Sulzer AG

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Sulzer AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN CH0038388911
Grundung 1834 / 1914 (AG)
Sitz Winterthur , Schweiz   Schweiz
Leitung Suzanne Thoma
Geschaftsleitung und VR-Prasidentin
Mitarbeiterzahl 12'900 [1]
Umsatz 3,2 Mrd. CHF (2022) [1]
Branche Maschinenbau
Website https://www.sulzer.com
Hauptsitz in Winterthur
Umsatzanteile der Divisionen (Geschaftsbericht 2017)
Sulzer-Pumpen im Kraftwerk Schwarze Pumpe

Die Sulzer AG ist ein weltweit tatiger Schweizer Industriekonzern mit Sitz in Winterthur .

Unternehmensstruktur

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Sulzer bestand laut Geschaftsbericht 2022 aus drei operativen Kerndivisionen:

  • Flow Equipment
  • Services ? Services fur rotierende Maschinen wie thermische Turbomaschinen , Generatoren und Motoren
  • Chemtech ? Prozesstechnologie, Trennkolonnen , Polymer, fraktionierende Kristallisation und Lizenztechnologien

Als Stabsfunktion gilt die Sulzer Management AG . Der Sulzer-Konzern beschaftigte im Dezember 2022 insgesamt 12'900 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 3,2 Milliarden Schweizer Franken. [1]

Grundung und Wachstum

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Das Unternehmen ≪Gebruder Sulzer, Giesserei in Winterthur≫ wurde 1834 durch Johann Jakob Sulzer gegrundet, der das ≪Gebaude 1834≫ an der Zurcherstrasse in Winterthur erbauen liess. Seine Sohne Johann Jakob und Salomon produzierten Eisenguss, bauten Feuerspritzen, Pumpen und Apparate fur die Textilindustrie; spater begannen sie auch mit der Installation von Heizungen. 1836 wuchs die Belegschaft auf etwa vierzig Gesellen , Handlanger und Lehrlinge an. 1839 folgte eine Erweiterung um eine Giesserei, im ursprunglichen Gebaude wurde eine mechanische Werkstatte eingerichtet, und die erste Dampfmaschine in Winterthur entstand. 1845 wurde der betriebseigene ≪Kranken-Unterstutzungs-Verein fur Fabrikarbeiter≫ gegrundet. Daraus wurde spater die Sulzer-Krankenkasse , die 1997 in Provita umbenannt wurde und heute als eigenstandige Krankenkasse tatig ist. 1859 entstand ein erster ≪Societats-Vertrag≫ zwischen den Gebrudern Sulzer, dabei wurden neue Produkte, zuerst Dampfmaschinen, spater auch Schiffe, sowie neue Organisations- und Produktionsmethoden eingefuhrt. Um 1860 folgte ein erstes auslandisches Verkaufsburo in Turin , 1867 die Teilnahme an der Weltausstellung in Paris , wo Sulzer mit der ersten horizontalen Ventildampfmaschine fur Aufsehen sorgte. [2] Die Belegschaft war auf uber 1000 Arbeiter gewachsen, sodass Erweiterungsbauten notwendig wurden.

1870 wurde die erste firmeneigene Berufsschule der Schweiz mit Lehrwerkstatten gegrundet. 1872 entstanden 24 Arbeiterwohnungen in Veltheim durch die Gesellschaft fur Erstellung billiger Wohnhauser , weitere Wohnhauser und auch Eigenheime folgten in anderen Teilen von Winterthur. 1873 folgte eine Teilnahme an der Weltausstellung in Wien . Ab 1880 trugen vor allem Dampfmaschinen zum Wachstum auf etwa 2000 Beschaftigte bei. 1881 wurde ein Filialbetrieb in Ludwigshafen am Rhein gegrundet. 1890 wurde die erste ≪Arbeiterkommission≫ der Schweiz gegrundet. 1898 entstand ein erster Sulzer- Dieselmotor in Zusammenarbeit mit Rudolf Diesel . 1905 war die von der Gebruder Sulzer AG gebaute und auf dem Genfersee eingesetzte "Venoge" das weltweit erste Schiff mit Dieselmotor. [3]

Blick vom Telegrafenturm auf das Sulzerareal, um 1907
Die erste Ausgabe der "Sulzer Technical Review" (1919)

Um 1900 hatte das Unternehmen uber 3000 Mitarbeiter und Verkaufsburos in Mailand , Paris , Kairo , London , Moskau und Bukarest , ab 1914 auch im japanischen K?be . Als Familienunternehmen war die Firma in der Form der offenen Handelsgesellschaft uber die Jahre gewachsen, im Juni 1914 erfolgte dann die Umwandlung in zwei Aktiengesellschaften mit Sitz in Winterthur und Ludwigshafen am Rhein, die beide den Namen Gebruder Sulzer Aktiengesellschaft erhielten. [4] 1917 wurden beide Gesellschaften in einer Holding -Struktur unter der Sulzer-Unternehmungen AG gebundelt und in der Folge auch die auslandischen Verkaufsburos in eigenstandige Gesellschaften uberfuhrt. [5]

1919 wurde eine erste regelmassig erscheinende Zeitung fur die Belegschaft in der Schweiz als Kundenzeitschrift ≪Technische Rundschau Sulzer≫ herausgegeben. In den Folgejahren wuchs das Unternehmen mit dem Fortschritt der Technik. Zahlreiche Produktionsanlagen breiteten sich sudwestlich der Altstadt von Winterthur aus, spater auch in anderen Quartieren. 1920 erfolgt mit der Werkfursorge der Gebruder Sulzer die Grundung einer ersten Sozialversicherung fur die Beschaftigten der Firma Sulzer. Die Werkfursorge ist der alteste Vorlaufer der heutigen Sulzer Vorsorgeeinrichtung . Sulzer konnte sich in der Zwischenkriegszeit als einer der drei weltweit fuhrenden Dieselmotorenhersteller fur die Schifffahrt etablieren. [2]

Krise der 1930er-Jahre

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Wahrend der 1930er-Jahre sank infolge der Weltwirtschaftskrise die Produktion um zwei Drittel, und es erfolgte ein massiver Personalabbau. 1937 erfolgte ein Streik, ein drohender zweiter Landesstreik wurde dabei auch bei Sulzer knapp verhindert und das ≪Friedensabkommen≫ zur Sicherung des Arbeitsfriedens unterzeichnet. Das Tochterunternehmen in Ludwigshafen am Rhein wurde 1941 an die Halbergerhutte verkauft [6] sowie die ubergeordnete Gesellschaft aufgelost. [5]

Wachstum und Blute in den Nachkriegsjahren

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Wahrend des 700-Jahre-Jubilaums der Stadt Winterthur waren auch Produkte der Industrie, darunter Sulzer, ausgestellt.
Aktie uber 1000 Franken der Gebruder Sulzer AG vom 4. Mai 1955

Ab 1945 begann eine Wachstumsphase mit bluhender Konjunktur und starkem Ausbau der Auslandaktivitaten. Als neues Segment kam die Produktion von Gasturbinen dazu. Fur das Schweizer Militar wurde auch ein Zweistrom-Strahltriebwerk projektiert und ein Einstromtriebwerk gebaut und getestet. [7] In den 1950er-Jahren erfolgte eine steigende Produktion durch Gastarbeiter, vor allem aus Sudeuropa. Es kam zur Erweiterung des Werks Oberwinterthur sowie ferner zur Entstehung neuer Unternehmensbereiche fur Energie, Anlagentechnik und Textilmaschinen, begleitet von besseren Arbeitsbedingungen, Ausbau der Sozialleistungen, Frauenarbeit fur ≪leichtere Fabrikarbeiten≫ sowie zur Wohnbauforderung auch in umliegenden Gemeinden.

Wahrend der zweiten Blutezeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstand Anfang der 1960er-Jahre das Sulzer-Hochhaus ? der neue Hauptsitz des Unternehmens, ein Wahrzeichen Winterthurs und damals hochstes Hochhaus der Schweiz.

1961 wurde die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur ubernommen, [8] und der Grossdieselmotor wurde das weltweite Vorzeigeprodukt von Sulzer. 1966 erfolgte eine Beteiligung an der Maschinenfabrik Escher Wyss AG in Zurich mit 53 Prozent, womit Sulzer ein Allzeithoch mit uber 30'000 Mitarbeitern erreichte. Eine Reorganisation folgte 1968; Sulzer gab sich eine ≪ Konzernstruktur ≫ mit einer vierkopfigen Leitung mit ≪ Kollegialitatsprinzip ≫. 1969 kam es zur vollstandigen Ubernahme der Escher Wyss AG, woraus die Sulzer-Escher Wyss AG entstand. [8] Im gleichen Jahr ubernahm Sulzer die Maschinenfabrik Burckhardt. [8]

Krise der 1970er- und 1980er-Jahre

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In den 1970er-Jahren wurden wegen der Olkrise eine neue Orientierung zum Technologiekonzern und der Aufbau von Materialtechnologien angekundigt. Wahrend der 1980er-Jahre fanden eine Reorganisation mit ≪ Prasidialsystem ≫ und langsam angegangene Dezentralisierung statt. Auf den weltweiten Ruckgang bei den Investitionsgutern in den 1970er-Jahren reagierte Sulzer nach Verlusten in der zweiten Halfte der 1980er-Jahre. 1982 wurde die Maschinenfabrik Ruti ubernommen, heimische Produktion und das Webmaschinengeschaft wurden ausgebaut.

Verluste und Reorganisationen

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1984 verzeichnete Sulzer Verluste, und es erfolgten massive Restrukturierungen. 1988 stieg Tito Tettamanti als Aktionar im Unternehmen ein. Es folgte eine weitere Reorganisation mit der Aufgabe von unrentablen Produktlinien und einer Umorientierung. Die Medizinaltechnik wurde durch den Kauf der amerikanischen Intermedics-Gruppe fur eine Milliarde Franken ausgebaut. Die Winterthurer Maschinenfabrik wurde 1990 aufgelost und ihre bisherigen Abteilungen unter gleichzeitiger Straffung der Produktbereiche im Unternehmen vertikal integriert. Dabei kam es zur Raumung des Grundungsareals in Winterthur und zum Planungsbeginn fur eine Neunutzung. Sulzer beschaftigte erstmals mehr Mitarbeiter im Ausland als in der Schweiz. Es folgte 1989 die Grundung der New Sulzer Diesel (NSD) und 1991 der Verkauf der Dieselmotorendivision an Fincantieri (42 %), Bremer Vulkan (42 %) und das Management (6 %) unter Beibehaltung von 10 % des Aktienkapitals (ab 1997 Wartsila NSD , ab 2000 Wartsila Schweiz , ab 2015 Winterthur Gas & Diesel ). 1992 wurden erstmals nicht-schweizerische Aktionare zugelassen. Die Giesserei Oberwinterthur wurde 1993 geschlossen. Am 14. Mai 1993 erfolgte die Umbenennung von Gebruder Sulzer, Aktiengesellschaft in Sulzer AG . [9]

1994 bundelte Sulzer seine papiertechnischen Aktivitaten in Ravensburg mit denen des wurttembergischen Maschinenbaukonzerns Voith zur Voith-Sulzer Papertec, inklusive der Papieraktivitaten der Krefelder Kleinewefers-Gruppe, die Sulzer erst 1992 erworben hatte. 1998 ubernahm Voith die Anteile von Sulzer.

1996 entstand ein Technologiezentrum der Sulzer Orthopadie AG im Industriepark Oberwinterthur . Der Umweltbereich von Sulzer Chemtech wurde an Austrian Energy & Environment (AE&E) verkauft. Nach einem Borsengang der verselbstandigten Elma Electronic AG wurde die Finanzierungsgesellschaft ≪Fonds fur die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplatzen≫ fur ausgegliederte (aufgegebene) Firmenbereiche gegrundet.

Schrumpfung und Ausverkauf

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1997 erfolgte ein Borsengang der Sulzer Medica, und die Sulzer Thermtec (Apparaturen und Ventile fur Kraftwerke) wurde an die britische IMI verkauft.

1998 ubernahm Sulzer Medica die amerikanische Spine-Tech (Wirbelsaulen-Orthopadie). Im selben Jahr wurde das Engineering der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) an ABB Daimler-Benz Transportation (Schweiz) AG verkauft, die Sparte Zahnradbahnen an Stadler Rail , wahrend das Restunternehmen als Sulzer-Winpro bis Mitte 2000 weiterbestand. Bei Sulzer Ruti wurden derweil neue Webmaschinen (Mehrphasenweben) eingefuhrt. 1999 kam es zu einer erneuten Reorganisation: Sulzer Industries und Sulzer Medica wurden eigenstandig, Sulzer Pumps grundete ein Joint Venture mit der chinesischen Dalian Pumps, dabei sollten im Industrieteil bis 2001 weltweit 1900 Stellen abgebaut werden. Sulzer Hydro (Wasserkraft) wurde an die osterreichische VA Tech Hydro verkauft, und Sulzer Medica verlagerte sich zu Sulzer Biologics in Austin, Texas.

2000 ubernahm Sulzer Pumps die finnische Ahlstrom Pumps , und mehrere Divisionen sollten abgestossen und als erste Sulzer Turbo an die MAN-Gruppe verkauft werden. Mitte des Jahres wurde die Dampflokomotiv- und Maschinenfabrik DLM aus Sulzer-Winpro heraus verselbstandigt, die Reste der ehemaligen SLM wurden 2001 durch Management-Buyout zur Winpro AG, wahrend die Messtechniksparte an die PROSE AG verkauft wurde.

2001 gab es Probleme mit verunreinigten Huftgelenkimplantaten von Sulzer Medica und Sammelklagen durch Spin-off von Sulzer Medica, Sulzer Infra an die Groupe Fabricom als Teil des Suez -Konzerns. Das Unternehmen wurde verkauft und fortan unter dem Namen Axima AG in der Schweiz ( Axima GmbH in Deutschland), Sulzer Textil durch die italienische Promatech weitergefuhrt. 2002 wurde der Verwaltungsrat bis auf den Prasidenten komplett neu besetzt, und Sulzer Medica wurde in Centerpulse umbenannt. Sulzer Burckhardt wurde an das Management verkauft, und Sulzer Medica einigte sich mit den US-Klagern auf einen Vergleich. Die Sulzer AG zahlte hierfur 75 Millionen US-Dollar, wodurch ihr Aktienkurs massiv sank.

Neuanfang mit vier Divisionen

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Die Zeit seit 2003 wird als Neuanfang bezeichnet, da der Konzern seither aus den vier Divisionen Pumps, Metco, Chemtech und Rotating Equipment Services besteht. Seit Abschluss der Strukturbereinigung ist der Konzern kleiner, jedoch profitabler und mit starkem Wachstum. 2003 wurde ein ≪Kulturprogramm≫ beschlossen, welches zur Steigerung der Leistungsfahigkeit des Unternehmens beitragen sollte. Unterstutzt von der guten Lage der Weltwirtschaft konnte das Programm in den Folgejahren einige Erfolge aufweisen. Die Kerndivisionen, insbesondere das Pumpengeschaft, wuchsen profitabel und steigerten den Betriebs- sowie Nettoerfolg um uber 50 Prozent.

2006 wurde die Venturefirma Sulzer Hexis, welche sich jahrelang mit der Entwicklung einer Hochtemperatur-Brennstoffzelle vom Typ SOFC befasst hatte, aus Mangel an okonomischen Perspektiven aufgegeben. Reste des Unternehmens blieben durch ein Management-Buy-out bestehen.

2007 stiegen die Wiener Investoren Ronny Pecik und Georg Stumpf gemeinsam mit dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg bei Sulzer ein. Am 26. April 2007 meldete die Everest Beteiligungs GmbH (Wien), ein Joint Venture der russischen Renova mit der osterreichischen Investment Gruppe Victory, dass sie per 20. April 2007 eine Beteiligung von uber 31 Prozent an Sulzer halte. Im Einzelnen setzte sich diese Beteiligung aus einem Aktienanteil von knapp 18 Prozent und einem Optionsanteil von rund 14 Prozent zusammen. Wirtschaftlich Berechtigte der Everest waren zum damaligen Zeitpunkt Viktor Vekselberg, die in Wien ansassige RPR-Privatstiftung von Ronny Pecik sowie die auch in Wien ansassige Millennium-Privatstiftung von Georg Stumpf. Keiner dieser Investoren hatte zuvor je eine Offenlegungsmeldung bei Sulzer erstattet. Dieser uberraschende Einstieg zog die langste Untersuchung der Eidgenossischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) nach sich, an deren Ende eine Anzeige wegen Verstosses gegen die Offenlegungspflichten resultierte. Die Investoren hatten sich eine Lucke in den Schweizer Kapitalmarktvorschriften zunutze gemacht und unter missbrauchlichem Einsatz von formal auf Barausgleich lautenden Optionen sich die potenzielle Kontrolle uber die mit Aktien verbundenen bzw. durch Optionen mit Realerfullung vermittelten Stimmrechte einraumen lassen. Die FINMA stellte auch fest, dass die Zurcher Kantonalbank (ZKB), die Deutsche Bank AG Zweigniederlassung Zurich (DBZ) und die NZB Neue Zurcher Bank (NZB) im Zusammenhang mit der Emission bzw. dem Handel dieser Optionen ihre aufsichtsrechtlichen Pflichten teilweise schwerwiegend verletzt hatten. [10]

Zeitgleich zum Aufkommen der Geruchte um einen zum damaligen Zeitpunkt noch unbekannten Investor, gepaart mit der Sorge um eine feindliche Ubernahme, gab Sulzer 2007 bekannt, das englische Unternehmen Bodycote ubernehmen zu wollen. [11] Der Verwaltungsrat des borsennotierten Unternehmens lehnte allerdings ein Ubernahmeangebot ab. [12]

2010 wurde die britische Dowding & Mills, ein fuhrender Anbieter von Unterhalts- und Reparaturservice fur Generatoren und Motoren, fur 180 Mio. Franken (Preis abzuglich der erworbenen flussigen Mittel) akquiriert. [13] Damit wurde die Division Sulzer Turbo Services gestarkt und deren Aktivitatsfeld erweitert. Dieser Schritt diente zudem der Starkung des Servicegeschafts, weg vom konjunkturabhangigen Neuwarengeschaft. [14]

2011 leitete Sulzer die Ubernahme der Pumpensparte Cardo Flow Solutions der schwedischen Assa Abloy fur 858 Mio. Franken ein, um damit die Division Sulzer Pumpen im zukunftstrachtigen Wasser- und Abwassermarkt zu starken. [15] Durch den Deal, welcher im Juli von den Wettbewerbsbehorden genehmigt wurde, wuchs Sulzer um die Marken ABS und Scanpumps mit 1800 neuen Mitarbeitern. [16]

Im Juli 2013 kundigte Sulzer an, trotz Umsatzwachstum und erhohtem Bestelleingang gegenuber dem 1. Vorjahreshalbjahr die vierte Division "Sulzer Metco" veraussern zu wollen. Ein Verkauf soll zusatzliche Mittel fur Zukaufe und Investitionen in organisches Wachstum in den verbleibenden drei Schlusselmarkten verfugbar machen. Im Juni 2014 wurde der Verkauf von "Sulzer Metco" an die schweizerische OC Oerlikon abgeschlossen. [17]

Nach zwei Jahren mit drei Divisionen hat Sulzer zu Beginn des Jahres 2017 ihre Berichtsstruktur wieder mit einer vierten Division erganzt. Die Einheit Sulzer Mixpac Systems, die seit 2006 im Konzern Applikatoren fur Industrieklebstoffe herstellt, bildet seither mit den im Jahr 2016 akquirierten Geschaften von Geka und PC Cox die neue Division Applicator Systems. [18]

Im Mai 2021 gab Sulzer bekannt, die Division Applicator Systems in ein neu zu grundendes Unternehmen namens medmix AG abspalten zu wollen. Jeder Aktionare der Sulzer AG soll Aktien des neuen Unternehmens im Verhaltnis 1:1 erhalten. [19] Das Vorhaben wurde an der ausserordentlichen Generalversammlung im September genehmigt. [20]

Seit dem 1. Oktober 2021 ist medmix AG als eigenstandiges Unternehmen an der Borse.

Reaktionen zu den amerikanischen Sanktionen gegen russische Oligarchen

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Obwohl Sulzer im April 2018 nicht direkt auf der Sanktionenliste des OFAC aufgefuhrt wurde, kam die Mehrheitsbeteiligung Victor Vekselbergs in die Kritik, weil der betroffene russische Oligarch den Industriekonzern uber die von ihm beherrschte Finanzgesellschaft Renova zu 63,42 % kontrolliert hat. Damit Sulzer nicht indirekt den amerikanischen Sanktionen ausgesetzt ist, hat das Unternehmen dem Office of Foreign Assets Control (OFAC) einen Antrag gestellt, von Renova 5 Mio. Aktien zu ubernehmen, sodass Vekselbergs Beteiligung auf knapp unter 50 % sinken wurde, was keiner Mehrheit mehr entsprache. Mit dieser Massnahme konnte sich Sulzer vorerst aus dem Einflusskreis der amerikanischen Sanktionen befreien. [21]

Am 12. April 2018 meldete das Unternehmen: "Ubertragung der Aktien abgeschlossen ? Renova-Anteil unter 50 % ? Sulzer von US-Sanktionen befreit". [22]

Trotzdem, im Zuge der Sanktionen gegen Russland seit dem Uberfall auf die Ukraine mussen nach Anordnungen der polnischen Regierung die Aktivitaten der zwei Tochtergesellschaften in Polen mit sofortiger Wirkung eingestellt werden, wie im Mai 2022 bekannt wurde. Sulzer will rechtlich dagegen vorgehen. [23] Der Geschaftsbericht 2022 zeigte, dass trotz Aufgabe der Geschafte in Polen, Russland und der Ukraine der Umsatz in etwa gleich geblieben ist (+ 1,8 %). [24]

Per 1. November 2022 hat Verwaltungsratsprasidentin Suzanne Thoma zusatzlich die Geschaftsleitung von Frederic Lalanne ubernommen. [25]

  • Stiftung Abendrot/Projektsteuerung Lagerplatz (Hg.): Lagerplatz Winterthur. Ein Industriequartier im Wandel. editions denkstatt, Basel 2015, ISBN 978-3-9524556-1-6 .
  • Anna Balint: Sulzer im Wandel. Innovation aus Tradition. Hrsg. von der Sulzer AG. Hier und Jetzt, Baden 2015, ISBN 978-3-03919-319-6 .
  • Andre P. Buchel: Medizintechnik vom Maschinenbauer ? Vier Jahrzehnte Sulzer. In: Franz Betschon , Stefan Betschon, Willy Schlachter (Hrsg.): Ingenieure bauen die Schweiz. Technikgeschichte aus erster Hand. Band 2. Verlag Neue Zurcher Zeitung, Zurich 2014, ISBN 978-3-03823-912-3 , S. 378?408.
Commons : Sulzer AG  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Geschaftsbericht 2022
  2. a b Maschinenindustrie. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Dezember 2009, abgerufen am 1. Dezember 2023 .
  3. Anne-Marie Dubler; Charlotte Kunz Bolt: Schiffbau. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). 17. November 2014, abgerufen am 29. April 2024 .
  4. Hundert Jahre Gebruder Sulzer, Winterthur , Schweizer Bauzeitung, Band 103/104, 11. August 1934, doi:10.5169/seals-83252
  5. a b SULZER-UNTERNEHMUNGEN, AG, Winterthur , Staatsarchiv des Kantons Zurich, abgerufen am 1. Marz 2015
  6. Halberg Maschinenbau und Gießerei GmbH , Albert Gieseler, 2009
  7. Georges Bridel: Schweizerische Strahlflugzeuge und Strahltriebwerke. Verkehrshaus der Schweiz, Luzern 1975, ISBN 3 85954 902 2 .
  8. a b c Maschinenindustrie. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Dezember 2009, abgerufen am 30. Marz 2024 .
  9. Handelsregisterauszug Sulzer AG , Monetas, abgerufen am 26. Februar 2015
  10. Finanzaufsicht schliesst Causa Sulzer mit Strafanzeige ab ( Memento vom 30. November 2009 im Internet Archive ) , Wirtschaftsblatt vom 3. November 2009.
  11. Sulzer will Bodycote ubernehmen ? Offerte abgelehnt , wirtschaft.ch vom 2. Marz 2007
  12. Bodycote lehnt auch hoheres Sulzer-Angebot ab , wirtschaft.ch vom 27. Marz 2007.
  13. Sulzer (Hrsg.): Sulzer - Das Unternehmen 2010 (Geschaftsbericht) . S.   17 ( docplayer.org [abgerufen am 31. August 2020]).
  14. Sulzer ubernimmt britische Dowding & Mills , SF Tagesschau vom 2. Juni 2010.
  15. Sulzer pumpt sich auf . In: Finanz und Wirtschaft . 9. April 2011.
  16. Sulzer schliesst Akquisition von Cardo Flow Solutions ab. Sulzer AG, 29. Juli 2011, archiviert vom Original am 27. November 2011 ; abgerufen am 31. August 2020 .
  17. Sulzer schliesst den Verkauf der Division Metco an Oerlikon ab ( Memento vom 18. Juni 2014 im Internet Archive ) , Sulzer Medienmitteilung vom 3. Juni 2014.
  18. Mehr Bestellungen in allen Regionen. In: Medienmitteilung vom 27. 4. 2017. Abgerufen am 27. April 2017 .
  19. Sulzer gliedert Division Applicator Systems aus, die in medmix umbenannt werden soll. Abgerufen am 20. Dezember 2022 .
  20. medmix AG lanciert Aktienangebot und legt Preisspanne auf CHF 37 bis CHF 47 pro medmix-Aktie fest. Abgerufen am 20. Dezember 2022 .
  21. G. Muller (April 2018). Sulzer wird zum Opfer der US-Sanktionen gegen Russland . Neue Zurcher Zeitung. Wirtschaft. Abgerufen am 29. April 2018.
  22. Ubertragung der Aktien abgeschlossen ? Renova-Anteil unter 50 % ? Sulzer von US-Sanktionen befreit. Abgerufen am 18. Januar 2019 .
  23. Sanktionen gegen Tochterfirmen - Sulzer schliesst Niederlassungen in Polen. In: srf.ch. 19. Mai 2022, abgerufen am 19. Mai 2022 .
  24. Jahreszahlen 2022 - Sulzer macht wegen Russland-Abschreiber weniger Gewinn. In: srf.ch. 20. Februar 2023, abgerufen am 20. Februar 2023 .
  25. CEO-Wechsel bei Sulzer - Ist das nicht etwas gar viel Macht, Frau Thoma? In: srf.ch. 17. Oktober 2022, abgerufen am 17. Oktober 2022 .

Koordinaten: 47° 29′ 54,5″  N , 8° 43′ 5,2″  O ; CH1903:  696405  /  261642