Die
Schleie
(
Tinca tinca
), auch der
Schlei
genannt, ist ein Sußwasserfisch aus der Ordnung der
Karpfenartigen
(Cypriniformes) und lebt uberwiegend am Grund langsam stromender oder stehender Gewasser.
Sie kommt praktisch in ganz
Europa
mit Ausnahme von
Griechenland
,
Dalmatien
, dem schottischen Hochland,
Nordskandinavien
, der Halbinsel
Krim
und den Mittelmeerinseln und im westlichen gemaßigten Asien bis zum westlichen Einzugsbereich des
Jenissei
sudlich von 60° nordlicher Breite vor. In manchen Landern wie
Italien
ist die Schleie nicht einheimisch, sondern wurde dort von Menschen eingesetzt.
[1]
[2]
[3]
Die Grundfarbe der Schleie ist dunkel oliv; eine rot-goldene Zuchtform (?Goldschleie“) wird bisweilen in Zierteichen gehalten. Auffallend ist ein hoher
Schwanzstiel
mit gerade abschließender
Schwanzflosse
. Das
Seitenlinienorgan
verlauft fast waagerecht bis zur Schwanzwurzel.
Die dicke Haut ist schleimig und mit kleinen
Rundschuppen
bedeckt. Diese Schleimhaut wirkt neuen Untersuchungen zufolge antibakteriell und pilzhemmend, sowohl fur den Fisch selbst als auch fur die Brut.
Das endstandige Maul ist vorstulpbar, dicklippig und mit zwei kurzen Barteln versehen.
Schleien werden 20 bis 40 Zentimeter groß, maximal sind 70 Zentimeter bei 10 Kilogramm denkbar. Belegt jedoch sind nur Maximalgewichte von 7,5 kg.
[2]
[3]
Schleien verfugen uber die Fahigkeit zur
Kalte-
und Hitzestarre, die es ihnen ermoglicht, kurzfristig auch extremen Sauerstoffmangel zu uberleben. Deshalb sind sie auch in kleinen Tumpeln anzutreffen.
Optimal sind Wassertemperaturen zwischen 12 °C und 26 °C.
[4]
Schleien
laichen
in der Zeit zwischen April und Juni. Die Wassertemperatur sollte mindestens 18 °C erreicht haben, damit die Laichbereitschaft eintritt. Die
Rogner
legen dabei innerhalb von etwa zwei Wochen insgesamt bis zu 300.000 klebrige Eier an
Wasserpflanzen
ab.
Sie ernahren sich hauptsachlich von Kleinlebewesen, aber auch von
Schnecken
(z. B. die typischen in ihrem
Habitat
vorkommenden Schleischnecken
Bithynia tentaculata
) und
Algenaufwuchs
.
Schleien neigen durch schlechtere Umweltbedingungen und Fehlen einer gesunden Raubfischpopulation sehr stark zur
Verbuttung
. Diese Schleien sind dann ab einer Große von 15 Zentimetern geschlechtsreif und wachsen danach kaum weiter.
Typische Schleienparasiten sind Nematoden (
Raphidascaris acus
) und parasitare Krebse (
Ergasilus megaceros
und
Ergasilus sieboldi
), sowie
Valipora campylancristrota
und
Proteocephalidae
im Larvenstadium.
[5]
Eine große Bedrohung fur viele Schleienbestande ist die Kiemenfaule (
Branchiomyces
ssp.). Saugwurmer (Trematoden) befallen vor allem Jungtiere. Weniger haufig ist die
Infektiose Bauchwassersucht
(IBW) auf.
Der Schleie wurde im Jahr 1758 erstmals ein wissenschaftlicher Name gegeben,
Carl von Linne
, der Begrunder des
Klassifizierungssystems
, erwahnte sie unter dem Namen
Cyprinus tinca
. Im Jahr 1764 wurde die Gattung
Tinca
durch den franzosischen Zoologen
Francois Alexandre Pierre de Garsault
eingefuhrt mit der Schleie als einziger Art,
[6]
was bis heute so geblieben ist. Die Schleie ist systematisch isoliert und 1878 stellte der US-amerikanische Ichthyologe
David Starr Jordan
die Unterfamilie Tincinae fur Art und Gattung auf. Der britische Ichthyologe Richard Mayden und sein chinesischer Kollege Wei-Jen Chen stellten die Schleie 2009 in eine eigene Familie, die Tincidae.
[7]
Die wissenschaftliche Fischdatenbank Catalog of Fishes ubernahm dies und fuhrt die Tincidae ebenso wie die ubrigen ehemaligen Unterfamilien der Cyprinidae inzwischen als eigenstandige Familien.
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Die systematische Stellung verdeutlicht folgendes
Kladogramm
:
Karpfenverwandte
(Cyprinoidea)
|
|
|
Die Schleie ist ein geschatzter
Speisefisch
und gilt als schmackhafter als der
Karpfen
. Ihr Fleisch wird als fest, gratenarm und fettarm beschrieben.
Goldfarbene Schleien (sogenannte Goldschleien) werden fur Gartenteiche und Parkteiche gezuchtet. In der
Teichwirtschaft
werden aufgrund ihres wesentlich schnelleren Wachstums mehr Karpfen und Forellen als Schleien angesetzt. Die Schleie gilt als Nebenfisch der Karpfen-Teichwirtschaft
[9]
, sie spielt eine wichtige Rolle als Besatzfisch fur Angelvereine.
Schleien wurden zuchterisch nicht so intensiv bearbeitet wie Karpfen.
[10]
[11]
Wahrend in Europa
Tschechien
und andere osteuropaische Lander fuhrend in der Zucht von Schleien sind, wird seit Beginn des 21. Jahrhunderts die Schleienzucht in
Aquakultur
auch in
China
intensiviert.
[12]
Die Schleie war im Jahr 2007
Fisch des Jahres
in Deutschland und in
Osterreich
. Sie ist mit ?Least Concern‘ (nicht gefahrdet) in der Liste der bedrohten Tierarten der
IUCN
klassifiziert.
[13]
Schleien gehoren wie
Karpfen
zu beliebten Sportfischen fur
Friedfischangler
. Kommen Karpfen und Schleien als Besatzfische gemeinsam in einem geschlossenen Gewasser vor, treten beide Arten haufig in direkte Nahrungskonkurrenz zueinander. Die aktiveren Karpfen sind in der Lage, bei knappem Nahrungsangebot die Schleienpopulation zuruckzudrangen. Die robusten Schleien haben zusammen mit den
Karauschen
den geringsten Sauerstoffbedarf und bilden in einigen Gewassern wie Dorfteichen, Tonkuhlen, Moorstichen und stark verkrauteten Waldteichen die einzige Fischart.
Schleien gelten bei der Nahrungsaufnahme als außerst vorsichtig und sind in vielen Gewassern ausschließlich nachts
[14]
oder bei nebeligem und bedecktem Wetter aktiv auf Nahrungssuche. Tagsuber verstecken sich die lichtscheuen Schleien haufig regungslos in Unterwasserpflanzen.
[15]
Sind sie auf Nahrungssuche, so machen sich Schleien in kleinen Gruppen haufig beim Grundeln im Schlamm durch das Aufsteigen von
Sumpfgasblasen
bemerkbar.
Gefangen werden Schleien am besten bei Morgen- und Abenddammerung in der Nahe von Schilfgurteln, Seerosen oder anderen stark verkrauteten Gewasserteilen mit tierischen Kodern, wie Mistwurmern, Muschelfleisch, Maden, Castern,
[16]
Shrimps etc. Das Bevorzugen von tierischer Nahrung liegt am kurzen
Darm
der Schleien und der schlechteren Verwertung von pflanzlicher Nahrung. Kompost und Wurmerde zeigen auf Schleien eine starke Lockwirkung. Zu den pflanzlichen Kodern zahlen
Mais
,
Teig
,
Weißbrot
und ahnlich wie beim Karpfenangeln Mini-
Boilies
.
Wahrend der Sommermonate beißen Schleien bei reichlichem Nahrungsvorkommen meist sehr zogerlich und vorsichtig und werden uberwiegend mit der Liftmethode im ultraleichten Posenangeln uberlistet. Schleien sind dafur bekannt, dass sie haufig nur ganz feine, kaum merkliche Zupferbisse verursachen und oft unentschlossen mit dem Koder spielen.
Im Fruhjahr (beste Zeit im Marz bis zur
Weißdornblute
) dagegen sind Schleienbisse oft sehr vehement und abrupt, da die Tiere nach den kargen Wintermonaten, die sie meist im Gegensatz zu Karpfen und anderen
Weißfischen
vollstandig im Winterschlaf verbringen, sehr ausgehungert sind. In tieferen Baggerseen mit nur kleinen pflanzenbewachsenen Uferstreifen sind Schleien in der Regel weniger territorial und standorttreu, zeigen vom flachen Natursee abweichende Verhaltensmuster und durchstreifen das Gewasser auf ihren Fressrouten. Hier kann mit Bissen zu jeder Tageszeit gerechnet werden.
In Großbritannien wird die Schleie regional auch als ?
Doctor Fish
“ bezeichnet, da man ihrem Schleim eine heilende Wirkung gegen
Fieber
,
Gelbsucht
,
Kopf-
und
Zahnschmerzen
[17]
zuschreibt.
- ↑
Schleien Angeln - Alles uber Koder, Hakengroße und Stellenwahl.
21. April 2021,
abgerufen am 23. April 2021
(deutsch).
- ↑
a
b
c
Fritz Terofal:
Steinbachs Naturfuhrer, Sußwasserfische.
Ulmer, Stuttgart 2003,
ISBN 3-8001-4296-1
.
- ↑
a
b
Schleie
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Fishbase.org
(englisch)
- ↑
Schleie
(
Memento
vom 30. April 2009 im
Internet Archive
)
- ↑
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In:
www.bioone.org.
Abgerufen im 1. Januar 1
- ↑
Tinca
im
Catalog of Fishes
(englisch)
- ↑
Wei-Jen Chen, Richard L. Mayden:
Molecular Systematics of The Cyprinoidea (Teleostei: Cypriniformes), the World's Largest Clade of Freshwater Fishes: Further Evidence From Six Nuclear Genes.
In:
Mol Phylogenet Evol.
2009 Jan 21.
- ↑
Eschmeyer, W. N. & Fong, J. D.: Catalog of Fishes
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abgerufen am 11. September 2018
- ↑
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In:
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- ↑
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Tinca
tinca
in der
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www.angeln-alex.de.
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@1
@2
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Angeln
(
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, festgestellt im November 2023.
Suche in Webarchiven
)
In:
angeltreff.org
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- ↑
verpuppte Made
- ↑
biofisch.at
(
Memento
vom 8. August 2007 im
Internet Archive
)
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Linktext fehlt.