Rebecka Mendelssohn, Zeichnung von
Wilhelm Hensel
1823
Rebecka Dirichlet, Foto einer Miniaturmalerei von
August Grahl
, um 1832
Rebecka Henriette Lejeune Dirichlet
, geb.
Mendelssohn
(*
11. April
1811
in
Hamburg
; †
1. Dezember
1858
in
Gottingen
), war eine deutsche
Salonniere
und wirkte in Berlin und Gottingen. Sie war die Enkelin
Moses Mendelssohns
, Tochter von
Abraham
und
Lea Mendelssohn
(Bartholdy) und jungere Schwester der Musiker und Komponisten
Felix Mendelssohn Bartholdy
und
Fanny Hensel
. Sie war mit dem Mathematiker
Peter Gustav Lejeune Dirichlet
verheiratet und Urgroßmutter des Philosophen
Leonard Nelson
.
Ausschnitt aus dem Stammbaum der Mendelssohn-Familie mit Rebecka Dirichlet an der Wand der Dauerausstellung in der ehemaligen Kapelle auf dem
Dreifaltigkeitsfriedhof I
in
Berlin-Kreuzberg
Wegen Schwierigkeiten mit den
franzosischen Besatzern
in Hamburg im Zusammenhang mit der
Kontinentalsperre
floh die Familie Mendelssohn im Fruhling 1811, nur wenige Wochen nach Rebeckas Geburt, nach
Berlin
, wo der Vater zusammen mit seinem alteren Bruder Joseph die Familienbank weiterfuhrte. Rebecka, die liebevoll Beckchen genannt wurde, wurde musikalisch erzogen und nahm als Sangerin an den familiaren Auffuhrungen mit der
koniglichen Kapelle
am Hof
Friedrich Wilhelms III.
teil, die ihr Bruder Felix leitete. Sie erhielt außerdem eine umfassende (fremd)sprachliche Ausbildung und war, wie ihre alteren Geschwister, Mitglied der
Berliner Sing-Akademie
. Sie hat vermutlich oft als erste die Lieder Felix und Fannys gesungen.
[1]
1816 ließ Abraham Mendelssohn Rebecka und ihre Geschwister evangelisch taufen, wobei Rebecka den Taufnamen
Henriette
erhielt. Die Eltern konvertierten sechs Jahre spater, womit die Erganzung des Familiennamens um den Zusatz
Bartholdy
verbunden war.
Am 22. Mai 1832 heiratete sie den Mathematiker Peter Gustav Lejeune Dirichlet, der durch
Alexander von Humboldt
in die Familie Mendelssohn Bartholdy eingefuhrt worden war. Sie hatten vier Kinder, darunter Florentine Dirichlet, die in der Frauenbewegung engagiert und Mutter der spateren Sozialpolitikerin
Marie Baum
war, den Landwirt
Walter Lejeune Dirichlet
(1833?1887) und Felix Lejeune Dirichlet (1837?1838), der mit 13 Monaten starb. Rebecka Dirichlet brachte den Mathematiker in Kontakt mit den
romantischen Musikern
der Zeit, die haufig in ihrem Haus verkehrten und musizierten. Rebecka Dirichlets Cousine Ottilie, die Tochter von
Nathan Mendelssohn
und Henriette, geb. Itzig, heiratete ebenfalls einen Mathematiker,
Ernst Eduard Kummer
.
Grabstatte von Peter und Rebecka Lejeune Dirichlet in Gottingen
Nach dem Tod ihrer Eltern und alteren Geschwister zogen die Lejeune Dirichlets 1855 von Berlin nach Gottingen, zudem war das Palais der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3 verkauft worden. In Gottingen trat Gustav Lejeune Dirichlet 1855 die Nachfolge von
Carl Friedrich Gauß
an,
[2]
und Rebecka fuhrte hier ?die Tradition der musikalischen Gesellschaften ihrer Großtanten, ihrer Mutter und ihrer Schwester fort. […] An ihren Musikprogrammen in Gottingen wirkten unter anderem Clara Schumann, Johannes Brahms und Joseph Joachim mit.“
[3]
Karl August Varnhagen von Ense
kam oft aus Berlin und beschrieb in seinen Tagebuchern das Haus der Lejeune Dirichlets, den Garten und dessen Pavillon.
Am 1. Dezember 1858 starb Rebecka Dirichlet im Alter von 47 Jahren an einem Schlaganfall, ihr Mann am 5. Mai des Folgejahres an einer Herzkrankheit. Das gemeinsame Grab des Ehepaars in Gottingen ist gut erhalten und befindet sich auf dem
Bartholomausfriedhof
. Die quadratisch umlaufende Sandsteinbalustrade tragt nach Westen die Aufschrift:
Peter Gustav
Lejeune-Dirichlet
geb. zu Duren d. 13. Feb. 1805,
gest. zu Gottingen d. 5. Mai 1859.
|
Rebecca Henriette
Lejeune-Dirichlet
geborne Mendelssohn-Bartholdi
geb. zu Hamburg d. 11. April 1811
gest. zu Gottingen d. 1. Decbr. 1858.
|
- Martina Bick
:
Musikerinnen der Familie Mendelssohn
(=
Reihe Judische Miniaturen
, Band 202). Berlin 2017.
- Ute Buchter-Romer:
?Vergiß nicht deine Tante …“. Aus den Briefen Rebecka Dirichlets an ihren Neffen Sebastian Hensel
. In:
Mendelssohn-Studien
, Band XIV, 2005, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 195?208.
- Sebastian Hensel (Hrsg.):
Die Familie Mendelssohn 1729?1847, nach Briefen und Tagebuchern hg. von Sebastian Hensel
. 2 Bande. 2. Auflage. Behr, Berlin 1880.
- Konrad lchenfeldt, Lieselotte Kiefer (Hrsg.):
Rebecka Dirichlet: Briefe. Aus der Varnhagenschen Sammlung.
In:
Mendelssohn-Studien
, VI, Duncker & Humblot, Berlin 1986, S. 121?150.
- Hans-Gunter Klein:
Rebecka Dirichlet in Rom. Die Briefe an ihre Schwester Fanny Hensel im Winter 2843/44
. In:
Mendelssohn-Studien
, XV, 2007, S. 261?332.
- Eckart Kleßmann:
Die Mendelsohns. Bilder aus einer deutschen Familie.
Artemis und Winkler, Dusseldorf 1990,
ISBN 3-7608-1020-9
, Abbildung S. 95.
- Helga Maria Kuhn:
?In diesem ruhigen Kleinleben geht so schrecklich viel vor“. Rebecka Lejeune Dirichlet, geb. Mendelssohn Bartholdy in Gottingen 1855?1858.
In:
Mendelssohn-Studien
XI, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 145?156.
- Albrecht Saathoff:
Gottingens Friedhofe, die Statte seiner großen Toten.
Herausgegeben von der Stadt Gottingen. Reise, Gottingen 1954, S. 10, Foto nach S. 8, Abb. 3.
- Julius H. Schoeps
:
Das Erbe der Mendelssohns. Biographie einer Familie
. Fischer, Frankfurt am Main 2009,
ISBN 978-3-10-073606-2
.
- ↑
Martina Bick:
Musikerinnen der Familie Mendelssohn
(=
Reihe Judische Miniaturen
, Band 202). Berlin 2017, S. 70?72.
- ↑
Martina Bick:
Musikerinnen der Familie Mendelssohn
(=
Reihe Judische Miniaturen
, Band 202). Berlin 2017, S. 72.
- ↑
Martina Bick:
Musikerinnen der Familie Mendelssohn
(=
Reihe Judische Miniaturen
, Band 202). Berlin 2017, S. 73.