Rheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone
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Leopard 2A7 mit L/55-Kanone
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Allgemeine Angaben
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Entwickler/Hersteller
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Rheinmetall
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Entwicklungsjahr
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1965?1975
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Produktionsstart
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1975
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Modellvarianten
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L/44, L/44A1, L/55, L/55A1 und LLR/47
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Waffenkategorie
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Glattrohrkanone
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Technische Daten
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Rohrlange
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5280, 6600 und 5640 mm
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Kaliber
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120 × 570 mm
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Kaliberlange
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44, 55 und 47
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Anzahl
Zuge
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keine Zuge
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Kadenz
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rund 10 Schuss/min
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Ausstattung
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Verschlusstyp
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Fallkeilverschluss
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Munitionszufuhr
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manuell
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Antrieb
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hydraulisch
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Mundungsenergie
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>13 MJ
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Rauchabsauger
und Rohrschutzhulle der L/44-Kanone. Der mit Stoff bespannte hintere Bereich trennt starre von beweglichen Teilen der Waffe.
Die
Rheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone
oder kurz
Rh120
ist eine
Glattrohrkanone
im
Kaliber
120 Millimeter, die ursprunglich fur den Einsatz in mittleren und schweren
Kampfpanzern
bestimmt war. Sie wurde vom
deutschen
Unternehmen
Rheinmetall
entwickelt und wird von dessen
Tochtergesellschaft
Rheinmetall Waffe Munition
, das zur Division
Weapon and Ammunition
gehort, produziert.
[1]
Lizenzen
fur die Produktion wurden international an mehrere Unternehmen vergeben.
Die Kanone ist die erste moderne Glattrohrkanone, die in der
westlichen Welt
nach dem
Zweiten Weltkrieg
entwickelt wurde. Zunachst als Hauptbewaffnung des deutschen
Leopard 2
eingefuhrt und spater im US-amerikanischen
M1 Abrams
sowie weiteren Panzertypen verwendet, ist sie heute in den Panzern der Armeen vieler Lander im Einsatz. Bisher wird sie in drei Varianten, der
L/44
, der
L/55
und der
L/55A1
, verbaut. Die Entwicklung einer dritten Variante, der
LLR L/47
fur
luftverlastbare
Fahrzeuge, ist abgeschlossen, sie wird aber bisher noch in keinem Waffensystem eingesetzt.
Blick von der Mundung aus in das Rohr
Mit der Verscharfung des
Kalten Krieges
und dem Auftauchen neuer Kampfpanzer auf Seiten des
Warschauer Paktes
wuchsen Mitte der 1960er-Jahre auf Seiten der
Bundeswehr
Zweifel, ob die existierenden Kanonen, insbesondere die weit verbreitete
gezogene
105-mm-Kanone
Royal Ordnance L7
, noch in der Lage waren, diese neuen Gegner erfolgreich zu bekampfen. Diese Gegner waren insbesondere die
T-64
- und
T-72
-Panzer, die mit einer damals neuartigen
Verbundpanzerung
und
125-mm-Glattrohrkanonen
ausgerustet waren.
Die von den USA und Deutschland gemeinsam begonnene Entwicklung des
Kampfpanzer 70
scheiterte und wurde 1969 eingestellt. Nachdem sich auch die geplante 152-mm-Kanone, die die
Rohrrakete
MGM-51
abfeuern konnte, fur Deutschland als der falsche Weg herausstellte, entschloss sich Rheinmetall, einen neuen Weg bei der Entwicklung der Kanone einzuschlagen, der in der
Sowjetunion
bereits 1962 durch die Einfuhrung der 115-mm-Glattrohrkanone
U-5TS
beim
T-62
vorgezeichnet wurde.
Bodenstuck der Kanone. Unterhalb am Schutzgitter die farblich markierte Rohrrucklaufanzeige sowie der Hebel der Auflauframpe zum Verhindern des automatischen Offnens des Verschlusses nach dem Schuss.
Die 120-mm-Glattrohrkanone
L/44
entstand in enger Zusammenarbeit mit der
Bundeswehr
speziell fur den Einsatz im Leopard 2, der damals entwickelt wurde. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei Rheinmetall begann im Jahr 1965 unter der Federfuhrung von
Raimund Germershausen
[2]
und zog sich uber zehn Jahre hin. Rheinmetall konnte bereits nach zweijahriger Entwicklungszeit nachweisen, dass die Glattrohrkanone flugelstabilisierte Geschosse mit großer Prazision verschießen konnte.
Als die Kanone 1975 fertig war, wurde von Rheinmetall und den Fahrzeugherstellern in einem trinationalen Vergleichsschießen gezeigt, dass sie ihren westlichen Wettbewerbern mit gezogenen Laufen, namlich der US-amerikanischen 105-mm- und der britischen 110-mm-Kanone, uberlegen war. So lag die ballistische Leistung 60 % uber der der 105-mm-Kanone.
[3]
Mit dem Zulauf des Leopard 2 zur Truppe war so eine im Westen vollkommen neue Waffentechnik verfugbar.
Der erste Lizenznehmer der
L/44
-Kanone,
General Dynamics
, fuhrte sie 1986 als
M256
bei der
A1
-Version des
M1 Abrams
ein. Sie ersetzte dort die gezogene 105-mm-Kanone
M68A1
. Die
L/44
ist zur Nachrustung und damit Kampfwertsteigerung von
Leopard 1
geeignet, die ebenfalls mit einer gezogenen 105-mm-Kanone
(L7A3)
ausgestattet sind.
Die Kanone hat ein Kaliber von 120 Millimetern. Die namensgebende
Kaliberlange
44 ergibt damit eine Rohrlange von 5280 mm, was annahernd der Lange der
L7A3
des Leopard 1 entspricht.
[4]
Das Rohr wiegt dabei 1190 Kilogramm und die komplette Waffenanlage 3780 Kilogramm.
Das kaltgereckte Vollrohr ist fur einen Konstruktionsgasdruck von 7100 bar ausgelegt und erhielt eine
Autofrettage
. Als Werkstoff wurde ein hochfester, vakuum-umgeschmolzener Stahl verwendet.
[5]
Im Vergleich zur L7A3-Kanone wurde die
Dehngrenze
des Stahls um mehr als 20 Prozent auf 1,03
Gigapascal
erhoht.
[4]
Aufgrund der hohen Leistung der Munition und der damit einhergehenden hohen thermischen und erosiven Belastung ist das Rohr zur Erhohung der Haltbarkeit innen hartverchromt. Anfangliche Probleme mit dieser Hartverchromung verzogerten die Entwicklung der Kanone.
[6]
Um eine Verformung durch Sonneneinstrahlung moglichst gering zu halten, besitzt das Rohr eine
Rohrschutzhulle
aus doppelwandigem und ausgeschaumtem
glasfaserverstarktem Kunststoff
(GFK). GFK wurde hier erstmalig im Waffenbau verwendet und wurde auch gewahlt, um durch die geringe Masse die Dynamik der Waffenanlage moglichst wenig zu beeintrachtigen. Der
Rauchabsauger
ist ebenfalls aus GFK gefertigt.
[3]
Ladeschutzenplatz des Leopard 2 mit Lafette des Blenden-MGs, ganz rechts die Kanone, darunter die Rohrbremse (mit rotem Deckel)
Die Kanone ist auf
Schildzapfen
gelagert; der Hohenrichtbereich betragt beim Einbau im Leopard 2 minus 9 Grad bis plus 20 Grad.
[3]
[7]
Der
Verschluss
der Kanone ist ein Fallkeilverschluss mit vorgesteuerter Offner- und Auswerfermechanik. Das Schließen ubernimmt eine Schließfeder. Beim Ausfall der Systeme kann der Verschluss auch von Hand geoffnet oder verschlossen werden. Die Waffe wird elektrisch abgefeuert. Eine Notabfeuerung mittels
induktivem
Stoßgenerator ist moglich. Die
Rucklaufeinrichtung
des Rohres besteht aus zwei hydraulischen Rohrbremsen mit einer Bremshochstkraft von 600
Kilonewton
(kN). Der Rucklaufweg des Rohres ist mit nominal 340 mm (maximal 370 mm) annahernd aquivalent zur gezogenen 105-mm-Kanone mit 280 mm.
[3]
Der
Rohrvorholer
arbeitet mit einem hydropneumatischen System. Das Bodenstuck ist mit der Rucklaufeinrichtung fest verbunden und mit einem Bajonettgewinde mit dem Rohr verschraubt.
[3]
Aufgrund dieser Bauweise kann das Rohr in etwa 30 Minuten gewechselt werden. Die Kanone ist weder mit einer
Mundungsbremse
noch mit einem
Mundungsfeuerdampfer
ausgerustet.
[8]
Die Kanone ist Bestandteil einer vollstabilisierten Waffenanlage. Als Entwicklungsziel wurde eine Waffenanlage mit Kanone mit großerem Kaliber als 105 mm, die unter weitestgehender Beibehaltung der Abmessungen leistungsfahiger und zielgenauer sein sollte, formuliert.
[5]
Die Entwicklungsvorgaben dieser Waffenanlage waren eine große effektive Kampfentfernung, eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit beim ersten Schuss und eine gute Durchschlagsleistung auch gegen moderne
Verbund-
oder
Reaktivpanzerungen
. Die Kosten der gesamten Waffenanlage lagen laut ursprunglicher Preisaufstellung bei rund sieben Prozent der Gesamtkosten des Leopard 2.
[9]
Der Feldjustierkollimator aus den Vorserienfahrzeugen des Leopard 2 entfiel bis 1991 in der Serienproduktion. Ab diesem Zeitpunkt wurde ein deutlich verbesserter Feldjustierspiegel eingebaut und an allen Glattrohrkanonen nachgerustet.
Da die Munition, die parallel zur Waffenanlage von Rheinmetall mitentwickelt wurde, nicht den stabilisierenden
Drall
eines Laufes mit Zugen und Feldern erhalt, wird sie uber ein Leitwerk aus Aluminium (bei neueren Munitionsarten aus Stahl) stabilisiert. Die
Mundungsgeschwindigkeit
betragt mit
Wuchtgeschossen
, beispielsweise der
DM
33
, bis zu 1640 Meter pro Sekunde (m/s). Die Mundungsenergie dieses Geschosses liegt damit bei rund 9,8 Mega
joule
(MJ).
[10]
Die Lebensdauer des Rohres wurde ursprunglich mit 500 ?Standardschuss“ spezifiziert.
[3]
Durch die Verwendung anderer Munitionssorten, hoherer Gasdrucke und abrasiverer Treibladungen sinkt die Lebensdauer allerdings auf unter 300 Schuss.
Leopard 2
A6M des deutschen Heeres mit der
L/55
-Kanone
Mundung einer L/55 am Leopard 2E mit dem neukonstruierten Feldjustierspiegel
Durch die Weiterentwicklung des internationalen Panzerbaus mit der Einfuhrung wirkungsvollerer
Reaktivpanzerungen
in den 1980er-Jahren und die Entwicklung von rohrverschießbaren
Lenkwaffen
mit einer Reichweite von bis zu funf Kilometern wurde eine Verbesserung der Feuerkraft aus Sicht der Bundeswehr unumganglich. Nachdem die Entwicklung von Rheinmetall fur eine noch leistungsfahigere
140-mm-Glattrohrkanone
, der sogenannten
NPzK-140
, insbesondere auf Grund der Tatsache, dass die Panzerturme hatten ersetzt werden mussen, keine Aussicht auf eine Serienreife hatte, wurde entschieden, die L/44 weiterzuentwickeln.
[11]
Die Weiterentwicklung der L/44 wurde die
L/55
. Sie ist nicht nur um 25 Prozent langer und ermoglicht eine noch hohere Mundungsgeschwindigkeit, sondern brachte auch andere Weiterentwicklungen mit sich. Die L/55 ist so konstruiert, dass sie gemaß dem
Interface Control Document
(ICD) eine identische Geometrie der
Kammer
aufweist wie die L/44 und mindestens fur die gleichen Gasdrucke geeignet ist.
[12]
Damit kann Munition der L/44 auch in der L/55 verwendet werden. Außerdem war ein Entwicklungsziel, dass die neue Kanone ohne große Anderungen in den Serienturm des Leopard 2 nachgerustet werden kann.
[11]
Im Jahr 1998 war sie schließlich fur den Einsatz verfugbar, nachdem Rheinmetall 1997 die Erprobung zusammen mit der
DM-53
-Munition (auch
LKE II
genannt) abgeschlossen hatte.
[1]
Die Rohre sind ausschließlich Neufertigungen; eine Verlangerung der L/44-Rohre ist nicht moglich. Die Nebeneffekte der Kopflastigkeit, das ungunstigere Fahrverhalten im Gelande und bebauten Gebieten sowie die haufiger notwendige Uberprufung der Justierung mit der Feldjustieranlage wurden als vertretbar eingestuft.
Die L/55 ist fur großere Gasdrucke ausgelegt, ermoglicht dadurch eine noch hohere Mundungsgeschwindigkeit und damit Durchschlagsfahigkeit der Geschosse. Außerdem wurden die Außengeometrie (Wandstarke) des Rohres sowie die Fertigungsablaufe optimiert, um das sonst ungunstige
Schwingungsverhalten
der Waffe bei der Schussabgabe zu verbessern. So erhalt auch der hintere Teil der L/55 nun eine zweistufige Autofrettage.
[11]
Auf eine Hartverchromung der Laufverlangerung im Mundungsbereich wird aufgrund der Erkenntnisse uber die beim Schuss entstehenden und die Lebensdauer der Verchromung beeintrachtigenden
Transversalwellen
verzichtet. Fur die L/55 wurde auch die Feldjustieranlage weiterentwickelt, die durch eine Anderung des Feldjustierspiegels an der Rohrmundung einen besseren Schwingungsausgleich bietet. Mit der Feldjustieranlage kann der Richtschutze die Justierung der Waffenanlage uberprufen, die aktuelle Verbiegung des Waffenrohres ermitteln und so die Richtanlage justieren.
Angepasst wurden ebenfalls die Bremskraft der Rohr-Rucklaufbremse von 600 kN auf 900 kN, die Schildzapfenlagerung im Turm sowie die Feuerleit- und Waffennachfuhranlage.
[13]
Von der alten Serienwaffe wurden bei der Umrustung das Wiegerohr, der Rauchabsauger, das Bodenstuck und der Verschlusskeil ubernommen. Die Rohrschutzhulle wurde entsprechend verlangert.
Die L/55-Variante hat ebenfalls das Kaliber 120 mm, die Lange betragt aber 55 Kaliberlangen und damit 6600 mm. Sie ist damit 1300 mm langer als ihr Vorganger. Das Rohr wiegt bei der L/55 1374 kg und die komplette Waffenanlage 4160 kg. Mit der neu fur die L/55 entwickelten
DM-53
-Munition wird so eine Mundungsgeschwindigkeit von uber 1750 m/s erreicht. Dies entspricht etwas mehr als funffacher Schallgeschwindigkeit. Durch die Erhohung des Penetratorgewichtes und der Mundungsgeschwindigkeit wird damit eine Mundungsenergie von rund 13 MJ erzielt, was eine Steigerung um mehr als 30 Prozent gegenuber der Kombination L/44 mit DM 33 bedeutet.
[10]
Laut Angaben der Bundeswehr kann damit eine Durchschlagsleistung von 810 mm
Panzerstahl
auf eine Entfernung von 2000 m erreicht werden.
[14]
Schemazeichnung der M256
Die L/55 wurde bei der Bundeswehr erstmals im Rahmen des KWS-I-Programmes (Kampfwertsteigerung I) von Krauss-Maffei eingesetzt. Dabei wurden A4- und A5-Versionen des Leopard 2 zum
Leopard 2A6
aufgewertet. Der erste A6 wurde 2001 an die Bundeswehr ubergeben.
[12]
Prinzipiell kann jeder Panzer, der mit der L/44-Kanone ausgerustet ist, auf die L/55 umgerustet werden. Eine Ausnahme bildete hier der M1A1/M1A2 Abrams. Durch die eigene Weiterentwicklung durch General Dynamics und die damit verbundene konstruktive Auslegung fuhrte die L/55 zu erheblichen schwingungstechnischen Problemen. So erhielt das
U.S. Army Tank-Automotive and Armaments Command
(TACOM) 1998 im Rahmen des Forschungsprojekt zum Advanced Tank Armament System (ATAS) neben drei L/55 die Erlaubnis zur Lizenzfertigung von weiteren zwolf Rohren, die ab 1999 als
M256 E1
fur Einbauuntersuchungen genutzt wurden.
[8]
Nach umfangreichen Anderungen an der Waffenwiege und der elektro-hydraulischen Waffennachfuhranlage fuhrte die US Army ausgiebige Schwingungstests durch, die schließlich eine Systemvertraglichkeit ergaben. Da sich die L/44 jedoch bei Verwendung von
KE-Munition
aus abgereichertem Uran der L/55 mit Wolfram-Schwermetall-Munition bezuglich der endballistischen Leistung als gleichwertig erwies, und mit der
XM291
eine Eigenentwicklung gestartet wurde, verzichten die USA bis heute (2011) auf eine Einfuhrung.
[15]
Am britischen
Challenger 2
, der bisher mit der konventionellen gezogenen
L30
-Kanone
im Kaliber 120 mm ausgestattet ist, wurde die L/55 im Rahmen des
Challenger Lethality Improvement Programme (CLIP)
erprobt.
[16]
Im Januar 2004 wurde vom
Britischen Verteidigungsministerium
an
BAE Land Systems
ein Entwicklungsauftrag fur eine neue 120-mm-Kanone vergeben. Im Rahmen dieses Auftrags begann BAE mit der Lizenzfertigung der L/55 und bereits im Januar 2006 wurde der erste Panzer mit einer Kanone zum Testen ausgerustet.
[17]
[18]
Die parallel dazu gefuhrten Munitionstests erbrachten eine Leistungssteigerung der DM-53-Munition mit Penetrator aus
gesintertem
Wolfram-Schwermetall
[19]
gegenuber der bisher im Challenger 2 verwendeten Munition aus
abgereichertem Uran
(Typ ?CHARM 3“).
[20]
Im Jahr 2014 wurde jedoch entschieden, die Rh120 nicht zu verwenden.
[21]
Nachdem sie Ende 2017 qualifiziert wurde, wird seit Mitte 2018 die neue L/55A1-Kanone fur den Einsatz in den verbesserten A7-Varianten des Leopard 2 ausgeliefert. Sie entspricht der L/55, ist aber fur noch hohere Gasdrucke ausgelegt, wodurch die Mundungsenergie weiter erhoht werden kann. Mit der Weiterentwicklung der
DM 63
, der
DM-73
-Munition, soll eine 8 % großere Leistung erzielt werden, wahrend die Neuentwicklung
KE2020Neo
(Stand 2023 noch in Entwicklung) eine Leistungssteigerung um 20 % erreichen soll.
[22]
Daruber hinaus kann sie die programmierbare Mehrzweckpatrone DM11 verschießen.
[23]
Nachdem das Projekt zur Aufrustung der britischen Challenger 2 im Jahre 2014 gestoppt wurde, wurde 2021 bekanntgegeben, dass Rheinmetall nun doch einen Auftrag zur Aufrustung der Kampfpanzer erhalten hatte. Zum sogenannten Life Extension Project (LEP) fur die Challenger 2 gehort unter anderem auch die Ausstattung mit L/55A1; die uberarbeiteten Panzer sollen als
Challenger 3
bezeichnet werden.
[24]
Die
Rh 120 LLR L/47
ist eine Weiterentwicklung der eingefuhrten 120-mm-Kanonen mit 47 Kaliberlangen und damit einer Rohrlange von 5640 mm.
LLR steht
dabei fur
Light-Low Recoil
(deutsch etwa:
leicht, geringer Ruckstoß
).
[25]
Die verwendete Technologie und Teile der Materialien, wie der
Vergutungsstahl
des Rohres und Bodenstuckes, wurde aus dem eingestellten Projekt von Rheinmetall zur Entwicklung der
NPzK-140
[26]
auf das kleinere 120-mm-Kaliber portiert.
[27]
Die LLR wurde entwickelt, um die Feuerkraft und damit Durchschlagsfahigkeit der bekannten 120-mm-Glattrohrkanonen auf ein leichteres und damit luftverlastbares Waffensystem zu ubertragen. Aufgrund des geringeren zulassigen Gesamtgewichts und der damit schwacheren Struktur des Tragerfahrzeuges sind umfangreiche Maßnahmen an der Waffenanlage wie beispielsweise die Verringerung von Gewicht und Ruckstoß notwendig, um sie einsetzen zu konnen. So wurde bei der LLR der Ruckstoß im Vergleich zur L/44 um 40 Prozent und das Gewicht der rucklaufenden Massen um 10 Prozent verringert. Damit einhergehend ist allerdings auch eine Verlangerung des Rucklaufes der Kanone bei der Schussabgabe. Sie ist weiterhin kompatibel zu den fur die L/44 und L/55 eingefuhrten Munitionen, da auch sie dem ICD entsprechend konstruiert ist.
Der Ladeschutze eines M1 Abrams mit Munition
Hulsenstummel einer abgefeuerten Patrone
Zur Vereinfachung der Bedienung und Verminderung von Storungen im Ausstoß der Munition wurde von Anfang an die Forderung nach einer
hulsenlosen Munition
aufgestellt, da nur so keine große Patronenhulse ausgestoßen werden muss, um die Kanone neu zu laden. Daruber hinaus konnte so eine Optimierung der Munition durch eine Erhohung des Treibsatzes (auch ?Antrieb“ genannt) erreicht werden, weil die abbrennende Hulse praktisch zum Teil des Antriebes wird. Die Munition wurde daher mit einer
verbrennbaren Hulse
entwickelt.
[5]
Die Hulse besteht aus einer Mischung von
Zellulose
,
Nitrozellulose
,
Harz
und stabilisierenden Zusatzen. Im Gegensatz zu der anfanglichen US-amerikanischen Munitionsentwicklung entschloss man sich bei Rheinmetall fruh, einen Hulsenboden, den sogenannten ?Hulsenstummel“, aus Stahl zu verwenden.
[6]
Trotz des großeren Kalibers und der hoheren Leistungsfahigkeit sind Lange und Gewicht der neuen Munition nicht großer als bei der alten 105-mm-Munition. Der Hauptgrund dafur liegt in der technologischen Weiterentwicklung des Antriebes und damit der Verwendung eines hochenergetischen Treibmittels.
[4]
Diese Munition bietet neben der hoheren Leistungsfahigkeit weitere Vorteile im Vergleich zur Patronenmunition mit Hulse: Zum einen ist die Beschusssicherheit besser, zum anderen ist die Munition wesentlich robuster; so ist die hulsenlose 120-mm-Munition selbst nach einem Fall aus einer Hohe von 2 m noch lade- und beschussfahig.
[28]
Alle drei Varianten der Glattrohrkanone konnen eine Vielzahl unterschiedlicher Munitionstypen und -arten verschießen, solange sie die
NATO-Norm
fur 120-mm-Glattrohrkanonen, die
STANAG 4385
, erfullen.
[8]
Da die 120-mm-Glattrohrkanone fur den Feuerkampf von Kampfpanzern in den Einsatzszenarien des Kalten Krieges entwickelt wurde, lag der Schwerpunkt ursprunglich auf den panzerbrechenden
Wuchtgeschossen
und der
Hohlladungsmunition
. Im Rahmen der heute vorhandenen Bedrohungssituation der
asymmetrischen Kriegsfuhrung
und der veranderten Umgebungsbedingungen wie sie beim
Hauserkampf
vorliegen, werden neue Munitionsarten entwickelt und eingefuhrt.
Verschossen werden unter anderem panzerbrechende Munition wie
M829
-Munition (APFSDS)
Schnittdarstellung eines APFSDS-Geschosses im Rohr
- APFSDS
(
A
rmour-
P
iercing
F
in-
S
tabilized
D
iscarding
S
abot): Ein unterkalibriges Wuchtgeschoss, das einen schweren pfeilartigen Penetrator verschießt und durch seine kinetische Energie wirkt. Dieser besteht aus abgereichertem Uran (wie in der US-Armee) oder gesintertem Wolfram-Schwermetall (beispielsweise bei der Bundeswehr), deren hohes
spezifisches Gewicht
die Energie pro Flache gegenuber Stahl nochmals erhoht. Die Abdichtung des im Durchmesser kleineren Geschosses gegenuber dem Rohr ubernimmt der
Treibkafig
(heute meist aus
kohlenstofffaserverstarktem Kunststoff
), der sich nach dem Austritt aus dem Lauf durch den erhohten Luftwiderstand ablost.
Rheinmetall entwickelte im Laufe der Jahre die
DM-13
-,
DM-23-
und
DM-33
-Serien, die heute außer der DM 33 nicht mehr eingesetzt werden. Die Bundeswehr verwendet heute zusammen mit der L/55 die ebenfalls von Rheinmetall stammende DM 53/63-Munition, die auch aus
LKE II
bekannt wurde.
[29]
Sowohl die DM 63 als auch DM 53A1 unterscheidet sich von der DM 53 nur leicht, sind aber mit einem temperaturunabhangigen Antrieb
(TIPS = Temperature Independent Propulsion Systems)
gebaut, der auf der SCDB-Technologie (Surface Coated Double Base Propellant, dt. etwa
oberflachen-beschichtetes zweibasiges Treibmittel
) basiert.
[30]
Fur die Version L/55A1 wurde die DM-73 entwickelt.
Die US-amerikanische APFSDS-Variante
M829
A1 wurde im
Zweiten Golfkrieg
bekannt durch ihre Wirksamkeit gegen die irakischen Panzer. Sie bekam daher von Panzerbesatzungen im Golfkrieg aufgrund ihrer Effektivitat, hauptsachlich gegen den
T-72
, den Spitznamen ?Silver Bullet“ (dt.: Silberkugel).
[31]
- HEAT
(
H
igh-
E
xplosive
A
nti-
T
ank): Geschosse, die nach dem normalen Hohlladungsprinzip arbeiten und mit Aufschlagzunder versehen sind. Die erste Generation von HEAT-Munition fur die Rh120 wurde von Rheinmetall gemeinsam mit
MBB
entwickelt, wahrend der Zunder von einem Geschaftsbereich von
Junghans
, der heutigen
Junghans Microtec
, entwickelt wurde.
[4]
- HEAT MP-T
(
H
igh-
E
xplosive
A
nti-
T
ank
M
ulti
P
urpose ?
T
racer): Ein Hohlladungsmehrzweckgeschoss fur leichte Bodenziele und langsame, niedrigfliegende Luftziele. Eine weitere inoffizielle Bezeichnung, vor allem fur die amerikanische Variante M830 ist
MPAT
(
M
ulti-
P
urpose
A
nti-
T
ank).
[32]
[33]
- HE
(
H
igh-
E
xplosive): Die ?klassische“ Sprenggranate, jedoch durch einen Zeitzunder mit Aufschlagfunktion an die Gefechtssituationen im 21. Jahrhundert angepasst; sie ist eine Reaktion auf die Schutztechnologie gegen Hohlladungsgeschosse. Sie wird unter anderem gegen leicht gepanzerte Transportfahrzeuge, Infanterie und befestigte Stellungen eingesetzt.
[34]
Eine neuere programmierbare Variante ist die
DM11
, bei der auch eine Detonation in der Luft (?Airburst“) moglich ist. Sie wird beispielsweise als ?Multi Purpose (MP) DM11“ vom
US Marine Corps
eingesetzt.
[35]
[36]
Lenkflugkorper
- LAHAT
(
La
ser
H
oming
A
nti
T
ank missile):
LAHAT
ist eine
lasergesteuerte
Rakete der
Israel Aerospace Industries
mit einer effektiven Reichweite von mehr als 6000 Metern, die aus der Bordkanone oder aus einem positionsunabhangigen Startgerat verschossen wird. Als Nutzer ist vor allem die israelische Armee bekannt.
[37]
oder fur den Kampf im urbanen Umfeld
- PELE
(
P
enetrator mit
E
rweitertem
L
ateral-
E
ffekt,
engl.
P
enetrator with
E
nhanced
L
ateral
E
ffect
): Eine Art Umbausatz fur HEAT MP- oder KE-Geschosse, der fur den Kampf im stadtischen Umfeld entwickelt wurde. Durch die Verwendung zweier Materialien unterschiedlicher Dichte ist es moglich, im Ziel auch ohne Sprengstoff oder Zunder eine entsprechende Wirkung zu erzielen. Die Durchschlagsleistung, Ansprechempfindlichkeit und Splitterleistung ist laut Hersteller dabei hoher als bei konventioneller Munition, jedoch mit einem geringeren Risiko eines
Begleitschadens
.
[38]
- Kartatsche
(engl.
Canister
):
ahnlich einer großkalibrigen
Schrotpatrone
ist diese Munition gefullt mit Wolframkugeln; sie wird gegen
?weiche Ziele“
, eingegrabene Infanterie oder auch gegen Gebaude eingesetzt. Die USA entwickelten um 2003 das Geschoss M1028 fur die Kanone L/44, zum Einsatz im
Irakkrieg
.
[39]
In der Entwicklung befand sich auch die
Eine Ubersicht der von der Bundeswehr eingesetzten Munitionsarten findet sich in der
Liste von Bundeswehrmunition
.
Analog zur Weiterentwicklung
L/55A1
wird auch fur die
L/44
eine Weiterentwicklung als
L/44A1
angeboten, die zur Aufrustung bis zur A5-Version des Leopard 2 in Erwagung gezogen werden kann.
[41]
[42]
Des Weiteren stellte Rheinmetall auf der
Eurosatory
2016 einen Demonstrator fur ein mogliches komplett neues Nachfolgermodell vor. Die
Rheinmetall 130-mm-Glattrohrkanone
ware konzeptionell fur das neue
Main Ground Combat System
(MGCS) vorgesehen.
[43]
Auf der Eurosatory 2022 wurde sie als L/52 erstmals eingebaut im neu vorgestellten
KF51 Panther
gezeigt.
[44]
M1A1 Abrams beim Abfeuern der lizenzgefertigten
M256
-Kanone
- Chile
Chile
: Leopard 2A4CHL, uberholte und umgerustete Bestande der Bundeswehr
- Danemark
Danemark
: Leopard 2A5DK, teilweise aus Bundeswehr-Bestanden
- Osterreich
Osterreich
: Leopard 2A4, aus den Bestanden der Niederlande ubernommen
- Deutschland
Deutschland
: Leopard 2 bis einschließlich der A5-Ausfuhrung
[45]
- Italien
Italien
:
Ariete
, Lizenzfertigung von
Leonardo
- Griechenland
Griechenland
: Leopard 2A4, uberholte und leicht umgerustete Bestande der Bundeswehr
- Finnland
Finnland
: Leopard 2A4FIN, alle aus Bundeswehr-Bestanden (nur leicht umgerustet)
- Japan
Japan
:
Typ 90
: Lizenzfertigung der
L/44
[46]
- Kanada
Kanada
: Leopard 2A4M CAN, von den Niederlanden ubernommene und modernisierte Panzer
- Niederlande
Niederlande
: Leopard 2 bis A5 (nicht mehr im Bestand, Panzertruppe aufgelost)
- Norwegen
Norwegen
: Leopard 2A4NO, von den Niederlanden ubernommene Panzer
- Polen
Polen
: Leopard 2A4 & A5, aus Bundeswehr-Bestanden
- Schweiz
Schweiz
: Panzer 87 Leopard WE (vergleichbar Leopard 2A5), Lizenzfertigung der Kanone durch
K+W Thun
[47]
[48]
- Schweden
Schweden
: Stridsvagn 122, eine Sonderversion des Leopard 2A5
- Singapur
Singapur
: Leopard 2A4
- Korea Sud
Sudkorea
:
K1 Typ 88
: Ausgestattet mit der
M256
, die in Lizenz in Sudkorea produziert wird
- Vereinigte Staaten
Vereinigte Staaten
:
M1A1/M1A2 Abrams
: Lizenzversion
M256
von General Dynamics Landsysteme. Hauptbewaffnung des M1 Abrams seit der Version M1A1
[49]
- Deutschland
Deutschland
: Leopard 2 A6 (eingefuhrt 2001)
[2]
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