Robert Ferdinand Wagner
(*
8. Juni
1877
in
Nastatten
,
Hessen-Nassau
; †
4. Mai
1953
in
New York City
) war ein
deutschamerikanischer
Politiker
. Er vertrat den
Bundesstaat
New York
im
Senat der Vereinigten Staaten
.
Robert Wagner wurde als jungstes von neun Kindern geboren. Mit seiner Familie kam er 1885 in die Vereinigten Staaten, wo der Achtjahrige in New York City die Schule besuchte. Unfahig, auch nur ein Wort
Englisch
zu sprechen, lernte er schnell hinzu. Da seine Familie in Armut lebte, musste auch Wagner schon fruh arbeiten gehen, war als Zeitungsverkaufer tatig oder als Hilfskraft in einem Lebensmittelgeschaft. Diese Kindheit pragte ihn:
“My boyhood was a pretty rough passage. I came through it, yes. But that was luck, luck, luck! Think of the others!”
?Meine Kindheit war eine ziemlich harte Phase. Ich habe es geschafft, ja. Aber das war Gluck, Gluck, Gluck! Denken Sie an die anderen!
[1]
“
1898 erlangte er seinen Abschluss am
City College of New York
, so dass er danach an der
Columbia University
immatrikulierte. Hier studierte er
Rechtswissenschaften
und erhielt im Jahr 1900 die Anwaltszulassung im Staat New York. Er schloss sich
Tammany Hall
an, der Organisation der New Yorker Demokraten und wurde daraufhin auch Mitglied der
Demokratischen Partei
.
Sein erstes offentliches Amt bekleidete Wagner ab 1905, als er als Kandidat seiner Partei in die
New York State Assembly
, die Abgeordnetenkammer des Staates New York, einzog. 1908 wurde er in den
Senat von New York
gewahlt, in dem er von 1909 bis 1918 ein Mandat ausubte. Von 1911 bis 1914 war er dort
President pro Tempore
und Mehrheitsfraktionsfuhrer. Nachdem der
Gouverneur
von New York,
William Sulzer
, im Oktober 1913 im Zuge eines
Amtsenthebungsverfahrens
zurucktreten musste, ubernahm
Martin H. Glynn
, der vorherige
Vizegouverneur
, dessen Amtsgeschafte. Glynn nominierte daraufhin Wagner als seinen
Lieutenant Governor
. So kam es, dass Wagner parallel zu seiner Tatigkeit im New Yorker Senat auch von Oktober 1913 bis Dezember 1914 Vizegouverneur von New York war.
Wagners Karriere fuhrte ihn 1919 als Richter an den
New York Supreme Court
, den Obersten Gerichtshof des Staates New York, wo er bis 1926 wirkte. Im selben Jahr kandidierte er mit Erfolg fur einen Sitz im US-Senat und konnte den
republikanischen
Amtsinhaber
James Wolcott Wadsworth
verdrangen. Robert Wagner, der sein Amt am 4. Marz 1927 antrat, wurde dreimal in Folge wiedergewahlt. 1944 war er Delegierter auf der Konferenz in
Bretton Woods (New Hampshire)
, auf der das
Bretton-Woods-System
beschlossen wurde. Auf Initiative von ihm und der Kongressabgeordneten
Edith Nourse Rogers
aus
Massachusetts
kam im Jahr 1939 die
Wagner?Rogers Bill
zur Abstimmung. Das Gesetz sah vor, dass 20.000 judische Kinder unter 14 Jahren aus
Deutschland
fliehen und in die USA einreisen durften. Diese Gesetzesinitiative wurde allerdings ?von einer Koalition antijudischer Krafte ? darunter der katholische Wohlfahrtsverband und konservative Frauenorganisationen, die argumentierten, daß kein besonderer Notfall vorliege, um diese Maßnahme zu rechtfertigen ? mit Leichtigkeit abgeschmettert“.
[2]
Innenpolitisch wurde unter Senator Wagner, der zu den engen Freunden von
US-Prasident
Franklin D. Roosevelt
zahlte, der
New Deal
forciert. Insbesondere sponserte er den
Wagner Act
, mit dem den Arbeitnehmern das Recht zugestanden wurde Gewerkschaften zu bilden und Lohne und Arbeitsbedingungen kollektiv zu verhandeln.
[3]
Auf Grund einer Herzerkrankung zog sich Wagner am 28. Juni 1949 als Senator ins Privatleben zuruck. Er starb vier Jahre spater, am 4. Mai 1953, in New York und wurde 75 Jahre alt. Es war ihm nicht mehr vergonnt, zu sehen, wie ein Jahr spater, 1954, sein Sohn
Robert
(1910?1991) zum
Burgermeister von New York City
gewahlt wurde. Er blieb es bis 1965. Sein Enkelsohn
Robert Ferdinand Wagner III
(1944?1993) war in den 1970er Jahren Mitglied des Stadtrates von New York.
- ↑
David M. Kennedy,
Freedom From Fear, The American People in Depression and War 1929?1945
, Oxford University Press, 1999,
ISBN 0-19-503834-7
, S. 288.
- ↑
Walter Laqueur:
Geboren in Deutschland. Der Exodus der judischen Jugend nach 1933.
Propylaen, Berlin und Munchen 2000,
ISBN 3-549-07122-1
, S. 46. Ausfuhrlicher zu den Auseinandersetzungen um die
Wagner?Rogers Bill
siehe:
Jewish Virtual Library:
Wagner?Rogers Bill
, oder den kurzen Artikel in der englischen WIKIPEDIA:
Wagner?Rogers Bill
.
- ↑
Susan E. Hamen,
The New Deal
, Essential Lib, 1. Auflage, 2010,
ISBN 978-1-61613-684-0
, S. 69.