Stacheldraht

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Verrosteter Stacheldraht
Stacheldraht auf einer westdeutschen Briefmarke von 1953 zum Gedenken an deutsche Kriegsgefangene
Stacheldraht-Mahnmal, Gedenkstatte KZ Mauthausen

Stacheldraht besteht ublicherweise aus zwei verdrillten Drahten , auf denen in regelmaßigen Abstanden zwei Drahte mit radial abstehenden Enden mit einigen Windungen aufgewickelt wurden. Die abstehenden Drahtenden weisen scharfkantige Grate auf. Stacheldraht wird gespannt oder in Rollen ausgelegt als Hindernis verwendet, um Tiere oder Menschen am Betreten oder Verlassen bestimmter Bereiche zu hindern.

Die Entwicklung des Stacheldrahts erfolgte in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts, als es in den Vereinigten Staaten auf Grund veranderter okonomischer Bedingungen fur Rinderzuchter wichtig wurde, ihr Weideland zu schutzen. Innerhalb weniger Jahrzehnte fand Stacheldraht weltweite Verwendung. Die ersten militarischen Anwendungen erfolgten im Zweiten Burenkrieg , als britische Truppen ihre militarischen Basen mit Stacheldraht vor Ubergriffen schutzen wollten. Stacheldraht kam auch im Russisch-Japanischen Krieg zum Einsatz, jedoch ohne dass dabei die Auswirkungen auf die zukunftige Kriegsfuhrung erkannt wurden. Der Grabenkrieg des Ersten Weltkrieges ware ohne Stacheldrahtverhaue nicht moglich gewesen.

Stacheldraht als Sperre gegen Personen wurde und wird unter anderem an der EU-Außengrenze , in Gefangnissen , Konzentrationslagern , an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze eingesetzt. Er ist darum ein Symbol fur Unterdruckung und Unfreiheit und wird beispielsweise verwendet im Logo von Amnesty International oder Open Doors .

Wandel in der US-amerikanischen Rinderhaltung

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Verlauf der Great Plains
Die rote Linie ist der 100. Langengrad.

Die Rinderzucht in Texas in der Mitte der 1860er Jahre beruhte auf der Ausnutzung der besonderen Bedingungen der Great Plains und des naturlichen Herdenverhaltens von Rindern. Die großen Bisonherden waren zu diesem Zeitpunkt ausgerottet und die Prarie-Indianer in Reservaten interniert. Den texanischen Ranchern gab dies die Moglichkeit, auf den Great Plains Longhorn-Rinder zu weiden und dabei den Verlauf der Great Plains auszunutzen, die sich vom Suden der Vereinigten Staaten bis hoch zur kanadischen Grenze erstreckten. Der okonomische Wert der Longhorn-Rinder, einer Rasse, die aus verwilderten spanischen Hausrindern entstand, lag darin, dass diese auch unter den schwierigen Bedingungen der Plains in der Lage waren, sich selbst zu versorgen. [1] Die Arbeit der Rancher beschrankte sich darauf, diese Rinderherden langsam Richtung Norden zu treiben, wo sie dann in den Schlachthausern Chicagos getotet wurden. Diese Form der Rinderwirtschaft zwang texanische Rancher zwar zu einem semi-nomadischen Leben, es waren jedoch nur sehr wenige Cowboys notwendig, um große Herden nach Norden zu treiben. Moglich war dies, weil die Rinder ihr Futter in den uberwiegend ariden Plains ausschließlich in Flusstalern fanden, die nur sieben Prozent dieser Landflache ausmachten, [2] und es zum naturlichen Verhalten der Rinder gehorte, in Herden dicht beieinander zu bleiben. Diese Form der Rinderhaltung setzte offene, unbegrenzte Flachen voraus. Konkurrenz der Rancher um Weideflachen wurde zunachst reduziert, indem man sich darauf einigte, auf welcher Flussseite man seine jeweiligen Herden trieb.

Der Erfolg dieser Form der Landnutzung barg allerdings auch den Keim ihres eigenen Untergangs in sich. Die unwirtlichen Great Plains waren anfangs nur fur Rinderbesitzer okonomisch interessant. Der vergleichsweise geringe Ertrag, der mit nach Norden getriebenen Rindern zu erwirtschaften war, war jedoch immer noch ausreichend, um im nordlichen Bereich der Great Plains zu einem Ausbau von Eisenbahnstrecken und der Grundung neuer Stadte zu fuhren. Diese Investitionen erhohten den Wert des Landes und sorgten fur eine zunehmende Konkurrenz um Gelande. [3] Gleichzeitig nahm die Zahl der Rinder zu, die nach Norden getrieben wurden, und die fruchtbareren Gebiete der Great Plains wurden landwirtschaftlich genutzt. Bereits gegen Ende der 1860er Jahre sahen sich Rancher gezwungen, Land unter ihre Kontrolle zu bringen, um ausreichend Futter fur ihre Herden sicherzustellen. [4] Damit gab es drei Interessengruppen, denen daran lag, den Zutritt zu ihrem jeweiligen Land zu begrenzen: [5]

  • Farmer, die ihre Acker vor nach Nahrung suchenden Rindern schutzen mussten
  • Eisenbahngesellschaften, die verhindern mussten, dass Rinderherden ihre Schienenwege versperrten und letztlich
  • Rinderzuchter, die ihr Weideland schutzen mussten.

Dieses Problem war nicht neu. Im waldreichen Europa und im Nordosten Amerikas waren Felder und Weiden von Steinwallen, Holzzaunen und Hecken begrenzt. In und entlang der Great Plains fehlten diese traditionellen Materialien. Der Milchorangenbaum war die einzige Pflanze, die sich im Gebiet der Great Plains fur Heckenpflanzungen anbot. Allerdings konnten Hecken aus Milchorangenbaumen nicht versetzt werden, warfen Schatten auf die wenigen wirklich fruchtbaren Boden, minderten damit deren Ertrag und brauchten außerdem Platz. Hinzu kam, dass sie fur die Form der Landkolonialisierung, wie sie in der 2. Halfte des 19. Jahrhunderts im Mittleren Westen in rasantem Tempo stattfand, viel zu langsam wuchsen: Eine Milchorangenbaumhecke musste mindestens vier Jahre wachsen, bevor sie Schutz vor nach Nahrung suchenden Rindern bot. Vier Jahre entsprachen aber auch dem Zeitraum, in dem Abilene im US-Bundesstaat Kansas zu einem Zentrum des Rinderhandels aufstieg und diese einflussreiche Position auch wieder verlor. [6]

Anzeige fur Stacheldraht in einer texanischen Zeitung (1874)
Maschendraht wurde vor Stacheldraht patentiert

Die Entwicklung von Stacheldraht, die um 1870 begann, fallt in eine Zeit, in der eine Reihe von organischen Materialien durch Eisen- und Stahlprodukte ersetzt wurde. Samuel Fox entwickelte 1852 die ersten Drahtgestelle fur Schirme, die bis dahin in Europa aus Holz oder Walbarten gefertigt wurden. In gleicher Weise wurde die Herstellung von Korsetts geandert. Bei Musikinstrumenten wurden Saiten zunehmend weniger aus Schafdarmen, sondern aus Stahl hergestellt. [7] Die Verwendung von Eisen statt Hanf fur Seile begann ab 1840, und bald danach wurden auch Maschinen entwickelt, die mehrere Eisendrahte zu stabilen Seilen verdrehen konnten. Erste Maschendrahtzaune wurden ebenfalls in den 1840er Jahren hergestellt, waren aber noch gegen Ende der 1850er Jahre zu fragil, um fur ein Rind ein ernsthaftes Hindernis darzustellen. [8] Die Notwendigkeit fur stabile, billige Begrenzungen und die neuen technologischen Voraussetzungen fuhrten dazu, dass in den USA mehrere Erfinder sowohl unabhangig als auch voneinander inspiriert an mit Dornen versehenen Eisenseilen arbeiteten. Inspiriert von Sporen , wie sie Reiter tragen, patentierte beispielsweise William D. Hunt 1867 Drahte, auf die Sporenrader aufgezogen waren. Michael Kelly patentierte 1868 Drahte, in die Nagel eingetrieben waren. Beide Erfindungen hatten jedoch den Nachteil, dass sie robusten Tieren wie Rindern nicht ausreichend Schmerzen zufugten, um sie an einem Durchbrechen des Zaunes zu hindern. [9] Henry Rose schließlich entwickelte 1873 einen Zaun bestehend aus Drahten und Holzteilen, die mit scharfen Stacheln versehen wehrhaft genug waren, Rinder am Durchbrechen zu hindern. Er stellte diesen Vorlaufer des Stacheldrahts, auf den er das Patent erworben hatte, noch im selben Jahr auf einer Messe in DeKalb im US-Bundesstaat Illinois vor, wo Joseph F. Glidden diese Konstruktion sah. [10] Inspiriert von Roses Patent entwickelte Glidden einen Draht, bei dem Stacheln in zwei miteinander verseilte Spanndrahte eingesetzt wurden, indem in regelmaßigen Abstand ein Spitzendraht um einen der beiden Drahte gewickelt und dann schrag abgeschnitten wurde. Die beiden miteinander verdrehten Spanndrahte fixierten den Stachel, der sich unter der Last eines sich dagegen lehnenden Tieres auch nicht wegdrehen konnte. Glidden meldete am 27. Oktober 1873 sein Patent dafur an. [11] [12] Glidden war nicht der einzige, der Roses Idee weiterentwickelte. Funf weitere Patente fur die Stacheldrahtherstellung wurden in der Folge der Ausstellung von DeKalb angemeldet.

Verwendung in den USA und deren Auswirkung

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Stacheldraht in den Great Plains
Cowboys der texanischen XIT Ranch im Jahre 1891

Gliddens Patent setzte auf einer Herstellung von Spanndrahten auf, die schon seit Jahren gebrauchlich war. Er vermarktete Stacheldraht bereits 1875 und warb damit, dass bereits 1.000 Farmer diesen erprobt hatten ? vermutlich zu diesem Zeitpunkt noch eine Ubertreibung. 1876 erwarb der in Massachusetts ansassige Eisen- und Stahlhersteller Washburn and Moen die Halfte an einem konkurrierenden Patent und begann die Massenproduktion von Stacheldraht. [13] Die Vermarktungsmoglichkeiten waren nicht nur auf die Great Plains im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten begrenzt. Die Errichtung eines Stacheldrahtzauns war auch in anderen Landesteilen preisgunstiger als beispielsweise ein traditioneller Holzzaun. Es waren weniger Pfahle notwendig, weniger Nagel, und der Arbeitsaufwand fur die Errichtung eines Stacheldrahts betrug, nach einem Werbeflugblatt der Firma Washburn and Moen aus dem Jahre 1880, nur noch ein Funftel im Vergleich zu einem Holzzaun. Holz war jedoch nach wie vor notwendig, und die rasch zunehmende Verwendung von Stacheldraht im Mittleren Westen fuhrte dazu, dass der Holzimport dahin sogar zunahm, weil nun auch Gebiete eingezaunt wurden, deren Einzaunung zuvor unwirtschaftlich gewesen war. [14] 1874, im ersten Jahr der industriellen Produktion, wurde Stacheldraht im Gewicht von 5 Tonnen hergestellt, 1878 uberstieg diese Zahl bereits 10.000 Tonnen und 1880, kaum mehr als sechs Jahre nach der ersten Patentvergabe, betrug die Gesamtlange der in den Vereinigten Staaten errichteten Stacheldrahtzaune, anhand des Gewichts des bis dahin produzierten Stacheldrahts geschatzt, gut 50.000 Meilen. [15] 1883 schließlich wurden bereits 100.000 Tonnen Stacheldraht produziert, und mit dieser rasanten Zunahme der Produktion nahm auch der Preis des Stacheldrahts stetig ab. Zum Ende des 19. Jahrhunderts liefen die Patente aus, was zu einer weiteren Preisreduktion fuhrte, gleichzeitig aber auch zu neuen Herstellungsmethoden, die eine noch kostengunstigere Produktion ermoglichten. Zunehmend wurde nun außerdem Stahl statt Eisen verwendet, der zwar pro Tonne Gewicht teurer als Eisen war, dafur aber auch widerstandsfahiger, und damit dunnere Drahte als die eisernen erlaubte, so dass stahlerner Stacheldraht am Ende dennoch preisgunstiger war als solcher aus Eisen. [16]

Die sich schnell durchsetzende Verwendung von Stacheldraht blieb nicht ohne Auswirkungen. Insbesondere die großen Rinderzuchter sicherten sich durch weitraumige Einzaunungen Weideland fur ihre Rinderherden. Allein die XIT Ranch hatte im Jahr 1885 bereits 476.000 Acres fur ihre 50.000 Rinder legal eingezaunt. Fur dasselbe Jahr wird geschatzt, dass fast 4,5 Millionen Acres illegal mit Stacheldraht eingezaunt waren. In einer Region, die von Texas bis nach Montana reichte, setzte ein Kampf um Land ein, bei dem vor allem kleinere Rinderzuchter zu den Verlierern zahlten. Mit weniger Kapital ausgestattet als die großen Ranches, hinter denen haufig Finanziers aus dem Osten der Vereinigten Staaten standen, waren sie nicht im gleichen Maße in der Lage, Land legal oder illegal einzuzaunen. Um ihrem Vieh trotzdem Weideflache zu sichern, gingen sie haufig dazu uber, die Drahte durchzuschneiden, was von den großen Rinderzuchtern mit Hilfe bezahlter Scharfschutzen geahndet wurde. [17]

Die Einzaunungen behinderten auch die naturliche Migration der halbwild lebenden Longhorn-Rinder , welche bisher regelmaßig zum Winteranfang in den warmeren Suden gezogen waren. Dort war aber ab den fruhen 1880er Jahren Weideland bereits so wertvoll, dass Rancher fremdes Vieh nicht langer dulden wollten. In einem kaum koordinierten Vorgehen errichteten sie quer uber den gesamten Texas Panhandle Zaune, um ihr Land zu schutzen. In der Folge verendeten in den strengen Wintern 1885/1886 und 1886/1887 Tausende Longhorns an den Stacheldrahtzaunen, als sie den winterlichen Schneesturmen nicht mehr ausweichen konnten. [18]

Weltweite Verwendung

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Industrieanlage von Felten & Guilleaume , die 1884 in die Stacheldrahtproduktion einstiegen
Stacheldraht im Australischen New South Wales: Ein Grashupfer der australischen Art Gastrimargus Musicus , der sich im Stacheldraht verfangen hat

Washburn and Moen , die Eisen- und Stahlproduzenten, die 1876 in die Produktion von Stacheldraht einstiegen, hatten bereits 1877 Vertreter in Sudamerika, die dieses Produkt dort zu verkaufen versuchten. Der erste Stacheldrahtzaun außerhalb der Vereinigten Staaten wurde vermutlich im Dezember 1877 im Botanischen Garten von Rio de Janeiro errichtet. [19] Sehr schnell fand Stacheldraht aber auch anderswo Anwendung ? bereits 1880 gab es in Argentinien weitraumig eingezauntes Land, da die argentinische Pampa ahnliche Bedingungen wie die Great Plains bot. 1880 waren Vertreter von Washburn and Moen bereits in Australien, Neuseeland, Kuba, Ceylon und Russland aktiv. 1884 begann Washburn and Moen , in Europa mit der deutschen Firma Felten & Guilleaume zusammenzuarbeiten. Felten & Guilleaume verpflichtete sich, jahrlich bis zu 1.000 Tonnen in den USA zu produzieren, diese aber außerhalb von Nordamerika zu verkaufen. In Europa war ihre Produktionsmenge unbegrenzt. Sie verpflichteten sich jedoch, je Tonne Stacheldraht, den sie in Großbritannien verkauften, zwei USD an Washburn and Moen zu zahlen und je einen USD fur jede Tonne, die sie in anderen Landern verkauften. Ausgenommen von dieser Regelungen waren Deutschland und Frankreich, wo sie, ohne eine Entschadigung an Washburn and Moen zahlen zu mussen, bis zu 250.000 Tonnen verkaufen durften. [20]

Felton & Guilleaume war jedoch keineswegs der bedeutendste Partner von Washburn and Moen. Die britische Firma Johnson and Nephew zahlte im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zu den großten Stacheldraht-Herstellern weltweit, da sie unter anderem von den Handelsbeziehungen innerhalb des Britischen Empires profitierte. [21] Australien und Neuseeland, beide zum Britischen Empire zahlend, gehoren zu den Gebieten, in denen Stacheldraht weitreichende Auswirkungen auf die inlandische Wirtschaft hatte. In beiden Landern war wirtschaftlicher Schwerpunkt die Schafzucht fur den Export von Wolle, und die Entwicklung des Stacheldrahts ermoglichte einen zunehmenden Verzicht auf die teure Arbeit von Schafhirten. Im australischen New South Wales nahm die Zahl der gehaltenen Schafe unter anderem auf Grund der Einfuhrung von Stacheldraht von 6 Millionen im Jahre 1861 auf 57 Millionen im Jahre 1894 zu. [22]

Stacheldraht veranderte auch die Machtverhaltnisse in Sudafrika, wo weiße Farmer ihr wertvolles Weideland ebenfalls zunehmend einzaunten und so sowohl vor Wildtieren als auch vor dem Vieh der indigenen Volker des Landes schutzten. Schwarze wurden durch diese Entwicklung zunehmend auf Grenzertragsflachen verdrangt. Dies war unerheblich, solange ausreichend Regen fiel, fuhrte aber dazu, dass sie in trockenen Jahren in großerer Zahl ihr Vieh verloren. Mehr und mehr Schwarze waren gezwungen, ihren Lebensunterhalt als Landarbeiter weißer Farmer zu verdienen.

?Eine neue Art und Weise, Land unter Kontrolle zu bringen, veranderte nicht nur das Verhaltnis zwischen Menschen und Tieren, sondern auch zwischen verschiedenen Ethnien ? wesentlichen Einfluss hatte dabei ihr unterschiedlicher Zugang zu einer neuen Technologie, mit der Land unter Kontrolle gebracht werden konnte.“ [23]

Stacheldraht und Krieg

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Verwendung im Burenkrieg

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Burische Frauen und Kinder in einem britischen Konzentrationslager wahrend des Zweiten Burenkriegs

Den ersten militarischen Einsatz erlebte der Stacheldraht 1899 im Burenkrieg , [24] einem von 1899 bis 1902 dauernden Konflikt zwischen Großbritannien und den Burenrepubliken Oranje-Freistaat und Sudafrikanische Republik ( Transvaal ), der mit deren Eingliederung in das britische Imperium endete. Er zahlt zu den Kolonialkriegen, unterscheidet sich aber von einem typischen Kolonialkrieg, weil beide Konfliktparteien uber ahnliche Waffen und ahnliche militarische Taktiken verfugten.

Im Verlauf dieses Krieges gingen die Buren von einer eher konventionellen Kriegsfuhrung, bei der sich große Truppenteile gegenuber standen, zu einem fur die Briten außerst verlustreichen Guerilla -Krieg uber. In kleinen Trupps fuhrten sie Uberraschungsangriffe durch ? zumeist auf die Nachrichtenverbindungen, Nachschub- und Verkehrswege der Briten ?, um sich dann rasch zuruckzuziehen. Um die Bewegungsfreiheit der Buren einzuschranken, griffen die britischen Truppen unter General Lord Kitchener unter anderem auf Stacheldraht zuruck. Zunachst entlang der Bahnstrecken und schließlich uber das ganze Land errichteten sie ein System von Blockhausern , die mit kleinen Garnisonen belegt waren. Stacheldrahtwalle schutzten nicht nur die unmittelbare Umgebung dieser Blockhauser und die Eisenbahnstrecken, sondern zogen sich bis zum jeweils nachsten Blockhaus, das auf dem Hohepunkt des Burenkrieges nicht mehr als eine halbe Meile entfernt stand. Solange es hell war, war es fur die Buren unmoglich, diese Walle zu durchschneiden, da sie dabei fur die Gewehre der Garnisonen beider Blockhauser ein statisches Ziel waren. Glocken, die in die Stacheldrahtzaune gehangt wurden, machten auch nachtliche Versuche vergeblich, die Walle zu durchschneiden. Insgesamt 8000 Blockhauser und 3700 Meilen von Stacheldrahtwallen wurden im Verlauf des Burenkrieges von den Briten errichtet. Die Kosten fur dieses System, mit denen die Briten schließlich das Veld unter ihre Kontrolle brachten, betrugen gleichwohl mit 300.000 Britischen Pfund nur einen Bruchteil der gesamten britischen Kriegskosten von mehr als 200 Millionen Britischen Pfund. [25] Baden Baden-Powell , einer der am Zweiten Burenkrieg teilnehmenden britischen Offiziere hielt bereits 1903, kurz nach Ende des Konflikts, fest:

?Stacheldraht kann als eine bedeutende Entwicklung fur die moderne Kriegsfuhrung betrachtet werden, und es ist sehr wahrscheinlich, dass er in zukunftigen Kriegen umfanglich eingesetzt wird.“ [26]

Stacheldraht im Russisch-Japanischen Krieg

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Schutzengraben im Russisch-Japanischen Krieg: Zunehmend wurden sie mit Stacheldraht vor dem Uberrennen durch feindliche Krafte geschutzt

Anders als der Zweite Burenkrieg zahlt der Russisch-Japanische Krieg zu den konventionellen militarischen Konflikten: Zwei ahnlich ausgerustete und nach dem Muster westlichen Militars operierende Heere standen sich hier gegenuber. Der Konflikt begann im Februar 1904 mit dem japanischen Angriff auf den Hafen von Port Arthur und endete nach einer Reihe verlustreicher Schlachten im Herbst 1905 mit der Niederlage der russischen Seite. Der großte Teil der Landschlachten wurde in den Weiten der Mandschurei ausgetragen. In diesem Konflikt, in dem Kavallerie noch eine großere Rolle spielte, kamen auch traditionelle Feldbefestigungen wie in den Boden gerammten Pfahle und fur die Reiterei nicht uberwindbare Gruben zum Einsatz. Erstmals wurden diese jedoch grundsatzlich mit Stacheldraht erganzt. [27] Auch Schutzengraben, die mit Stacheldraht bewehrt waren, wurden in diesem Krieg eingesetzt. Anders als im Ersten Weltkrieg waren diese Schutzengraben vergleichsweise kurz und beschrankten sich in ihrem Zweck gewohnlich darauf, ein einzelnes Maschinengewehr vor Uberrennen durch feindliche Krafte zu schutzen. Der Stacheldrahtverhau, der vor diesen Graben lag, bestand gewohnlich aus drei einzelnen Stacheldrahten, die im kurzen Abstand zueinander gespannt waren. Der gesamte Stacheldrahtverhau war nicht hoher als ein Meter. [28] Sowohl Japaner als auch Russen erlaubten den jeweils befreundeten Machten, Militarbeobachter in die Schlachten dieses Konflikts zu entsenden, [29] und so hatte eine Reihe von Militarbeobachtern die Gelegenheit, die Effektivitat dieser Stacheldrahtverhaue zu beobachten. Sie wurden unter anderem Zeuge, wie verlustreich ein Infanterieangriff auf solche stacheldrahtbewehrten Maschinengewehrnester war ? bei einem japanischen Angriff verloren von 50 Angreifern 28 ihr Leben oder wurden verwundet. Sehr schnell waren sich die Militarbeobachter darin einig, dass solche Angriffe nicht mehr erfolgreich sein konnten, sie alle aber verkannten, dass der Einsatz von Stacheldraht zukunftige Kriege grundsatzlich verandern wurde und vor allem die Zeit der schnellen und schlachtentscheidenden Kavallerieangriffe damit vorbei war. [30]

Stacheldraht im Ersten Weltkrieg

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Zunehmende Bedeutungslosigkeit der Kavallerie

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Das preußische 7. Kurassier-Regiment greift die franzosischen Stellungen in der Schlacht von Mars-la-Tour am 16. August 1870 an. Zeitgenossische Darstellung aus Canadian Illustrated News , 19. November 1870, vol.II, no. 21, 336.

Bereits im Deutsch-Franzosischen Krieg von 1870/1871 war Kavallerie nicht mehr kriegsentscheidend. Die europaische Kulturlandschaft hatte sich bereits zu sehr verandert, um Kavallerie wirkungsvoll einzusetzen. Die zunehmende Begrenzung von Land ? zu dem Zeitpunkt der Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Fuhrung Preußens sowie den mit ihm verbundeten suddeutschen Staaten Bayern , Wurttemberg , Baden und Hessen-Darmstadt andererseits noch uberwiegend aus traditionellen Materialien wie Holzzaunen und Hecken bestehend ? erschwerte eine kriegsentscheidende Verwendung der Kavallerie zunehmend.

?Die Unterteilung von Flachen durch Drahte nimmt massiv zu. … Ein paar Drahte oder ein bisschen schwieriger Boden verlangsamt einen berittenen Angriff hinreichend genug, dass das Gewehr sein todliches Werk verrichten kann.“ [31]

hielt schon Lord Dundonald , der im Zweiten Burenkrieg als General diente, fest.

Um effektiv zu sein, benotigte Kavallerie weiten, unbegrenzten Raum mit nur wenigen Hindernissen. Wahrend ein einzelnes Pferd nahezu sofort seine volle Geschwindigkeit entwickeln kann, brauchte eine Kavallerieeinheit eine Aufgaloppstrecke von mindestens drei Kilometern, um gemeinsam die volle Geschwindigkeit zu entwickeln. War sie erreicht, bot eine herangaloppierende Kavallerie gegnerischen Gewehrschutzen kein einfaches Ziel, wie unter anderem die Erfahrungen im Zweiten Burenkrieg zeigten, wo Maschinengewehre noch eine Seltenheit waren. [32] Alle großen Schlachten der Vergangenheit, in der die Kavallerie eine entscheidende Rolle spielte, fanden daher auf weitem offenem Feld statt, die den Aufgalopp einer Kavallerieeinheit erlaubte. Der Historiker Reviel Netz weist deswegen darauf hin, dass es nicht allein die Entwicklung des Maschinengewehrs, sondern auch die Veranderung der Landschaft durch die zunehmende Verwendung von Stacheldraht war, die die Kavallerie obsolet machte. [33]

Die Grabenkampfe des Ersten Weltkriegs

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Im Ersten Weltkrieg fand diese Entwicklung ihren Hohepunkt. Die Kavallerie hatte ihre kriegsentscheidende Bedeutung sowohl als schlachtenentscheidender Armeebestandteil als auch als mobiler, schnell zu verlagernder Truppenteil verloren. Dies war bereits spurbar, als im August 1914 die deutsche Armee in Nordfrankreich einmarschierte. Maximilian von Poseck hielt in seinen Erinnerungen an diesen Einmarsch ruckblickend fest:

Eine Einheit beim Errichten von Stacheldrahtverhauen
Stacheldrahtverhau an der Somme im Ersten Weltkrieg

?Der Vorstoß der Kavallerie wurde durch eine zunehmend intensivere Kultivierung des Landes und durch Industriebauten behindert. Stacheldrahtzaune, Wassergraben, Schlackehaufen, Kohlengruben, Mauern von Industrieanlagen, Eisenbahndamme, Kanale und ahnliches machte den Vormarsch schwerer und schwerer und verhinderte haufig, dass großere Kavallerieeinheiten eingesetzt werden konnten.“ [34]

Pferde spielten zwar im Ersten Weltkrieg immer noch eine Rolle, allerdings uberwiegend als Zug- und Lasttiere. Die Kavallerie verlor im Ersten Weltkrieg ihren Status als Hauptwaffengattung und wurde in der Regel nur noch zur bewaffneten Aufklarung und Gelandesicherung verwendet. In dem festgefahrenen Krieg, in dem großere Gebietsgewinne bereits im ersten Kriegswinter selten wurden, erwies Stacheldraht sich als das perfekte Befestigungsinstrument. Preisgunstig und schnell zu errichten, bildete er eine unuberwindliche Abwehr, die nur durch Zerstorung oder Uberbruckung uberwunden werden konnte. [35] Militarhandbucher bezeichneten Stacheldrahtverhaue sehr schnell als das effizienteste Hindernis, um den Angriff eines Gegners zu verlangsamen oder gar ganz zu verhindern, und gaben prazise Anweisungen, wie sie am effektivsten einzusetzen waren. Ein britisches Militarhandbuch nannte als Merkmale eines gut gebauten Stacheldrahtverhaues: [36]

  • Er muss so breit sein, dass er nicht einfach uberbruckt werden kann,
  • er muss im Schussfeld der Verteidigung sein,
  • er muss nahe genug am Schutzengraben liegen, damit er auch wahrend der Nacht bewacht werden kann.

Das Handbuch riet auch dazu, den Stacheldrahtverhau durch einen weiter davor liegenden Verhau zu schutzen und vor diesem wiederum einzelne Drahte zu ziehen. Die verwendeten Stacheldrahte unterschieden sich dabei schnell von denen, die in der Landwirtschaft verwendet wurden: Die Stachel standen viel enger zusammen, so dass Soldaten sich haufig schon beim Errichten der eigenen Verhaue verletzten, weil es kaum mehr nicht stachelbewehrte Drahte gab, die sie greifen konnten. Zudem waren die Stachel in diesem Fall oft fast doppelt so lang wie in der Landwirtschaft. [37]

In den Grabenkampfen erwies sich die Kombination von mehrere Meter tiefen Stacheldraht- Verhauen und Maschinengewehren als todlich. Eine Vielzahl der Opfer dieses Krieges starb durch Maschinengewehrfeuer in den Stacheldrahtvorfeldern. Erst die Ankunft von Panzern gegen Ende des Krieges nahm dem Stacheldraht teilweise wieder seine Wirksamkeit als Verteidigungswaffe, aber auch Panzerfahrzeuge konnten sich in mehrfachen Stacheldrahthindernissen festfahren, wenn sich der Draht in die Laufrollen wickelte.

Typen von Stacheldraht

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Unterschiedlicher Stacheldraht
NATO-Draht

Nach der Anzahl der Spitzen (Stacheln) unterscheidet man zweispitzigen und vierspitzigen Stacheldraht. Bei zweispitzigem Stacheldraht werden die Spitzen durch die Enden eines Spitzendrahtes dargestellt. Vier Spitzen werden von zwei Spitzendrahten gebildet. Die Spitzendrahte werden um einen oder zwei Spanndrahte derart gewickelt, dass ihre Enden, welche diagonal abgeschert die Spitzen (Stacheln) bilden, vom Spanndraht abstehen. Die Spanndrahte besitzen meist runden Querschnitt, wahrend die Spitzendrahte meist ovalen Querschnitt besitzen.

Nach der Anzahl der Spanndrahte unterscheidet man einseiligen und zweiseiligen Stacheldraht. Bei zweiseiligem Stacheldraht werden zwei Spanndrahte miteinander verdrillt (verseilt). Sie besitzen auch bei geringer Werkstoffgute eine hohe Zugfestigkeit und geringe Temperaturempfindlichkeit und Durchhangneigung. Zweiseiliger Stacheldraht wird meist aus unlegierten und legierten Stahlen geringer Festigkeit hergestellt. In neuerer Zeit kommen auch Aluminiumlegierungen zur Anwendung. Die runden oder ovalen Spanndrahte einseiligen Stacheldrahts werden in der Regel aus hochfestem Vergutungsstahl hergestellt. Durch eingepresste Erhohungen (sog. Schultern) im einseiligen Spanndraht werden die Spitzendrahte in ihrer Lage gesichert. Auch das Anschweißen von Spitzen ist moglich.

Zaun aus drei Stacheldrahtrollen
Zaun aus drei Stacheldrahtrollen (Zeichnung)

In den 1930er Jahren entwickelten die ?Federnwerke Horst Dannert“ selbsttragende Ziehharmonika-Stacheldrahtrollen ( englisch concertina wire ). [38] [39]

Sowohl Spanndrahte als auch Spitzendrahte aus Stahl sind zum Schutz vor Korrosion meist verzinkt.

Eine weitere Form ist der Bandstacheldraht (umgangssprachlich als NATO-Draht bzw. S- oder Z-Draht bezeichnet). Statt der eingewickelten Drahte mit scharfkantigen Spitzen besteht er aus einem dunnen Blechband , in das scharfe Klingen eingestanzt sind. Diese Bandrollen werden in die Verlegevorrichtung eingelegt und beim Abrollen um die Langsachse verdrillt.

Der NATO-Draht wird seit den 1960er Jahren eingesetzt und hat mittlerweile in einigen Bereichen den normalen Stacheldraht abgelost. Er wird in der Regel allerdings nur fur militarische oder hoheitliche Zwecke als Umzaunung und Grenzsicherung eingesetzt.

Stacheldraht wird auf speziellen Maschinen hergestellt. Die in die Maschine gezogenen Spanndrahte werden von Drahtrollen abgespult und bei zweiseiligen Verfahren verseilt. In regelmaßigen Zeitabstanden, entsprechend den Spitzenabstanden, wird der Vorschub der Spanndrahte gestoppt, und mit Hilfe von seitlich positionierten Wickelkopfen der Spitzendraht zugefuhrt, gewickelt und anschließend schrag abgeschert.

Bei der Herstellung von vierspitzigem Stacheldraht wird der Spitzendraht von zwei Seiten zugefuhrt.

Durch Widerstandspressschweißen ( Punktschweißen ) konnen einseilige Spanndrahte mit Spitzen versehen werden.

Der fertige Stacheldraht wird auf Rollen aus Profildraht gewickelt und bei einer bestimmten Lange (z. B. 400 Meter) abgeschnitten. NATO-Draht wird mittels spezieller Stanzmaschinen als Band gefertigt.

Allgemeine Anwendung

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Verlegung von Stacheldrahtrollen zum Schutz eines Regierungsgebaudes

Stacheldraht wird im Regelfall uber normalen Zaunen in ein oder mehreren Reihen angebracht, um ein Ubersteigen des Zaunes zu erschweren. Hierbei konnen mehrere Reihen Stacheldraht uber- oder auch nebeneinander angeordnet werden. Durch die Installation oberhalb des eigentlichen Zaunes wird eine Verletzungsgefahr fur vorbeilaufende Menschen und Tiere verhindert.

Eine weitere Form des Stacheldrahtes ist die Ausfuhrung in Rollen oder Schleifen, welche am oberen Ende von Zaunen und Mauern befestigt wird. Besonders oft zu sehen ist diese Ausfuhrung beim Militar und bei Strafanstalten .

Eine zivile und ungefahrliche Anwendung erfolgt beim earthbag building . Hier verhindern in der Regel zwei parallele Strange vierspitzigen Stacheldrahts zwischen je zwei Schichten das Verrutschen der Sandsacke.

Tierschutzproblem mit Stacheldraht

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Im Stacheldraht umgekommener Uhu

Fur die Tierhaltung hat er sich durch viele schwere Verletzungen bis hin zum todlichen Ausgang fur die Umzaunung als tierschadlich erwiesen und durch Perforation der Haut von Weidetieren die Qualitat des Leders gemindert. Aus Tier- und Unfallschutzgrunden an offentlichen Wegen werden in der Landwirtschaft immer mehr elektrische Weidezaune benutzt. Die Verwendung von Stacheldraht als Umzaunung von Pferdekoppeln und bei Pferdeauslaufen ist im osterreichischen Tierschutzgesetz, bzw. der dazugehorenden 1. Tierhaltungsverordnung, dezidiert verboten und in Deutschland umstritten. Beispielsweise ist in Deutschland Pensionspferdebetrieben eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorgeworfen worden, weil sich Pferde an Stacheldraht verletzten. [40]

In Stacheldrahtzaunen bleiben immer wieder Wildtiere hangen und verenden. Besonders betroffen sind u. a. Vogel, insbesondere die nachts jagenden Eulen . [41] Beim Uhu kommen nach verschiedenen Untersuchungen in Deutschland 10 bis 16 % durch Stacheldraht-Anfluge um. Auch bei Wasservogeln , insbesondere bei Gansen , kommt es immer wieder zu Todesfallen. An der Nordsee blieben bis zu 25 Ganse auf einmal in Stacheldrahtzaunen hangen. Diese Probleme wurden weltweit festgestellt.

In der Schweiz ist gemaß der Tierschutzverordnung seit dem 1. Januar 2014 die Verwendung von Stacheldraht fur Zaune von Gehegen verboten, wobei die Kantone befristete Ausnahmen fur weitlaufige Weiden erteilen konnen. [42] Infolge wurde im Kanton St. Gallen am 4. Februar 2019 die Gesetzesinitiative ≪Stopp dem Tierleid ? gegen Zaune als Todesfallen fur Wildtiere≫ eingereicht. [43] Daraufhin hat der St. Galler Kantonsrat einen Gegenvorschlag ausgearbeitet, welcher u. a. Stacheldrahtzaune nur noch auf Rindviehweiden in Sommerungsgebieten erlauben wurde. [44] Die Initiative wurde zuruckgezogen, nachdem der Gegenvorschlag vom Parlament verabschiedet wurde. [45] Mit der Anpassung des St. Galler Jagdgesetzes vom April 2021 wurde der Einsatz von festen Zaunen und insbesondere Stacheldrahtzaunen zum Schutz der Wildtiere und des Lebensraumes eingeschrankt. Die Inkraftsetzung erfolgte auf den 1. Oktober 2021 mit einer Ubergangsfrist fur die Umsetzung von vier Jahren. [46]

Auch in Deutschland, bzw. mindestens in BW und Bayern ist Stacheldraht fur viele Verwendungen verboten. [47]

  • Indianer tauften Stacheldraht, der mit seiner Begrenzung von offenen Weiten ihrer Lebensform widersprach, “devil’s rope” (?Teufelsschnur‘).
  • In McLean (Texas) befindet sich das Devil’s Rope Museum , ein Museum, das sich ausschließlich dem Thema Stacheldraht widmet.

Dokumentationen

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  • Die Teufelsschnur. 89-minutige Fernsehdokumentation von Sophie Bruneau (Arte, Belgien/Frankreich 2016).
  • Robert O Campbell, Vernon L. Allison: Barriers ? An Encyclopedia of United States Barbed Wire Patents . Western Profiles Publishing Company, Denver 1986, ISBN 0-937231-00-2 .
  • Harold Hagemejer: The Barbed Wire Identification Encyclopedia . Morris Publishing, Kearney 2001, ISBN 0-9659677-8-6 .
  • Robert Lebegern: Mauer, Zaun und Stacheldraht. Sperranlagen an der innerdeutschen Grenze 1945?1990. ROLE, Weiden 2002, ISBN 3-936545-00-6 .
  • Reviel Netz : Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2
  • Olivier Razac: Politische Geschichte des Stacheldrahts ? Prarie Schutzengraben Lager . Diaphanes, Zurich 2003, ISBN 3-935300-31-X .
  • Henry De Rosset McCallum, Frances Tarlton McCallum: The Wire That Fenced The West . University of Oklahoma Press, 1965, ISBN 0-8061-1559-9 .
  • Delbert Trew: Warwire. The History of Obstacle Wire Use in Warfare. Delbert Trew, Alanreed TX 2003, ISBN 0-9659677-3-5 (englisch).
Commons : Stacheldraht  ? Sammlung von Bildern
Wiktionary: Stacheldraht  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 17.
  2. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 18.
  3. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 21.
  4. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 22.
  5. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 22.
  6. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 22.
  7. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 26.
  8. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 27.
  9. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 25.
  10. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 26.
  11. Patent US157124 : Improvement in wire-fences. Angemeldet am 27. Oktober 1873 , veroffentlicht am 24. November 1874 , Erfinder: Joseph F. Glidden.
  12. Vor 135 Jahren: Joseph Glidden erhalt US-Patent fur Stacheldraht. Ende der endlosen Weite. WDR 2 vom 22. November 2009.
  13. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 . S. 28.
  14. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 . S. 29.
  15. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 . S. 30.
  16. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 . S. 31.
  17. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 . S. 32.
  18. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 . S. 34.
  19. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 40.
  20. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 41.
  21. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 41.
  22. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 41.
  23. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 43. Im Original lautet das Zitat: A new way of controlling the land, designed to make more efficient use of it, transformed the relations not only between humans and animals but also between different human groups ? distinguished by their different access to the new technologies of control over space.
  24. Vor 135 Jahren: Joseph Glidden erhalt US-Patent fur Stacheldraht. Ende der endlosen Weite. WDR 2 vom 22. November 2009.
  25. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 66.
  26. zitiert nach Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 . S. 93. Im Original lautet das Zitat: Barbed wire may be considered as an important innovation in modern warfare, and is likely to be largely employed in future wars .
  27. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 ,S. 97.
  28. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 99.
  29. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 96.
  30. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 100.
  31. zitiert nach Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 87. Im Original lautet das Zitat: the subdivision of lands into fields by wire fencing is rapidly increasing. … A few strands of wire, or a bit of difficult ground, will delay a mounted advance quite long enough for the rifle to do its deadly work.
  32. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 81 und S. 86.
  33. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 86.
  34. zitiert nach Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 88.
  35. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 . S. 94.
  36. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 107.
  37. Reviel Netz: Barbed Wire: An Ecology of Modernity . Wesleyan University Press, Middletown 2004, ISBN 978-0-8195-6959-2 , S. 108.
  38. Patent GB480082 : Improvements in barricades. Angemeldet am 6. Juli 1937 , Erfinder: Horst Dannert.
  39. Patent CH208591 : Stacheldraht, dessen Trager der Stacheln durch einen einzigen Draht gebildet ist, insbesondere zur Herstellung von Drahtwalzen fur militarische und polizeiliche Hindernisse. Angemeldet am 31. Januar 1939 , veroffentlicht am 1. Mai 1940 , Erfinder: Horst Dannert.
  40. Webseite der Landwirtschaftskammer NRW ( Memento des Originals vom 16. Juli 2011 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.landwirtschaftskammer.de (aufgerufen am 28. November 2010)
  41. Martin Lindner: Vogeltod im Stacheldraht . In: Irrgeister. 1?2, 2005, S. 45?47 PDF
  42. Schweizer Tierschutzverordnung
  43. Mediencommunique zur Einreichung der Unterschriften zur Gesetzes-Initiative ≪Stopp dem Tierleid ? gegen Zaune als Todesfallen fur Wildtiere≫ (PDF)
  44. Initiative gegen Stacheldraht wohl nicht vors Volk. Schweizer Bauer , 19. April 2021, abgerufen am 19. April 2021 .
  45. Initiative gegen Stacheldraht zuruckgezogen. Schweizer Bauer, 24. April 2021, abgerufen am 24. April 2021 .
  46. Das Kontingent fur den Zaunruckbau im Kanton St. Gallen ist noch nicht ausgeschopft. In: bauernzeitung.ch. 6. Marz 2022, abgerufen am 6. Marz 2022 .
  47. Suddeutsche Zeitung: Keine Grenze aus Stacheldraht. Abgerufen am 15. November 2022 .