Richard Riemerschmid
(*
20. Juni
1868
in
Munchen
; †
13. April
1957
ebenda) war ein deutscher
Architekt
,
Designer
,
Hochschullehrer
und zahlt zu den bedeutenden
Kunstlern
des
Jugendstils
. Er war 1897 Mitbegrunder der
Vereinigten Werkstatten fur Kunst im Handwerk
und 1907 des
Deutschen Werkbunds
. Als Wegbereiter der modernen Bewegung ?Kunst und Handwerk“ ? beeinflusst vom englischen
Arts and Crafts Movement
? gestaltete er neben Gebauden auch
Mobel
,
Tapeten
,
Stoffe
und
Glasobjekte
. Fur die
Meißner Porzellanmanufaktur
und die
Porzellanfabrik Edelstein
entwarf er
Porzellan
.
Riemerschmid war ein Enkel von
Anton Riemerschmid
, besuchte nach dem Abitur 1886 am
Wilhelmsgymnasium Munchen
[1]
von 1887 bis 1889 unter
Gabriel Hackl
und
Ludwig von Lofftz
die
Munchner Kunstakademie
und arbeitete danach als freischaffender Kunstler und Architekt in Munchen. Sein Vetter war der Jugendstil?Maler
Rudolf Riemerschmid
, der ebenfalls in Munchen lebte.
Im Jahr 1895 heiratete er die Schauspielerin Ida Hofmann (1873?1963).
[2]
Der Ehe entstammten vier Kinder:
- Helmut Riemerschmid (1896?1918) diente als Soldat im
Ersten Weltkrieg
und fiel am 15. Juli 1918 in Frankreich.
- Ilse Riemerschmid (1897?1982)
[3]
war Arztin. Sie heiratete den Mediziner
Heinrich Pfleiderer
(1900?1973), der ab 1941 als Direktor und Professor des
Institutes fur Bioklimatologie und Meeresheilkunde der Universitat Kiel
auf Sylt arbeitete und auch Prasident der
Deutschen Gesellschaft fur Balneologie, Bioklimatologie und Physikalische Therapie
war.
[4]
- Gertrud Riemerschmid (1902?1946) arbeitete als
wissenschaftliche Mitarbeiterin
der Tierarztlichen Hochschule in
Pretoria
(
Sudafrika
) und als Assistentin am Physikalisch-Therapeutischen Institut der
Universitat Jena
. Sie starb 1946 in Pretoria.
- Gerhart Riemerschmid (1911?1939) arbeitete als Arzt in Munchen. Er starb am 9. September 1939 als Soldat beim
Uberfall auf Polen
.
Riemerschmid zahlte zu den Mitbegrundern des
Isartalvereins
, der sich zum Ziel gesetzt hat, die landschaftliche Schonheit des Flusstals zu erhalten. Im Jahr 1940 schenkte er dem Verein ein ca. 5 ha großes Waldgrundstuck am steilen Isarhang zwischen
Icking
und dem
Wolfratshausener
Stadtteil
Weidach
. Dieses Areal tragt seitdem als
Riemerschmidpark
seinen Namen.
[5]
Der Isartalverein errichtete 1941 einen heute noch existierenden
Gedenkstein
fur seine in den beiden Weltkriegen gefallenen Sohne Helmut und Gerhart.
Richard Riemerschmid starb am 13. April 1957 im Alter von 88 Jahren in Munchen.
Die Grabstatte von Richard Riemerschmid befindet sich auf dem Friedhof von
Grafelfing
(Abtlg. O-V-76) im
Landkreis Munchen
[6]
[7]
Standort des Grabes
48.118630555556
11.446125
. In dem Grab befindet sich auch Riemerschimds Frau Ida und weitere Verwandte.
Riemerschmid schuf im Auftrag des Kolner Schokoladenproduzenten
Ludwig Stollwerck
Sammelbilder fur Stollwerck-
Sammelalben
, u. a. die Serie ?Jahreszeiten“ fur das Stollwerck-Sammelalbum No. 4 von 1899.
[10]
Auf Initiative von
Karl Schmidt-Hellerau
entwarf Riemerschmid ab 1902 mehrere Ausstattungen fur Schiffe der
Kaiserlichen Marine
, beispielsweise fur die Kreuzer
Prinz Adalbert
und
Berlin
. Diese Innenausstattungen wurden von den
Deutschen Werkstatten fur Handwerkskunst
in
Dresden-Hellerau
hergestellt. Auch war Riemerschmid maßgeblich an der Grundung und Konzeption der ersten konsequent umgesetzten
Gartenstadt
in Deutschland in
Hellerau
bei Dresden beteiligt.
Daneben schuf er mit
Joseph Maria Olbrich
und mit seinem Freund und Kollegen
Bruno Paul
die Inneneinrichtung und Ausstattung des 1906 vom Stapel gelaufenen Doppelschrauben-Schnellpostdampfers
Kronprinzessin Cecilie
, der damals zu den ehrgeizigsten und erfolgreichsten deutschen Passagierschiff-Projekten zahlte.
[11]
- 1898: Eigene Villa
Lutzowstraße 11
in Munchen-
Pasing
(im Stil eines englischen
Cottages
; 1907 erganzt durch Ateliergebaude und Zwischenbau; verkauft 2007 von den Nachkommen von Ilse Riemerschmidt; Inneneinrichtung vorher entfernt)
- 1899: Inneneinrichtung ?Musiksalon“ auf der Deutschen Kunstausstellung in
Dresden
- 1900: Inneneinrichtung ?Zimmer des Kunstfreundes“ auf der
Weltausstellung 1900
in
Paris
(mit einer Goldmedaille pramiert)
[12]
- 1901: Inneneinrichtung des Schauspielhauses (spater:
Kammerspiele
) in Munchen, Maximilianstraße 26/28 (Architektur von
Max Littmann
)
- 1902: Wohnhaus mit Atelier fur den Maler
Alfred Mailick
(1869?1946) in
Moritzburg
, Bahnhofstraße 17 (unter
Denkmalschutz
)
[13]
- 1902?1903: Villa fur Burgermeister
Reinhard Fieser
(Riemerschmids Schwager) in
Baden-Baden
, Friedrichshohe, Bernhardstraße 33
- 1904: Inneneinrichtung ?Rektoratszimmer der Industrieschule zu Nurnberg“ auf der
Weltausstellung 1904
in St. Louis (USA)
- 1904?1905: Villa fur den Vizeadmiral
Max von Fischel
in
Kiel
-
Dusternbrook
, Niemannsweg 127 (verandert)
- 1904?1906:
Villa Lindenhof
fur den Ulmer Unternehmer
Max Robert Wieland
in
Herrlingen
- 1905: Villa fur den Rechtsanwalt
Walter Rudolph
in Dresden-Blasewitz, Comeniusstraße 46 (zerstort)
- 1905?1906: Villa fur den Unternehmer
Adolf Sultan
in
Berlin-Grunewald
, Delbruckstraße 6a (1965 abgerissen)
[14]
[15]
- 1906: Villa fur den Arzt
Adolph Frank
in
Gottingen
, Baurat-Gerber-Straße 2
[16]
- 1906: Landhaus fur
Fritz Frank
in
Witzenhausen
, Am Johannisberg 2 (unter Denkmalschutz)
- 1907?1910:
Arbeitersiedlung Walddorfstraße
der
Hagener Textilindustrie Gebr. Elbers AG
in
Hagen
, Walddorfstraße (nur sechs von geplanten 87 Hausern ausgefuhrt)
- 1908?1912: Gesamtplanung und Errichtung von mehr als 100 Wohnungen ? meist Reihenhausern ? in der
Gartenstadt Dresden-Hellerau
- 1909?1910: Villa fur den Unternehmer
Carl Scholten
in
Duisburg
, Denkmalstraße 7 (1977 abgerissen)
- 1909?1911: Fabrikanlage der
Deutschen Werkstatten fur Handwerkskunst
in Dresden-Hellerau, Moritzburger Weg 67
- 1909?1911:
Villa Hoffmann
in
Halle (Saale)
-Giebichenstein, Ernestusstraße 27 (unter Denkmalschutz)
- 1909?1913: Gesamtplanung und Errichtung von 46 Einfamilienhausern in der
Gartenstadt Nurnberg
- 1909?1913: Villa fur den Unternehmer
Max Robert Wieland
in
Ulm
, Olgastraße 129
- 1910: Inneneinrichtungen ?Speisezimmer“ und ?Damenzimmer“ auf der
Weltausstellung 1910
in
Brussel
- 1910?1912:
Haus Schwalten
fur
Carl Riemerschmid
in
Schwalten
(Ostallgau), ostlich des
Schwaltenweihers
(spater als Erholungsheim genutzt; unter Denkmalschutz)
- 1910?1912:
?Villa Carl“
fur den Verleger
Hans Carl
in
Feldafing
, Hohenbergstraße 35 (unter Denkmalschutz)
- 1911: Wohnhaus fur den Arzt
Martin Naumann
in
Riesa
(Elbe), Lutherplatz 7 (unter Denkmalschutz)
- 1913:
Friedhofsanlage mit Aussegnungshalle mit Arkadengang
in Grafelfing
- 1913:
Anbau des Herrenhauses Paulsberg
in (Radebeul-)
Zitzschewig
- 1914: Evangelische Madchenschule in (Munchen-)Pasing (heutige
Oselschule
; unter Denkmalschutz)
- 1914: Mobiliar und Innenausbau der
Villa
auf der
Kolner Werkbundausstellung
1914
- 1922: Fabrikgebaude fur die
Likorfabrik Anton Riemerschmid
in Munchen, Praterinsel
- 1924:
Kriegerdenkmal
in
Ismaning
, Schloßstraße (mit Bildhauer
Wilhelm Nida-Rumelin
)
- 1925: Ausstellungshalle auf der
Deutschen Verkehrsausstellung 1925
in Munchen
- 1925?1928: Planung der Gartenstadt
Pullach im Isartal
; Von den 180 geplanten Holz?Fertighausern wurden 16 ausgefuhrt, darunter 13 nach Typenentwurfen Riemerschmids. Von den wenigen heute noch erhaltenen Holzhausern stehen zwei unter Denkmalschutz.
[17]
[18]
- 1928: Pavillon des Verlags
Hermann Reckendorf
auf der
Internationalen Presse-Ausstellung
(?
Pressa
“) in Koln (temporarer Bau)
- 1928?1929:
Funkhaus
der
Deutsche Stunde in Bayern GmbH
in Munchen,
Rundfunkplatz
(verandert; heute genutzt durch den
Bayerischen Rundfunk
)
[19]
- 1928?1929: Villa fur Dr. Schaffer in
Klingenmunster
(Pfalz), Poststraße 4
- 1929?1931: Villa fur den Huttendirektor
Alfred Wefelscheid
in
Bendorf
(Rhein)
-
Haus Mailick in Moritzburg
-
Villa Fieser in Baden-Baden
-
Villa Fischel in Kiel
-
Treppenhaus der Villa Fischel
-
Villa Lindenhof in Herrlingen
-
Deutsche Werkstatten in Dresden-Hellerau
-
Hauserzeile in Dresden-Hellerau
-
Evangelische Madchenschule in (Munchen-) Pasing
-
Aussegnungshalle mit Arkadengang auf dem Friedhof in Grafelfing, 1913
- Kunstlerische Erziehungsfragen.
Munchen 1917.
- Zur Frage des Zeitstils.
In:
Die Form
, 1. Jahrgang 1922, Heft 1, S. 8?12. (
Digitalisat
)
- Der Einfluss der Großindustrie auf die Formung unserer Zeit.
In:
Die Form
, 3. Jahrgang 1925/1926, Heft 11, S. 229?234. (
Digitalisat
)
- 1982:
Richard Riemerschmid. Vom Jugendstil zum Werkbund.
Stadtmuseum Munchen (weitere Stationen der Ausstellung in Nurnberg und Koln)
- Portrat (1953) von
Charles Crodel
(Reproduktion in: Heinz Thiersch (Hrsg.):
Wir fingen einfach an. Arbeiten und Aufsatze von Freunden und Schulern um Richard Riemerschmid zum 85. Geburtstag.
Munchen 1953, Abb. S. 7.)
Der schriftliche Nachlass kam 1973 in das
Deutsche Kunstarchiv
beim
Germanischen Nationalmuseum
in Nurnberg.
- Heinz Thiersch (Hrsg.):
Wir fingen einfach an. Arbeiten und Aufsatze von Freunden und Schulern um Richard Riemerschmid zu dessen 85. Geburtstag.
Richard Pflaum, Munchen 1953.
- Winfried Nerdinger
(Hrsg.):
Richard Riemerschmid. Vom Jugendstil zum Werkbund. Werke und Dokumente.
Prestel, Munchen 1982,
ISBN 3-7913-0611-1
.
- Rudiger Joppien:
Die Kolner Werkschulen 1920?1933 unter besonderer Berucksichtigung der Ara Richard Riemerschmids.
In:
Wallraff-Richartz-Jahrbuch
, Band 43 (1982), S. 247 ff.
- Claus Pese:
Mehr als nur Kunst. Das Archiv fur Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum.
(=
Kulturgeschichtliche Spaziergange im Germanischen Nationalmuseum
, Band 2.) Verlag Hatje-Cantz, Ostfildern-Ruit 1998,
ISBN 3-7757-0783-2
, S. 104?107.
- Antonia Gruhn-Zimmermann:
Riemerschmid, Richard.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003,
ISBN 3-428-11202-4
, S. 598 f. (
Digitalisat
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- Maria Wullenkemper:
Richard Riemerschmid (1868?1957). ?Nicht die Kunst schafft den Stil, das Leben schafft ihn.“
(=
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, Band 6.) Schnell & Steiner, Regensburg 2009,
ISBN 978-3-7954-2095-6
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- Thomas Nitschke:
Die Geschichte der Gartenstadt Hellerau.
Hellerau-Verlag, Dresden 2009,
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- Petra Krutisch (Hrsg.):
Richard Riemerschmid. Mobelgeschichten.
(Begleitband zur Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum, Nurnberg, vom 21. Juni 2018 bis 6. Januar 2019.) Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nurnberg 2018,
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Jahresbericht des K. Wilhelms-Gymnasiums zu Munchen.
ZDB
-ID
12448436
, 1885/86.
- ↑
Riemerschmid, Ida.
8. Dezember 2015, archiviert vom
Original
am
8. Dezember 2015
;
abgerufen am 8. Oktober 2023
.
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/gesichter-des-dka.gnm.de
- ↑
Richard Riemerschmid mit seinen Kindern Helmut und Ilse im Garten.
Eintrag im Digitalen Portratarchiv, herausgegeben vom Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum (abgerufen am 12. Juni 2017).
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