Stier (Sternbild)

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Sternbild
Stier
Legende
Astronomischer Name Taurus
Genitiv Tauri
Kurzel Tau
Rektaszension 32321 03 h 23 m 21 s bis  60055 06 h 00 m 55 s
Deklination 1987954 ?1° 20′ 46″ bis  2310601 +31° 06′ 01″
Flache 797,249 deg²
Rang 17
Voll­stan­dig sicht­bar 89,2° N bis 58,9° S
Beob­achtungs­zeit fur Mittel­europa Winter
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 4
Hellster Stern (Große) Aldebaran (0,85 mag)
Meteorstrome
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU

Der Stier ( lateinisch Taurus ; astronomisches Zeichen ?) ist ein Sternbild des nordlichen Winterhimmels . Es liegt beidseits der Ekliptik ; die Sonne durchwandert es Ende Mai und Anfang Juni. Das Tierkreiszeichen Stier geht auf dieses Sternbild zuruck, hat sich aber seit der Antike wegen der Prazession um etwa 30° verschoben.

Beschreibung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Sternbild Stier, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann
Aldebaran (Bilder 4 und 5) im Großenvergleich zu anderen Himmelskorpern

Der Stier ist abends von November bis April sichtbar, morgens von August bis Dezember. Er steht am Himmel nordlich des auffalligen Orion , der ihn der Mythologie nach bezwungen hat. Der Stier grenzt im Suden an das Sternbild Fluss Eridanus , im Sudwesten an das Sternbild Walfisch , auf der Ekliptik nach Westen an das Sternbild Widder , im Norden an das Sternbild Perseus , im Nordosten an das Sternbild Fuhrmann und auf der Ekliptik nach Osten an das Sternbild Zwillinge .

Den Kopf des Stiers bildet der V-formige offene Sternhaufen der Hyaden , des ?Regengestirns“. Der auffallig rotliche Stern Aldebaran , der nicht zum Sternhaufen der Hyaden gehort, stellt das dem Orion zugewandte Auge dar. In einigem Abstand ostlich der Hyaden stehen die Sterne β Tauri ( Elnath , arabisch, ?das Horn“) und ζ Tauri ( Tien Kuan , chinesisch, ?der himmlische Gebirgspass“), welche die Hornerspitzen darstellen. Eine Handbreit nordwestlich der Hyaden steht der offene Sternhaufen der Plejaden ? auch Siebengestirn genannt. Der Korper des Stiers in der sudlichen Halfte des Sternbilds ist hingegen unauffallig.

Durch das Sternbild zieht sich die Ekliptik, daher wandern die Sonne , der Mond und die Planeten hindurch. Der Stier gehort damit zu den Tierkreiszeichen . Der Mond kann bisweilen den Hauptstern Aldebaran und Sterne der Plejaden bedecken . Aufgrund der Prazessionsbewegung der Erdachse hat sich der Zeitpunkt des Sonnendurchgangs gegenuber der Antike verschoben. In der Jungsteinzeit befand sich der Fruhlingspunkt noch mitten im Sternbild Stier und ist mittlerweile retrograd uber das Sternbild Widder (deswegen wurde der Fruhlingspunkt auch Widderpunkt genannt) bis ins Sternbild Fische gewandert. Die Sonne halt sich derzeit vom 14. Mai bis zum 21. Juni im Stier auf. Seit 1990 steht die Sonne wahrend der Sommersonnenwende im Sternbild Stier, vorher stand sie zu diesem Zeitpunkt in den Zwillingen. In der Antike befand sich der Sommerpunkt im Sternbild Krebs , daher die noch heute gelaufige Bezeichnung ?Wendekreis des Krebses“ fur den Nordlichen Wendekreis .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Stier gehort zu den altesten Sternbildern und war bereits den fruheren Hochkulturen bekannt. Erste Erwahnung findet ein Sternbild Stier (Taurus oder Centaurus) im dritten Jahrtausend vor Christus bei den Sumerern , wo ein mythologischer Himmelsstier auch im Gilgamesch-Epos vorkommt.

Das Sternbild Stier ist eines der 48 klassischen Sternbilder, die im astronomischen Werk des Ptolemaus beschrieben wurden. Der Stierkopf wird vom hellen, dreieckigen Sternhaufen der Hyaden gebildet, von dem zwei lange Horner in Richtung des Sternbilds Orion ausgehen. In Mesopotamien wurde Orion jedoch mit dem sagenhaften Konig Gilgamesch assoziiert, der den Himmelsstier im Kampf bezwang.

Die Hyaden tragen auch den Namen Regengestirn , da ihr abendlicher Aufgang im Herbst eine regenreiche Jahreszeit ankundigte. Im fruhen Griechenland galten die Hyaden als eigenes Sternbild. Zusammen mit den Plejaden bilden sie das sogenannte Goldene Tor der Ekliptik .

Im Jahre 1054 leuchtete im Stier eine Supernova auf, das Ereignis wurde von chinesischen Astronomen aufgezeichnet. Der Uberrest der Sternexplosion ist heute als Krebsnebel sichtbar. Der franzosische Astronom und Kometenjager Charles Messier nahm diese schwach leuchtende Wolke als erstes Objekt M1 in seinen spateren Nebelkatalog auf, weil er sie anfanglich fur einen noch fernen Kometen hielt.

Mythologie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kunstlerische Gestaltung des Sternbildes.

Zum Sternbild Stier existieren zwei Ursprungsmythologien :

Bei den Sumerern erhielt das Sternbild den Namen Himmelsstier / Stier des Himmels (Gu 4 -an-na/Gud anna), gegen den der sagenhafte Konig Gilgamesch (um 2700 v. Chr.) kampfen musste. Von den Forschern wird er auch mit ?Taurus“, dem Widersacher des Jagers Orion , in Verbindung gebracht. Einige Historiker verweisen aber auf das zweite Stier-Sternbild Centaurus und nehmen deshalb keine eindeutige Zuweisung vor.

Der griechischen Mythologie nach nahm Zeus die Gestalt eines Stieres an, um sich der schonen Europa zu nahern und sie auf seinem Rucken uber das Meer nach Kreta zu entfuhren. Er wird deshalb kretischer Stier genannt.
Anderen Quellen nach verwandelte sich Zeus nicht, sondern sandte einen Stier aus, um Europa nach Kreta zu bringen. Dort verliebte sich der Stier spater in die Konigin Pasiphae . Aus dieser Verbindung ging das Ungeheuer Minotaurus hervor. Der Meeresgott Poseidon bestrafte den Stier fur den Frevel und er musste von nun an feuerspeiend auf der Insel herumlaufen. Herakles fing den Stier ein und brachte ihn nach Griechenland , wo er jedoch das Festland verwustete. Schließlich wurde er bei Marathon vom Helden Theseus getotet.

Die Hyaden waren nach der griechischen Mythologie Tochter des Titanen Atlas . Da sie nicht aufhoren konnten, den Tod ihres Bruders zu beweinen, wurden sie an den Himmel verbannt.

Die Plejaden stellen Atlas, seine Gemahlin Pleione und weitere seiner schonen Tochter dar. Um Pleione und ihre Tochter vor den Nachstellungen des Orion zu schutzen, versetzte Zeus sie an den Himmel. Dort lauft Orion immer noch Nacht fur Nacht hinter ihnen her, ohne sie je einzuholen.

Himmelsobjekte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sterne [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

B F Namen o. andere Bezeichnungen m Lj Spektralklasse
101 α 87 Aldebaran , Aldabaran, Cor Tauri, Parilicium 0,87 66 K5 III
102 β 112 Elnath , Nath 1,65 134 B7 III
107 η 25 Alkione , Alcyone 2,87 410 B5 IIIe
106 ζ 123 Tien Kuan 3,03 400 B2 IIIpe
108 θ 2 78 Theta2 Tauri 3,40 157 A7 III
111 λ 35 Lambda Tauri 3,41 400 B3 V + A IV
105 ε 74 Ain 3,53 146 K0 III
115 ο 1 3,61 212 G8 III
400 27 Atlas 3,62 387 B8 III + B8 V
103 γ 54 Hyadum I 3,65 144 G8 III
400 17 Elektra , Electra 3,70 375 B6 IIIe
114 ξ 2 3,73 222 B9 Vn
104 δ 1 61 Secunda Hyadum 3,76 171 K0 III
108 θ 1 77 Theta1 Tauri 3,84 154 K0 IIIb
400 20 Maia , Maja 3,87 360 B8 III
113 ν 38 3,91 129 A1 V
400 5 4,14 360 K0 II-III
400 23 Merope 4,18 380 B6 IVe
110 κ 1 65 4,21 153 A7 IV-V
400 88 4,25 150 A5m
400 9 4,27 150 A6 V
119 τ 94 4,27 401 B3 V
112 μ 49 4,27 435 B3 IV
120 υ 69 4,28 155 A8 Vn
400 10 10 Tauri 4,28 45,5 F9 IV-V
104 δ 3 68 4,30 148 A2 IV
400 19 Taygeta , Tayeta 4,30 364 B6 IV
400 119 119 Tauri , Rubinstern, CE Tauri 4,37 1800 M2 Ia-Ib
400 37 4,36 181 K0 III
400 71 V777 4,48 156 F0V
400 136 4,56 438 A0 V
109 ι 102 4,62 163 A7 V
117 ρ 86 4,65 153 A8 V
118 σ 2 92 4,67 159 A5 Vn
116 π 73 4,69 455 G8 III
400 HR 1427 4,78 145 A6 IV
104 δ 2 64 4,80 146 A7 V
400 139 4,81 2100 B1 Ib
400 47 4,84 372 G5 III
400 126 4,84 748 B3 IV
400 132 4,88 522 G8 IIIvar
400 114 4,88 696 B2.5 IV
400 134 4,89 272 B9 IV
400 104 4,91 52 G4 V
124 ω 2 50 4,93 94 A3m
400 109 4,96 206 G8 III
400 75 4,96 194 K2 IIIvar
121 φ 52 4,97 342 K1 III
400 111 5,00 48 F8 V SB
400 79 5,02 160 A7 V
400 30 5,08 565 B3 V
118 σ 1 91 5,08 152 A4m
400 97 V480 5,08 189 A7 IV-V
400 66 5,10 396 A3 V
400 PPM119132 5,12 417 A0
400 4 5,14 417 A0 Vn
400 125 5,18 496 B3 IV
400 GS 5,18 494 B0p Si
123 ψ 42 5,21 90 F1 V
400 HR 1315 5,22 474 B9 Vn
400 HR 1188 5,24 192 A2 V
400 V696 5,26 154 F0 V
110 κ 2 67 400 5,27 144 A7 V
400 133 5,28 800 B2 IV-V
400 106 5,28 174 A5 V
400 46 5,29 121 F3V
400 40 5,32 1050 B3 V
400 29 5,34 589 B3 V
400 V724 5,34 316 A0p Si
400 HR 1257 5,36 113 F6 IV
400 121 5,37 600 B2.5 IV
122 χ 59 5,38 268 B9 V
400 HR 1480 5,38 168 A5m
400 IM 5,39 195 F2 IV-V
400 83 5,40 149 F0 V
400 115 5,40 668 B5 V
400 HR 1172 5,44 338 B8 V
400 16 Celaeno 5,46 434 B7 IV
400 HR 1254 5,45 117 F2 V
400 93 5,45 345 B8 IV
400 36 5,46 954 G0 III
400 118 5,47 434 B9 Vn
400 81 5,47 145 Am
400 130 5,47 1270 F0 III
400 HR 1847 5,50 1120 B7 III
400 53 5,50 267 B9 IV
400 103 5,50 3230 B2 V
400 21 Asterope / Sterope 5,76 431 B8 V

Der hellste Stern im Stier ist der rotliche Aldebaran . Es handelt sich um einen 65 Lichtjahre entfernten Roten Riesen mit dem 40-fachen Durchmesser und der 125-fachen Leuchtkraft unserer Sonne. Aldebaran liegt in unmittelbarer Nahe der Ekliptik , daher wird er regelmaßig vom Mond und seltener von den Planeten bedeckt . Er gehort nicht zu den Hyaden , obwohl er von der Erde aus gesehen mitten in dem Sternhaufen steht.

Der Name Aldebaran leitet sich aus dem Altarabischen ab und bedeutet ?der Nachfolgende“ (der Plejaden).

Doppelsterne [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

System m Abstand
θ 3,40 / 3,84 337"
σ 4,8 / 5,1 429"
τ 4,3 / 7,2 63"
φ 5,1 / 8,7 52,1"
δ³ 4,3 / 7,6 1,6"
47 4,9 / 3,7 1,2"
88 4,3 / 7,8 70"
118 5,8 / 6,6 4,8"

Die Doppelsternsysteme θ und σ Tauri konnen aufgrund ihres weiten Winkelabstandes von 337 bzw. 429 Bogensekunden bereits mit bloßem Auge beobachtet werden. Die Systeme sind etwa 150 Lichtjahre entfernt und gehoren zum Sternhaufen der Hyaden.

Veranderliche Sterne [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stern m [1] Periode [1] Typ [1]
ζ Tauri 2,80 bis 3,17 132,97 Tage Bedeckungsveranderlicher Stern + Be-Stern
θ 2 Tauri 3,35 bis 3,42 108,92 Minuten Bedeckungsveranderlicher Stern + Delta-Scuti-Stern
λ Tauri 3,37 bis 3,91 3,95 Tage Algolstern
γ Tauri 3,6 bis 3,67
119 Tauri 4,23 bis 4,54 165 Tage halbregelmaßig Veranderlicher (μ Cep)


28 ( Pleione ) 4,83 bis 5,38 12630 Tage Be-Stern + Lambda-Eridani-Stern
HD 283750 8,02 bis 8,4 1,79 Tage BY-Draconis-Stern
T Tauri 9,3 bis 13,5 2,81 Tage T-Tauri-Stern

Messier- und NGC-Objekte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

NGC m Typ Name
1952 9 Gasnebel Krebsnebel , M 1
2,8 bis 8,5 Offener Sternhaufen Plejaden , M 45
3,4 Offener Sternhaufen Hyaden
1514 10,9 Planetarischer Nebel
1647 6,5 Offener Sternhaufen
1746 6,1 Offener Sternhaufen
1807 7,0 Asterismus
1817 7,7 Offener Sternhaufen
Foto des Sternbildes Stier

Oberhalb des ?Hornsterns“ ζ Tauri befindet sich der etwa 6300 Lichtjahre entfernte Krebsnebel oder Krabbennebel, Uberrest der Supernovaexplosion im Jahre 1054. Im Teleskop erscheint er als diffuser Nebelfleck. Auf langer belichteten Fotografien werden komplexe Strukturen sichtbar.

Die Plejaden sind ein offener Sternhaufen mit etwa 3000 Sternen in einer Entfernung von 410 Lichtjahren . Es handelt sich um einen relativ jungen Sternhaufen, dessen Alter auf etwa 80 Millionen Jahre geschatzt wird. Die Plejaden sind bereits mit bloßem Auge gut zu erkennen. Je nach Sichtbedingungen sieht man sechs oder neun Sterne. Im Prismenfernglas bieten sie einen prachtigen Anblick. Auf langer belichteten Fotografien wird ein blaulicher Reflexionsnebel sichtbar.

Die Hyaden sind ein offener Sternhaufen in ca. 150 Lichtjahren Entfernung, der mehrere hundert Sterne enthalt. Die hellsten Sterne sind V-formig angeordnet. Die Sterne der Hyaden sind wesentlich weiter entwickelt, als die Mitglieder der Plejaden, einige haben sich bereits in Rote Riesen verwandelt. Das Alter der Hyaden wird auf etwa 900 Millionen Jahre geschatzt.

Weitere Objekte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mit Lynds 1544 existiert im Sternbild Stier eine Gas- und Staubwolke, welche viel Wasser und Eis gebunden hat.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Stier (Sternbild)  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Stier  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b c VSX