Tai Ki

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Tai Ki p1
Schiffsdaten
Flagge Osterreich   Osterreich
Schiffstyp Dschunke
Bauwerft So's Brothers Shipyard, Ap Lei Chau , Hongkong
Stapellauf 15. Mai 1974
Schiffsmaße und Besatzung
Lange 20,10 m ( Lua )
Breite 6,38 m
Tiefgang (max.) 1,05 m
Verdrangung 31 tons
 
Besatzung 8
Takelung und Rigg
Anzahl Masten 1
Segelflache 110,40 m²
Sonstiges
Registrier­nummern Oe-20-60

Die Tai Ki (Namensherkunft: Taiji (chinesische Philosophie) ) war ein osterreichisches Experimentalschiff vom Schiffstyp einer Dschunke , die im Oktober 1974 auf ihrer Jungfernreise von China nach Mexiko im Nord pazifik nach 114 Tagen von ihrer Besatzung aufgegeben werden musste. Die Schiffbruchigen wurden von dem US-amerikanischen Frachter Washington Mail gerettet; der Verbleib des Wracks ist unbekannt. Bereits im Marz 1939 war der amerikanische Schriftsteller Richard Halliburton mit seinem Dschunkennachbau Sea Dragon auf einer ahnlichen Reiseroute verschollen.

Technische Daten

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Idee zur Expedition

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Die Idee zu einer Dschunken-Expedition, auf der ein Kulturtransfer von China nach Mesoamerika um das Jahr null nachgewiesen werden sollte, stammte von dem osterreichischen Journalisten Kuno Knobl .

Knobl gelang es, den Wiener Verleger Fritz Molden von dem Projekt zu uberzeugen; dieser stellte sich als Sponsor zur Verfugung und finanzierte den Bau der Tai Ki nach Rekonstruktionen des danischen Kapitans Carl Frederik Grage. Grage hatte alle verfugbaren Unterlagen uber Dschunken fur seine Konstruktion ausgewertet, allerdings gelang es nicht, die Unterstutzung chinesischer Stellen in der Volksrepublik China zu gewinnen, die auf eine Anfrage Knobls nicht reagiert hatten.

Die Dschunke verließ mit Schlepperhilfe Hongkong am 16. Juni 1974. Die Besatzung der Tai Ki bestand aus Knobl, Kapitan Grage, dem danischen Funker Allan Kartin, dem Hamburger Wolf Werner Rausch, dem Iren Hal Price, dem britischen Schiffsarzt Dr. Bob Kendrick, dem US-amerikanischen Kameramann Bill Martin und dem Osterreicher Arno Dennig, der an der Projektentwicklung von Anfang an beteiligt war.

Aufgrund von Verzogerungen beim Bau der Dschunke, konnte die ursprungliche Reiseperiode vom Fruhjahr/Sommer 1974 nicht eingehalten werden, so dass die Tai Ki in die Schlechtwetterperiode im Nordpazifik geriet und die geplante Reisezeit erheblich uberschritten wurde. Aufgrund einer Erkrankung musste Knobl die Tai Ki bereits am 11. August in Japan verlassen.

Am 2. September, gut 1000 Seemeilen ostlich von Japan, entdeckte die Besatzung, dass immer wieder auftretende Lecks auf Schiffsbohrwurmer zuruckzufuhren waren. Das Fichtenholz der Dschunke war beim Bau lediglich mit Tungol behandelt worden. Das erste Reiseziel, die kalifornische Kuste in der Hohe von San Francisco , war zu diesem Zeitpunkt noch 4.000 Seemeilen entfernt.

Am 11. September fiel das generatorbetriebene Amateurfunkgerat , mit dem Kontakt zu schwedischen Funkern in Nynashamn gehalten wurde, aus, so dass die standige Verbindung zur Außenwelt abbrach. Allerdings gelang es am 13. September, uber ein Notradio Kontakt zu einer Station der US-Kustenwache in Kodiak (Alaska) zu bekommen. Die Tai Ki hatte zu diesem Zeitpunkt schwere Schlagseite nach Backbord . Es gelang der Besatzung jedoch, das Schiff durch standiges Pumpen und Abdichten der Lecks mit einer Masse aus Tungol und Sagespanen wieder zu stabilisieren.

Am 29. September wurde die Datumsgrenze uberschritten, am 3. Oktober erneut Funkkontakt mit Kodiak hergestellt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Tai Ki auf Position 41 Grad 0 Minuten 2 Sekunden Nord, 174 Grad 27 Minuten West. Sie begegnete am 4. Oktober dem griechischen Frachter Master Petros , lehnte aber dessen Hilfsangebot ab.

Am 5. Oktober gewann die Besatzung die Gewissheit, dass die Tai Ki unter den herrschenden Umstanden nicht mehr in der Lage sein wurde, einen Hafen zu erreichen und eine Evakuierung ins Auge gefasst werden musste, da immer wieder eindringendes Wasser die Gefahr des Kenterns beinhaltete.

Am 8. Oktober brach bei einem heftigen Sturm das Steuerruder . Kapitan Grage ordnete die Absendung eines Mayday -Spruchs an. Kodiak leitete den Notruf an Schiffe in der Region weiter, allerdings mit der Position des Vortags, 40° 30 Nord und 169° West. Der Notruf wurde von der Washington Mail unter Kapitan George Greenwell aufgefangen. Der Bordhund der Tai Ki , Lap Sac, wurde eingeschlafert, da er angeblich auf der notfalls zu besetzenden Rettungsinsel ein Sicherheitsrisiko gewesen ware.

Am 9. Oktober 0.15 Uhr erreichte ein Flugzeug der Kustenwache die Tai Ki und warf eine Sonarboje ab, so dass das treibende Wrack jederzeit geortet werden konnte. Gegen 12.00 Uhr wurde die Besatzung der Dschunke 2.000 Seemeilen vor der nordamerikanischen Kuste von der Washington Mail abgeborgen und die Tai Ki sich selbst uberlassen. Der Frachter lief am 14. Oktober Seattle an, wo die Schiffbruchigen an Land gesetzt wurden.

Von der BBC war ursprunglich ein Dokumentarfilm uber das Unternehmen geplant gewesen. Unklar ist bislang, was aus dem Filmmaterial wurde, das Bill Martin an Bord drehte.

  • Kuno Knobl: TAI KI. Die Reise zum Ort ohne Wiederkehr , Wien/Munchen/Zurich (Verlag Fritz Molden) 1975.