S

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ss

S und s (gesprochen: [ ??s ]) ist der 18. Buchstabe des klassischen und der 19. Buchstabe des modernen lateinischen Alphabets . Das S ist ein Konsonant . In deutschen Texten tritt es mit einer durchschnittlichen Haufigkeit von 7,27 % auf: es ist dort der vierthaufigste Buchstabe , der zweithaufigste Konsonant. Historisch haben sich verschiedene Zeichen zur Darstellung des s und seiner Kombinationen entwickelt (S, ?, s, ß, ?). Zu den Buchstaben Langes s (??“), Schluss-s , Scharfes s (?ß“) und Großes Eszett (??“) gibt es jeweils eigene Artikel.

Buchstabe S im Fingeralphabet

Das Fingeralphabet fur Gehorlose bzw. Schwerhorige stellt den Buchstaben S dar, indem die geschlossene Faust vom Korper weg zeigt und der Daumen vor den Fingern zu liegen kommt.

Geschichte des Buchstabens S

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Bogen (protosinaitisch) Phönizisches Schin Griechisches Sigma Etruskisches S Römisches Kapital-S
Bogen (protosinaitisch) Phonizisches Schin Griechisches Sigma Etruskisches S Romisches Kapital-S
(2.?5. Jahrhundert)

Die protosinaitische Urform des Buchstabens stellt einen Bogen dar. Im phonizischen Alphabet wurde der Buchstabe etwas geometrisiert und bekam den Namen Schin , was Bogen bedeutet. Der Lautwert des Schin bei den Phoniziern war [?] .

Das Griechische kannte den Laut [?] nicht. Das Schin wurde dennoch in das griechische Alphabet ubernommen. Die Griechen anderten den Lautwert in [s], außerdem drehten sie den Buchstaben um 90 Grad entgegen (!) dem Uhrzeigersinn . Mit der Anderung der Schreibrichtung auf von-links-nach-rechts wurde der Buchstabe dann noch gespiegelt und erhielt so seine bis heute als Sigma bekannte Gestalt.

Die Etrusker ubernahmen von den Griechen die gedrehte, aber noch nicht gespiegelte Variante. Im Etruskischen verlor der Buchstabe mit der Zeit seine oberste Linie und sah wie ein umgedrehtes Z aus. Die Romer ubernahmen dieses Zeichen, machten es jedoch fließender. Der Lautwert des S blieb bei Etruskern und Romern das [s].

Unzial S Karolingische Minuskel s Textura Fraktur Deutsche Kurrentschrift
Unzial
(3.?9. Jahrhundert)
Karolingische Minuskel
(8.?11. Jahrhundert)
Textura
(ab 12. Jahrhundert)
Fraktur
(ab um 1514)
Deutsche Kurrentschrift
(ab 16. Jahrhundert)

Fur den Kleinbuchstaben s wurden mehrere Zeichen entwickelt: Zum einen das runde s (s) eine verkleinerte Version des Großbuchstabens S, zum anderen das lange s ??“ , das seinen Ursprung wahrscheinlich in zugiger Schreibschrift hat. Im Schriftbild wurde das lange s im Wort-, Silben- und Stammanlaut und meist innerhalb eines Wortes verwendet, das runde s vor allem am Ende eines Wortes oder Teilwortes (zu den Regeln vergleiche den Artikel Langes s ). Ubrigens gibt es auch vom kleinen griechischen Sigma je eine Variante fur die Position Wortanfang und Wortmitte (σ) und Wortende (?), und auch hier kann die finale Variante sowohl am Wort- als auch (wenn auch seltener, und nach nicht ganz den gleichen bzw. so klaren Regeln wie im Deutschen) am Morphem -Ende eintreten. Siehe auch Entstehung des Minuskel-s im Artikel ?Langes s“.

Humanistische Kursive Renaissance-Antiqua Klassizistische Antiqua Egyptienne Grotesk
Humanistische Kursive
(15. Jahrhundert)
Renaissance-Antiqua
(ab 16. Jahrhundert)
Klassizistische Antiqua
(ab Ende 18. Jahrhundert)
Egyptienne
(ab etwa 1830)
Grotesk
(ab etwa 1830)

In den gebrochenen Schriften ist in der deutschen Rechtschreibung weiterhin die Unterscheidung zwischen langem und rundem s verpflichtend. Fruhe Antiquaschriften enthielten den Buchstaben ebenfalls oft, dort kam er jedoch außer Gebrauch. Das lange s hat allerdings im Deutschen seine Spur im Buchstaben ß hinterlassen, das auf eine Ligatur aus ? und z oder s zuruckgeht. Die genaue Herkunft des Eszett ist bisher ungeklart, Informationen hierzu im Artikel ß .

Bezeichnungen der S-Varianten

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Teilweise wird hier wegen spezifischer Formen unterschieden in: lateinische Kursivhandschrift; Druck-Antiqua; Fraktur; deutsche Kurrentschrift. Besonders umgangssprachlich werden die Begriffe auch schriftenubergreifend verwendet, besonders beim ?ß“. Manche Begriffe erschließen sich erst sicher durch das verwendete System der Gegenbegriffe im Text.

Bezeichnungen der S-Varianten
S ? s ß
Kursive Antiqua Fraktur Kurrent Kursive Antiqua Fraktur Kurrent Kursive Antiqua Fraktur Kurrent
großes S kleines Lang-s kleines s
langes s rundes s scharfes s
langes s kurzes s
Groß-S Lang-S Kurz-S Scharf-S
Anlaut-s Auslaut-s
Silbenanfang-s Schluss-s
Inlaut-s
Pastoren-s
(norddt.; Pa?tor )
Straßen-s
(analog zu Vogel- V )
SZ / Eszett
(von Fraktur ubernommen)
SZ / Eszett
[Vers. 1] Schleifen-s rundes s ß
langes s
[Vers. 2] langes s rundes s Schleifen-s
Schaft-s Schlangel-s Buckel-s
kleines Schlangen-S Rucksack-s
Stangen-s
(Bayr., hist.)
Ringel-s
(Bayr., hist.)
Drei erles-s
(landschaftlich, Schwaben)
Doppel-s
(Schweiz, uneindeutig ggu. ?ss“)

Es existieren auch Schreibweisen mit -Es statt nur s . Die Formulierung scharfes s wird neben dem Zeichen auch fur die Aussprache verwendet, wo es im Gegensatz zum weichen s bzw. milden s steht, und letztendlich auch durch Buchstabenkombinationen wie ss beziehungsweise fruher ?? umgesetzt wird. Ebenso gibt es die Formulierung kurzes s fur die Ausspracheart. Im Englischen gibt es auch die Bezeichnung rucksack-s bzw. sputnik-s fur das Plural-s.

Verwendung und Aussprache

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Leser mit Deutsch als Muttersprache mussen sorgfaltig zwischen den Buchstaben s und z einerseits und den Zeichen der Lautschrift , dem [s] und dem [z] andererseits, unterscheiden, wie die Beispiele ?70“ und ?nass“ verdeutlichen. Das Wort Siebzig hat die Aussprache [ ?ziːpt?s?c ], die Aussprache von nass wird als [ nas ] dargestellt. Der Buchstabe s gehort mit seiner Aussprache [z] zu den Konsonanten graphemen , die im Normalfall (einzeln vor Vokal am Wortanfang oder im Wortinnern zwischen Vokalen) stimmhafte bzw. Lenis - Obstruenten darstellen ( b, d, g, s, w /b, d, g, z, v/) und damit den entsprechenden stimmlosen Fortis -Obstruentenbuchstaben gegenuberstehen ( p, t, k, ß, f /p, t, k, s, f/). Es ist aber ein typisches Phanomen im Deutschen, dass unter bestimmten Bedingungen diese Konsonantenbuchstaben wie ihre entsprechenden Fortis-Pendants ausgesprochen werden (Erbse, Smaragd, Mowchen) .

Dieses Aussprachephanomen in der deutschen Standardsprache ist hauptsachlich abhangig von der Stellung des dem Buchstaben zugeordneten Lautes in der Sprech silbe .

Fur s gilt wie fur b, d, g, w :

  • Am Silbenende werden sie als (stimmlose) Fortis gesprochen (Ka s ten, Ko s mo s , Hau s , da s , lie b te, a b , Wi d mung, un d , Smarag d , je g liche, Mo w chen).
  • Vor weiteren stimmlosen Fortis-Obstruenten werden sie als (stimmlose) Fortis gesprochen ( S kat, A s t, A b t, Er b se, Smara g d).
  • Am Silbenanfang (wenn kein Fortis vorangeht und kein Fortis folgt) werden sie dagegen als Lenis- Phonem (in dieser Position also bedeutungsunterscheidend) gesprochen ( S ee, Ro s e, Gan s e, El b e, u b rig, g leich, w ringen). Dieser Laut ist in der Standardsprache stimmhaft, im sudlichen Deutsch jedoch im Falle von s stimmlos. Damit lasst er sich im suddeutschen Bereich oft nicht klar von ß trennen. Ahnlich fallt im suddeutschen Bereich b (und oft auch d und g ) mit der Aussprache von p (t, k) zusammen.

Fur s gilt daruber hinaus:

  • Nicht nur vor stimmlosen Fortis-Obstruenten, sondern vor allen Konsonantenbuchstaben wird s als (stimmlose) Fortis gesprochen ( S lalom, S maragd, S winemunde)
  • Daraus folgt auch, dass ss nicht fur den Lenis-, sondern fur den Fortis-Laut als ? Kurzezeichen “ bzw. zur Darstellung des Silbengelenks verwendet wird (ku ss en, la ss t).
  • In st und sp wird es am Silbenanfang wie ?sch+t“ /?t/ bzw. ?sch+p“ /?p/ gesprochen ( S tadt, Ge s penst).
  • Der Trigraph ?sch“ wird als Zischlaut /?/ ausgesprochen (schon, Asche).
  • Nach l, n, m, ng kann vor /s/ ein Sprosskonsonant (ein Plosiv mit entsprechendem Artikulationsort) eingeschoben werden, so dass z. B. nst nicht anders als nzt (Kunst ? grunzt) , mst nicht anders als mpst (rummst ? plumpst) und ngst nicht anders als nkst (singst ? sinkst) gesprochen wird.

Im Althochdeutschen und im fruhen Mittelhochdeutschen gab es zwei verschiedene s-Laute: einen stimmlosen alveolo-palatalen Frikativ ​[⁠ ? ⁠]​ , der auf ein ererbtes germanisches s/ss zuruckging (zum Beispiel in sunne, stein, kuss, kirse ); und einen stimmlosen alveolaren Frikativ [s], der in der 2. Lautverschiebung aus kurzem t entstanden war z/zz (zum Beispiel in ezzen, daz, groz ). In der heutigen Schreibung s fur den sch-Anlaut vor t und p, der in der Regel auch auf ersteres ursprungliches s zuruckgeht, wirkt dieser Unterschied nach.

Das heutige sch geht in den meisten Fallen auf ein ursprungliches sk zuruck, das sich zunachst zu einem s-ch entwickelte und dann zum heutigen sch . In einem Wort wie Kirsche und im Anlaut vor l, m, n, w (Schnee, Schwein) geht es jedoch auf ein alteres s oder z , bei Hirsch auf t zuruck.

Darstellung in Computersystemen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Internationaler Zeichenkodierungsstandard   Unicode
Zeichen Unicode
Position
Unicode
Bezeichnung
Bezeichnung Unicodeblock
S U+0053 LATIN CAPITAL LETTER S Lateinischer Großbuchstabe S Basis-Lateinisch
s U+0073 LATIN SMALL LETTER S Lateinischer Kleinbuchstabe s Basis-Lateinisch
? U+017F LATIN SMALL LETTER LONG S Lateinischer Kleinbuchstabe Langes s Lateinisch, erweitert-A
ß U+00DF LATIN SMALL LETTER SHARP S Lateinischer Kleinbuchstabe Scharfes s Lateinisch-1, Erganzung
? U+1E9E LATIN CAPITAL LETTER SHARP S Lateinischer Großbuchstabe Scharfes S Lateinisch, weiterer Zusatz

s in statistischen Tabellen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach DIN 55301 (Gestaltung statistischer Tabellen) steht das Minuskel s , das einer Wertangabe (Zahl) in einem Tabellenfach nachgestellt ist fur ?geschatzte Zahl“ als werterganzenden Zeichen, auch Qualitatsanzeigern (im Gegensatz zu wertersetzenden Zeichen). Genau so wird das Zeichen auch in Tabellen der amtlichen Statistik verwendet. [1] [2]

? S […], neunzehnter buchstabe unseres alphabets, mit dem namen es (HELBER syllabierbuchl. 4, 5 Roethe). der entsprechende laut gehort zu den dentalen gerauschlauten (spiranten), und sonderte sich schon in der urgermanischen zeit in eine harte und eine weiche stufe“

? Grimmsches Worterbuch
Commons : S  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: S  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: s  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Richtlinien zur Gestaltung statistischer Tabellen fur die Verbundprogrammierung, Arbeitskreis Veroffentlichungen der Statistischen Landesamter, Wiesbaden 1997, 41 Seiten, hier: Seite 36.
  2. GENESIS-Online Datenbank: Zeichenerklarung