Die
Seeschlacht bei Tsushima
(
japanisch
日本海海?
Nihon-kai kaisen
, deutsch
‚Seeschlacht im
Japanischen Meer
‘
;
russisch
Цусимское сражение
Zusimskoje sraschenije
) fand vom 14. Mai
jul.
/
27. Mai 1905
greg.
bis zum folgenden Tag in der
Koreastraße
zwischen der
japanischen
Flotte unter
Admiral
T?g? Heihachir?
und dem
russischen
Zweiten Pazifik-Geschwader
unter dem Kommando von Admiral
Sinowi Petrowitsch Roschestwenski
statt. Die
Seeschlacht
endete mit einer vernichtenden Niederlage der russischen Seite und war vorentscheidend fur den Ausgang des
Russisch-Japanischen Krieges
.
Nach der strategischen Niederlage in der
Schlacht im gelben Meer
, und damit noch vor dem Fall von
Port Arthur
am 2. Januar 1905, wurde das aus Teilen der
Baltischen Flotte
bestehende
Zweite Pazifik-Geschwader
unter dem Kommando von Sinowi Roschestwenski am 15. Oktober 1904 auf die achtmonatige und 18.000 Seemeilen lange Fahrt ins
japanische Meer
entsandt, um die Reste der russischen Pazifikflotte in
Wladiwostok
zu
entsetzen
.
[1]
Die russische Flotte sah sich von Beginn ihrer Reise an mit verschiedensten Problemen konfrontiert. Neben der Bereitstellung von Kohle
[A 1]
stellte die Besetzung der Flotte mit gut ausgebildeten Mannern die großte Schwierigkeit dar. Unter den 12.000 Mann, die benotigt wurden, um alle Schiffe zu besetzen, befanden sich viele Kriminelle und Gegner der Monarchie.
[2]
Der japanischen Seite blieb diese lange und noch durch den
Doggerbank-Zwischenfall
verzogerte Reise nicht verborgen. Daher nutzte Admiral T?g? die Zeit bis zur Ankunft der russischen Flotte, um seine Schiffe zu reparieren und seine Mannschaften mit zahlreichen Manovern und Geschutzdrill auf die kommende Schlacht vorzubereiten.
[3]
Entgegen der Erwartung der russischen Fuhrung war die
japanische Flotte
bei Ausbruch des Krieges in einem ausgezeichneten Zustand. Der Großteil der japanischen Einheitslinienschiffe und Kreuzer war zwar bereits vor der Jahrhundertwende gebaut worden, stand den moderneren russischen Schiffen jedoch hinsichtlich Ausrustung und Kampfkraft in nichts nach. Im Verband befanden sich auch modernste Einheiten, die vom mit Japan verbundeten Großbritannien geliefert worden waren. Der Ausbildungsstand in der japanischen Flotte galt unter Fachleuten als hervorragend. Im Vergleich zu russischen Matrosen, die oftmals nur wahrend der Sommermonate ihre Manoverubungen abhielten, verbrachten die japanischen Seeleute fast das gesamte Jahr auf See. Dadurch kannten sie Schiff und Ausrustung besser und konnten auch umfangreichere Gefechtsubungen absolvieren. Admiral T?g? und einige seiner ihm unterstellten
Offiziere
hatten die Seekriegfuhrung an britischen Marineakademien erlernt. Nicht zuletzt hatten die Japaner in der
Belagerung von Port Arthur
und
im Gelben Meer
wichtige Kampferfahrung sammeln konnen. Sie gingen, ermutigt durch diese ersten Erfolge, uberaus siegesgewiss und motiviert in das Gefecht.
Das
Zweite russische Pazifikgeschwader
bestand aus einer Vielzahl unterschiedlicher Schiffe. Nur die
Knjas Suworow
, die
Imperator Alexander III
.
, die
Borodino
und die
Orjol
waren neuerer Bauart und einheitlichen Typs (
Borodino
-Klasse
). Der Rest des Verbandes bestand aus teils veralteten Kreuzern und verschiedenen leichten Einheiten. Wegen der langsamen Kustenpanzerschiffe konnte das Geschwader nur eine Geschwindigkeit von knapp 10
Knoten
fahren. Die mitgefuhrten Hilfsschiffe (Transportschiffe, Werkstattschiff und Lazarettschiff) stellten eine zusatzliche Belastung dar. Alle diese Faktoren setzten die Kampfkraft der russischen Flotte erheblich herab. Schwerer als die technischen Faktoren wog jedoch, dass die Moral der russischen Matrosen durch die sich abzeichnende
Revolution
, stetige Konflikte mit den Offizieren und die lange und von Schwierigkeiten begleitete Fahrt zermurbt war.
Auch wenn es im Generalstab der Marine erhebliche Befurchtungen gab, dass die russische Flotte nicht nach Norden ziehen, sondern einen Punkt sudlich irgendwo vor der chinesischen Kuste einnehmen wurde, richtete der ranghochste
Stabsoffizier
der Flotte,
Akiyama Saneyuki
, seine Plane nach der Wahrscheinlichkeit aus, dass der Feind Wladiwostok ansteuern wurde. Von den beiden hierfur naheliegenden Routen, via Tsugarustraße oder via Koreastraße, nahm Akiyama die letztere an. Um sich Roschestwenskis Versuch, diese Meerenge zu uberwinden, entgegenzustellen, plante Akiyama eine offensive Verteidigung. Strategisch sah er eine Verteidigung in der Tiefe vor, taktisch plante er eine Reihe von Schlagen in mehreren Phasen, um den Feind innerhalb von zwei Tagen zu vernichten. Akiyama kombinierte Strategie und Taktik zu einem siebenstufigen Zermurbungsplan, der sowohl Angriffe der schweren Einheiten bei Tageslicht als auch nachtliche Angriffe durch Zerstorer und Torpedoboote vorsah. Zunachst sollte die russische Flotte mit Zerstorern und Torpedobooten abgefangen werden, um ihr Vorankommen zu verlangsamen. In der zweiten Phase wurden die Hauptstreitkrafte einen direkten Angriff auf den sich nahernden Feind starten, wenn dieser versuchte, die Meerenge zu passieren. Weitere nachtliche Angriffe und Auffangoperationen wurden die Reste der russischen Flotte in Richtung des verminten Hafens von Wladiwostok treiben.
[4]
In der Nacht auf den 27. Mai naherte sich die russische Flotte tatsachlich der Koreastraße. Die russische Formation war uber ein weites Gebiet verteilt in sechs getrennten Kolonnen unterwegs, was die Fuhrung und Kontrolle bei schlechter Sicht sehr erschwerte. Roschestwenski auf der
Knjas Suworow
fuhrte die 1. Division an, gefolgt von der
Imperator Alexander III.
, der
Borodino
und der
Orjol
. Eine Gruppe von zwei leichten Kreuzern und vier Zerstorern deckte seine Steuerbordseite, die der japanischen Kuste zugewandt war. Dahinter und an Backbord fuhrte die
Osljabja
die 2. Division an, gefolgt von der
Sissoi Weliki
, der
Nawarin
und dem Kreuzer
Admiral Nachimow
. Die 3. Division bestehend aus der
General-Admiral Apraxin
, der
Admiral Senjawin
und der
Admiral Uschakow
wurde von Konteradmiral
Nebogatow
auf der
Imperator Nikolai I
gefuhrt. Ihm folgte eine Kreuzerdivision, die die Hilfsschiffe begleitete.
Der Großteil der japanischen Seestreitkrafte befand sich zu diesem Zeitpunkt an der koreanischen Kuste in
Masan
. Die japanische Aufklarung hatte allerdings den Kontakt zur russischen Flotte verloren. Daher entsandte Admiral T?g? die 5. und 6. Division unter Vizeadmiral Kataoka in die Tsushima-Straße und die 3. Division unter Vizeadmiral Dewa sowie funf Zerstorerflottillen in die Miura-Bucht auf der Insel Tsushima. Schlechtes Wetter schrankte die Sicht der japanischen Aufklarer so ein, dass die Kolonnen verdunkelter russischer Kriegsschiffe unentdeckt durch die Meerenge schlupfen konnten. Die
Orjol
im hinteren Teil der russischen Formation behielt jedoch ihre Beleuchtung an und wurde um 04:30 Uhr von der
Shinano Maru
zwischen den Inseln Tsushima und
Iki
gesichtet. Nachdem Admiral T?g? per Funk informiert worden war, verließ die japanische Flotte um 05:05 Uhr Masan mit 14 Knoten (26 km/h) in ostlicher Richtung in der Hoffnung, die russische Flotte nordostlich von Tsushima abzufangen.
[5]
Im Laufe des Vormittags nahm die Zahl der japanischen Aufklarungsschiffe zu. Obwohl sie sich in Reichweite der Schlachtschiffe befanden, wurde kein Befehl zum Feuern gegeben. Nur die
Orjol
eroffnete das Feuer auf einen der japanischen Kreuzer in einer Entfernung von 9 km, um ihn zu vertreiben. Gegen 12.00 Uhr befahl Roschestwenski ? wahrscheinlich in Erwartung eines japanischen Angriffs von Osten ? seiner Ersten und Zweiten Division, sich aus der Formation zu losen, nach Steuerbord zu wenden und die Geschwindigkeit zu erhohen. Doch gerade als die erste Division das Manover beendet hatte, veranlasste das erneute Auftauchen japanischer Kreuzer Roschestwenski, seine Meinung zu andern. Er befahl der ersten Division, ihre Position wieder einzunehmen, und der zweiten, ihren Kurs beizubehalten.
[6]
Gegen 13:20 Uhr waren beide Flotten 11 km voneinander entfernt. Die Japaner schlossen zu den Russen von Norden her an Steuerbord auf. Roschestwenski wahnte sich im Vorteil, da er seine Schiffe entweder nach Backbord oder nach Steuerbord bewegen konnte, um das ?
crossing the T
“-Manover durchzufuhren. Gegen 13:40 Uhr drehten die Japaner in einer Kolonne nach Nordwest-Nord. Die Japaner fuhren in Kiellinienformation mit 14 Knoten. Um 13:55 Uhr gab T?g? das Signal:
「皇?ノ興?此ノ一?ニ在リ、各員一層奮?努力セヨ」
?K?koku no k?hai kono issen ni ari kakuin iss? funrei doryoku seyo“
?Das Schicksal des Reiches ruht auf dieser einen Schlacht, jeder Mann soll sein Bestes geben“
Danach wandte er sich mit der japanischen Flotte im Abstand von 11 km zur russischen nach Westen. Um 14:00 Uhr wendeten die Japaner nacheinander nach Backbord, Westsudwest. Zuerst sah es aus, als ob die beiden Flotten aneinander vorbeifahren und es zu einem Passiergefecht kommen wurde. Doch dann kehrten die Japaner ihre Richtung um und schwenkten nacheinander auf einen Kurs nach Ostnordost ? der schwacheren russischen Flanke zu, die von der
Osljabja
angefuhrt wurde. Daraufhin eroffnete die
Knjas Suworow
um 14:10 Uhr aus einer Entfernung von 7.000 Meter das Feuer auf die
Mikasa
und die
Shikishima
. Die Japaner blieben auf ihrem Kurs, bis sie den Abstand auf 6.400 m verringert hatten.
[7]
Nachdem die
Fuji
und die
Asahi
ihre Wende beendet hatten, befahl T?g? seiner Flotte, das Feuer zu erwidern. Die russische Linie geriet in Unordnung. Das Manover zur Bildung einer Schlachtlinie war so misslungen, dass einige Schiffe der zweiten und dritten Division ihre Maschinen stoppen mussten, um Kollisionen zu vermeiden. Trotz starker Winde und hoher Wellen konnten die japanischen Schiffe ihre Geschwindigkeit aufrechterhalten. Wahrend beide Flotten auf parallelem Kurs fuhren, entwickelte sich ein massives Feuergefecht, wobei die Russen mit 42 Kanonen gegenuber nur 17 Geschutzen auf Seiten der Japaner im Vorteil schienen. Die japanischen schweren Geschutze hatten jedoch eine doppelt so hohe Feuerrate und dank ihrer Barr & Stroud FA3-
Entfernungsmesser
war ihre Feuerleitung hervorragend. Wahrend die russischen Schlachtschiffe an der Spitze ihr Feuer auf die
Mikasa
und die
Shikishima
konzentrierten, feuerten die alteren Schlachtschiffe auf die hinteren Kreuzer von Kamimura. Die
Mikasa
und die
Asahi
erwiderten das Feuer auf die
Knjas Suworow
und die
Shikishima
, die
Fuji
, die
Nisshin
und die
Kasuga
bekampften die naher gelegene
Osljabja
. Unter dem schweren japanischen Feuer begann sich die russische Formation aufzulosen. Nachdem die
Osljabja
mehrmals getroffen und schwer beschadigt worden war, drehte das Schiff nach Steuerbord ab und kenterte 20 Minuten spater. Etwa zur gleichen Zeit wurde die
Knjas Suworow
schwer getroffen, wodurch ihre Ruderanlage außer Kontrolle geriet und Roschestwenski verwundet wurde.
Die
Imperator Alexsander III
ubernahm nun die Fuhrung und anderte den Kurs der Formation nach Norden, um die japanische Linie von hinten zu umgehen. T?g? befahl jedoch jedem seiner Schiffe, eine Wende auf Kurs West Nord West, um diesem Manover zu begegnen. Der russische Kreuzer
Schemtschug
antwortete mit einem Torpedoangriff, wurde aber durch schweres Geschutzfeuer zuruckgedrangt. Als T?g? sah, dass sich die
Knjas Suworow
nach Sudosten entfernte, befahl er, das Feuer auf sie zu verstarken. Um den Druck von der
Knjas Suworow
zu nehmen, steuerte die
Imperator Alexander III.
direkt auf die Flotte von T?g? zu, um sie zuruckzudrangen. Kurz darauf lenkte die
Borodino
, die nun die Fuhrung ubernahm, die Flotte nach Suden und verschwand im Nebel. Die Japaner eroffneten das Feuer auf die sich rasch nahernde
Imperator Alexander III.
, deren Vorschiff und Brucke von mehreren Salven getroffen wurden. Dank der
Imperator Alexander III.
die bei diesem Manover schwer beschadigt wurde, konnte die russische Flotte dem heftigen japanischen Bombardement entkommen. In der Zwischenzeit tauchten Kamimuras Kreuzer, nachdem sie uber 30 Minuten lang nach Suden gefahren waren, auf der Backbordseite des russischen Geschwaders auf. T?g? hatte seine Kreuzer mit hoher Geschwindigkeit vorausgeschickt, um den Kontakt wiederherzustellen. Als die
Borodino
gegen 17:05 Uhr Kamimuras herannahende Kreuzer sichtete, vollzog sie eine Wende hart nach Steuerbord und setzte ihren Kurs nach Norden fort. Obwohl die japanischen Schlachtschiffe uber 14 km nordostlich lagen, konnten sie ihren Geschwindigkeitsvorteil von 4 Knoten (7 km/h) nutzen und zu den russischen Schiffen aufschließen.
Fur ein weiteres Feuergefecht waren die russischen Schlachtschiffe in schlechtem Zustand. Die
Borodino
hatte durch einen Treffer in der Nahe der Wasserlinie schwere Schlagseite nach Steuerbord. Die
Imperator Alexander III.
und die
Orjol
waren ebenfalls schwer beschadigt und ihre Besatzungen hatten erhebliche Verluste zu verzeichnen. Die Schiffe der 2. und 3. Division waren noch einigermaßen intakt, hatten aber Schwierigkeiten, zur 1. Division aufzuschließen.
[8]
Gegen 18.00 Uhr hatten sich die japanischen Schlachtschiffe bis auf 6 km der russischen Schlachtlinie genahert. Die Japaner konzentrierten ihr Feuer auf die
Borodino
und die
Imperator Alexander III.
, die nur schwaches Feuer erwidern konnten. Beide Schiffe bekamen durch zahlreiche Treffer bald eine starke Schlagseite nach Steuerbord, so dass sie ihre verbliebene Bewaffnung kaum noch einsetzen konnten. Um 18:30 Uhr traf eine weitere japanische Salve die
Imperator Alexander III.
, die daraufhin nach Backbord abdrehte und um 18:50 Uhr sank. Von der 825-kopfigen Besatzung gab es keine Uberlebenden. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch die
Borodino
getroffen, die nach einer Explosion in einem ihrer Geschutzmagazine um 19:30 sank. Der einzige Uberlebende war der Seemann 1. Klasse Semjon Juschin, der nach zwolf Stunden im Meer gerettet werden konnte. Nach dem Untergang der
Borodino
ubernahm die
Orjol
das Kommando und setzte ihren Kurs in nordostlicher Richtung nach Wladiwostok fort.
[9]
Damit war das Hauptgefecht fur den 27. Mai beendet, und die Gefechtslinien trennten sich.
[7]
Mit schwindendem Tageslicht befahl T?g? gemaß dem japanischen Schlachtplan den Zerstorern und Torpedobooten, der fluchtenden russischen Flotte nachzusetzen und sie zu vernichten. Das anhaltend neblige Wetter begunstigte die Flucht der Russen. Gegen 20:15 Uhr schaltete die
Nawarin
jedoch ihre Suchscheinwerfer ein, um japanische Torpedoboote aufzuspuren. Durch diesen leichtsinnigen Fehler gelang es den Japanern, die Position der russischen Flotte zu ermitteln, im anschließenden Gefecht wurden die
Admiral Nachimow
, die
Wladimir Monomach
und die
Sissoi Weliki
versenkt.
[10]
Die meisten der verbliebenen russischen Schiffe fuhren noch immer nach Norden, aber einige wenige wandten sich nach Suden, um neutrale Hafen zu erreichen, wo sie interniert wurden. Am Morgen des 28. Mai wurde der Kern der verbliebenen russischen Flotte von den japanischen Kriegsschiffen entdeckt und umstellt. Konteradmiral Nebogatow erkannte seine Lage und signalisierte seine Kapitulation. Gegen Mittag wurde das russische Torpedoboot
Buiny
, das Admiral Roschestwenski und die uberlebenden
Stabsoffiziere
von der versenkten
Knjas Suworow
an Bord genommen hatte, von den Japanern entdeckt. Damit gerieten auch Admiral Roschestwenski und sein Stab in japanische Gefangenschaft.
[11]
Von den 25 russischen Kriegsschiffen wurden Insgesamt 21 versenkt, erobert oder so schwer beschadigt, dass sie aufgegeben werden mussten.
Wahrend der Schlacht wurden 4.830 russische Seeleute getotet und viele weitere zum Teil schwer verwundet. Von den uberlebenden russischen Offizieren und Matrosen gerieten 5.918 in japanische Gefangenschaft. Unter den Gefangenen waren auch Roschestwenski und Nebogatow.
[12]
[13]
[A 2]
Der Kreuzer
Isumrud
lief in der
Wladimirbucht
kurz vor dem Ziel auf ein Riff und wurde von der eigenen Besatzung gesprengt. Die
Aurora
, die
Schemtschug
und der schwer beschadigte Kreuzer
Oleg
konnten sich bis auf die
Philippinen
durchschlagen, wo alle drei Schiffe im Hafen von
Manila
interniert wurden. Drei weiteren russischen Schiffen gelang die Flucht in neutrale Hafen, wo sie interniert wurden. Nur wenigen russischen Schiffen ? den Torpedobooten
Grosny
und
Brawy
sowie
Almas
? gelang die Flucht nach Wladiwostok.
[14]
Im Gegensatz zu den Russen hatte die japanische Flotte vergleichsweise geringe Verluste erlitten. Drei Torpedoboote waren gesunken und 11 weitere Schiffe hatten leichte bis mittlere Schaden erlitten. Insgesamt waren zwischen 110 und 117 japanische Seeleute gefallen und zwischen 587 und 590 verwundet worden.
[12]
[13]
Die japanische Artillerie war einer der Hauptgrunde fur den japanischen Sieg. Dies wird durch die uberlegene Feuerrate der japanischen Geschutze bestatigt. Die Unterlegenheit bei den großen Geschutzen machten sie durch ihre Geschicklichkeit bei der Bedienung der Geschutze wett. Die japanische Uberlegenheit war also nicht so sehr auf die Anzahl der Treffer zuruckzufuhren, sondern auf den relativen Schaden pro Treffer. Die japanischen Schiffe waren robust, und die russischen Geschosse waren oft Blindganger, wahrend die Japaner HC-Granaten bevorzugten, die die vierfache Sprengladung von panzerbrechenden Geschossen enthielten. Weitere Grunde fur die russische Niederlage waren der Geschwindigkeitsnachteil und die Inhomogenitat ihrer Flotte. Auf der anderen Seite zeigten die Japaner ein hohes Maß an Schiffsfuhrung. Sie wendeten innerhalb von sechzig Minuten gleichzeitig funf Mal hintereinander. Was schließlich die Fuhrung betrifft, so war T?g? vorsichtig, aber entschlossen und kampferprobt. Seine Behutsamkeit und Unerschutterlichkeit verhinderten fruhe Fehler. Strategisch gesehen gibt es an der japanischen Planung nur wenig auszusetzen. Taktisch entschieden sich die Japaner dafur, auf entscheidende Entfernungen zu kampfen, die Initiative gleich zu Beginn des Kampfes zu ergreifen und den Feind daran zu hindern, sich einen Vorsprung zu verschaffen.
[15]
Viele Fehler konnen dabei direkt oder indirekt dem russischen Geschwaderchef Roschestwenski angelastet werden:
Fur den Fall des Ausscheidens des Flaggschiffes sollte das nachfolgende Schiff die Fuhrung des Geschwaders ubernehmen. Dies fuhrte mehrfach dazu, dass das gesamte Geschwader mit den noch lebenden Admiralen und Stabsoffizieren einem einzelnen Schiff folgte. Das Spitzenschiff war dem feindlichen Beschuss dabei stets am starksten ausgesetzt. Die wenigsten russischen Kommandanten konnten sich zu einem eigenverantwortlichen Handeln entschließen. Die russische Flotte verhielt sich in ihrer Gesamtheit zu passiv, und der Schlachtverlauf wurde wahrend der ganzen Zeit durch Admiral T?g? diktiert. Zu allem Uberfluss waren in der Vorbereitungsphase des Geschwaders schwerwiegende Fehler bei der Bewaffnung und Bemannung der Schiffe gemacht worden, die erst wahrend der Schlacht offenbar wurden. Unter anderem war der Feuchtigkeitsgehalt der russischen Granaten gesteigert worden, um wahrend der Fahrt durch tropische Gewasser die Gefahr der Selbstentzundung zu minimieren. Dies fuhrte dazu, dass wahrend der Schlacht nur ein Bruchteil der russischen Granaten beim Aufschlag explodierte. Die Russen verwendeten panzerbrechende Geschosse, die erst im Inneren des Schiffes explodierten und dabei eine geringe Rauchwirkung aufwiesen. Dies erschwerte den russischen Geschutzfuhrern die Bewertung ihrer Treffergenauigkeit, so dass keine vernunftige Fehlerkorrektur erfolgen konnte. Die japanischen Geschosse enthielten zudem mehr
Schimose
-Sprengstoff, der auch weit wirkungsvoller war als das von den Russen verwendete
Pyroxilin
.
[16]
Die Niederlage bei Tsushima stellte die Weichen fur die Beendigung des Krieges. Japans militarischer Sieg uber Russland war ein deutliches Zeichen fur die erfolgreiche Entwicklung Japans vom Feudalstaat zur modernen Großmacht. Der Unmut der russischen Bevolkerung angesichts immer neuer Hiobsbotschaften wuchs und wurde durch die bereits bestehenden innenpolitischen Probleme verscharft. Der russische
Zar
Nikolaus II.
war daraufhin gezwungen, ein Vermittlungsangebot des amerikanischen Prasidenten
Theodore Roosevelt
fur den Beginn von Friedensverhandlungen anzunehmen. Am 5. September 1905 wurde der
Vertrag von Portsmouth
unterzeichnet.
[17]
Der deutsche Schriftsteller
Frank Thiess
schrieb 1936 den
Tatsachenroman
Tsushima ? Der Roman eines Seekrieges
(1949 uberarbeitet und mit ausfuhrlichen Quellenangaben, Anmerkungen und Karten versehen).
- David C. Evans und Mark R. Peattie:
Kaigun: Strategy, Tactics, and Technology in the Imperial Japanese Navy 1887?1941
. Naval Institute Press, Annapolis 1979,
ISBN 0-87021-192-7
(englisch).
- Michael Clodfelter:
Warfare and armed conflicts : a statistical encyclopedia of casualty and other figures, 1494?2007
. McFarland, Jefferson 2008,
ISBN 978-0-7864-3319-3
(englisch).
- Richard Connaughton
:
Rising sun and tumbling bear. Russia’s war with Japan
. Cassell, London 2003,
ISBN 0-304-36184-4
(englisch).
- Robert Forczyk:
Russian Battleship Vs Japanese Battleship Yellow Sea 1904?05
. Osprey, Oxford 2009,
ISBN 978-1-84603-330-8
(englisch).
- Mark Lardas:
Tsushima 1905 Death of a Russian Fleet
. Bloomsbury, New York 2018,
ISBN 978-1-4728-2685-5
(englisch).
- H. P. Willmott:
The last century of sea power From Port Arthur to Chanak, 1894?1922
.
Band
I
. Indiana University Press, Bloomington, IN 2009,
ISBN 978-0-253-35214-9
(englisch).
- ↑
Schatzungen gingen davon aus, dass mehr als 3.000 Tonnen Kohle pro Tag benotigt wurden.
- ↑
Willmott gibt die Anzahl der Gefallenen mit 5.045 und die der Kriegsgefangenen mit 6.106 an vgl. Willmott, S. 121.
- ↑
Evans, Peattie: Kaigun, Naval Institute Press, Annapolis 2012, S. 109f.
- ↑
Connaughton:
Rising sun and tumbling bear.
Cassell, London 2003, S. 241ff.
- ↑
Jukes:
The Russo-Japanese War 1904?1905.
Osprey, Oxford 2002, S. 68.
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Evans, Peattie, S. 112.
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Forczyk:
Russian Battleship Vs Japanese Battleship Yellow Sea 1904? 05.
Osprey, Oxford 2009, S. 56f.
- ↑
Connaughton, S. 262ff.
- ↑
a
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Clodfelter:
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McFarland, Jefferson 2008, S. 387.
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Willmott:
The last century of sea power.
Indiana University Press, Bloomington 2009, S. 120ff.