Die
SES ASTRA S.A.
mit Sitz in
Betzdorf
in
Luxemburg
ist ein
Tochterunternehmen
des Satellitenbetreibers
SES S.A.
und betreibt eine Flotte
geostationarer
Rundfunk-
und
Nachrichtensatelliten
. Bis 2011 war SES ASTRA auch fur die kommerzielle und technische Vermarktung der ASTRA-Satelliten zustandig; diese wurde im Mai 2011 in das Management der SES S.A. uberfuhrt.
Die Bezeichnung
ASTRA
(
lat.
astrum
?Stern‘) und das zugehorige Logo wird durch die SES S.A. derzeit noch als Warenzeichen verwendet und dient weiterhin der Namensgebung fur einen Teil der Satelliten der SES-Flotte. Die SES S.A. betreibt fur die Vermarktung ihrer Dienste im deutschsprachigen Raum eine Tochtergesellschaft SES Germany GmbH mit Sitz in Unterfohring bei Munchen. Sie wurde von 2004 bis 2016 von Wolfgang Elsaßer geleitet.
Die Satelliten der SES Astra dienen vor allem dem Direktempfang von
Satellitenrundfunk
mit einer meist 60 bis 90 cm großen
Parabolantenne
, auch
Satellitenschussel
genannt. Damit konnen uber 2500 digitale
TV
- und
Radiokanale
uber 242
Transponder
von uber 142 Millionen Haushalten in
Europa
empfangen werden. Astras Prinzip der
Co-Positionierung
, bei der mehrere Satelliten nahe beieinander innerhalb eines Wurfels mit einer Kantenlange von 150 km angeordnet sind, ermoglicht die Nutzung aller Frequenzen des
Ku-Bandes
auf einer Orbitalposition ? was mit nur einem Satelliten derzeit nicht moglich ware. Außerdem konnen Reserve-Transponder anderer Satelliten die Ubertragung schnell ubernehmen, wenn ein Satellit eine Panne hat.
Im Marz 1985 wurde die Societe Europeenne des Satellites (SES S.A.) mit dem Ziel gegrundet, einen Kommunikationssatelliten mit dem Namen
ASTRA
fur den Direktempfang mit kleinen Parabolantennen zu kommerzialisieren. Dies sollte durch die rasant fortschreitende technische Entwicklung in der
LNB
-Technik moglich werden, die es Privathaushalten erlaubte, mit relativ handlichen Satellitenschusseln von noch lediglich 1,2 Meter Durchmesser Direktempfang von leistungsschwachen (20 Watt je Transponder) Post-Fernmeldesatelliten zu praktizieren.
Es war eine logische Schlussfolgerung der SES, dass sich durch den Einsatz von modernen Satelliten mit einer
EIRP
von 51 dBW die notwendige Schusselgroße auf ein erstmals wirklich massentaugliches Format von 75 cm und weniger reduzieren lasse.
Durch das Versagen des Satelliten
TV-Sat 1
am 21. November 1987 (ein Solarpanel des TV-Sat ließ sich nicht ausklappen) war der Zeitbonus des staatlichen Direktsatelliten verspielt und der Weg fur den Markterfolg des am 11. Dezember 1988 gestarteten
Astra 1A
frei.
TV-Sat 2
startete zwar noch am 8. August 1989, doch dies erwies sich als zu spat.
Nachdem sich der Erfolg des ASTRA-Satelliten schon kurze Zeit nach dessen Inbetriebnahme im Februar 1989 gezeigt hatte, entschied sich die SES, einen weiteren Satelliten zu bauen und in den Orbit starten zu lassen. Hierbei setzte die SES auf eine technische Neuerung:
Astra 1B
wurde im Marz 1991 gestartet und auf dieselbe Orbitalposition wie ASTRA 1A (19.2° Ost in ca. 36.000 km uber dem Aquator) manovriert. Durch Nutzung eines benachbarten Frequenzbereiches zu ASTRA 1A konnte die Anzahl der Fernsehkanale von 16 auf 32 Transponder erhoht werden.
Das ASTRA-Satellitensystem wurde zwischen 1993 und 1999 um weitere sechs Satelliten (ASTRA 1C-1H) durch Kopositionierung auf 19,2° Ost erweitert. Dadurch wurde das gesamte Ku-Band zwischen 10,7 und 12,75 GHz im Downlink ausgenutzt und in Summe 120 Transponder (davon 64 analoge und 56 digital genutzte Transponder) angeboten. Fur die digitale Ubertragung werden meist speziell dafur vorgesehene Transponder genutzt. (?Prinzipiell konnen alte Analogtransponder auch digital weiterverwendet werden, meist werden dann aber weniger Programme ubertragen als bei neueren Transpondern und die Ausleuchtzone ist kleiner.“)
[1]
1998 wurde eine weitere Orbitalposition auf 28,2° Ost eroffnet, was jedoch ein Abkommen zwischen SES und dem konkurrierenden Satellitenbetreiber Eutelsat erforderte, da dieser auf 28,5° Ost bereits Frequenzbereiche in Anspruch nahm.
In den Jahren 1998 bis 2001 ubernahm die SES S.A. Firmenanteile anderer Satellitenbetreiber (darunter NSAB, Embratel und GE Americom). SES Global wurde in der Konsequenz 2001 als Holdinggesellschaft und SES ASTRA S.A. als Tochtergesellschaft gegrundet. 2011 wurde die operative Trennung zwischen SES und SES ASTRA aufgehoben.
Kopositionierte Satelliten
Zurzeit haben großtenteils die Positionen 19,2° Ost und 28,2° Ost fur den Direktempfang Bedeutung. Die Satelliten auf 19,2° Ost richten sich an Kontinentaleuropa mit einem sehr hohen Anteil deutscher Sender sowie einigen Sendern in anderen europaischen Sprachen wie Franzosisch, Spanisch, Italienisch, Englisch und Polnisch. Die Satelliten auf 28,2° Ost richten sich dagegen auf die Bedurfnisse von Großbritannien aus, vor allem mit dem
BSB
-
Bezahlfernsehen
und den Sendern der
BBC
.
Die deutschen
Kabelnetzbetreiber
fuhrten bis April 2011 die Signale fur die
Kabelkopfstationen
verschlusselt uber Astra 3 zu, da kein flachendeckendes Glasfasernetz vorhanden war. Aus Platzmangel auf 19,2° Ost soll Astra 3 nach und nach die Hauptposition fur niederlandische Sender werden, daher werden Teile des niederlandischen Canal-Digitaal-
Bouquets
sowie bereits alle Regionalsender uber 23,5° Ost ausgestrahlt.
Die Astra-Satellitenposition 19,2° Ost, die fur den deutschen Sprachraum die großte Bedeutung hat, befindet sich
stationar 36.000 km uber dem Aquator
. Daher muss eine Satellitenschussel in Mitteleuropa von der Sudrichtung leicht nach Osten abweichen (
Azimutwinkel
) und etwas nach oben (
Elevationswinkel
) gerichtet sein.
Fur die Astra-Satelliten auf 19,2° Ost gelten folgende
Elevationswerte
und Azimutwinkel (siehe auch:
Horizontalwinkel
):
Ort
|
Elevation / Neigungswinkel (°)
(0° = Horizont, 90° = Zenit)
|
Azimut / Horizontalwinkel (°)
(90° = Ost, 180° = Sud)
|
Kiel
|
27,5
|
168,9
|
Rostock
|
27,9
|
171,3
|
Hamburg
|
28,3
|
168,6
|
Berlin
|
29,7
|
172,7
|
Bochum
|
30,3
|
164,7
|
Bremen
|
28,6
|
167,0
|
Hannover
|
29,5
|
168,1
|
Dusseldorf
|
30,2
|
164,2
|
Kassel
|
30,6
|
167,6
|
Dresden
|
31,3
|
173,0
|
Mainz/Wiesbaden
|
31,6
|
165,9
|
Nurnberg
|
32,8
|
169,4
|
Saarbrucken
|
32,3
|
164,1
|
Stuttgart
|
33,2
|
166,8
|
Wien (A)
|
34,5
|
176,2
|
Munchen
|
34,2
|
169,8
|
Zurich (CH)
|
34,6
|
165,7
|
Fur beliebige Satelliten und beliebige Empfangsorte konnen die Elevations- und Azimutwinkel nach Formeln berechnet werden (siehe:
Geostationarer Satellit
).
Einige der Satelliten sind mit besonderen Techniken ausgestattet, so zum Beispiel mit
- Wilfried Ahrens:
ASTRA ? Fernsehen ohne Grenzen: Eine Chronik
,
Econ Verlag
, Dusseldorf, Wien, New York, Moskau (1993)
ISBN 3-430-11008-4
.
- Gernot Busch:
Die Einfuhrung des Satellitendirektempfangs in Deutschland uber ASTRA
, VISTAS Verlag, Berlin (2009)
ISBN 978-3-89158-495-8
.
- Chris Forrester:
High Above - The untold story of Astra, Europe's leading satellite company
, Springer Berlin Heidelberg (2011), 242 Seiten.
ISBN 978-3-642-12009-1
.
- ↑
Zitiert nach
Allgemeines zur Satelliten-Technik.
In:
Grenzenloser Empfang.
ten Haaft,
S. 20
,
abgerufen am 27. Januar 2024
.