Siegfried August Mahlmann
(*
13. Mai
1771
in
Leipzig
; †
16. Dezember
1826
ebenda) war ein deutscher
Dichter
,
Schriftsteller
und
Verleger
.
Siegfried August Mahlmann war der Sohn des 1734 aus
Aschersleben
nach Leipzig gekommenen Kaufmanns Siegfried Martin Mahlmann (1705?1780) und seiner Frau Wilhelmine Augusta (1746?1782). Der bereits mit elf Jahren elternlose Siegfried August wurde unter wechselnden Vormundschaften zunachst in einer Privatschule in
Borna
unterrichtet und besuchte von 1785 bis 1789 die
Furstenschule in Grimma
.
Anschließend begann er ein Jurastudium an der
Universitat Leipzig
, das er aber 1792 abbrach, um auf Vermittlung von
Christian Felix Weiße
in
Riga
die Stelle eines
Hofmeisters
anzutreten und zunachst den Sohn des Hauses in Sprachen und Mathematik zu unterrichten. Ab 1794 begleitete er seinen Zogling, der nur wenig junger war als er, an die Universitaten Leipzig und
Gottingen
. Nach einem Aufenthalt in
Berlin
im Winter 1796/1797, wo er seine spatere Frau kennenlernte, unternahm er eine Reise durch Deutschland,
Danemark
und
Schweden
bis nach
Petersburg
.
1798 kehrte er nach Leipzig zuruck und versuchte sich ? zunachst ohne Erfolg ? an Beteiligungen im Buchhandel. 1805 ubernahm er nach dem Tod seines Schwagers
Johann Gottlieb Karl Spazier
die Redaktion der ?
Zeitung fur die elegante Welt
“. Dies und die 1810 ubernommene Pacht der ?
Leipziger Zeitung
“ brachten ihn zu Wohlstand. Er fuhrte letztere, die in Sachsen die einzige taglich erscheinende politische Zeitung war, durch die politisch schwierigen wechselhaften Zeiten zu Anfang des 19. Jahrhunderts mit nacheinander sachsischer, franzosischer, russischer, preußischer und wieder sachsischer
Zensur
. Dabei hatte er 1813 auch eine kurze Haft zu erdulden.
1814 kaufte er das Rittergut Obernitzschka, an der
Mulde
zwischen
Grimma
und
Wurzen
gelegen (seit 2006 nach Wurzen eingemeindet), und 1815 das
Brandvorwerk
sudlich von Leipzig. Beide Guter leitete er selbst. Dabei war er an der Erprobung neuer landwirtschaftlicher Anbaumethoden und dem Einsatz neuer Gemuse- und Getreidesorten interessiert. Er war Mitglied der in dieser Richtung tatigen Leipziger Okonomischen Sozietat, deren Vorsitzender er 1821 wurde. Neben der landwirtschaftlichen und der literarischen Tatigkeit widmete er sich in seiner letzten Lebenszeit Studien der Naturkunde, der Physik, der Chemie und der Astronomie. Die
Naturforschende Gesellschaft zu Leipzig
ernannte ihn zu ihrem Ehrenmitglied. Er war beim Umbau des
Alten Theaters
im klassizistischen Stil und seiner Wiedereroffnung 1817 als
Theater der Stadt Leipzig
stark engagiert.
Seit 1796 war er Mitglied der Leipziger
Freimaurerloge
Minerva zu den drei Palmen
. 1813 wahlte ihn diese zu ihrem
Meister vom Stuhl
, der er bis zu seinem Tode blieb. Seine letzte Ruhestatte fand er auf dem
Alten Johannisfriedhof
.
Nach ersten, zum Teil anonymen Versuchen um die Jahrhundertwende erschien 1803 ?Herodes vor Bethlehem, oder der triumphirende Viertelsmeister. Ein Schau= Trauer= und Thranenspiel in drey Aufzugen. Als Pendant zu den vielbeweinten Hussiten vor Naumburg“
Kotzebues
. Diese parodistische Satire machte Mahlmann in ganz Deutschland bekannt und wirkte mit Witz und Humor auf die Verbesserung des herrschenden Zeitgeschmacks. Es folgten zahlreiche weitere Lustspiele.
Mahlmanns Gedichte, deren Stimmungen von religioser Weihe bis zu frischer Lebensfreude reichen, fanden beim zeitgenossischen Publikum rege Aufnahme. Mehrere Gedichte wurden sehr popular und zu viel gesungenen Liedern. Dazu zahlen zum Beispiel ?Das Laub fallt von den Baumen“, ?Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“ und ?Weg mit den Grillen und Sorgen“. Es gab Vertonungen von
Johann Friedrich Reichardt
,
Louis Spohr
und anderen. Er schrieb aber auch Gelegenheitsgedichte zu politischen und anderen Ereignissen. Sein ?Gott segne Sachsenland“,
[1]
das zur Melodie von
God Save the Queen
gesungen werden soll, wurde auch mitunter als ?Sachsische Nationalhymne“ bezeichnet.
Als Roman ist zu nennen ?Die Lazzaroni“ (2 Teile, 1803). Dort erscheint er als Verfasser von ?Albano der Lautenspieler“ (2 Bande, 1802), dieser Roman stammt allerdings von
August Klingemann
, dem Autor der ?Nachtwachen des Bonaventura“. Die falsche Zuschreibung ruhrt vermutlich daher, dass ein Theaterstuck Klingemanns mit dem ahnlichen Titel ?Der Lazzaroni oder Der Bettler von Neapel“ existiert.
Mahlmanns Prosaerzahlungen verfolgten oft didaktische Ziele. Unter diesem Aspekt sind auch die beiden Bande ?Erzahlungen und Marchen“ von 1802 zu sehen.
Mahlmann war 30 Jahre Mitglied in der Loge Minerva zu den drei Palmen. Uber seine Funktion als Meister vom Stuhl hinaus druckt sich seine Verbundenheit auch in dem ?Liederbuch der Loge Minerva“ von 1822 aus.
Seine gesammelten Werke erschienen 1839 und 1959.
- Die Maske No. 1
. Leipzig 1803. (
Digitalisat
)
- Herodes vor Bethlehem, oder der triumphirende Viertelsmeister. Ein Schau-, Trauer- und Thranenspiel in drey Aufzugen. Als Pendant zu den vielbeweinten Hussiten vor Naumburg.
Burgle, Augsburg 1804. (
Digitalisat
)
- Marionetten-Theater oder Sammlung lustiger und kurzweiliger Actionen fur kleine und große Puppen.
Voß, Leipzig 1806. (
Digitalisat
)
- Eitelkeit, dein Name ist Poet oder das travestirte Menschenhaß und Reue, eine Posse zur Verdauung in 3 Aufzugen. In schlechten zwanglosen Versen.
Bittermann, Wintersee 1806. (
Digitalisat
)
- Gedichte.
Renger, Halle 1825. (
Digitalisat
)
- August Mahlmanns sammtliche Schriften, nebst Mahlmanns Biographie.
Volckmar, Leipzig 1839.
1801 heiratete Mahlmann Ernestine Mayer (1779?1805) und zwei Jahre nach deren Tod Johanne Christiane Ertell (* 1773). Die erste Ehe blieb kinderlos, der zweiten entstammten zwei Sohne, die fruh starben, und zwei Tochter. Aus der ersten Ehe war er mit
Karl Spazier
und
Jean Paul
verschwagert
.
- 1803 erhielt er den russischen
Orden des Heiligen Wladimir
.
- 1806 wurde ihm der Hofratstitel des Herzogtums
Sachsen-Gotha-Altenburg
und
- 1810 der Koniglich Sachsische Hofrat zuerkannt.
- 1863 wurde eine Leipziger Straße in der Nahe seines ehemaligen Gutes Brandvorwerk als Mahlmannstraße benannt.
- Schnorr von Carolsfeld:
Mahlmann, August
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 97 f.
- Reinhart Meyer:
Mahlmann, August.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994,
ISBN 3-428-00198-2
, S. 601 (
Digitalisat
).
- Siegfried August Mahlmann:
Erzahlungen und Marchen
. 2 Bande, 2. Auflage, Verlag Gleditsch, Leipzig 1812
- Siegfried August Mahlmann:
Gedichte
. Verlag Renger, Halle 1825
- August Mahlmanns sammtliche Schriften: nebst Mahlmanns Biographie
, Bande 1?8, Verlag F. Volckmar, Leipzig 1839
digitalisiert
- ↑
Sachsenlied