Ulrich von Augsburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ulrich von Augsburg
Ulrich, dargestellt in der Kapelle St. Agatha bei Disentis (um 1460)
Ulrich, dargestellt in der Kapelle St. Agatha bei Disentis (um 1460)
Geboren 890 ( Wittislingen oder Augsburg)
Gestorben 4. Juli 973 ( Augsburg )
Heiligsprechung 993 durch Johannes XV.
Festtag 4. Juli (evangelisch, katholisch)
Verehrungsstatte Basilika St. Ulrich und Afra , Augsburg
Schutzpatron fur Reisende, Wanderer, Fischer, Weber, Winzer und Sterbende; Bistum Augsburg , Stadt Augsburg , St. Ulrich in Groden
Attribute Fisch und Buch

Der heilige Ulrich von Augsburg , lateinisch Uodalricus , althochdeutsch Uodalrih , in der Augsburger Bischofsliste als Ulrich I. gefuhrt, (* 890 in Wittislingen oder Augsburg, Herzogtum Alamannien , Ostfrankenreich [1] ; † 4. Juli 973 in Augsburg , Heiliges Romisches Reich ) war von 923 bis 973 der 19. Bischof von Augsburg . Meriten erwarb er sich durch die wiederholte entschlossene Verteidigung der Stadt Augsburg zu Zeiten der Ungarneinfalle im 10. Jahrhundert. Am Sieg von Konig Otto I. uber die Ungarn bei der Schlacht auf dem Lechfeld (8. bis 10. August 955) hatte er Anteil, indem er gegnerische Krafte noch unmittelbar vor Kampfbeginn an der Stadtbefestigung band. Um seine Rolle bei der Schlacht rankten sich im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Mythen und kunstlerische Darstellungen.

Ulrich gilt in vielen Darstellungen als der erste in einem Heiligsprechungsverfahren ( Kanonisierung ) bestatigte Heilige. Papst Johannes XV. soll das Ergebnis am 3. Februar 993 beurkundet haben, aber der Wortlaut der Urkunde ist nur im Rahmen von spateren Abschriften uberliefert.

Sein Gedenktag ist der 4. Juli.

Kirchengeschichtliche Zeitumstande

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ulrich ubernahm das Bistum Augsburg im Jahre 923 durch Ernennung durch den ostfrankischen Konig Heinrich I. Das Bistum litt damals unter den haufigen Einfallen der Ungarn ins Reich. Wegen dieser andauernden Gefahr begann Ulrich den Bau eines schutzenden Mauerrings anstelle vorhandener Palisaden um die Stadt. Seinen auch staatlichen Verpflichtungen als Bischof dem jeweiligen Herrscher gegenuber kam Ulrich vorbildlich nach. Er gehorte zu deren Beratern und war auch Missionar.

Ulrich wurde Ende des 9. Jahrhunderts im oder um das Jahr 890 geboren, sein genauer Geburtsort ist nicht bekannt, es wird jedoch angenommen, dass er entweder in Augsburg oder Wittislingen bei Dillingen geboren sein muss. Er war der Sohn des Gaugrafen Hupald von Dillingen und uber seine Mutter mit dem deutschen Konigshaus verwandt. Er stammte aus dem Adelsgeschlecht der Hupaldinger, den Vorfahren der Grafen von Dillingen . Seine Mutter Dietburga (auch Thietburga) war laut Pupikofer die Tochter Burchards aus dem Haus der Burchardinger . [2] Sein Vater bereitete eine kirchliche Karriere fur ihn vor und schickte ihn in die Abtei St. Gallen , wo Ulrich von 900 bis 908 studierte. Nach einem Intermezzo als Kammerer seines Onkels, des Augsburger Bischofs Adalbero , zog er sich 909 nach dessen Tod auf die elterlichen Guter zuruck. Fursprachen beim Konig bewirkten, dass ihm 14 Jahre spater das durch den Tod des Bischofs Hiltin vakant gewordene Amt des Augsburger Bischofs anvertraut wurde. Am 28. Dezember 923 fand seine Bischofsweihe statt.

Ulrich stand als fahiger Politiker und Seelsorger bei den deutschen Konigen Heinrich I. und Otto I. in hohem Ansehen. Er konnte sich gegen Herzog Arnulf durchsetzen, der damals das Recht auf Klosterweihung ins Weltliche ubertragen wollte, und ließ Augsburg im Jahre 926 wahrend der Ungarneinfalle befestigen. Vor allem gilt er als enger Vertrauter und Weggefahrte des spateren romisch-deutschen Kaisers Otto I. So ist Ulrich mindestens funfzehnmal im Gefolge Ottos nachweisbar.

Er verstarkte die Missionsarbeit bei Klerus und Volk. Er sorgte fur Kloster und unterstutzte die Armen. Auf die Gestaltung der Liturgie nahm er starken Einfluss.

Im Liudolfinischen Aufstand (952?954) schlug sich Ulrich auf die Seite des Konigs, obwohl damals ganz Schwaben , Franken und Bayern vom Konig abfielen. Spater konnte er gemeinsam mit dem Churer Bischof Hartbert einen Waffenstillstand zwischen Otto I. und dessen rebellischem Sohn Liudolf vermitteln.

Im August 955 erreichten die Ungarn , die damals durch ganz Sudeuropa zogen, auch Augsburg. Sie belagerten die Stadt, scheiterten aber bei der Einnahme am Mauerring. Ulrich befehligte hoch zu Ross die Verteidiger. Die Ungarn hielten sich im Umland plundernd schadlos. So zerstorten sie auch die außerhalb der Stadt gelegene Kirche der heiligen Afra . Ulrich ließ die Kirche nach dem Ende der Kampfe wieder aufbauen. Auch den Dom in Augsburg und die von den Ungarn zerstorten Kloster und Dorfer seines Gebietes ließ er wieder errichten und war zeitweise Abt vom Kloster Kempten und vom Kloster Ottobeuren .

Bischof Ulrich in der Schlacht auf dem Lechfeld . Fresko des Franz Xaver Kirchebner in der Pfarrkirche St. Ulrich in Groden

Dass es Ulrich und den Augsburgern gelungen war, die uberlegenen Angreifer erfolgreich abzuwehren, war fur den triumphalen Sieg des herbeigeeilten Ottos am 10. August 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld uber die Ungarn vermutlich eminent wichtig. Nach diesen Kampfen stieg Ulrich in die obere Schicht der Machtigen Deutschlands auf. Wohl wegen dieser Leistungen erhielt Ulrich von Otto das Privileg der Munzpragung.

Um 958 stiftete er aus eigenen Mitteln einen Schrein aus Gold und Silber fur Reliquien des hl. Mauritius . Im Jahr 969 grundete er das Augsburger Kanonissenstift St. Stephan .

Ab ca. 960 begann Ulrich sich mehr und mehr zugunsten seiner geistlichen Aufgaben zuruckzuziehen: 963 verlieh er die Verwaltung von Heeres- und Hofdienst an seinen Neffen Adalberto. Im Folgenden widmete er sich ganz den spirituellen Aufgaben. Er pilgerte mindestens viermal nach Rom, von wo aus er auch diverse heilige Reliquien nach Augsburg uberfuhren konnte. Ferner reiste er viel durch sein Bistum , predigte und spendete die Firmung. Er war beim Kirchenvolk uberaus beliebt.

Nach mittelalterlicher Quelle, dem Anonymus von Herrieden (um 1075), bestattete er 966 den befreundeten Eichstatter Bischof Starchand in Eichstatt. [3]

Grab

971 ging Ulrich noch einen Schritt weiter und ubertrug die Verwaltung des Bistums und alle weltlichen Aufgaben des Bischofs an Adalbero. Im September 972 scheiterte er mit dem Vorhaben, auch das Bischofsamt an sich auf jenen zu ubertragen und sich ins Klosterleben zuruckzuziehen, am Veto des Kaisers. Am 4. Juli 973 starb Ulrich etwa in Augsburg im fur die damalige Zeit sehr hohen Alter von ungefahr 83 Jahren und wurde in der wiederaufgebauten Augsburger Kirche St. Afra beigesetzt.

Ulrich, der zu Lebzeiten der wohl einflussreichste deutsche Kleriker war, schrieb auch nach seinem Tod Geschichte: Einer spateren historiographischen Uberlieferung zufolge soll er am 3. Februar 993, keine zwanzig Jahre also nach seinem Tod, auf einer romischen Synode vom Papst heiliggesprochen worden sein. Ein solches formales Heiligsprechungsverfahren ist sonst aus dieser Zeit noch nicht bekannt. Ulrich ware gegebenenfalls der Erste, der von einem Papst personlich heiliggesprochen wurde. Unter den Fachgelehrten herrscht Uneinigkeit uber die Glaubwurdigkeit dieser Uberlieferung. Fur eine Heiligenverehrung wurde noch im 11. Jahrhundert eine formale Heiligsprechung (Kanonisation) durch den Papst nicht fur erforderlich gehalten.

Die Erinnerung an sein asketisches Leben, seine Mildtatigkeit und Frommigkeit fuhrte bald zu einer Verehrung im Volk, die sich uber weite Teile Europas verbreitete. Vor allem in Augsburg und im suddeutschen Raum wurde sein Name als Vorname im spaten Mittelalter hochst popular. 1575 schrieb Johann Fischart , dass die Augsburger alle Urli (?Ulrich“) hießen.

Weit verbreitet war die Bischof Ulrich zugeschriebene Schrift Descriptio Udalrici , [4] die behauptete, der erzwungene Zolibat sei schriftwidrig und die Sittenlosigkeit der Geistlichen konne nur durch kirchliche Heirat der Weltpriester beendet werden. Das Konzil von 1079 verurteilte diese Schrift. [5]

Bischof Ulrich mit einem Fisch
Bischof Ulrich zu Pferd auf dem Lechfeld, Statue zwischen den beiden anderen Augsburger Heiligen Afra und Simpert vor dem Augsburger Dom

Die religiose Verehrung Ulrichs setzte schon kurz nach seiner Beisetzung ein. Unmittelbar nach seinem Tod wird er bereits als sanctus bezeichnet und verehrt. [6] Schon zu Lebzeiten hatte er an der Sudseite der neuerbauten Afrakirche seine Grabstatte errichten lassen, die unmittelbar nach seinem Tod zu einer beliebten Wallfahrtsstatte fur viele Glaubige wurde.

Sein romisch-katholischer Gedenktag ist sein Todestag, der 4. Juli (nicht gebotener Gedenktag im Regionalkalender fur das deutsche Sprachgebiet ). Im Bistum Augsburg wird dieser Tag als Hochfest begangen (?Ulrichstag“). Bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 war dieser Tag auch der ?Nationalfeiertag“ des Hochstifts Augsburg . Ulrich ist einer der drei Patrone der Stadt und des Bistums Augsburg . In den Alpenlandern finden an diesem Tag Segnungen gegen Unwetter statt, weswegen der ?Ulrichstag“ in Osterreich auch ?Alpensegentag“ genannt wird.

Ulrichs Gedenktag im Evangelischen Namenkalender der Evangelischen Kirche in Deutschland ist ebenfalls der 4. Juli . (Zum evangelisch-lutherischen Heiligengedenken siehe Confessio Augustana , Artikel 21.)

Die Bauernregel fur seinen Gedenktag lautet: Regen am Sankt-Ulrich-Tag macht die Birnen stichig mad.

Ulrich ist der Heilige der Reisenden, Wanderer, Fischer, Weber, Winzer und Sterbenden. Er wird angerufen bei schwerer Geburt, gegen Fieber, Korperschwache, Tobsucht und Tollwut, Ratten- und Mauseplagen, Wassergefahren und Uberschwemmungen.

Die Ulrichswoche wird jahrlich anlasslich des Patroziniums zu Ehren des heiligen Ulrich begangen. Sie beginnt traditionell mit der Erhebung des Ulrichsschreins aus seinem Grab in der Krypta der Ulrichsbasilika am Abend des 3. Juli und endet am 11. Juli mit der Reponierung des Ulrichsschreins. [7]

Sankt Ulrich im Wappen von Illerzell

Zahlreiche Kirchen und der Ulrichsbrunnen wurden ihm gewidmet.

Ulrichskreuz im Wappen des Landkreises Augsburg

Ulrich wird mit dem Ornat eines Bischofs und einem Fisch dargestellt, auf manchen Darstellungen haufig auch auf einem Pferd sitzend.
Die Legende erzahlt, dass er einem Sendboten an einem Freitagmorgen ein Stuck Bratenrest, das von seiner Abendmahlzeit am Donnerstag noch auf dem Tisch stand, als Wegzehrung fur den Ruckweg mitgegeben habe. Als der Bote seinem Herrn, dem Herzog von Bayern, den Frevel zum Freitagsgebot durch Vorzeigen des Fleischstuckes beweisen wollte, war dieses in einen Fisch verwandelt. [8]

Auch das Ulrichskreuz dient den Glaubigen zur Erkennung des Hl. Ulrich.

  • Gerhard von Augsburg : Vita Sancti Uodalrici. Die alteste Lebensbeschreibung des heiligen Ulrich . Universitatsverlag C. Winter, Heidelberg 1993, ISBN 3-8253-0018-8 (Editiones Heidelbergenses; 24).
  • Grandaur, Georg: Das Leben Oudalrichs, Bischofs von Augsburg . Europaischer Geschichtsverlag, Paderborn, 2011, ISBN 978-3-86382-148-7
Commons : Ulrich von Augsburg  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. siehe Weblink Ulrich der Heilige in: Mittelalter-Genealogie
  2. Johann Adam Pupikofer: Geschichte des Thurgaus, Band I., S. 264
  3. Alfred Wendehorst : Das Bistum Eichstatt. Band 1: Die Bischofsreihe bis 1535 . Berlin 2006, ISBN 978-3-11-018971-1 ( Germania Sacra ? Neue Folge, 45), S. 45.
  4. Epistola Pseudo-Udalrici de continentia clericorum. Pseudo-Udalrichs Brief uber die Klerikerehe bei Monumenta Germaniae Historica
  5. Zolibat II ? ( Theologische Realenzyklopadie , Band 36, S. 728)
  6. Franz Xaver Bischof: Die Kanonisation Bischof Ulrichs auf der Lateransynode des Jahres 993 . In: Weitlauff Manfred (Hrsg.): Bischof Ulrich von Augsburg 890-973. Seine Zeit ? sein Leben ? seine Verehrung. Festschrift aus Anlass des tausendjahrigen Jubilaums seiner Kanonisation im Jahre 993 . Weißenhorn 1993, S. 199.
  7. https://ulrichswoche.de/
  8. Stadlers Heiligen-Lexikon: Ulrich von Augsburg ? Okumenisches Heiligenlexikon. Abgerufen am 27. Juli 2019 .
Vorganger Amt Nachfolger
Hiltin Bischof von Augsburg
923?973
Heinrich I.