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Die
Universal Time
(
UT
; deutsch
Universalzeit
) ist die durch astronomische Beobachtung gewonnene mittlere
Sonnenzeit
des durch die
Sternwarte von Greenwich
fuhrenden
Nullmeridians
. Sie ist eine universelle
Zeitskala
, welche die gemessene
Erdrotation
widerspiegelt. In den
Geowissenschaften
und der
Astrometrie
ist sie das am meisten verwendete Zeitsystem.
Als
Weltzeit
, genannt auch Universalzeit, diente von 1884 bis 1928 die
Greenwich Mean Time
(GMT). Da die Astronomen die GMT ab Mittag zahlten, wahrend sie im burgerlichen Leben von Mitternacht an gerechnet wurde, waren Verwirrungen entstanden, sodass man 1928 eine neue Weltzeit vereinbarte und sie Universal Time (UT) nannte. 1968 wurde die Universal Time in mehrere
Zeitsysteme
gesplittet (UT0, UT1 und UT2), um kleinen Unregelmaßigkeiten der Erdrotation Rechnung zu tragen.
Die Variante
UT1
ist direkt der
Phasenwinkel
der Erdrotation und dient als
Referenzzeit
fur die 1972 eingefuhrte
Koordinierte Weltzeit
(UTC). Diese als
Atomzeit
von der Erdrotation unabhangige und vollig gleichmaßige Zeitskala wird je nach Bedarf durch vereinzelte
Schaltsekunden
an die UT1 angepasst und bildet so den Beitrag der
Astronomischen Chronologie
zur prazisen Bestimmung der
Zeit
.
Gemaß ihrer
Definition
als eine
mittlere Sonnenzeit
misst UT den
Drehwinkel
der
Erde
bezuglich der mittleren
Sonne
. In der Praxis bestimmt man jedoch den Drehwinkel der Erde bezuglich des
Fruhlingspunkts
(
Sternzeit
im
Aquatorialsystem
), bezuglich geeigneter
Fixsterne
(
Galaktisches System
, mit
Astrolabien
oder
Zenitkameras
) oder bezuglich ferner
Radioquellen
(im
Fundamentalsystem
, mit
VLBI
(Interferometrie)) und rechnet den so erhaltenen Winkel uber geeignete Formeln in
Sonnenzeit
um (86400 Sonnenzeit-Sekunden entsprechen ungefahr 86636,6 Sternzeit-Sekunden). Der Vorteil liegt darin, dass die Positionen von Sternen und Radioquellen wesentlich genauer beobachtet werden konnen als die der Sonne. Radioquellen sind außerdem auch tagsuber anmessbar, so dass eine kontinuierliche Bestimmung von UT moglich wird.
Da die UT uber eine
Beobachtung
des Drehwinkels der Erde gewonnen und daher letztlich von der
Erdrotation
abgeleitet wird, spiegelt sie deren kurzfristige
Fluktuationen
und langfristige Verlangsamung wider. UT ist daher
kein
strikt gleichformiges
Zeitmaß
und fur manche wissenschaftliche oder technische Anwendungen nicht geeignet. Andererseits liefert UT gerade wegen dieser Abhangigkeit Informationen uber die augenblickliche Rotationsgeschwindigkeit der Erde und den genauen Drehwinkel, was fur zahlreiche Anwendungen in
Astronomie
,
Raumfahrt
,
Vermessungswesen
usw. unerlasslich ist.
Daruber hinaus bleibt die UT, weil sie aufgrund ihrer Definition alle Anderungen der Erdrotation mitmacht, stets mit dem
Tag-Nacht-Wechsel
der Erde synchron, was z. B. fur
Atomzeitskalen
langfristig nicht der Fall ist. UT bildet daher die Grundlage fur die im Alltag benutzten
burgerlichen Zeitskalen
.
Wahrend die
Internationale Atomzeit
(TAI) und die
Koordinierte Weltzeit
(UTC) physikalisch
gleichmaßige
Zeitskalen sind, stellt UT1 den wahren
Phasenwinkel
der Erdrotation dar ? d. h. den Winkel zwischen dem
Greenwicher Meridian
und dem astronomischen
Fruhlingspunkt
. Damit definiert UT1 die momentane ?Lage des
Kreisels
Erde“ im astronomischen
Fundamentalsystem
, hat aber kleine Unregelmaßigkeiten von einigen Zehntelsekunden pro Jahr.
- UT1 spiegelt exakt die nicht vollkommen gleichmaßige
Rotation der Erde
wider und ist deshalb mit kleinen Unregelmaßigkeiten behaftet. Sie ist fur die
Geowissenschaftler
am wichtigsten.
- UTC beruht nicht auf der Erdrotation, sondern wird durch
Atomuhren
realisiert und ist dadurch eine gleichmaßige
Zeitskala
. Sie wird bei Bedarf ? meist in Abstanden von einigen Jahren ? durch Einfugen von
Schaltsekunden
an UT1 angeglichen, so dass der Betrag ihrer Abweichung von UT1 stets kleiner als 0,9 Sekunden bleibt. Sie wird von den
Zeitdiensten
uber
Zeitzeichensender
verbreitet.
- Die Internationale Atomzeit (TAI) ist ebenfalls vollig gleichmaßig. Sie wird nicht durch Schaltsekunden an UT1 angeglichen und lauft deshalb der sich allmahlich verlangsamenden Erdrotation voraus ? derzeit um exakt 37 Sekunden seit dem 1. Januar 2017. Sie wird in der
Physik
verwendet.
Es gibt keine ideale Zeitskala fur alle Disziplinen, aber fur jeden Zweck eine gut geeignete.
Es gibt einige um Millisekunden verschiedene Varianten. Mit ?UT“ ohne weitere Spezifikation ist in der Regel UT1 gemeint.
- UT0
: Direkt aus Beobachtungen abgeleitete mittlere Ortszeit des Nullmeridians
- UT1R
: korrigiert um Einflusse der
Polschwankungen
(Perioden uber 35 Tage)
- UT1
: korrigiert um Einflusse der Polschwankungen (Perioden uber 7 Tage)
- UT1D
: korrigiert um Einflusse der Polschwankungen (Perioden uber 12 Stunden)
- UT2
: Hier wurde außerdem die mittlere jahrliche Schwankung der
Erdrotation
abgezogen.
Die Bestimmung geschieht, indem ein Beobachter seine lokale Sternzeit (oder aquivalent dazu den Drehwinkel der Erde) misst und uber geeignete Formeln in UT umrechnet. Dabei muss er auch den Unterschied in geographischer Lange zwischen sich und Greenwich berucksichtigen. Legt er dafur seine mittleren geographischen Koordinaten zugrunde, so erhalt er UT0.
UT1 wird durch astronomische Beobachtungen gewonnen ? etwa mit einem modernen
Meridiankreis
? oder mittels
Very Long Baseline Interferometry
. Die kleine Differenz zu UTC wird als
Zeitkorrektur
bezeichnet, sie ist neben den
Polkoordinaten
x
und
y
einer der drei
Parameter der Erdrotation.
Die Differenz UT1 ? UTC tendiert im Laufe einiger Monate zu negativen Werten, weil unser Zeitsystem die mittlere
Sekunde
von 1900 bis 1905 zur Basis hat und die Erdrotation seither um rund 0,002 Sekunden pro Tag langsamer geworden ist.
Bevor UT1 ? UTC einen absoluten Wert von 0,9 Sekunden erreicht, wird eine
Schaltsekunde
zum
30. Juni
oder zum
31. Dezember
eingefugt.
Die genaue Lage der momentanen Drehachse der Erde unterliegt geringfugigen Schwankungen im Meterbereich. Da sich im Zuge dieser
Polbewegungen
auch die Lage des Beobachters bezuglich der Drehachse andert, sind seine geographischen Koordinaten kleinen Schwankungen unterworfen. Die Schwankungen seiner geographischen Lange fuhren dazu, dass die Umrechnung seiner Beobachtungen nach UT, in die nur die
mittlere
geographische Lange einging, nicht ganz korrekt ist. Nach entsprechender Korrektur ergibt sich UT1.
Die Korrektur lautet in erster Naherung (mit der mittleren Lange
, der mittleren Breite
und den Polkoordinaten
und
):
Die Polkoordinaten werden in
Bogensekunden
veroffentlicht. (15 Bogensekunden entsprechen einer Zeit
sekunde
.)
Diese Zeitskala ahnelt der UT1, wobei die Glieder mit einer Periode, die kleiner als 35 Tage ist, weggerechnet sind. Diese Zeitskala ist also im Vergleich zu UT1 geglattet. Das R steht fur
Removed
(zu Deutsch: entfernt) oder
Reduced
(zu Deutsch: reduziert).
Diese Zeitskala ahnelt der UT1, wobei auch
Gezeiteneffekte
mit einer halbtagigen oder taglichen Periode berucksichtigt sind. Diese Zeitskala ist also im Vergleich zu UT1 aufgeraut.
Das D steht fur
Daily
(zu Deutsch: taglich) oder
tiDes
(zu Deutsch: Gezeiten).
Die so gewonnene UT1 unterliegt bislang nur den aus der Erdrotation stammenden Fluktuationen. Der
jahreszeitlich bedingte Anteil
, einerseits durch vegetative Veranderungen, andererseits aufgrund Wasserverlagerungen durch Schnee, lasst sich leidlich genau mit einer
empirisch
gewonnenen schematischen Formel wiedergeben. Im Bemuhen, eine moglichst gleichmaßige Zeitskala zu erhalten, hat man diesen Schwankungsanteil von UT1 abgezogen:
Dabei ist
der als Bruchteil des
Besseljahres
ausgedruckte Zeitpunkt der Beobachtung.
Von UT2 wurden in den 60er-Jahren die Radio-Zeitzeichen abgeleitet. Mit der Einfuhrung von UTC im Jahre 1972 verlor UT2 an Bedeutung.
Seit die Definition der Einheit
Sekunde
nicht mehr durch astronomische Beobachtungen gewonnen, sondern von einer
Atomuhr
abgeleitet wird (1968), wird die
Weltzeit (
UTC
)
mit dieser
Atomzeit (
TAI
)
synchronisiert. Durch
Schaltsekunden
wird gewahrleistet, dass die Differenz zwischen UT1 und UTC nicht mehr als 0,9 Sekunden betragt.