Verschiedene Bauarten von Turbo-Strahltriebwerken
Grundsatzlicher Aufbau eines Strahltriebwerks, hier am Beispiel eines Turbojets ohne Nachbrenner
Ein Turbofan-Triebwerk der
1970er
Jahre, Typ
Rolls-Royce RB211
Ein
Turbinen-Strahltriebwerk
(auch
Turbo-Strahltriebwerk
,
Turbo-Luftstrahltriebwerk
,
Turbinen-Luftstrahltriebwerk
,
Gasturbinen-Flugtriebwerk
, allgemeinsprachlich auch
Dusentriebwerk
,
Jettriebwerk
oder einfach
Duse
) ist ein
Flugtriebwerk
, dessen zentrale Komponente eine
Gasturbine
ist und das auf der Ruckstoßwirkung des erzeugten Luft- und Abgasstroms beruht (
Ruckstoßantrieb
). Der Wortbestandteil ?Turbo-“ oder ?Turbinen-“ bezieht sich auf die rotierenden Innenteile des Triebwerks (vgl.
lateinisch
turbo
‚Wirbel, Kreisel‘
), d. h. auf die vom austretenden Abgasstrahl angetriebene Turbine (
Gasexpansionsturbine
), die den
Turbokompressor
zum Ansaugen und Verdichten der Verbrennungsluft antreibt.
Turbinen-Strahltriebwerke zeichnen sich durch hohe Leistung und Schubkraft aus, bei vergleichsweise geringen Massen und Baugroßen.
[1]
Sie sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts die meistgenutzten Triebwerke. Ihre Vorteile wirken sich aber erst oberhalb von etwa 100 Kilowatt Leistung aus; kleinere Flugzeuge nutzen daher
Kolben-
oder
Elektromotoren
. Die mit Turbinen-Strahltriebwerken ausgestatteten
Flugzeuge
werden als
Strahlflugzeuge
oder Dusenflugzeuge bezeichnet.
Turbinen-Luftstrahltriebwerke zahlen gemeinsam mit den
Raketentriebwerken
, den
Staustrahltriebwerken
und den
Pulsstrahltriebwerken
zur Gruppe der
Strahltriebwerke
. Mit Ausnahme des Raketentriebwerks sind sie luftatmend: vorne Luft einsaugend, die Luft in ihrem Inneren zur Verbrennung von Treibstoff nutzend und die Abgase hinten wieder ausstoßend (Durchstromtriebwerke). Raketen dagegen zahlen zu den reinen Ausstromtriebwerken; Staustrahl- und Pulstriebwerk basieren nicht auf der Gasturbine.
Schub, Geschwindigkeit, Temperatur und Druck in einem Strahltriebwerk (hier
Mantelstromtriebwerk
)
Luftstrom am Triebwerk beim Start eines Flugzeuges.
Ein Strahltriebwerk ist in der heutigen Form fast immer ein
Turbinen-Luftstrahltriebwerk
(im Gegensatz zum
Staustrahltriebwerk
oder dem heute nicht mehr gebrauchlichen
Pulsstrahltriebwerk
). Das Turbinen-Luftstrahltriebwerk saugt die Umgebungs
luft
ein und komprimiert sie zur Druckerhohung in einem
Verdichter
. In der nachfolgenden
Brennkammer
wird der
Treibstoff
(in der Regel
Kerosin
) eingespritzt und diese Mischung dann verbrannt. Die Verbrennung erhoht die
Temperatur
und die Stromungsgeschwindigkeit, wobei der
statische Druck
des
Gases
leicht abfallt. Die dem Gas zugefuhrte Stromungs
energie
wird dann in der dahinter folgenden
Turbine
teilweise in Drehbewegung umgesetzt, wobei das Gas noch weiter expandiert (die Turbine
entzieht
also Energie). Die Turbine dient als Antrieb des Verdichters, des
Fans
und weiterer Aggregate wie
Generatoren
oder Kraftstoff- und
Hydraulikpumpen
. Das Gas expandiert in die hinter der Turbine liegende Duse und hinter dieser auf fast Umgebungsdruck, wobei sich die Stromungsgeschwindigkeit weiter erhoht.
Bei vielen im militarischen und
Uberschall
-Bereich arbeitenden Strahltriebwerken ist zur Leistungssteigerung hinter der Turbine noch ein
Nachbrenner
angebracht.
Dieser Prozess kann durchaus mit dem in einem
Kolbenmotor
verglichen werden, wobei jedoch alle vier Takte ? Ansaugen, Verdichten, Verbrennen und Ausstoßen ? gleichzeitig und kontinuierlich stattfinden. Die dadurch entsprechend
Newtons Aktionsprinzip
entstehende Kraft ist der
Schub
(und ggf. Wellenleistung). Der Vorteil des Strahlantriebes gegenuber dem Antrieb uber einen Kolbenmotor liegt in seiner Effizienz bei hohen Geschwindigkeiten (speziell bei
Uberschallgeschwindigkeit
) in großen Hohen und in seiner hohen
Leistungsdichte
(sowohl Volumen- als auch Massenleistungsdichte), d. h. das Triebwerk ist klein und leicht bzgl. der Leistung, die es entwickelt. Bei geringen Geschwindigkeiten sind
Turboprops
effizienter.
Ein Strahltriebwerk beschleunigt eine relativ geringe Masse Luft sehr stark, wohingegen ein
Propeller
eine große
Luftmasse
weitaus schwacher beschleunigt.
Je nach Bauart des Triebwerks entzieht die Turbine mehr oder weniger Leistung aus der Gasenergie (beim Wellenleistungstriebwerk z. B. fast vollstandig, beim Turbojet hingegen wird nur wenig Gasenergie entzogen). Bei vielen Triebwerken ist ein
Fan
vorhanden, der zusatzliche Antriebsenergie auf den
Mantelstrom
ubertragt.
Turbinen-Luftstrahltriebwerke sind im Vergleich zu Kolbenmotor/Propeller-Kombinationen empfindlich gegenuber Fremdkorpern (siehe auch
Vogelschlag
). Schon eine erhohte Staubbelastung kann die Wartungsintervalle drastisch verkurzen. Hingegen ist das Einsaugen von Wassertropfen auch bei schwerem Regen unproblematisch.
Das Anlassen des Triebwerkes erfolgt, indem der Verdichter auf eine Mindestdrehzahl gebracht wird. Dies kann durch Einblasen von Luft, elektrisch, mittels einer getrennten Turbine mit Untersetzungsgetriebe (
Luftstarter
/
Kartuschenstarter
) oder durch einen kleinen
Verbrennungsmotor
erfolgen. Im Allgemeinen wird heute ein elektrischer
Anlasser
fur kleinere Triebwerke verwendet, alle kommerziellen Triebwerke der Airbus- oder Boeing-Flugzeuge besitzen Luftstarter. Boeing geht allerdings bei der
Boeing 787
den Weg, auch bei großen Triebwerken (
GE Nx
) einen Elektrostarter einzusetzen. Dies ist ein weiterer Schritt zum neuen Konzept ?Electric Engine“.
Nach Erreichen der Mindestdrehzahl wird
Kraftstoff
in die Brennkammer eingespritzt und durch eine oder mehrere
Zundkerzen
gezundet. Nach der Entzundung des Kraftstoffs und weiterer Drehzahlzunahme wird die Zundung abgeschaltet; die Verbrennung lauft kontinuierlich weiter. Der Drehzahl-
Regelbereich
zwischen Leerlauf und Volllast betragt dabei bis zu 95 %, in der Regel aber nur etwa 40 %. Wie bei allen Turbomaschinen ist der erzeugte Schub extrem von der Drehzahl abhangig, er fallt bei reduzierter Drehzahl schnell ab. So werden bei 90 % der Maximaldrehzahl nur noch ca. 50 % des Maximalschubs erzeugt.
Vom Verdichter wird sogenannte
Zapfluft
abgenommen, mit der die
Druckkabine
versorgt wird.
Verlustloser Jouleprozess. Verdichterarbeit h
v
, Turbinenarbeit h
T
, in Brennkammer zugefuhrte Energie Q
b
, im Abgass fortgefuhrte Warme Q
ab
, Turbineneintrittstemperatur T
3
, Umgebungsdruck P
U
, Energie der Austrittsgeschwindigkeit aus der Schubduse C
5
2
/2, Energie der Fluggeschwindigkeit C
0
2
/2
|
|
Fur die
Effizienz
-Berechnung eines Strahltriebwerkes eignet sich der (rechtslaufende)
thermodynamische Kreisprozess
nach
James Prescott Joule
am besten.
[2]
[3]
Entscheidende Parameter beim
Joule-Kreisprozess
sind dabei die Druck- und Temperaturunterschiede. Idealerweise wird also hoch verdichtet, man wahlt eine moglichst hohe Turbineneintrittstemperatur T
3
und lasst dann das Arbeitsgas uber eine moglichst große Duse auf eine moglichst geringe Temperatur expandieren.
Schubformel
Der von den Triebwerken erzeugte Schub entspricht, im Falle einer konstanten Fluggeschwindigkeit und einer konstanten Flughohe, dem
Luftwiderstand
des Flugzeugs; der Schub muss großer als der Widerstand sein, wenn das Flugzeug beschleunigen oder steigen soll.
Es gilt folgende vereinfachte Schubformel unter vernachlassigtem Kraftstoffmassenstrom,
Sekundarluft
massenstrom und der Annahme, dass der statische Druck der Austrittsstromung dem Umgebungsdruck entspricht:
[4]
[5]
.
mit
Schub in N
Luftmassenstrom in kg/s
Gasaustrittsgeschwindigkeit in m/s
Fluggeschwindigkeit in m/s
Thermischer Wirkungsgrad
Der thermische Wirkungsgrad eines thermodynamischen Kreisprozesses ist allgemein definiert als das Verhaltnis zwischen dessen Nutzleistung,
, und der im Brennstoff gebundenen Warmeenergie,
. Fur ein Turbo-Luftstrahltriebwerk ergibt sich im Speziellen
![{\displaystyle \eta _{\text{th}}={\frac {c_{9}^{2}-c_{0}^{2}}{2\beta H_{i}}},}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/cf1403f02110891a6bbc4ed85863e568e3c9f541)
mit dem Treibstoff-Luft-Verhaltnis
und dem
Heizwert
.
[6]
Vortriebswirkungsgrad
Der Vortriebswirkungsgrad eines Turbo-Luftstrahltriebwerks ist das Verhaltnis zwischen der erzeugten Schubleistung des Triebwerks und der Nutzleistung des Jouleprozesses. Fur den Vortriebswirkungsgrad gilt
.
[6]
Zu erkennen ist, dass sich die Austrittsgeschwindigkeit negativ auf den Vortriebswirkungsgrad auswirkt. Eine geringere Austrittsgeschwindigkeit ist deshalb, trotz des positiven Einflusses auf den thermischen Wirkungsgrad, von Vorteil.
Zweistrahl-Turboluftstrahltriebwerke
sind aus diesem Grund effizienter als herkommliche Turboluftstrahltriebwerke, da sie durch einen zusatzlichen Außenmassenstrom einen hoheren Massendurchsatz aufweisen und dadurch fur den gleichen Schub eine geringere Austrittsgeschwindigkeit des Kernmassenstroms erzeugen mussen.
[6]
Gesamtwirkungsgrad
Der Gesamtwirkungsgrad ist das Verhaltnis von Schubleistung zur Warmeleistung des Brennstoffs. Es git
.
Basis aller Turbo-Luftstrahltriebwerke ist eine Gasturbine. Diese besteht aus einem Verdichter, der die Luft ansaugt und komprimiert, einer Brennkammer zur Verbrennung des Treibstoffs und einer anschließenden
Turbine
, die einen Teil der Energie der Abgase nutzt, um den Verdichter anzutreiben. Des Weiteren bestehen Turbo-Luftstrahltriebwerke mindestens noch aus einem aerodynamischen
Einlauf
vor der Gasturbine und dahinter einer druckregulierenden
Duse
.
- Dieser Grundaufbau wird als
Turbojet
oder
Einstrom-Strahltriebwerk
bezeichnet und stellt die einfachste und alteste Bauweise dar (
siehe unten
). Die nach der Turbine verbleibende Energie der Gase wird in Schubkraft umgewandelt.
- Durch weitere Turbinenstufen kann ein weiterer Anteil der Gasenergie in Rotationsleistung der Welle umgewandelt werden, um damit ein (meist vorgelagertes) Geblase anzutreiben, dessen Durchmesser meist deutlich großer ist als der des Kerntriebwerks. Damit wird ein zusatzlicher Luftstrom um das Kerntriebwerk herum beschleunigt. Diese Bauweise ist am haufigsten anzutreffen und wird als
Turbofan
,
Zweistrom-
oder
Mantelstromtriebwerk
bezeichnet (
siehe unten
).
- Falls so viele Turbinenstufen eingebaut werden, dass praktisch die gesamte Energie der Verbrennungsgase in Rotationsenergie umgewandelt wird, und damit kein Geblase angetrieben wird, so erhalt man allgemein ein
Wellenleistungstriebwerk
. Daran kann ein Propeller angebaut werden, die dann
Turboprop
oder
Propellerturbine
genannt werden (
siehe unten
). Grundsatzlich kann man daran auch andere Maschinen oder ?Verbraucher“ anschließen, z. B. den Rotor eines
Hubschraubers
. Ein Wellenleistungstriebwerk kann auch zum Antreiben von Schiffen genutzt werden (mit angeschlossener
Schiffsschraube
) oder zum Antreiben eines
Generators
etwa in einem
Gaskraftwerk
(stationare Gasturbine). Tatsachlich gibt es einige Gasturbinen außerhalb der Luftfahrt, die als Anpasskonstruktion eines Flugtriebwerks entstanden sind, diese werden als
Aero-Derivativ
bezeichnet.
Kampfflugzeuge verfugen haufig uber einen
Nachbrenner
, der nach der Turbine weiteren Treibstoff einspritzt und verbrennt, um noch mehr Schub zu erzeugen.
Komponenten eines Turbojets der ersten Generation mit Radialverdichter (
De Havilland Goblin
)
Der Turbojet ist die einfachste Form eines Turbostrahltriebwerkes. Er besteht aus einer
Gasturbine
, bei der ausschließlich der Abgasstrahl als Antrieb genutzt wird. Das Triebwerk hat in der Regel nur eine Welle, durch die Turbine und Verdichter miteinander verbunden sind. Durch die hohe Austrittsgeschwindigkeit des Antriebsmediums hat es bei niedrigeren Geschwindigkeiten des anzutreibenden Fahrzeugs (zumeist Luftfahrzeugs) einen, nach heutigen Maßstaben, geringen
Wirkungsgrad
und erzeugt einen hohen
Larm
pegel. Gerade bei Unterschallgeschwindigkeit ist der spezifische Kraftstoffverbrauch hoch, so dass diese Triebwerke aus okonomischen und okologischen Grunden in der Regel nicht mehr eingesetzt werden. Bei Uberschallflugzeugen haben Turbojets in der Regel auch einen
Nachbrenner
. Diese Triebwerke sind recht kompakt und die Wartung verhaltnismaßig einfach. Ihre Einsatzzeit lag vor allem in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Mitte der
1960er
Jahre, und zwar sowohl im zivilen wie auch im militarischen Luftverkehr, wobei sich der Turbojet in der militarischen Anwendung langer halten konnte und noch heute in verschiedenen Flugzeugmustern eingesetzt wird (z. B.:
McDonnell F-4 Phantom
, MiG-21).
Turbofan-Triebwerk
P & W JT9D
einer
Boeing 747
Turbofan-Triebwerk
General Electric CF6
Turbofan-Triebwerke sind mittlerweile die vorherrschenden Strahltriebwerke von Verkehrsflugzeugen.
Mantelstromtriebwerke (
turbofan
) besitzen eine große erste Schaufelblattstufe, den sogenannten
Fan
(engl. fur Geblase) oder Blaser, der meist von einer eigenen Turbinenstufe angetrieben wird ? Fan und letzte Turbinenstufe sitzen hierzu auf einer inneren, langen
Niederdruckwelle
, die restliche Gasturbine auf einer außeren, kurzen
Hochdruckwelle
. Alternativ kann der langsam drehende Fan uber ein Getriebe an die schnell drehende Hochdruckwelle angekoppelt sein (Getriebe-Fan-Bauweise). Hinter dem Fan teilt sich der Luftstrom auf in einen inneren Luftstrom, der in die eigentliche Gasturbine, das
Kerntriebwerk
, gelangt, und einen außeren Luftstrom, der außen daran vorbeigefuhrt wird. Das Verhaltnis zwischen diesen beiden Luftstromen nennt man
Nebenstromverhaltnis
. Es hat sich im Laufe der jahrelangen Entwicklung von etwa 1:1 auf fast 10:1 vergroßert.
[7]
Die zusatzliche zweite Welle ist notwendig, um den Fan mit deutlich niedrigerer Drehzahl betreiben zu konnen als das Kerntriebwerk. Der Fan hat einen deutlich großeren Querschnitt, seine Schaufeln wurden bei hohen Drehzahlen zu hohe Fliehkrafte entwickeln, und es muss auch vermieden werden, dass die Blattspitzen die Schallgeschwindigkeit uberschreiten. Die hohe Drehzahl der Kerntriebwerkswelle kann bei kleineren Triebwerken mittels Getriebe auf die niedrigere Drehzahl fur den Fan herabgesetzt werden.
Rolls-Royce
baut seit langem Triebwerke mit drei Turbinenwellen (Nieder-, Mittel-, Hochdruckteil), um Drehzahlen bzw. Schaufelspitzengeschwindigkeiten der einzelnen Verdichter-/Turbinenstufen in einem Zweistrom-Strahltriebwerk besser abstimmen zu konnen (z. B. RB211 oder die Trent-Triebwerksfamilie).
Ein Turbofan bietet gegenuber einem Turbojet mehrere Vorteile:
- Besserer
Wirkungsgrad
des Triebwerkes durch die geringere
mittlere Geschwindigkeit
des Antriebsluftstrahles und damit geringerer Kraftstoffverbrauch
- Reduzierung des
Fluglarms
, indem die heißen, schnellen und damit wirbelbehafteten und lauten Turbinengase durch den umgebenden kuhlen und ruhigeren Gasstrom der ersten Stufe gedampft werden
Jagdflugzeuge
verwenden Turbofantriebwerke mit relativ niedrigem
Nebenstromverhaltnis
von meist unter 1,5:1. Dies bewirkt eine nur geringere Larmminderung gegenuber Turbojettriebwerken. Im zivilen Bereich und bei Transportmaschinen waren im Jahre 2001 Triebwerke mit einem Nebenstromverhaltnis bis etwa 9:1 im Einsatz.
[8]
[9]
Bei Turbofan-Triebwerken fur Verkehrsflugzeuge erzeugt der Fan den Großteil der Vortriebskraft (oft uber 80 %), das Kerntriebwerk und dessen Abgasstrahl dementsprechend wenig ? es dient fast nur dem Antrieb des Fans.
Funktionsschema eines Turboproptriebwerkes (A Propeller, B Getriebe, C Kompressor, D Brennkammer, E Turbine, F Ausstoßduse)
Eine Sonderform ist der Antrieb einer
Luftschraube
(Propeller) durch eine Turbine. Diese Antriebsart wird als Turboprop bezeichnet. Die Gasturbine verfugt hierzu uber zwei Wellen und/oder die Luftschraube wird durch ein Untersetzungsgetriebe der Antriebsturbine angetrieben.
Im September 1945 flog eine modifizierte
Gloster Meteor
als erstes Flugzeug mit Turboprop-Antrieb. Der
Jungfernflug
der
Vickers Viscount
, des ersten Turboprop-Verkehrsflugzeuges, erfolgte im Juli 1948.
Der Turbopropantrieb ist, insbesondere im Kurzstreckenverkehr und bei mittleren Flughohen, der wirtschaftlichste Flugzeugantrieb. Die Schallemission wird vom Propeller dominiert und ist bei Propellern mit niedrigen Blattspitzen-Machzahlen gering. Die Gerauschemission durch den Abgasstrahl ist relativ gering, da dessen Geschwindigkeit vergleichsweise niedrig ist. Der Abgasstrom tragt nur in relativ geringem Maße zum Vortrieb bei, ist aber trotzdem in der Leistungskalkulation bei der
Wellenvergleichsleistung
enthalten. Gegenuber Kolbentriebwerken zeichnet sich die Propellerturbine durch hohe Leistungsdichte und lange
Wartungsintervalle
aus.
Zur Verringerung des Treibstoffverbrauchs von Flugzeugen wird der Einsatz von Propellerturbinen auch bei hoheren Geschwindigkeiten diskutiert. Um den Verlust durch den von einem Propeller erzeugten Drall zu begrenzen, kommen in diesem Fall nur gegenlaufige Propeller in Frage, die entweder uber ein
Planetengetriebe
oder aber durch zwei gegenlaufige Niederdruckturbinen angetrieben werden. Die Schallemission dieser Antriebsart ist Gegenstand der Forschung und wird entscheidend fur den kommerziellen Erfolg des Propellerantriebs bei hohen
Flugmachzahlen
sein.
[10]
[11]
Unterteilt man gemaß funktionalen Baugruppen, so besteht ein Turbo-Luftstrahltriebwerk aus Einlauf, Kompressor, Brennkammer, Turbine und Duse. Der Kompressor und die Turbine sind meist uber eine oder mehrere Wellen mechanisch miteinander verbunden. Bei Freilaufturbinen, die zum Teil bei Turboprops zum Einsatz kommen, sind die Turbinenstufen, die den Propeller antreiben, mechanisch von den anderen Komponenten getrennt.
Das Kernelement aller Turbostrahltriebwerke ist die Gasturbine, auch Gasgenerator oder Heißteil genannt. Fur den Einsatz als Triebwerk werden ein aerodynamischer Einlauf, eine Duse und gelegentlich auch ein Nachbrenner angebaut. Fur die stationare Nutzung der Gasturbinen, etwa in Gaskraftwerken, werden statt der Duse oft ein Diffusor angebracht sowie ein anderer Einlauf ? statt Schubkraft soll meist Wellenleistung erbracht werden, und der Einlauf muss ansaugen anstatt ?Fahrtwind“ zu erhalten.
Lassen sich (zum Beispiel bei einem Wellenleistungstriebwerk) jene Turbinenstufen, die die Nutzleistungsabgabe erzeugen, baulich deutlich vom vorgeschalteten, restlichen (Kern-)Triebwerk abgrenzen (insbesondere wenn das restliche Triebwerk (eine) eigene Welle(n) hat), so wird selbiges Kerntriebwerk auch als ?Heißgaserzeuger“ bezeichnet ? aus Sicht der Nutzleistungs-Turbinenstufen ist seine einzige Funktion, einen Gasstrom zu liefern, der schnell stromt, unter hohem Druck steht und eine hohe Temperatur besitzt.
Der Lufteinlauf (
Einlass
) ist meist nach vorn geoffnet. Das unterstutzt seine Aufgabe, als
Diffusor
kinetische Energie
der Anstromung in eine Erhohung von Druck und Temperatur umzuwandeln, siehe
Stagnationsenthalpie
. Zudem steigt mit der Temperatur die Schallgeschwindigkeit. Beides zusammen verhindert, dass die schnell rotierenden Verdichterschaufeln mit
Uberschallgeschwindigkeit
(?
transsonisch
“) durchstromt werden.
Bei Fluggeschwindigkeiten im Unterschallbereich weichen die
Stromfaden
schon im Bereich vor der Offnung auseinander, was durch die tonnenformige Wolbung der Triebwerksverkleidung ? im Querschnitt der Nase eines
Flugelprofils
ahnlich ? unterstutzt wird. Im Innern des Lufteinlaufs nimmt die Querschnittsflache bis zum Verdichter zu.
Anders bei dafur ausgelegten Triebwerken im Uberschallflug: Dort wird die Luft im sich verengenden Einlass durch eine Folge schrager Verdichtungsstoße komprimiert und abgebremst (bzgl. ihrer Relativgeschwindigkeit zum Triebwerk). Triebwerke fur einen breiten Bereich der Uberschallgeschwindigkeit haben meist eine verstellbare Einlassgeometrie, siehe
Staustrahltriebwerk
.
Der Lufteinlauf wird im Allgemeinen nicht vom Triebwerkshersteller geliefert, sondern nach dessen Vorgaben als Teil des ?
Flugwerks
“ vom Flugzeugproduzenten gefertigt.
[12]
[13]
Die meisten modernen zivilen Strahltriebwerke sind Mantelstromtriebwerke (engl. turbofan), auch als Nebenstrom- (engl. bypass engine) bzw. Zweistrom-Turbinen-Luftstrahltriebwerk (ZTL) bezeichnet. In ihnen gibt es vor der ersten Verdichterstufe des Kerntriebwerks (
Kernstrom
) einen Fan (ein auch als
Blaser
bezeichnetes
Geblase
) ? eine Triebwerksstufe mit sehr großen Schaufelblattern. Der Fan erzeugt vor allem den
Mantelstrom
, ein Luftstrom, der zwischen der eigentlichen
Gasturbine
und der
außeren Triebwerksverkleidung
herumgefuhrt und nach hinten ausgeblasen wird.
Der Fan besitzt, vor allem bei einem hohen
Nebenstromverhaltnis
des Triebwerks, einen deutlich großeren Querschnitt als das Kerntriebwerk; bei zu hoher Drehzahl wurden seine Schaufelblatter hohe
Fliehkrafte
entwickeln, was hohe mechanische Lasten erzeugt. Die einstromende Luft wurde zudem an den Blattspitzen
Uberschallgeschwindigkeit
erreichen, was den Wirkungsgrad herabsetzen wurde.
Daher befindet sich der Fan heutzutage meist auf einer eigenen Welle, die von der Niederdruckturbine angetrieben wird und mit deutlich geringerer Drehzahl als das Kerntriebwerk lauft. Man spricht daher auch von einem Zweiwellentriebwerk. Zwischen Fan und der ihn antreibenden Welle kann ein Untersetzungsgetriebe angeordnet sein; dann wird die Welle jedoch eher dem Kerntriebwerk zugeordnet und treibt dort meist auch (Niederdruck-)Verdichterstufen an.
Rolls-Royce RB211
und
Trent
verfugen sogar uber drei Wellen. Gerade in den hohen Schubklassen zahlt sich dieses aufwendigere und teurere Konzept aus, da es die Moglichkeit bietet, die Drehzahlen der verschiedenen Komponenten besser an deren optimalen Betriebszustand anzupassen und das Triebwerk daher uber einen großeren Schubbereich gleichmaßiger laufen kann.
Die Schaufeln des Fans laufen so in ihrem optimalen Geschwindigkeitsbereich, was die Effizienz des Triebwerks verbessert. Dies verringert nicht nur den Verbrauch, sondern auch die Larmemission. Durch die niedrigere Drehzahl werden die Zentrifugalkrafte reduziert und die Beschaufelung des Fans kann leichter dimensioniert werden.
Abhangig davon, ob der innere Fanbereich (Luftstrom in den Kerntriebwerks-Verdichter) bereits einen Beitrag zur Kompression leistet, wird er entweder als getrennte Baugruppe (kein Beitrag) oder (teilweise) bereits als erste Verdichterstufe (des Kerntriebwerks) betrachtet. Der außere Fanbereich (Bypass) bewirkt jedoch stets eher eine Beschleunigung des Mantelstroms denn ein Verdichten.
CAD
-Zeichnung eines Turbofantriebwerks im Bereich des Verdichters
17-stufiger Verdichter eines
General Electric J79
. (ohne
Stator
)
Vorderste Komponente des Kerntriebwerks ist der
Turbokompressor
(?Verdichter“). Er hat die Aufgabe, der einstromenden Luftmasse kinetische Energie zuzufuhren und diese in Druckenergie umzuwandeln.
Bei fruhen Triebwerken (
Heinkel HeS 3
,
General Electric J33
,
Rolls-Royce Derwent
) kamen einstufige
Radialverdichter
zum Einsatz, die heute nur noch in kleineren Strahltriebwerken und Wellenturbinen
[14]
verwendet werden. Sie sind bei kleinen Massestromen vorteilhaft. Moderne Axialverdichter besitzen mehrere Verdichterstufen, die jeweils aus mehreren Laufradern mit Rotorstufen bestehen konnen. Die Rotorstufen sind hintereinander auf einer gemeinsamen Trommel angeordnet, bei modernen Triebwerken auch auf bis zu drei Trommeln. Die Statorstufen sind fest auf der Innenseite des Verdichtergehauses eingebaut. Da im Bereich des Verdichters (wie auch in der Turbine) außer den Statoren kaum feststehende Strukturen existieren, dienen die Statorschaufeln mitunter auch als Verbindungsstreben, um die Lager der Wellen zu halten, und um (uber die Lager) Vortriebskraft von der Welle auf das Flugzeug zu ubertragen.
Altere Bauformen (am Beispiel
General Electric J79
) mit vielen aufeinanderfolgenden Verdichterstufen erreichten dennoch nur maßige Verdichtungsverhaltnisse, beim J79 z. B. 17 Stufen mit Gesamtverdichtung von 12,5:1 (Druck am Ende des Verdichters: Umgebungsdruck), wahrend neuere Entwicklungen mit weniger Stufen wesentlich hohere Verdichtungen erzielen (43,9:1 mit 14 Stufen beim
GP 7000
fur den Airbus
A380
). Dies ist durch verbesserte Profile der Kompressorschaufeln moglich, die selbst bei
Uberschallgeschwindigkeiten
(resultierend aus Umfangsgeschwindigkeit der Schaufeln und Anstromgeschwindigkeit) sehr gute Stromungseigenschaften bieten. Die reine Durchstromgeschwindigkeit darf jedoch die ortliche Schallgeschwindigkeit nicht uberschreiten, da sich ansonsten die Wirkung der diffusorformigen Kanale umkehren wurde. Hierbei gilt es zu bedenken, dass die ortliche Schallgeschwindigkeit wegen der steigenden Temperatur im Kompressor (s. o. bis 600 °C) ebenfalls steigt.
[15]
[16]
Brennkammer eines Turbofantriebwerks
Die hohe Kompression der Luft verursacht einen starken Temperaturanstieg (?
Kompressionswarme
“). Die so erhitzte Luft stromt anschließend in die Brennkammer, wo ihr Kraftstoff zugefuhrt wird. Dieser wird beim Triebwerksstart durch Zundkerzen gezundet. Anschließend erfolgt die Verbrennung kontinuierlich. Durch die
exotherme Reaktion
des
Sauerstoff
-
Kohlenwasserstoff
-Gemisches kommt es zu einem erneuten Temperaturanstieg und einer Ausdehnung des Gases. Dieser Abschnitt des Triebwerks ist durch Temperaturen von bis zu 2500 K (ca. 2200 °C) stark belastet. Ohne Kuhlung konnten auch die hochwertigen Materialien (oftmals
Nickel-Basis-Legierungen
) diesen Temperaturen nicht standhalten, da sich ihre
Festigkeit
bereits ab ca. 1100 °C sehr stark verringert. Daher wird der direkte Kontakt zwischen der Flamme und der Ummantelung unterbunden. Dies geschieht durch die sogenannte ?Sekundarluft“, die nicht direkt in den Verbrennungsbereich gelangt, sondern um die Brennkammer herumgeleitet wird und erst dann, durch Bohrungen an den Blechstoßen der schuppenartig aufgebauten Brennkammer, in diese gelangt und sich als Film zwischen die Verbrennungsgase und die Brennkammerwand legt. Dies wird Filmkuhlung genannt.
Rund 70 bis 80 % der gesamten Luftmasse aus dem Verdichter werden als Sekundarluft zur Kuhlung genutzt, lediglich der Rest dient in der Brennkammer als Primarluft zur Verbrennung. Die mittlere axiale Stromungsgeschwindigkeit eines Triebwerkes liegt bei ca. 150 m/s. Da die Flammengeschwindigkeit des verwendeten Treibstoffes jedoch relativ niedrig ist (ca. 5 bis 10 m/s) muss die Flammstabilitat durch ein Rezirkulationsgebiet in der Stromung der Primarzone sichergestellt werden. Dies wird heute typischerweise durch die Verdrallung der Primarluft beim Eintritt in die Brennkammer erreicht. Dadurch werden heiße Verbrennungsgase immer wieder zuruck zur Brennstoffduse gefordert und sorgen so dafur, dass die Verbrennung in Gang bleibt. Weiterhin wird in unmittelbarer Umgebung die Luftdurchflussgeschwindigkeit reduziert (ca. 25 bis 30 m/s), um ein Erloschen der Flamme (
Flammabriss
,
flameout
) zu verhindern und eine optimale Verbrennung zu erzielen. Die Brennkammer bestimmt durch ihre Auslegung den Schadstoffgehalt im Abgas. Man unterscheidet dabei zwischen Rohrbrennkammern, Ring-Rohrbrennkammern und Ringbrennkammern. Letztere sind die heute gebrauchlichen.
[17]
[18]
Die nach hinten austretenden Gase treffen anschließend auf eine Turbine, die uber eine
Welle
(evtl. mit dazwischenliegendem Getriebe) den Verdichter antreibt. Bei den meisten Einstrom-Triebwerken wird der großte Teil der kinetischen Energie fur den Ruckstoß genutzt. Es wird also nur so viel Energie auf die Turbine ubertragen, wie fur den Betrieb des Verdichters gebraucht wird. Heute werden meist zwei- oder dreistufige Turbinen eingesetzt.
Heutige zivile
Mantelstromtriebwerke
haben mehrere Turbinenstufen (eine Stufe besteht, wie beim Kompressor auch, aus einem Leitschaufelkranz (
Stator
) und einem Laufrad (
Rotor
)) und werden in Hochdruckturbine und Niederdruckturbine unterteilt. Da sich die Drehzahlen von Fan und Kompressor meist deutlich unterscheiden, laufen diese beiden Systeme auf zwei verschiedenen Wellen. So treibt die Hochdruckturbine, welche meist direkt auf die
Brennkammer
folgt, den
Kompressor
an, wahrend die Niederdruckturbine, welche sich nach der Hochdruckturbine befindet, den Fan antreibt; vereinzelt kommen auch
Dreiwellenkonzepte
zum Einsatz. Der
Mantelstrom
erzeugt den Hauptteil des Schubs, sodass der Anteil aus dem Verbrennungs-Ruckstoß zu vernachlassigen ist ? die Turbine nutzt die Verbrennungsenergie, welche sie den aus der Brennkammer kommenden Gasen entzieht, moglichst vollstandig aus, um Fan und Kompressor effizient anzutreiben.
[19]
Die
Beschaufelung
der Turbine wird normalerweise aufwendig gekuhlt (Innen- und/oder Film-Kuhlung) und besteht aus widerstandsfahigen
Superlegierungen
auf Basis von
Titan
,
Nickelbasis
oder
Wolfram-Molybdan
. Diese Stoffe werden daruber hinaus in einer Vorzugsrichtung erstarrt, erhalten in ihrem
Kristallgitter
also eine definierte Richtung und erlauben so, die optimalen Werkstoffeigenschaften entlang der hochsten Belastung wirksam werden zu lassen. Die erste Stufe der Hochdruckturbine besteht vermehrt aus
Einkristall
schaufeln. Der im Gasstrom liegende Teil der Schaufeln wird mit
keramischen
Beschichtungen gegen hohe Temperaturen und Erosion geschutzt. Wegen der hohen Belastung bei Drehzahlen von uber 10.000/min ist dennoch ein Bruch infolge mechanischer oder thermischer Beschadigung nicht immer auszuschließen. Daher werden die Gehause von Turbinen dementsprechend ausgelegt.
[20]
[21]
Hinter der Turbine ist eine
Duse
angebracht, die vor allem die Druckverhaltnisse in der Turbine reguliert. Fur den Vortrieb stellt die Duse einen Widerstand dar, ebenso wie beispielsweise auch die Turbine. Die verbreitete Bezeichnung ?Schubduse“ ist daher irrefuhrend.
Dennoch beschleunigt sich der Abgasstrom aufgrund des am Turbinenausgang vorhandene Druckgefalles (Turbinenausgangsdruck ? Umgebungsdruck) beim Durchstromen der Duse; der Druck wird zuletzt vollstandig in Geschwindigkeit umgewandelt. Solange das Druckverhaltnis von Turbinenausgangsdruck zu Umgebungsdruck kleiner als ein sogenannter kritischer Wert von etwa zwei ist, ist der Druck am Dusenende gleich dem Druck in der Umgebung. Eine
konvergente Duse
reicht dann aus. Wenn aber das Druckverhaltnis großer als das kritische Verhaltnis ist, dann beschleunigt der Strahl auf
Uberschallgeschwindigkeit
. Konvergent-
divergente
Dusen, also Dusen mit einem engen Hals, sind dann von Vorteil, weil dann der Schub großer wird und der Strahl mit schwacheren
Verdichtungsstoßen
austritt und damit deutlich leiser ist.
[22]
[23]
Triebwerke mit
Nachbrenner
fuhren dem Gasstrom noch vor der Duse weiteren Kraftstoff zu, dessen Verbrennung wegen der dadurch erhohten Temperatur die Gasdichte reduziert. Die Austrittsgeschwindigkeit des Freistrahls ist dann bei gleichem Dusendruckverhaltnis großer und damit auch der Schub. Triebwerke mit Nachbrenner benotigen eine verstellbare Duse, da der engste Dusenquerschnitt bei Nachbrennerbetrieb vergroßert werden muss.
[24]
[25]
Verdichter und Turbine benotigen ein festes Gehause, das zum einen die Außenkontur des Stromungskanals bildet und daher die in diesen Baugruppen auftretenden Drucke und Temperaturen aushalten muss, sowie zum anderen im Falle eines Bruchs in der
Beschaufelung
der
Fliehkraft
des abgerissenen Teils standhalt, sodass dieses nicht das
Flugwerk
beschadigt oder in der Nahe befindliche Personen verletzen kann. Damit ein Durchschlagen des Triebwerksgehauses verhindert wird, ist es gewohnlich mit Matten aus z. B.
Aramid
verstarkt, welche auch fur
beschusshemmende Westen
, Schutzhelme oder Fahrzeugpanzerungen verwendet werden. Die hohen Temperaturen im Turbinenbereich schließen dort den Einsatz von Aramid aus.
Das Gehause des Kerntriebwerks bildet zugleich die Innenkontur des Mantelstroms. Ein zweites Gehause um Fan und Mantelstrom bildet die Außenkontur des Mantelstroms und muss ggf. den Abriss eines Fanblatts abschirmen.
Die Turbine treibt uber eine oder mehrere Wellen den Fan und den Verdichter an. Zusatzlich ubertragen die Wellenlager einen großen Teil der Vortriebskraft des Triebwerks auf das Flugzeug.
Da Verdichter- und Turbinenstufen ?nahe an der Brennkammer“ eher bei hohen Drehzahlen gut funktionieren, ?entferntere“ Stufen jedoch besser bei langsameren Drehzahlen, sind meist nur einfache oder Wellenleistungs-Triebwerke sogenannte ?Einweller“; mitunter befindet sich zwischen der Welle und dem sehr langsam laufenden Fan ein Untersetzungsgetriebe.
?Zweiweller“ treiben haufig uber die langsame, innere Welle nur den Fan an, oder zusatzlich wenige vordere Verdichterstufen. Die beiden Wellen verlaufen koaxial: Die schnelle, kurze ?Hochdruckwelle“ ist hohl mit großerem Durchmesser, die langsame, lange ?Niederdruckwelle“ verbindet die hinterste Turbinenstufe mit dem ganz vorne liegenden Fan und fuhrt innen durch die Hochdruckwelle hindurch.
Im Bereich der Brennkammer sind die Wellen Rohr-ahnlich mit relativ geringem Durchmesser; zwischen den Rotorscheiben des Verdichters bzw. der Turbine besteht die Welle meist aus Einzelstucken (Ringen), die mit großem Durchmesser (?Trommelbereich“) die Rotorscheiben verbinden und evtl. zugleich in ihrem Abschnitt die Innenkontur des Kernstrom-Stromungskanals bilden.
Bei Dreiwellern treibt die innerste, langste, langsamste Welle nur den Fan an.
Um die dritte Welle zu vermeiden, kann das Triebwerk stattdessen als Zweiweller ausgelegt sein mit einem Getriebe zwischen der jetzt schnelleren Niederdruckwelle und dem nun langsameren Fan. (schnellere Niederdruckturbine = hoherer Wirkungsgrad, langsamerer Fan = hoherer Wirkungsgrad)
Die außere Triebwerksverkleidung wird i. a. nicht dem eigentlichen Triebwerk zugeordnet, sondern gehort zum
Flugwerk
(fruher oft als Flugzeugzelle bezeichnet). Sie muss keine Antriebskrafte vom Triebwerk auf das Flugwerk ubertragen und dient nur der aerodynamischen Luftfuhrung bzw. Verkleidung.
Ein Turbinenluftstrahltriebwerk besitzt eine Vielzahl von Eigenschaften. Hier eine Liste der wichtigsten technischen Parameter, um einen schnellen Vergleich unterschiedlicher Strahltriebwerke herstellen zu konnen:
- Schub
- Spezifischer Kraftstoffverbrauch (kg/(kN·h); ubliche Angabe in kg/kNh)
- Luftdurchsatz (kg/s)
- Abmessungen und Trockengewicht
- Art von Verdichter und Turbine (Radial/Axial/Mischform/Sonder)
- Kompressionsverhaltnis des Verdichters
- Art der Brennkammern
- bei Mantelstromtriebwerken: Anzahl der Fan-Stufen und Nebenstromverhaltnis
- Anzahl der Nieder- und Hochdruckverdichterstufen
- Anzahl der Nieder- und Hochdruckturbinenstufen
- Wellenanzahl
Die
Propellerflugzeuge
erreichten maximale Geschwindigkeiten von rund 700 km/h, die durch verstellbare
Luftschrauben
und unterschiedliche Techniken zur Leistungssteigerung der Motoren noch geringfugig erhoht werden konnten. Jedoch ließ sich das Ziel, Flugzeuge zu bauen, die schneller als 800 km/h fliegen konnten, nicht realisieren, ohne eine neue Antriebstechnik zu entwickeln. Die bereits fruh als beste Losung erkannten
Ruckstoßantriebe
ließen sich erst umsetzen, als man genugend Kenntnisse auf den Gebieten der
Aerodynamik
, der
Thermodynamik
sowie der
Metallurgie
hatte.
[26]
Die erste selbstandig laufende
Gasturbine
entwickelte der Norweger
Aegidius Elling
bereits im Jahre 1903.
Victor de Karavodine
entwickelte dann im Jahre 1906 die Grundlagen des Pulsstrahltriebwerks.
Georges Marconnet
schlug im Jahr 1909 diese Triebwerksart als Strahltriebwerk fur Luftfahrtanwendungen vor. Trotzdem wurde das Turbinenstrahltriebwerk die erste Bauform, die, neben Raketen, ein Flugzeug antrieb.
Eine Nebenlinie zur Herstellung eines Strahltriebwerks waren hybride Entwurfe, bei denen die Kompression durch eine externe Energiequelle erfolgte. In einem solchen System wie beim
Thermojet
von
Secondo Campini
? einem
Motor-Luftstrahltriebwerk
? wurde die Luft durch ein Geblase, das durch einen konventionellen
Benzin
-
Flugmotor
angetrieben wurde, mit dem Treibstoff vermischt und dann zur Schuberzeugung verbrannt. Es gab drei Exemplare dieser Bauart, und zwar die
Coanda-1910
von
Henri Marie Coand?
, die viel spater entwickelte
Campini Caproni CC.2
und den japanischen
Tsu-11
-Antrieb, der fur die
Ohka
Kamikaze
-Flugzeuge gegen Ende des
Zweiten Weltkrieges
vorgesehen war. Keiner dieser Antriebe war erfolgreich, die Campini-Caproni CC.2 stellte sich ? obwohl sie schon uber einen
Nachbrenner
verfugte ? schließlich als im Normalbetrieb langsamer als ein konventionelles Flugzeug mit einem gleichen Flugmotor heraus.
[27]
Frank Whittle
Der Englander
Frank Whittle
reichte schon 1928 verschiedene Vorschlage zum Bau von Strahltriebwerken ein, konnte aber keine Partner gewinnen.
Der Schlussel zu einem verwendbaren Strahlantrieb war die
Gasturbine
, bei der die Energie zum Antrieb des Kompressors von der Turbine selbst stammte. Die Arbeit an einer solchen integrierten Bauart begann in
England
1930. Whittle reichte entsprechende Patente fur einen solchen Antrieb ein, die 1932 anerkannt wurden. Sein Triebwerk besaß eine einzige Turbinenstufe, die einen
Zentrifugalkompressor
antrieb.
Im Jahre 1935 grundete
Rolf Dudley Williams
die Firma
Power Jets Ltd.
und setzte Whittle als Entwicklungschef ein. Whittle konstruierte ein Triebwerk, den Typ U, dessen erster
Testlauf
am 12. April 1937 erfolgte und gute Ergebnisse zeigte. Das
Ministry for Coordination of Defence
(Kriegsministerium) stellte daraufhin Geld zur Verfugung, und es begann die Entwicklung des luftfahrttauglichen Typs
W.1
. Die Firma
Gloster Aircraft
wurde beauftragt, ein geeignetes Flugzeug herzustellen. So entstand das erstmals am 15. Mai 1941 geflogene Versuchsflugzeug
Gloster E.28/39
.
[28]
[29]
Hans Joachim Pabst von Ohain
Unabhangig von Whittles Arbeiten begann 1935
Hans von Ohain
in Deutschland seine Arbeit an einem ahnlichen Triebwerk. Ohain wandte sich an
Ernst Heinkel
, der sofort die Vorteile des neuen Antriebskonzeptes erkannte. Ohain bildete zusammen mit seinem Mechanikermeister Max Hahn eine neue Abteilung innerhalb der Firma Heinkel.
Der erste Antrieb ? Heinkel HeS 1 ? lief bereits 1937. Anders als Whittle benutzte Ohain zunachst
Wasserstoff
als Treibstoff, worauf er auch seine raschen Erfolge zuruckfuhrte. Die nachfolgenden Entwurfe fanden ihren Hohepunkt im
Heinkel HeS 3
mit 5,4 kN, das in die eigens hierfur konstruierte Heinkel
He 178
eingebaut wurde. Nach einer beeindruckend kurzen Entwicklungszeit flog dieser Prototyp bereits am 27. August 1939 in
Rostock
als erstes
Dusenflugzeug
der Welt. Als erstes Strahltriebwerk in Serie wurde spater das
Jumo 004
ab 1942 produziert, welches unter anderem in der zweistrahligen
Messerschmitt Me 262
zum Einsatz kam.
[30]
[31]
In der Luftfahrt setzte sich schließlich das Axialtriebwerk durch.
Eines der ersten deutschen Strahltriebwerke: Das
Junkers Jumo 004
Die deutschen Turbojet-Triebwerke waren durchweg mit einem Axialverdichter ausgerustet und hatten so einen kleineren Durchmesser als die englischen Typen mit Radialverdichter. Die Hauptentwicklungslinien waren das
Junkers Jumo 004
, das mit ca. 4750 Einheiten bei der
Messerschmitt Me 262
und der
Arado Ar 234
zum Einsatz kam. Das spater serienreife und in nur 750 Stuck produzierte
BMW 003
wurde bei der
Heinkel He 162
und Arado Ar 234 verwendet.
Prioritat der deutschen Entwicklungslinie hatte die Erhohung der Geschwindigkeit;
Kraftstoffverbrauch
, Gewicht und Stabilitat sollten im Laufe der Entwicklung verbessert werden. Nach 1941 galt es, eine neue Leistungsmarke von 800
kp
(7,85 kN) zu erreichen. Man verwendete bald nicht mehr
Normalbenzin
, sondern
Dieselkraftstoff
, der leichter zu beschaffen war und einen hoheren
Siedepunkt
hat. Man benotigte jetzt jedoch eine modifizierte Zundanlage.
Bis zum Ende des Krieges wurden etwa 6700 Triebwerke der Typen BMW 003 und Jumo 004 hergestellt, welche weiterhin Verbesserungen bei der Leistung erreichten, die spater bei etwa 900 kp (8,83 kN) lag. Das Heinkel-Triebwerk
HeS 011
lief bei Kriegsende mit 1300 kp (12,75 kN) und war das starkste Turbojettriebwerk der Welt. Bei BMW und Heinkel befanden sich auch die ersten Propellerturbinen in der Entwicklung.
Auf der Basis des W.1 wurde in Großbritannien das Triebwerk
Rolls-Royce Welland
entwickelt, das etwa 7,56 kN Schub abgab. Dieses Triebwerk wurde anfangs in der
Gloster Meteor
verwendet. Eine weiter leistungsgesteigerte Variante war die
Rolls-Royce Derwent
, die ebenfalls in der Meteor Verwendung fand. Diese beiden Triebwerke wurden auf britischer Seite fur Kampfflugzeuge im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Auf diesem Konzept ? Radialverdichter, Rohrbrennkammer und Axialturbine ? fußte die gesamte Entwicklungslinie der in der Nachkriegszeit erfolgreichen britischen Strahltriebwerkstechnik, bis 1950 das
Rolls-Royce Avon
mit Axialverdichter serienreif war.
Das erste einsatzbereite amerikanische Strahltriebwerk war das ebenfalls aus dem britischen W.1 entwickelte
General Electric J31
mit Radialverdichter und einer Axialturbine, welches in der
Bell P-59
zum Einsatz kam. Das wesentlich leistungsfahigere
Allison J33
beruhte auf dem
de Havilland Goblin
. Es wurde in der
Lockheed P-80
eingesetzt und kam fur den Einsatz im Zweiten Weltkrieg de facto zu spat.
In der
Sowjetunion
gab es vor dem Zweiten Weltkrieg 13 Projekte fur Strahltriebwerke.
[32]
Wahrend des Zweiten Weltkrieges fanden keine wesentlichen Entwicklungen an Strahltriebwerken statt.
[33]
2 der 13 Projekte konnten kurz nach dem Krieg fertig gestellt werden und zwar das erste sowjetische Turbojet-Triebwerk von
Archip Michailowitsch Ljulka
, und das erste sowjetische Turboprop-Triebwerk von
Wladimir Uwarow
.
[34]
Kampfflugzeugtriebwerk der 1970er Jahre, der Turbofan Volvo RM8B, eingesetzt u. a. bei der
Saab 37
Viggen
Mach’sche Knoten
im Abgasstrahl des
Nachbrenners
eines Triebwerks vom Typ
Pratt & Whitney J58
Das erarbeitete Wissen bildete mit die Grundlage fur weitere Entwicklungen in den Militarbundnissen des
Warschauer Pakts
und in der
NATO
. Ziel der Entwicklungen war zunachst die Leistungssteigerung, ohne dass die Baugroße geandert werden musste. Das fuhrte schnell zur Entwicklung der
Nachbrenner
triebwerke, die mit einem geringen zusatzlichen Gewicht eine wesentliche Leistungssteigerung brachten. Diese wurde jedoch auf Kosten des Kraftstoffverbrauchs erzielt. Typische Vertreter in den
1950er
Jahren waren im Westen das
General Electric J79
, im Osten das
Tumanski R-11
. Beide Triebwerke ermoglichten den Vorstoß in Geschwindigkeitsbereiche bis
Mach
2. Die technischen Probleme waren weitestgehend gelost. Erst der Vorstoß in Richtung Mach 3 Mitte der 1960er Jahre forderte eine Weiterentwicklung. In der Sowjetunion wurde das
Tumanski R-31
entwickelt und in den USA das
Pratt & Whitney J58
, welches wegen der thermischen Belastung bei diesen Geschwindigkeiten mit einem Spezialkraftstoff (JP-7) betrieben wurde.
Mit dem Ende des Wettrennens um immer hohere Geschwindigkeiten und Flughohen anderten sich auch die Anforderungen an die Triebwerke. Gefordert wurden nun hohe Leistungsdichte bei geringem Verbrauch, gute Beschleunigungsfahigkeit und Uberschallfahigkeit. Dies fuhrte zur Einfuhrung von
Turbofans
auch im militarischen Bereich, etwa des
Pratt & Whitney F100
oder des
Tumanski R-33
. Um den breiten Geschwindigkeitsbereich abdecken zu konnen, kamen teils sehr komplexe Lufteinlaufe auch bei einfachen Maschinen zur Anwendung. Insgesamt wurden die Triebwerke immer leistungsfahiger, um den Kampfpiloten eine gute Chance bei Luftkampfen ohne Einsatzmoglichkeit der Raketenbewaffnung zu geben.
Das erste zivile Flugzeug mit Strahlantrieb war eine
Vickers Viking
, die versuchsweise mit zwei
Rolls-Royce-Nene
-Triebwerken von Propeller- auf Strahlantrieb umgerustet worden war. Sie absolvierte am 6. April 1948 ihren Erstflug und bewies die prinzipielle Verwendbarkeit dieser Antriebsform auch in der zivilen Luftfahrt.
Zunachst wurden militarisch verwendete Typen adaptiert und in der zivilen Luftfahrt eingesetzt. So wurde das erste serienmaßig strahlgetriebene Verkehrsflugzeug, die
De Havilland ?Comet“
, mit
de-Havilland-Ghost
-Triebwerken ausgerustet, die auch im Jagdflugzeug
de Havilland DH.112 ?Venom“
Verwendung fanden. Die Comet fand bei den Passagieren aufgrund des schnellen und vibrationsfreien Flugs zunachst sehr guten Anklang. Durch eine ratselhafte
Unglucksserie mit Comet-Flugzeugen
(die jedoch nichts mit den neuen Triebwerken zu tun hatte) kam es jedoch Mitte der
1950er
zu einer erheblichen Skepsis von Passagieren und Fluglinien gegenuber Dusenflugzeugen und zu einer Stagnation in der Entwicklung von zivilen Strahltriebwerken. Man bevorzugte Turboprop-Maschinen, und so kam dieser Triebwerkstyp in seiner Entwicklung gut voran. Er war ebenfalls fast vollkommen problemlos. Triebwerke dieser Entwicklungsphase, etwa das
Rolls-Royce Dart
, leiteten sich noch weitestgehend aus den Turbojettriebwerken der ersten Generation ab.
Die Sowjetunion arbeitete an beiden Triebwerkstypen parallel. Das bisher leistungsstarkste
Turboproptriebwerk
, das
Kusnezow NK-12
, eigentlich fur die
Tupolew Tu-95
entwickelt, kam kurz darauf auch in der zivilen
Tupolew Tu-114
zur Anwendung und bewies, dass die Leistungsbereiche von Turbojet- und Turboproptriebwerken nicht weit auseinander lagen, mit Vorteilen in der Geschwindigkeit beim Turbojet und Vorteilen beim Verbrauch beim Turboprop.
Das
Mikulin AM-3
der 1955 vorgestellten
Tupolew Tu-104
war ebenso eine Ableitung aus einem militarischen Triebwerk wie das
Pratt & Whitney JT3
, das eigentlich ein militarisches Pratt & Whitney J57 ist. 1954 wurde der erste Turbofan vorgestellt, der
Rolls-Royce Conway
, der ebenso wie das
Pratt & Whitney JT3D
eine Ableitung eines Turbojettriebwerks war und nur ein relativ geringes
Nebenstromverhaltnis
aufwies. Das erste speziell fur den zivilen Markt entwickelte Strahltriebwerk war das 1960 vorgestellte sowjetische
Solowjow D-20
, wodurch gleichzeitig diese Antriebsart auch die Kurzstrecke erschloss, da es im Vergleich zu den Turbojets auch bei geringen Geschwindigkeiten einen akzeptablen Verbrauch aufwies.
Der Turbofan setzte sich schnell durch. Mitte der 1960er Jahre wurden praktisch keine zivil eingesetzten Turbojets mehr verkauft. Kleinere Strahltriebwerke wie das
General Electric CJ-610
fur
Geschaftsreiseflugzeuge
, etwa den
Learjet
, wurden Anfang der 1960er ebenso gefordert und auf den Markt gebracht wie die neuen Turbofans mit hohem Bypass-Verhaltnis fur die Wide-Body-Maschinen, etwa die
McDonnell Douglas DC-10
oder die
Boeing 747
. Typische Vertreter dieser Zeit waren das
Rolls-Royce RB211
, das
General Electric CF6
oder das
Pratt & Whitney JT9D
. Die Sowjetunion hatte zu diesem Zeitpunkt den Anschluss bei den Turbofans etwas verloren. Die weitere Entwicklung schien jedoch auch auf dem zivilen Markt in Richtung Uberschallverkehr zu zeigen, und so entwickelte man in Europa das
Rolls-Royce Olympus
593, eine zivile Variante des militarischen
Nachbrennertriebwerks
, fur die
Concorde
, und das sowjetische
Kusnezow NK-144
, das auf dem militarischen
Kusnezow NK-22
basierte, fur die
Tupolew Tu-144
.
Die erste
Olkrise
und die damit verbundene explosive Kostensteigerung bei der Energienutzung zwang zu einem Umdenken. Seit diesem Zeitpunkt stand die Triebwerkseffizienz bei Neuentwicklungen im Vordergrund. Das
CFM 56
ist ein Vertreter dieser Zeit. Mit diesem Triebwerk wurden Umrustprogramme fur Turbojet-angetriebene Flugzeuge wie die
Douglas DC-8
oder die Boeing 707 angeboten und erlaubten so eine Weiterverwendung dieser teilweise recht jungen Maschinen. Gleichzeitig wurde der
Fluglarm
zum zentralen Thema. Auch hier jedoch halfen die modernen Triebwerks-Entwicklungen.
Triebwerk der neuesten Generation: General Electric GE90
Ein Strahltriebwerk an einem Segelflugzeug
Die Entwicklungstendenz zeigt weiter zum sparsameren, effizienteren und umweltfreundlicheren Triebwerk. Grundsatzlich zielt die Entwicklung bei zivilen Strahlantrieben auf eine hohere Verdichtung, eine hohere Brennkammertemperatur, ein hoheres Bypassverhaltnis, eine hohere Zuverlassigkeit und langere Lebensdauer der Triebwerke.
Aktuelle Triebwerkstypen (wie das
General Electric GE90
, das
Pratt & Whitney PW4000
oder das
Rolls-Royce Trent 800
) haben dabei einen um 45 % reduzierten spezifischen Kraftstoffverbrauch gegenuber Turbojets der ersten Generation. Der Triebwerksdurchmesser dieser Aggregate erreicht bis zu 3,5 m bei einem Schub von uber 500 kN (GE90-115B).
Das
PW1000G
besitzt ein Untersetzungsgetriebe fur den Fan (
Getriebefan
). Der Vorteil ist, dass die Niederdruckturbine mit einer hoheren Drehzahl betrieben werden kann, was einen besseren Wirkungsgrad verspricht. Daruber hinaus besteht die Moglichkeit, die Fanschaufeln last- und drehzahlabhangig zu verstellen. Insgesamt nahert sich der Fan so einer gekapselten Luftschraube (engl.:
Ducted Fan
). Noch einen Schritt weiter geht die CRISP (engl.: counter-rotating integrated shrouded propfan)-Technologie, bei der zwei verstellbare, gegenlaufige Luftschrauben in einem Fan-Gehause sitzen. Diese Triebwerke, etwa das
Kusnezow NK-93
, erreichen bei akzeptablen außeren Abmessungen bereits ein Nebenstromverhaltnis von 16,6.
Mehrstufige Brennkammern zeigen ein gunstigeres Verhalten bei NO
x
(bis zu 40 % weniger Stickoxide), liegen bei den CO-Werten aber an der oberen Grenze und zeigen besonders im Leerlauf einen erhohten Verbrauch. Durch die mehrstufige Verbrennung wird die Maximaltemperatur in der Brennkammer gesenkt, die hauptsachlich fur die Entstehung von NO
x
verantwortlich ist.
[35]
Eine weitere Moglichkeit, den Wirkungsgrad zu verbessern, ist die Verwendung eines Abgas
warmeubertragers
mit einem Zwischenkuhler. Dabei wird die Abgastemperatur (z. B. durch einen Lanzettenkuhler im Abgasstrahl) und die Temperatur der Luft vor dem Hochdruckverdichter (durch den Zwischenkuhler) gesenkt und die Luft vor der Brennkammer erwarmt. Triebwerke mit dieser Technik werden auch
rekuperative
Triebwerke
genannt.
Des Weiteren werden beim Verdichter zunehmend
Blisk
-Komponenten verarbeitet, bei denen Verdichter- oder Turbinenschaufeln und Turbinenscheibe aus einem Stuck gefertigt werden oder nach der Einzelfertigung durch ein Reibschweißverfahren zusammengefugt werden. Dies ergibt ebenfalls Vorteile im Wirkungsgrad, da die Komponenten hoher belastet werden konnen und eine geringere rotierende Masse aufweisen.
Neuen technologischen Ansatzen stehen zum Teil Bedenken der Betreiber, also der Luftfahrtgesellschaften, gegenuber: Diese wollen nur voll ausgereifte Technologien und Triebwerke mit z. B. geringer Teileanzahl verwenden.
Es zeichnet sich ein standiger Zielkonflikt ab zwischen:
- Anzahl der Teile in einem Triebwerk,
- Wirkungsgrad,
- Treibstoffverbrauch,
- Abgasemissionen,
- Gerauschemissionen,
- Gewicht und
- Wartungsfreundlichkeit
Bei einer Entwicklungsdauer von funf bis acht Jahren ist es jedoch schwierig, die Marktanforderungen vorauszusagen.
Im Moment werden Treibstoffkosten wieder etwas hoher bewertet. Auf der Suche nach alternativen Kraftstoffen werden unterschiedliche Ansatze verfolgt: An einem
Airbus A380
der
Qatar Airways
wurde eines der vier Triebwerke zu Testzwecken auf den Betrieb mit
GTL-Kraftstoffen
umgestellt.
[36]
Auch Boeing testete in einer Kooperation mit
Virgin Atlantic
an einem Triebwerk einer
747-400
den Einsatz von Kokos- und Babassu-Ol als Biotreibstoff.
[37]
Auch werden fur die Nutzung regenerativer Energien Triebwerke mit
Wasserstoff
als Treibstoff untersucht. Von der Turbinentechnik her erscheint das problemlos, das Gewicht von Wasserstoff ist bei gleichem Energiegehalt sogar geringer als das von Kerosin, jedoch muss der Wasserstoff tiefkalt (?253 °C) mitgefuhrt werden und benotigt wegen seiner selbst verflussigt geringen Dichte ein großes Volumen. Alle diese Untersuchungen befinden sich jedoch noch in einem Stadium, das einen Einsatz alternativer Kraftstoffe im regularen Alltagsflugbetrieb in den nachsten Jahren nicht erwarten lasst.
Im Kurzstreckenbereich finden jedoch nach wie vor langsamere und kraftstoffsparende Flugzeuge mit Propellerturbinen ihr Einsatzgebiet, da sie unter diesen Betriebsbedingungen gunstiger sind. Das Problem der hohen Gerauschemissionen wird dabei zunehmend durch Einsatz von Propellern mit mehr Blattern erheblich verringert.
Mittlerweile werden die ersten
Segelflugzeuge
mit einem kleinen ausklappbaren Strahltriebwerk ausgerustet, um als sogenannte ?
Heimkehrhilfe
“ bei nachlassender
Thermik
zu dienen.
Die drei bedeutendsten Hersteller sind
GE Aviation
(
General Electric
),
Rolls-Royce
,
Pratt & Whitney
(
Raytheon Technologies
), gefolgt von
Safran Aircraft Engines
und
MTU Aero Engines
.
Insgesamt konzentriert sich der Markt der Anbieter und es kommt zu globalen Allianzen am Triebwerksmarkt. Beispiel hierfur ist der Zusammenschluss von
General Electric
und
Pratt & Whitney
zu einem
Joint Venture
namens
Engine Alliance
fur Entwicklung und Bau des
GP7200
Triebwerks.
[38]
Im militarischen Bereich werden Kooperationen aufgrund von multinationalen Projekten haufig durch die damit verbundenen nationalen Arbeitsanteile erzwungen. So grundeten beispielsweise
Industria de Turbo Propulsores
(spanisch),
MTU Aero Engines
(deutsch),
Rolls-Royce
(britisch) und
Safran Aircraft Engines
(franzosisch) fur die Entwicklung des
A400M-Triebwerks
eigens die
EPI Europrop International GmbH
.
[39]
Turbinenstrahl-Warnung am
Flughafen Reykjavik
Auf Flugzeugtragern wird auf kurzer Startbahn mit Katapult gestartet; das Ankoppeln des Fahrwerks ans Katapult erfolgt erst unmittelbar vor dem Start von Hand durch eine Person, wahrend die Triebwerke hochgefahren werden. Am Lufteinlass wird Luft mit einer sehr hohen Volumenrate eingesaugt, sodass rundherum ein Sicherheitsabstand von sechs Meter (6 m) empfohlen wird. Wiederholt sind Menschen eingesaugt worden, die sich entgegen Vorschrift und guter Praxis vor einem Einlass aufhielten. Insbesondere kleine Flugzeuge, wie militarische Jager, haben niedrig liegende Einlasse. Kommt hier eine Person zu nahe, lauft sie Gefahr, vom Luftstrom ins Triebwerk eingesaugt und von den rotierenden Schaufelblattern getotet zu werden.
[40]
Der Abgasstrahl hinter einem Flugzeug kann so stark und schnell sein, dass eine Person umgeworfen und weggeblasen, auf Flugzeugtragern auch uber Bord geblasen werden kann. Der
Princess Juliana International Airport
der
Karibik
-Insel
Saint Martin
ist weltweit dafur bekannt, dass landende, große Flugzeuge nur 10?20 m uber die Kopfe von Schaulustigen an einem Strand hinwegfliegen mussen, und diese sich sehr nah hinter startenden Flugzeugen aufhalten konnen. Es kam wiederholt zu schweren Verletzungen und auch zu einem Todesfall (2017).
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Einsauggefahr: In einem seltenen Fall, der uber eine Deckuberwachungskamera dokumentiert ist, naherte sich ein Soldat, der einen Bediener bei einem nachtlichen Einsatz am 20. Februar 1991 einwies und daher das Koppeln an den Katapult kontrollierte, dem Triebwerk stehend, wurde mit dem Kopf voran weitestgehend in die Einlaufverkleidung eingesogen und uberlebte schwer verletzt ? mit Schlusselbeinbruch und Trommelfellriss. Per Schutzreflex hob er einen Arm, wahrend ihm Helm und Schwimmweste vom Luftstrom abgezogen oder abgerissen wurden. Wahrend er sich fur den Bruchteil einer Sekunde im Einlass verkeilte, zerstorten die zwei eingesaugten Ausrustungsteile die Schaufeln und somit das Triebwerk, dessen Treibstoffzufuhr sich danach abstellte.
YouTube:
Auf der Theodor Roosevelt ins Intruder Triebwerk gesogen
, Roy Hahmann, 22. Februar 2011, Video (7:26) ? Vorfall von 1991.