Die
Tai Ki
(Namensherkunft:
Taiji (chinesische Philosophie)
) war ein
osterreichisches
Experimentalschiff vom
Schiffstyp
einer
Dschunke
, die im Oktober 1974 auf ihrer
Jungfernreise
von
China
nach
Mexiko
im Nord
pazifik
nach 114 Tagen von ihrer
Besatzung
aufgegeben werden musste. Die Schiffbruchigen wurden von dem US-amerikanischen
Frachter
Washington Mail
gerettet; der Verbleib des
Wracks
ist unbekannt. Bereits im Marz 1939 war der amerikanische Schriftsteller
Richard Halliburton
mit seinem Dschunkennachbau
Sea Dragon
auf einer ahnlichen Reiseroute verschollen.
Die Idee zu einer Dschunken-Expedition, auf der ein
Kulturtransfer
von China nach
Mesoamerika
um das
Jahr null
nachgewiesen werden sollte, stammte von dem osterreichischen
Journalisten
Kuno Knobl
.
Knobl gelang es, den
Wiener
Verleger
Fritz Molden
von dem Projekt zu uberzeugen; dieser stellte sich als
Sponsor
zur Verfugung und finanzierte den Bau der
Tai Ki
nach
Rekonstruktionen
des danischen
Kapitans
Carl Frederik Grage. Grage hatte alle verfugbaren Unterlagen uber Dschunken fur seine Konstruktion ausgewertet, allerdings gelang es nicht, die Unterstutzung chinesischer Stellen in der
Volksrepublik China
zu gewinnen, die auf eine Anfrage Knobls nicht reagiert hatten.
Die Dschunke verließ mit
Schlepperhilfe
Hongkong am 16. Juni 1974. Die Besatzung der
Tai Ki
bestand aus Knobl, Kapitan Grage, dem danischen
Funker
Allan Kartin, dem
Hamburger
Wolf Werner Rausch, dem
Iren
Hal Price, dem
britischen
Schiffsarzt
Dr. Bob Kendrick, dem US-amerikanischen
Kameramann
Bill Martin und dem Osterreicher Arno Dennig, der an der Projektentwicklung von Anfang an beteiligt war.
Aufgrund von Verzogerungen beim Bau der Dschunke, konnte die ursprungliche Reiseperiode vom Fruhjahr/Sommer 1974 nicht eingehalten werden, so dass die
Tai Ki
in die
Schlechtwetterperiode
im Nordpazifik geriet und die geplante
Reisezeit
erheblich uberschritten wurde. Aufgrund einer Erkrankung musste Knobl die
Tai Ki
bereits am 11. August in
Japan
verlassen.
Am 2. September, gut 1000
Seemeilen
ostlich von Japan, entdeckte die Besatzung, dass immer wieder auftretende
Lecks
auf
Schiffsbohrwurmer
zuruckzufuhren waren. Das
Fichtenholz
der Dschunke war beim Bau lediglich mit
Tungol
behandelt worden. Das erste Reiseziel, die
kalifornische
Kuste in der Hohe von
San Francisco
, war zu diesem Zeitpunkt noch 4.000 Seemeilen entfernt.
Am 11. September fiel das
generatorbetriebene
Amateurfunkgerat
, mit dem Kontakt zu
schwedischen
Funkern in
Nynashamn
gehalten wurde, aus, so dass die standige Verbindung zur Außenwelt abbrach. Allerdings gelang es am 13. September, uber ein Notradio Kontakt zu einer Station der
US-Kustenwache
in
Kodiak (Alaska)
zu bekommen. Die
Tai Ki
hatte zu diesem Zeitpunkt schwere
Schlagseite
nach
Backbord
. Es gelang der Besatzung jedoch, das Schiff durch standiges
Pumpen
und Abdichten der Lecks mit einer Masse aus Tungol und
Sagespanen
wieder zu stabilisieren.
Am 29. September wurde die
Datumsgrenze
uberschritten, am 3. Oktober erneut
Funkkontakt
mit Kodiak hergestellt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die
Tai Ki
auf Position 41 Grad 0 Minuten 2 Sekunden Nord, 174 Grad 27 Minuten West. Sie begegnete am 4. Oktober dem
griechischen
Frachter
Master Petros
, lehnte aber dessen Hilfsangebot ab.
Am 5. Oktober gewann die Besatzung die Gewissheit, dass die
Tai Ki
unter den herrschenden Umstanden nicht mehr in der Lage sein wurde, einen
Hafen
zu erreichen und eine
Evakuierung
ins Auge gefasst werden musste, da immer wieder eindringendes Wasser die Gefahr des
Kenterns
beinhaltete.
Am 8. Oktober brach bei einem heftigen
Sturm
das
Steuerruder
. Kapitan Grage ordnete die Absendung eines
Mayday
-Spruchs an. Kodiak leitete den
Notruf
an Schiffe in der Region weiter, allerdings mit der Position des Vortags, 40° 30 Nord und 169° West. Der Notruf wurde von der
Washington Mail
unter Kapitan George Greenwell aufgefangen. Der Bordhund der
Tai Ki
, Lap Sac, wurde eingeschlafert, da er angeblich auf der notfalls zu besetzenden
Rettungsinsel
ein Sicherheitsrisiko gewesen ware.
Am 9. Oktober 0.15 Uhr erreichte ein Flugzeug der Kustenwache die
Tai Ki
und warf eine
Sonarboje
ab, so dass das treibende Wrack jederzeit geortet werden konnte. Gegen 12.00 Uhr wurde die Besatzung der Dschunke 2.000 Seemeilen vor der nordamerikanischen Kuste von der
Washington Mail
abgeborgen und die
Tai Ki
sich selbst uberlassen. Der Frachter lief am 14. Oktober
Seattle
an, wo die Schiffbruchigen an Land gesetzt wurden.
Von der
BBC
war ursprunglich ein
Dokumentarfilm
uber das Unternehmen geplant gewesen. Unklar ist bislang, was aus dem
Filmmaterial
wurde, das Bill Martin an Bord drehte.
- Kuno Knobl:
TAI KI. Die Reise zum Ort ohne Wiederkehr
, Wien/Munchen/Zurich (Verlag Fritz Molden) 1975.