Geschichte des Schachspiels

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Johann Erdmann Hummel : Die Schachpartie , 1818?1819

Uber die Entstehung und fruhe Geschichte des Schachspiels bestehen unterschiedliche Auffassungen. Vor allem Indien , aber auch Persien und bisweilen China werden als Ursprungslander genannt. Der Zeitraum der vermuteten Entstehung schwankt zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert. Um die Erfindung des Spiels ranken sich zahlreiche Legenden , deren beruhmteste die Weizenkornlegende ist. Seit dem 6. Jahrhundert ist das Schachspiel in Persien belegt. Es verbreitete sich im 7. Jahrhundert im Zuge der islamischen Expansion im Nahen Osten und in Nordafrika. Uber das maurische Spanien , Italien , das byzantinische Reich gelangte das Spiel zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert ins abendlandische Europa , wo es im Hochmittelalter einerseits zu den sieben ritterlichen Tugenden gehorte, andererseits kirchliche Missbilligung erfuhr.

Im 15. Jahrhundert veranderten sich die Spielregeln einschneidend, so dass seither vom modernen Schach, wie es heute gespielt wird, gesprochen werden kann. Spanien (16. Jahrhundert), Italien (spates 16. und 17. Jahrhundert), Frankreich (spates 18. und fruhes 19. Jahrhundert), England (Mitte 19. Jahrhundert), Deutschland und Osterreich-Ungarn (spates 19. und fruhes 20. Jahrhundert) und Sowjetunion bzw. Russland (Mitte 20. Jahrhundert bis heute) losten sich in der Folge als fuhrende europaische Schachnationen ab. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu regelmaßigen Schachturnieren. 1886 kam es zur Austragung der ersten offiziellen Weltmeisterschaft mit dem Sieger Wilhelm Steinitz . Am 20. Juli 1924 wurde der Weltschachbund FIDE gegrundet. Ende des 20. Jahrhunderts begann die Entwicklung spielstarker Schachprogramme , welche seit Mitte der ersten Dekade der 2000er Jahre das Niveau der weltbesten Spieler ubertreffen.

Ursprung des Schachspiels

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Es ist unwahrscheinlich, dass das Schachspiel von einer einzigen Person, zu einem bestimmten Zeitpunkt erfunden worden ist. Dafur ist es nicht nur zu komplex, sondern es enthalt auch zu viele Elemente aus verschiedenen Kulturen, Sprachen und Zeiten.

Es gibt zahlreiche Theorien, das Schachspiel auf altere Vorgangerspiele zuruckzufuhren, sei es das indische, mit Wurfeln gespielte Rennspiel Ashtapada , das mit dem Schach verwandte chinesische Xiangqi , bis hin zum etwa 3000 Jahre alten Urspiel Liubo . Bei dieser Vorgehensweise stellt sich die Schwierigkeit der Definition der Geburtsstunde des Schachs, denn diese fruhen Vorlaufer unterscheiden sich hinsichtlich Regeln, Taktik und Charakter so stark vom Schach, dass man nur schwerlich vom gleichen Spiel sprechen kann. Die Quellen sind außerdem sehr sparlich und nicht zweifelsfrei mit dem Schachspiel in Verbindung zu bringen.

Es ranken sich viele Legenden um die Erfindung des Schachspiels. Die meisten sind sehr alt und entstammen dem persischen und arabischen Kulturkreis. Eine reiche Quelle fur Schachlegenden ist der persische Dichter Firdausi (940?1020). Die beruhmteste Legende ist die Weizenkornlegende , die als Hommage an das Schachspiel, als anschauliches mathematisches Lehrbeispiel oder als sozialkritische Parabel verstanden werden kann.

Formierung des Chaturanga und Chatrang im 6. Jahrhundert

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Die klassische Schachforschung geht davon aus, dass das Schachspiel in Indien entstanden sei und sich allmahlich aus dem mit Wurfeln auf einem 8×8-Brett gespielten Rennspiel Ashtapada , uber ein mogliches Protoschach zum anfanglich zu viert und spater zu zweit gespielten Chaturanga entwickelte. Das Chaturanga gelangte ins Perserreich und wurde phonetisch zu Chatrang angepasst (?ch“ = / t?? /). Diese Ansicht geht im Wesentlichen auf zwei Schachforscher des 19. Jahrhunderts, Antonius van der Linde und Tassilo von Heydebrand und der Lasa zuruck und kulminierte 1913 im umfassenden Werk A history of Chess des Englanders H. J. R. Murray. In den letzten Jahren tauchte die Gegenthese auf, das Ursprungsland sei China gewesen und unser Schachspiel ein Abkommling (und nicht umgekehrt) des chinesischen Schachs Xiangqi. Diese von David H. Li vertretene Ansicht wird jedoch als im Kern substanzlos abgelehnt. [1]

Mongolisches Shatar

In der fruhen Entwicklungsphase existierten diverse Varianten des Spiels, die mit unterschiedlichen Spielfiguren und sowohl auf 8×8- wie 10×10-Brettern gespielt wurden. Als Beispiel sei nur das Shatranj al-Kamil ( Schatrandsch al-Kamil) genannt. Es scheint, als ob das gleiche Spiel sowohl auf kleineren wie großeren Brettern gespielt werden konnte und bei Bedarf neue Figuren hinzugefugt wurden. Die gleichen Bretter fanden auch fur andere Spiele Verwendung. [2] Spuren dieser Vielfalt finden sich in den vielen Schachvarianten, die heute noch existieren, so das Xiangqi in China, das Janggi in Korea, das Sh?gi in Japan, das Shatar und Hiashatar in der Mongolei , das Chandraki in Tibet , das Makruk in Thailand , das Ouk Chatrang in Kambodscha oder das Sittuyin in Burma . Mit der Zeit scheint sich dann das 8×8-Brett durchgesetzt zu haben. Einige Relikte der zusatzlichen Figuren des 10×10-Brettes konnten im Pfad des Xiangqi bei der Spielfigur der Kanone erhalten geblieben sein.

Beim Prozess der Formierung des Chaturanga oder des Chatrang ist das Szenario einer Verschmelzung verschiedener Elemente am wahrscheinlichsten. Alte Rennspiele, deren Uberreste in der Gangart der Bauern erhalten geblieben sind, wurden mit Spielen mit hupfenden Figuren, deren Gangart im Einzelnen durchaus alteren und komplett verschiedenen Spielen entlehnt sein kann, kombiniert und auf bereits vorhandene 8×8- und 10×10-Spielbretter ubertragen, wobei sich das 8×8-Brett durchsetzte. Diese Entwicklung war im 6., spatestens aber im 7. Jahrhundert abgeschlossen und fand im weitesten Sinne in Zentralasien statt, im kulturellen und wirtschaftlichen Einflussbereich Indiens, Persiens und West-Chinas und uber das Verkehrs- und Handelsnetz der Seidenstraße . Die verschiedenen Elemente des Schachspiels offenbaren sich in der Art des Brettes, der Gangart der Figuren, dem militarischen Charakter des Spieles und der Etymologie . [3]

Die alteste schriftliche Erwahnung von Chaturanga in Sanskrit findet sich in der Harshacharita , geschrieben vom indischen Hofpoeten Bana um 625?640. Es ist die offizielle Geschichte Konig Shri Harshas von Kanauj, der uber ein machtiges Konigreich im Gangestal herrschte und dafur bekannt war, zum Buddhismus konvertiert zu sein. Bana beschreibt den Frieden, der dadurch im ganzen Lande einkehrte: ?Unter diesem Herrscher stritten nur die Bienen, um den Honigtau zu sammeln; die einzigen Fuße, die abgeschnitten wurden, waren die der Maße, und nur von Ashtapada konnte man lernen, Chaturanga herzuleiten, es gab keine Vierteilung der verurteilten Kriminellen ...“. Der Text ist voll von Wortspielen und Zweideutigkeiten und ist deshalb schwierig zu interpretieren. Mit Ashtapada wird ublicherweise das 8×8-Spielbrett angenommen. Chaturanga konnte hier sowohl auf die Armee wie auch auf das Spiel bezogen sein. Andere sind der Meinung, in dieser Passage werde der Vorlaufer des Schachspiels genannt. [4]

Die altesten Schachfiguren, die eindeutig als solche einzuschatzen sind, stammen aus Zentralasien, genauer aus der Gegend um Samarkand , einem wichtigen Knotenpunkt der Seidenstraße; die Funde wurden in Afrasiab (um 761), Fergana und Nishapur (9.?10. Jahrhundert) gemacht. [5]

  • Chaturanga: Das indische Wort Chaturanga bedeutet "vier Elemente" oder "vier Teile". Mit diesem Begriff wurde die indische Armee bezeichnet, welche aus den vier Elementen Infanterie (Sainik: Soldat), Kavallerie (Ashwa: Pferd), Streitwagen (Rath) und Elefanten (Haathi) zusammengesetzt war. Diese Form der Armee war etwa vom 4. vorchristlichen bis zum 7. nachchristlichen Jahrhundert ublich, was in etwa den zeitlichen Rahmen fur die Entstehung eines Spiels abgrenzt, das ein Abbild dieser Armee sein will. Die Erwahnung von "Chaturanga" in alten indischen Texten bezieht sich vermutlich eher auf die Armee als auf das nach ihr benannte Spiel. [6]
  • Chatrang: Vom persischen Wort Chatrang wird ublicherweise angenommen, es sei vom indischen Chaturanga abgeleitet. Dies muss, trotz der Ahnlichkeit, nicht unbedingt so sein, denn Chatrang bezeichnet (fruher wie heute) die Alraune , eine Pflanze mit einer Wurzel, die einer menschlichen Figur ahnelt ? eine denkbare Bezeichnung also fur ein mit Figuren gespieltes Spiel, die unabhangig hatte entstehen und auf das Spiel ubertragen werden konnen. [5]
  • Schatrandsch: Als die Araber im 7. Jahrhundert das persische Reich eroberten, lernten sie auch das Chatrang kennen und passten den Namen ihrer Sprache an, da die Laute 'ch' (=/ t?? /) und 'g' im Arabischen nicht existieren. Aus Chatrang wurde Schatrandsch (engl.: Shatranj).
  • Schach / Schah / Radscha : Der deutsche Name Schach ist vom persischen Wort Schah (Konig) abgeleitet und hat, trotz seiner klanglichen Ahnlichkeit, mit Chaturanga, Chatrang oder Shatranj nichts zu tun. Im Chaturanga hieß die Figur ebenfalls Konig: Radscha, was einfach ins Persische ubersetzt wurde.
  • Xiangqi: Xiangqi ( chinesisch   象棋 ) ist die Bezeichnung des chinesischen Schachs. Die Ubersetzung birgt einige Schwierigkeiten, so dass letztlich nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden kann, worauf sich die Zeichenkombination in historischen Texten bezieht. Die Bedeutung der chinesischen Zeichen anderte sich oft regional und im Laufe der Zeit und kann meist nur durch genaue Kenntnis des Textverfassers eruiert werden. Das Wort Xiang ( ) bedeutet sowohl Elefant, Portrat, Phanomen, Elfenbein, Sternenanordnung, Omen, Handeln, Spielen wie auch offizieller Interpret . Qi ( ) steht fur Schachfiguren, Schach , aber auch fur ahnliche Spiele. Meist ist mit Qi das gesamte Spiel an sich gemeint. Xiangqi als Ganzes wird ublicherweise mit Elefanten-Spiel, Elfenbein-Spiel oder Symbol-Schach ubersetzt. [7] Sam Sloan, ein Verfechter der chinesischen Herkunft des Schachspiels, ist der Meinung, der Begriff habe Ahnlichkeit mit Chatrang und sei dessen etymologische Wurzel. [8]
  • Fers / Firzan / Farzin : Fers ist das persische Wort fur General und ersetzte den im Chaturanga ublichen indischen Minister. Die Araber passten den Begriff ihrem Lautsystem an, wodurch Fers zu Firsan oder Farsin wurde. [2]
  • Pil / Fil / al-Fil : Die Perser nannten den Elefanten im Schach Pil, was weder indisch noch persisch ist. Im Arabischen wurde Pil zu Fil und, zusammen mit dem Artikel, zu al-Fil. [2]
  • Ruch: Ruch war die Bezeichnung der Figur des Streitwagens, des heutigen Turms. Die Etymologie ist unklar und der Wortstamm moglicherweise nicht persisch. Ruch/Roch war aber im Altpersischen der Name fur den mythischen Vogel Sen-Murv, Simurgh im Neupersischen. Der ubermachtige Vogel, wie er auch in der Sindbad -Sage vorkommt, war in der Lage, einen Elefanten oder ein Kamel wegzutragen, was zu der machtigen Gangart des Turms im Schach passen wurde. [9] Gelegentlich wird Ruch auch mit ?Held‘ ubersetzt. [2] Das Wort lebt in der Rochade und der englischen Bezeichnung rook fur den Turm fort.

In der folgenden Tabelle sind die Namen der Figuren dargestellt, wie sie vom Indischen uber das Persische und Arabische nach Europa gelangt sind:

Gegenuberstellung der indischen, persischen, arabischen, lateinischen, englischen, franzosischen und deutschen Namen der Figuren
Sanskrit Persisch Arabisch Latein Englisch Franzosisch Deutsch
Radscha (Konig) Schah Schah Rex King Roi Konig
Mantri (Minister) Vazir ( Wezir ) Firz Regina Queen Dame Dame
Gajah (Kriegselefant) Fil (Elefant) al-Fil Episcopus/ Comes /Calvus Bishop/ Count Fou Laufer
Ashva (Pferd) Asb (Pferd) Fars Miles/ Eques Knight Cavalier Springer
Ratha (Streitwagen) Roch Ruch Rochus/Marchio Rook Tour Turm
Padati (Fußsoldat) Piadeh Baidaq Pedes/Pedinus Pawn Pion Bauer

Die Gangart der Figuren

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  • Der Bauer : Sein Gang erinnert stark an die alten indischen Rennspiele und konnte tatsachlich ein Relikt derselben sein. Gemeinsamkeit mit den Rennspielen ist dabei die Unmoglichkeit, ruckwarts oder anders als geradeaus zu ziehen, sowie die Verwandlung bei Erreichen des Brettendes. Das seitliche Schlagen wird als Konsequenz der Integration dieser Figur in ein neues Spiel gedeutet. Der Umstand, dass der Bauer als einzige Figur anders schlagt als zieht, ist ein starkes Indiz dafur, dass er einer anderen Quelle als die ubrigen Figuren entstammt. [3]
  • Der Konig : Gerhard Josten, ein Forscher der Initiativgruppe Konigstein, [10] vertritt die Ansicht, die Gangart des Konigs konnte dem sehr alten Spiel Go entlehnt sein. [3] Allerdings werden beim Go-Spiel die Steine nur gesetzt, nicht gezogen, und wirken auch nicht diagonal.
  • Springer und Elefant : (Der heutige Laufer ersetzte erst mit der Spielreform Ende des 15. Jahrhunderts die fruhere Figur.) Die Herkunft der Gangart dieser Figuren ist besonders umstritten. Etliche Theorien gehen auch von Vergottlichungen und astrologischen Herleitungen aus. [3]

Schach in Persien: Chatrang

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Schach in Persien

Es gibt nur wenige Berichte uber das Schachspiel, seine Spieler, sowie dessen Stellenwert und Verbreitung in der Gesellschaft im Sassanidenreich vor der Eroberung durch die Araber. Die einzige zeitgenossische [11] Quelle, die uber die bloße Nennung des Spiels hinausgeht, ist der in Pahlavi (mittelpersisch) verfasste Text Wizari?n i chatrang ud nihi?m i new-ardax?ir (Die Erklarung von Schach und die Erfindung von Nard ), auch bekannt als Madayan i chatrang , oder kurz Chatrang-n?mak (Buch vom Schach). [12] Gemaß dieser Geschichte wurde das als Kriegsspiel bezeichnete Chatrang zur Zeit Chosraus I. (531?579) von einer indischen Delegation des Konigs Divsaram , dem Radscha von Hindustan , als Geschenk und Herausforderung zugleich nach Persien gebracht. Es werden die Namen der Spielfiguren angegeben: schah (Konig), rukh , farzin (Feldherr), pil (Elefant), asp (Pferd) und piyadak (Fußsoldat). Das Chatrang-namak nennt auch zwei Spieler, Takhtaritus und Wajurgmitr, wobei der letztere uberlegen gewesen sein soll. Fast dieselbe Geschichte findet sich rund 400 Jahre spater im persischen ?Nationalepos“ Schahname des Dichters Firdausi wieder. Hier wird zusatzlich die Aufstellung der Figuren genannt. Es ist nicht bekannt, ob er sich dabei auf das Chatrang-namak bezog oder ob ihm andere Quellen zur Verfugung standen. [13] Uber die in Persien seinerzeit noch unbekannte Spielweise, die Bozorgmehr , der persische Kanzler und Leibarzt Chosraus, zur Ehrenrettung seines Herrn herausgefunden haben soll, [14] hingegen finden sich in beiden Texten keine Informationen.

Zwei weitere mittelpersische Quellen erwahnen das fruhe Schachspiel: Das Karnamak-i Ardeshir-i Papakan (Buch der Taten von Ardaschir, Sohn des Papak), eine epische Abhandlung uber Konig Ardaschir I. , den Grunder des Sassanidenreiches. Es wurde zwischen 224 und 651 verfasst. Das Chatrang wird nur an einer einzigen Stelle erwahnt: ?Durch die Hilfe der Providentia [Vorsehung], wurde er [Ardaschir] siegreicher und kriegerischer als alle, beim Polo und der Rennbahn, beim Chatrang und Wein-Artakhshir, und in etlichen anderen Kunsten.“ [15]

Das Kh?sraw ud R?dag (Chosrau und der Page) handelt am Hofe Chosraus I.; Chatrang wird dort zusammen mit anderen Spielen erwahnt ("ud pad ?atrang ud new-ardax?i r ud ha?tpay kardan az hamahlan fraztar hom" = etwa: ?...und durch das Spielen von Chatrang, Backgammon und Hashtpay [=Spiel aus sassanidischer Zeit] bin ich meinen Kollegen uberlegen.“). [16]

Bei all diesen Texten lasst sich nicht zwischen Dichtung und Wahrheit unterscheiden. Sie geben aber immerhin Auskunft daruber, dass zum Zeitpunkt ihrer Abfassung ein Spiel namens Chatrang bekannt war und dass es offenbar einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert hatte, so dass es eines Konigs oder Helden bedurfte, es zu beherrschen. Die Zeit Chosraus I. scheint im Mittelpunkt zu stehen. Sein Interesse fur Kultur ist bekannt, und es ist denkbar, dass er selbst maßgeblich zur Etablierung des Chatrang beitrug. Wie spatere arabische Quellen nahelegen, [17] wurde Chatrang vornehmlich mit roten ( Rubin ) und grunen ( Smaragd ) Steinen gespielt. Partien aus dieser Zeit sind nicht uberliefert. Das Spiel scheint sich im Sassanidenreich blitzschnell verbreitet zu haben. Die persische Kultur blieb auch nach ihrer Eroberung durch die Araber fur die ganze Region einflussreich und trug mit zur arabischen Blute bei. Dies gilt auch fur das Schachspiel, welches hier seine ideologische Pragung erhielt, die es bis ins Spatmittelalter hinein charakterisierte.

Schach bei den Arabern: Schatrandsch

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Ludwig Deutsch: Schachpartie

Die Araber eroberten zwischen 632 und 651 das Sassanidenreich. Es ist unbestritten, dass sie in diesem Zeitraum mit dem Schachspiel in Beruhrung kamen. Bei den Arabern kam das Schachspiel, das nun durch phonetische Anpassung Schatrandsch hieß, zu seiner ersten großen Blute. Als ?Spieler der hochsten Klasse“ galt al-Adli (ca. 800?870), welcher eine erste Schachabhandlung verfasste. Auf ihn folgten ar-Razi (ca. 825?860), Mawardi (um 900), as-Suli (880?946) und al-Ladschladsch (um 970). Wichtige literarische Quellen verdanken wir Firdausi und al-Mas'udi . Es entwickelte sich eine reiche Sammlung von Eroffnungs - ( Tabijen ) und Endspielstellungen ( Mansuben ). Ein wichtiger Bestandteil des Schatrandsch wurde die Problemkunst.

Die Araber trugen auch maßgeblich zur Verbreitung des Schachspiels bei.

Verbreitung in Europa

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Das Schachspiel gelangte auf verschiedenen Wegen nach Europa. Einer der ersten Kontakte durfte uber das Ostromische Reich , besonders Konstantinopel , erfolgt sein. Das byzantinische Schach, Zatrikion , unterscheidet sich allerdings wesentlich vom Schatrandsch. Die Warager brachten das Spiel dann aus Konstantinopel (?Miklagard“) nach Russland , wo es seit Anfang des 8. Jahrhunderts gespielt wird. Uber die Mauren gelangte das Schachspiel im 9. Jahrhundert nach Spanien. [18] Der alteste europaische Text, in dem die Regeln des Schachspiels enthalten sind, ist das fruhmittelalterliche lateinische Schachgedicht Versus de Scachis eines unbekannten Verfassers des 10. Jahrhunderts. Es entstand vermutlich zwischen 900 und 950 in Oberitalien. [19] Aus dem 12. Jahrhundert stammt die in hebraischer Sprache verfasste Reimdichtung des judenspanischen Dichterphilosophen Abraham ibn Ezra (1089?1164). Im 13. Jahrhundert wurde im Auftrag von Alfons X. von Spanien ein beruhmtes Spielmanuskript uber Schach, [20] [21] Backgammon und das Wurfelspiel, genannt Libro de los Juegos , verfasst. Von Spanien aus verbreitete sich Schach nach Italien und in die Provence . Daher ruhren auch die Namen sehr alter Eroffnungen, beispielsweise der Spanischen Partie und der Italienischen Partie .

In der Literatur des deutschsprachigen Raums wurde Schach erstmals um 1050 erwahnt. Ein unbekannter Monch verfasste im Kloster Tegernsee den lateinischen Versroman Ruodlieb , in dem ein Besucher am Hofe des Konigs durch seine Meisterschaft im Schachspiel Aufsehen erregt.

Europaisches Mittelalter

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Schach gehorte seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts zu den sieben Tugenden der Ritter . Jacobus de Cessolis verfasste Anfang des 14. Jahrhunderts die allegorisch -moralische Schrift De moribus hominum et officiis nobilium super ludo scaccorum , die zu den altesten abendlandischen Quellen uber das Schachspiel gehort und im Mittelalter weit verbreitet [22] war. Jacobus de Cessolis rezipierte uber das Breviloquium de virtutibus antiquorum principium des Minoriten Johann(es) von Wales (gestorben 1285) auch eine von einem anonymen Autoren verfasste Moralitas de Scaccario . Dieser, lange Zeit dem Papst Innozenz III. zugeschriebene, mittelalterliche Traktat [23] bediente sich wohl erstmals des Schachspiels als sozialer Metapher. [24] Im deutschen Sprachgebiet wurden das Spiel und auch das Schachbrett Schachzabel genannt. In ihrem Gefolge fanden auch volkssprachige Schachallegorien ( Schachzabelbucher ) weite Verbreitung. [25] In diesen Buchern geht es weniger um die Technik und Regeln des Spiels als um eine belehrende Darstellung des Lebens und der Gesellschaft anhand des bildlichen Vergleichs mit dem Schachspiel.

Archaologische Nachweise

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Auf Burgen Mitteleuropas finden sich haufig aus Knochen geschnitzte Schachfiguren. Eine besonders kunstvoll [26] gedrechselte Holzfigur einer Dame oder eines Konigs stammt aus der Burg Mulenen (Schweiz, Kanton Bern). In der Nahe von Bamberg wurden zwischen 1248 und 1308 Schachbretter und Figuren aus Ton hergestellt.

Das erste internationale Schachturnier am Hofe Konig Philipps II. von Spanien 1575, Gemalde von Luigi Mussini (1886)
Ein Tisch mit zwei Spielbrettern fur Schach und Muhle

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begannen sich die Spielregeln des Schachspiels entscheidend zu verandern. Die Gangart von Bauer, Laufer und Dame wurde schneller, und die Rochade wurde eingefuhrt. Der Bauer durfte nun bei seinem ersten Zug zwei Felder weit (bisher nur eins), der Laufer diagonal beliebig weit (bisher sprang er zwei Felder weit), und die Dame in alle acht Richtungen beliebig weit ziehen (zuvor nur ein Feld in diagonaler Richtung), wodurch sie schlagartig von einer relativ schwachen zur machtigsten Figur auf dem Brett avancierte. Hierdurch veranderte sich das Spiel komplett. Es war die Geburt des modernen Schachs. Das neue Spiel erforderte eine andere Taktik und andere Eroffnungen. Schach gewann an Tempo und gleichzeitig an Popularitat. Diese Entwicklung spielte sich vermutlich im spanischen Valencia zwischen 1470 und 1490 ab und manifestiert sich im katalanischen Schachgedicht Scachs d’amor , dem altesten Dokument zum neuen Schach. Die Verfasser des Gedichts und gleichzeitig die ersten bekannten Spieler waren Franci de Castellvi , Narcis Vinyoles und Bernat Fenollar. [27] Im Jahre 1495 veroffentlichte der Spanier Francesc Vicent das erste gedruckte Schachbuch mit dem Titel Libre dels Jochs Partits dels Schacs en Nombre de 100 ordenat e compost . Es galt lange Zeit als verschollen, bis Jose Antonio Garzon eine Abschrift in Italien entdeckte und in seinem Buch El regreso de Francesch Vicent: La historia del nacimiento y expansion del ajedrez moderno 2005 veroffentlichte. Dabei wird klar, dass auch Francesc Vicent wesentlich an der Entstehung des neuen Schachspiels beteiligt, wenn nicht gar ihr eigentlicher Initiator war. Im Jahre 1497 erschien ein Schachlehrbuch von Luis Ramirez Lucena : Repeticion de Amores e Arte de Axedres con CL Juegos de Partido . Um etwa 1500 entstand die Gottinger Handschrift , deren Autorschaft und Datierung unklar ist. Sie enthalt zwolf Partieanfange mit den neuen Regeln und 30 Schachprobleme. Um 1512 erschien in Rom das Schachlehrbuch Pedro Damianos mit dem Titel: Questo libro e da imparare giocare a scachi et de le partite . Diese ersten Veroffentlichungen markieren den Anfang des modernen Schachs.

Im Anschluss bildeten sich Schachzirkel, vor allem auf der iberischen Halbinsel und in Italien. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts galt der Spanier Ruy Lopez de Segura als bester Spieler der Welt. Er wurde im Jahre 1575 am ersten internationalen Schachturnier der Geschichte am Hofe des spanischen Konigs Philipps II. in Madrid vom Sizilianer Giovanni Leonardo da Cutro geschlagen, der im Anschluss auch den besten portugiesischen Spieler El Morro und, zuruck in Madrid, seinen italienischen Landsmann Paolo Boi besiegte. [28] Zu den besten Schachspielern ihrer Zeit gehorte auch Giulio Cesare Polerio . Diese Personlichkeiten begrundeten das goldene Zeitalter des italienischen Schachs, welches mit Alessandro Salvio und dem Tode Gioacchino Grecos im Jahre 1634 endete.

Im Jahr 1616 wurde das erste Schachlehrbuch in deutscher Sprache gedruckt: ?Das Schach- oder Konig-Spiel“ von Gustavus Selenus . Eine Kuriositat aus dieser Zeit sind die bis ins 19. Jahrhundert beibehaltenen Sonderregeln in dem Schachdorf Strobeck , z. B. fur die Bauernumwandlung .

Um 1700 galt der Schotte Alexander Cunningham als bester Spieler Europas. [29]

Von etwa 1730 bis 1780 bluhte das italienische Schach mit den großen Theoretikern der ?Schule von Modena“ Domenico Lorenzo Ponziani , Ercole del Rio und Giambattista Lolli nochmals auf. Gleichzeitig entwickelte sich im Cafe de la Regence in Paris eine rege Schachszene, welche die italienische Vormachtstellung im europaischen Schach allmahlich uberflugelte und abloste. Die neuen Großen des Schachspiels hießen Legall de Kermeur , Francois-Andre Danican Philidor , und Verdoni .

Im Jahr 1769 baute Wolfgang von Kempelen den beruhmten Schachturken .

Der im 18. Jahrhundert tatige Syrer Philipp Stamma veroffentlichte mehrere Bucher, die den Ubergang zwischen Mansuben und neuzeitlicher Schachkomposition charakterisieren, indem die von Stamma erdachten meist partieartigen Kombinationen abgebildet werden.

19. Jahrhundert

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Honore Daumier , Schachspieler , 1863.

In Europa wurde das Schach zu einem Lieblingsspiel des Burgertums. [30] Die Regeln wurden seit dem fruhen 19. Jahrhundert kaum noch verandert. Ab 1813 erschien im Liverpool Mercury die erste Schachspalte. Im Jahr 1834 fand in London eine Serie von Wettkampfen zwischen Alexander McDonnell und Louis de La Bourdonnais statt. 1836 erschien unter dem Titel Le Palamede die erste spezialisierte Schachzeitschrift und 1846 erschien erstmals die Deutsche Schachzeitung , die erste deutsche. In der Folge fand auch periodische Schachliteratur in Form von Schachspalten in Zeitungen und Periodika sowie spezialisierten Schachzeitschriften weite Verbreitung.

Die heute allgemein ubliche Figurenform , genannt Staunton , wurde 1849 von Nathaniel Cook kreiert, von dem damals fuhrenden Spieler Howard Staunton propagiert und spater (1924) vom Weltschachverband ( FIDE ) bei dessen Grundung ubernommen. Adolf Anderssen gewann das internationale Schachturnier in London 1851 . 1867 wurden bei Schachturnieren erstmals mechanische Schachuhren verwendet. In Baden-Baden wurde 1870 erstmals ein internationales Schachturnier in Deutschland ausgetragen. Im Jahr 1877 wurde der Deutsche Schachbund gegrundet. Wilhelm Steinitz und Johannes Hermann Zukertort spielten 1886 den ersten offiziellen Wettkampf um die Schachweltmeisterschaft .

Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war ein Spielstil popular, der sich durch Gambit -Eroffnungen, waghalsige Opfer und komplizierte taktische Abwicklungen auszeichnete. Anderssen und der Amerikaner Paul Morphy waren typische Vertreter dieses Stils, der spater ruckblickend als ? romantisch ‘ bezeichnet wurde. Steinitz begrundete demgegenuber eine mehr positionell angelegte Strategie , die spater von Siegbert Tarrasch noch verfeinert wurde. Sie legte großen Wert auf eine naturliche Figurenentwicklung und die Besetzung des Zentrums und gilt heute als ?klassische‘ Schule des Schachs.

Im Bereich der Schachkomposition charakterisierten sich im 19. Jahrhundert Richtungen wie die Bohmische Schule und Altdeutsche Schule heraus, in denen Mattaufgaben mit asthetischen Anspruchen respektive komplizierten Varianten dargestellt wurden. Sam Loyd gilt als einer der popularsten Aufgabenverfasser der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts.

20. Jahrhundert

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Ab dem 20. Jahrhundert fanden internationale Schachturniere weite Verbreitung, nationale Ligen wurden gegrundet. Im Jahre 1924 wurde in Paris der Weltschachbund Federation Internationale des Echecs gegrundet. Im Jahre 1927 fand in London die erste Schacholympiade statt. Nach dem Tode des amtierenden Weltmeisters Aljechin 1946 ubernahm die FIDE die Veranstaltung der Schachweltmeisterschaft.

Im Kontrast zur klassischen Strategie Steinitzs und Tarraschs entstand Anfang des 20. Jahrhunderts die hypermoderne Schule . Sie wurde von Spielern wie Aaron Nimzowitsch und Richard Reti entwickelt. Wahrend Tarrasch die rasche Besetzung des Zentrums propagierte, setzten die Hypermodernen eher auf eine zuruckhaltende Figurenentwicklung uber die Flugel. Markenzeichen dieses Stils waren eher geschlossene Eroffnungssysteme mit fianchettierten Laufern.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 zeigte sich eine deutliche Uberlegenheit der staatlich geforderten sowjetischen Schachschule gegenuber den westlichen Schachmeistern. Der Sieg von Bobby Fischer uber Boris Spasski im so genannten Match des Jahrhunderts wurde daher in der Zeit des Kalten Krieges propagandistisch verwertet. Nach dem Zerfall der Sowjetunion behielten ihre Nachfolgestaaten noch fur gewisse Zeit diese Vormachtstellung, vor allem Russland, aber auch die Ukraine, Aserbaidschan und Armenien.

Im Jahre 1993 kam es zum Bruch zwischen der FIDE und fuhrenden Schachspielern, allen voran Garri Kasparow und Nigel Short , welche in der Folge eigene Schachturniere mit eigenen Weltmeistertiteln durchfuhrten.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Schachprogramme fur Computer oder spezielle Schachprogramme entwickelt, deren Spielstarke sich rasant entwickelte. Ab den 1990er Jahren erreichten die Schachprogramme Meisterniveau. 1997 verlor der damals starkste Schachspieler Garry Kasparow ein Match uber sechs Partien gegen den Schachcomputer Deep Blue . Seither gelten Schachprogramme der menschlichen Intelligenz uberlegen. Sie entwickelten sich nun zu einem unverzichtbaren Werkzeug bei der Analyse von Partien und der Erforschung von Eroffnungen.

Die Schachkomposition erlebte im 20. Jahrhundert einen weiteren Aufschwung. 1903 veroffentlichten Johannes Kohtz und Carl Kockelkorn das Buch Das Indische Problem , das als Geburtsstunde der Neudeutschen Schule der Schachkomposition gilt, die Logik und Zweckreinheit als ihre Merkmale ansieht. In Deutschland wurde 1924 die Schwalbe gegrundet. Unter der Agide des Weltschachbunds nahm 1956 mit der Permanenten Kommission der FIDE fur Schachkomposition eine spezialisierte Kommission die Arbeit auf, und die FIDE-Alben zur Sammlung der besten Aufgaben entstanden. Die moderne Schachstudie kristallisierte sich vor allem durch sowjetische Verfasser heraus. Heterodoxe Aufgaben wie Hilfsmatt , Selbstmatt , Marchenschach , Retrospiel und Schachmathematik traten aus Nischen heraus und wurden eigenstandige Gebiete.

Straßenschach-Szene in San Francisco

Ab den 1960er Jahren entwickelte sich in einigen amerikanischen Metropolen, vor allem aber in New York City , eine neue Szene von Straßenschach-Spielern: Spieler aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten trafen sich auf Straßen und Platzen zum offentlichen Schachspiel. Im New Yorker Washington Square Park gehorten dabei auch Großmeister wie Bobby Fischer , Kamran Shirazi und Joel Benjamin zu den regelmaßigen Spielern. [31] Bis heute sind Platze wie der New Yorker Union Square uberregional bekannt fur seine Schachspieler, die als ?chess hustler“ (frei ubersetzt: Schach-Gauner ) oft auch ihren Lebensunterhalt durch Spielen um Geld verdienen. [32]

21. Jahrhundert

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Im Jahre 2006 kam es zum Wiedervereinigungskampf zwischen den zerstrittenen Parteien, welcher von Wladimir Kramnik gegen Wesselin Topalow gewonnen wurde. Seitdem gibt es wieder nur einen einzigen Schachweltmeister .

Wahrend bis zur Jahrtausendwende viele der erfolgreichsten Schachspieler aus Osteuropa stammten, stiegen in den folgenden Jahrzehnten vor allem die USA, Indien und China zur Spitze im internationalen Schach auf. Seit einigen Jahren fuhrt der Norweger Magnus Carlsen die Weltrangliste an. Dem nach Elo-Punkten starksten Spieler aller Zeit folgte der Chinese Ding Liren im Jahr 2023 auf den Weltmeisterthron.

Im Wettkampfschach etablierten sich neben dem so genannten klassischen Schach noch weitere Varianten als ernstzunehmende Disziplinen, vor allem Schnellschach , Blitzschach und ? in jungster Zeit ? Schach960 .

Auch im 21. Jahrhundert wird Schach von Mannern dominiert, obwohl alle Turniere formal auch Frauen offenstehen. Deswegen unternimmt die FIDE inzwischen Anstrengungen, um das Frauenschach popularer zu machen, indem sie beispielsweise Weltmeisterschaften und Schacholympiaden speziell fur Frauen aufwertet. Dennoch ist Judit Polgar die einzige Frau, der es bisher gelungen ist, zur absoluten Weltspitze des Schachs aufzuschließen.

Auf dem Gebiet der Schachkomposition wurde die Permanente Kommission 2010 zum eigenen Weltverband, der weiterhin vom Weltschachbund FIDE gefordert wird.

Die Verbreitung des Internets , insbesondere des World Wide Web , ermoglichte im spaten 20. und fruhen 21. Jahrhundert die Grundung von internetbasierten Diensten und eine starkere Vernetzung der Schachwelt, durch die das Fernschach auch außerhalb nationaler Organisationen weite Verbreitung auf speziellen Schachservern fand, wo mit exakter Zeitmessung Partien auch mit geringer Bedenkzeit unter den fur Blitzpartien zuvor verbreiteten funf Minuten (beispielsweise Bullet mit einer Minute pro Spieler) popular wurden.

  • Hans Ferdinand Massmann : Geschichte des mittelalterlichen, vorzugsweise des deutschen Schachspiels. Quedlinburg 1839.
  • K. H. W. Wackernagel : Das Schachspiel im Mittelalter. 1846
  • Antonius van der Linde : Geschichte und Litteratur des Schachspiels. 2 Bande. Erster Band: Julius Springer, Berlin 1874 (Digitalisat) . Zweiter Band: ebenda 1874 (Digitalisat) . Nachdruck: Edition Olms, Zurich 1981, ISBN 3-283-00079-4 .
  • Antonius van der Linde: Das erste Jartausend der Schachliteratur (850 - 1880). Julius Springer, Berlin 1881.
  • Fritz Strohmeyer : Das Schachspiel im Altfranzosischen. 1895.
  • Tassilo von Heydebrand und der Lasa : Zur Geschichte und Literatur des Schachspiels. Verlag von Veit & Comp., Leipzig 1897 (Digitalisat) . Nachdruck u. a.: Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1984.
  • Hans Wichmann , Siegfried Wichmann : Ursprung und Wandlung der Schachfiguren in zwolf Jahrhunderten. Callwey, Munchen 1960.
  • Jacob Silbermann , Wolfgang Unzicker : Geschichte des Schachspiels. Bertelsmann-Ratgeberverlag, Munchen/Gutersloh/ Wien 1975, ISBN 3-570-01335-9 .
  • Harold James Ruthven Murray : A History of Chess. Clarendon Press, Oxford 1913 (Digitalisat) . Nachdruck: Oxford University Press Reprints, Oxford 2002, ISBN 0-19-827403-3 (englisch).
  • Ludwig Bachmann : Das Schachspiel und seine historische Entwicklung. Leipzig/Berlin 1924. Nachdruck: Leipzig 1980, ISBN 3-921695-35-X .
  • Walter Benary: Die europaischen Schachspielsammlungen des Mittelalters mit besonderer Berucksichtigung der romanischen. In: Zeitschrift fur romanische Philologie. Band 48, 1928, S. 332?360.
  • Reinhard Wieber: Das Schachspiel in der arabischen Literatur von den Anfangen bis zur zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts . Verlag fur Orientkunde Vorndran, Walldorf 1972.
  • Ane?ka Vidmanova: Die mittelalterliche Gesellschaft im Lichte des Schachspiels. In: Miscellanea Medievalia. Band 12, Nr. 1, 1979, S. 323?335.
  • Rainer A. Muller : Der Arzt im Schachspiel bei Jakob von Cessolis. Karl Thiemig, Munchen 1981, ISBN 3-521-04135-2 (besonders S. 7?18 und 60?66).
  • Joachim Petzold : Schach. Eine Kulturgeschichte . Edition Leipzig, 1986, ISBN 3-17-009405-X .
  • Roswin Finkenzeller, Wilhelm Ziehr, Emil Buhrer: Schach, 2000 Jahre, Das Spiel, die Geschichte, die Meisterpartien . Parkland-Verlag, Koln 1997, ISBN 3-88059-937-8 .
  • Oliver Plessow: Mittelalterliche Schachzabelbucher zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung ? Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext seiner spatmittelalterlichen Rezeption . Rhema-Verlag, Munster 2007, ISBN 978-3-930454-61-7 .

Einzelnachweise

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  1. Peter Banaschak: A story well told is not necessarily true ? being a critical assessment of David H. Li’s ?The Genealogy of Chess“.
  2. a b c d John Ayer: A new paradigm for an ?Origins of Chess“ theory. ( Memento vom 12. Dezember 2011 im Internet Archive ).
  3. a b c d Horst Remus: The Origin of Chess and the Silk Road. ( Memento vom 18. August 2011 im Internet Archive )
  4. Jean-Louis Cazaux’ Homepage: history.chess.free.fr .
  5. a b Ricardo Calvo : Some Facts to Think About. , Madrid 1996.
  6. G. Ferlito, A. Sanvito: Protochess, 400 B.C. to 400 A.D. In: The Pergamon Chess Monthly. 55, 1990, Nr. 6.
  7. Peter Banaschak: Facts on the origin of Chinese Chess (Xiangqi 象棋) (PDF; 225 kB). Munster 1997.
  8. Sam Sloan: Was Chess Invented in India? ( Memento vom 12. Oktober 2011 im Internet Archive ).
  9. Shapour Suren-Pahlav: CHESS; Iranian or Indian Invention? 1998.
  10. Initiativgruppe Konigstein (IGK) ( Memento vom 1. Dezember 2008 im Internet Archive )
  11. Die Datierung ist allerdings ungewiss und schwankt zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert.
  12. Chatrang Namak in der englischen Ubersetzung von J. C. Tarapore, Bombay 1932.
  13. Murray: A History of Chess. S. 150?158.
  14. Peter Lamborn Wilson , Karl Schlamminger: Weaver of Tales. Persian Picture Rugs / Persische Bildteppiche. Geknupfte Mythen. Callwey, Munchen 1980, ISBN 3-7667-0532-6 , S. 79?139 ( Die Konige ), hier: S. 87 f. ( Anuschirawan ).
  15. Englische Ubersetzung des Texts von Charles F. Horne auf CAIS (The Circle of Ancient Iranian Studies).
  16. CAIS (The Circle of Ancient Iranian Studies), mit engl. Teilubersetzung der Pahlavi-Texte
  17. so Ath-Tha’alibi, Majdi, Al-mustatraf, bei Murray, S. 155f.
  18. Carmen Romeo: The introduction of Chess into Europe ( Memento vom 28. August 2010 im Internet Archive ), 2006, (englisch) auf Goddesschess.com
  19. Richard Forster: Schweizer Schachliteratur 1. Das Schachgedicht zu Einsiedeln (ca. 900/950). In: Schweizer Schachzeitschrift. Heft 5, 2004, S. 16?17 ( PDF ( Memento vom 9. Mai 2008 im Internet Archive ), 83 kB).
  20. Vgl. Libros de Acadrex, Dados e Tablas. Das Schachzabelbuch Konig Alfons des Weisen. Hrsg. und ubersetzt von Arnald Steiger . Genf 1941.
  21. Vgl. auch Rainer A. Muller : Der Arzt im Schachspiel bei Jakob von Cessolis. Karl Thiemig, Munchen 1981, ISBN 3-521-04135-2 , S. 60?66 ( Schachregeln Konig Alfons’ X. ).
  22. Vgl. etwa A. Anderegg: Les traductions francaises du ?Liber moribus hominum et officiis nobilium sive super ludo scacchorum“ de Jacques de Cessoles. Ecole Nat. des Chartes, 1957.
  23. Vgl. Harold James Ruthven Murray: A History of Chess. Clarendon Press, Oxford 1913, S. 560 f.
  24. Rainer A. Muller: Der Arzt im Schachspiel bei Jakob von Cessolis. Karl Thiemig, Munchen 1981, ISBN 3-521-04135-2 , S. 18 und 69.
  25. Vgl. Heinz-Jurgen Kliewer: Die mittelalterliche Schachallegorie und die deutschen Schachzabelbucher in der Nachfolge des Jacobus de Cessolis. 1966.
  26. Vgl. auch Eckart von Sydow : Die Kunstgeschichte der Schachfiguren. 1914.
  27. Ricardo Calvo: Valencia Spain. The Cradle of European Chess. (PDF; 166 kB). Presentation to the CCI, Wien 1998 (englisch); sowie Jose A. Garzon: La tesis valenciana como cuna del ajedrez moderno. Scachs d'amor (1475). Kap. 7.1.
  28. George Walker: The Light and Lustre of Chess. In: Chess & Chess-Players: Consisting of Original Stories and Sketches. London 1850. (books.google.ch , englisch).
  29. Robert Wodrow: Life of James Wodrow. Edinburgh/London 1828, S. 174. (books.google.de)
  30. Lars Clausen : Hypothesen zu einer Soziologie des Schachs. In: Lars Clausen: Krasser sozialer Wandel. Leske + Budrich, Opladen 1994, S. 130 ff.
  31. Checkmate! : Street Chess in the Village. 3. September 2015, abgerufen am 27. August 2021 (amerikanisches Englisch).
  32. Melkorka Licea: This chess hustler makes $400 a day. In: New York Post. 28. Oktober 2017, abgerufen am 27. August 2021 (amerikanisches Englisch).