Udo Albrecht

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Udo Albrecht (* 13. April 1940 [1] in Beyrode , † vermutlich bis 2019 [2] ) war ein deutscher Rechtsextremist . Seit 1981 war er Agent der DDR-Staatssicherheit .

Albrecht wuchs in Thuringen auf und floh 1955 gemeinsam mit seinem Vater aus der DDR in den Westen. Hintergrund war die Verfolgung der Familie von sowjetischen Behorden aufgrund der NS-Vergangenheit von Vater und Großvater. Sein Hauptwohnsitz war Dortmund , sein Beruf war Datentechniker . [3] Ab 1956 war er wegen diverser Diebstahl -, Einbruchs - und Falschungsdelikte sowie Bankraubs und Geiselnahme mehrfach inhaftiert. Wiederholt konnte er aus Haftanstalten fliehen. Aus tief gepragtem Antikommunismus grundete er in kleinem Kreis eine Volksbefreiungs-Front Deutschland mit dem erklarten Ziel der Befreiung des Landes von ?Besatzern“ durch Guerillakampf nach dem Vorbild arabischer Befreiungsbewegungen. [4] Ab 1970 baute Albrecht gemeinsam mit weiteren Gesinnungsgenossen Kontakte zur PLO auf. Der ehemalige Neonazi und spatere Autor Willi Pohl beschrieb: ?Er vereinbarte eine Zusammenarbeit auf Gegenseitigkeit. Wir erhielten die Erlaubnis, auf von der Fatah kontrolliertem jordanischen Gebiet einen Stutzpunkt zu errichten, als Gegenleistung boten wir Unterstutzung im Kampf gegen Israel an.“ [5]

Wahrend des Schwarzen Septembers 1970 kampften Albrecht und andere auf Seiten der Fedajin . Er geriet in jordanische Gefangenschaft und wurde von Hans-Jurgen Wischnewski aus der Hand der koniglichen Streitkrafte Jordaniens befreit. [6] Bevor seine Identitat erkannt wurde, konnte er erneut entkommen. Im April 1971 wurde er in Wien verhaftet. Zuvor soll er gemeinsam mit Willi Pohl die Geiselnehmer der palastinensischen Terrororganisation ?Schwarzer September“ bei dem Aufbau der Infrastruktur zum Munchner Olympia-Attentat 1972 unterstutzt haben. In der Folge soll seine Befreiung aus der Haftanstalt durch Abu Daoud und Pohl geplant worden sein, die aber durch die Festnahme von Pohl im September 1972 verhindert wurde. [4] Nach der Auslieferung an die Bundesrepublik 1973 konnte er 1974 aus der JVA Bielefeld fliehen.

In den 1970er Jahren grundete Albrecht die Wehrsportgruppe Ruhrgebiet und verkaufte mit dem Neonazi Karl-Heinz Hoffmann , dem Grunder der Wehrsportgruppe Hoffmann , Militarfahrzeuge und Waffen, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fielen, in den Libanon . [7] Spatestens 1980 vermittelte er Hoffmann einen Kontakt zur Fatah . [6] Zwischen 1976 und 1979 beging er mehrere Bankraube, aufgrund derer er 1980 verhaftet wurde. Am 29. Juli 1981 gelang Albrecht wahrend eines Lokaltermins in der Nahe von Buchen an der innerdeutschen Grenze die Flucht aus dem Gefangnis in die DDR. [4] Von dort reiste er abermals in den Libanon aus. Bei einem Prozess gegen die Wehrsportgruppe Ruhrgebiet , bei dem neben Albrecht die weiteren Mitglieder Joachim Groning, Franz-Karl Kohnert und Helmut Kimpowski angeklagt waren, kam es zu umfangreichen Gestandnissen. [3] Nach Angaben der Autorin Regine Igel war er seit 1981 ein Agent der DDR-Staatssicherheit unter dem Decknamen ?Konig“ (XV 5297/81). [8] Nachgesagt werden Albrecht außerdem Kontakte zum Bundesnachrichtendienst . [9] Im Herbst 1981 verschaffte die Staatssicherheit Albrecht eine neue Identitat und ließ ihn in den Nahen Osten ausreisen, seitdem fehlt von Albrecht nach offiziellen Angaben jede Spur. Zuletzt wurde er im Libanon vermutet. [10]

Ende Marz 2019 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Dortmund die Fahndung nach Albrecht wegen Verjahrung eingestellt hat. [11] Das Bundeskriminalamt geht nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks davon aus, dass Albrecht seit Jahren tot ist. [10]

Einzelnachweise

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  1. Andreas Forster: Zielobjekt Rechts: Wie die Stasi die westdeutsche Neonaziszene unterwanderte. Christoph Links, Berlin 2018, ISBN 978-3-86153-987-2 , S. 145.
  2. Suche nach Thuringer Terrorist Udo Albrecht wird beendet. MDR, 31. Marz 2019
  3. a b Angeklagte gestandig ? Uberfalle und Waffenschmuggel begangen: Dortmunder ?Wehrsportgruppe“ zerschlagen ? Prozeß begann. In: Westfalische Rundschau . 19. November 1981, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 16. Dezember 2012 ; abgerufen am 23. Mai 2020 (wiedergeben auf braunraus.blogspot.de).
  4. a b c Dr. Schreck und die Neonazis: Die seltsame Karriere des Bankraubers Udo Albrecht im rechten Untergrund. In: Der Spiegel 37/1981. 7. September 1981, S. 59?66 , abgerufen am 23. Mai 2020 .
  5. Willi Pohl unter dem Pseudonym E.W. Pless: Geblendet. Aus den authentischen Papieren eines Terroristen. Schweizer Verlagshaus, Zurich 1979, ISBN 3-7263-6217-7 ; zitiert nach Dr. Schreck und die Neonazis: Die seltsame Karriere des Bankraubers Udo Albrecht im rechten Untergrund. In: Der Spiegel 37/1981. 7. September 1981, S. 66 , abgerufen am 23. Mai 2020 .
  6. a b Hans-Wolfgang Sternsdorff: Chef, ich habe den Vorsitzenden erschossen. In: Der Spiegel 47/1984. 19. November 1984, S. 71?82 , abgerufen am 23. Mai 2020 .
  7. Nazistische Sympathien fur den Islamismus nach 1945. Brandenburgische Landeszentrale fur politische Bildung , 5. April 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 25. Juli 2012 ; abgerufen am 13. Marz 2020 .
  8. Regine Igel: Terrorismus Lugen. Wie die Stasi im Untergrund agierte. Herbig, Munchen 2012, S. 291. ISBN 3-7766-2698-4
  9. Terroristen: Analyse gewechselt. In: Der Spiegel 41/1985. 7. Oktober 1985, S. 46?48 , abgerufen am 23. Mai 2020 .
  10. a b Suche nach Thuringer Terrorist Udo Albrecht: Nach 38 Jahren wird Fahndung beendet. In: thueringer-allgemeine.de . 31. Marz 2019, abgerufen am 23. Mai 2020 .
  11. Suche nach Thuringer Terrorist Udo Albrecht wird beendet. In: MDR Thuringen. 31. Marz 2019, abgerufen am 13. Marz 2020 .