Rene Robert Cavelier de La Salle
(*
22. November
1643
in
Rouen
; †
19. Marz
1687
im heutigen
Texas
) war ein
franzosischer
Entdecker.
Rene Robert Cavelier war ein Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Jean Cavelier in
Rouen
. Der Name ?La Salle“, den er spater annahm, stammte von einem Familienbesitz nahe Rouen. Rene Robert erhielt seine Erziehung am
Jesuitenkolleg
von Rouen und trat dem Orden als Novize bei.
1666, im Alter von 22 Jahren, verließ er jedoch den Jesuitenorden und reiste in die franzosische
Kolonie
Neufrankreich
, spater ?Kanada“, in welcher sich sein Bruder Jean befand, ein Priester des
Sulpizianerordens
. Dieser Orden ubergab ihm ein Landstuck nahe
Montreal
. Dort begann er eine befestigte Siedlung zu errichten, betatigte sich im Pelzhandel und erlernte
Indianersprachen
. Unter dem Eindruck von Berichten uber ein großes Flusssystem, welches angeblich in den
Golf von Kalifornien
fließen sollte und damit eine Verbindung zum
Pazifik
und nach Ostasien offnen wurde, verkaufte er seine Besitzungen 1669, der Ort bekam den Spottnamen
Lachine
(China). Er unternahm seine erste Forschungsreise in die
Ohio
-Region. Ob er, wie man lange annahm
[1]
den
Ohio River
entdeckt hat, wird mittlerweile von Historikern bezweifelt. La Salle wurde bei seinen Unternehmungen von
Louis de Frontenac
, dem Gouverneur Neufrankreichs, unterstutzt. Auf beide geht die Errichtung von
Fort Frontenac
am
Ontariosee
zuruck. Dieses Fort diente nicht nur als Sicherung gegen den feindlichen Indianerstamm der
Irokesen
, sondern sollte auch den Pelzhandel zwischen den
Großen Seen
und den
englischen
und
hollandischen
Siedlungen an der Kuste unter franzosische Kontrolle bringen. Damit brachten La Salle und Frontenac die Pelzhandler von Montreal gegen sich auf, die um ihre Geschafte furchteten, und verargerten die Jesuiten, die ihren Einfluss auf die Indianer schwinden sahen. In Konkurrenz mit den anderen Kolonialmachten verfolgte La Salle die Strategie, das Landesinnere fur Frankreich in Besitz zu nehmen und eine Expansion der Gegner auf diese Weise zu unterbinden. Frontenac empfahl La Salle Konig
Ludwig XIV.
von Frankreich als den Mann, der am besten befahigt sei, diese groß angelegten Plane umzusetzen, und verschaffte ihm einen Adelstitel.
1677 reiste La Salle nach Frankreich und bekam von Ludwig XIV. den offiziellen Auftrag, den Westen von
Neufrankreich
zu erforschen und dort so viele Forts anzulegen, wie er fur notwendig hielt. Trotz der Unterstutzung durch die Krone bekam La Salle kein Geld, was ihn zwang, große Summen zu leihen. Neben seinen Schulden bereitete ihm auch weiterhin die Feindschaft der Jesuiten Schwierigkeiten. 1678 kehrte La Salle nach Kanada zuruck. 1679 ließ er auf dem
Eriesee
fur Handelszwecke die ?Griffon“ bauen. Dieses erste Segelschiff auf den Großen Seen sollte die notigen Gelder fur eine Expedition entlang des 1673 von
Louis Joliet
und
Jacques Marquette
entdeckten
Mississippi
einbringen. Er war zu der Uberzeugung gekommen, dass der Mississippi nicht in den Pazifik, sondern in den
Golf von Mexiko
mundete, und plante dort einen befestigten Hafen anzulegen, der sich gegen die
spanische
und englische Konkurrenz richtete. Zur Vorbereitung erlernte er auch Uberlebenstechniken von den Indianern, mit deren Hilfe er mehrfach gefahrliche Situationen bewaltigte. Seine Plane erlitten schwere Ruckschlage durch den Schiffbruch der ?Griffon“ und 1680 durch eine Meuterei in
Fort Crevecœur
am
Illinois River
.
Im Winter 1682 begann er eine Expedition mit Schlitten uber den gefrorenen Illinois River, erreichte den Mississippi, befuhr diesen weiter mit Kanus und erreichte am 7. April 1682
[2]
als erster Europaer dessen Mundung. Wahrscheinlich sind er und seine Expedition als erste von den Großen Seen bis zur Mississippi-Mundung gelangt. Am 9. April nahm er feierlich alle Gebiete, die der Mississippi beruhrte, fur die franzosische Krone in Besitz und nannte das Territorium zu Ehren von Konig Ludwig XIV. ?La Louisiane“ (
Louisiana
, heute ? sehr viel kleiner als damals ? ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten). Im folgenden Jahr grundete La Salle am Illinois River eine Niederlassung namens Fort St. Louis. Vergeblich suchte er hierbei Hilfe bei Frontenacs Nachfolger in Quebec. Er fuhrte jedoch dessen Befehl, die Kolonie aufzugeben, nicht aus, sondern begab sich nach Frankreich, um die Hilfe von Ludwig XIV. zu erreichen. Der Konig unterstutzte ihn und befahl dem Gouverneur, alle Besitzungen von La Salle zuruckzugeben.
Mit Hilfe der Krone organisierte La Salle nun in Frankreich eine Expedition, mit der er die Mundung des Mississippi uber See erreichen und dort eine Kolonie anlegen wollte. Von dort aus sollten die Kolonien Spaniens in Mexiko und im heutigen
Texas
angegriffen werden, mit dem Frankreich gerade Krieg fuhrte. Es gab von Anfang an Zweifel uber die Durchfuhrbarkeit des Plans, aber Ludwig XIV. unterstutzte ihn und stellte Schiffe zur Verfugung. Die Expedition litt von Anfang an unter Schwierigkeiten. Das Verhaltnis zwischen La Salle und den ihm unterstellten Kapitanen war schlecht. In der Karibik ging ein Schiff durch
Piraten
verloren. Weitere Schwierigkeiten ergaben sich aus Krankheiten an Bord und Navigationsproblemen. Die Expedition verfehlte die Mundung des Mississippi und landete am 20. Februar 1685 etwa 800 km entfernt in der
Matagorda Bay
im heutigen Texas. La Salle ließ fur die 200 Kolonisten eine befestigte Siedlung mit dem Namen Fort St. Louis anlegen. Durch den Untergang des Flaggschiffs ?L’ Aimable“ und 1686 des letzten verbliebenen Schiffs ?
La Belle
“ gingen wichtiges Material und die Verbindung zur Außenwelt verloren. Von Fort St. Louis unternahm La Salle zwei Expeditionen nach Westen und Osten, um seinen Standort zu ermitteln. Auf einer dritten Expedition, mit der er Hilfe fur die Kolonie holen wollte, wurde er am 19. Marz 1687 von Mitgliedern seiner Expedition ermordet. Die verbliebenen 20 Kolonisten wurden getotet, als Indianer Fort St. Louis im Winter 1688/1689 uberfielen. Einige Kinder wurden spater von den Spaniern befreit.
Obwohl La Salle zweifellos einer der wichtigsten Pioniere der franzosischen Kolonisierung Nordamerikas war und uber Visionen und Weitblick sowie uber die Fahigkeit zu einem systematischen und planmaßigem Vorgehen verfugte, scheiterte er. Hierbei scheinen neben Unglucksfallen seine charakterlichen Defizite ? man warf ihm
Arroganz
, Ungeduld und mangelndes Gespur im Umgang mit seinen Untergebenen vor ? eine entscheidende Rolle gespielt zu haben. Seine Entdeckungen und Reisen waren trotzdem von großer Bedeutung, da sie die Entwicklungslinien fur die franzosischen Kolonien in Nordamerika vorgaben. Da Spanien unter dem Eindruck der franzosischen Kolonie bislang lediglich beanspruchte, aber unerschlossene Gebiete im Westen des heutigen Texas zu erschließen begann, bewirkte La Salles Expedition indirekt das Entstehen des heutigen US-Bundesstaats Texas.
Am 28. Mai 1934 ehrte die kanadische Regierung, vertreten durch den fur das
Historic Sites and Monuments Board of Canada
zustandigen Minister, La Salle und erklarte ihn zu einer
?Person von nationaler historischer Bedeutung“
.
[3]
- Walter Bauer
:
Folge dem Pfeil. Leben, Traum und Tod des Sieur de la Salle.
Roman. Kurt Desch Verlag, Munchen 1956.
- Urs Bitterli
:
Die Entdeckung Amerikas ? Von Kolumbus bis Alexander von Humboldt
. 2. Auflage. Munchen 2006,
ISBN 3-406-42122-9
,
S.
374?378
.
- Philip Marchand
:
Ghost Empire: How the French Almost Conquered North America.
McClelland & Stewart, Toronto 2005,
ISBN 978-0-7710-5677-2
.
- Hans-Otto Meissner
:
Louisiana fur meinen Konig. Die Abenteuer des Robert La Salle.
Cotta, Stuttgart 1966; wieder Klett, Stuttgart 1982, 3. Aufl.,
ISBN 3-12-920023-1
.
- ↑
so noch Uwe Lubken:
Die Natur der Gefahr: Uberschwemmungen am Ohio River im 19. und 20. Jahrhundert.
V&R
, Gottingen 2014, S. 49
- ↑
Urs Bitterli:
Die Entdeckung Amerikas ? Von Kolumbus bis Alexander von Humboldt
. 2. Auflage. Munchen 2006,
ISBN 3-406-42122-9
,
S.
376
.
- ↑
Cavelier de La Salle, Rene-Robert ? National Historic Person.
In:
Directory of Federal Heritage Designations.
Parks Canada/Parcs Canada
,
abgerufen am 20. Mai 2022
(englisch).