Reliquienaltar, des Hl. Theodor, St. Sebastian, Mannheim
Theodor-Reliquienaltar, Stifterinschrift, 1778
Reliquiar des Hl. Theodor, in der Altarmensa
Das
Mannheimer Reliquienaltar des Hl. Theodor
ist ein
barocker
Hochaltar in der Pfarrkirche
St. Sebastian
, mit einem großen
Reliquienschrein
des Hl.
Theodor Tiro
bzw. des Hl.
Theodor Stratelates
, deren Kult sich vermischt hat und die in der katholischen Kirche als die gleiche Person angesehen werden.
Es handelt sich um einen barocken Hochaltar, welcher als linker Seitenaltar in der Stadtpfarrkirche
St. Sebastian, Mannheim
steht. Laut lateinischer Inschrift im oberen Teil des
Retabels
ist er eine 1778 gemachte Stiftung des Pfalzer
Kurfursten Karl Theodor
zur Verehrung der von ihm aus
Rom
geholten
Reliquien
seines Namenspatrons St. Theodor. Gebeine von diesem befanden sich schon seit Alters in der Kirche
San Teodoro al Palatino
in Rom, die bereits unter Papst
Gregor dem Großen
(† 604) als
Diakonie
nachweisbar ist.
[1]
Eventuell steht der Erwerb der Reliquien im Zusammenhang mit der ersten Romreise des Herrschers, 1774/75. Der Mannheimer Reliquienaltar wurde laut Inschrift 1778 gestiftet, in dem Jahr als der Stifter
Mannheim
verließ und seinen Regierungssitz nach
Munchen
verlegte, nachdem
Kurbayern
1777 an die
Kurpfalz
gefallen war.
Etwa zeitgleich (1779) kamen auch weitere Reliquien des Heiligen nach Bayern, die von einem Priester namens Balthasar Grimm, ehemaligem Pfarrer am
Campo Santo Teutonico
in
Rom
, beschafft worden waren. Sie befinden sich seit 1780 in der
Wallfahrtskirche
Maria Brunnlein
bei
Wemding
.
[2]
Moglicherweise hatte auch der Kurfurst seine Reliquien uber diese Verbindung erhalten.
Der 7,5 m hohe
Adikula
-Altar besteht aus rotlichgrauem Marmor, die Schmuckteile der Architektur sind vergoldet. Wie bereits erwahnt tragt er im Giebel, unter einem weißen Oval-Medaillon der
Hl. Anna
, die lateinische Stifterinschrift:
CORPUS S. THEODORI CAR. THEODORUS ELECTOR ROMA REDUX SUB HOC MARMORE PUBLICAE VENERATIONIS EXPONI CURAVIT MDCCLXXVIII
Darunter wolbt sich eine Bogennische die als zentrales Retabelbildnis eine auf Wolken thronende Madonna mit einem Jesusknaben aufnimmt. Es ist eine Gipsstudie des kurpfalzischen Hofbildhauers
Peter Anton von Verschaffelt
(1710?1793) zu einer gleichartigen Marmormadonna, die er fur das Grabmal des Bischofs
Maximilian Anton van der Noot
in der
St.-Bavo-Kathedrale
von
Gent
schuf. Als Vorbild diente die Madonna von
Michelangelo
, in der
Liebfrauenkirche
von
Brugge
. Wegen der zentralen Mariendarstellung gilt der Altar gleichzeitig als
Marienaltar
der Mannheimer Pfarrkirche.
In der
Altarmensa
sitzt mittig eine Nische mit Fenster. In dieser Nische steht zur Verehrung das geschlossene, sargformige Barock-Reliquiar mit den Gebeinen des heiligen Theodor. Es tragt die Aufschrift
CORPUS S. THEODORI.
- Hans Huth:
Die Kunstdenkmaler des Stadtkreises Mannheim I.
Munchen 1982, S. 490
- Karl Anton Straub:
Mannheimer Kirchengeschichte
, Haas-Verlag, Mannheim, 1957, S. 47
- Eva Hofmann:
Peter Anton von Verschaffelt: Hofbildhauer des Kurfursten Carl Theodor in Mannheim
, Dissertation Ruprecht-Karls-Universitat zu Heidelberg, 1982, S. 103 u. 104;
(Buch als PDF-Dokument)
- Friedrich Walter
:
Bauwerke der Kurfurstenzeit in Mannheim
, 1928, S. 52;
(Ausschnittscan)
-
Die Mannheimer Madonna von Peter Anton von Verschaffelt
-
Die Genter Madonna von Peter Anton von Verschaffelt
-
Die Madonna von Michelangelo in Brugge
- ↑
Ferdinand Gregorovius:
Geschichte Der Stadt Rom im Mittelalter
, 1876, S. 118,
(Ausschnittscan)
- ↑
Karl Boswald:
Geschichte der Wallfahrt zur jungfraulichen Mutter Gottes Maria bei Wemding
, Ottingen, 1845, S. 10,
(Digitalscan)
49.48922
8.46676
Koordinaten:
49° 29′ 21,2″
N
,
8° 28′ 0,3″
O