Raimondo Montecuccoli

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Portrat von Elias Grießler im Heeresgeschichtlichen Museum , Wien.

Montecuccolis Unterschrift:
Raimondo Montecuccoli

Raimondo Graf von Montecuccoli (* 21. Februar 1609 auf Schloss Montecuccolo in Pavullo nel Frignano bei Modena ; † 16. Oktober 1680 in Linz ) war ein italienischer kaiserlicher Feldherr, Diplomat und Staatsmann in osterreichisch - habsburgischen Diensten.

Montecuccoli war kaiserlicher Kammerer und Geheimer Rat , Generalleutnant , General-Artilleriedirektor, Gouverneur von Raab, Hofkriegsratsprasident, Inhaber eines Kurassierregiments , Prasident der leopoldinischen Akademie der Naturforscher und Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies . Er gilt als Schopfer des ersten stehenden Heeres in Osterreich und als einer der bedeutendsten Militartheoretiker und -schriftsteller des 17. Jahrhunderts.

Als seine bedeutendste militarische Großtat gilt sein Sieg in der Schlacht bei Mogersdorf , auch bekannt als Schlacht bei St. Gotthard , uber ein doppelt so starkes Turkenheer, dem er damit den Nimbus der Unbesiegbarkeit raubte.

Von der Pike an: Im Dreißigjahrigen Krieg

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Castello di Montecuccolo

Raimondo wurde als Sohn von Galeotto Montecuccoli (1570?1619) und Anna Bighi (1586?1638) im Castello di Montecuccolo etwa 50 km sudlich von Modena geboren. [1] Er stammte aus dem mittelitalienischen Adelsgeschlecht Montecuccoli-Polignano . Nach sprachlichen und klassischen Studien trat er 1625 als einfacher Kriegsmann in das kaiserliche Heer ein und lernte das Kriegshandwerk im wortlichen Sinn ?von der Pike auf“. So hatte es sein wesentlich alterer entfernter Vetter Ernesto Montecuccoli verlangt, der als Hauptmann in der Leibgarde des Erzherzogs und Kaisers Ferdinand gedient hatte, sich in der Schlacht am Weißen Berg auszeichnete und bis zum Feldzeugmeister aufstieg, bevor er 1633 nach dem Entsatz von Breisach einer siebenfachen Verwundung erlag. [2]

Von 1625 bis 1633 kampfte Raimondo in Schlesien , in den Niederlanden , in West- und Norddeutschland. Nachdem er zwischenzeitlich in einem kroatischen Reiterregiment gedient hatte, stieg Raimondo Montecuccoli bereits 1629 zum Hauptmann im Infanterieregiment Wangler auf. Er wurde von seinem Onkel abwechselnd bei den Fußtruppen und der Reiterei eingesetzt, bevorzugte aber, nach seinen eigenen Angaben, die Kavallerie , ohne jedoch den Wert der Fußtruppen zu unterschatzen ?bei welchen die Disciplin erlernt werden konne, auf deren Grundlage jede Leistung und jeder Ruhm beruht“. [2] [3]

Mit seinen Reitern kampfte Montecuccoli bei Nordlingen und fuhrte 1635 als Oberstleutnant eine Gruppe aus 200 abgesessenen (d. h. zu Fuß gehenden) Kurassieren durch die in die Stadtmauer Kaiserslauterns geschossene Bresche, nahm den Kommandanten gefangen und eroberte die Stadt. Fur diese Leistung ernannte ihn der Kaiser zum Oberst und verlieh ihm das Regiment Trappola , das Montecuccoli um funf neue Kompanien verstarkte und mit dem er noch im selben Jahr wesentlich zur Einnahme Elsaß- Zaberns beitrug. [2] [4]

Danach fuhrte Montecuccoli sein Regiment 1636 bei Wolmirstedt und Wittstock , 1639 bei Chemnitz und 1639 bei M?lnik und Brandeis . Die letztgenannten Gefechte hatte General Hofkirchen gegen Montecuccolis im Kriegsrat geaußerten Widerspruch angenommen. Sie endeten ungunstig fur die kaiserlichen Truppen, Montecuccoli wurde verwundet und gefangen genommen. Er verbrachte seine 2½-jahrige Gefangenschaft teils in Stettin , teils in Weimar und nutzte die Zeit zum intensiven Studium juristischer, philosophischer, historischer und naturwissenschaftlicher Werke. In Stettin entwarf er auch sein eigenes beruhmtes Werk uber die Kriegskunst . Im Jahr 1642 kehrte er nach seiner Auswechselung wieder zum Heer zuruck. Noch im selben Jahr kampfte er wieder mit der kaiserlichen Armee in Schlesien, schlug bei Troppau ein feindliches Korps und entsetzte Brieg . Er wurde zum Generalwachtmeister ernannt, zog dann jedoch im Winter 1642 mit Soldnern nach Modena, um in den Dienst von Herzog Francesco I. d’Este zu treten. [2]

Als General der Kavallerie kampfte er im Krieg um das Herzogtum Castro und stieg zum modenesischen Feldmarschall auf. 1644 aus Italien zuruckgekehrt, wurde er zum kaiserlichen Feldmarschallleutnant und Hofkriegsrat ernannt [1] , befehligte Truppen in Franken und fuhrte Teile von General Gallas ’ in Sachsen vom Feind eingeschlossener Kavallerie nach Bohmen zuruck. 1645 wurde er Kommandant in Schlesien und unterstutzte mit seinem Korps den Erzherzog Leopold auf dessen Zuge gegen Furst Rakoczi von Siebenburgen . [2] 1647 schlugen er und Johann von Werth die Schweden in der Schlacht bei Triebl in Westbohmen. Im darauffolgenden Jahr wurde er dafur zum kaiserlichen General der Kavallerie ernannt. [5]

Als einer der wichtigsten Offiziere der Armee befehligte er unter General Melander zusammen mit Werth die Kavallerie der Kaiserlichen, wahrend Johann Wilhelm von Hunolstein die Infanterie kommandierte. Auf dem Feldzug nach Hessen drang Montecuccoli bis uber die Weser vor, wahrend Melander vergeblich Marburg belagerte. Nach dem Zuruckweichen vor einem vereinigten schwedisch-franzosischen Heer bis an die Donau deckte Montecuccoli am 7. Mai 1648 den Ruckzug der Kaiserlichen in der Schlacht bei Zusmarshausen , dabei kam der ihm zu Hilfe geeilte Oberbefehlshaber Melander zu Tode. Das geschwachte kaiserlich-bayerische Heer zog sich in der Folge bis an den Inn zuruck und uberließ weite Teile Bayerns der Verheerung durch die gegnerischen Truppen. Vor dem Friedensschluss unterstutzte Montecuccoli noch den neuen kaiserlichen Oberbefehlshaber Piccolomini beim Zuruckdrangen der Feinde aus Bayern und der Oberpfalz . [2]

In diplomatischen und militarischen Diensten

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Nach dem Westfalischen Frieden unternahm er diplomatische Reisen nach Schweden, Flandern und Italien. Als kaiserlicher Gesandter nahm er 1655 am ungarischen Landtag und 1664 am Regensburger Reichstag teil. [1] Seine Bekanntschaft mit Christine von Schweden bot Stoff zu romanhaften Geruchten.

1657 unterstutzte er den polnischen Konig Johann II. Kasimir gegen Rakoczi und die Schweden und zwang Rakoczi zum Frieden mit Polen. 1658 zum Feldmarschall ernannt und dem von den Schweden bedrangten Danenkonig zu Hilfe gesandt, vereinigte er sich bei Kustrin mit den Truppen des Kurfursten von Brandenburg, vertrieb die Schweden aus Jutland und Funen , wandte sich darauf nach Schwedisch-Pommern und eroberte Damgarten , Anklam , Demmin , Ueckermunde . [2] Nach dem Frieden von Oliva 1660 wurde er Geheimrat und Gouverneur von Raab.

Um Entlastung gegen den osmanischen Einfall im Furstentum Siebenburgen zu leisten, wo 1660 Oradea nach langerer Belagerung an die Osmanen gefallen war, sollte Montecuccoli im Jahr darauf die osmanischen Festungen Esztergom und Buda angreifen. Er organisierte sorgfaltig die Waffen, die Nachschubwege und eine Pontonbrucke uber die Donau fur seine Streitmacht, als der habsburgische Hof ihm stattdessen das Abrucken uber Oberungarn nach Siebenburgen befahl, um dort den habsburgischen Furstenkandidaten Johann Kemeny zu unterstutzen. Montecuccolis befolgte den Befehl trotz seiner Verargerung uber die zunichte gemachten Vorbereitungen und die Schwierigkeiten, das Heer im unwegsamen und dunn bevolkerten Gebiet zu versorgen. Bald litten seine 15.000 Mann unter Hunger und Krankheit; er ging deshalb der zahlenmaßig vierfach uberlegenen osmanischen Armee aus dem Weg, storte ihre Operationen, verstarkte Garnisonen und half Kemeny, sich eine Prasenz im Furstentum zu verschaffen. 1662 reiste Montecuccoli zum Beraten des weiteren Vorgehens zum ungarischen Landtag in Pressburg ; Kemeny fiel in der Zwischenzeit in der Schlacht. Mit dem kroatisch-ungarischen General Nikolaus Zrinski lieferte Montecuccoli sich in offentlichen Pamphleten ein Wortgefecht. Montecuccoli warf den ungarischen Magnaten mangelnde Unterstutzung und fehlende Erfahrung mit großangelegten Militaroperationen vor, wahrend Zrinski Montecuccoli fur mangelnde Erfolge kritisierte. [6]

Wahrend des Turkenkrieges von 1663/1664 verzogerte Montecuccoli den Vormarsch des feindlichen Heeres, bis die bayerischen, brandenburgischen, franzosischen und sachsischen Allianztruppen zu ihm gestoßen waren. Dies sicherte ihm, am 1. August 1664, in der Schlacht bei Mogersdorf , an der Raab , den Sieg uber ein im Marsch auf Wien befindliches, großes Turkenheer unter Ahmed Koprulu . Bis dahin hatten die Osmanen als unbesiegbar gegolten. Zum Lohn wurde Montecuccoli zum Generalleutnant befordert, dem seinerzeit hochsten militarischen Rang, sofern stattdessen kein Generalissimus amtierte. 1668 erhielt Montecuccoli das Prasidium des Hofkriegsrats .

Hofkriegsratsprasident und letzte Ruckkehr ins Feld

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Als Ludwig XIV. 1672 Holland angriff, erhielt Montecucolli den Oberbefehl uber das mit der Armee des Großen Kurfursten vereinigte kaiserliche Hilfskorps, durfte aber nichts Entscheidendes unternehmen und legte daher Anfang 1673 das Kommando nieder. Im Sommer aber vertrieb er an der Spitze eines neuen Heers Turenne aus Deutschland und eroberte, mit dem Fursten von Orange /Oranien vereint, Bonn . 1675 befehligte er wieder die Kaiserlichen gegen Turenne. Beide manovrierten vier Monate lang erfolglos gegeneinander, bis Turenne am 27. Juli 1675 in der Schlacht bei Sasbach fiel, worauf Montecuccoli die sich zuruckziehenden Franzosen bis nach dem Elsass verfolgte und Hagenau und Zabern belagerte. Aber Condes Erscheinen auf dem Kampfplatz zwang ihn, das Elsass wieder zu verlassen, worauf er mit der Belagerung von Philippsburg seine militarische Laufbahn beendete. Er war der militarische Lehrmeister von Ludwig Wilhelm von Baden .

Er lebte fortan meist am kaiserlichen Hof, im Umgang mit Gelehrten. Die Stiftung der Leopoldinischen Akademie fur Naturforschung ist wesentlich sein Verdienst. Graf Montecuccoli starb am 16. Oktober 1680 in Linz. Die bereits geplante Erhebung in den Reichsfurstenstand erlebte er nicht mehr, sie wurde erst seinem Sohn Leopold Philipp zuteil, mit dessen Tod 1698 die furstliche Linie erlosch.

Montecuccoli verfasste zahlreiche militarische Werke. Ein besonders haufig zitierter Satz aus seinen Aforismi dell’Arte Bellica war die Feststellung: ?Richiesto taluno delle cose necessarie alla guerra, egli rispondesse tre esser quelle: denaro, denaro, denaro“ (?Wurde man jemanden nach den zum Kriege notwendigen Dingen fragen, so wurde er sagen, es seien diese drei: Geld, Geld, Geld“). [7]

Montecuccoli fand seine letzte Ruhestatte in der Kirche am Hof (Wien) , und zwar in der sogenannten Montecuccoli-Gruft, welche sich im nordseitigen Seitenschiff unter der Liboriuskapelle befindet.

Montecuccoli heiratet 1657 Margaretha von Dietrichstein-Nikolsburg (* 18. April 1637; † Wien 15. Dezember 1676), Tochter von Maximilian von Dietrichstein . Das Paar hatte mehrere Kinder, darunter:

  • Leopold Philipp (* 1. Mai 1662 ; † 9. Januar 1698 ) [8] , seit 1689 Furst, kaiserlicher Kammerer, FML ? Grafin Maria Antonia Colloredo Josepha von Colloredo († 1737)
  • Ernestine Barbara (* 25. Mai 1663; † 6. Mai 1701) [9]
? 1678 Michael Wenzel Ungnad von Weißenwolff († 1678) [10]
? 1680 Franz Christoph von Khevenhuller (* 22. September 1634; † 11. September 1684), kaiserlicher Oberstjagermeister

Durch die kaiserliche Entschließung von Franz Joseph I. vom 28. Februar 1863 wurde Montecuccoli in die Liste der ?beruhmtesten, zur immerwahrenden Nacheiferung wurdiger Kriegsfursten und Feldherren Osterreichs“ aufgenommen, zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroße Statue in der Feldherrenhalle des damals neu errichteten k.k. Hofwaffenmuseums (heute: Heeresgeschichtliches Museum Wien ) errichtet wurde. Die Statue wurde 1869 vom Bildhauer Thomas Greinwald aus Carrara-Marmor geschaffen, gewidmet wurde sie von Kaiser Franz Joseph selbst. [11]

1909 wurde der Montecuccoliplatz in Wien- Hietzing ihm zu Ehren benannt. In Gussing erhielt die Jagerkaserne des Bundesheeres seinen Namen.

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Wikisource: Raimondo Montecuccoli  ? Quellen und Volltexte (italienisch)

Einzelnachweise

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  1. a b c Helmut Neuhaus:  Montecuccoli, Raimund Furst von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0 , S. 44?47 ( Digitalisat ).
  2. a b c d e f g Adolf Schinzl:  Montecuccoli, Raimund Furst von . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 183?189.
  3. Georg Schreiber : Raimondo Montecuccoli. Feldherr, Schriftsteller und Kavalier. Ein Lebensbild aus dem Barock. Styria, Graz/Wien/Koln 2000, ISBN 3-222-12817-0 , S. 24?25.
  4. Georg Schreiber : Raimondo Montecuccoli. Feldherr, Schriftsteller und Kavalier. Ein Lebensbild aus dem Barock. Styria, Graz/Wien/Koln 2000, ISBN 3-222-12817-0 , S. 33?35.
  5. Georg Schreiber : Raimondo Montecuccoli. Feldherr, Schriftsteller und Kavalier. Ein Lebensbild aus dem Barock. Styria, Graz/Wien/Koln 2000, ISBN 3-222-12817-0 , S. 71.
  6. Suzanne Sutherland: The Rise of the Military Entrepreneur: War, Diplomacy, and Knowledge in Habsburg Europe. Cornell University Press, Ithaca 2022. ISBN 978-1501765001 , S. 124?129.
  7. Raimondo Montecuccoli, Hendrik van Huyssen: Memorie del General Principe di Montecuccoli che rinfermano una esatta instruzzione de i generali ed ufficiali di guerra, per ben commandar un’Armata (…) . 2 Bande. Compagnia dei Librarii, Koln 1704, OBV , S. 54.
  8. Montecuccoli, Leopold Philipp. Kaiser und Hofe. Personendatenbank der Hoflinge der osterreichischen Habsburger, hrsg. von Mark Hengerer und Gerhard Schon, abgerufen am 5. Dezember 2023 .
  9. Johann C. Spiess, Das Jetzt-herrschende EUROPA , S. 504
  10. Jahrliches genealogisches Hand-Buch , S. 493
  11. Johann Christoph Allmayer-Beck : Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Reprasentationsraume . Kiesel Verlag, Salzburg 1981, ISBN 3-7023-0113-5 , S. 32.