Sojus 8

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Missionsdaten
Mission Sojus 8
NSSDCA ID 1969-087A
Raumfahrzeug Sojus 7K-OK (A) ( GRAU-Index  11F615)
Seriennummer 16
Rufzeichen Гранит (? Granit “)
Masse 6646 kg
Tragerrakete Sojus (GRAU-Index 11A511)
Besatzung 2
Start 13. Oktober 1969, 10:19:09  UTC
Startplatz Baikonur 31/6
Raumstation Sojus 7
Landung 18. Oktober 1969, 09:09:58 UTC
Landeplatz 145 km N von Karaganda
51° N, 72° E
Flugdauer 4d 22h 50min 49s
Erdumkreisungen 80
Umlaufzeit 88,7 min
Apogaum 227 km
Perigaum 201 km
?  Vorher / nachher  ?
Sojus 7
(bemannt)
Sojus 9
(bemannt)

Sojus 8 ist die Missionsbezeichnung fur den am 13. Oktober 1969 gestarteten Flug eines sowjetischen Sojus-Raumschiffs . Es war der 16. Flug im sowjetischen Sojusprogramm.

Besatzung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ursprunglich waren Nikolajew und Sewastjanow als Besatzung vorgesehen. Als Ersatzleute fur Sojus 6, Sojus 7 und Sojus 8 waren Kuklin , Gretschko , Chrunow und Kolodin nominiert. Im Sommer 1969 gab es jedoch einschneidende Anderungen. Kuklin wurde nach einem Zentrifugentest als nicht flugtauglich eingestuft und Chrunow wegen eines Autounfalls mit Fahrerflucht aus der Mannschaft genommen. Nikolajew uberzeugte wahrend des Trainings nicht und wurde im August durch Schatalow ersetzt, ebenfalls der Bordingenieur Sewastjanow durch Jelissejew.

Schatalow und Jelissejew hatten erst im Januar den erfolgreichen Doppelflug von Sojus 4 und Sojus 5 durchgefuhrt. Schatalow war zu dieser Zeit der einzige Kosmonaut, der eine Ankopplung im Weltraum vorzuweisen hatte.

Am 8. Oktober wurde Schatalow zum Kommandanten des Raumschiffverbands ernannt, außerdem war er Ersatzkommandant von Sojus 6 und Sojus 7 .

Ersatzmannschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nikolajew und Sewastjanow wurden spater die Besatzung des Langzeitflugs Sojus 9 .

Die Mannschaft begann ihr Training am 10. April 1969.

Vorbereitung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem erfolgreichen Doppelflug von Sojus 4 und Sojus 5 war erstmals nun ein Dreifachflug mit Sojus 6 , Sojus 7 und Sojus 8 geplant. Im Unterschied zur vorigen Mission war dabei ein Umstieg von einem Raumschiff in das andere nicht vorgesehen [1] . Neu dabei war, dass Kopplung und Abkopplung von einem dritten Raumschiff aus gefilmt werden sollten. Als Annaherungssystem war zuerst das Kontakt-Gerat vorgesehen. Da dieses jedoch noch nicht fertig war, wurde auf das bestehende Igla-Annaherungssystem zuruckgegriffen. Schatalow hatte sich fur eine Annaherung mit Handsteuerung starkgemacht, konnte sich aber nicht durchsetzen, vor allem, weil die Sojus-Raumschiffe nicht fur eine visuelle Orientierung ausgelegt waren.

Wahrend der Vorbereitung zu diesem Flug gelang den USA mit Apollo 11 die erste bemannte Mondlandung, bei drei Flugen waren Astronauten vom Apollo-Raumschiff durch einen Tunnel in die Mondfahre umgestiegen.

Noch nie zuvor waren drei Raumschiffe gleichzeitig im All gewesen. Hinsichtlich Bahnverfolgung und Funkverkehr stellte das neue Anforderungen an die sowjetischen Bodenstationen. Wie ublich erfolgte der Funkverkehr uber UKW , wahrend die Raumschiffe uber der Sowjetunion waren, sonst uber Kurzwelle . In einer spateren Phase der Mission wurde erstmals der Satellit Molnija 1 eingesetzt, außerdem das Kommunikationsschiff Kosmonaut Wladimir Komarow .

Im September hatte es eine Ruhr -Epidemie in Baikonur gegeben. Die Kosmonauten hielten sich in isolierten Bereichen auf, und nur Personen, die keine Symptome zeigten, durften sich ihnen nahern.

Missionsverlauf [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Start [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sofort nach dem Start von Sojus 6 am 11. Oktober wurde die Startrampe fur Sojus 8 bereit gemacht, wahrend Sojus 7 von einer benachbarten Anlage startete. Am 13. Oktober trat beim Einsteigen der Besatzung in das Raumschiff ein Problem auf: als die Kosmonauten die Luke zwischen Landemodul und Orbitalmodul schlossen, brach am schwergangigen Handrad eine der drei Speichen ab. Da die Luke aber luftdicht abschloss, war dies fur den Start kein Hindernis.

Schatalow und Jelissejew starteten am 13. Oktober 1969 mit Sojus 8, nachdem Sojus 6 und Sojus 7 bereits im All waren. Damit waren erstmals drei Raumschiffe und sieben Raumfahrer gleichzeitig im Weltraum. Am ersten Flugtag wurden verschiedene Erdbeobachtungen durchgefuhrt.

Missglucktes Kopplungsmanover [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mit verschiedenen Kurskorrekturen wurden die Umlaufbahnen der drei Raumschiffe angeglichen. Kubassow in Sojus 6 und Jelissejew in Sojus 8 benutzten einen neuen Sextanten , um unabhangig von den Bodenstationen die Bahn zu bestimmen.

Das Rendezvous am 14. Oktober verlief zuerst problemlos. Die Umlaufbahnen sollten alle drei Raumschiffe auf etwa 500 m Abstand zueinander bringen. Daraufhin sollte das Annaherungssystem Igla in Sojus 8 den Abstand zu Sojus 7 auf etwa 100 m verringern Die abschließenden Manover und die Kopplung sollte Schatalow mit Handsteuerung durchfuhren.

Das Igla-System arbeitete jedoch nicht korrekt und konnte das Zielraumschiff nicht richtig erfassen. Nachdem Schatalow lange auf die Freigabe der Flugleitung gewartet hatte, versuchte Schatalow schließlich einen Anflug mit Handsteuerung. Die Kosmonauten hatten jedoch keine Moglichkeit, den Abstand oder die Annaherungsgeschwindigkeit zu messen. Dieser Versuch wurde abgebrochen, weil zu viel Treibstoff verbraucht wurde und weil sich die Raumschiffe fur langere Zeit aus dem UKW-Bereich der Bodenstationen entfernten, so dass der Tag ungenutzt verstrich.

Am Folgetag, dem 15. Oktober, hatte sich die Entfernung unerwartet auf 40 km vergroßert, so dass weitere Zeit verstrich, bis die Umlaufbahnen genau bestimmt und die notwendigen Kurskorrekturen errechnet werden konnten. Als Sojus 8 nur noch 1700 m von Sojus 7 entfernt war, begann Schatalow das Rendezvous per Handsteuerung. Auch dieses Mal musste das Manover abgebrochen werden.

Obwohl Sojus 6 weder mit einem Igla-System noch mit einem Kopplungsadapter ausgerustet war, versuchten auch Schonin und Kubassow eine Annaherung, jedoch ebenfalls erfolglos.

Auch nachdem der Dreifachflug gescheitert und Sojus 6 am 16. Oktober gelandet war, versuchte Sojus 8 vergeblich eine Annaherung und Kopplung. Dennoch konnten in diesen Tagen wertvolle Erfahrungen zur Sichtbarkeit von Raumschiffen und zur optischen Nachrichtenubermittlung gemacht werden.

Sojus 7 landete am 17. Oktober, danach war nur noch Sojus 8 im All. Nun wurde ein letztes Experiment durchgefuhrt: eine Verbindung zwischen Sojus 8 und der Bodenstation uber den Satelliten Molnija 1 , der sich in einer elliptischen Umlaufbahn mit hoher Bahnneigung befand. Dadurch war er wahrend seines Umlaufs langere Zeit von der Sowjetunion aus sichtbar. Man erhoffte sich uber dieses Relais eine verbesserte Kommunikation, denn bisher waren die UKW -Verbindungen fur sechs bis sieben Umlaufe pro Tag nicht moglich.

Landung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Ruckkehr zur Erde erfolgte am 18. Oktober. Die Luke zwischen Orbital- und Landemodul konnte trotz gebrochener Speiche sicher verschlossen werden. Die Anzeige im Raumschiff gab zwar an, dass das Sojus-Triebwerk 4 Sekunden zu kurz brannte, aber die Landung erfolgte wie geplant, allerdings in einem Schneesturm.

Auswirkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Ursache fur das Versagen von Igla konnte nie geklart werden. Es wird vermutet, dass die mit Helium gefullten Elektronikbehalter im Orbitalmodul nicht vollstandig dicht waren. Da das Orbitalmodul nicht zur Erde zuruckkehrt, konnte dies nie bestatigt oder widerlegt werden.

Offiziell wurde der Dreifachflug als Erfolg gewertet, eine Kopplung oder gar ein Umstieg war offentlich nie als Ziel ausgegeben worden. Intern war jedoch klar, dass die Mission ein Fehlschlag war. Als Schwachpunkt hatte sich das Annaherungssystem Igla erwiesen. Im Falle einer Fehlfunktion gab es keine verlassliche Moglichkeit, die Raumschiffe sicher von Hand zu steuern und zu koppeln. Dennoch sollte Igla auch zum Anflug auf die geplante Raumstation Saljut 1 verwendet werden.

Schatalow und Jelissejew waren mit zwei Flugen und 8 bzw. 7 Tagen im All jetzt die erfahrensten sowjetischen Kosmonauten, jedoch hatten zu diesem Zeitpunkt 16 US-Astronauten mehr Zeit im Weltraum verbracht, Jim Lovell mit drei Flugen sogar 24 Tage. Das nachste Ziel der Sowjets war nun ein Langzeitflug mit Sojus 9 sowie der Start einer Raumstation, wobei es mit Almas und DOS noch zwei konkurrierende Typen gab.

Sonstiges [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Fotografien, die wahrend der Mission aufgenommen wurden, wurden bisher nicht veroffentlicht.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Asif A. Siddiqi: Challenge to Apollo: The Soviet Union And The Space Race 1945- 1974. NASA History Division, Washington DC 2000.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. www.x-libri.ru: Kamanin-Tagebucher, Eintrag vom 6. Oktober 1969 (russisch)