Dieser Artikel behandelt die Bucht; fur den Film von Leo Lasko siehe
Scapa Flow (Film)
.
58.892222222222
-3.05
Koordinaten:
58° 53′ 32″
N
,
3° 3′ 0″
W
Scapa Flow
ist eine
Bucht
, die sich aus der Lage der im sudlichen Teil der
Orkney
(
Schottland
,
Vereinigtes Konigreich
) Inseln
Mainland
,
Burray
,
South Ronaldsay
,
Flotta
und
Hoy
ergibt. Dadurch entsteht eine Art geschlossener Innensee von etwa 10 km × 15 km Flache mit Ein- und Ausgangen. Durch Scapa Flow verlaufen die Fahrverbindungen zwischen Houton auf Mainland und Lyness auf Hoy sowie zur Insel Flotta. Besondere Bekanntheit erlangte die Bucht durch ihre Bedeutung in beiden Weltkriegen.
Da die Bucht geschutzt liegt, wurde sie in der Geschichte oft als
Naturhafen
benutzt. Schon die
Wikinger
versammelten hier im 13. Jahrhundert ihre Schiffe und gaben der Bucht den Namen
Skalpafloi
. Auch zu
Napoleon Bonapartes
Zeiten spielte sie eine wesentliche Rolle. Die Briten betrieben mit ihrer Flotte von dort aus Handelsbeziehung mit dem
Baltikum
. Noch heute erinnern einige
Relikte
aus dieser Zeit daran, so z. B. die 1813?1815 zum Schutz vor einer moglichen
Invasion
Napoleons erbauten
Martello-Turme
am
Longhope
im Sudosten von Hoy
. Scapa Flow war im
Ersten
und
Zweiten Weltkrieg
der wichtigste
Stutzpunkt
der
Royal Navy
. In beiden Weltkriegen drangen deutsche
U-Boote
in die Bucht ein.
Im
Ersten Weltkrieg
am 23. November 1914 konnte das deutsche U-Boot
U 18
unter dem Kommando von
Kapitanleutnant
Heinz von Hennig
durch den
Hoxa Sound
, die Hauptzufahrt im Suden, in die Bucht eindringen. Es hatte sich einem einlaufenden Frachter angehangt und so die Sperren uberwunden. Weil die Briten den Stutzpunkt zu dieser Zeit geraumt hatten, fand
U 18
kein lohnendes Ziel vor. Beim Ruckzug wurde das Boot von einem
Minensucher
entdeckt und gerammt; die Besatzung geriet in Gefangenschaft.
Am 31. Mai 1916 lief die
Grand Fleet
unter dem Kommando von
Admiral
John Jellicoe
von Scapa Flow zur
Skagerrakschlacht
aus. Am 5. Juni 1916 wollte der britische Kriegsminister, Lord
Horatio Herbert Kitchener
, an Bord des
Panzerkreuzers
HMS
Hampshire
nach
Archangelsk
fahren, um mit Russland wichtige Verhandlungen zu fuhren. Die
Hampshire
verließ Scapa Flow durch den Hoy Sound. Wenig spater lief sie westlich von Mainland auf eine
Seemine
und sank binnen 15 Minuten. Es gab nur zwolf Uberlebende, Lord Kitchener und mehr als 600 Crew-Mitglieder ertranken.
Am 18. Oktober 1918 versuchte
UB 116
unter
Oberleutnant zur See
Hans-Joachim Emsmann, Sohn von
Hugo Emsmann
, mit einer freiwilligen Besatzung, in Scapa Flow einzudringen. Doch war der Hoxa Sound nicht wie erwartet frei von Netzen und Minen. Durch
Unterwasserhorchgerate
wurden die Schraubengerausche des deutschen
U-Boots
entdeckt; gegen 23:30 Uhr sichteten Suchscheinwerfer sein
Sehrohr
. Per Fernzundung wurde eine ganze
Minensperre
ausgelost und
UB 116
vernichtet.
Nach dem
Waffenstillstand
wurden 74 Schiffe der deutschen
Hochseeflotte
in Scapa Flow interniert. Dort gab
Konteradmiral
Ludwig von Reuter
am 21. Juni 1919 den Befehl zur Selbstversenkung. Mit wenigen Ausnahmen versanken alle deutschen Schiffe.
Ein Großteil der Flotte wurde zwischen 1921 und 1939 gehoben und verwertet. Als letztes wurde die
Derfflinger
gehoben.
Heute liegen immer noch sieben Schiffe (
Dresden
,
Coln
,
Karlsruhe
,
Brummer
,
Kronprinz Wilhelm
,
Markgraf
,
Konig
) am Meeresgrund und dienen als beliebtes Ziel fur Tauchausfluge.
[1]
Im
Zweiten Weltkrieg
gelang es dem deutschen Unterseeboot
U 47
unter dem Kommando von Kapitanleutnant
Gunther Prien
, am 14. Oktober 1939 durch den
Kirk Sound
in die Bucht von Scapa Flow einzudringen. Er konnte das britische
Schlachtschiff
HMS
Royal Oak
mit 833 Mann Besatzung versenken und danach den Hafen wieder verlassen. Prien und Scapa Flow wurden in der Folge durch die
NS-Propaganda
beruhmt. Nach diesem Vorfall wurden samtliche bis dahin nur durch
Blockschiffe
blockierten ostlichen Zugange durch feste Barrieren versperrt. Diese sogenannten
Churchill Barriers
wurden von italienischen
Kriegsgefangenen
erbaut. Durch sie sind die Inseln
South Ronaldsay
, Burray, Glimps Holm, Lamb Holm von Mainland aus befahrbar. Am 17. Oktober 1939 flog die
I. Gruppe des Kampfgeschwaders 30
mit ihren
Junkers Ju 88
einen Angriff, bei dem die
Iron Duke
von Bomben getroffen wurde und auf Grund gesetzt werden musste.
[2]
Die Flottenbasis blieb bis 1956 in Betrieb. 1977 erwarb der Rat der Orkneys das verlassene Gelande des Stutzpunktes
Lyness
. Es wurde in den folgenden Jahren zum Besucherzentrum ausgebaut. Im April 1990 wurde das
Scapa Flow Visitor Centre
eroffnet. Im ehemaligen Pumpenhaus sind diverse Fotos, Modelle und Relikte ausgestellt. Vor dem Haus befinden sich unter anderem zwei 15-cm-Geschutze der
Kreuzer
Karlsruhe
und
Bremse
.
Seit den ersten Tests von
Atombomben
ist die Umwelt mit geringen Mengen
radioaktiver
Nukliden
kontaminiert und seitdem produzierter
Stahl
gering radioaktiv. Um sehr geringe
Aktivitaten
messen zu konnen, benotigt man Messzellen aus sog.
Low-background steel
. Das ist Stahl, der vor den ersten
Kernwaffentests
hergestellt wurde. Eine wichtige Quelle dieses Stahls sind die versenkten Schiffe der deutschen Kriegsmarine.
- Ludwig von Reuter
:
Scapa Flow ? das Grab der deutschen Flotte
, Leipzig 1922.
- Friedrich Ruge
:
Scapa Flow 1919
. Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg u. a. 1969.
- Peter L. Smith:
The Naval Wrecks of Scapa Flow
. Orkney Press, Kirkwall 1989,
ISBN 0-907618-20-0
.
- Andreas Krause
:
Scapa Flow ? Die Selbstversenkung der wilhelminischen Flotte
. Ullstein, Berlin 1999,
ISBN 3-550-06979-0
.
- Gunther Prien
:
Mein Weg nach Scapa Flow
. Deutscher Verlag, Berlin 1940, (Auch: Lauke, Biebergemund 2008,
ISBN 978-3-00-263453-4
).
- Scapa Flow DVD ? Tauchen zu den Wracks der Deutschen Hochseeflotte
. Wreck-Explorers, Orkneys/Deutschland 2011.
- ↑
Des Kaisers versunkene Flotte.
SPIEGEL online, 28. Dezember 2008,
abgerufen am 28. Dezember 2008
.
- ↑
Jurgen Rohwer
,
Gerhard Hummelchen
:
Chronik des Seekrieges 1939?1945, Oktober 1939.
Abgerufen am 4. Februar 2019
.