Reichsapfel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Reichsapfel des Heiligen Romischen Reiches

Der Reichsapfel , lateinisch Globus cruciger (?kreuztragende Weltkugel“), ist ein Herrschaftszeichen in Form einer Weltkugel mit aufgesetztem Kreuz . Die Kugel steht fur die Erde, Symbol fur die Weltherrschaft des Kaisers, das Kreuz ist Zeichen fur das Bekenntnis des Kaisers zum christlichen Glauben. Der Reichsapfel symbolisiert neben dem Zepter als weltlichem Symbol die religiose Verbindung des Herrschers zu Gott als dem hoheren Herrscher. Tatsachlich wurde dieser Grundsatz aber nie konsequent eingehalten, und der Reichsapfel gilt auch als Herrschaftsinsignie von Konigen ohne Anspruch auf die Kaiserwurde. [1] [2]

In der christlichen Kunst, besonders im Bildtyp Salvator mundi , tragt Jesus Christus selbst oft dieses Zeichen.

Reichsapfel des (Heiligen) Romischen Reichs [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Reichsapfel geht historisch auf den Globus der Romer zuruck, der die Weltherrschaft des Romischen Reichs und damit die universale Reichsidee symbolisierte. [3] Auf den romischen Munzen der Kaiserzeit wurde ? besonders ab dem 3. Jahrhundert ? haufig eine Victoria auf dem Globus dargestellt. Dieses Motiv wurde auch unter den christlichen Kaisern des 4. Jahrhunderts noch haufig genutzt, wobei Victoria nun eher als Personifikation denn als Gottheit verstanden wurde. Als sie jedoch mit dem Streit um den Victoriaaltar im spaten 4. Jahrhundert als heidnisches Symbol in Misskredit geriet, wurde sie auf den Munzen durch ein Kreuz ersetzt, das nun den Globus kronte. [4]

Diese christliche Abwandlung der Weltherrschaftssymbolik wurde in der Folgezeit ein wichtiges Attribut derjenigen irdischen Herrscher, die ihre Macht von Jesus Christus ableiteten ( Gottesgnadentum ), besonders der ostromischen Kaiser und der Konige ( Kaiser ) des ? darum ?heilig“ genannten ? Heiligen Romischen Reichs . Auf mittelalterlichen und neuzeitlichen Munzen sind diese haufig mit dem Reichsapfel in der linken Hand dargestellt. Auch auf Munzen der rheinischen Pfalzgrafen ( kurfurstliche Linien ) ist der Reichsapfel dargestellt, denn sie hatten das Amt des Erztruchsesses inne, das durch den Reichsapfel symbolisiert wurde ( Erzamter ).

Ein erster Hinweis auf einen uberreichten Reichsapfel findet sich kurz vor der Kaiserkronung Heinrichs II. durch Papst Benedikt VIII. am 14. Februar 1014. Benedikt VIII. und die romische Burgerschaft zogen Heinrich II. weit entgegen und bereiteten ihm noch vor Rom einen feierlichen Empfang, wobei der Papst einen mit Edelsteinen besetzten und mit einem goldenen Kreuz geschmuckten Reichsapfel aus Gold uberreichte, den er zuvor fur diesen Anlass fertigen ließ. Heinrich II. gab diesen Reichsapfel an das Kloster Cluny weiter. Abt Odilo von Cluny hatte mit dem Hof am 25. Dezember 1013 in Pavia das Weihnachtsfest gefeiert und war auch bei der Kaiserkronung zugegen.

Ein Reichsapfel wurde ferner im Jahr 1191 bei der Kaiserkronung Heinrichs VI. dem neuen Kaiser uberreicht. Die Form des Kreuzes und die Filigranornamente legen nahe, dass dieser Reichsapfel nicht wesentlich fruher entstanden sein kann. Andererseits gibt es aber keine Anhaltspunkte dafur, dass der Reichsapfel des Heiligen Romischen Reiches , der heute in der Schatzkammer in Wien aufbewahrt wird, dem Kaiser uberreicht wurde. Das Lexikon des Mittelalters schreibt dazu: ?Die traditionellen Kronungsinsignien, darunter Zepter und Reichsapfel, wurden aus dem Hort beliebig ausgewahlt.“ [5]

Reichsapfel anderer Monarchien [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kaiserreich Osterreich [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zum Reichsapfel des Kaisertums Osterreich siehe Osterreichische Kaiserkrone .

Konigreich Großbritannien [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fur den Reichsapfel des Konigreichs Großbritannien siehe Reichsapfel britischer Monarchen .

Danemark [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Reichsinsignien der danischen Konige sind im Keller des Schlosses Rosenborg aufbewahrt.

Norwegen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Reichsapfel der norwegischen Reichsinsignien wurde 1818 in Stockholm angefertigt und besteht aus vergoldetem Silber. Der Globus wird von einem mit Rosen dekorierten Goldband in zwei Halften geteilt. Ein ahnliches Band teilt die obere Halbkugel in zwei Teile. Darauf steht ein Reichsapfel in Kleinformat mit einem ziselierten lateinischen Kreuz. Siehe auch: Reichsschwert (Norwegen)

Preußen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der preußische Reichsapfel in Form einer blau emaillierten Kugel mit Goldreif und goldenem Kreuz ist mit 50 facettierten farbigen Edelsteinen und weiteren 36 Rubinen geschmuckt und wurde 1700 als Kronungsinsigne fur die Kronung Konig Friedrichs I. 1701 geschaffen. Er ist heute zusammen mit Preußischen Kronjuwelen im Schloss Charlottenburg in Berlin als Leihgabe der Familie Hohenzollern ausgestellt.

Konigreich Bohmen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Kronjuwelen des Konigreichs Bohmen mit dem Reichsapfel werden im Veitsdom in Prag aufbewahrt.

Schweden [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Reichsinsignien der schwedischen Konige sind in der Schatzkammer des Stockholmer Schlosses ausgestellt.

Ungarn [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der ungarische Reichsapfel ist mit der Stephanskrone im Kuppelraum des ungarischen Parlamentsgebaudes in Budapest aufbewahrt. Auf dem Globus steht ein Patriarchenkreuz anstatt eines lateinischen Kreuzes.

Reichsapfel in der Heraldik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Heraldik ist der Reichsapfel eine gemeine Figur und sehr verstreut in den Wappen zu finden. Die Darstellung erfolgt durch eine Kugel mit aufgesetztem Kreuz . Um die Kugel ist ein Metallband wie ein Aquator gespannt und mittig wird das Band nach oben weiter gefuhrt, so dass es im Kreuz auslauft. Die weltliche Macht symbolisierend, ist im deutschen Sprachraum durch den Truchsess als besonderen Beamten dem Kaiser dieses Insigne vorangetragen worden. Die Pfalzgrafen hatten dieses Symbol in ihren Wappen ubernommen. Dabei waren wohl die bayrischen, rheinischen und die kurpfalzischen Pfalzgrafen die Besten des Heiligen Romischen Reichs Deutscher Nation. Hier ist der Reichsapfel im Wappen etwas gehaufter. Als Insigne halt der Preußenadler das Zeichen links und das Zepter rechts im Fang. Wiederholung auch im Oberwappen des Wappens Konigreich Preußen . Hier ist der Reichsapfel blau mit goldenem Kreuz am Reif.

Reichsapfel in der Numismatik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Achtbrudertaler von 1609, ein Reichstaler mit dem Reichsapfel
Goldgulden mit Reichsapfel

Die Reichstaler, vor allem die sachsischen Reichstaler der albertinischen und ernestinischen Linie und die Wechseltaler tragen auf der Vorderseite in der Umschrift uber dem Kopf des Herrschers einen kleinen Reichsapfel im Munzbild. (Siehe dazu auch: Munzstatte Dresden#Die Munzen der Munzstatte , Erblandischer Taler , Dreibrudertaler (Kursachsen) und Schautaler zur Grundsteinlegung der Kapelle im Schloss Moritzburg bei Dresden ? hier allerdings auf der Ruckseite.) Hauptsachlich in Sachsen wurden so die Munzpragungen nach der Augsburger Reichsmunzordnung von 1559 , der Sachsen 1571 beigetreten war, gekennzeichnet.

Der Gute Groschen zu 1 24  Reichstaler wurde wegen des großen Reichsapfels auch Apfelgroschen genannt.

Die sehr seltene goldene Munze Kursachsens, der Reichsgulden zu 21 Groschen (1584) , eine ausgepragte Rechnungsmunze, zeigt einen großen Reichsapfel, der ganz untypisch mit dem kursachsischen Staatswappen belegt ist.

Die Goldgulden der Groschenzeit Sachsens sind die ab 1454 nach dem Vorbild des rheinischen Gulden gepragten Goldmunzen der Wettiner mit einem Reichsapfel im Dreipass und dem stehenden Johannes den Taufer auf der Ruckseite. Die Munzbilder wurden in Varianten bei samtlichen Goldgulden der sachsischen Groschenzeit beibehalten.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Percy Ernst Schramm : Sphaira, Globus, Reichsapfel. Wanderung und Wandlung eines Herrschaftszeichens von Caesar bis zu Elisabeth II. Ein Beitrag zum ?Nachleben“ der Antike . Hiersemann, Stuttgart 1958.
  • Wolfgang Christian Schneider : Victoria sive Angelus Victoriae. Zur Gestalt des Sieges in der Zeit des Ubergangs von der antiken Religion zum Christentum. In: Andreas Mehl, Wolfgang Christian Schneider (Hrsg.): Reformatio et Reformationes. Festschrift Lothar zu Dohna. Darmstadt 1989, S. 29?64.
  • Jan Keupp , Hans Reither, Peter Pohlit, Katharina Schober, Stefan Weinfurter (Hrsg.): ?… die keyserlichen zeychen …“ Die Reichskleinodien ? Herrschaftszeichen des Heiligen Romischen Reiches. Schnell + Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2002-4 .
  • Sabine Haag , Franz Kirchweger, Katja Schmidtz-von Ledebur (Hrsg.): Schatze burgundischer Hofkunst in Wien. Kunsthistorisches Museum, Wien 2009, ISBN 978-3-85497-169-6 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Reichsapfel  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons : Reichsapfel in der Heraldik  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Reichsapfel |. Abgerufen am 19. September 2022 .
  2. WDR: Geschichte des Adels: Reichsinsignien. 6. Dezember 2017, abgerufen am 19. September 2022 .
  3. Tonio Holscher : Victoria romana. Archaologische Untersuchungen zur Geschichte und Wesensart der romischen Siegesgottin von den Anfangen bis zum Ende des 3. Jhs. n. Chr. Philipp von Zabern, Mainz 1967, S. 41?47 und 180?182.
  4. Maria Radnoti-Alfoldi : Die Munzpragung der Spatantike (284?476 n. Chr.). In: Dieselbe: Gloria Romanorum. Schriften zur Spatantike (= Historia Einzelschriften. Heft 153). Franz Steiner, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07918-1 , S. 337?367, hier S. 344 f.
  5. Helmut Trnek: Reichsinsignien. In: Lexikon des Mittelalters . Band 7: Planudes bis Stadt (Rus). Lexma, Munchen 1995, ISBN 3-7608-8907-7 , Sp. 623?626.