Sonnenwende

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Die Tageslange am 21. Juni auf verschiedenen Breitenkreisen
Zu den Sonnenwenden hat die Ekliptik als scheinbare Sonnenbahn auf der Himmelskugel den großten Winkelabstand vom Himmelsaquator ; sie schneidet ihn im Fruhlingspunkt und im Herbstpunkt zu den Tagundnachtgleichen .

Eine Sonnenwende oder Sonnwende , [1] auch Solstitium ( lateinisch fur ?Sonnenstillstand“) genannt, findet zweimal im Jahreslauf statt. Zu diesem Datum wird in geographischen Breiten außerhalb der zwischen den Wendekreisen liegenden Tropen der hochste beziehungsweise der niedrigste mittagliche Sonnenstand erreicht:

  • Zur Wintersonnenwende hat die Sonne die geringste Mittagshohe uber dem Horizont. Auf der Nordhalbkugel der Erde erreicht die Sonne den Winterpunkt am 21. oder 22. Dezember .

Auf der Sudhalbkugel sind die Verhaltnisse umgekehrt: Wahrend des Nordwinters herrscht auf der Sudhalbkugel Sommer und umgekehrt. Uber Orten am Aquator verlauft die scheinbare Sonnenbahn zu den Tag- und Nachtgleichen am Mittag genau durch den Zenit . Wahrend des Nordsommers verlauft die Bahn etwas nordlicher, wahrend des Sudsommers etwas sudlicher, in beiden Fallen daher nicht ganz so hoch wie der Zenit.

Zweimal im Lauf eines tropischen Jahres nimmt die Sonne bei ihrer scheinbaren Bewegung entlang der Ekliptik nordlich oder sudlich des Himmelsaquators Positionen mit großtem Winkelabstand ein, jeweils zur Sonnenwende (Solstitium). Nach Passage dieser Punkte extremer Deklination ? im Sommerpunkt beziehungsweise im Winterpunkt  ? nahert sich ihre Stellung wieder dem Himmelsaquator an, der im Fruhlingspunkt und im Herbstpunkt erreicht wird, jeweils zur Tagundnachtgleiche (auch Aquinoktium oder Equinox genannt). Anfang und Ende der astronomischen Jahreszeiten werden nach den vier Punkten bestimmt, die Verbindungslinie der Aquinoktialpunkte und die Verbindungslinie der Solstitialpunkte schneiden sich im rechten Winkel.

Astronomische Grundlagen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Definition [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die genaue Definition lautet: Die Sonnenwenden sind die Zeitpunkte , in denen die scheinbare geozentrische ekliptikale Lange der Sonne 90° oder 270° betragt.

  • Scheinbar heißt: unter Berucksichtigung von Aberration und Nutation .
  • Geozentrisch heißt: von einem fiktiven Beobachter im Erdmittelpunkt aus gesehen. Die Definition ist also unabhangig vom Standort eines realen Beobachters; die Sonnenwenden treten daher weltweit zum selben Zeitpunkt ein (der aber je nach ortlicher Zeitzone verschiedenen Uhrzeiten entspricht).

Eine einfache planetengeometrische Definition lautet: Zum Zeitpunkt einer Sonnenwende nimmt der Winkel Sonnenmittelpunkt-Erdmittelpunkt-Erdpol einen extremen Wert an. Es gibt zwei Falle: Bei minimalem Winkel ist Sommersonnenwende, bei maximalem Winkel Wintersonnenwende. Die beiden Erdhemispharen haben also beide Falle gleichzeitig, im Wechsel. In einem Aquinoktium ist dieser Winkel Sonnenmittelpunkt-Erdmittelpunkt-Erdpol hingegen ein rechter.

Die beiden Sonnenwenden fallen bis auf wenige Minuten (siehe dazu Zeitgleichung ) mit jenen Zeitpunkten zusammen, in denen die Sonne ihre großte nordliche oder sudliche Deklination ? etwa 23° 26′ 20″ ? und damit ihre nordlichste oder sudlichste Stellung auf der Himmelskugel erreicht. Der geringe Zeitunterschied resultiert aus dem Umstand, dass es eigentlich das Baryzentrum des Erde/Mond-Systems ist, das sich gleichmaßig in der Erdbahnebene ( Ekliptik ) um die Sonne bewegt, wahrend der Erdmittelpunkt selbst diesen gemeinsamen Schwerpunkt umkreist und sich in der Regel etwas oberhalb oder unterhalb dieser Ebene befindet. Vom Geozentrum aus gesehen lauft die Sonne daher nicht exakt auf der Ekliptik, hat also eine ekliptikale Breite ungleich null. Sie passiert deshalb zum einen nicht exakt den nordlichsten bzw. sudlichsten Punkt der Ekliptik, zum anderen fuhrt ihre veranderliche ekliptikale Breite dazu, dass die maximale Deklination in der Regel nicht genau an den Sonnwendpunkten angenommen wird.

Folgerungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jahreslauf der Erde um die Sonne
Ganz links: Sommer auf der Nordhalbkugel
Ganz rechts: Winter auf der Nordhalbkugel
Die Dammerung um Mitternacht in Europa an einem 21. Juni

Die Sonnenwenden markieren den Beginn des astronomischen Sommers bzw. des astronomischen Winters . Wenn die Sonne ihre großte nordliche oder sudliche Deklination von 23,4° erreicht, steht sie senkrecht uber den sogenannten Wendekreisen der Erde (namlich den Breitenkreisen auf 23,4° nordlicher bzw. sudlicher Breite). Sie steht also

  • am 21. oder 20. Juni uber dem nordlichen Wendekreis (Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel, Wintersonnenwende auf der Sudhalbkugel),
  • am 21. oder 22. Dezember uber dem sudlichen Wendekreis (Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel, Sommersonnenwende auf der Sudhalbkugel).

Fur beide Erdhalbkugeln gilt jeweils: Zur Wintersonnenwende erreicht die Sonne im Jahreslauf ihren tiefsten Stand in Bezug auf den Meridiandurchgang . Zu diesem Zeitpunkt herrscht der kurzeste Tag und die langste Nacht, da der großere Teil der taglichen Sonnenbahn unterhalb des Horizonts liegt. Der Tagbogen ist flach und kurz und wird danach wieder langer und hoher. Umgekehrt erreicht die Sonne zur Sommersonnenwende ihren hochsten Stand. Zu diesem Zeitpunkt herrscht der langste Tag und die kurzeste Nacht, weil der großere Teil der taglichen Sonnenbahn oberhalb des Horizonts liegt. Der Tagbogen wird wieder flacher und kurzer.

Nahe den Polarkreisen gibt es zur Wintersonnenwende einen Tag ohne Sonnenaufgang sowie zur Sommersonnenwende einen Tag ohne Sonnenuntergang ( Mitternachtssonne , ? Weiße Nachte “). Weiter polwarts herrscht dann wochen- bis monatelang der Polartag bzw. am anderen Pol die Polarnacht . Wahrend dieser Zeitraume ohne Dammerung liegt die tagliche Sonnenbahn vollstandig oberhalb bzw. unterhalb des Horizonts.

Zwischen den Sonnenwenden uberschreitet die Sonne jeweils den Himmelsaquator und steht dann senkrecht uber dem Aquator der Erde. Diese Zeitpunkte sind die Aquinoktien oder Tagundnachtgleichen. Aquinoktien und Sonnenwenden stellen den Beginn der jeweiligen astronomischen Jahreszeiten dar.

Obwohl der Tag der Wintersonnenwende der kurzeste Tag ist, tritt zur Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel der fruheste Sonnenuntergang bereits etwa zehn Tage fruher und der spateste Sonnenaufgang erst etwa zehn Tage spater ein. Ursache hierfur ist die Zeitgleichung . Zur Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel macht dieser Effekt analog etwa vier Tage aus.

Datum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Mitteleuropaischen Zeitzone fallt die Sommersonnenwende in diesem Jahrhundert meist auf den 21. Juni, und seit dem Schaltjahr 2020 zunehmend auch auf den 20. Juni. Im 20. Jahrhundert fiel sie auf den 21. oder 22. Juni.

Weil das kalendarische Gemeinjahr (365 Tage) knapp sechs Stunden kurzer ist als das Sonnenjahr (365,242 Tage), verschiebt sich der kalendarische Zeitpunkt der Sonnenwenden in jedem Jahr um knapp sechs Stunden auf eine spatere Uhrzeit. Zum Ausgleich wird kalendarisch alle 4 Jahre ein Schalttag eingeschoben (mit wenigen Ausnahmen, siehe Schaltjahr ). In den Schaltjahren (in der Tabelle fett hervorgehoben), ruckt das Kalenderdatum der Sonnenwenden dann in aller Regel wieder um einen Tag zuruck.

Die Schaltregel wurde in der Geschichte mehrfach angepasst. Vor der gregorianischen Kalenderreform verschob sich das Datum der Sonnenwenden alle hundert Jahre um fast einen Tag. Aber auch die reformierte Schaltregel kann die tatsachliche Jahreslange nicht ganz exakt darstellen. Es bleibt eine Abweichung von einem Tag in 3200 Jahren.

Jahr Sommersonnenwende Wintersonnenwende
2015 21. Juni 18:38 Uhr MESZ 22. Dezember 05:48 MEZ
2016 21. Juni 00:34 Uhr MESZ 21. Dezember 11:44 MEZ
2017 21. Juni 06:24 Uhr MESZ 21. Dezember 17:28 MEZ
2018 21. Juni 12:07 Uhr MESZ 21. Dezember 23:23 MEZ
2019 21. Juni 17:54 Uhr MESZ 22. Dezember 05:19 MEZ
2020 20. Juni 23:44 Uhr MESZ 21. Dezember 11:02 MEZ
2021 21. Juni 05:32 Uhr MESZ 21. Dezember 16:59 MEZ
2022 21. Juni 11:14 Uhr MESZ 21. Dezember 22:48 MEZ
2023 21. Juni 16:58 Uhr MESZ 22. Dezember 04:27 MEZ
2024 20. Juni 22:51 Uhr MESZ 21. Dezember 10:20 MEZ
2025 21. Juni 04:42 Uhr MESZ 21. Dezember 16:03 MEZ
2026 21. Juni 10:24 Uhr MESZ 21. Dezember 21:50 MEZ
2027 21. Juni 16:11 Uhr MESZ 22. Dezember 03:42 MEZ

Winterpunkt und Sommerpunkt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Moment der Wintersonnenwende steht die Sonne im Vergleich zu den Hintergrundsternen im sogenannten Winterpunkt ? einem der beiden Punkte der Ekliptik , die genau 90° vom Fruhlingspunkt entfernt sind ( Rektaszension  = 18 h ). Er liegt derzeit im Sternbild Schutze ( lateinisch sagittarius ); etwa in dieser Richtung liegt auch das galaktische Zentrum .

Analog dazu steht die Sonne im Moment der Sommersonnenwende im sogenannten Sommerpunkt (Rektaszension = 6 h ) im Sternbild Stier .

Durch die Prazession der Erdachse wandern der Winterpunkt und der Sommerpunkt im Laufe von 25.780 Jahren ( Zyklus der Prazession ) einmal durch den gesamten Tierkreis . So lag der Winterpunkt in der Antike noch im Sternbild Steinbock (deshalb auch ? Wendekreis des Steinbocks “) und wird sich in etwa 300 Jahren ins Sternbild Schlangentrager verschieben.

Der Sommerpunkt lag in der fruhen Antike im Sternbild Krebs (deshalb auch ? Wendekreis des Krebses “), seine Wanderung ist in der folgenden Tabelle uber einen ganzen Zyklus der Prazession dargestellt. Legt man die modernen Grenzen der Sternbilder zu Grunde, dann befindet er sich in folgenden Sternbildern:

Sternbild Sektor Durchgangsdauer Eintritt Mitte Austritt
Schutze 33,3° 2380 Jahre 13030 v. Chr. 11840 v. Chr. 10650 v. Chr.
Schlangentrager 18,6° 1340 Jahre 10650 v. Chr. 9980 v. Chr. 9310 v. Chr.
Skorpion 6,7° 480 Jahre 9310 v. Chr. 9070 v. Chr. 8830 v. Chr.
Waage 23,0° 1650 Jahre 8830 v. Chr. 8005 v. Chr. 7180 v. Chr.
Jungfrau 44,1° 3160 Jahre 7180 v. Chr. 5600 v. Chr. 4020 v. Chr.
Lowe 35,7° 2570 Jahre 4020 v. Chr. 2735 v. Chr. 1450 v. Chr.
Krebs 20,1° 1440 Jahre 1450 v. Chr. 740 v. Chr. 10 v. Chr.
Zwillinge 27,9° 2000 Jahre 10 v. Chr. 990 n. Chr. 1989 n. Chr.
(20. Okt. 1989)
Stier 36,7° 2620 Jahre 1990 n. Chr.
(nahe am Orion)
3300 n. Chr. 4610 n. Chr.
Widder 24,7° 1770 Jahre 4610 n. Chr. 5495 n. Chr. 6380 n. Chr.
Fische 37,2° 2670 Jahre 6380 n. Chr. 7715 n. Chr. 9050 n. Chr.
Wassermann 24,0° 1710 Jahre 9050 n. Chr. 9905 n. Chr. 10760 n. Chr.
Steinbock 28,0° 2010 Jahre 10760 n. Chr. 11765 n. Chr. 12770 n. Chr.
Schutze 33,3° 2380 Jahre 12770 n. Chr. 13960 n. Chr. 15150 n. Chr.

Im Winkel von 90° zum Sommerpunkt und Winterpunkt liegen jeweils der Fruhlingspunkt ( Rektaszension  = 0 h ) und der Herbstpunkt (Rektaszension = 12 h ), in denen die Sonne beim Aquinoktium steht.

Solstitiallinie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Erdbahn mit Aquinoktial- (grun) und Solstitiallinie (rot) sowie der Ellipsenhauptachse (turkis) mit Aphel und Perihel

Die Verbindungslinie zwischen den Positionen der Erde zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende und der Wintersonnenwende wird Solstitiallinie genannt. Diese Linie geht also mitten durch die Sonne hindurch, ihre Verlangerung außerhalb der Erdbahn durch den Sommerpunkt und den Winterpunkt. Sie steht senkrecht auf der Aquinoktiallinie.

Geschichtliches und Kulturelles [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Verehrung der Sonne und des wiederkehrenden Lichtes geht auf Traditionen in prahistorischer Zeit zuruck. [3] Die Sonne hat essentielle Bedeutung fur das irdische Uberleben. Die Sommersonnenwende trug einen Aspekt des Todes und der Verganglichkeit in sich. Dem gegenuber standen die langerwerdenden Tage nach der Wintersonnenwende, die Leben und Auferstehung verkorperten. Diese Wendepunkte schlugen sich entsprechend in Ritus und Mythologie nieder. [4] Bemerkenswert ist, dass die Sonne im abendlandischen Kulturkreis immer dem mannlichen Prinzip zugeordnet ist, jedoch hier eine Ausnahme im germanischen Sprachraum besteht, der in der Sonne die Mutter sieht. [4]

Je großer der Unterschied zwischen dem harten Winter und dem warmen Sommer, desto intensiver wurde von jeher dieser Tag gefeiert. Im Norden Europas, wo in der sommerlichen Jahreszeit die Nachte gar nicht mehr dunkel werden (man spricht auch von den Weißen Nachten ), haben Sonnenwendfeiern ? als Mittsommerfest bezeichnet ? mehr Bedeutung als zum Beispiel in Sudeuropa.

Sommersonnenwende [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Golowan-Fest ? Sonnenwendfeier am 20. Juni 2008 in Cornwall
?Saint Jean“ ? Johannisfest am 26. Juni 1993 in der Bretagne
Sonnenwendfeuer im Klostertal . Ein weiteres brennt rechts oben auf dem Roggelskopf .

Die Sommersonnenwende wird in vielen Landern, wie in Mitteleuropa und den USA , als Beginn der Jahreszeit Sommer gesehen. In Irland hingegen wird der Zeitraum vom 1. Mai (siehe auch Beltane ) bis zum 31. Juli als Sommer betrachtet; die Sommersonnenwende liegt also etwa in der Mitte der Jahreszeit. In vielen Landern, in denen heute der kalendarische Sommer am 20./21. Juni beginnt, wird der Tag der Sommersonnenwende dennoch als Mittsommer bezeichnet, was moglicherweise auf einen alten gemeinsamen steinzeitlichen Kalender zuruckgeht. Im Belchen-System geht zum Beispiel die Sonne zur Sommersonnenwende vom Elsasser Belchen aus gesehen uber dem nordostlich gelegenen Kleinen Belchen auf, was die Bestimmung des Zeitpunkts der Sommersonnenwende unabhangig von anthropogenen Objekten ermoglicht.

Schon der Turm von Jericho aus dem 9. Jahrtausend v. Chr. deutet auf die Kenntnis der Sommersonnenwende hin, und spatere steinzeitliche Kultstatten wie Stonehenge erfassten diesen Zeitpunkt mittels der relativ leicht feststellbaren Auf- und Untergangspunkte der Sonne, die zu Winterbeginn etwa im Sudosten bzw. Sudwesten liegen. Auch die Himmelsscheibe von Nebra als wichtiger bronzezeitlicher Fund dokumentiert die Sonnenwende.

Den Tag der Sommersonnenwende betrachten seit je manche Menschen als mystischen Tag, manche begehen ihn mit weltlichen oder religiosen Feierlichkeiten. Sonnenwendfeste hatten vor allem in den germanischen, nordischen, baltischen , slawischen und keltischen Religionen einen festen Platz. Die großte unorganisierte Sommersonnwendfeier in Europa findet in Stonehenge statt, die großte Deutschlands an den Externsteinen . Die sudlichste Sommersonnenwendfeier findet seit 1929 in der spanischen Region Alicante statt. Das Golowan-Fest findet in Cornwall statt und wurde erstmals 1754 von William Borlase beschrieben. [5] Seit der Christianisierung Europas werden diese Feiern oft mit dem Heiligen des 24. Juni, Johannes dem Taufer , verbunden, der als besonders machtvoller Heiliger galt ( Johannistag ). Einige der Sonnenwendbrauche, die sich bis heute erhalten haben, wie die Johannisfeuer , sind nach ihm benannt. So wird der Johannistag in der Bretagne manchmal erst am folgenden Wochenende gefeiert. Auch hier liegt das Datum kurz nach der tatsachlichen Sommersonnenwende.

Das typische Juni-Sommerwetter und die in mittleren Breiten der Nordhalbkugel noch fruhlingshafte Wachstumsstimmung in der Natur ist ideal fur Freiluftveranstaltungen aller Art. So ist die Sonnenwende ein willkommener Anlass (und bei manchen bewusster Grund) fur Feste oder Feiern um diesen Tag herum. Sonnenwendfeiern werden von unterschiedlichen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften wie Freireligiosen und Freidenkern , [6] Vereinen, Parteien, Freiwilligen Feuerwehren, Gemeinden und Tourismusverbanden [7] veranstaltet. [8] Heidnische oder neuheidnische Religionsgemeinschaften feiern am 21. die Sonnenwende meist auch mit einem Feuer. Teilweise wird dieses Fest als Litha bezeichnet. [9]

Fur Asatru ist das sogenannte Mittsommerfest, nach dem Julfest, das zweitwichtigste Fest im Jahr. [10] Die Feuerfeste zur Sommersonnenwende in den Pyrenaen sind seit 2015 als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt. [11]

Wintersonnenwende [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Wintersonnenwende war in vielen antiken und fruhmittelalterlichen Kulturen ein wichtiges Fest , das oft ein paar Tage vor bzw. nach dem Datum der tatsachlichen Sonnenwende gefeiert wurde. Zur Zeit der Einfuhrung des Julianischen Kalenders lagen die Sonnenwenden auf dem 25. Dezember und dem 24. Juni.

Umstritten ist, ob und in welcher Form die Germanen und andere Volker in Nordeuropa um die Wintersonnenwende das Julfest feierten. [3] Es ware dann mit Feuer- und Lichtsymbolik zur Wintersonnenwende praktiziert worden. [12] [4] Historisch belegbare schriftliche Zeugnisse gibt es in Form von Kalenderstaben mit Runenzeichen . [13] Es ist unstrittig, dass das Wort Julfest vor der Christianisierung in Gebrauch war. Die Kirche hatte vergeblich versucht, das Wort durch andere Begriffe zu ersetzen ( Norrøn : ?Drottins burðar tið“, Altschwedisch: ?gudz fodzlo hotidh“). Die altenglischen, nordischen und gotischen Belege stammen alle aus christlicher Zeit. Es ist daher schwierig, aus den knappen Quellen der altnordischen Literatur ein Bild der verschiedenen Feste zu gewinnen. Das gilt fur das erwahnte ?alfablot“ der Skandinavier und die ?Nacht der Mutter“ bei den Angelsachsen. [14]

Das christliche Weihnachtsfest , mit dem die Geburt Jesu gefeiert wird, findet nach der tatsachlichen Wintersonnenwende statt. Als man begann, das Weihnachtsfest im 4. Jahrhundert zu feiern, fielen die Feierlichkeiten auf den traditionellen kalendarischen Tag der Wintersonnenwende, den 25. Dezember, der zur Zeit der Einfuhrung des julianischen Kalenders der tatsachliche Tag der Wintersonnenwende gewesen war. Im 4. Jahrhundert lag die Wintersonnenwende faktisch zwar schon auf dem 21. Dezember, in den Kalendern wurde sie jedoch teils noch lange am 25. Dezember notiert, an dem auch das Fest des romischen Sonnengottes Sol Invictus gefeiert wurde. Im Laufe der Zeit wanderte die Wintersonnenwende immer weiter nach vorn im Kalender, bis sie mit der gregorianischen Kalenderreform, die die Verhaltnisse des 4. Jahrhunderts wiederherstellte, wieder auf den 21. Dezember zu liegen kam. Damit fallt sie in etwa zusammen mit dem Thomastag des Heiligenkalenders am 21. Dezember. Je nach Glaubensrichtung gibt es im Christentum unterschiedliche Schwerpunkte und Zahl der Festtage. Teilweise beginnt mit dem zweiten Weihnachtstag eine sechstagige Nachfeier, [15] und manche Rituale finden erst im Januar statt. [16]

Zoroastrier sowie muslimische Volker des iranischen Kulturkreises und Zentralasiens zelebrieren zur Wintersonnenwende die Yalda-Nacht . In Indien und Nepal findet Ende Dezember / Anfang Januar Makar Sankranti statt. Auch im Satanismus haben die Sonnenwenden Feiertagscharakter. [17]

Politische Besetzung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die angeblich altgermanischen Sonnenwendfeiern ?wiederbelebt“ [Anm. 1] und als offizielle Feiertage in die Symbolik von ?Volk, Blut und Boden “ integriert, insbesondere durch die SS .

Ein wichtiger Ort fur Sonnenwendfeiern sind die Externsteine . Hieran beteiligen sich unter anderen Anhanger neuheidnischer und esoterischer Gruppen; die Sonnwendfeier zieht jedoch auch Neonazis an. [8]

Aufsehen erregen insbesondere Sonnwendfeiern rechtsextremer Gruppen. Bei der von einem ortlichen Verein ausgerichteten Sonnenwendfeier Pretzien 2006 wurden unter anderem eine US-amerikanische Flagge und ein Exemplar des Tagebuchs der Anne Frank verbrannt, ohne dass die ubrigen Anwesenden eingriffen. Seit diesen Ereignissen werden rechtsextreme Sonnenwendfeiern in Deutschland von der Polizei zunehmend aufgelost. [18] [19] In der Presse wird vornehmlich uber Sonnwendfeiern politisch rechtsorientierter und rechtsextremer Gruppen berichtet. [20]

Film, Theater, Oper [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

William Shakespeares Komodie A Midsummer Night’s Dream (dt. Ein Sommernachtstraum ) handelt wahrend einer Sommersonnenwende in der klassischen Einheit von Zeit, Ort und Handlung des geschlossenen Dramas . Neben den beiden anderen nimmt Richard Wagner ?das schone Fest, Johannistag“ (Bass-Arie) als klassische Einheit der Zeit in seiner heiteren Oper Die Meistersinger von Nurnberg : Passend zum Buhnengeschehen fand die Urauffuhrung in Munchen am Sonnwendtag 21. Juni 1868 statt. An die drei klassischen Einheiten halt sich auch Ingmar Bergman in seinem Film von 1955 Das Lacheln einer Sommernacht (Sommarnattens leende).

Bestimmung des Erdumfanges [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eratosthenes bestimmte etwa 200 Jahre v. Chr. bei einer Sommersonnenwende (Sonnenhochststand) den Erdumfang .

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Sonnenwende  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sonnenwende  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Vgl. Eintrag Sonnwende in Duden.de .
  2. Kosmos Verlag: Kosmos Himmelsjahr 2020 Sonne, Mond und Sterne im Jahreslauf . Hrsg.: Hans-Ulrich Keller. 1. Auflage. Kosmos, Stuttgart, ISBN 978-3-440-16280-4 , S.   7; 130; 134 .
  3. a b Edgar Charles Polome : Germanentum und religiose Vorstellungen. In: Heinrich Beck (Hrsg.): Germanenprobleme aus heutiger Sicht. Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Erganzungsbande, Band 1, de Gruyter, Berlin / New York 1999, ISBN 3-11-016439-6 , S. 278.
  4. a b c Werner Weissmann: Sonne, Gral, Damonen . Bedeutende abendlandische Symbole in Mythos, Religion und Kunst. WUV Universitatsverlag, Wien 2003, ISBN 3-85114-778-2 , S.   267   f . ( online auf books.google.de ( Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive ) [abgerufen am 12. Dezember 2022]).
  5. William Borlase: Antiquities of Cornwall. 1754.
  6. Die Krux mit den Ritualen. Von weltlichen Alternativen zu kirchlichen Angeboten. In: NZZ.ch . Neue Zurcher Zeitung, 4. Dezember 2009, abgerufen am 12. Dezember 2022.
  7. Die Sommersonnenwende in der Wachau und im Nibelungengau. In: donau.com. Donau Niederosterreich Tourismus GmbH, abgerufen am 12. Dezember 2022 .
  8. a b Caroline Kieke: Sommersonnenwende. Das Spiel mit dem Feuer. In: Stern.de . 21. Juni 2010, abgerufen am 12. Dezember 2022.
  9. Informationen zu Litha. In: Wicca .com. Abgerufen am 12. Dezember 2022 (englisch).
  10. Fritz Steinbock: Das Heilige Fest. Rituale des Traditionellen Germanischen Heidentums in heutiger Zeit. Daniel Junker Verlag, 2004, S. 125.
  11. Summer solstice fire festivals in the Pyrenees. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2015, abgerufen am 17. Dezember 2023 (englisch).
  12. Hans Forster: Die Feier der Geburt Christi in der Alten Kirche. Beitrage zur Erforschung der Anfange des Epiphanie- und Weihnachtsfests . Mohr Siebeck, Tubingen 2000, ISBN 3-16-147291-8 , S.   116 ( online [abgerufen am 12. Dezember 2022] siehe Fußnote Nr. 13: Auch die heidnischen Germanen feierten zur Zeit der Wintersonnenwende ein großes Freudenfest, das sogenannte Julfest).
  13. Andreas Nordberg: Jul, disting och forkyrklig tiderakning. Kalendrar och kalendarisk riter i det forkristna Norden. ( Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive ) (PDF; 2,1 MB). Uppsala 2006, S. 65. Abgerufen am 12. Dezember 2022.
  14. Anders Hultgard : Jul. In: Heinrich Beck (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 16, de Gruyter, Berlin 2000, Seite 101.
  15. Konrad Onasch : Das Weihnachtsfest im orthodoxen Kirchenjahr. Evangelische Verlags-Anstalt, Berlin 1958.
  16. Hochfest ? Beschneidung des Herrn. In: russische-kirche-l.de. Russische Gedachtniskirche, archiviert vom Original am 30. Marz 2013 ; abgerufen am 12. Dezember 2012 .
  17. In: Anton Szandor LaVey : Die Satanische Bibel. Index Verlag, Zeltingen-Rachtig 2007 (1969), ISBN 978-3-936878-05-9 , S. 114.
  18. Keine Sonnenwendfeier fur rechte Szene. ( Memento vom 26. Juni 2010 im Internet Archive ). In: Frankfurter Rundschau. 21. Juni 2009, abgerufen am 12. Dezember 2022.
  19. Sachsen-Anhalt. Polizei beendet Sonnenwendfeiern von Rechtsextremisten. In: Spiegel.de . 22. Juni 2008, abgerufen am 12. Dezember 2022.
  20. Haiko Prengel: Escheder Hof wird zum Treffpunkt der Neonazi-Szene. In: Welt.de . 16. Juni 2009, abgerufen am 12. Dezember 2022.

Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. (…) So laßt uns denn an dem uraltheiligen Gebrauche der Sonnwendfeier festhalten. Das Sonnwendfeuer aber sei uns die Loderglut, der wir alles undeutsche Wesen uberweisen, auf daß sie es verzehre. (…) Aus: Aurelius Polzer Sonnenwende. In:  Marburger Zeitung , Nr. 69/1900 (XXXIX. Jahrgang), 21. Juni 1900, S. 3 f. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/mbz  ? Aurelius Polzer (1848?1924) gehort zu den geistigen Wegbereitern des Nationalsozialismus. Aus: K(arl)-H(einz) Burmeister Polzer Aurelius. In: Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815?1950 (OBL). Band 8, Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2 , S. 189.