Selfoss

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Selfoss
Selfoss (Island)
Selfoss (Island)
Koordinaten 63° 56′  N , 21° 0′  W Koordinaten: 63° 56′  N , 21° 0′  W
Basisdaten
Staat Island
Region Suðurland
Gemeinde Arborg
Einwohner 9624 (1. Januar 2023)
Selfosskirkja
Selfosskirkja
Selfosskirkja

Selfoss (deutsch ?Huttenwasserfall“) ist eine Stadt in der Gemeinde Arborg , die sich in der Region Suðurland im Suden Islands befindet.

Mit 9624 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2023) ist Selfoss die großte Ortschaft in der Gemeinde Arborg und gleichzeitig die großte Stadt Sudislands; die Stadt ist ein wichtiges Handelszentrum.

Geografie und Lage

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Selfoss liegt zwischen Hveragerði und Hella am Fluss Olfusa . Etwa 3 km entfernt befindet sich der Tafelvulkan Ingolfsfjall . [1]

Selfoss kann mit seiner, auch touristischen, Infrastruktur als Ausgangspunkt fur Ausfluge zu anderen Zielen im Suden Islands dienen, zum Beispiel nach Þingvellir oder zur Hekla .

Selfoss war ein gewohnlicher Bauernhof auf dem Lande. Sein Name leitet sich von den Stromschnellen ab, die es in der Olfusa unterhalb der Selfosskirkja gibt. Sie wurden Selfoss genannt.

Anfangsjahre der Gemeinde

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Bis um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert bestanden hier nur einige Bauernhofe.

Als im Sommer 1891 die erste Hangebrucke uber den Fluss Olfusa bei Selfoss errichtet wurde, galt diese als enorme Verbesserung der Verkehrsmoglichkeiten im Suden Islands und erlaubte in der Folge die Entwicklung einer Ansiedlung.

Im Sommer 1890 wurde von Tryggvi Gunnarsson, der auch den Bruckenbau angeregt hatte, ein Restaurant und Gastehaus an der Baustelle der Brucke errichtet. [2] Das Bauholz fur das Gebaude war in Kristiansand in Norwegen vorgefertigt worden. Das Gebaude wurde mehrmals vergroßert, zuletzt 1934 und ist heute unter dem Namen Tryggvaskali als das alteste Haus der Stadt bekannt. Seit 2012 steht es unter Denkmalschutz. Das Gastehaus bestand bis 1975. In den 20er Jahren kam ein Geschaft hinzu, aber das Dorf wuchs zu Beginn relativ langsam.

Um 1930 kamen als bedeutende Arbeitgeber die Molkerei Mjolkurbru Floamanna und der Kaupfelag Arnesinga hinzu, die gemeinsam mit der Schlachterei uber viele Jahrzehnte hinweg die wichtigsten Industrieunternehmen vor Ort blieben. Zu ihnen fugten sich mit den Jahren immer mehr andere und vielfaltige Betriebe in Bereich von Fertigung, Handel und Dienstleistungen. Die Einwohnerzahl lag 1940 bei 213, 1950 bei 967, 1960 bei 1767, 1970 bei 2397 und 1980 bei 3409. [3] Schon ab Ende der 40er Jahre wurde die kleine Stadt von Laugadalur aus mit heißem Wasser fur Heizung und anderen Gebrauch versorgt. [1] 1945 wurde eine neue Brucke uber den Fluss gebaut. [4] Selfoss wurde am 1. Januar 1947 eine eigene Verwaltungsgemeinde, die Stadtrechte erhielt die Gemeinde am 2. Mai 1978. [5] 1989 zahlte Selfoss 3847 Einwohner. [6]

Zweiter Weltkrieg

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Die britische Armee unterhielt wahrend der Kriegsjahre bis 1941 eine Heeresniederlassung in Selfoss. Im Februar 1941 kam es zu einem Luftangriff eines deutschen Kampfflugzeugs, bei dem drei britische Soldaten starben. [1]

Erdbeben und Uberschwemmungen

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Da die Stadt in einem geologisch sehr aktiven Gebiet liegt, wo sich die sudwestliche aktive Vulkanzone mit der sudlichen Spaltenzone kreuzt, kommt es von Zeit zu Zeit auch zu heftigeren Erdbeben, worauf man sich allerdings inzwischen gebaudetechnisch eingestellt hat.

Bei einem starken Erdbeben im Herbst 1896 wurden die damals vorhandenen drei Bauernhofe bis auf ein Haus vollstandig zerstort. [7] Im Juni 2000 lag das Hypozentrum des starken Erdbebens unter dem Berg Hestfjall ca. 25 km entfernt. Es gab Beschadigungen an Gebauden, aber Menschen kamen nicht zu Schaden. [8] Am 29. Mai 2008 erschutterten zwei fast gleichzeitige Erdbeben der Starke 6,1 und 6,3 auf der Richterskala die Region um Selfoss. Ein Hypozentrum lag etwas sudwestlich von Selfoss, das andere unter dem Berg Ingolfsfjall . Gebaude kamen zu Schaden. Personen wurden verletzt, Todesopfer gab es jedoch nicht. [9] [10]

Der Fluss Olfusa neigt bei Tauwetter auch dazu uber die Ufer zu fließen. So kam es in den Jahren 1930, 1948 und 1968 zu großeren Uberschwemmungen in und um Selfoss. [7]

Neue Innenstadt

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Seit Herbst 2018 entsteht eine neue Innenstadt mit Rekonstruktionen historischer Gebaude aus Selfoss, Reykjavik , Akureyri , Þingvellir und anderen Orten in Island. [11] [12] Der erste Teilabschnitt wurde im Juli 2021 eroffnet. [13] Insgesamt sollen 31 Gebaude wiedererstehen. [14]

Am 7. Juni 1998 verlor die Stadt Selfoss ( Selfosskaupstaður ) die Selbststandigkeit. Gemeinsam mit den bis dahin gleichfalls selbststandigen Landgemeinden Eyrarbakki ( Eyrarbakkahreppur ), Sandvik ( Sandvikurhreppur ) und Stokkseyri ( Stokkseyrarhreppur ) wurde die kreisfreie Stadtgemeinde Arborg gebildet.

Selfoss gehort zum islandischen Wahlkreis Suðurkjordæmi .

Die Stadt Selfoss, ein wichtiges Handelszentrum der Region, ist das Zentrum der Milchwirtschaft Islands. Die 1929 gegrundete Molkerei ist die alteste und großte des Landes. Der bedeutende chinesische Omnibushersteller Yutong hat seine Europazentrale in Selfoss; diese Ortswahl geht auf ein chinesisch-islandisches Joint Venture zuruck.

Verkehrsanbindung und Brucke

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Selfoss liegt heute direkt am wichtigsten Verkehrsweg Islands, der Ringstraße Nr. 1 , die mitten durch die Stadt fuhrt. Nordlich schließen sich die ( Biskupstungnabraut ) S35, sudwestlich der Eyrarbakkavegur S34 und (sud)ostlich der Gaulverjabæjarvegur S33 an.

Bis zum Jahre 1890 gab es keine Brucken uber die zahlreichen und oft sehr wasserreichen sowie stromungsintensiven Flusse in Sudisland. Diese Flusse mussten muhsam gefurtet werden, was die Verkehrsverbindungen stark behinderte.

Im Jahre 1890 wurde die erste Hangebrucke uber den Fluss Olfusa bei der Stadt Selfoss fertiggestellt. Man sah die Brucke aus den oben genannten Grunden als ganz besondere technische Errungenschaft an. Diese Brucke, Vorganger der heutigen, war aber nicht fur schwere Autos gemacht. Sie brach im September 1944 unter der Last von zwei Milchlastwagen zusammen. Im folgenden Jahr wurde allerdings mit Hilfe der amerikanischen Armee die heutige Brucke geschaffen, die 1945 in Betrieb genommen wurde [15] und sich als sehr resistent erwies, da sie sogar zwei starke Erdbeben sowie diverse Fluten heil uberstand.

Kirchen und Schulen

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Als am Palmsonntag, den 25. Marz 1956 die Selfosskirkja nach vierjahriger Bauzeit eingeweiht wurde, verlegte man gleichzeitig den Sitz des (evangelisch-lutherischen) Pfarrers von Hraungerði nach Selfoss. [16] Die Kirche wurde 1978?1984 vergroßert und erhielt den heutigen Turm und einen Vorbau. Farbenfrohe Glasfenster, in Linnich in Deutschland angefertigt, wurden 1987 im Chor und 1993 im Kirchenschiff eingesetzt. [17]

In Selfoss ist fur die nahe Zukunft der Bau einer katholischen Kirche mit 100 Sitzplatzen und eines Pfarrzentrums geplant. [18] Mit den Planungen wurde 2015 begonnen. [19]

In Selfoss gibt es zahlreiche Kindergarten (islandisch leikskolar ), Gesamtschulen, eine Musikschule und die großte weiterfuhrende Schule im Suden Islands, Fjolbrautaskoli Suðurlands . [20]

Selfoss verfugt uber eine beachtliche Bibliothek. Ein bedeutender Teil der Bucher stammt aus dem Besitz des Pfarrers Sera Eirikur J. Eiriksson, der Nationalparkaufseher in Þingvellir war, und der Stadt seine eigene Bibliothek vermachte. Die Stadtbucherei besteht seit 1964 im Safnahus, wo sich auch das Heimatmuseum befindet. [7]

Wie uberall in Island werden zahlreiche Sportarten gepflegt und seit 1960 besitzt die Stadt ein eigenes Schwimmbad. [7] Zur Auswahl stehen etwa Reiten, Schwimmen, Handball, Fußball, Leichtathletik, Taekwondo , Judo , Golf, Motocrossfahren und viele weitere.

Einen Großteil des Sportangebots betreut der UMF Selfoss . [21]

Es existiert auch ein spezieller Verein, der den Behindertensport betreut. [22]

Personlichkeiten

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Der ehemalige Schachweltmeister Bobby Fischer , der am 17. Januar 2008 starb, liegt auf dem Friedhof der Laugardælakirkja bei Selfoss begraben.

In Selfoss geboren

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Einwohnerentwicklung

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Selfoss hatte zwischen 1997 und 2008 wegen der Nahe zur Hauptstadt Reykjavik und einem entsprechenden Wirtschaftsboom einen ungewohnlich großen Bevolkerungszuwachs zu verzeichnen, welcher sich besonders zwischen 2005 und 2006 bemerkbar macht (ca. 9 % Zunahme in einem Jahr). Seit 2009 ist die Einwohnerzahl etwas rucklaufig. [23]

Datum Einwohner
1. Juli 1997 4.261
1. Juli 1998 4.350
1. Juli 1999 4.397
1. Juli 2000 4.580
1. Juli 2001 4.693
1. Juli 2002 4.870
1. Juli 2003 4.989
1. Juli 2004 5.159
1. Juli 2005 5.457
1. Juli 2006 5.922
1. Juli 2007 6.139
1. Juli 2008 6.476
1. Juli 2009 6.580
1. Juli 2010 6.503
Selfoss mit dem Ingolfsfjall im Hintergrund
Commons : Selfoss  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Islandshandbokin. Nattura, saga og serkenni. 2. bindi. Hg. T. Einarsson, H. Magnusson. Orn og Orlygur, Reykjavik 1989, 819.
  2. minjastofnun.is
  3. Ewald Glaßer: Island , S. 179. Darmstadt 1986.
  4. Vilhelm G. Kristinsson: Islensk Samtið , S. 272. Reykjavik 1990.
  5. Vilhelm G. Kristinsson: Islensk Samtið , S. 273. Reykjavik 1990.
  6. Vilhelm G. Kristinsson: Islensk Samtið , S. 272. Reykjavik 1990.
  7. a b c d T. Einarsson, H. Magnusson (Hrsg.): Islandshandbokin. Nattura, saga og serkenni . 2. bindi. Orn og Orlygur, Reykjavik 1989, S. 821.
  8. Veðurstofa Islands. hraun.vedur.is (englisch); abgerufen am 16. Juli 2011
  9. Veðurstofa Islands. en.vedur.is (englisch); abgerufen am 16. Juli 2011
  10. Veðurstofa Islands (englisch); abgerufen am 16. Juli 2011
  11. frettabladid.is Frettablaðið (islandisch); abgerufen am 19. August 2018
  12. midbaerselfoss.is Miðbær Selfoss (islandisch); abgerufen am 19. August 2018
  13. visir.is Visir (islandisch); abgerufen am 23. Oktober 2021
  14. ruv.is
  15. Islandshandbokin. Nattura, saga og serkenni. 2. bindi. Hg. T. Einarsson, H. Magnusson. Orn og Orlygur, Reykjavik 1989, 820
  16. T. Einarsson, H. Magnusson (Hrsg.): Islandshandbokin. Nattura, saga og serkenni . 2. bindi. Orn og Orlygur, Reykjavik 1989, S. 820 f.
  17. kirkjukort.net
  18. Kaþolska Kirkjublaðið , November/Dezember 2014, Jahrgang 24, S. 5.
  19. bonifatiuswerk.de (PDF)
  20. skolar. Webseite der Gemeinde Arborg zum Schulwesen (islandisch); abgerufen am 16. Juli 2011
  21. wayback.vefsafn.is Website der Gemeinde Arborg (islandisch); abgerufen am 16. Juli 2011
  22. wayback.vefsafn.is (PDF) Iþottafelagið Suðri (islandisch); abgerufen am 16. Juli 2011
  23. hagstofa.is Hagstofa Islands (Islandisches Statistisches Amt) (islandisch); abgerufen am 16. Juli 2011