sich eine parkahnliche Anlage mit Garten und Baumgruppen sowie Panoramaausblick auf die Warschauer Innenstadt.
Im 21. Jahrhundert umfasst die Universitat insgesamt folgende 19
Fakultaten
:
Unter den weiteren Einrichtungen sind vor allem das Zentrum fur archaologische Forschung (NOVAE), das Zentrum fur Umweltstudien, das Zentrum fur Europafragen, das Zentrum fur Interdisziplinare Studien der Humanwissenschaften, das Zentrum fur Fremdsprachenstudien, das Zentrum fur Offene und Multimediaausbildung sowie das Zentrum fur Klassische Tradition in Polen und Ostmitteleuropa zu nennen.
Das
Schwerionen
-Laboratorium der Universitat Warschau (?LCJ) betreibt den einzigen K=160 Schwerionen-
Zyklotron
in Polen.
Zu den Einrichtungen gehoren das Fremdsprachenzentrum fur Lehrer und Europaische Studien mit Abteilungen fur Englisch? Franzosisch und Deutsch, das Institut fur
Amerikanistik
sowie zwei interdisziplinare Zentren fur
Verhaltensgenetik
und Mathematik- und
Computersimulation
.
- Izydora D?mbska
(1904?1983), Philosophin, Ubersetzerin und Hochschullehrerin
- Jakob Friedrich Hoffmann
(1758?1830), Arzt, Apotheker und Botaniker
- Ignacy Maurycy Judt
(1875?1923), Radiologe und Ethnologe
- Alodia Kawecka-Gryczowa
(1903?1990), Historikerin und Bibliothekarin
- Stanisław Lorentz
(1899?1991), Museologe (Student, spater Professor)
- Władysław Witwicki
(1878?1948), Psychologe, Philosoph, Ubersetzer, Historiker der Philosophie und Kunst und Kunstler (Professor 1919?1948)
- Anais Marin
(* 1977), Politologin, Osteuropaexpertin, UN-Sonderberichterstatterin fur Belarus
- ↑
a
b
c
d
Presentations about UW
, abgerufen am 30. Juli 2018
- ↑
Adam Tyszkiewicz:
Geschichte der Warschauer Universitat
, abgerufen am 15. Marz 2016 (polnisch).
- ↑
Geheimer Unterricht
(
Memento
vom 6. Oktober 2014 im
Internet Archive
)