UN-Klimakonferenz auf Bali 2007

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UN-Klimakonferenz 2007

Yvo de Boer , Generalsekretar der UNFCCC , bei der Eroffnung der Konferenz am 3. Dezember 2007 Vorlage:Infobox/Wartung/Bild

Ort Bali , Indonesien   Indonesien
Datum 3.?15. Dezember 2007
Teilnehmer Mitglieder der UNFCCC
Website Steckbrief auf unfccc.int

Die Klimakonferenz auf Bali war die 13. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention und die dritte Vertragsstaatenkonferenz des Kyoto-Protokolls . Sie fand vom 3. bis 15. Dezember 2007 in der Ortschaft Nusa Dua [1] auf der indonesischen Insel Bali statt und dauerte damit einen Tag langer als ursprunglich geplant. [2] Die Konferenz sollte einen Verhandlungszeitplan und -inhalte fur die nachsten Jahre festlegen, damit nach dem Auslaufen des Kyoto-Protokolls 2012 ein neues Klimaschutzprogramm nahtlos in Kraft treten kann.

Indonesien war Gastgeber der UN-Klimakonferenz . Der indonesische Umweltminister Rachmat Witoelar leitete die Verhandlungen der Konferenz mit circa 10.000 Umweltpolitikern und -experten aus 192 Landern. [3]

Zielsetzungen der Konferenz

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Generelles Ziel der Verhandlungen stellte ein Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls dar. [1] Daran beteiligen sollten sich neben den Industriestaaten auch die damaligen Schwellenlander, von denen erwartet wurde, dass sie in absehbarer Zeit zu großen Emittenten heranwachsen wurden. Das Nachfolgeprotokoll sollte bis Ende 2009 beschlossen werden, um genug Zeit fur die Ratifizierung in den einzelnen Mitgliedslandern zu lassen. Es sollte zum 1. Januar 2013 in Kraft treten konnen. [1]

Der Konferenz vorangegangen war eine Sonderkonferenz der UN im September 2007, bei der siebzig Staats- und Regierungschefs unterstrichen, auf Bali eine Losung finden zu wollen. Die 2006 in Nairobi, Kenia, abgehaltene Weltklimakonferenz war noch ohne Ergebnis verlaufen. [4]

Standpunkte ausgewahlter Teilnehmerlander vor dem Gipfel

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Die Europaische Union wollte erreichen, dass die Industrielander bis 2020 30 Prozent weniger an Emissionen ausstoßen als noch 1990. [5] Dieses Ziel hatte sich die EU zuvor selbst gesteckt. Die Emissionen der EU-Lander hatten sich jedoch zuvor unterschiedlich entwickelt, teilweise hatten sich ihre Ausstoße deutlich erhoht. [4]

Die europaischen Staaten forderten langfristig eine Halbierung des weltweiten CO 2 -Ausstoßes bis zum Jahr 2050 zur Eindammung der globalen Erwarmung . [6]

Die Vereinigten Staaten hatten als einziger Industriestaat das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert. Gleichzeitig war die Nation der großte Emittent von CO 2 weltweit. In Bali saß fur die Vereinigten Staaten der Unterhandler Harlan Watson am Verhandlungstisch, dieser warb fur Verstandnis, die Entscheidung der Amerikaner ? nicht dem Kyoto-Protokoll beizutreten ? zu respektieren. Gleichzeitig wollten die USA bei den Verhandlungen keine Hurde sein und sich fur einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen engagieren und sich daran beteiligen. [5] Watson gab bekannt, dass die USA sich an einem Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls beteiligen wollten. [6]

Die USA wollte bei der Konferenz vermeiden, dass quantitative Emissionsreduktionsziele festgelegt werden; stattdessen sollte ?effektiver Klimaschutz“ nicht alleine umweltfreundlich, sondern auch ?wirtschaftlich nachhaltig“ sein. [7]

China, Indien und Schwellenlander

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Die schnell wachsenden Lander China und Indien wollten keine Beschrankung des Schadstoffausstoßes fur Schwellenlander. Sie argumentierten mit der geschichtlichen Entwicklung der Industrie: Bisher sei es fur alle großen Industrienationen moglich gewesen, ungehindert von Regularien CO 2 auszustoßen. Daher sollten Schwellenlander das Recht bekommen, erst wirtschaftlich zu wachsen ? einhergehend mit vermehrter Kohlendioxidemission ? bevor sie einem Klimaregularium, welches den Ausstoß begrenzt, unterworfen wurden. [4]

Schwellenlander sahen die Ziele der Konferenz kritisch. Sie befurchteten eine Dampfung des wirtschaftlichen Wachstums im eigenen Land und wollten die Industrielander in einer Vorreiterrolle bei der Begrenzung des Ausstoßes der klimaschadlichen Gase sehen. Die Schwellenlander vertraten die Meinung, dass sie nur mit wirtschaftlichem Wachstum die Armut in ihren Landern reduzieren konnten. [7] [6]

Das ?Bali-Communique“

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Am Rande der Klimakonferenz hatten 150 internationale Unternehmen, darunter auch in Deutschland agierende Firmen, am 30. November 2007 eine Stellungnahme zum Gipfel verfasst. Darin forderten sie unter der Schirmherrschaft von Prinz Charles eine gesetzliche Regelung der Vorgaben an die Unternehmen durch die UN. Zudem wurde vor Kosten fur die armen Lander gewarnt und gleichzeitig bilanziert, dass sich eine Investition in den Klimaschutz auf lange Sicht auszahlen werde. Entwickelt wurde das Communique von Wissenschaftlern der Universitat Cambridge . [8]

Das Communique erschien auf einer Doppelseite der Financial Times .

Erreichte Beschlusse

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Bereits zu Beginn der Konferenz wurde eine Kehrtwende in der Klimapolitik Australiens verzeichnet: Das Land war neben den USA der einzige Industriestaat gewesen, der das Kyoto-Protokoll noch nicht unterzeichnet hatte. Die erste Amtshandlung des neugewahlten Premierministers Kevin Rudd war die Ratifizierung des Protokolls ? sein Unterhandler gab dies auf der Konferenz bekannt. [6]

China verkundete, bis zum Jahr 2010 seinen Energieverbrauch und seine Emissionen um 20 Prozent gegenuber dem Stand von 2005 verringern zu wollen. [9] Entwicklungslander wurden nicht konkrete Verpflichtungen zu Emissionenminderungen auferlegt, wie noch zu Beginn des Gipfels von den Industriestaaten gefordert. Gleichzeitig sollte seitens der Industriestaaten mehr Hilfe fur die Schwellenlander bereitgestellt werden. Dies sollte durch einen Anpassungsfonds mit einem Volumen von 300 ? 500 Millionen US-Dollar pro Jahr bis 2012 bewaltigt werden, der aus Abgaben des Emissionshandels gefullt und von der Globalen Umweltfazilitat im Rahmen der Weltbank verwaltet werden sollte. Kritikern war diese Summe zu gering. [10] Gleichzeitig sollten die Schwellenlander durch einen Technologietransfer bei der Umsetzung des Klimaschutzes im Bereich der Energie und der Technik Hilfe durch Experten aus den Industriestaaten erfahren. Konkrete Maßnahmen sollten allerdings erst 2012 ergriffen werden, da die genaue Umsetzung noch nicht ausgehandelt worden war. [10]

Der Schutz der Tropenwalder sollte im folgenden Klimaabkommen berucksichtigt werden (→  REDD+ ). Damaligen Schatzungen waren auf die Entwaldung und Degradation von Waldern 20 Prozent der jahrlichen Treibhausgasemissionen zuruckzufuhren. [11] [12] Schwellenlander sollten eine ?Forest-Carbon-Partnership-Facility“ eingerichtet werden, die Gelder fur die Erhaltung bestimmter Regenwaldgebiete bereitstellen sollte. Deutschland wollte dafur einmalig etwa 60 Millionen Dollar zahlen, andere Lander mehr als 100 Millionen. Die Mitgliedschaft in dieser ?Forest-Carbon-Partnership-Facility“ sollte fur Geber- und Nehmerstaaten freiwillig sein. [10]

Nach zahen Verhandlungen endete die Klimakonferenz mit dem so genannten Fahrplan von Bali ( Bali roadmap ). Dabei handelte es sich um das von den Teilnehmern gewunschte Verhandlungsmandat, auf dessen Grundlage das Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll erstellt werden sollte. Entgegen den Hoffnungen einiger Staaten, dass darin konkrete Zahlen fur die Reduktion von Treibhausgasen stehen wurde, kam es aufgrund des Drucks der USA lediglich zu einem Hinweis auf die Untersuchungsergebnisse des IPCC ? diese besagtem, dass ein Ruckgang des Ausstoßes an Treibhausgasen um mehr als 50 Prozent bis 2020 erforderlich sei, wenn die Erderwarmung auf unter 2° C begrenzt werden soll. [10]

Einzelnachweise

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  1. a b c Klimakonferenz in Bali: Feilschen um jedes Wort. Suddeutsche Zeitung, abgerufen am 3. Dezember 2007 (deutsch).
  2. Tagesschau: ?Klimakonferenz einigt sich nach Chaos-Sitzung“. Tagesschau.de, archiviert vom Original am 15. April 2013 ; abgerufen am 22. Marz 2013 .
  3. USA versprechen ihre konstruktive Mitarbeit. Basler Zeitung, abgerufen am 3. Dezember 2007 (deutsch).
  4. a b c Bali: Verhandeln um zu verhandeln. Deutsche Welle, abgerufen am 4. Dezember 2007 (deutsch).
  5. a b Australien ratifiziert Kyoto-Protokoll. Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgerufen am 4. Dezember 2007 (deutsch).
  6. a b c d Tagesschau: Weltklimakonferenz ? Auf Bali macht sich verhaltener Optimismus breit
  7. a b In Bali treten alte Gegensatze offen zutage. Handelsblatt, abgerufen am 4. Dezember 2007 (deutsch).
  8. The Bali Communique. University of Cambridge Programme for Industry, abgerufen am 30. Dezember 2016 (englisch).
  9. Wunschdrachen fur das Klima. Die Welt, abgerufen am 14. Dezember 2007 (deutsch).
  10. a b c d Tagesschau: ?Die Beschlusse des Bali-Gipfels im Uberblick“. 15. Dezember 2007, abgerufen am 30. Dezember 2016 .
  11. Erste Ergebnisse auf Bali ? aber Knackpunkte noch ungelost. Hannoversche Allgemeine Zeitung, abgerufen am 14. Dezember 2007 (deutsch).
  12. Weltbank (Hrsg.): Bali Climate Conference and Its Main Outcomes . 1. April 2008, S.   42 ( worldbank.org ).
Commons : 2007 United Nations Climate Change Conference  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien