Sens

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Sens
Sens (Frankreich)
Sens (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Bourgogne-Franche-Comte
Departement (Nr.) Yonne (89)
Arrondissement Sens
Kanton Sens-1 , Sens-2
Gemeindeverband Grand Senonais
Koordinaten 48° 12′  N , 3° 17′  O Koordinaten: 48° 12′  N , 3° 17′  O
Hohe 62? 205  m
Flache 21,92  km²
Einwohner 27.034 (1. Januar 2021)
Bevolkerungsdichte 1.233 Einw./km²
Postleitzahl 89100
INSEE-Code
Website Offizielle Website der Stadt

Kathedrale mit erzbischoflichem Palast

Sens [ s??s ] ist eine franzosische Stadt mit 27.034 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Departement Yonne und liegt am gleichnamigen Fluss Yonne , in den hier die Vanne mundet. Die Stadt Sens liegt gut 100 Kilometer sudostlich von Paris , nach Auxerre , der nachsten Stadt in Burgund, sind es 56 Kilometer.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Keltische und romische Epoche [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Agedincum war Sens in der Antike der Hauptort des keltischen Volkes der Senonen in Gallien . [1] [2] Obwohl der Platz vor der romischen Eroberung Galliens zweifellos morastig war, hatte er bereits aufgrund seiner Lage am Kreuzungspunkt zweier Heerstraßen Bedeutung erlangt. [3] Endgultig konnte Gaius Iulius Caesar Agedincum, das er mehrfach erwahnt, [4] erst nach der Bezwingung des Vercingetorix (52 v. Chr.) der romischen Herrschaft unterwerfen. [5] Nach der Eroberung Galliens wurde die Position des Zusammenflusses von Yonne und Vanne etwas verlegt, so dass die ersten Bauten an der Stelle der heutigen Stadt entstanden. In der romischen Epoche verlief die eine der beiden erwahnten Heerstraßen als Via Agrippa ungefahr in Nord-Sud-Richtung, wahrend die andere von Osten nach Westen verlaufende Genabum ( Orleans ) mit Augustabona ( Troyes ) verband. [3]

Nach der Legende wurde die heilige Kolumba 273 n. Chr. in Sens enthauptet, weil sie sich als Christin weigerte, den Sohn des romischen Kaisers Aurelian zu heiraten. Eventuell ist Sens mit dem von Ammianus Marcellinus erwahnten Ort Senonae zu identifizieren, in dem Kaiser Julian 356 erfolgreich eine einmonatige Belagerung durch die Alamannen durchhielt. [6] Die Romer errichteten in Sens u. a. Amphitheater , Aquadukte , Bader und eine teilweise erhaltene Stadtmauer ; auch wurden zwei große Nekropolen entdeckt. Als Kaiser Valens im Jahr 375 Gallien in 17 Provinzen einteilte, wurde Sens Hauptstadt der Lugdunensis IV . [5] [3]

Mittelalter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wahrend des Mittelalters spielte Sens eine wichtige Rolle im kirchlichen Leben. Bereits seit dem spaten 3. Jahrhundert war es Sitz eines Bistums , dann seit dem 4./5. Jahrhundert Sitz eines Erzbischofs, der seit Theodosius I. den Titel Primas von Gallien und Germanien fuhrte. [7] Das Hotel de Sens in Paris war seine Residenz in der Hauptstadt.

Die Abtei Saint-Pierre-le-Vif wurde zu Beginn des 6. Jahrhunderts von Theudechild , der Tochter des Frankenkonigs Theuderich I. gegrundet, die sich hier auch beerdigen ließ. Seit etwa 564 untersteht die Abtei der Benediktinerregel . Seit dem Jahr 999 ist Saint-Pierre-le-Vif ein Mannerkloster.

731 oder 738 konnten sich die Einwohner von Sens gegen die Angriffe der Sarazenen behaupten, ebenso widerstanden sie 886 einer sechsmonatigen Belagerung durch die Normannen . Seit dem 9. Jahrhundert gehorte die Stadt zum Herzogtum Burgund und wurde von eigenen Grafen regiert. Die Kampfe dieser Grafen mit den Erzbischofen oder ihren Oberherren fuhrten haufig zu blutigen Verwicklungen. [5] So bemachtigte sich Richard der Gerichtsherr 895 der Grafschaft, die damit Odo von Paris verlorenging. Hugo der Große eroberte 936 Sens und entriss die Grafschaft somit Hugo dem Schwarzen . [8] 1055 kam diese schließlich an die franzosische Krondomane . [5]

Altar in der Kathedrale

1135 wurde mit dem Bau der Kathedrale St. Etienne begonnen, die als erste gotische Kathedrale gilt. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts organisierten die Burger von Sens ihre Stadt als Kommune und setzten den Kampf gegen den Klerus fort. [5] 1141 wurde Petrus Abaelardus auf dem Konzil von Sens der Haresie angeklagt und verurteilt. Von 1163 bis 1165 war Sens der Sitz des aus Italien gefluchteten Papstes Alexander III. [7] Thomas Becket verbrachte einige Zeit seines Exils (1166?1170) in der 2 km nordlich von Sens gelegenen Abtei Sainte-Colombe . [9] 1189 erhielt Sens das Stadtrecht . 1234 feierten der franzosische Konig Ludwig IX. und Margarete von der Provence in Sens Hochzeit. [5] Am 17. September 1477 wurde hier ein Waffenstillstand zwischen dem spateren Kaiser Maximilian und dem franzosischen Konig Ludwig XI. geschlossen.

Neuzeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sens war wahrend der Hugenottenkriege ein Zentrum des Katholizismus. Hier wurden 1562 viele Hugenotten ermordet, und es gehorte zu den ersten Stadten, die sich der Heiligen Liga anschlossen. In der Folge widerstand Sens auch von 1590 bis 1594 Heinrich IV. , wofur er der Stadt ihre Privilegien aberkannte. [5] [10] 1622 wurde Paris , das bisher ein Suffraganbistum der Erzdiozese Sens war, zu einem eigenen Erzbistum erhoben und erhielt auch die Jurisdiktion uber die bislang zur Erzdiozese Sens gehorigen Bistumer Chartes , Orleans und Meaux . [5] Wahrend des Sechsten Koalitionskriegs gelang es wurttembergischen und osterreichischen Truppen , das von General Jacques Alexandre Francois Allix de Vaux hartnackig verteidigte Sens 1814 zu ersturmen. Das 1801 aufgehobene Erzbistum Sens wurde 1822 wiederhergestellt. Im Deutsch-Franzosischen Krieg wurde Sens 1870/71 von deutschen Truppen besetzt. [5]

Bevolkerungsentwicklung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2011 2018
Einwohner 20.015 23.035 26.463 26.602 27.082 26.904 25.146 26.586

Sehenswurdigkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Synodalpalast in Sens

Wirtschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das in einer reichhaltigen Agrarregion gelegene Sens besitzt eine vielfaltige verarbeitende Industrie, mit Pharmakonzernen, Elektronikfirmen und Lebensmittelherstellern. Viele Wirtschaftszweige von Sens sind mit jenen von Paris verschmolzen. [9]

Verkehr [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Bahnhof von Sens, welcher an der Bahnstrecke Paris?Marseille liegt, verfugt uber funf Gleise an drei Bahnsteigen und wird hauptsachlich von den Nahverkehrszugen der TER Bourgogne angefahren. Es gibt u. a. Verbindungen nach Paris, Auxerre und Dijon . Der Bahnhof Paris-Bercy ist erreichbar in 50 Minuten. Sens hat einen Stadtbusverkehr mit neun Linien, die die Stadt und die Umgebung bedienen. Außerdem ist Sens uber die Autoroute A 19 ans Autobahnnetz angeschlossen.

Personlichkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Partnerstadte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Alle vier Stadte sind untereinander gleichfalls Partnerstadte. Jahrlich finden zahlreiche Begegnungen und Austausche sowohl zwischen Schulen und Vereinen als auch Praktikantenaustausch von Industrie und Handel statt.

Einen Freundschaftsvertrag gibt es seit 1999 mit der Stadt Wyschhorod in der Ukraine .

Einen speziellen Stadtepartnerschaftsvertrag gibt es seit 2012 mit Fafe in Portugal .

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sonstiges [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Sens  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. P. Wuilleumier: Agedincum. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 123.
  2. Max Ihm : Agedincum . In: Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 768.
  3. a b c C. Rolley: Agedincum (Sens), Yonne, France . In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites . Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu ).
  4. Caesar: De bello Gallico 6, 44 und 7, 10.
  5. a b c d e f g h i Sens , in: Encyclopædia Britannica . 11. Auflage. 1910-11, Band 24, S. 648.
  6. Ammianus Marcellinus, Res gestae 16, 4, 1ff.; dazu Klaus Rosen : Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser . Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 3-608-94296-3 , S. 141 f.
  7. a b Sens . In: Meyers Konversations-Lexikon . 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885?1892, S. 867.
  8. Karl Ferdinand Werner : Die Ursprunge Frankreichs bis zum Jahr 1000. dtv, 1995, ISBN 3-423-04653-8 , S. 448 und 493.
  9. a b Sens. In: Encyclopædia Britannica online.
  10. Sens. In: Brockhaus’ Konversations-Lexikon. 14. Auflage. Band 14, 1892?1896, S. 861.