Romulus und Remus

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Die kapitolinische Wolfin saugt die Knaben Romulus und Remus (diese wurden spater zu der Figur hinzugefugt)
Romulus und Remus, Gemalde von Peter Paul Rubens
Romulus und Remus, Bauplastik in Rom

Romulus und Remus waren nach der romischen Mythologie die Grunder der Stadt Rom im Jahre 753 v. Chr. Sie waren nach der Sage die Kinder des Kriegsgottes Mars und der Priesterin Rhea Silvia .

Uberlieferung

Eine erste Nennung von Romulus wird in der Erwahnung eines ?Rhomylos“ als Sohn des Aeneas gesehen. Er sei der Vater des Stadtgrunders ?Rhomos“ gewesen. [1] Nach Plutarchs Biografie des Romulus hat Diokles von Peparethos den Mythos zum ersten Mal schriftlich niedergelegt. Dem Diokles folgte uber weite Strecken auch der erste romische Historiker, sein Zeitgenosse Fabius Pictor , wobei er den Mythos nun aus romischer Sicht schilderte. Fabius Pictors Text ist nicht unmittelbar, sondern nur durch die Wiedergaben bei Plutarch und Dionysios von Halikarnassos uberliefert. Dabei nennt Dionys noch weitere Geschichtsschreiber, die die Version des Quintus Fabius ubernommen hatten. Plutarch und Dionysios von Halikarnass schreiben ? wie Fabius Pictor ? griechisch, die Geschichte geben beide allerdings unterschiedlich wieder (siehe unten).

Auch die Origo gentis Romanae bringt diese Sage, berichtet aber, dass Fabius Pictor und Vennonius geschrieben hatten, dass Rhea Silvia beim Wasserholen fur kultische Handlungen von einem Gewitter uberrascht worden sei, das ihre Begleiterinnen vertrieben habe. In diesem Gewitter sei Mars erschienen und habe sie vergewaltigt. Der Originaltext des Fabius lasst sich aus den Wiedergaben Plutarchs und des Dionysios aber nicht herauspraparieren.

Der Stoff von den Zwillingen beruht auf einer latinischen Tradition, in der auch die Wolfin und der Specht heilige Tiere waren und in der auch die Vergewaltigung der Ilia durch Mars als Zeugung der Zwillinge uberliefert wurde. Das Motiv der Aussetzung von Sauglingen war allerdings kein italischer Stoff, sondern ist bereits aus der alttestamentlichen Erzahlung Exodus 2,1?10  EU bekannt. Die Erzahlung des Fabius stellt also ein Konglomerat von vielen Mythen bzw. Berichten griechischer, italischer und anderer mittelmeerischer Herkunft dar. [2]

Die Sage von Romulus und Remus

Aussetzung und Rettung

Die saugende Wolfin blickt herab zu den Zwillingen. Relief an der Fassade des Amphitheaters von Nimes , um 100 n. Chr.

Version des Plutarch

In der Version von Plutarch hatte Amulius , der Konig von Alba Longa , seinen alteren Bruder Numitor vom Thron gesturzt. Dessen Tochter Rhea Silvia ? auch Ilia genannt ? zwang er, Vestalin zu werden. So wollte Amulius verhindern, dass in der Familie des Bruders Nachfahren entstunden, die seinen Thron gefahrden konnten. Mars stieg jedoch zu ihrem Tempel hinab, vergewaltigte sie, und sie empfing von ihm die Zwillinge Romulus und Remus.

Nach deren Geburt wurden die Kinder auf Amulius’ Befehl in einem Weidenkorb auf dem Tiber ausgesetzt und Ilia ins Gefangnis gebracht. Der Tiber fuhrte jedoch gerade Hochwasser, und als das Wasser zuruckging, strandete die Wanne am Ficus Ruminalis im Schlamm. Eine vom Schreien der Kinder angelockte Wolfin ( Mamma Lupa ) brachte sie in ihre Hohle und saugte sie. Ein Specht brachte ihnen zusatzlich Nahrung. Sie wurden jedoch von Konig Amulius’ Hirten Faustulus entdeckt. Faustulus, der Schweinehirt des Hofes, und seine Frau nahmen daraufhin die Kinder auf und zogen sie groß, ohne zu wissen, wer sie waren. (Dieser Abschnitt der Legende zeigt ? wie auch in der im Folgenden genannten Version ? eine auffallende Parallele zur Erzahlung von Phylonome und ihren Zwillingssohnen Lykastos [3] und Parrhasios [4] .)

Romulus und Remus gerieten eines Tages in Streit mit den Hirten von Numitor und jagten ihnen sogar etwas von deren Vieh ab. Als Romulus einmal mit einem Opfer beschaftigt und Remus mit geringer Begleitung unterwegs war, trafen die Hirten des Numitor auf Remus und nahmen ihn gefangen. Er wurde Numitor vorgefuhrt und Remus berichtete, was er inzwischen uber seine und seines Bruders Herkunft erfahren hatte. Daraufhin ahnte Numitor die Zusammenhange. Als Faustulus von Remus’ Gefangenschaft erfuhr, weihte dieser auch Romulus in dessen Herkunftsgeschichte ein und spornte ihn an, Remus zu befreien. Er selbst wollte zu Numitor eilen, wurde aber abgefangen und zu Amulius gebracht. Unter Folter gestand er diesem so viel, dass Amulius den Numitor fragen ließ, ob dessen Enkel trotz Aussetzung noch lebten. Es brach ein Aufstand in der Stadt aus, als Romulus zur Befreiung seines Bruders ankam. So wurde der Tyrann Amulius gesturzt und getotet.

Version des Dionysios von Halikarnassos

Dionysios von Halikarnassos’ Version beginnt beim Befehl des Amulius, die Zwillinge in einem Korb auf einem Fluss auszusetzen. Der Korb strandete, und eine Wolfin hielt ihnen ihre Zitzen hin und saugte sie. Hirten hatten die Wolfin beobachtet und die Kinder gefunden. Die Wolfin habe sich dann entfernt, und die Hirten hatten die Zwillinge gerettet. Der Aufseher der koniglichen Schweinehirten Faustulus, der gerade von der Entehrung der Ilia , ihrer Niederkunft und der Aussetzung ihrer Zwillinge erfahren hatte, habe die Zwillinge an sich genommen, ohne irgendjemandem von dem Zusammenhang etwas zu erzahlen. Er habe ihnen die Namen Romulus und Remus gegeben. Sie seien ebenfalls Hirten geworden.

Als sie 18 Jahre alt geworden seien, habe es Streit zwischen ihnen und den Hirten des Numitor um Weideland zwischen dem Palatin und dem Aventin gegeben. Die Zwillinge hatten die Hirten des Numitor gewaltsam vertrieben. Diese hatten daraufhin den beiden eine Falle gestellt und deren Herden nachts uberfallen. Da Romulus aber gerade wegen eines Opfers abwesend gewesen sei, hatten sie nur Remus gefangen und nach Alba gebracht. Romulus habe sofort die Verfolgung aufnehmen wollen, sei aber von Faustulus davon abgehalten worden. Faustulus habe ihm daraufhin seine Herkunft mitgeteilt. Daher habe sich Romulus entschlossen, eine großere Streitmacht zu sammeln, um gegen Amulius vorzugehen. Remus sei zu Numitor gebracht worden. Dieser habe ihm dann jegliche Strafe unter der Bedingung erlassen, dass er ihm gegen Amulius helfe. Dabei habe er auch vom traurigen Schicksal seiner Tochter und der erzwungenen Aussetzung der Zwillinge erzahlt. Dann habe er einen Boten zu Romulus geschickt, damit dieser sich dem Kampf anschließen moge, was er auch getan habe.

Romulus habe dann Numitor das erzahlt, was er von Faustulus erfahren hatte, und nun wusste Numitor, dass er seinen Enkel gefunden hatte. Faustulus, der von dieser Wendung der Dinge nichts gewusst habe, sei mit dem Korb, in dem die Zwillinge ausgesetzt waren, zur Stadt geeilt, um Numitor aufzuklaren, sei aber von den Wachen des Amulius festgenommen worden. Diesem habe er die ganzen Umstande erzahlen mussen. Amulius habe dann den Faustulus nach dem Aufenthaltsort befragt, weil er nunmehr die durch gottlichen Beistand geretteten Verwandten nicht langer Hirten sein lassen wolle. Faustulus habe Verdacht geschopft, dass er sie in Wahrheit habe toten wollen, und ihm einen Ort in den Bergen genannt. Amulius habe Faustulus daraufhin mit einigen zuverlassigen Mannern losgeschickt, denen er vorher heimlich den Befehl gegeben habe, die beiden Hirten gefangen zu nehmen und zu ihm zu bringen. Dann wollte er Numitor unter Arrest stellen, bis er die Situation mit den Zwillingen in seinem Sinne geregelt hatte, und sandte einen Boten zu Numitor mit der Bitte, zu ihm zu kommen. Der Bote habe aber dem Numitor den Plan des Amulius verraten. Daraufhin seien Numitor und die Zwillinge mit vielen Kriegern und den Burgern der Stadt zum Palast geeilt, hatten ihn gesturmt und Amulius getotet.

Grundung der Stadt Rom

Zum Dank gestattete Numitor Romulus und Remus an der Stelle, an der sie ausgesetzt worden waren (am Fuße des Hugels Palatin ), eine Stadt zu grunden. Romulus und Remus gerieten jedoch in Streit, als sie mit Hilfe eines Adlerflug- Orakels ( Auspizien ) bestimmen wollten, wer der Bauherr und damit der Namensgeber der Stadt sein wurde. Jeder von beiden schaute von einem anderen Hugel aus auf die Adler. Am Ende behaupteten beide Recht zu haben. Remus sah sechs Adler und Romulus zwolf.

Romulus siegte, da er mehr Anhanger hinter sich versammeln konnte. Unverzuglich zog er die heilige Furche , die die Große der Stadt bestimmte, und begann mit dem Anlegen von Stadtgraben und Mauer. Der unterlegene Remus verspottete ihn und sprang uber die noch niedrige Begrenzung in die Anlage hinein. Das war eine schwere Verletzung von Recht und Gesetz, weil eine Stadtmauer als heilig galt. Aufgebracht erschlug Romulus seinen Bruder mit den Worten ?So moge es jedem ergehen, der uber meine Mauern springt!“

Gegrundet wurde Rom laut Titus Livius am 21. April 753 v. Chr. Nach der Ermordung seines Bruders herrschte Romulus uber die Stadt. Allerdings wurde Remus mit seinem Schwert an seinem Thron verewigt.

Der Raub der Sabinerinnen

Raub der Sabinerinnen auf einem romischen Denar des Jahres 89 v. Chr., Albert 1198
Raub der Sabinerinnen ; Gemalde von Johann Heinrich Schonfeld , Ol auf Leinwand, um 1640, Eremitage , Sankt Petersburg

In die neue Stadt kamen viele Vertriebene, Fluchtlinge und Verbannte. Da die meisten von ihnen Manner waren, mangelte es an Frauen.

Um dieses Problem zu losen, verwendete Romulus eine List und lud die Bewohner der benachbarten Stadte zu einem großen Kampfspiel zu Ehren des Neptun ein. Mitten im Spiel sturzten sich die romischen Krieger auf die kaum bewaffneten Gaste und sprengten sie auseinander. Dabei ergriffen sie alle unverheirateten Madchen, derer sie habhaft werden konnten. Die Bruder und Vater schworen Rache. Die Madchen, von denen die meisten Sabinerinnen waren, ließen sich jedoch eine nach der anderen zur Heirat bewegen.

Als die Sabiner spater mit einem starken Heer kamen und sich mit den Romern eine Schlacht lieferten, drangten sich die Frauen auf das Schlachtfeld und baten darum, den um sie gefuhrten Kampf zu beenden, da auf der einen Seite ihre Bruder und Vater, auf der anderen ihre Manner und Kinder sterben wurden. Ihre Bitten hatten schließlich Erfolg, Romulus und Titus Tatius , Herrscher der Sabiner, reichten einander die Hand. Die Kampfer verbruderten sich, und Romer und Sabiner verschmolzen ihren Staat unter der Doppelherrschaft von Romulus und Titus Tatius.

?Der antiken Erzahlung folgend gelang es Romulus durch seine List, anschließende Kampfe und einen durch die Sabinerinnen erzwungenen Friedensschluss, die palatinische und die quirinalische Ansiedlung zum ?Populus Romanus Quiritium‘ zu vereinen. Er und der Sabinerkonig Titus Tatius regierten fortan gemeinsam. Auf der ursprunglichen Ansiedlung der Sabiner, dem Hugel, der dem Sabinischen Kriegsgott Quirinus geweiht war, wurde nach der Vereinigung beider Volker das Capitolium errichtet. Hier habe der Tempel des Quirinus (Saturn) gestanden, der vom sabinischen Volk besonders verehrt wurde.“ [5]

Romulus’ Ende

Romulus regierte 37 Jahre. [6] Wahrend einer Heerschau auf dem Marsfeld vor der Stadt kam es zu einer Sonnenfinsternis . Ein gewaltiger Orkan entstand, und Romulus verschwand vor den Augen der anderen in den schwarzen Wolken: Mars war gekommen, um seinen Sohn in den Kreis der Himmlischen zu entfuhren. Romulus wurde zum Gott Quirinus ; eine Legende, hinter deren Komponenten sich vielleicht Reminiszenzen an ein archaisches Wetterritual verbergen mogen, da auffallige Parallelen zu den ganz ahnlich gearteten Traditionen um die Vergottlichungen des Aeneas, Latinus, Aventinus, Aremulus Silvius, Titus Tatius und Tullus Hostilius bestehen. [7]

Nach einer anderen Legende wurde Romulus als Tyrann von den romischen Senatoren erschlagen. [8]

Deutungsmoglichkeiten

Der Wolf ? wie auch der Specht ? war ein Tier des Gottes Mars. Moglicherweise war die Wolfin auch eine eigenstandige Gottheit. Sie wurde in Rom als Liebesgottin unter dem Namen Lupa verehrt. Vielleicht war das auch schon der Fall, bevor die Romulus-und-Remus-Legende entstand. Moglicherweise wurde die Geschichte den Zwillingen also erst spater angedichtet, um ihre gottliche Herkunft zu unterstreichen. Erste figurliche Darstellungen der Wolfin mit den Zwillingen gehen auf die etruskische Zeit zuruck.

Mit dem Wort ?Lupae“ wurden nicht nur Wolfinnen, sondern auch die Priesterinnen der Lupa sowie Prostituierte bezeichnet (Siehe Acca Larentia ).

Wirkungsgeschichte

Buchmalerei in einer mittelalterlichen Handschrift von Teilen des Geschichtswerks des Livius in der franzosischen Ubersetzung von Pierre Bersuire (Petrus Berchorius). Abgebildet sind Szenen der Grundung Roms und ihrer Vorgeschichte. Paris, Bibliotheque Sainte-Genevieve, Ms. 777, fol. 7r (um 1370)

Die Szene des Frauenraubes durch die Krieger des Romulus findet sich in der Kunstgeschichte oft sehr dramatisch dargestellt. [9] Auf der Grundlage schriftlicher Quellen wird ?Der Raub der Sabinerinnen“ (anhand eines venezianischen Gemaldes des 16. Jahrhunderts) ausfuhrlich von Helga Waß [10] interpretiert. Die Autorin nennt in Anm. 14 der Publikation folgende Quellen:

Im Trecento in Petrarcas De viris illustribus aufgenommen, finden sich im spaten Cinquecento , als Dokumentation des humanistischen Bildungsguts der Renaissance von Interesse, bereits illustrierte Editionen der romischen Geschichte:

  • Francesco Petrarca: De viris illustribus. I. De Romulo primo romanorum rege. Deutschsprachige illustrierte Ausgabe: Voss: Ankunft und Ursprung des romischen Reiches. Titus Livius und Lucius Florus. 1. Buch: Grundung Roms; Krieg mit den Sabinern. s. l. 1596.

Viele Feste gehen auf die Sage zuruck, darunter die ? Lupercalia “ (15. Februar), die beim ?Lupercal“ gefeiert wurden, der Hohle, in der die Wolfin die beiden Kinder gesaugt haben soll. Wahrscheinlich steckt dahinter ein Fruchtbarkeitsritual, das im Jahr 494 n. Chr. zum Marienfest umgewandelt wurde.

Mit Romulus (Remus als der Unterlegene tritt stets zuruck) verbanden die Romer spater zahlreiche Einrichtungen und Ortlichkeiten, die zu ihrer Zeit existierten (z. B. den Senat , die Bezeichnung der Romer als Quiriten, der Tempel des Jupiter Stator). Romulus wurde so zum Grunder nicht nur der Stadt Rom, sondern auch des romischen Staatswesens stilisiert. Dabei sah man ihn selbst zeitweise (vor allem in der spaten Republik ) durchaus negativ, da er die Konigsherrschaft begrundet habe, die von der Republik abgelost wurde. Unter Oktavian/ Augustus kam es aber wieder zu einem positiveren Romulus-Bild. Der erste Konig Roms wurde in mancher Hinsicht zum Vorbild fur den ersten romischen Kaiser, bis hin zur Erhebung unter die Gotter nach dem Tod: Die Vergottlichung des Augustus wurde nach dem direkten Vorbild des Romulus dargestellt.

Weitere Verbreitung

Bruce Lincoln sieht die Wurzeln der Legende von Romulus und Remus in alten indoeuropaischen Mythen von Zwillingspaaren, wie sie in der indischen Tradition etwa durch Manu und Yama vertreten werden. Yama bezeichnet hierbei auch in der Namensbedeutung den Zwilling. Lincoln zufolge liegen eine zu erschließende proto-lateinische Form *yemos und deren Suffixform *yemonos dem lateinischen Wort geminus ?Zwilling“ zugrunde. Durch alliterarische Angleichung des Wortanfangs an R omulus sei aus Yemus R emus geworden. [11] Außerdem sieht er in der Erzahlung eine Analogie zur Geschichte des biblischen Bruderpaars Kain und Abel , einem prototypischen Konflikt zwischen Hirten- und Bauernkultur. [12]

Dass Kinder von Wolfinnen gesaugt werden, ist ein oft wiederkehrendes Motiv der Volkslegenden. Uberhaupt ist das Marchen vom ausgesetzten Heldenkind weit verbreitet. [13]

Kupfermunzen mit demselben Motiv einer Knaben saugenden Wolfin, wie es aus der Zeit des Kaisers Justinian (reg. 527?565) bekannt ist, wurden in Alt-Pandschakent (bei Pandschakent ) und anderen sogdischen Orten im heutigen Usbekistan und Tadschikistan gefunden. Der Mythos konnte daher uber Byzanz nach Zentralasien gelangt sein. Bemerkenswert ist die Darstellung des Mythos in funf Szenen auf einem sechs Meter langen Wandbild aus dem 7./8. Jahrhundert, das sich im Palast der Stadt Bundschikat befand. [14]

Das Runenkastchen von Auzon , eine angelsachsische Schnitzarbeit des fruhen 7. Jahrhunderts aus einem Walknochen, zeigt Romulus und Remus in ungewohnlicher Umgebung: Statt der lupa (Wolfin) finden sich hier zwei Wolfe, statt der Hohle oder Grotte am Tiber ein Wald, statt des Schweinehirten Faustulus vier kniende Krieger. Damit hat der Schnitzer den Zwillingen, die hier als Reise- und Kampfhelfer verehrt werden, die zwei Wolfe Odins (Woden) zugesellt und die Szene der germanischen Vorstellung entsprechend in den heiligen Hain verlegt. Die Darstellung dient zusammen mit funf weiteren Motiven der magischen Absicht, das Schicksal (a. e. wyrd ) des Besitzers, vermutlich eines heidnischen Kriegerkonigs, zu lenken.

Sonstiges

Das Romuleische Jahr soll der Uberlieferung nach ein zehnmonatiges Kalenderjahr zur Zeit von Romulus und Remus gewesen sein.

Romulus Augustulus war der letzte west-romische Kaiser (475?476). Er wurde von dem ostgermanischen Soldnerfuhrer Odoaker abgesetzt, womit das Westromische Reich sein Ende fand. [15]

?Romulus“ und ?Remus“ wurden im Jahr 2005 zwei Satelliten des Asteroiden (87) Sylvia (der seinerseits seinen Namen nach der mythischen Mutter des Bruderpaares hat) benannt.

In der Sci-Fi-Saga Star Trek gibt es die zwei Nachbarplaneten Romulus und Remus, die Heimat der Romulaner und der von ihnen beherrschten Remaner.

Die Sage wurde mehrfach verfilmt, namentlich 1961 als Romulus und Remus [16] und 2018 in altitalischer Sprache (einer fruhen Form des Lateinischen ) als Romulus & Remus: The First King . [17]

Literatur

Commons : Romulus and Remus  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andreas Bendlin : Romulus . In: Der Neue Pauly. Enzyklopadie der Antike. Band 10, Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, ISBN 3-476-01470-3 , Sp. 1130?1133, hier Sp. 1130
  2. Hans Beck , Uwe Walter : Die fruhen romischen Historiker. Band I: Von Fabius Pictor bis Cn. Gellius (Originaltexte, Ubersetzung, Kommentar) ( Texte zur Forschung ). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2001, ISBN 3-534-14757-X , S. 89.
  3. Adolf Schirmer : Lykastos 3 . In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausfuhrliches Lexikon der griechischen und romischen Mythologie . Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 2174 ( Digitalisat ).
  4. Theodor Eisele : Parrhasios 3 . In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausfuhrliches Lexikon der griechischen und romischen Mythologie . Band 3,1, Leipzig 1902, Sp. 1646 f. ( Digitalisat ).
  5. Helga Waß: Der Raub der Sabinerinnen der Familie Gradenigo. Neueste Forschungen zum Fruhwerk Tintorettos. Eine Hommage an die Grundervater Venedigs in einem unbekannten venezianischen Gemalde der Zeit nach 1539. Verlag Schnell & Steiner, Passau 2000, ISBN 3-7954-1338-9 .
  6. Plutarch, Romulus 29,7 ; Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates Romanae 2,56 .
  7. Quellen und Analysen bei David Engels : Postea dictus est inter deos receptus. Wetterzauber und Konigsmord: Zu den Hintergrunden der Vergottlichung fruhromischer Konige. In: Gymnasium . Band 114, 2007, S. 103?130.
  8. Johannes Irmscher (Hrsg.): Lexikon der Antike . VEB Bibliographisches Institut Leipzig, Leipzig 1987, ISBN 3-323-00026-9 , S. 507.
  9. Fur einen Uberblick siehe Katrin Dolle: Sabinerinnen. In: Peter von Mollendorff , Annette Simonis, Linda Simonis (Hrsg.): Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik (= Der Neue Pauly . Supplemente. Band 8). Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02468-8 , Sp. 819?834.
  10. Helga Waß: Der Raub der Sabinerinnen der Familie Gradenigo. 2000.
  11. Bruce Lincoln: The Indo-European Myth of Creation. In: History of Religions. Band 15, 1975, S. 121?145, hier: S. 138; siehe auch Douglas Q. Adams , James Patrick Mallory (Hrsg.): Encyclopedia of Indo-European Culture. Fitzroy-Dearborn, London/Chicago 1997, S. 129 f.
  12. Bruce Lincoln: Myth, Cosmos, and Society. Cambridge MA 1986, S. 66 ff.
  13. Gerhard Binder: Die Aussetzung des Konigskindes. Kyros und Romulus. Verlag Anton Hain, Meisenheim am Glan 1964.
  14. Namu Jila: Myths and Traditional Beliefs about the Wolf and the Crow in Central Asia: Examples from the Turkic Wu-Sun and the Mongols . In: Asian Folklore Studies. Band 65, Nummer 2, 2006, S. 161?177, hier S. 172.
  15. Johannes Irmscher (Hrsg.): Lexikon der Antike. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, Leipzig 1987, ISBN 3-323-00026-9 , S. 507.
  16. Romulus und Remus bei IMDb Vorlage:IMDb/Wartung/Unnotige Verwendung von Parameter 2
  17. Romulus & Remus: The First King bei IMDb
Vorganger Amt Nachfolger
? Konige von Rom
753?717 v. Chr.
Numa Pompilius