Regenpfeifer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Regenpfeifer

Seeregenpfeifer ( Charadrius alexandrinus alexandrinus )

Systematik
ohne Rang: Sauropsida
ohne Rang: Archosauria
Klasse : Vogel (Aves)
Unterklasse : Neukiefervogel (Neognathae)
Ordnung : Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie : Regenpfeifer
Wissenschaftlicher Name
Charadriidae
Vigors , 1825

Die Regenpfeifer (Charadriidae) sind eine Familie der Vogel aus der Ordnung der Regenpfeiferartigen (Charadriiformes). Die Mitglieder der weltweit verbreiteten Familie sind kleine bis mittelgroße Watvogel , deren Beine meist relativ kurz oder hochstens mittellang sind. Charakteristisch fur diese Familie sind ein kurzer Schnabel und bei vielen Arten ein kompakter, rundlich wirkender Korper. Die meisten Arten leben in offenen Landschaften in der Nahe von Gewassern und ernahren sich von Wirbellosen . Von den etwa 70 Arten fuhrt die IUCN sieben als ? gefahrdet “, ? stark gefahrdet “ oder ? vom Aussterben bedroht “. [1]

Merkmale [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Korperbau [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Obwohl die Regenpfeifer eine artenreiche Familie sind, ist ihr Korperbau recht einheitlich. Die großten Arten sind nur etwa doppelt so groß wie die kleinsten Arten: Der kleinste Regenpfeifer ist der Azararegenpfeifer mit einer Kopf-Rumpf-Lange von 15 Zentimetern und einem Gewicht von 30 Gramm, der schwerste Vertreter der Familie ist der Maskenkiebitz , der eine Kopf-Rumpf-Lange von 35 Zentimetern und ein Gewicht von 370 Gramm erreicht.

Flussregenpfeifer im Flug

Charakteristisch fur alle Regenpfeifer sind die relativ großen Augen, deren Iris bei vielen Arten leuchtend gefarbt ist. Eine hohe Zahl von Sehstabchen auf der Netzhaut ermoglicht Regenpfeifern das Sehen auch unter schwachen Lichtbedingungen. Der Kopf erscheint rundlich und sitzt auf einem recht kurzen Hals. Die Vogel tragen den Hals oft eingezogen, weshalb der Korper vieler Arten insgesamt kugelig erscheint. Die dunnen Beine sind bis auf wenige Ausnahmen im Verhaltnis zum Korper kurz oder maximal mittellang, die Hinterzehe ist sehr kurz und bei vielen Arten nur noch rudimentar vorhanden. Die Zehen sind wie bei allen Taxa der Unterordnung Charadrii nicht durch Schwimmhaute verbunden.

Der Schnabel ist gerade, in der Regel relativ kurz und hat eine stumpfe Spitze. Er ist niemals langer als die Distanz zwischen der Schnabelbasis und dem Hinterrand des Auges. Eine Besonderheit stellt der Schnabel des neuseelandischen Schiefschnabels dar, dessen Spitze nach rechts gebogen ist. Bei den meisten Arten ist der Schnabel an der Spitze etwas dicker als in der Mitte und tragt zahlreiche druckempfindliche Rezeptoren, die sogenannten Herbst'schen Korpuskel . Diese dienen dem Aufspuren und Untersuchen von moglichen Beutetieren im Substrat .

Zwischen den Augen sitzen Salzdrusen , die durch Nahrung aufgenommenes Salz aus dem Blutplasma direkt in die Nasenhohle absondern.

Die Arten der Gattung Vanellus unterscheiden sich durch einige morphologische Besonderheiten von den anderen Regenpfeifern: Sie tragen Federhauben , haben Hautlappen im Gesicht oder tragen hornige Dornen am Handwurzelknochen . Auch eine Kombination dieser Merkmale kommt vor. Meist sind die Merkmale bei Mannchen starker ausgebildet als bei den Weibchen. Charakteristisch fur viele dieser Arten sind ihre breiten, abgerundeten Flugel. Die meisten anderen Regenpfeifer haben lange, eher schmale Flugel, die ihnen einen schnellen Flug ermoglichen.

Farbung und Gefieder [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Portrat eines Rotlappenkiebitzes

Das Federkleid der Regenpfeifer ist meist in einer Kombination aus Grau- und Brauntonen sowie Schwarz und Weiß gefarbt. Viele Arten haben an der Brust und auf dem Kopf eine gebanderte Zeichnung. Vor allem kleinere Arten zeigen haufig ein Tarnmuster aus Flecken und Streifen, großere Arten sind oftmals deutlich auffalliger gefarbt, vor allem die Hautlappen im Gesicht einiger Vertreter der Gattung Vanellus sind auffallig gefarbt. Bei vielen Arten sind die Mannchen etwas intensiver gefarbt als die Weibchen. In dieser Hinsicht bildet nur der Mornellregenpfeifer eine Ausnahme: Bei dieser Art ist das Weibchen wahrend der Brutzeit deutlich intensiver gefarbt als das Mannchen. Arten, die in kalteren Gebieten leben und uberwintern haben als Anpassung an die kalten Temperaturen in ihrem Lebensraum deutlich mehr Daunen und Deckfedern.

Viele Regenpfeifer sind wahrend der Brutzeit intensiver gefarbt als wahrend des restlichen Jahres, der Unterschied zwischen Schlichtkleid und Prachtkleid ist in der Regel jedoch relativ gering. Bereits kurz vor der Brutzeit erneuern Regenpfeifer das Deckgefieder an Brust und Stirn, sodass dieses Gefieder wahrend der Balz am intensivsten gefarbt ist. Diese Federn verblassen innerhalb weniger Wochen, sodass die Vogel wahrend des Brutgeschafts bereits wieder deutlich besser getarnt sind. Das restliche Kopfgefieder wird gemausert , wenn das Gelege bebrutet wird. Die Hauptmauser , bei der samtliche anderen Federn ausgetauscht werden, findet nach der Brutzeit statt. Die Flugfahigkeit bleibt dabei erhalten, da nie alle Federn zugleich erneuert werden. Die gesamte Mauser nimmt einen Zeitraum von drei bis funf Monaten in Anspruch.

Stimme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die verschiedenen Gattungen der Regenpfeifer unterscheiden sich mitunter sehr deutlich hinsichtlich ihrer Lautaußerungen. Die meisten kleineren Arten, etwa die der Gattung Charadrius , rufen eher leise und fast ausschließlich im Brutgebiet, bei Gefahr außern sie ebenfalls leise, hohe Rufe. Großere Regenpfeifer wie Kiebitze hingegen rufen meist haufiger, lauter und durchdringender als ihre kleineren Verwandten. Bekannt ist, dass die meisten Arten eine Vielzahl verschiedene Rufe unterschiedlicher Lautstarke, Modulation und Lange beherrschen. Außer den verschiedenen, sehr exakt uber die Art der potenziellen Gefahr Auskunft gebenden Warnrufen sind die Lautaußerungen von Regenpfeifern jedoch nur wenig erforscht. Einige Arten nutzen spektakulare Singfluge zur Balz, wahrend denen sie teils lange, melodiose Strophen pfeifen, verschiedene kurze Laute werden zur Kommunikation mit Artgenossen und Jungvogeln eingesetzt.

Verbreitung und Lebensraum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Verbreitung der Regenpfeifer

Regenpfeifer sind auf allen Kontinenten und in allen Klimazonen der Erde anzutreffen. Sie besiedeln ublicherweise offene Habitate in der Nahe von Wasserflachen, besonders haufig Marschland , Grasland und Tundra in Kustennahe, aber auch im Inland bis in Gebirge . Wenige Arten leben in extrem trockenen Gebieten. Ziehende Arten wechseln im Zuge ihrer Wanderung teilweise mehrmals jahrlich das Habitat. Die großte Artenzahl erreichen die Regenpfeifer in den niederen Breiten der sudlichen Hemisphare.

Lebensweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zugverhalten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Es gibt innerhalb der Regenpfeifer sowohl Langstreckenzieher und Kurzstreckenzieher als auch standorttreue Arten. Die meisten ziehenden Arten gehoren zur Unterfamilie Charadriinae, wahrend es innerhalb der Unterfamilie Vanellinae nur wenige Zugvogel gibt. Die meisten der ziehenden Arten finden sich vor Beginn des Zugs zu Gruppen von bis zu einigen hundert Individuen zusammen, nur wenige Arten ziehen alleine. Es kommt auch haufig vor, dass ziehende Regenpfeifer sich mit anderen ziehenden Watvogelarten zusammenschließen und mit diesen gemeinsam in einer Gruppe fliegen. Das Zugverhalten ist oft stark synchronisiert, ein Großteil einer lokalen Population zieht zur selben Zeit ins Winterquartier und zuruck. Wahrend langerer Fluge sind die Gruppen strukturiert und fliegen haufig in Formationen.

Wie alle Zugvogel nehmen vor allem die Langstreckenzieher unter den Regenpfeifern vor Beginn des Zuges besonders viel Nahrung auf, wodurch sie ihre Korpermasse um bis zu 50 Prozent vergroßern. Das angefressene Fett wird am gesamten Korper unter der Haut gespeichert. Zudem vergroßern sich in der Phase der Vorbereitung auf den Zug die Verdauungsorgane und die Flugmuskulatur zeigt unmittelbar vor dem Abflug eine Hypertrophie . Die weitesten Distanzen legen einige Arten der Gattung Charadrius zuruck, die zwischen Uberwinterungsplatzen im tropischen Afrika und Brutplatzen in der borealen und arktischen Klimazone wechseln und dabei einige tausend Kilometer zurucklegen. Einige Arten, die ganzjahrig in den Tropen und Subtropen leben, ziehen mit Beginn der Trockenzeit kurze Strecken zu den nachsten großeren Wasseransammlungen.

Aktivitat und Komfortverhalten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Viele Arten wandern im Tagesverlauf kurze Strecken zwischen ihren Schlafplatzen und den Nahrungsplatzen an Gewassern. Arten, die an Kusten leben, wandern zudem mit steigender beziehungsweise fallender Tide mit der Wasserlinie, um dort Nahrung zu suchen. In den Tropen und Subtropen verbreitete Arten ziehen sich in den heißen Mittagsstunden oftmals in den Schatten hoherer Vegetation zuruck.

Neben dem Aufplustern des Gefieders und gelegentlichem Baden zeigen Regenpfeifer das fur viele Vogel typische Komfortverhalten des Flugel- und Beinstreckens. Dabei werden ein Flugel und das Bein derselben Korperseite gleichzeitig vom Korper abgespreizt und gedehnt. Arten mit Verbreitungsgebieten in kuhleren Klimazonen nehmen bei Sonnenschein Sonnenbader, indem sie die Flugel leicht abspreizen und sich zur Sonne hinwenden.

Soziales und antagonistisches Verhalten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Regenpfeifer verteidigen zur Brutzeit ein Territorium, auch wenn sie in lockeren Kolonien bruten. Viele Arten finden sich jedoch sowohl wahrend als auch außerhalb der Brutzeit zur Nahrungssuche in teils großeren, lockeren Trupps zusammen.

Das Brutrevier wird vor allem von den Mannchen verteidigt. Kommt es zu Auseinandersetzungen an der Territoriumsgrenze, drohen die beiden Kontrahenten sich, indem sie sich leicht aufgeplustert voreinander stellen und sich ihr meist stark gefarbtes Brust- und Gesichtsgefieder zeigen. Auch die bei einigen Arten leuchtend gefarbte Iris spielt bei diesen Drohritualen eine Rolle. Das Auge wird weit geoffnet, wahrend die Pupille verengt wird, sodass die Iris großer erscheint.

Außerhalb der Brutzeit verteidigen einige Arten kleine Nahrungsreviere, die allerdings nicht so scharf abgegrenzt sind wie die Brutreviere. Die Verteidigung dieser Reviere erfolgt mittels ritualisierter Drohgebarden, die sich von denen zur Verteidigung eines Brutreviers unterscheiden. Die Kontrahenten rennen mit gesenktem Kopf und aufgefacherten Schwanzfedern aufeinander zu und laufen dann mit leicht abgespreizten Flugeln nebeneinanderher. Dabei wird das Gefieder am Rucken leicht aufgeplustert, das Schwanzgefieder bleibt aufgefachert. Gelegentlich wird dieses Verhalten unterbrochen, indem die beiden Vogel sich aufrecht voreinander stellen und den dem Gegenuber zugewandten Flugel nach unten abspreizen.

Fuhlen sich Regenpfeifer bedroht, versuchen sie meist, sich laufend in Sicherheit zu bringen. Durch ihr Gefieder getarnte Arten drucken sich oft auch flach auf den Boden. Sobald sie sich gestellt fuhlen, fliegen Regenpfeifer auf und versuchen die nachstgelegene Deckung zu erreichen. Im Schwarm auftretende Regenpfeifer fliegen eher auf als einzelne Vogel, die ohne den Schutz des Schwarms leichter zur Beute eines Raubers werden konnen.

Wahrend der Brutzeit verleiten viele Arten potenzielle Nest- und Brutrauber, indem sie eine Verletzung simulieren und so versuchen, den Rauber vom Nest wegzulocken. Sobald die Jungvogel geschlupft sind, versuchen Regenpfeifer zudem, den Rauber zu verscheuchen, indem sie laut rufend vor ihm herumflattern und aus der Luft auf ihn herabstoßen.

Dank ihres guten Sehvermogens konnen Regenpfeifer Gefahren schon auf großere Entfernungen erkennen. Die meisten Arten haben Warnlaute fur verschiedene Gefahren entwickelt. Vor Raubvogeln warnen sie mit einem anderen Ruf als vor bodenlebenden Raubern. Auch unterscheiden sie zwischen Nestraubern und in dieser Hinsicht ungefahrlichen Arten.

Ernahrung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wustenregenpfeifer mit erbeuteter Krabbe

Alle Regenpfeifer ernahren sich hauptsachlich von Wirbellosen , daneben werden in sehr geringen Mengen auch Samen und Fruchte aufgenommen, wenn diese verfugbar sind.

Regenpfeifer verlassen sich bei der Jagd auf den Sehsinn; sie warten also, bis sich ein Beutetier zeigt. Viele Arten suchen sowohl wahrend des Tages als auch wahrend der Dammerung und gelegentlich auch nachts nach Nahrung. Zum Beutefang suchen sie große, offene Flachen oder flache Vegetation ab. Wahrend der Nahrungssuche zeigen viele Arten ein charakteristisches Verhalten: Sie rennen kurze Strecken, um dann fur einen Moment innezuhalten. Die Pausen dienen dazu, die weitere Umgebung optisch nach potenziellen Beutetieren abzusuchen, die dann mit einem erneuten Sprint erreicht werden. Vor allem Arten der Gattung Charadrius zeigen dieses Verhalten besonders haufig. Regenpfeifer konnen auch Beute aufschrecken oder hervorlocken, indem sie auf der Stelle stehend schnell mit ihren Beinen auf den Boden trippeln. So werden Kleintiere aufgescheucht. Andere, im Boden lebende Beutetiere kommen an die Oberflache, da sie das klopfende Gerausch fur Regen oder einen grabenden Fressfeind halten. Neben diesen Verhaltensweisen erfolgt die Nahrungssuche jedoch auch, indem die Vogel langsam und mit gesenktem Blick umherlaufen, um Beutetiere zu entdecken oder mittels der Sondierung der obersten Substratschicht mit dem beruhrungsempfindlichen Schnabel. Eine Ausnahme hinsichtlich der Nahrungssuche ist der Schiefschnabel , der mit seinem namensgebenden, gebogenen Schnabel unter Steinen nach Kleintieren tastet.

Regenpfeifer vermeiden es, in unmittelbarer Nahe der haufig im selben Lebensraum vorkommenden Schnepfenvogel nach Nahrung zu suchen. Diese sondieren mit ihren langeren Schnabeln tiefere, weiche Untergrunde, wahrend die Regenpfeifer in der Regel auf hartere, weniger tiefe Substrate ausweichen. Dies ist ein Beispiel fur das Konkurrenzausschlussprinzip .

Die meisten Arten trinken nie oder sehr selten und nehmen das gesamte benotigte Wasser mit ihrer Nahrung auf. Wenn sie trinken, wird der Schnabel mit Wasser gefullt und der Kopf nach oben geworfen, um das Wasser zu schlucken, da sie nicht dazu in der Lage sind, das Wasser in den Schnabel zu saugen.

Fortpflanzung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Paarbildung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Balzender Keilschwanz-Regenpfeifer

Die meisten Arten der Regenpfeifer bruten erst im zweiten Lebensjahr, nur in Ausnahmefallen bruten auch einjahrige Tiere. Zu Beginn der Brutzeit beginnen die Mannchen damit, ein Brutrevier zu verteidigen und zu balzen . Die Balz besteht bei den meisten Arten aus ritualisierten Bewegungen, die das Mannchen ausfuhrt, wahrend es sich einem Weibchen annahert. Meist beinhaltet die Balz das Prasentieren der auffallig gefarbten Gefiederpartien an Kopf und Brust, wahrend der balzende Vogel vor dem umworbenen Partner auf und ab schreitet und leise, glucksende Laute abgibt. Haufig werden auch die Flugel und das Schwanzgefieder in Richtung des Weibchens abgespreizt. Bei einigen Arten wird die Balz durch teils akrobatische Fluge und Gesang begleitet. Wenige Arten zeigen eine Rollenumkehr der Geschlechter: Die Weibchen balzen und verteidigen Reviere, wahrend die Mannchen sich vornehmlich um das Gelege kummern.

Nestbau und Neststandort [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gelege eines Kiebitzes

Regenpfeifer sind ausnahmslos Bodenbruter , die ihre Nester meist zwischen oder unter niedriger Vegetation oder zwischen Steinen anlegen. Das Nest der meisten Arten besteht lediglich aus einer Mulde, die hochstens sparlich mit Pflanzenmaterial und Federn ausgepolstert wird, oft aber werden die Eier direkt auf den Boden gelegt. Wenige Arten tragen Material zusammen, um daraus einen flachen Hugel mit einer Nistmulde zu bauen.

Gelege und Brut [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Je nach Verbreitung bruten Regenpfeifer im Sommer oder kurz nach der Regenzeit, wenn das Nahrungsangebot am großten ist. Die meisten Arten ziehen nur eine Brut pro Jahr groß, bei fruhzeitigem Verlust der ersten Brut legen die meisten Arten jedoch ein Nachgelege . Viele Arten besetzen schon lange vor Beginn der Brut ihre Brutreviere. Es gibt sowohl dauerhaft monogame als auch polygame (bspw. polyandrische ) Arten. Bei polygam lebenden Arten verlasst ein Partner oft kurz nach dem Legen der Eier die Brut und sucht sich einen neuen Partner, um eine weitere Brut zu beginnen.

Wenige Stunden altes Kuken des Rotkopf-Regenpfeifers
Einen Tag altes Regenpfeiferkuken des Keilschwanz-Regenpfeifers

Die zwei bis vier birnenformigen Eier eines Geleges werden in der Regel im Abstand von ein bis zwei Tagen gelegt. Ein Ei hat bei den meisten Arten eine Masse, die 20 bis 30 Prozent der Korpermasse des Weibchens entspricht. Die Eier von Regenpfeifern haben eine helle Grundfarbung, die meist cremig weiß, beige oder grunlich ist, und tragen verschieden große, dunkle Sprenkelungen. Außer bei ausgepragt polygamen Arten ubernehmen bei den meisten Arten beide Elterntiere zu gleichen Teilen das Warmen der Eier. Arten, die in warmen Klimazonen bruten, sorgen fur eine ausreichende Kuhlung des Geleges, indem sie ihre Bauch- und Brustfedern mit Wasser vollsaugen lassen und sich anschließend auf das Gelege setzen. Durch die Verdunstung des Wassers werden die Eier in der Folge gekuhlt.

Die Jungvogel schlupfen zeitlich um maximal zwei Tage versetzt nach einer Brutdauer von 21 bis 30 Tagen, bei den kleineren Arten der Familie liegt die Brutdauer meist im unteren Bereich dieses Spektrums. Unmittelbar nach dem Schlupf tragen die Elterntiere die Eierschalen aus dem Nest und legen sie in einiger Entfernung ab, einige Arten verstecken sie sogar. Dieses Verhalten verhindert, dass die weiß leuchtenden Innenseiten der Schalen Nestrauber anlocken. Die Kuken sind ausgepragte Nestfluchter und sind in der Lage, sofort nach dem Schlupf unabhangig von ihren Eltern nach Nahrung außerhalb des Nests zu suchen. Nach kurzer Zeit kehren sie jedoch zum Nest zuruck oder werden von den Elterntieren zuruckgeholt, um gewarmt zu werden. Die Kuken haben zum Zeitpunkt des Schlupfens bereits sehr kraftige Beine und Fuße und einen großen Kopf und tragen ein dichtes Daunenkleid, das meist beige bis braun gefarbt ist. Bei vielen Arten tragt dieses Daunenkleid ein Tarnmuster aus dunklen Punkten und Streifen. Sobald alle Kuken geschlupft sind, verlassen die Elterntiere mit ihnen das Nest und laufen in Richtung der nachstgelegenen Wasserstelle, wobei sie sich, soweit moglich, als Schutz vor Raubern durch dichte Vegetation bewegen. Wahrend der ersten zwei bis drei Wochen warmen die Elterntiere die Kuken regelmaßig, da diese wahrend dieser Zeit noch nicht eigenstandig ihre Korpertemperatur halten konnen. Nach drei bis vier Wochen werden die Jungvogel flugge, bis zu diesem Zeitpunkt uberleben durchschnittlich 25 bis 30 Prozent der Jungvogel.

Systematik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stammesgeschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die modernen Regenpfeifer entstanden wahrscheinlich vor etwa 40 Millionen Jahren im spaten Eozan . Die ersten sicher den Regenpfeifern zuzuordnenden Fossilien stammen aus dem 30 Millionen Jahre alten Oligozan Colorados und aus Belgien . Aufgrund der Ahnlichkeit der Regenpfeifer zu einer Vielzahl von Vogelfamilien entstand die Theorie, dass nach dem Massenaussterben an der Kreide-Tertiar-Grenze vor 65 Millionen Jahren einige regenpfeiferahnliche Taxa uberlebt haben konnten, aus denen sich in der Folge durch adaptive Radiation die rezenten Neornithes gebildet haben. [2] [3] Molekulargenetische Studien halten jedoch einen alteren Ursprung der modernen Vogel fur wahrscheinlicher. [4]

Externe Systematik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Regenpfeifer stellen zusammen mit den Schnepfenvogeln einen Großteil der Regenpfeiferartigen . Die starke okologische und morphologische Ahnlichkeit zu den Schnepfenvogeln begrundete fruher die Annahme, dass diese beiden Familien eng miteinander verwandt sind. Im 19. und 20. Jahrhundert ging man davon aus, dass die beiden Gruppen Schwestertaxa innerhalb der Ordnung der Charadriiformes bilden. Heute werden beide Familien allerdings unterschiedlichen Unterordnungen der Regenpfeiferartigen zugeordnet, die Regenpfeifer zu den Charadrii und die Schnepfenvogel zu den Scolopaci. Innerhalb der Charadrii sind die Regenpfeifer am nachsten mit den Sabelschnabler (Recurvirostridae), den Austernfischern (Haematopodidae) und dem Ibisschnabel (Ibidorhynchidae) verwandt. [5] Der Magellanregenpfeifer wurde lange Zeit zu den Charadriidae gestellt, sowohl morphologische als auch verhaltensbiologische sowie genetische Untersuchungen kamen jedoch zu dem Schluss, dass er in eine eigene Familie zu stellen ist, die nicht naher mit den Regenpfeifern verwandt ist. [6] [7]

Interne Systematik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Regenpfeifer wurden traditionell in zwei Unterfamilien eingeteilt, die vornehmlich in Afrika vorkommenden Kiebitze (Vanellinae) und die Eigentlichen Regenpfeifer (Charadriinae). Eine Ende 2022 veroffentlichte Untersuchung zeigte jedoch, dass beide Unterfamilien nicht monophyletisch sind. Innerhalb der Regenpfeifer konnen danach 5 Kladen unterschieden werden. Ganz an der Basis stehen die Kiebitzregenpfeifer ( Pluvialis , zu denen auch die Goldregenpfeifer gehoren), [8] die in eine eigene Unterfamilie (Pluvialinae) gestellt werden, [5] dann folgt der Orangekehlregenpfeifer ( Oreopholus ruficollis ). Die drei ubrigen Kladen sind die Kiebitze, sowie zwei weitere Kladen, die sich jeweils um Teile der nicht monophyletischen Gattung Charadrius gruppieren. [9]

Vereinfachte Phylogenie der Regenpfeifer nach ?erny & Natale (2022): [9]
  Charadriidae  






? Charadrius “ + Schiefschnabel ( A. frontalis )


   

Gurtelregenpfeifer ( Peltohyas australis )



   

Schwarzbrust-Regenpfeifer ( Erythrogonys cinctus )



   

Kiebitze ( Vanellus + Hoploxypterus )



   

Charadrius s. str.


   

Diademregenpfeifer ( Phegornis mitchelii )




   

Orangekehlregenpfeifer ( Oreopholus ruficollis )



 Pluvialinae 

Pluvialis



Die Gattungen der Regenpfeifer: [10]

Regenpfeifer und Mensch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der australische Kappenregenpfeifer wird durch zunehmenden Verlust seines Lebensraums bedroht.

Regenpfeifer wurden und werden wegen ihres Fleisches gejagt und ihre Eier gesammelt. Einige Arten sind in ihrem Verbreitungsgebiet sehr bekannt und teils durch die traditionelle Nutzung als Nahrungsmittel, teils wegen ihres von vielen Menschen als niedlich angesehenen Aussehens Teil der ortlichen Kultur geworden. Das Eiersammeln und die Jagd auf Regenpfeifer sind oft traditionelle Ereignisse. Einige Arten der Gattung Vanellus werden als Haustiere gehalten und eingesetzt, um Grundstucke zu bewachen. Durch ihre große Aufmerksamkeit erkennen sie Eindringlinge bereits sehr fruh und melden diese lautstark.

Einige Arten sind Kulturfolger , die erst durch menschliche Aktivitaten bestimmte Bereiche besiedeln konnen. Vor allem in Asien und Afrika, wo große Flachen entlang der Kusten gerodet werden, entstehen Grasland, Weideflachen und wenig intensiv genutzte Acker, die von Regenpfeifern genutzt werden.

Viele Arten sind durch zunehmenden Verlust ihres Lebensraumes bedroht. Entwasserung, starkere Beweidung und Intensivierung der Landwirtschaft zerstoren die Brut-, Rast- und Uberwinterungsgebiete vieler Arten weltweit. Daneben stellen das ubermaßige Sammeln von Eiern und die Jagd eine Bedrohung fur einige Arten dar. Besonders bedroht sind Arten mit einem kleinen Verbreitungsgebiet und Endemiten auf Inseln. Eingefuhrte Ratten und Hauskatzen zerstoren Gelege und fressen Kuken und Brutvogel.

Belege [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Regenpfeifer  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Regenpfeifer  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Quellen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Informationen dieses Artikels entstammen großtenteils:

Daruber hinaus wurden folgende Quellen genutzt:

  1. Charadriidae in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2010. Abgerufen am 03.03.2011.
  2. S. L. Olson: Aspects of the global avifaunal dynamics during the Cenozoic. In: Proceedings of the 19th International Ornithological Congress. University of Ottawa Press, 1989, S. 2023 ff.
  3. A. Feduccia: Explosive evolution in tertiary birds and mammals. In: Science. Band 267, Nr. 5198, 1995, S. 637?638.
  4. J. Cracraft: Avian evolution, Gondwana biogeography and the Cretacious-Tertiary mass extinction event. In: Proceeding of the Royal Society B. Band 268, Nr. 1466, 2001, S. 459?469.
  5. a b David W. Winkler, Shawn M. Billerman, Irby J. Lovette: Bird Families of the World: A Guide to the Spectacular Diversity of Birds. Lynx Edicions, 2015, ISBN 978-84-941892-0-3 , S. 130?131.
  6. A. J. Baker, S. L. Pereira, T. A. Paton: Phylogenetic relationships and divergence times of Charadriiformes genera: Multigene evidence for he Cretaceous origin of at least 14 clades of shorebirds. In: Biology Letters. Band 3, Nr. 2, 2007, S. 205?209.
  7. T. A. Paton, A. J. Baker, J. G. Groth, G. F. Barrowclough: RAG-1 sequences resolve phylogenetic relationships within Charadriiform birds. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 29, Nr. 3, 2003, S. 268?278.
  8. Allan J.Baker, Yuri Yatsenko, Erika Sendra Tavares: Eight independent nuclear genes support monophyly of the plovers: The role of mutational variance in gene trees. In: Phylogenetics and Evolution. Band 6, Nr. 2, November 2012, S. 631?641, doi: 10.1016/j.ympev.2012.07.018
  9. a b David ?erny, Rossy Natale: Comprehensive taxon sampling and vetted fossils help clarify the time tree of shorebirds (Aves, Charadriiformes). Molecular Phylogenetics and Evolution, Band 177, Dezember 2022, doi: 10.1016/j.ympev.2022.107620
  10. Frank Gill, David Donsker & Pamela Rasmussen (Hrsg.): Buttonquail, thick-knees, sheathbills, plovers, oystercatchers, stilts, painted-snipes, jacanas, Plains-wanderer, seedsnipes IOC World Bird List Version 14.1

Literatur auf Deutsch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]