RAF Bruggen

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Royal Air Force Station Bruggen


Royal Air Force Ensign
Aktiv 1953 bis 15. Juni 2001
Staat Deutschland
Streitkrafte UK : British Armed Forces
Teilstreitkraft Royal Air Force
Typ Luftwaffenbasis
Unterstellung RAF Second Tactical Air Force ,
dann RAF Germany ,
schließlich No. 2 Group RAF
Standort Elmpt , Nordrhein-Westfalen , Deutschland
Spitzname "Bruggen", "Bruggers"
Motto To Seek and Strike
Marsch Royal Air Force March Past
Schlachten Zweiter Golfkrieg ,
Kosovokrieg
Luftfahrzeuge
Kampfflugzeug /
-hubschrauber
English Electric Canberra ,
F-4 Phantom II ,
SEPECAT Jaguar ,
Panavia Tornado
RAF Bruggen
RAF Brüggen (Nordrhein-Westfalen)
RAF Bruggen (Nordrhein-Westfalen)
Lokalisierung von Nordrhein-Westfalen in Deutschland
Kenndaten
ICAO-Code ETUR
IATA-Code BGN [1] [2]
Flugplatztyp Militarflugplatz
Koordinaten

51° 12′ 0″  N , 6° 7′ 46″  O Koordinaten: 51° 12′ 0″  N , 6° 7′ 46″  O

Hohe uber MSL 73 m  (240  ft )
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 5 km sudwestlich von Bruggen
Straße A52
Basisdaten
Eroffnung 1953
Betreiber ehemals: Royal Air Force , heute: British Army
Start- und Landebahn
09/27 2487 m Asphalt

Die ehemalige Royal Air Force Station Bruggen , kurz RAF Bruggen , war bis zum 15. Juni 2001 ein wichtiger Militarflugplatz der Royal Air Force in Deutschland . Benannt war die Basis nach der Gemeinde Bruggen , dem nachstgelegenen Eisenbahndepot, sie lag jedoch neben der Ortschaft Elmpt , ungefahr 44 Kilometer westlich von Dusseldorf .

Sie war neben RAF Wildenrath , RAF Laarbruch , RAF Geilenkirchen und RAF Norvenich die zweite von insgesamt funf sogenannter Clutch Stations , neu gebauter RAF-Stutzpunkte nahe der Grenze zu den Niederlanden und somit moglichst weit entfernt von der damaligen innerdeutschen Grenze .

Zu Beginn des Kalten Krieges wurde klar, dass die seit 1945 in der britischen Besatzungszone stationierte British Air Force of Occupation langerfristig in der Bundesrepublik stationiert bleiben wurde. Die RAF stutzte sich in den ersten Jahren nach Kriegsende auf verschiedene meist ehemalige Fliegerhorste der fruheren Luftwaffe , von denen sich einige nur wenige Flugminuten vom ? Eisernen Vorhang “ entfernt befanden.

Die Bauarbeiten begannen 1952; sie beinhalteten die Rodung von Waldflachen und die Trockenlegung von Sumpfgebieten. Der Fliegerhorst nahm 1953 im Zuge der schnellen Aufstellung der NATO -Truppen in Europa seinen Betrieb auf.

317 Supply & Transport Column

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1953 wurde die 317 Supply and Transport Column von Uetersen nach Bruggen verlegt. Dies geschah nach der Entscheidung, alle RAF-Standorte in Deutschland uber den Hafen von Antwerpen mit Nachschub zu versorgen. Im Jahr 1953 wurde die Einheit in Mechanical Transport Squadron umbenannt und war fur die Ausrustung und den Nachschub aller RAF-Stutzpunkte in Deutschland und den Niederlanden verantwortlich. Die Einheit blieb bis zur Eingliederung in die 431 Maintenance Unit im Jahr 1963 in Bruggen, war aber weiterhin bis 1993 tatig. [3]

Wahrend ihrer Dienstzeit fuhrte die Einheit eine Vielzahl humanitarer Einsatze durch; der erste war der Transport medizinischer Versorgungsguter zum KZ Bergen-Belsen . Die Einheit nahm auch an der Berliner Luftbrucke ( Operation Plain Fare ) teil und organisierte im Winter 1962/63 wegen der zugefrorenen Schifffahrtswege einen Konvoi von Tanklastwagen zu den Erdolraffinerien von Rotterdam , mit dem Heizol an deutsche Krankenhauser geliefert wurde.

1957?1998 ? Luftschlag/Luftangriffs-Rolle

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Bruggener Jaguar der 31. Squadron in Finningley , 1977
Hardened Aircraft Shelter in RAF Bruggen, 1981

Die erste fliegende Einheit, die in Bruggen stationiert wurde, war die zuvor in RAF Jever liegende 112. Squadron mit ihren Vampire FB.5 , die im Juli 1953 eintraf. Einen Monat spater kam eine neu aufgestellte Staffel Sabre F4 , die 130. Squadron hinzu und im Januar 1954 erfolgte die Umrustung der 112. auf die Sabre. Zwischen Januar und April 1956 erfolgte die Umrustung auf die Hunter F4 , insgesamt vier Staffeln. Einige Zeit spater lag hier in Folge eine Staffel Javelin FAW1 Tagjager und ab Sommer 1957 bestand durch die Stationierung zweier Staffeln der Canberra PR7/B(I)6 erstmals die Moglichkeit, von RAF Bruggen aus Luftangriffe durchzufuhren. Von 1969 bis 1975 wurden F-4 Phantom II in Bruggen als Jagdbomber eingesetzt, die ab 1975 durch SEPECAT Jaguar ersetzt wurden. Die Jaguars der Staffel wurden ab dem Beginn des Jahres 1984 durch Panavia Tornado GR1 abgelost. Bruggen und der nahegelegene Fliegerhorst RAF Laarbruch (heute Flughafen Niederrhein ) bildeten mit maximal jeweils vier Tornado GR1-Staffeln die beiden Standorte mit der großten Tornado-Streitkraft der NATO. Hardened Aircraft Shelter (gehartete Flugzeugunterstande) waren mit dem amerikanischen Weapon Storage and Security System (WS3) ausgerustet und konnten jeweils bis zu vier taktische, durch die Tornado-Jagdbomber einsetzbaren Nuklearwaffen vom britischen Typ WE.177 lagern. [4]

1984 ? Nuklearwaffen-Zwischenfall

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Am 4. September 2007 gaben die Streitkrafte des Vereinigten Konigreichs zu, dass es am 2. Mai 1984 einen Zwischenfall mit einer Nuklearwaffe in RAF Bruggen gegeben hatte. [5] [6] Die Nuklearwaffe fiel von einem Transportwagen, da ihr Behalter nicht sicher befestigt war. Der Behalter, in dem sich der Gefechtskopf befand, fiel zu Boden und wurde verbeult. Der Gefechtskopf wurde durch eingeflogene britische Wissenschaftler mit Rontgenstrahlung untersucht und es konnten keine Beschadigungen festgestellt werden. Die Waffe besaß eine Sprengkraft, die achtmal so groß war wie die der 1945 uber Hiroshima abgeworfenen Atombombe; sie wurde nach England zuruckgebracht und dort demontiert. Die sechs fur den Zwischenfall verantwortlichen Soldaten/Mitarbeiter erhielten einen Verweis fur ihr Verhalten bei diesem Unfall. [7]

1998?2001 ? Luftangriffs-Rolle

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Nach der Wiedervereinigung Deutschlands gab die Royal Air Force bekannt, dass sie ihre Prasenz in Deutschland um die Halfte reduzieren werde. Ein wesentlicher Teil dieses Plans war die Reduzierung der Tornado-Staffeln in Deutschland von sieben auf vier Staffeln (No.17, No.IX, No.14, No.31 Squadron). Die Staffeln No.9, No.14 und No.31 nahmen am Zweiten Golfkrieg teil und wurden wahrend der NATO-Luftoperationen im Kosovokrieg mit Unterstutzung durch Vickers-VC10 -Tankflugzeuge von RAF Bruggen aus eingesetzt.

Die Entscheidung, alle RAF-Einheiten aus Deutschland abzuziehen, fiel 1996. Als Ergebnis des 1997 in Kraft getretenen britischen Strategic Defence Reviews wurde die No. 17 Squadron zum 31. Marz 1999 aufgelost und der schrittweise Truppenabzug aus der Basis begann. No. 14 Squadron wurde im Januar 2001 nach RAF Lossiemouth verlegt. Eine formelle Zeremonie beendete am 15. Juni offiziell die kontinuierliche Prasenz der Royal Air Force in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg . Bis zum 4. September 2001 hatten alle verbliebenen Tornados RAF Bruggen nach RAF Marham verlassen.

Einheiten in RAF Bruggen

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  • No. 9 Squadron RAF ? Waffensystem Panavia Tornado GR.1, GR.4 (1. Oktober 1986?Juli 2001)
  • No. 14 Squadron RAF ? Waffensystem SEPECAT Jaguar GR.1/T.2, Panavia Tornado GR.4
  • No. 17 Squadron RAF ? Waffensystem SEPECAT Jaguar GR.1/T.2, Panavia Tornado GR.1 (1985?1999)
  • No. 20 Squadron RAF ? Waffensystem SEPECAT Jaguar GR.1/T.2
  • No. 31 Squadron RAF ? Waffensystem F-4 Phantom II FGR.2, SEPECAT Jaguar GR.1/T.2, Panavia Tornado GR.1, Panavia Tornado GR.4
  • No. 80 Squadron RAF ? Waffensystem English Electric Canberra PR.7 (bis 1969)
  • No. 213 Squadron RAF ? Waffensystem English Electric Canberra B(I).6 (1957?1969)
  • No. 37 Squadron RAF Regiment ? Waffensystem Rapier (Rakete)

Javelin Barracks

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Da die Royal Air Force keine weitere Verwendung fur RAF Bruggen hatte, wurde die Basis am 28. Februar 2002 an die British Army ubergeben. Die Basis Elmpt (engl. Elmpt Station ) wurde in Javelin Barracks umbenannt.

Die 12 Flight des Army Air Corps (AAC) war die letzte fliegende Einheit in Bruggen: Sie lag, aus RAF Wildenrath kommend, von Juni 1992 bis Marz 2009 mit 4 Gazelle AH.1 Helikoptern am Platz und wurde Ende Marz 2009 aufgelost.

Unter einem von funf Tanklagern wurde Kerosin im Grundwasser entdeckt. Bis April 2013 wurden 140.000 Liter davon abgepumpt. [8]

Elmpt war daneben Standort der 1st Signal Brigade des Royal Corps of Signals . Ihr unterstanden das 7th Signal Regiment mit der 229. , 231. und 232. Signal Squadron , dem 16th Signal Regiment mit der Support Squadron sowie der 230. , 252. und 255. Signal Squadron sowie dem 628. Signal Troop .

Aufgrund des Komplettabzugs der Britischen Streitkrafte aus Deutschland wurde die Royal Signals abgezogen und die Kaserne Anfang Dezember 2015 an Deutschland zuruckgegeben.

Beispiel:

Heutige und zukunftige Nutzung

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Nach dem Abzug der Briten diente die Kaserne bis Marz 2020 als Fluchtlingsunterkunft oder Zentrale Unterbringungseinrichtung, kurz ZUE. [10]

Das gesamte Areal gehort der Bundesanstalt fur Immobilienaufgaben (BImA). Die Gemeinde Niederkruchten, der Kreis Viersen sowie die Wirtschaftsforderungsgesellschaft fur den Kreis Viersen (WFG) haben gemeinsam eine Gesellschaft gegrundet, um auf dem 882 Hektar großen Gelande ein rund 150 Hektar großes Gewerbe- und Industriegebiet zu realisieren. [11] Im Jahr 2021 wurden die Kaufvertrage unterschrieben und Verdion, ein Immobilieninvestor, begann mit den Planungen zum Gewerbegebiet. [12]

Das Flugfeld ist eine ausgewiesene Windkraft vorrangflache . Ein Investor plant (Stand September 2022) einen Energiepark mit sieben Windradern; sechs von ihnen sollen auf der asphaltierten ehemaligen Start- und Landebahn errichtet werden (weshalb kaum weitere Flachen versiegelt werden brauchen). Auch Batteriespeicher und eine Photovoltaik-Freiflachenanlage sind geplant. [13]

Commons : RAF Bruggen  ? Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. BGN - Airport. Abgerufen am 2. Mai 2010 .
  2. Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network (englisch)
  3. Von der ?RAF-Bruggen“ bis zur ?Javelin Barracks“. In: britenabzug.bundesimmobilien.de. Britenabzug, abgerufen am 8. Januar 2022 .
  4. Robert S. Norris und Hans M. Kristensen: U.S. nuclear weapons in Europe, 1954?2004. Bulletin of the Atomic Scientists , 1. November 2004, abgerufen am 14. Juni 2022 .
  5. GlobalSecurity.org British military confirms atomic bomb incident at base in Germany
  6. TimesOnline.co.uk Britain drops nuclear bomb. Fortunately it doesn’t go off
  7. Incident at RAF Bruggen ? A Viewpoint (MoD) (PDF)
  8. Rheinische Post / Grenzland-Kurier: Kerosin-See im Grundwasser entdeckt
  9. Unfallbericht Canberra WT313 , Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 22. Dezember 2022.
  10. RP online, 15. Dezember 2015: 2500 Fluchtlinge ziehen auf ehemaliges Briten-Gelande
  11. ege-elmpt.de , abgerufen am 1. Januar 2020.
  12. Andre Winternitz: Verdion kauft ehemaligen Militarflughafen in Niederkruchten-Elmpt. In: rottenplaces.de. rottenplaces, 31. Marz 2021, abgerufen am 8. Januar 2022 .
  13. Reiner Burger (FAZ): Im Auge des Energiewendesturms (faz.net 6. Oktober 2022)