So lebt der Mensch

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So lebt der Mensch (frz. La Condition humaine ) ist ein 1933 veroffentlichter Roman von Andre Malraux , der dritte Teil seiner Trilogie, nach Les Conquerants (1928, dt.: Die Eroberer ) und La Voie royale (1930, dt.: Der Konigsweg ).

Historischer Hintergrund

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Der historische Hintergrund des Romans ist der Aufstand kommunistischer Arbeiter in Schanghai am 21. und 22. Marz 1927, die unter Fuhrung von Zhou Enlai und Chen Duxiu die Warlords aus Schanghai vertrieben. [1] Dies geschah in Erwartung der Armee der Kuomintang (KMT), die vom Suden Chinas her im sogenannten Nordfeldzug gegen die Warlords vorruckte. Denn noch arbeiteten die KMT und die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) mit dem Ziel der Beseitigung der Warlords zusammen. Oberbefehlshaber der KMT-Truppen war Chiang Kai-shek , sein Stabschef Bai Chongxi , dessen Truppen am 2. April 1927 Schanghai besetzten. Dass zu diesem Zeitpunkt kommunistische Arbeiter einen Großteil Schanghais kontrollierten, beunruhigte die chinesischen und die auslandischen Geschaftsleute in Peking, wie auch den rechten Flugel der KMT unter Fuhrung von Chiang Kai-shek. Er verabredete mit Du Yuesheng , dem Anfuhrer der Grunen Bande , ein gemeinsames Vorgehen gegen die Kommunisten und deren Arbeiterwehren. Am 9. April verhangte Chiang Kai-shek das Kriegsrecht uber Schanghai; am 12. April ließ er die Arbeiterwehren entwaffnen. Als Arbeiter und Studenten am Folgetag dagegen demonstrierten, ließen Chiang Kai-shek und Bai Chongxi sie niederschießen. Etwa 300 Kommunisten wurden hingerichtet; Tausende ? verschwanden “, beseitigt von der Triade Grune Bande .

Die 25 Tage vom Vortag des kommunistischen Aufstandes am 21. Marz 1927 bis zum Massaker am 12. und 13. April 1927 sind die erzahlte Zeit des Romans. Schanghai ist der Schauplatz. Die Hauptpersonen, deren Entscheidungen und Schicksale vielfach miteinander verflochten sind, sehen sich angesichts der dramatischen politischen Wendungen binnen kurzer Zeit vor existentielle Fragen gestellt.

Hauptpersonen der Handlung

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Die drei Hauptfiguren sind Ch’en Ta Erh, Kyo Gisors und Baron De Clappique.

Ch'en (im franzosischen Original ?Tchen“ geschrieben) Ta Erh ermordet einen politischen Gegner und sollte spater selbst ums Leben kommen, in einem fehlgeschlagenen Selbstmordanschlag auf Chiang Kai-shek. Durch das Toten wird er fatalistisch und wunscht nur noch, zu toten, seine Aufgabe als Terrorist zu erfullen, die seinen hauptsachlichen Lebensinhalt darstellt. Das wird dadurch erklart, dass er dem Tod so nahe war, als er getotet hat. Er wird so sehr vom Tod verfolgt und gequalt von Machtlosigkeitsgefuhlen gegenuber dem Unausweichbaren, dass er zu sterben wunscht, damit die Qual vorbei sei.

Kyo Gisors ist der Fuhrer des Aufstands und glaubt, dass jedermann sich seine eigene Aufgabe aufgeben musse, statt sich von außeren Einflussen lenken zu lassen. Die meiste Zeit der Geschichte versucht er, die Macht fur die Arbeiter zu gewinnen und zu verhindern, dass sie von der Kuomintang-Armee an sich gerissen wird. Außerdem muss er einen Konflikt mit seiner Frau auflosen. Er wird gefangen und entscheidet sich fur den Giftfreitod, was hier einen endgultigen Akt der Selbstbestimmung / Gestaltung des eigenen Schicksals darstellt.

Baron De Clappique ist ein franzosischer Kaufmann, Schmuggler und obsessiver Spieler . Er hilft Kyo, eine Ladung Schusswaffen abzuzweigen, und ihm wird spater gesagt, sein Leben sei in Gefahr, wenn er nicht binnen 48 Stunden die Stadt verlasse. Auf dem Weg, Kyo zu warnen, bleibt er wegen seiner Spielsucht hangen und kann nicht mehr aufhoren mit dem Spielen. Er sieht das Glucksspiel als Selbstmord ohne Sterben. Clappique ist sehr gut gelaunt und nett, aber gleichzeitig leidet er innerlich. Schlussendlich verlasst er die Stadt, als Matrose verkleidet.

Andere Charaktere

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  • Old Gisors ? Kyos Vater, opiumsuchtig, ehemals Professor der Soziologie an der Universitat Peking, dient Kyo und Ch’en als Fuhrer.
  • May Gisors ? Kyos Frau, eine deutsche, in Schanghai geborene Doktorin
  • Katov ? Ein Russe , Mitorganisator des Aufstands. Er wird wegen Verrats bei lebendigem Leibe verbrannt.
  • Hemmelrich ? Ein belgischer Grammophonhandler
  • Yu Hsuan ? Dessen Partner
  • Kama ? Japanischer Maler, Old Gisors' Schwager
  • Ferral ? Prasident der franzosischen Handelskammer, Kopf des Frankreich-Asien-Konsortiums. Seine Beziehung zu Valerie macht ihm zu schaffen, weil er sie nur als Objekt besitzen will.
  • Valerie ? Ferrals Freundin
  • Konig ? Chef von Chiang Kai-sheks Polizei.
  • Suan ? Junger chinesischer Terrorist, der Ch’en half, spater aber bei jenem Anschlag verhaftet wurde, bei dem Ch'en getotet wurde.
  • Pei ? Half ebenfalls Ch’en.

Das bemerkenswerteste Thema ist die existenzialistische Maxime des Sich-selbst-erfinden-Mussens. Das wird z. B. durch Kyo dargestellt, und das Gegenteil davon durch den Fatalismus Tchens/Ch'ens. Katov entscheidet sich dafur, seine Giftpille zwei anderen Gefangenen zu geben, und akzeptiert es somit, selbst lebendig verbrannt zu werden, um zwei andere vor den Qualen zu retten.

Das Buch streicht mancherorts auch heraus, wie die Leute miteinander interagieren, was sie fur eine Haltung zum Gegenuber haben. Ferral und Old Gisors glauben beide, sie konnten in einer Person nur verstehen und besitzen, was sie verandern konnen. Bei Ferral sieht man das in seiner Beziehung zu Valerie, und bei Old Gisors durch seine zu Ch'en/Tchen.

Preise und Nominierungen

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Mario Vargas Llosa sagte uber den Roman: ?Es ist einer der besten franzosischen Romane des 20. Jahrhunderts, ein Meisterwerk. Er zeigt, wie eine spontane Bewegung entrechteter Leute manipuliert und in etwas verwandelt werden kann, was mit dem ursprunglichen idealistischen Impetus nicht mehr das Geringste zu tun hat. Was ist richtig, was ist falsch, was ist gerecht, was ist ungerecht? Malraux ist sehr akkurat in der Beschreibung dieser Verzerrung, die wir in Sudamerika so oft beobachten konnten.“ [2]

  1. Charles Patrick Fitzgerald: Revolution in China . Europaische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1956, S. 60?69.
  2. Rene Scheu: Nobelpreistrager Mario Vargas Llosa: ≪Freiheit ist eine Kraftquelle fur den Kampf gegen das Virus≫. In: Neue Zurcher Zeitung . 2. November 2020, abgerufen am 18. August 2023 .