“
Tear down this wall!
” (deutsch: ?Reißen Sie diese Mauer nieder!“) ist eine Zeile aus einer Rede von
US-Prasident
Ronald Reagan
in
West-Berlin
am 12. Juni 1987, welche den Regierungschef der
Sowjetunion
,
Michail Gorbatschow
, dazu aufforderte, die
Berliner Mauer
zu offnen, die seit August 1961 West- und
Ost-Berlin
teilte.
[1]
Ronald Reagan war im Januar 1981
US-Prasident
geworden und besuchte im Juni 1982 erstmals West-Berlin. Er hielt eine Rede, in der er auch die
Berliner Mauer
ansprach: “
I’d like to ask the Soviet leaders one question […] Why is the wall there?
” (deutsch: ?Ich mochte den sowjetischen Fuhrern eine Frage stellen […] Warum ist die Mauer dort?“)
[2]
Im Jahr 1986, 25 Jahre nach dem Mauerbau, beantwortete er die Frage der
Bild-Zeitung
, wann er denke, dass die Mauer abgerissen werden konnte: “
I call upon those responsible to dismantle it [today]
” (deutsch: ?Ich appeliere an die Verantwortlichen, sie [heute] abzubauen“).
[3]
Am Tag vor Reagans erneutem Besuch im Jahr 1987 demonstrierten 50.000 Menschen in Berlin gegen ihn. Wahrend des Besuchs selbst wurden einige Bereiche der Stadt von der Veranstaltung abgeriegelt; insbesondere der Bezirk
Kreuzberg
(so wurde die
U-Bahn-Linie 1
geschlossen).
[4]
Einige Mitarbeiter Reagans diskutierten den Redeentwurf kontrovers, da sie der Meinung waren, er solle auf diesen Teil verzichten, um
Gorbatschow
mogliche Verlegenheiten oder eine Bloßstellung zu ersparen.
[5]
Reagan und Gorbatschow hatten eine gute Beziehung aufgebaut. US-Beamte in der
Bundesrepublik Deutschland
und die
Redenschreiber
des Prasidenten, einschließlich
Peter Robinson
, dachten anders. Robinson reiste vor der Rede nach West-Berlin und gewann dabei den Eindruck, dass viele West-Berliner gegen die Mauer waren.
[5]
Am 18. Mai 1987 traf sich Reagan mit seinen Redenschreibern und sagte spater dazu: “
I thought it was a good, solid draft
” (deutsch: ?Ich habe gedacht, dass es ein guter, solider Entwurf war“).
Howard Baker
, Stabschef des Weißen Hauses, wandte ein, dass es extrem und nicht prasidial klinge; der stellvertretende US-Sicherheitsberater
Colin Powell
stimmte dem zu. Dennoch mochte Reagan die Passage und sagte, “
I think we’ll leave it in
” (deutsch: ?Ich denke, wir werden es drin lassen“).
[6]
Der Chef-Redenschreiber
Anthony Dolan
schrieb die Zeilen Reagan zu. In einem im
The Wall Street Journal
im November 2009 veroffentlichten Artikel schrieb Dolan, Reagan habe in einer Sitzung im
Oval Office
die Zeile prasentiert. Er außerte sich auch zu seinen damaligen Reaktion und zu der Robinsons.
[7]
Das fuhrte zu einem freundlichen Schriftwechsel zwischen Robinson und Dolan uber ihre unterschiedlichen Darstellungen, welchen das
Wall Street Journal
veroffentlicht hat.
[8]
[9]
Bei ihrer Ankunft in Berlin am 12. Juni 1987 wurden Reagan und seine Frau Nancy zum
Reichstag
gebracht, wo sie die Mauer von einem Balkon aus betrachteten.
[10]
Reagan hielt seine Rede dann um 14:00 Uhr am
Brandenburger Tor
vor zwei Scheiben aus
Panzerglas
.
[11]
Unter den Zuschauern waren
Bundesprasident
Richard von Weizsacker
,
Bundeskanzler
Helmut Kohl
und
West-Berlins Burgermeister
Eberhard Diepgen
.
[10]
An diesem Nachmittag sagte Reagan, nachdem er bereits auf erste Anzeichen von Veranderungen in der sowjetischen Politik hingewiesen hatte:
“We welcome change and openness; for we believe that freedom and security go together, that the advance of human liberty can only strengthen the cause of world peace. There is one sign the Soviets can make that would be unmistakable, that would advance dramatically the cause of freedom and peace. General Secretary Gorbachev, if you seek peace, if you seek prosperity for the Soviet Union and Eastern Europe, if you seek liberalization, come here to this gate. Mr. Gorbachev, open this gate. Mr. Gorbachev, tear down this wall!”
?Wir freuen uns uber Veranderungen und Offenheit; weil wir glauben, dass Freiheit und Sicherheit miteinander einhergehen, wo der Fortschritt der menschlichen Freiheit nur die Absicht des Weltfriedens starken kann. Es gibt ein Zeichen das die Sowjets machen konnen, welches unmissverstandlich sein und drastisch die Angelegenheit der Freiheit und des Friedens verbessern wurde. Generalsekretar Gorbatschow, wenn Sie Frieden suchen, wenn Sie Wohlstand fur die Sowjetunion und Osteuropa suchen, wenn Sie Liberalisierung suchen, kommen Sie hierher zu diesem Tor. Herr Gorbatschow, offnen Sie dieses Tor. Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“
[12]
Spater in seiner Rede sagte Reagan:
“As I looked out a moment ago from the Reichstag, that embodiment of German unity, I noticed words crudely spray-painted upon the wall, perhaps by a young Berliner, ‘This wall will fall. Beliefs become reality.’ Yes, across Europe, this wall will fall. For it cannot withstand faith; it cannot withstand truth. The wall cannot withstand freedom.”
?Wie ich vor einem Moment vom Reichstag, der Inbegriff der deutschen Einheit, herausgesehen habe, bemerkte ich auf die Wand gespruhte Worte, vielleicht von einem jungen Berliner, ?Diese Mauer wird fallen. Glauben wird Realitat.‘ Ja, in ganz Europa wird diese Mauer fallen. Sie kann dem Glauben nicht standhalten; Sie kann der Wahrheit nicht standhalten. Die Mauer kann der Freiheit nicht standhalten.“
[12]
Ein weiterer Hohepunkt der Rede war Reagans Aufruf, das
Wettrusten
(mit seinem Verweis auf die sowjetischen
SS-20
-Kernwaffen) zu beenden und die Moglichkeit, “
not merely of limiting the growth of arms, but of eliminating, for the first time, an entire class of nuclear weapons from the face of the Earth
” (deutsch: ?nicht nur das Wachstum der Bewaffnung zu begrenzen, sondern auch zum ersten Mal eine ganze Klasse von Kernwaffen aus der Welt zu schaffen“).
[11]
Der Kernsatz der Rede erschien am folgenden Tag mit Foto auf der Titelseite der
New York Times
.
[11]
Die Zeit
betitelte ihren Bericht: "Der Prasident an der Mauer: Mit dem Mut zur Utopie".
[13]
Die sowjetische
Nachrichtenagentur
TASS
beschuldigte Reagan, eine offen provokative, kriegstreibende Rede gehalten zu haben.
[11]
DDR
-
Politburomitglied
Gunter Schabowski
betrachtete die Rede spater als ?absurd“,
[14]
. Ironischerweise war es dann ausgerechnet Schabowski, der die Mauer zweieinhalb Jahre spater durch eine wohl unbedachte Antwort auf einer Pressekonferenz am 9. November 1989 tatsachlich offnete.
Der damalige Bundeskanzler
Helmut Kohl
sagte, dass er es nie vergessen werde, in der Nahe von Reagan gestanden zu haben, als dieser Gorbatschow dazu aufforderte, die Berliner Mauer einzureißen. “
He was a stroke of luck for the world, especially for Europe
” (deutsch: ?Er war ein Glucksfall fur die Welt, vor allem fur Europa“).
[15]
Reagans Aufruf an Gorbatschow, die Berliner Mauer einzureißen, habe seinerzeit wenig Wirkung gehabt, behauptete hingegen 20 Jahre spater Romesh Ratnesar im Time Magazine.
[16]
Liam Hoare kritisierte 2012 in einem Artikel fur
The Atlantic
, dass amerikanische Medien sich auf die Bedeutung dieser besonderen Rede konzentrierten, ohne die Kompliziertheit der Ereignisse zu bewerten.
[17]
Auch der spatere
US-Botschafter in Deutschland
John Kornblum
, seinerzeit als ranghochster US-Diplomat in Berlin verantwortlich fur die Organisation rund um Reagans Rede, schrieb 2007: “
[The speech] wasn’t really elevated to its current status until 1989, after the wall came down
” (deutsch: ?Die Rede hatte bis zum Mauerfall 1989 nicht ansatzweise ihr heutiges Ansehen“).
[10]
In einem Interview erinnerte sich Reagan, dass die
ostdeutsche Polizei
es den Menschen nicht erlaubt hatte, in die Nahe der Mauer zu kommen, wodurch die Burger daran gehindert wurden, an dem Erlebnis der Rede teilzuhaben.
[16]
Die
westdeutsche Polizei
musste aufgrund verschiedener Ausschreitungen wahrend Anti-Reagan-Demonstrationen zu ahnlichen Maßnahmen greifen.
[4]
Peter Robinson, der
Redenschreiber
des Weißen Haus, der die Rede entworfen hat, sagte, dass seine beruhmteste Zeile durch ein Gesprach mit Ingeborg Elz aus West-Berlin inspiriert wurde, die in einem Gesprach mit ihm bemerkt hatte: “
If this man Gorbachev is serious with his talk of
Glasnost
and
perestroika
he can prove it by getting rid of this wall
” (deutsch: ?Wenn Gorbatschow es mit seiner Rede von
Glasnost
und
perestroika
ernst meint, kann er es beweisen, indem er diese Mauer los wird“).
[18]
Der Prasident hatte auch tagesaktuelle Bezuge in seine Rede einfließen lassen. So machte er gegen Schluss den Vorschlag, angesichts der seit zwei Tagen wahrenden
Unruhen in Sudkorea
die
Olympischen Spiele 1988
nicht dort, sondern in den beiden Halften Berlins austragen zu lassen. Dies traf bei westdeutschen, nicht aber ostdeutschen Politikern auf Zustimmung.
In der Einleitung des Agententhrillers
Atomic Blonde
von Regisseur
David Leitch
mit Schauspielerin
Charlize Theron
von 2017 ist der Rede-Ausschnitt von US-Prasident Ronald Reagan zu sehen. Auch der Thriller
Der Schakal
mit
Bruce Willis
von 1997 eroffnet mit diesem historischen Tondokument.
- Peter Robinson:
It’s My Party: A Republican’s Messy Love Affair with the GOP
. Warner Books, 2000,
ISBN 0-446-52665-7
.
- John C. Kornblum
:
Reagan’s Brandenburg Concerto
. In:
The American Interest
.
Mai?Juni 2007.
- Romesh Ratnesar:
Tear Down This Wall: A City, a President, and the Speech that Ended the Cold War.
2009.
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In:
USAF Air University.
Archiviert vom
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abgerufen am 27. Oktober 2015
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Remarks on Arrival in Berlin.
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abgerufen am 27. Oktober 2015
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Public Papers of the Presidents of the United States: Ronald Reagan, 1986.
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Written Responses to Questions Submitted by Bild-Zeitung of the Federal Republic of Germany.
7. August 1986,
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Cowboy und Indianer.
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"Wir wollten Gorbatschow nicht bloßstellen"
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Let’s Please Stop Crediting Ronald Reagan for the Fall of the Berlin Wall.
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“Tear Down This Wall”: How Top Advisers Opposed Reagan’s Challenge to Gorbachev ? But Lost.
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