Rudolf Schleiden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rudolf Schleiden

Rudolf Schleiden bzw. Rudolph Schleiden (* 22. Juli 1815 auf Gut Ascheberg bei Plon ; † 25. Februar 1895 in Freiburg im Breisgau ) war ein deutscher Verwaltungsjurist. Wie viele deutsche Beamte diente er der Krone Danemark im Herzogtum Schleswig und im Herzogtum Holstein . In der Schleswig-Holsteinischen Erhebung trat er in den diplomatischen Dienst der Provisorischen Regierung (Schleswig-Holstein) . Spater war er hanseatischer Ministerresident in Washington D.C. und London . Vor und nach der Deutschen Reichsgrundung saß er im Reichstag.

Schleidens Vater war der Kaufmann und Gutsbesitzer Christian Schleiden. Die Mutter war die Malerind Elise Schleiden und seine Schwester die Malerin Angelika von Woringen , die mit dem Juristen und Hochschullehrer Franz von Woringen verheiratet war. Seine Eltern zogen nach der Heirat 1806 nach Bremen. Weil die Geschafte infolge der Kontinentalsperre nicht florierten, erwarb der Vater 1810/11 das Gut Ascheberg bei Plon. 1825 musste der Vater das Gut wieder verkaufen. Der Vater nahm eine kaufmannische Stellung beim Deutsch-Amerikanischen Bergwerksverein in Elberfeld an. Fur die Firma arbeitete er mehrere Jahre in Mexiko . Die Familie zog zuruck nach Bremen. Hier begann Rudolfs Schulzeit. Nach der Ruckkehr des Vaters lebte die Familie ab 1828 wieder in Elberfeld, wo Rudolf 1834 am spateren Wilhelm-Dorpfeld-Gymnasium das Abitur ablegte. Zwei Jahre zuvor war sein Vater auf einer Dienstreise im Ausland an Typhus gestorben.

Mit Hilfe eines alteren Bruders begann Schleide an der Christian-Albrechts-Universitat zu Kiel Rechtswissenschaft und Kameralwissenschaft zu studieren. 1838 gehorte er zu den Grundern des Corps Saxonia Kiel (das sich zehn Jahre spater im Schleswig-Holsteinischen Krieg verausgabte). [1] Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universitat Berlin , die Universitat Jena und die Georg-August-Universitat Gottingen . Dort war Friedrich Christoph Dahlmann Freund der Familie. Seine Absetzung als einer der Gottinger Sieben erlebte er unmittelbar mit. Zum Abschluss des Studiums ging er zuruck nach Kiel. Da er sich (vor dem Examen) an einem Pistolenduell beteiligt hatte, wurde er zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. Christian VIII. begnadigte ihn nach seiner Kronung .

Schleswig und Holstein

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Schleiden bestand 1840 das Staatsexamen und wurde Amtssekretar in Reinbek . Danach wechselte er nach Kopenhagen als Hilfsarbeiter in der Generalzollkammer und im Commerzcollegium. Schleiden wurde bald mit wichtigen Aufgaben wie der Inspektion der Zollanstalten in Schleswig und Holstein betraut und danach studierte er das Eisenbahn- und Zollwesen in einigen Staaten des Deutschen Bundes , Belgiens , Hollands und Frankreichs . Nach der Ruckkehr 1845 trug er seine Eindrucke dem Konig vor. Daraufhin wurde er zum zweiten Chef fur das gesamte Zoll- und Handelswesen der Herzogtumer befordert. Im Jahr 1846 wurde er zum Geheimen Justizrat ernannt. Als sich in Danemark immer starker eine eher zentralstaatliche Tendenz durchsetzte, trat Schleiden weiter fur die alten Rechte der Herzogtumer Schleswig und Holstein ein. In der Folge kam es zu Konflikten mit seinen Vorgesetzten. Noch schwieriger wurde die Lage nach der Thronbesteigung von Friedrich VII. und der Revolution in Kopenhagen im Marz 1848. Schleiden legte seine Amter nieder und ging wie viele deutsche Beamte in danischen Diensten nach Kiel.

Schleiden stellte sich der provisorischen Regierung von Schleswig-Holstein in Rendsburg zur Verfugung. Er wurde als Diplomat nach Hannover entsandt, um dort um militarische Hilfe zu bitten. Danach reiste er als Vertreter der Herzogtumer als Mitglied des Vorparlaments in Frankfurt. Ihm gelang es bereits in der zweiten Sitzung, die Aufnahme des Herzogtums Schleswig in den Deutschen Bund durchzusetzen. Schleiden gehorte in der Folge auch dem Funfzigerausschuss an. Mitte Mai 1848 kehrte er nach Schleswig-Holstein zuruck, um von dort in diplomatischer Mission nach Berlin entsandt zu werden. Dort hat er sich auch an der Anwerbung von Soldaten und Offizieren fur die im Entstehen begriffene Armee der Herzogtumer bemuht. Er kehrte nach Schleswig zuruck und arbeitete im Departement des Auswartigen. Nachdem wahrend des ersten Deutsch-Danischen Krieges die Statthalterschaft nach Flensburg ausgewichen war, hat er weiterhin versucht im Interesse der Herzogtumer zu wirken. So reiste er 1850 etwa nach Brussel und Paris . In Paris wurde eine von ihm in franzosischer Sprache verfasste Denkschrift gedruckt und allen bedeutenden Politikern zur Verfugung gestellt. Nach dem Ende des Krieges wurde Schleiden aus dem gesamten danischen Machtbereich, zu dem auch die beiden Herzogtumer wieder gehorten, verbannt.

Ministerresident in Washington und London

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1852 siedelte Schleiden nach Bremen um und wurde auf Empfehlung von Burgermeister Johann Smidt mit dem Aufbau einer bremischen, diplomatischen Mission in den USA beauftragt. Im Sommer 1853 reiste er als bremischer Ministerresident (diplomatische Rangstufe) nach Washington. Er unternahm bald eine ausgedehnte Reise durch verschiedene Staaten der USA und durch Kanada. In der Mitte der 1850er Jahre reiste er im Auftrag der Hansestadte Bremen, Hamburg und Lubeck nach Mexiko, um dort einen Handels- und Schifffahrtsvertrag auszuhandeln. Allerdings wurde dieser von der mexikanischen Seite nicht ratifiziert.

Ihm gelang es 1861, ein gutes Verhaltnis zum neuen amerikanischen Prasidenten Abraham Lincoln aufzubauen. Gleichzeitig verfugte er aber auch uber gute Beziehungen zu der konfoderierten Regierung . Vergeblich hat er versucht zwischen beiden Seiten zu vermitteln. Wahrend der schwierigen Situation des Sezessionskrieges intervenierte er oft zu Gunsten von Bremer und andern deutschen Schiffen erfolgreich bei den Kriegsparteien. Er beriet das amerikanische Außenministerium in volkerrechtlichen Fragen. Auch andere Diplomaten in Washington bis hin zum britischen Botschafter holten sich Rat bei Schleiden. 1862 wurde er auch offiziell Hanseatischer Bevollmachtigter fur Bremen, Hamburg und Lubeck in den USA. 1864 wechselte er in dieser Funktion nach London. Nachdem er die preußisch-osterreichische Besetzung der Herzogtumer Holstein und Schleswig infolge des Deutsch-Danischen Krieges scharf kritisiert hatte, war er als Diplomat nicht mehr zu halten.

Schleiden wurde daraufhin in der nun preußischen Stadt Altona Mitglied des Magistrats; diesen Posten hatte er aber nur bis 1870. Nach dem Deutschen Krieg (dem 2. Einigungskrieg ) wurde er 1867 fur Altona in den Konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes gewahlt. [2] Dem Parlament und dann dem Deutschen Reichstag gehorte er bis 1873 an. Er war Mitglied der Liberalen Reichspartei um Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfurst . [3] Im Jahr 1870 gehorte er zu der Reichstagskommission die Wilhelm I. in Versailles bat, die Kaiserkrone anzunehmen.

Nachdem er 1873 seinen Wahlkreis an einen Sozialdemokraten verloren hatte, zog er nach Freiburg im Breisgau, wo eine Schwester von ihm wohnte. Er war als Autor tatig und schrieb vor allem fur die wissenschaftliche Beilage der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Er veroffentlichte die Erinnerungen eines Schleswig-Holsteiners , die zwischen 1886 und 1894 in vier Banden erschienen. Eine Geschichte Schleswig-Holsteins blieb unvollendet. Daneben veroffentlichte er kleinere Schriften. Auch reiste er unter anderem noch zweimal in die USA. 1883 nahm er an der Eroffnung der Northern Pacific Railway teil. Trotz relativ geringer Einkunfte konnte er nach seinem Tod der Albert-Ludwigs-Universitat Freiburg eine Stiftung zur Forderung volkerrechtlicher Arbeiten hinterlassen.

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Kosener Korps-Listen 1910, 135 , 4
  2. Bernd Haunfelder , Klaus Erich Pollmann : Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867?1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2). Droste, Dusseldorf 1989, ISBN 3-7700-5151-3 , Foto S. 291, Kurzbiographie S. 463.
  3. Specht, Fritz / Schwabe, Paul: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewahlten Abgeordneten , 2. Auflage. Carl Heymanns Verlag , Berlin 1904, S. 112
  • Johannes Rosing:  Schleiden, Rudolf . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 33?41.
  • Eduard Alberti, Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1829 bis Mitte 1866 , Band 2, S. 332, Digitalisat .
  • Detlef Siemen: Festungshaft fur Rudolph von Schleiden ? studentische Duelle im 19. Jahrhundert. In: Gesellschaft fur Schleswig-Holsteinische Geschichte. Mitteilungen, Nr. 76, April 2009, S. 3?16 ( online ).
  • Andreas von Bezold: Rudolf von Schleiden (1815?1895). Ein schleswig-holsteinischer Diplomat und Politiker in der Zeit des Kampfes um die Unabhangigkeit Schleswig-Holsteins . In: Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig-Holsteinische Geschichte, Jg. 142, 2017, S. 119?138.