Die
turkischen Luftstreitkrafte
(
turkisch
Hava Kuvvetleri
) wurden 1911 als
Unterstutzungstruppe
innerhalb des
Osmanischen Heeres
gegrundet und am 31. Januar 1944 eigenstandig.
[2]
Die Luftwaffe verfugt derzeit uber rund 60.100 Soldaten und ist damit die zweitgroßte Teilstreitkraft. Sie ist gegliedert in zwei
Taktische Luftkommandos
in
Eski?ehir
und
Diyarbakır
, ein Trainingskommando und ein Unterstutzungskommando. Das
Hauptquartier
befindet sich in
Ankara
. Die turkischen Luftstreitkrafte verfugen uber 1940 Luftfahrzeuge, darunter
General Dynamics F-16
,
McDonnell Douglas F-4
und
Northrop F-5
,
Boeing-KC-135
-Tankflugzeuge und 86 taktische Transportflugzeuge (u. a.
CN-235
,
Transall C-160
,
Lockheed C-130
und
Airbus A400M
).
Sabiha Gokcen
wurde 1937 erste turkische Pilotin und die erste
Kampfpilotin
der Welt. Sie war eines von acht Adoptivkindern
Mustafa Kemal Ataturks
.
Seit dem 18. Februar 1952 gehort die Turkei zur
NATO
und wahrend des
Kalten Krieges
bis 1991 unterstutzte die Luftwaffe das Bundnis an der Sudostflanke des
Warschauer Paktes
.
Im August 1964 wurde Hauptmann
Cengiz Topel
in einer
F-100
wahrend des Angriffes auf ein Patouillenboot uber
Zypern
in der Nahe von Denizli/Xeros bei Gemikona?ı/Karavostasi von
40-mm-Bofors-Geschutzen
der
Zyprischen Nationalgarde
beschossen. Nach dem Ausstieg soll er angeblich zu Tode gefoltert worden sein. Topel war der erste Kampfflugzeugpilot der turkischen Luftwaffe, der wahrend eines Einsatzes ums Leben kam.
[3]
An diesem Tag hatte die Turkische Luftwaffe auch
Napalm
-Bomben gegen griechisch-zypriotische Dorfer eingesetzt.
[4]
Dabei starben mindestens 19 Zivilisten.
[5]
Die Luftwaffe beteiligte sich am
Militarputsch in der Turkei 1971
.
Im Jahr 1974 unterstutzte die Luftwaffe in der
Operation Atilla
die Invasion von Nordzypern.
Die Luftwaffe wurde seit 1978 haufig gegen Stellungen der
Arbeiterpartei Kurdistans
(PKK) im Nordirak (
Kandil-Berge
) und Syrien eingesetzt. Siehe auch:
Konflikt zwischen der Republik Turkei und der PKK
.
Die Luftwaffe beteiligte sich am
Militarputsch in der Turkei 1980
.
Am 26. Marz 1994 erfolgte im eigenen Land der
Luftangriff auf Koca?ılı und Ku?konar
gegen kurdische Dorfer.
Von 1. Januar 1997 bis 17. Marz 2003 beteiligte sich die Luftwaffe an der
Operation Northern Watch
zur Durchsetzung einer Flugverbotszone im
Irak
nordlich des 36. Breitengrades.
Von 24. Marz bis 10. Juni 1999 wurden Flugzeuge der Luftwaffe im Rahmen der NATO-
Operation Allied Force
gegen die
Bundesrepublik Jugoslawien
im
Kosovokrieg
eingesetzt.
Vom 16. Dezember 2007 bis 29. Februar 2008 beteiligte sich die Luftwaffe an der Operation Sonne (turkisch: Gune? Harekatı) im Nordirak zur Bekampfung von Stutzpunkten der
Arbeiterpartei Kurdistans
(PKK).
Bis 2011 wurden alle 270
F-16-Kampfflugzeuge
der turkischen Luftwaffe mit dem eigenen
Freund-Feind-Erkennungssystem
von
Aselsan
nachgerustet. Da die Erkennungsprofile der ursprunglich eingebauten US-Versionen nicht geandert werden konnten, entwickelte die Turkei ihr eigenes Freund-Feind-Erkennungssystem. Kunftig werden die turkischen Piloten Ziele nach ?nationalem Interesse“ identifizieren.
[6]
Im
Syrisch-Turkischen Konflikt 2012
wurde von der syrischen Luftabwehr vor der syrischen Provinz eine
McDonnell F-4 der turkischen Luftwaffe abgeschossen
, dabei kamen beide Besatzungsmitglieder ums Leben.
Am 23. Marz 2014 schoss bei
Kessab
in
Syrien
ein turkisches
F-16
-Kampfflugzeug ein
syrisches Militarflugzeug
des Typs
MiG-23
ab. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten.
[7]
[8]
Am 24. November 2015 erfolgte der
Abschuss einer Suchoi Su-24 der russischen Luftwaffe
im
turkisch-syrischen Grenzgebiet
uber der syrischen
Provinz Latakia
.
Seit 2015 nimmt die Luftwaffe an einer erneuten Offensive gegen die PKK teil, besonders in den Provinzen
Hakkari
und
?ırnak
.
Im Juli 2016 beteiligte sich ein Teil der Luftwaffe an einem
Putschversuch
.
Im Rahmen der
Turkische Militaroffensive in Nordsyrien 2016/17
bombardierten turkische F-16 Kampfjets
IS
-Stellungen.
Seit dem 20. Januar 2018 werden im Rahmen der
Turkische Militaroffensive auf Afrin
Stellungen der
YPG/YPJ
bombardiert.
[9]
Als Nachfolger fur altere Jets hatte das turkische Verteidigungsministerium 116
[10]
F-35
?Joint Strike Fighter“ (JSF) ausgewahlt und sich damit aus technischen, politischen und wirtschaftlichen Grunden gegen den
Eurofighter Typhoon
entschieden, der unter anderem nur begrenzt
Tarnkappentechnik
besitzt. Die Turkei war als Level-3-Partner der US-Streitkrafte an der Entwicklung der F-35 beteiligt. Das komplette Auftragsvolumen fur die 116 Jets betrug 10,4 Milliarden US-Dollar. Die erste F-35 der USA wurde 2014 in Dienst gestellt.
Es liefen umfassende Maßnahmen, einen erheblichen Teil der turkischen F-4- und F-16-Bestande zu modernisieren. Zusatzlich zu den bisherigen 240 F-16 Kampfflugzeugen, welche nahezu samtlich im Zeitraum von 1987 bis 1999 in der Turkei in Lizenz hergestellt wurden, beschaffte die Turkei ab 2006 weitere 30 F-16-Kampfflugzeuge, um die Ubergangszeit bis zur Einfuhrung der neuen F-35-Jets zu uberbrucken.
[11]
Am 17. Juli 2019 gab die US-amerikanische Regierung bekannt, dass die Lieferung der bestellten F-35 an die Turkei storniert wurde. Grund war der Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 durch die turkische Regierung, das nach Ansicht der USA als russisches Spionageinstrument eingesetzt werden kann. Zu den Teilelieferungen aus der Turkei wurde keine Aussage getroffen.
[12]
Die
Staffel Turk Yıldızları
(Turkische Sterne)
oder auch
Turkish Stars
sind eine in Konya stationierte turkische
Kunstflugstaffel
. Aktuell besteht dieses Akrobatikteam (kurz Akroteam, turkisch akrotim) der 134. Flotte der turkischen Luftwaffe (
turk.
Turk Hava Kuvvetleri) aus elf Piloten. Fur die Flugvorfuhrungen werden acht Northrop-F-5-Kampfflugzeuge genutzt.
Dem Oberkommando der Luftwaffe unterstehen direkt:
[13]
- Ausbildungskommando
(
Hauptquartier
:
Izmir
)
- Logistikkommando
- Logistikzentrum Eskisehir
- Logistikzentrum Kayseri
- Logistikzentrum Erkilet
- Logistikzentrum Etimesgut
- 10. Tanker-Basiskommando
(
Incirlik
)
- 11. Transportbasiskommando
(Ankara-
Etimesgut
)
- 12. Transportbasiskommando
(
Erkilet/Kayseri
)
- 221. Transportfliegerstaffel
(
C-160
,
A400M
)
[14]
- 222. Transportfliegerstaffel
(
C-130
)
- 223. Ausbildungsstaffel
(
CN-235
)
Die Kampfverbanden unterstehen den beiden taktischen Luftwaffenkommandos, diesen sind folgende
Staffeln
unterstellt:
- 1. Taktisches Luftwaffenkommando
(Westturkei, Hauptquartier: Eskisehir) (F-16C/D)
- 2. Taktisches Luftwaffenkommando
(Ostturkei, Hauptquartier:
Diyarbakir
)
Zur Flugabwehr stehen zwei Bataillone mit 86 ?
Rapier
“ und acht Feuereinheiten mit
MIM-23 HAWK
bereit.
- Am 19. Januar 2001 geriet eine
CASA CN-235
der turkischen Luftstreitkrafte (
TAF 097
) in der Nahe von
Kayseri
ins
Trudeln
und sturzte ab. Alle drei Insassen starben dabei.
[18]
- Am 23. Mai 2006 kollidierten in der Nahe der Insel
Karpathos
ein griechisches und ein turkisches
Kampfflugzeug
des Typs
F-16
bei einem Abfangmanover.
[19]
Griechenland
beansprucht einen nationalen
Luftraum
mit einer Breite von 10 Seemeilen (etwa 19 Kilometern) jenseits der eigenen Kustenlinien.
[20]
Die Turkei erkennt aber nur sechs Seemeilen (etwa 11 Kilometern) an, was der Breite der nationalen Seegebiete entspricht. Wegen Konflikten in der Agais standen Griechenland und die Turkei seit 1974 bereits drei Mal am Rande eines Krieges.
[21]
- Am 17. Januar 2018 flog eine CASA CN-235 der turkischen Luftstreitkrafte
(98-148)
in der Nahe von Hodulluca Mevkii, Distrikt Yalvac, Provinz Isparta, in einen schneebedeckten Hugel und wurde zerstort. Die Maschine befand sich auf einem Trainingsflug von und zum
Flugplatz Eski?ehir
. Alle drei Insassen starben dabei.
[22]
- ↑
International Institute for Strategic Studies
(Hrsg.):
The Military Balance 2023
. 123. Auflage.
Taylor & Francis
, 2023,
ISBN 978-1-03-250895-5
,
S.
141?144
.
- ↑
Die turkische Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.
In:
Flieger Revue Extra
Nr. 12, Berlin 2006, S. 35 und 41
- ↑
http://www.whatson-northcyprus.com/interest/lefke/topel.htm
- ↑
https://books.google.ch/books?id=_v7IH8x_dJoC&pg=PA185&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false
- ↑
https://www.israelnationalnews.com/news/349470
- ↑
Turkei bereitet Krieg gegen Israel vor
, israelnetz.com
- ↑
Focus Online
:
Turkische Armee schießt syrisches Kampfflugzeug ab
vom 23. Marz 2014
- ↑
ABC News
:
Turkish Jets Down Syrian Warplane Near Border
vom 23. Marz 2014
- ↑
brk/dpa/Reuters:
Turkei: Kampfjets bombardieren Stellungen der kurdischen YPG.
In:
Spiegel Online
.
20. Januar 2018,
abgerufen am 17. Februar 2024
.
- ↑
TGNA Approves Turkey’s F-35 PSFD Phase Participation
(
Memento
vom 27. Juli 2014 im
Internet Archive
)
- ↑
F-35 statt Eurofighter in der Turkei
Handelsblatt:
Eurofighter fallt bei Turken durch
- ↑
Der Tag: USA werfen Turkei endgultig aus F-35-Programm - n-tv.de.
www.n-tv.de, 17. Juli 2019,
abgerufen am 17. Juli 2019
.
- ↑
Landerinformation
des
osterreichischen Verteidigungsministeriums
- ↑
Airbus Defence and Space:
Turkei akzeptiert ihre erste A400M.
Flugrevue, 5. April 2014,
abgerufen am 14. August 2014
.
- ↑
Turkei stellt RF-4E außer Dienst.
www.flugrevue.de, 12. Marz 2015,
abgerufen am 15. Marz 2015
.
- ↑
Unfallbericht der Kollision uber Ankara am 1. Februar 1963, Viscount
,
Aviation Safety Network
(englisch), abgerufen am 27. Juli 2018.
- ↑
Unfallbericht der Kollision uber Ankara am 1. Februar 1963, DC-3
,
Aviation Safety Network
(englisch), abgerufen am 27. Juli 2018.
- ↑
Unfallbericht CN-235 TAF 097
,
Aviation Safety Network
(englisch), abgerufen am 25. November 2018.
- ↑
Artikel bei stern.de
- ↑
Issues of Greek - Turkish Relations: National airspace.
In:
Hellenic Republic ? Ministry of Foreign Affairs.
14. Juni 2018,
abgerufen am 15. April 2020
(englisch).
- ↑
Griechenland / Turkei: Ein Pilot stirbt bei Kollision zweier Kampfflugzeuge.
In:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
? FAZ.NET.
23. Mai 2006,
abgerufen am 15. April 2020
.
- ↑
Unfallbericht CN-235 TAF 98-148
,
Aviation Safety Network
(englisch), abgerufen am 25. November 2018.
Luftstreitkrafte der NATO-Mitgliedstaaten