Die
Schlacht bei Prag
am 6. Mai 1757 war die zweite Schlacht im
Siebenjahrigen Krieg
zwischen
Preußen
und
Osterreich
. Ihr Schlachtfeld lag ostlich der Stadt zwischen dem Tal des
Boti?
bei
Vr?ovice
und
?i?kov
, es erstreckte sich uber
Hrdlo?ezy
bis Prosek.
Die Schlacht spielt eine Rolle in den Balladen
Lenore
von
Gottfried August Burger
und
General Schwerin
von
Georg Wilhelm Heinrich Haring
.
Anfang April 1757 entschloss sich der preußische Konig
Friedrich II.
mit vier Heersaulen in
Bohmen
einzurucken und seinen Marsch auf
Prag
zu richten, um dort die Osterreicher zu schlagen. Ende Marz war das 19.000 Mann starke Korps des Fursten
Moritz von Anhalt-Dessau
uber
Sebastiansberg
auf
Komotau
und
Brux
vorgeruckt, um sich dann mit dem Konig zu vereinigen. Das Korps des
Herzogs von Braunschweig-Bevern
ging am 20. April uber
Ullersdorf
vor und griff im
Gefecht bei Reichenberg
erfolgreich ein verschanztes osterreichisches Lager an.
Die 35.300 Mann starke Armee des
Generalfeldmarschall
Kurt Christoph Graf von Schwerin
war ab 18. April zwischen
Schmiedeberg
und
Glatz
uber die schlesische Grenze gegangen. Die preußische Hauptarmee mit 39.400 Mann war unter Fuhrung des Konigs ab 20. April von
Grottau
uber
Reichenberg
auf
Jungbunzlau
vorgegangen, wo die Vereinigung mit dem Grafen von Schwerin erfolgte.
Am 2. Mai schlossen die Preußen unter Feldmarschall
James Keith
den Westteil von Prag ein. Der Konig selbst ging mit der Hauptmacht am 5. Mai bei Selz auf das andere Ufer der
Moldau
, wo nordostlich davon auch das Korps des Grafen Schwerin am nachsten Tag seinen Ubergang bei Prosek bewerkstelligte.
Die durch den schnellen preußischen Aufmarsch uberraschten Osterreicher vereinigten rasch 60.000 Mann ostlich von Prag. Der Oberbefehlshaber Prinz
Karl Alexander von Lothringen
nahm Stellung auf der Ostseite der Stadt, auf dem ?i?ka- und dem Taborberg, eine nach ihrer Meinung unangreifbare Stellung ein, da sie im Norden zur
Moldau
und
Rokytka
steil abfiel und im Osten durch eine feuchte, von Bachen durchschnittene Niederung gedeckt wurde. Prinz Karl kommandierte 59 Bataillone, 62 Grenadier-Kompagnien und 182 Schwadronen, er fuhrte am linken Abschnitt, wo sich auch die Reiterei des Grafen
Lucchesi
versammelte. Im Zentrum fuhrten
Feldzeugmeister
Graf
Konigsegg
und Baron
Kheul
die Masse der Infanterie, Feldmarschall
Maximilian Browne
ubernahm am Tabor die Hohenstellungen des Tabor-Berges am rechten Flugel, nordlich davon zusatzlich durch den Roketnitzer Bach gesichert.
[1]
Der Konig, der nach seiner Vereinigung mit Schwerin am Morgen des 6. Mai 64.000 Mann bei sich hatte, beschloss den sofortigen Angriff. Der preußische Hauptangriff, vom Grafen Schwerin befehligt, richtete sich vor allem gegen die rechte Flanke des Feindes. Zwar bot der sumpfige Boden dem Vordringen unerwartete Hindernisse; die osterreichischen Batterien streckten die preußische Infanterie reihenweise zu Boden, und dieselbe wich zuruck. Vergeblich stellte sich der 72-jahrige von Schwerin mit der Fahne in der Hand an die Spitze seines Infanterieregimentes Nr. 24. Erst fiel sein Adjutant
Graf von Platen
und schließlich auch er selbst, von funf Kugeln durchbohrt, und die Bataillone gingen abermals zuruck. Auf der osterreichischen Seite nahm man diesen Vorteil nicht wahr, da jede Oberleitung fehlte, Feldmarschall
Maximilian Ulysses Browne
war todlich verwundet worden und Prinz Karl aber wegen eines Asthmaanfalles nicht fahig die entscheidenden Befehle zu geben.
Friedrich II. befahl einen neuen Angriff seines zweiten Treffens, der den rechten Flugel der Osterreicher westlich von Hostawitz zuruckwarf. Dabei drangen der
Herzog von Bevern
im Zentrum und die Prinzen
Ferdinand von Braunschweig
und
Heinrich von Preußen
auf dem rechten Flugel siegreich vor. Zeitgleich versammelte Generalleutnant von Zieten seine Reserve, sudlich des Teiches von Unter-Mecholup stießen 45 Schwadronen erfolgreich gegen die rechte Flanke von Lucchesis Reiterei bis zur
Sazawa
vor. Dadurch verloren die osterreichischen Regimenter Harrach und Los Rios ihren Flankenschutz. Der jetzt von den preußischen Infanterie-Regimentern Nr. 1, 3, 13 und 17 angesetzte Angriff beim Dorf Kej wurde vom Konig durch die Infanterie-Regimenter Nr. 19 und 30 verstarkt, die vom linken Flugel nach Norden hinuber gezogen wurden. Der Hauptstoß wurde in Richtung auf Neu-Straschnitz angesetzt. Die jetzt zuruckgeworfene Gefechtslinie der Osterreicher wurde von der frischen Division Clerici aufgenommen. Graf
Christian Moritz von Konigsegg-Rothenfels
stabilisierte dabei notdurftig seine Front westlich von Maleschitz bis Neu-Straschnitz.
Ein neuer Angriff des Prinzen Heinrich umfasste die gegnerischen Stellungen westlich von Maleschitz, gleichzeitig drangte im Zentrum der Konig die Front uber Hrdlorzez nach Westen auf die Linie Wolschan-Wrschowitz vor.
Die Schlacht war gegen 15.00 Uhr zu Gunsten der Preußen entschieden, wahrend die Osterreicher teils in die Stadt Prag, teils uber die Sazawa gedrangt wurden.
Letztere verloren 5.000 Gefangene, den großten Teil ihrer Bagage, 60 Kanonen und 12.000 Mann an Toten und Verwundeten. Der Verlust auf preußischer Seite belief sich auf wenigstens 12.500 Mann. Unter den Toten befanden sich der Feldmarschall Schwerin, Oberst
Friedrich Wilhelm III., Herzog von Holstein-Beck
und mehrere andere Generale. Auch die schwere Verwundung der hervorragenden Generale
Fouque
und
Winterfeldt
sollten sich auf Kampfkraft und Motivation des preußischen Heeres negativ auswirken. Osterreich verlor den Feldmarschall Graf von Browne, der einige Wochen spater in Prag an seinen Wunden starb. Nach der Schlacht starben zudem Tausende von Leichtverwundeten
[2]
am
Wundstarrkrampf
. Auch der osterreichische Generalfeldwachtmeister
Graf Perroni
war gefallen.
Friedrich II. hielt mit seinem nunmehr 50.000 Mann starken Heer Prag eingeschlossen und hoffte, es durch Aushungerung und heftige Bombardierung zur baldigen Aufgabe bewegen zu konnen. Ein Fall der Stadt hatte wahrscheinlich die Niederlage
Maria Theresias
bedeutet. Doch nachdem der osterreichische Feldmarschall
Daun
in der
Schlacht von Kolin
am 18. Juni 1757 Friedrich geschlagen hatte, mussten die Preußen die Belagerung aufgeben und sich nach Sachsen zuruckziehen.
Verewigt wurden die Ereignisse von Prag unter anderem in zwei Gedichten von
Theodor Fontane
.
siehe auch:
Geschichte Prags
- Kurt Christoph von Schwerin
, Generalfeldmarschall,
Infanterie-Regiment Nr. 24
- Heinrich Karl Ludwig Herault de Hautcharmoy
, Generalleutnant,
Infanterie-Regiment Nr. 28
- Georg Friedrich von Amstel
, Generalmajor,
Infanterie-Regiment Nr. 8
- Christian Friedrich von Blanckensee
, Generalmajor,
Dragoner-Regiment Nr. 2
- Emanuel von Schoning
, Generalmajor,
Infanterie-Regiment Nr. 46
- ↑
Gunter Dorn, Joachim Engelmann:
Schlachten Friedrich des Großen.
Bechtermunz Verlag, Augsburg 1996, S. 47 f.
- ↑
Nicolai Guleke
:
Kriegschirurgie und Kriegschirurgen im Wandel der Zeiten. Vortrag gehalten am 19. Juni 1944 vor den Studierenden der Medizin an der Universitat Jena.
Gustav Fischer, Jena 1945, S. 20.