Die moderne
Sichel
ist ein
Werkzeug
zum Schneiden kleiner Mengen von
Getreide
und
Gras
. Sie besteht aus einer nach vorn sich verjungenden,
konkav
gekrummten
Klinge
(in der Regel aus
Stahl
) mit einem holzernen Handgriff. Sie unterscheidet sich von der
Sense
durch die kleinere Klinge und den kurzeren Stiel. Grassicheln sind kurz, aber sehr stark gebogen.
Das Wort
Sichel
ist mit
althochdeutsch
sihila
,
mittelniederlandisch
sekele
,
altenglisch
sicol
entlehnt aus
lateinisch
sicilis
?Sichel“, dies wohl ein Substantiv zu lateinisch
secare
?schneiden“. Die Bezeichnung
Hippe
fur ?Sichelmesser“ als symbolisches Werkzeug des Todes, vordeutsch rekonstruiert
*hæbjon
, deutet auf außerromanische Bezeichnungen wie
griechisch
κ?πτω (
kopto
) ?ich schlage“,
litauisch
kirsti
?fallen“,
russisch
копа?ть (
kopat’
) ?hacken, hauen, graben“.
[1]
Die Sichel ist neben dem
Erntemesser
eines der altesten Ackerbaugerate. Die altesten Sichelklingen fand man in der
Levante
, wo sie bereits im Proto
neolithikum
zum Abschneiden von Wildgetreide oder Grasern dienten. Der die Benutzung kennzeichnende ?
Sichelglanz
“ entsteht aber nicht nur beim Schneiden von Getreide, sondern auch von Gras, Schilf oder Laub. Die Sicheln bestanden aus gebogenen Holz- oder Geweihstucken, in die man einige
Feuersteinklingen
mit
Pech
,
Asphalt
oder
Brandkalk
eingeklebt hat
[2]
. In Danemark, vor allem in Nordwest
jutland
sind deutlich asymmetrische, bifazial retuschierte Sicheln in der Periode II und III der alteren
Bronzezeit
verbreitet.
Seit der mittleren
Bronzezeit
wurden Sicheln aus Bronze hergestellt.
Axel Steensberg
unterscheidet zwei Sichelformen
[3]
:
A) die Hakensichel (angular sickle), bei der das Blatt gerade aus dem Heft hervorgeht, so dass das Schwergewicht auf einer Seite liegt
B) die Bogensichel (balanced sickle), bei der das Blatt am Heft im rechten oder stumpfen Winkel abknickt, so dass das Gewicht auf beide Seiten gleichmaßig verteilt ist
Typ B entstand in der
La-Tene-Zeit
, verbreitete sich unter den Romern und setzte sich im Mittelalter allgemein durch.
In
Szegvar
-Tuzkoves (
Komitat Csongrad
) wurde die sitzende Tonstatuette eines Mannes ausgegraben, der eine Sichel uber der Schulter tragt
[4]
. Er stammt aus der
Theiß-Kultur
und wurde von dem Ausgraber als ?Sichelgott“ gedeutet
[5]
. Im
antiken Griechenland
war die Sichel das Symbol der Landwirtschaft und damit ein Attribut der Gottin
Demeter
.
Die Sichel ist als
gemeine Figur
in der
Heraldik
in vielen Kommunalwappen anzutreffen. Bei der
Beschreibung
ist die Lage und Richtung der Klinge zu melden. Bei der
Tingierung
sind ansonsten alle heraldischen Farben moglich. Der Stiel wird gern in Gold gefarbt. Die Sichel soll im Wappen die Landwirtschaft darstellen und eine
Getreidegarbe
begleitet oft die Wappenfigur, welche nicht mit dem
Rebmesser
verwechselt werden darf.
Die Sichel steht als Symbol, ahnlich wie die
Sense
, fur die
Ernte
, die jahrlich wiederkehrende
Erntezeit
(und damit fur Ablauf der Zeit generell) sowie fur den
Tod
. Als Symbol der Zeit wurde die Sichel in der
griechischen Mythologie
dem
Titanen
Kronos
beigefugt. Die Sichel wurde von Kronos’ Mutter
Gaia
geschmiedet, damit Kronos seinen Vater
Uranos
entmannen konnte ? als Rache dafur, das Uranos seine Kinder in den
Tartaros
gestoßen hatte. Insgesamt wurde die Sichel in der griechischen Mythologie als Symbol der Zeit, der Verganglichkeit und des Todes verwendet.
Auch der Gott
Saturn
wurde als Erntegott oft mit einer Sichel abgebildet.
Wegen der ahnlichen Form wird die Sichel gelegentlich auch mit der
Mondsichel
in Zusammenhang gebracht.
[6]
In der
Nationalhymne
Kataloniens
des
Els Segadors
(dtsch: Die Schnitter) ? sie geht auf ein altes katalanisches Volkslied zuruck ? wird von dem
Aufstand der Schnitter
,
Guerra dels Segadors
, von 1640?1652 gegen den habsburgischen Konig
Philipp IV.
von Spanien (1605?1665) und dessen Premierminister, den
Grafen von Olivares
(1587?1645), erzahlt. Im
Refrain
:
Bon cop de
falc
, bon cop de
falc
defensors de la terra, bon cop de
falc
(dtsch. Ein guter Schlag mit der Sichel, ein guter Schlag mit der Sichel, Verteidiger des Landes, ein guter Schlag mit der Sichel!) wird die Sichel als mogliche Waffe genannt.
Im 1919 eingefuhrten
Bundeswappen Osterreichs
tragt der Wappenadler ?im rechten Fang eine goldene Sichel mit einwarts gekehrter Schneide“
[7]
, welche den Bauernstand symbolisieren soll, wahrend der Hammer und die Mauerkrone Arbeiterstand und Burgertum reprasentieren.
Gekreuzt sind
Hammer und Sichel
ein Symbol fur den
Arbeiter-und-Bauern-Staat
im
real existierenden Sozialismus
, z. B. auf der
Flagge
der
Sowjetunion
.
- Berrit Valentin Eriksen:
Schwanengesang uber das Steinhandwerk ? Meister und die, die es nicht konnen ? Die fruhmetallzeitliche Steintechnologie Danemarks
In: Archaologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011,
ISBN 978-3-529-01433-8
, S. 6 ff.
- Jens Luning
:
Steinzeitliche Bauern in Deutschland ? die Landwirtschaft im Neolithikum.
Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie
Band 58. Bonn, Habelt 2000,
ISBN 3-7749-2953-X
.
- Hildegard Quitta:
Mittelalterliche Sicheln aus Leipzig.
In:
Forschungen zur Vor- und Fruhgeschichte
Band 1, 1955, S. 148?153
- ↑
Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache, 25. Auflage, Berlin/Boston 2011, s. v. Sichel, Hippe
- ↑
Manfred R. Behm-Blancke,
Johannes Boese
, Zu spat
chalkolithischen
Erntegeraten in Nordsyrien und Sudostanatolien. In:
Rainer Michael Boehmer
und
Joseph Maran
(Hrsg.),
Lux Orientis. Archaologie zwischen Asien und Europa. Festschrift fur
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. Rahden, Leidorf 2001, 27-37
- ↑
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Nationalmuseets Skrifter, Arkaeologisk-historisk Raekke
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- ↑
Svend Hansen
, Zum Großenformat neolithischer Figuralplastik. In: Rainer Michael Boehmer und Joseph Maran (Hrsg.),
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- ↑
Jozsef Csalog, Die anthropomorphen Gefaße und Idolplastiken von Szegvar-Tuzkoves.
Acta Archaeologica Hungarica
11, 1959
- ↑
Peter Diem:
Die Symbole Osterreichs. Zeit und Geschichte in Zeichen.
Wien 1995, S. 64 (
PDF
(
Memento
des
Originals
vom 24. Januar 2022 im
Internet Archive
)
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und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
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).
- ↑
RIS - Bundes-Verfassungsgesetz Art. 8a - Bundesrecht konsolidiert.
Abgerufen am 11. April 2024
.